Quelle des Selbstwertgefühls



  • Hi,

    Diesmal mache ich Mal einen Thread auf. Die Frage kann man persönlich verstehen oder man kann einfach theoretisch diskutieren. Vielleicht ist sie auch trivial.

    Woher sollte man als Mensch sein Selbstwertgefühl beziehen? Mittlerweile bin ich ja dazu gekommen, dass ich auch einfach ohne was zu leisten zufrieden sein kann, wenn ich es möchte. Aber dabei ist das Problem, dass ich auch gleichzeitig weniger Antrieb habe etwas zu tun.

    Wird man nicht erst durch Unzufriedenheit unruhig genug, dass man etwas an sich ändern, sprich: besser werden möchte? Wie seht ihr das bei euch oder habt ihr allgemein keinen Drang immer besser zu werden, sondern seid mit eurem Leben zufrieden und findet es auch ok, wenn ihr auf eurem Stand seid?

    Oder habt ihr trotz der Zufriedenheit einen starken Antrieb alles zu geben und besser zu werden? Woher nehmt ihr den? Oder ist es so einfach sich zu verbessern, dass ihr das nicht braucht?



  • Eisflamme schrieb:

    Oder habt ihr trotz der Zufriedenheit einen starken Antrieb alles zu geben und besser zu werden?

    Ich denke, das wäre ein Widersprich. Nur, wer unzufrieden ist (und das muss keine totale Unzufriedenheit sein, es reicht schon ein wenig 😉 ; partielle Unzufriedenheit könnte man es nennen), strebt eine Veränderung bzw. Verbesserung seiner Situation an.



  • Hi,

    _matze schrieb:

    Ich denke, das wäre ein Widersprich

    ist das so? Man kann ja auch zufrieden sein, gerade weil man alles tut um besser zu werden. Mir gefällt der Begriff "Unzufriedenheit" irgendwie nicht.

    Eisflamme schrieb:

    Mittlerweile bin ich ja dazu gekommen, dass ich auch einfach ohne was zu leisten zufrieden sein kann, wenn ich es möchte.

    Wenn du quasi auf Knopfdruck zufrieden sein kannst, wäre das eine beneidenswerte Fähigkeit.



  • CarstenJ schrieb:

    Eisflamme schrieb:

    Mittlerweile bin ich ja dazu gekommen, dass ich auch einfach ohne was zu leisten zufrieden sein kann, wenn ich es möchte.

    Wenn du quasi auf Knopfdruck zufrieden sein kannst, wäre das eine beneidenswerte Fähigkeit.

    Wie kann man eine so simple Aussage so verfaelscht wiedergeben?



  • [OT]

    Wenn du quasi auf Knopfdruck zufrieden sein kannst, wäre das eine beneidenswerte Fähigkeit.

    Na ja, das funktioniert schon. Wenn gerade nichts auf der Arbeit oder privat läuft, dauert so was halt länger. Der Punkt ist nur, dass ich letztlich dazu gezwungen bin, in irgendwas gut zu sein, weil ich sonst kein Geld (oder für die Arbeitszeit mir nicht genug) verdienen kann. Wenn ich zufrieden bin, tue ich Dinge nicht mit dem nötigen Nachdruck. Und da ich kaum entspannende Hobbys sondern nur leistungsbezogene Hobbys habe, "gönne" ich mir Zufriedenheit nicht oft. Knopfdruck ist etwas übertrieben, aber wenn ich konstatiere, dass ich in nichts gut sein muss, kann ich relativ schnell Zufriedenheit empfinden.[/OT]

    _matze:
    Hm, interessante Auffassung. Das drängt sich mir nämlich auch auf.

    Die Idee hab ich übrigens (intensiviert) von Dr. House, der Dr. Foreman als unbrauchbar bezeichnet als dieser zufrieden und dadurch nicht skeptisch und stressbereit genug war. Und House ist nie zufrieden und lernt daher alle möglichen Dinge und fokussiert sich komplett auf seine Diagnosen und ist daher darin brillant. Ist zwar nur ne Serie, aber ich fand die dahinterliegende Idee irgendwie plausibel.



  • Man setzt sich ja selbst Ziele, meistens auch Etappenziele, sei es bei der Entwicklung einer Software oder bei einer Sportart, oder anderswo.

    Wenn man ein Etappenziel erreicht hat, ist man ja zunächst in einem gewissen Maße zufrieden. Aber in dem Moment fasst man ja direkt das nächste Ziel ins Auge, d.h. es ist auch schon wieder Potential für Unzufriedenheit vorhanden.

    D.h. auch bei einer positiven Entwicklung ist Raum für Unzufriedenheit, denn der Mensch ist strebsam und will immer neue Ziele erreichen.



  • CarstenJ schrieb:

    Hi,

    _matze schrieb:

    Ich denke, das wäre ein Widersprich

    ist das so? Man kann ja auch zufrieden sein, gerade weil man alles tut um besser zu werden.

    Ist es dann nicht so, dass man sich verbessert, gerade weil man weiß, dass man unzufrieden wäre, wenn man es nicht täte (z.B. aus Erfahrung)? Irgendeinen Antrieb muss es doch geben, sonst macht man es nicht. Sonst würde jeder Zufriedene die Weiterentwicklung scheuen, da sie ihm keine nennenswerte Verbesserung verspricht. Schon das Verlangen nach mehr in seinem Leben ist doch eine Art (partielle) Unzufriedenheit.

    Und ja, ich mag den Begriff auch nicht so sehr. 😃 Man könnte vielleicht mit anderen Begriffen hantieren, wie Erfüllung oder so.



  • Hi,

    _matze schrieb:

    Ist es dann nicht so, dass man sich verbessert, gerade weil man weiß, dass man unzufrieden wäre, wenn man es nicht täte (z.B. aus Erfahrung)?

    ja, so gesehen hast du Recht. Erfüllung gefällt mir dabei aber auch besser.



  • Hm..
    Auch wenn man mit einer gegebenen Lage zufrieden ist, kann man doch Motivation aus der Vorstellung einer noch besseren Lage beziehen? Gut, das kommt auf die Sichtweise an, man könnte argumentieren, dass man dann ja mit der gegebenen Lage nicht zufrieden ist. Allerdings sagt man (normalerweise) doch auch nicht, dass Schlafen unglaublich teuer ist, da man in dieser Zeit ja nicht arbeiten kann 😃



  • Manche machen das schon... Wie ist das denn bei euch persönlich?



  • Wenn ich ein Ziel erreicht habe und generell an der Thematik noch Interesse habe, dann setze ich mir ein nächst höheres Ziel.

    Letztes Jahr z.B. habe ich bei den sächsischen Landesmeisterschaften (Sportart unwichtig 😃 ) den 3.Platz knapp verfehlt. Dieses Jahr hab ich mir vorgenommen, aufs Treppchen zu steigen 😃



  • Die Quelle meines Selbstwertgefühls: ein Bierkasten 😃

    Im Ernst. Ich finde Kinder als eine Quelle des Selbstwertgefühls. Wenn man ihnen Dinge beibringt, ihnen einfach die Welt zeigen darf. Und wenn dann die Kleinen zu einem hoch schauen, weis ich wieviel wert ich selbst bin.

    Und natürlich zählt hierbei auch das ich zur Zeit erfolgreich in meiner Arbeit bin. Aber ich besitze immer noch einen Forschungstrieb und einen leichten Anreiz besser zu werden als meine Kollegen. 😃

    Bei mir ist es aber auch ein wenig der Drang zu einem ruhigen, leicht dekadentem, Leben ohne das alltägliche Gedäz, wie dem hochstilisieren von Problemen. Aber wenn jemand Hilfe benötigt, helfe ich gerne.



  • Für mich vermischt man hier Selbstwertgefühl, Selbstbewußtsein, Elan und Zufriedenheit in einer Art und Weise die eigentlich nicht zulässig ist.

    Ich bin der Typ der sogar im Paradis unzufrieden ist. Ich brauche die Herausforderung, will was bewegen, spring ins kalte Wasser und schwimme zu nächsten Insel. Immer Sonne macht eine Wüste. Da ist Helmut Schmidt mein Vorbild, der mit 90 noch nicht die Füße stillhalten kann.

    Als Exzentriker habe ich mit meinen Selbstwertgefühl kaum Probleme.
    Gebildet aus Erfahrung und Erfolg woraus sich mein Selbstbewußtsein bildete.



  • Hm, hast Du Lust, die Begriffe zu trennen? Mir fällt das gerade schwer.

    Also ich würde sagen, Selbstwertgefühl ist einfach nur das Bewusstsein, dass man einen Wert hat. Aber dann ist die Frage, woher man das hat. Damit meine ich "Quelle des Selbstwertgefühls", also halt das, was einem nach eigener Auffassung den Wert gibt.

    Selbstbewusstsein bedeutet für mich hier, dass man in seine Fähigkeiten vertraut und davon ausgeht, dass man's drauf hat.

    Elan bedeutet, dass man motiviert ist, was zu tun, da kriegt man also Antrieb.

    Und Zufriedenheit ist einfach so was wie emotionale Ausgeglichenheit.

    Na ja und meine Vermutung ist jetzt, dass Zufriedenheit Elan abklingen lässt, da Elan ja oft dadurch zu Stande kommt, dass man etwas ändern will. Andererseits hat Elan auch etwas Positives im Sinne davon, dass man etwas anpackt, weil man selbstbewusst ist und glaubt, etwas Tolles schaffen zu können. Geht halt in Richtung Leidenschaft/Passion, ein wenig.

    Und Selbstwertgefühl ist natürlich Grundvoraussetzung für Selbstvertrauen. Wenn ich wenig von mir selbst halte, kann ich kaum glauben, dass ich in etwas gut bin. Aber wenn ich Selbstwertgefühl habe, habe ich nicht gleichzeitig Selbstvertrauen, oder?



  • Eisflamme schrieb:

    Also ich würde sagen, Selbstwertgefühl ist einfach nur das Bewusstsein, dass man einen Wert hat. Aber dann ist die Frage, woher man das hat. Damit meine ich "Quelle des Selbstwertgefühls", also halt das, was einem nach eigener Auffassung den Wert gibt.

    Ich definiere Selbstwertgefühl als die Reflektion der eigenen Psyche gegen seine Umwelt und der Ableitung des gegenseitigen Nutzens und Zweckes.

    Eisflamme schrieb:

    Selbstbewusstsein bedeutet für mich hier, dass man in seine Fähigkeiten vertraut und davon ausgeht, dass man's drauf hat.

    Ich definiere Selbstbewußtsein als Diskuss der eigenen Psyche mit seiner Umwelt (Metaphysik) und dem Stehen zum resultieren Ergebnis. Dieser Diskurs wird aber nicht immer geführt, wie es gern andere hätten, sondern wie es aus dem konzeptionellen Denken der eigenen Psyche entspricht. Was Abertausende von Forumsmitgliedern scheinbar bis heute nicht begreifen... 🙄

    Eisflamme schrieb:

    Elan bedeutet, dass man motiviert ist, was zu tun, da kriegt man also Antrieb.

    Ich definiere Elan als Dynamik des Schaffens and der Agilität seine Ziele zu verfolgen.

    Eisflamme schrieb:

    Und Zufriedenheit ist einfach so was wie emotionale Ausgeglichenheit.

    Ich definiere Zufriedenhalt als emotionale Befriedigung. Sprich: Bestimmte Perceptoren bekommen ihr Signal. Mehr ist das eigentlich nicht.

    Eisflamme schrieb:

    Na ja und meine Vermutung ist jetzt, dass Zufriedenheit Elan abklingen lässt, da Elan ja oft dadurch zu Stande kommt, dass man etwas ändern will.

    Gegenbeispiel: Der Workoholic!

    Eisflamme schrieb:

    Andererseits hat Elan auch etwas Positives im Sinne davon, dass man etwas anpackt, weil man selbstbewusst ist und glaubt, etwas Tolles schaffen zu können. Geht halt in Richtung Leidenschaft/Passion, ein wenig.

    Da passt mir selbstbewußt als Solution Constraint nicht, weil auch wenig selbstbewußte Leute eine Passion entwickeln können.

    Eisflamme schrieb:

    Und Selbstwertgefühl ist natürlich Grundvoraussetzung für Selbstvertrauen. Wenn ich wenig von mir selbst halte, kann ich kaum glauben, dass ich in etwas gut bin. Aber wenn ich Selbstwertgefühl habe, habe ich nicht gleichzeitig Selbstvertrauen, oder?

    Für Selbstmordgefährdete - Denkt mal über folgende Anekdote nach:
    Albert Einstein stolpert 1905 in Bern über einen Bahnhofspenner in den Schnee und seine Uhr fliegt gegen eine Flasche bei der sich das Licht bricht. Durch diese Inspiration hat er die Zeitdehnung in der Relativität überhaupt erst verstanden. Einstein würde berühmt und der Penner erlag irgendwann den Kältetod. Aber ohne IHn gäbe es keine Relativitätstheorie.
    Gerade meine Interaktion mit den Medien hier hat doch bewiesen, ein Nebensatz kann Länder bewegen.
    Oder es mit einem Lieblingsfilm zu sagen:
    http://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=hUTXsx9Qgic#t=88s -> 1:30 min



  • Also was daraus hervorgeht ist dann für mich:
    - wer anderen nichts nützt, der ist nichts wert
    - Selbstbewusstsein resultiert daraus, was andere von dem halten, was man getan hat

    Also eine sehr wirtschaftliche Ansicht der Dinge.



  • Eisflamme schrieb:

    Also was daraus hervorgeht ist dann für mich:
    - wer anderen nichts nützt, der ist nichts wert

    Umwelt != Personen.
    Manche setzen sich für den Artenschutz. manche für die Wissenschaft und manche für die Kunst ein.

    Eisflamme schrieb:

    - Selbstbewusstsein resultiert daraus, was andere von dem halten, was man getan hat

    Eigentlich habe ich genau das Gegenteil geschrieben.



  • Na ja, ich finde, so Begriffe wie Umwelt, Metaphysik, Diskurs und auch "Stehen zum Ergebnis" sind total schwammig, daher verstehe ich nicht so recht die Details.

    Also wenn Du sagst, Du prüfst, ob Du der Umwelt einen Nutzen gebracht hast, hängt das Selbstwertgefühl doch von Zweck/Nutzen ab, wobei Du neben irgendwelchen Personen auch abstrakte "Forschungsfelder" wie Kunst, Wissenschaft etc. akzeptierst. Jemand, der den ganzen Tag nichts treibt und keinem was nützt, ist also wertlos?

    Bzgl. Selbstbewusstsein hatte ich deinen zweiten Satz falsch gelesen. Du schaust Dir also das Ergebnis an und vergleichst das womit? Oder gibt es da keinen Vergleich? Aber Du leitest aus dem wie auch immer abgeleiteten "Wert" des Ergebnisses das Selbstbewusstsein ab?



  • Eisflamme schrieb:

    Mittlerweile bin ich ja dazu gekommen, dass ich auch einfach ohne was zu leisten zufrieden sein kann, wenn ich es möchte.

    Wer zufrieden sein kann, ohne etwas zu leisten, der stellt an sich selbst keine Ansprüche.

    Denn hat man Ansprüche, dann kann man auch nur dann zufrieden sein, wenn man diese Ansprüche auch erfüllen kann, kann man sie nicht erfüllen, so führt dies zu Unzufriedenheit.

    Man muß also schon auf nem Buddhatripp sein und an die komplette Auflösung des eigenen Ichs glauben, wenn man nichts leisten müssen mit zufrieden sein vereinbaren können möchte.

    Aber dabei ist das Problem, dass ich auch gleichzeitig weniger Antrieb habe etwas zu tun.

    Ich finde, wenn man etwa geleistet hat, dann führt das zu innerer Zufriedenheit und die ist meist besser, als sich z.B. Zufriedenheit zu kaufen, in dem man z.B. Konsumgüter kauft.

    Die eigene Faulheit strebt dem Ziel zufrieden zu werden allerdings entgegen, das ist wohl wahr. Dagegen muß man ankämpfen und wenn das Ziel erreicht ist, dann ist die Zufriedenheit umso größer.

    Wird man nicht erst durch Unzufriedenheit unruhig genug, dass man etwas an sich ändern, sprich: besser werden möchte?

    Das kann so sein, allerdings kann auch die Faulheit stärker sein.

    Wie seht ihr das bei euch oder habt ihr allgemein keinen Drang immer besser zu werden, sondern seid mit eurem Leben zufrieden und findet es auch ok, wenn ihr auf eurem Stand seid?

    Nö, mein verlangen nach Wissen wächst jeden Tag weiter, je mehr ich erfahre, desto mehr will ich auch wissen.

    Oder habt ihr trotz der Zufriedenheit einen starken Antrieb alles zu geben und besser zu werden? Woher nehmt ihr den? Oder ist es so einfach sich zu verbessern, dass ihr das nicht braucht?

    Nun, die Frage ist ja auch, worin verbessern?

    Man kann sich in vielerlei Dinge verbessern, nur wenn es nicht das ist, was bspw. der Chef will, dann wird die Lücke der Unzufriedenheit trotzdem nicht gefüllt, weil man eben mit Nebenschauplatzthemen im Beruf eben nicht vorankommt.



  • Das Selbstwertgefühl setzt jeder wie die Begriffe 'selbst' und 'Gefühl' sagen voll alleine. Wer damit Probleme hat, fragt in der Familie, bei Freunden oder den Partner. Ansonsten gibt es noch Fachleute, bei denen man sich für gutes Geld auf die Couch legen kann. 🙂


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