Wie kaputt ist Europa?



  • Umfrage: Wie kaputt ist Europa?

    Auswahl Stimmen Prozent
    Irreparables Fehlkonstrukt 19 65.5%
    Nur Reformbedürftig 9 31.0%
    Alles ist OK 1 3.4%

    Die offensichtlichsten Probleme sind

    - Korruption vor allem auf EU- Ebene, siehe causa Ernst Strasser. Aber in Slowenien werden Opposition wie Regierung gleichermaßen geschmiert - fair geht vor.
    - (Jugend-) Arbeitslosigkeit. Egal. Ben Ali mußte in Tunesien wegen 30% den Sessel räumen, in Spanien bei 50% halten noch alle das Maul.
    - Radikalismus. In Ungarn ist der Kampf gegen den rechtsradikalen Premier Orbán dem Verfassungsgericht übergeblieben. Über die "echten Finnen" kein Wort dazu. Echt zu freaky.
    - Bei "freaky" fällt mir Mr. "BungaBunga" Berlusconi ein, der echte Chancen hat, zurückzukommen, um sich weitere Exculpierungsgesetze auf den Leib schneidern zu lassen.
    - Währenddessen wird weiter an uns Regelungswut zelebriert, die insbesondere bei der neuen Tabakrichtlinie buchstäblich über Leichen geht, bzw. maßgeschneiderte Lobbybedienung als Verbraucherschutz verkauft, wie z.B. bei der Glühbirne.
    - Zum Zweck der Dauereurorettung wird uns dauernd in die Börse gelangt, vor allem in die kleinen, aber dafür in viele. Inflation 1-2% 😕 Ah, wie? Bestes Rind letztes Jahr knapp 40€/kg, jetzt 44€/kg oder vergleicht mit alten Tankrechnungen. Wir werden verarscht.
    - Als weitere Anzeichen für gewisse Auflösungserscheinungen kann man den angedrohten Austritt Großbritanniens werten.

    Habt ihr nicht ein Gefühl, daß irgendwas verdammt schief läuft oder findet ihr alles paletti?



  • ...



  • Swordfish schrieb:

    Same procedure as /every/ year!

    Ich habe manchmal das Gefühl, daß das Reden darüber den Leuten mehr auf den Zeiger geht, als die Mißstände selbst, weil sich nix ändert.
    😞



  • ...



  • pointercrash() schrieb:

    Swordfish schrieb:

    Same procedure as /every/ year!

    Ich habe manchmal das Gefühl, daß das Reden darüber den Leuten mehr auf den Zeiger geht, als die Mißstände selbst, weil sich nix ändert.
    😞

    Das kommt immer darauf an, wer was mit welchem Rhetorikstil vermitteln möchte 😉



  • Ich denke, dass die EU bzw. die Währungsunion falsch und übereilt angefangen wurde.

    Es hätte vermutlich ausgereicht, wenn erstmal Deutschland, Frankreich und die Benelux-Staaten sich zusammengeschlossen hätten. Dafür aber ein engerer Zusammenschluss, in dem man wirklich echt zusammen steht und nicht nur drüber redet.
    Das hätte man dann erstmal über 20 Jahre konsolidieren können und schauen können, welche anderen Staaten noch infrage kommen.

    Aber so hat man die Ruckzuck-Variante gewählt und da haben wir den Salat.



  • @Cpp_Junky
    Na, wer sich jetzt ans Bein gepinkelt fühlt, hat ein überaus empfindliches Gemüt. 😉

    @It0101
    Überaus richtig. Besonders bestaunenswert, welche Staaten von Anfang an in der Währungsunion waren. 😮

    Heute soll im Europaparlament über die Privatisierung der Wasserversorgung entschieden werden, bzw. ob die Lesung so durchgeht oder Änderungsanträge eingearbeitet werden müssen. Wer hat denn das so mitbekommen?
    Wer hatte da seine Finger im Spiel? Wieder mal die Köfferchen- und Schlipsträger, die mit den Abgeordneten zwischen Brüssel und Straßburg pendeln? Ist ja nur zu unser aller Nutzen. 😉



  • Ich sehe eben das Problem der EU, dass viele Staaten einfach nur aus Geldgier in die EU gekommen sind und nicht aufgrund des ernsthaften Willens, nebeneinander und miteinander gemeinsam in Europa zu leben...

    Geld überholt Moral. Wie so oft.


  • Mod

    @pc(): Ich hab zumindest eine Petition dagegen unterschrieben, aber du findest halt leider nie eine Million Unterschriften...

    MfG SideWinder



  • Bei einem Top-Down-Prozess müssen die Entscheidungsträger immer so tunen, als hätten sie an jedem erdenklichen Anwendungsfall aus jeder möglichen Konfiguration von Fachmodellen und Institutionen, sowohl in der Gestaltung, als auch in der Anwendung gedacht. In der Realität liegt nichts ferner. Ich habe bereits Studien aus Großbritannien gesehen, die belegen, dass hierbei in Industriestaaten der Komplexitäts- und Vernetzungsgrad, sowie den damit verbundenen sozio-ökonomischen Auswirkungen schon lange den Bereich überschritten haben, den Menschen, insb. Einzelpersonen, ohne große Desaster überhaupt noch managen oder verwalten können.
    Um durch einen Bottom-Up-Prozess Feedback zu erhalten, um dieses Konstrukt, wie z.B. Rechtsgefüge, zu ändern, bedarf es in der klassischen Politik durch den politischen Prozess, der Quantität, den nötigen Ressourcen und bestehenden Kommunikationsmöglichkeiten manchmal Jahrzehnte.

    Demnach werden die Auswirkungen immer fataler, immer dringender, aber das System ist immer langsamer und schwerer zu ändern und die Kollateralschäden im Prozess werden immer größer. Um z.B. komplexe Software im Staatswesen zu ändern, wie für das Finanzministerium und Sozialversicherungen, braucht die Verantwortlichen 2-3 Legislaturperioden (dazu sage ich jetzt besser nichts …). So ist es ein offenes Geheimnis, dass die meisten Ämter schon ewig keine konsistente SW mehr haben, und gerade in Großstädten die linke Hand schon lange nicht mehr weiß was die Rechte tut.

    Daraus lässt sich auch die Angst vieler Sachbearbeiter und Beamten begründen, die Ausführungsbestimmungen, Prozesse und Gesetze so stur auslegen zu müssen. Denn jeden Euro, denen sie Bürger, Organisationen oder Firmen gönnen, wird durch die Anomalien und Inkonsistenzen im Staat tausendfach bezahlt, weil andere Abteilungen, IT oder Ämter diese nicht mehr verarbeiten können. Gerade das Rechtskonstrukt geht mit solche Anomalien empfindlich um, weil aus jedem Grundsatzurteil, jedem Präzedenzfall ein globaler Anspruch entsteht, den das System nicht mehr richtig verarbeiten kann.
    Kollateralschäden sind u.a. dass in den Ämtern keine interne Sensorik vorherrscht oder sogar toleriert wird bottom-up über die Inkonsistenzen oder Anomalien beim Bürger überhaupt berichten zu können. Die Bürger werden nach dem ‚try and error‘ direkt in die Judikative gezwungen, neben den Medien, die einzige interne Sensorik, die dem Staat bottom-up noch bleibt.
    Das kann man leider brutal an Harz IV sehen. 1.2 Millionen Rechtsauseinandersetzungen pro Jahr, weil die Justiziariate, Senate und das Ministerium nicht mehr in der Lage sind, die Zusammenhänge zu durchschauen, um vernünftige Gesetze und Bestimmungen auszuarbeiten, damit die Politiker sie dann verabschieden, und mit wahnwitziger Taktfrequenz die Schwächsten unserer Gesellschaft als Versuchskaninchen missbrauchen, sich über unzählige Iterationen einzupendeln. Dabei traut sich auch niemand die Abrissbirne herauszuholen, weil die „Laborraten“ dann alles wieder erneut durchmachen müssen, ohne Garantie auf Verbesserung. Fear is the enemy ...

    Die Auswirkungen fehlenden Bottom-Up-Feedbacks kann man auch an anderen Stellen sehen, z.B.
    Bei der Schuldenverteilungen zwischen den Bund, Länden und Gemeinden. Die Hälfte unserer Städte, Kommunen und Gemeinden stehen unter Nothaushalt (Summe 153 Mrd., mir letzter bekannter Stand). Viele Bürgermeister schreien schon Jahre um Hilfe. Bei den meisten Ländern sieht es auch viel besser aus. Es liegt nicht nur daran, dass immer mehr Belastungen vom Bund in die Gemeinden geschoben wurden, sondern das echte Sanierungsmöglichkeiten in den Kommunen, sowohl durch das verteilte Rechtskonstrukt in der Föderation ( ➡ Kommunikationsfluss in großen Organisationen), als auch den nicht mehr durchschaubaren Abhängigkeitsbeziehungen innerhalb der Kommunen als auch in der Binnenwirtschaft selbst, zwischen kurz-, mittelfristig und langfristigen Steuereinnahmen, Kosten, Wachstumsraten, Lebensstandard und lokalen Institutionen nicht mehr möglich ist. Sie glauben doch nicht wirklich das ein einzelner Kämmerer da den Überblick hat. Der kann als Cheferbsenzähler nur den Schaden verwalten und jeder seiner Schläge in die Menge mit dem Breitschwert verursacht immense Kollateralschäden.
    Extrem kann man das in der EU sehen. Wir haben ca. 60 Jahre EWG hinter uns, bei dem sich zwischen nationalen und EU-Recht die Binnenwirtschaft eingependelt hat. Die Spagetti-Knoten sind hierbei gigantisch. Und jetzt soll aus der Not heraus die Fiskal- und Wirtschaftsunion über Top-Down Systems Engineering geboren werden und über den größten und heterogensten Thesuarus aller Zeiten gestülpt werden?!?. Diesen gordischen Knoten bekommen sie nicht gelöst. – Never! Deshalb wird da nie was Nachhaltiges entstehen. Denn als wir damals dort nur den Begriff ‚Rückverfolgbarkeit‘ in den Mund genommen hatten, wurde wir politisch sofort abgesägt.


  • Mod

    Prof84 schrieb:

    Um z.B. komplexe Software im Staatswesen zu ändern, wie für das Finanzministerium und Sozialversicherungen, braucht die Verantwortlichen 2-3 Legislaturperioden (dazu sage ich jetzt besser nichts …). So ist es ein offenes Geheimnis, dass die meisten Ämter schon ewig keine konsistente SW mehr haben,

    Aktuelles Beispiel: man kann zur Zeit bestimmte elektronische Steuererklärungen (ELSTER) für 2012 noch nicht abgeben, weil die Änderungen vom Jahressteuergesetz so spät kamen, daß die Schnittstellenspec erst jetzt herauskam, und noch niemand diese implementiert hat.

    Aber gib mal als Steuerbürger Deine Erklärung 1 Tag zu spät ab...



  • hallo

    also ich finde es gut, in vielen ländern mit dem gleichen geld bezahlen zu können und an der grenze nicht mehr aufgehalten zu werden. ich denke, dass eher in die richtung vereinigte staaten von europa gehen sollte. seit einigen jahrzehnten kein krieg mehr (untereinander) - ist auch nicht zu verachten.

    chrische



  • So schön das auch ist, erstens gehören beispielsweise Großbritannien und die Schweiz gerade nicht zum Euroraum, und zweitens könnte man eine Währungsunion vermutlich auch ohne EU hinbekommen.
    Und das mit dem Krieg soll wohl ein Witz sein? Gut, nicht untereinander, aber an den Außengrenzen ist es stellenweise alles andere als friedlich. Und im Innern nenne ich mal als Beispiele für "Feindseligkeiten": Nordirlandkonflikt, Baskenland, der Vertriebenenzirkus zwischen Deutschland, Polen und Tschechien, die Liebesbeziehung zwischen Griechenland und der Türkei ( + Zypern), ...



  • @chrische
    Blöder Witz, ich bin niemals irgendwo aufgehalten worden. In Italien, Spanien usw. haben sich die Straßenhändler wie die Geier auf mich gestürzt, um an die Deutschmarks zu kommen. Sogar in der Türkei kann man in den Tourismuszentren überall mit Euros bezahlen, für den Rest gibt's Visa. Mit einem starken "Nord-Euro" wäre der Zustand leichter zu erhalten, als durch Dauereurorettung aus den Börsen der Kleinen; übrigens: Auch Frankreich hatte seine Staatspleiten und Währungsreformen.

    @scrub
    Ja, die Zahl der - nennen wir es "Kleinkonflikte" - war auch zu EWU- Zeiten überschaubar. Der Euro als Allheilmittel ist nicht wirklich ernstzunehmen, im Gegenteil, er sorgt eher für mehr Konflikte.

    Was ich noch gar nicht angesprochen habe, ist die insgesamte Überalterung der europäischen Gesellschaft und daß zunehmend den jüngeren Generationen Lasten aufgeschultert werden, die sie nicht mehr stemmen können. Es gibt mittlerweile mehr Ü60 als U30- Wähler, wenn die Jüngeren zu Wahlen gingen, was sie aus Politikverdrossenheit immer weniger tun.
    "Die Presse" (damit zwangsläufig österreichlastig) hat der Sache heute einen Thementag gewidmet:
    - Alt bestimmt, Jung akzeptiert
    - Generationenkonflikt?
    - Verteilungskämpfe um's Geld
    - Wer zahlt, schafft an - mal umgedreht
    - Pensionskonflikt #1
    - Rentenkonflikt Deutschland

    Ihr werdet weitere Links für den Beleg finden, daß Europa nicht mehr so weiterwurschteln darf.

    Mal so aus der persönlichen Ecke eingestreut:
    Meine Eltern sind in Pension, aber was die abzocken, könnte ich mir nicht leisten, selbst, wenn man meine Zahlungen brutto für netto rüberschöbe. Nichtmal, wenn man meinen Bruder dazunähme. Damit wird klar, daß das System schief hängt und gewaltiges Explosionsmaterial birgt.



  • pointercrash() schrieb:

    Meine Eltern sind in Pension, aber was die abzocken, könnte ich mir nicht leisten, selbst, wenn man meine Zahlungen brutto für netto rüberschöbe. Nichtmal, wenn man meinen Bruder dazunähme. Damit wird klar, daß das System schief hängt und gewaltiges Explosionsmaterial birgt.

    Mit Pension ist generell "Rente" gemeint oder bezieht sich das auf Beamte?

    Wie auch immer, das Ungleichgewicht, in Deutschland, zwischen Rente und Beamtenpension ist ziemlich übel. Ein pensioniertes Lehrerehepaar kann so richtig die Champagnerkorken knallen lassen.



  • Provieh-Programmierer schrieb:

    Wie auch immer, das Ungleichgewicht, in Deutschland, zwischen Rente und Beamtenpension ist ziemlich übel. Ein pensioniertes Lehrerehepaar kann so richtig die Champagnerkorken knallen lassen.

    Du hast richtig geraten 😃 .
    Wobei in Österreich alles unter "Pension" läuft. Da gab es die "Hacklerregelung", die eigentlich für körperlich verschlissene Bauarbeiter gedacht war und hauptsächlich von Beamten und Angestellten in höheren Positionen in Anspruch genommen wurde.
    Die echten "Hackler", also körperlich aktiven Arbeiter waren meist schon vor 30 Einzahljahren verschlissen. Die haben das nicht mehr erlebt, hängen auf Sozialhilfe- und Arbeitslosenversicherung rum und hoffen meist, es noch irgendwie in die Rentenansprüche zu schaffen. In Deutschland Entsprechung halt Hartz IV.
    Das war ein undurchdachtes Wahlgeschenk der SPÖ, das schwer zurückgenommen werden konnte, aber in Folge die Pensions/Rentenkassen sprengen wird.

    Meine Eltern haben zusammen eine Pension, die im fünfstelligen Bereich liegt, das wären mindestens 120'000 € per annum (tatsächlich ist es doch ein bißchen mehr. 😉 ), meine steuerliche/Sozialkosten- Abgabe liegt deutlich drunter. Ich kann mir meine Eltern einfach nicht mehr leisten, abschaffen kann ich sie aber auch nicht straffrei. 😃

    Man braucht nichtmal 'nen Taschenrechner, um abschätzen zu können, daß das nicht auf Dauer funktionieren können kann.



  • hallo

    nicht alle lehrer in deutschland sind beamte.
    mir ging es weniger um den euro als um die idee der europäischen gemeinsamkeit und wenn der konflikt in nordirland oder die vertriebenen herhalten, dann vergleiche ich das mit einigen jahrhunderten vor 1945 und freue mich über eine phase des friedens.

    chrische



  • chrische5 schrieb:

    ... nicht alle lehrer in deutschland sind beamte.
    mir ging es weniger um den euro als um die idee der europäischen gemeinsamkeit und wenn der konflikt in nordirland oder die vertriebenen herhalten, dann vergleiche ich das mit einigen jahrhunderten vor 1945 und freue mich über eine phase des friedens. ...

    Doch, in D werden Lehrer üblicherweise verbeamtet. Damit sie nicht den "Komsomolzen" anheimfallen, wie Herr Strauß es dunnemals aus der CSU so treffend bemerkte.

    Egal, wir ziehen doch in keine Kriege mehr, das hat die EWU auch schon gezeigt. Der Euro ist der erste Kriegsgrund, der mir einfällt.
    Divergierende Wirtschaften kann man nur über Finanzausgleiche regeln, über Währungsabwertungen oder eben Kriege.

    Das "friedliche Europa", die "Europäische Gemeinsamkeit", um es in Deinen träumerischen Worten zu beleben, ist nicht mehr als ein Pups ins Kinderbett und wird es auch bleiben, wenn ein paar wesentliche Probleme nicht gelöst werden.

    Überdies Danke für die konsequente Kleinschreibung - ich mache mir wenigstens noch Gedanken, wie etwas geschrieben gehört, auch wenn ich hin und wieder danebenlange. 👎



  • "Eure Sorgen un Otje sien Geld!" 😃



  • hallo

    pointercrash() schrieb:

    Doch, in D werden Lehrer üblicherweise verbeamtet. Damit sie nicht den "Komsomolzen" anheimfallen, wie Herr Strauß es dunnemals aus der CSU so treffend bemerkte.

    nein, nein und nochmals nein. ich hatte auch bisher nicht erwartet, dass deine aussagen begründet sind, aber das stimmt einfach nicht. in sachsen gibt es keine verbeamteten lehrer. die sind alle angestellt. das gleiche in berlin. im rest stimmt es. einfach googlen und erst dann schreiben.

    chrische


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