Linken-Bashing im Bundestag



  • earli schrieb:

    Es gibt weniger Hunger als je zuvor, und zwar wegen des immer freieren Welthandels. Die UN hat sich 1990 das Ziel gesetzt, die Zahl der Armen bis 2015 zu halbieren. Das Ziel war schon 2008 erreicht, und zwar vor allem in den Ländern, wo am wenigsten debile Sozialisten versuchen, die Welt zu "verbessern".

    Das Ziel wurde "erreicht", weil Länder wie China (Mischung zwischen Kapitalismus, Kommunismus und Protektionismus) und Indien (wendet massiv Protektionismus an. Z. B. subventionieren sie Lebensmittel, damit sich auch Arme etwas zu Essen leisten können, was massiv von der WHO kritisiert wird! --> Wie krank ist das denn?) massiv gewachsen sind und die Statistik aufgehübscht haben.
    Afrika hat ansonsten dieselben Probleme wie sonst auch.

    Frag mal Afrikaner, was die wollen. Die wollen keine 44 Millarden Dollar aus den USA. Geld haben sie seit Jahrzehnten gekriegt, das hilft gegen Armut überhaupt nicht. Sie wollen freien Zugang zu unseren Märkten.

    So ein Quatsch. Was soll die Rhetorik? Du hast doch selbst keinen Afrikaner gefragt, weil das einfach Quatsch ist, was du sagst. Afrikaner wollen in erster Linie genügend zu essen, eine gute ärztliche Versorgung haben und freien Zugang zu Bildung! Gerade letzteres braucht es, um unabhängig zu werden und die ersten beiden Punkte braucht man, um überhaupt überleben zu können.
    Und btw.: Wir Europäer machen den afrikanischen Agrarmarkt mit unseren stark subventionierten Lebensmittel kaputt, die nach Afrika exportiert werden. Ziemlich krass, dass in Afrika hergestellte Lebensmittel teurer sind als die europäischen. Die afrikanischen Bauern gehen entweder pleite oder leben so stark an der Armutsgrenze, dass an so etwas wie ein Traktor nicht mal im Traum zu denken ist.
    Freier Zugang zu Märkten ist nicht immer gleich gut.
    Besagtes Indien-Beispiel zeigt das auch ganz gut. Die WHO fordert, dass Indien aufhören soll ihre Lebensmittel zu subventionieren, aber gerade das wäre gleichbedeutend mit Verbrechen gegen die Menschlichkeit! Es wird ein System über Menschen gestellt und spätestens hier muss man die Systeme endlich mal in Frage stellen, ganz gleich, ob sie Kommunismus (was ich auch nicht befürworte) oder Kapitalismus heißen. Man muss das prinzipiell immer machen!

    L. G.,
    IBV



  • Nein, Indiens Lebensmittelpolitik ist die schimmste von allen. Indien hat Rekordernten und trotzdem Rekordhunger. Das liegt daran dass sie aus abergläubischen Gründen ineffiziente Wirtschaftszweige subventionieren, so waren bis vor kurzem Supermärkte (!!) verboten.

    Weil die Lagerung und Verteilung der Nahrung (das, was bei uns die "bösen Spekulanten machen) nicht funktioniert, verrottet das Getreide einfach.



  • Indiens Lebensmittelpolitik ist ineffizient, was auch mit der schlechten Infrastruktur zusammenhängt, da während des Transports schon viele Lebensmittel verrotten, aber das Problem löst sich nicht durch freie Märkte. Wenn Aberglaube das Problem ist, dann ist Aberglaube das Problem. Wenn Infrastruktur das Problem ist, dann ist Infrastruktur das Problem. Das löst man nicht von heute auf morgen.

    L. G.,
    IBV



  • IBV schrieb:

    Indiens Lebensmittelpolitik ist ineffizient, was auch mit der schlechten Infrastruktur zusammenhängt, da während des Transports schon viele Lebensmittel verrotten, aber das Problem löst sich nicht durch freie Märkte. Wenn Aberglaube das Problem ist, dann ist Aberglaube das Problem. Wenn Infrastruktur das Problem ist, dann ist Infrastruktur das Problem. Das löst man nicht von heute auf morgen.

    Doch! Freie Märkte arbeiten nämlich auf ganz natürliche Weise gegen Abergläubische und für diejenigen die in Infrastruktur investieren. Für einen Linken schwer zu verstehen, aber ist so in der Praxis.



  • scrontch schrieb:

    Doch! Freie Märkte arbeiten nämlich auf ganz natürliche Weise gegen Abergläubische und für diejenigen die in Infrastruktur investieren. Für einen Linken schwer zu verstehen, aber ist so in der Praxis.

    Jo, sag das mal Griechenland, Süditalien und so.
    Das Stromnetz der USA ist übrigens auch ziemlich marode...





  • @volkard: Ich rede vom Stromnetz an sich, also von der Infrastruktur, nicht von der Art der Stromgewinnung.



  • IBV schrieb:

    scrontch schrieb:

    Doch! Freie Märkte arbeiten nämlich auf ganz natürliche Weise gegen Abergläubische und für diejenigen die in Infrastruktur investieren. Für einen Linken schwer zu verstehen, aber ist so in der Praxis.

    Jo, sag das mal Griechenland, Süditalien und so.

    Was ist denn das für ein Vergleich? Gerade diesen Ländern würden freie Märkte und weniger Vetternwirtschaft gut tun.



  • IBV schrieb:

    @volkard: Ich rede vom Stromnetz an sich, also von der Infrastruktur, nicht von der Art der Stromgewinnung.

    Die Verteilung der Stromlast ist aber das komplizierte. Gewinnungskosten spielen gar keine Rolle, eine kWh Kohlestrom kostet 2 ct.



  • scrontch schrieb:

    Doch! Freie Märkte arbeiten nämlich auf ganz natürliche Weise gegen Abergläubische und für diejenigen die in Infrastruktur investieren. Für einen Linken schwer zu verstehen, aber ist so in der Praxis.

    Freie Märkte funktionieren nur, wenn es auch ohne die freien Märkte funktioniert hätte. Im Endeffekt schreibt man den freien Märkten nur fremden Erfolg zu.

    Da hier bereits der Strompreis als Beispiel genannt wurde, möchte ich diese Aussage am folgenden Beispiel vertiefen:
    Im Rahmen der Liberalisierung der Energiewirtschaft (zuvor: Monopol) wurde der Zugang zur Infrastruktur neuen Akteuren eröffnet. Nun was sind die Effekte nach der Liberalisierung? Der Großhandelspreis an der Strombörse ist soweit gesunken, dass sich der Bau neuer (effizienter) Kraftwerke einfach nicht lohnt. Die alten Kraftwerke werden jetzt so lange gefahren, bis sie verrotten und es einen Mangel an Erzeugungskapazität bei den Grundlastkraftwerken gibt, in Folge dessen der Großhandelsstrompreis wieder ansteigt. Erst dann rentiert sich der Bau neuer Kraftwerke. Dies ist ein typischer Marktanpassungsmechanismus eines freien Marktes. Ist das gut? Nein. Obwohl der Großhandelspreis runter geht und die Kraftwerke verrotten, steigt der Strompreis für die Endverbraucher. Die einzigen Profiteure sind all die neuen Marktakteure auf dem liberalisierten Markt, die auch einen Teil vom Kuchen (-> Strompreis) haben wollen und OHNE die es zuvor (=Monopol) wunderbar funktioniert hat.

    Genau genommen hätten wir heutzutage kein derart gut ausgebautes Stromnetz, wenn es von Anfang an einen freien Strommarkt gegeben hätte. Im letzteren Fall würde es einzelne Inselnetze in Ballungszentren geben und in im ländlichen Raum gäbe es keinen Strom. Das Stromnetz, das wir heute in Deutschland haben, konnte nur entstehen, weil ein Monopol die Kosten auf die Masse der Kunden verteilen konnte. Dadurch konnte auch der ländliche, dünn besiedelte Raum elektrifiziert werden. Ohne Strom kann sich auch keine andere Industrie ansiedeln. Ein freier Markt wäre also fatal für die Entwicklung gewesen.

    Fazit: Freie Märkte funktionieren nur, wenn die Infrastruktur vor der Liberalisierung gut genug gewesen ist, um die parasitären Effekte der freien Märkte aufzufangen. Bei ernsthaften Problemen braucht es eine starke Hand, die zielgerichtet durchgreift: Monopol/Staat.

    Das vorliegende Beispiel mag sehr speziell sein mit Sicherheit nicht allgemein gültig. Allerdings soll es verdeutlichen, dass freie Märkte die auf realitätsfernen volkswirtschaftlichen Modellen beruhen, nicht die Lösung für jedes Problem sind. Wenn du Pommes vor dem Bahnhof verkaufen willst, ist ein freier Markt wunderbar. Wenn es aber um wichtige systemrelevante Fragen geht, sollte den freien Markt vergessen. Siehe Bankenkrise.



  • Da ist was dran. Oettinger will sich dafür einsetzen, dass Kunden auf dem Land 3 bis 4 Jahre den Anbieter nicht wechseln können, damit die Investoren sicher ihr Geld wieder einsammeln. Der Telekom-Chef hat auch vorgeschlagen, dass DSL auf dem Land teuerer sein sollte. Das alles wäre mit einem Staatsmonopol undenkbar.



  • Bei der Energiewende von einem freien Energiemarkt zu sprechen ist mal sowas von absurd, da gehe ich nicht weiter drauf ein.



  • IBV schrieb:

    Da ist was dran. Oettinger will sich dafür einsetzen, dass Kunden auf dem Land 3 bis 4 Jahre den Anbieter nicht wechseln können, damit die Investoren sicher ihr Geld wieder einsammeln. Der Telekom-Chef hat auch vorgeschlagen, dass DSL auf dem Land teuerer sein sollte. Das alles wäre mit einem Staatsmonopol undenkbar.

    Komisch, aber kleinen Anbietern will nicht erlauben. Gerade wurde die Störerhaftung wieder gestärkt, die es kleinen Providern verbieten, auf den Markt zu gehen, während große wie die Telekom von der Störerhaftung befreit sind. Ohne diesen Blödsinn würden sich die Dörfer einfach selber vernetzen.

    Bei den Stromleitungen ist halt das Problem, daß dort keiner in den Markt eindringen kann. Da passt ausnahmsweise mal das Netz (und NUR das Netz) vom Staat betreiben zu lassen. Dann hätten wir auch nicht die leidige Energiewende (Lobbyisten lassen sich von Merkel ein neues Netz bezahlen, um es dann privat gewinnbringend abzuwirtschaften).

    Bleiben also welche natürlichen Monopole?
    Stromleitungen: Verstaatlichen (wäre bei ehrlichen Politikern zwar nicht nötig, aber Ehre in den Bundestag zu bekommen ist schwieriger als das ganze Netz nochmal zu bauen). Den Leitungsdienst einfach kostenlos anbieten. Und wie bezahlt man das alles? So, wie damals die Post&Bahn: Da fand jeder einen Job, auch wenn er ein wenig doof war und nicht richtig reden konnte. Das war unser Hartz4 quasi. Den Kosten für staatliche Stromleitungen muss man dann faiererweise entgegenhalten, was man dadurch an Sozialleistungen einspart.

    Kirche: Die haben gar kein natürliches Monopol, sonderen diverse konkurrierende Kirchen sind das natürliche Ergebnis. Weg mit Kirchensteuer, Kichengehältern, Kirchenförderungen, Sonderstatus kirchlicher Kindergärten, absolut weg mit Religionsunterricht oder alternativangebot Wünschelrutengehen anbieten.
    Bahngleise: Auch hier die Gleise selber verstaatlichen, aber keinen Deut mehr. Und auf den Gleisen Konkurrenz zulassen.

    Bahngleise: Theoretisch wie Stromleitungen. Aber viel besser einfach das gesetzliche Monopol anschaffen, also zulassen, daß Kraftfahrzeuge in Konkurrenz zur Bahn gehen. Die Bahn ist dann ruck zuck weg, weil sie ja auch ein obersinnloses Konzept ist.



  • @volkard: Mit Güterverkehr scheint das mit dem Wettbewerb auf dem Gleis einigermaßen zu funktionieren, nur beim Personenverkehr wird es schwierig.



  • @Volkard: Wo ist da der Vorteil? Woher willst du wissen, ob nicht an der Sicherheit der Züge gespart wird? Z. B. Räderkontrolle. Und wie soll jemand die Rechte erlangen die Schienen befahren zu können? Wohl nur dadurch, in dem diese Rechte ersteigert werden und gewinnen tun die immer die Höchstbietenden, was wiederum bedeutet, dass das Geld irgendwie wieder eingetrieben werden muss. Die Betreiber wollen Gewinne machen und keine schwarze Null schreiben.
    Ich sage nicht, dass das zwingend schlecht gehen muss, aber ich sehe da durchaus die Gefahr.
    Die Gesundheitsreform hat durch die Privatisierung für die Bürger ebenfalls keinen Nutzen, im Gegenteil: Die Beiträge sind gestiegen und Leistungen wurden gekürzt. Ärzte leiden auch darunter und bevorzugen nun privat versicherte. In den USA ist das nochmals ein ganzes Stück drastischer!
    Was Grundversorgung angeht, bin ich eher für Verstaatlichung. Allerdings sollte man sich auch gewisse Effizienzziele setzen.

    L. G.,
    IBV



  • IBV schrieb:

    Woher willst du wissen, ob nicht an der Sicherheit der Züge gespart wird?

    Der liberale Ansatz wäre ganz einfach: Der Betreiber haftet für Unfälle. Solange es keine Unfälle gibt, kann der Betreiber tun, was er will.

    Woher sollen Bürokraten wissen, welche Sicherheitsmaßnahmen sinnvoll und verhältnismäßig sind?



  • earli: Schau dir einfach den status quo an: Es gibt staatlich betriebene und private Zug-Gesellschaften. Bei beiden gibt es positiv und negativ Beispiele.
    Bei privat betriebenen Zug-Gesellschaften ist Tokio sicherlich ein Positiv-Beispiel, aber bei der Menge an Zugpassagieren die allein in Tokio fast so hoch ist wie in ganz Deutschland, halte ich es nicht für verwunderlich, dass man zum einen Gewinn einfahren kann, zum anderen für gute Qualität sorgen kann.
    Das Negativ-Beispiel ist England. Nach einigen Jahren Privatisierung und nach einigen schweren Unfällen, wurde der Bahnverkehr wieder verstaatlicht.

    L. G.,
    IBV



  • Naja, mit den Straßen isses ja so, daß der Staat sie baut (von privaten (lokalen) bauen läßt) und unterhält und jeder sie kostenlos benutzen kann. Klappt prächtig.

    Japan nummt so exorbitant viel Maut, daß man sich zeimal überlegt, das AUto anzuwerfen. Deshalb lohnt sich da die Bahn.



  • earli schrieb:

    Der liberale Ansatz wäre ganz einfach: Der Betreiber haftet für Unfälle. Solange es keine Unfälle gibt, kann der Betreiber tun, was er will.

    Naja es ist schon etwas makaber Menschenleben dazu zu missbrauchen um schrittweise die Grenze zwischen Sicher und Unsicher abzutasten.

    earli schrieb:

    Bei der Energiewende von einem freien Energiemarkt zu sprechen ist mal sowas von absurd, da gehe ich nicht weiter drauf ein.

    Jaja, die Strombörsen wie die EEX und EPEX an denen auch typische Finanzmarktprodukte gehandelt werden sind Kommunismus pur.

    Zugegeben: Die erneuerbaren Energien machen die Lage (siehe posting zuvor) nicht besser



  • Die einzig wahre Opposition in Deutschland:

    https://www.youtube.com/watch?v=gl_4VoNDwdk


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