Build-Systeme Teil 3: SCons



  • Im nunmehr dritten Teil der Serie "Build-Systeme" werde ich dieses Mal SCons vorstellen.

    Inhalt:

    • 1 Hintergründe zu SCons
    • 2 Installation von SCons
    • 3 Die Datei "SConstruct"
    • 4 Erstellen von Programmen
    • 4.1 Keyword Arguments
    • 4.2 Mehrere Quelldateien
    • 5 Erstellen von Bibliotheken
    • 6 Einbinden von Bibliotheken
    • 7 Abhängigkeiten erkennen
    • 8 Auf Abhängigkeiten testen
    • 8.1 Construction Environments
    • 8.2 Auf Bibliotheken/Header/Funktionen/typedefs testen
    • 9 Zum Schluss
    • 10 What comes next...

    1 Hintergründe zu SCons

    SCons ist ein Open Source Build-System, welches in Python implementiert wurde und seine Wurzeln im auf Perl basierenden Cons hat. Bei der Entwicklung von SCons wurde auf Korrektheit, Geschwindigkeit und besondere Einfachheit Wert gelegt. Wie Python selbst ist SCons sehr einfach zu benutzen, sowohl für einfache Aufgaben, als auch für komplizierte Builds.
    Um SCons zu benutzen, braucht es nur minimale Python-Kenntnisse. Erwerben kann man diese mit dem Tutorial auf der Python-Homepage.

    SCons kann sowohl für C bzw. C++ als auch für Java verwendet werden. In diesem Artikel werde ich allerdings nur auf C++ eingehen und die Java-Anhänger auf das offizielle Tutorial verweisen.

    Da es von den Herstellern von SCons bereits ein sehr gutes Tutorial gibt, werde ich bloß auf die grundlegenden Funktionen eingehen und diese relativ schnell abhandeln.

    2 Installation von SCons

    SCons ist, da auf Python basierend, plattformunabhängig. Um mit SCons zu arbeiten, muss Python installiert sein.
    Man kann entweder die vorkompilierten Pakete installieren oder es selbst kompilieren. Die unten erwähnten Pakete kann man in der Download-Section von http://www.scons.org/ finden.

    Für Windows gibt es, wie gewohnt, einen Installer, der wohl keiner weiteren Erklärung bedarf. 😉

    Auf auf RPM basierenden Systemen geht die Installation relativ simpel:

    rpm -uvh scons-x.x-x.noarch.rpm
    

    Auch bei auf Debian basierenden Systemen ist es nicht sehr schwer:

    apt-get install scons
    

    Wer SCons aus den Quellen übersetzen möchte, lädt sich den Tarball (oder die Zip-Datei) herunter, entpackt sie und wechselt ins scons Verzeichnis. Dort einfach

    python setup.py install
    

    eingeben und SCons wird in die üblichen Verzeichnisse ( /usr/local/ ) installiert. Dies erfordert allerdings Administratorrechte; besitzt man diese nicht, so kann man folgendermaßen ein anderes Verzeichnis angeben:

    python setup.py install --prefis=$HOME
    

    3 Die Datei "SConstruct"

    Diese Datei kann man in etwa mit einem Makefile oder einer Ant-XML-Datei vergleichen, denn in ihr stehen die Tasks und Targets, die SCons dann ausführt. Um die Aufgaben zu beschreiben, wird Python verwendet, d.h., dass diese Datei eigentlich ein Python-Skript ist. Im Unterschied zu Python-Skripten wird diese Datei aber nicht unbedingt geordnet abgearbeitet (siehe unten), sondern so, wie es die Erfüllung der Targets erfordert.
    Die "SConstruct" sollte man an der Wurzel im Projektverzeichnis abgelegen.

    4 Erstellen von Programmen

    Um zu zeigen, wie man mit SCons Programme erstellen kann, werden wir das allseits beliebte "Hallo Welt"-Beispiel verwenden:

    //hello_world.cpp
    #include <iostream>
    
    int main(int argc, char **argv) {
      std::cout<<"Hello World\n";
      return EXIT_SUCCESS;
    };
    

    Sehen wir uns die dazugehörige SConstruct-Datei an:

    #SConstruct
    #Kommentare beginnen in Python mit einem #-Zeichen
    Program("hello_world.cpp")
    

    Diese Anweisung sagt SCons zwei Dinge: Wir wollen (1) ein Programm erstellen, und zwar (2) aus der Datei "hello_world.cpp". Um den Build-Prozess zu starten, wechselt man in das Verzeichnis, in dem die Datei "SConstruct" liegt und tippt einfach

    scons
    

    in die Shell ein.
    Auf meinem Linux-System erscheint folgende Ausgabe:

    scons: Reading SConscript files ...
    scons: done reading SConscript files.
    scons: Building targets ...
    g++ -c -o hello_world.o hello_world.cpp
    g++ -o hello_world hello_world.o
    scons: done building targets.
    

    Nun wurden eine hello_world.o und eine Binary namens hello_world erstellt. Auf Windows-Systemen sollten die Dateien hello_world.obj und hello_world.exe heißen.
    Es ist im Übrigen möglich, in einer SConstruct mehrere Targets zu definieren, also z.B. zwei oder drei Programme zu erstellen (wobei die Reihenfolge, wie SCons die Builds durchführt, nicht der Datei SConstruct folgen muss, d.h. es könnte sein, dass KillerApplication vor hello_world erstellt wird):

    Program("hello_world.cpp") #Erstes Target
    Program("KillerApplication.cpp") #Zweites Target
    

    Möchte man nur Objektdateien erstellen, muss man das Target in der SConstruct leicht verändern:

    #SConstruct
    #Einfache Anführungszeichen gehen auch:
    Object('hello_world.cpp')
    

    Um den Effekt zu sehen, müssen wir zuerst die Ergebnisse des vorangegangenen Builds löschen. Dies geschieht mit einem Aufruf von scons und dem -c (oder --clean) Parameter:

    scons -c
    

    Führt man scons nun erneut aus, so wird nur eine hello_world.o bzw. hello_world.obj erstellt.

    Die Ausgaben, die SCons um die eigentlichen Befehle erzeugt, können leicht mit dem -Q Parameter unterdrückt werden, um nur die wirklich wichtigen Informationen zu sehen:

    gpc@darkstar:~/tmp$ scons -Q
    g++ -c -o hello_world.o hello_world.cpp
    

    Bisher hat SCons immer die Namen für die erzeugten Programme vergeben; das können wir aber auch selbst:

    #SConstruct
    Program("Hello", "hello_world.cpp")
    

    Aus hello_world.cpp wird nun eine Binary namens Hello erstellt:

    gpc@darkstar:~/tmp$ scons -Q
    g++ -o Hello hello_world.o
    gpc@darkstar:~/tmp$ ls -l
    total 28
    -rwxr-xr-x  1 gpc users 12755 2005-12-18 16:38 Hello*
    -rw-r--r--  1 gpc users    36 2005-12-18 16:37 SConstruct
    -rw-r--r--  1 gpc users   108 2005-12-18 16:31 hello_world.cpp
    -rw-r--r--  1 gpc users  2264 2005-12-18 16:31 hello_world.o
    

    Man sieht, es wurde eine Hello erstellt.

    4.1 Keyword Arguments

    Wenn man die Quelldateien zuerst auflisten möchte und dann erst den Namen des Targets, so muss man mit so genannten "Keyword Arguments" arbeiten:

    #Standardreihenfolge
    Program(target = Hello, source = "hello_world.cpp")
    
    #Umgekehrte Reihenfolge
    Program(source = "hello_world.cpp", target = Hello)
    

    4.2 Mehrere Quelldateien

    Größere Programme bestehen selten aus einer einzelnen Quelldatei (sollten sie jedenfalls nicht). SCons gibt uns selbstverständlich die Möglichkeit, mehrere Quelldateien zu kompilieren:

    #SConstruct
    #Nehmen wir an, es gibt noch eine goodbye.cpp
    Program("Hello", ["hello_world.cpp", "goodbye.cpp"])
    

    Ein Aufruf zeigt uns Folgendes:

    gpc@darkstar:~/tmp$ scons -Q
    g++ -c -o goodbye.o goodbye.cpp
    g++ -o Hello hello_world.o goodbye.o
    gpc@darkstar:~/tmp$ ls -l
    total 32
    -rwxr-xr-x  1 gpc users 12799 2005-12-18 16:51 Hello*
    -rw-r--r--  1 gpc users    53 2005-12-18 16:51 SConstruct
    -rw-r--r--  1 gpc users     0 2005-12-18 16:51 goodbye.cpp
    -rw-r--r--  1 gpc users   625 2005-12-18 16:51 goodbye.o
    -rw-r--r--  1 gpc users   108 2005-12-18 16:31 hello_world.cpp
    -rw-r--r--  1 gpc users  2264 2005-12-18 16:40 hello_world.o
    

    Hier sieht man, dass die Datei goodbye.cpp erfolgreich kompiliert und in Hello gelinkt wurde.

    Dieses Konstrukt mit den eckigen Klammern in der SConstruct ist eine Python-Liste, welche die einzelnen Quelldateien beinhaltet. Es wäre auch möglich, nur einen Eintrag in die Liste zu setzen. Dies hätte den gleichen Effekt wie vorher, als wir nur einen String mit dem Namen übergeben haben:

    #Beide Statements haben den gleichen Effekt
    Program("Main", ["main.cpp"])
    #Program("Main", "main.cpp")
    

    Da das Schreiben und Lesen einer längeren Liste nicht sehr viel Spaß macht, kann man alternativ auch die Python-Split-Funktion aus dem String-Modul verwenden:

    #SConstruct
    Program("Calculator", Split("main.cpp calculator.cpp parser.cpp"))
    

    Auch möglich:

    #SConstruct
    fileList = Split("main.cpp calculator.cpp parser.cpp")
    Program("Calculator", fileList)
    

    Über mehrere Zeilen:

    #SConstruct
    fileList = Split("""main.cpp 
    		    calculator.cpp 
    		    parser.cpp""")
    Program("Calculator", fileList)
    

    Im letzten Beispiel wurde die "triple-quote"-Syntax verwendet, die es erlaubt, einen String über mehrere Zeilen hinweg zu definieren. Auch hier können es entweder drei doppelte oder drei einzelne Anführungszeichen sein.

    5 Erstellen von Bibliotheken

    Abgesehen von Programmen und Objektdateien kann SCons auch mit Leichtigkeit Bibliotheken erstellen, sowohl statische als auch dynamische.

    Erstellen wir eine kleine Bibliothek, die in je einer Quelldatei eine Grundrechenart bereitstellt (die Deklaration findet sich in den dazugehörigen *.hpp Dateien):

    #SConstruct
    fileList = Split("add.cpp sub.cpp mul.cpp div.cpp")
    
    #Library erstellt eine statische Bibltiothek
    Library(target="math", source=fileList)
    

    Um nun die "Bibliothek" zu erstellen, rufen wir scons auf, was folgende Ausgabe produziert:

    gpc@darkstar:~/tmp$ scons -Q
    g++ -c -o add.o add.cpp
    g++ -c -o div.o div.cpp
    g++ -c -o sub.o sub.cpp
    g++ -c -o mul.o mul.cpp
    ar r libmath.a add.o sub.o mul.o div.o
    ranlib libmath.a
    ar: creating libmath.a
    

    Unsere Bibliothek wurde erfolgreich erstellt.

    Wer sich gerne exakt ausdrückt, der kann anstatt Library auch StaticLibrary schreiben, wenn er eine statische Bibliothek erstellen möchte. Ein Unterschied existiert nicht.

    Das Erstellen einer dynamischen Bibliothek (*.so auf POSIX-Systemen, *.dll auf Windows-Systemen) ist genauso einfach:

    fileList = Split("add.cpp sub.cpp mul.cpp div.cpp")
    
    #Nun erstellen wir eine dynamische Bibliothek
    SharedLibrary(target="math", source=fileList)
    

    Führen wir nun SCons aus:

    gpc@darkstar:~/tmp$ scons -Q
    g++ -fPIC -c -o add.os add.cpp
    g++ -fPIC -c -o div.os div.cpp
    g++ -fPIC -c -o sub.os sub.cpp
    g++ -fPIC -c -o mul.os mul.cpp
    g++ -shared -o libmath.so add.os sub.os mul.os div.os
    

    Wie wir sehen, hat SCons eine dynamische Bibliothek erstellt, und das mit so wenig Aufwand.

    6 Einbinden von Bibliotheken

    Natürlich wäre die beste Bibliothek nutzlos, wenn man sie nicht in seinen Programmen verwenden könnte. Damit dies möglich ist, muss man die Bibliothek natürlich in die Executable hineinlinken.

    Die main.cpp sieht so aus:

    #include <iostream>
    #include "add.hpp"
    
    int main(int argc, char **argv) {
      int result = add(2,7);
      std::cout<<result<<'\n';
      return EXIT_SUCCESS;
    };
    

    Die SConstruct so:

    #SConstruct
    Library("math", ["add.cpp", "sub.cpp", "div.cpp", "mul.cpp"])
    Program("main.cpp", LIBS=["math"], LIBPATH=".")
    

    Bemerkenswert ist, dass wir den Namen der Bibliothek einfach so angeben können, ohne uns über systemspezifische Präfixe Gedanken machen zu müssen.

    Wenn wir scons jetzt aufrufen, erhalten wir folgende Ausgabe:

    gpc@darkstar:~/tmp$ scons
    scons: Reading SConscript files ...
    scons: done reading SConscript files.
    scons: Building targets ...
    g++ -c -o add.o add.cpp
    g++ -c -o sub.o sub.cpp
    g++ -c -o div.o div.cpp
    g++ -c -o mul.o mul.cpp
    ar r libmath.a add.o sub.o div.o mul.o
    ranlib libmath.a
    ar: creating libmath.a
    g++ -c -o main.o main.cpp
    g++ -o main main.o -L. -lmath
    scons: done building targets.
    

    Über das oben verwendete LIBPATH-Argument sucht SCons selbstständig nach Bibliotheken in den angegebenen Verzeichnissen:

    #SConstruct
    Program("Test", LIBS = "someLib", LIBPATH = ['/usr/lib', '/usr/local/lib'])
    

    SCons sucht nun in den beiden Verzeichnissen, ob es eine "someLib"-Bibliothek findet. Kann keine Bibliothek gefunden werden, meldet sich SCons mit einer Fehlermeldung.

    7 Abhängigkeiten erkennen

    Kommen wir zu einem interessanteren Feature: der Erkennung von Abhängigkeiten. Wenn sich an unserem Programm etwas geändert hat und wir es neu kompilieren, dann wollen wir, dass nur das nötigste neu übersetzt wird und Teile, die sich nicht geändert haben, unangetastet bleiben.

    gpc@darkstar:~/tmp$ scons
    scons: Reading SConscript files ...
    scons: done reading SConscript files.
    scons: Building targets ...
    g++ -c -o hello_world.o hello_world.cpp
    g++ -o hello_world hello_world.o
    scons: done building targets.
    
    gpc@darkstar:~/tmp$ scons -Q
    scons: `.' is up to date.
    

    SCons hat erkannt, dass seit dem letzten Build keine Änderungen stattgefunden haben, und hat gar nichts gemacht. Soweit so gut.
    Normalerweise erkennt SCons eine Änderung am Inhalt der Datei, nicht am Datum des letzten Zugriffs (wie make es macht).

    Will man das Verhalten von make, muss man die SourceSignatures-Funktion benutzen:

    #SConstruct
    Program("hello_world.cpp")
    
    #Standardverhalten:
    #SourceSignatures("MD5")
    
    #make-Verhalten:
    SourceSignatures("timestamp")
    

    Sofern ein Target von einem anderen abhängt (z.B. Programm von Bibliothek), kann man auch hier festlegen, anhand welcher Kriterien SCons über einen Rebuild entscheidet. Dies geschieht mittels der TargetSignatures-Funktion.
    Das Standardverhalten ist, dass SCons anhand einer Target-Signatur, die aus den Signaturen der Quelldateien besteht, entscheidet, ob ein Rebuild notwendig ist:

    Program("hello_world.cpp")
    TargetSignatures("build")
    

    Wenn sich eine Quelldatei aber so verändert hat, dass der Inhalt des Targets der gleiche bleibt, dann ist kein kompletter Rebuild notwendig. Dieses Verhalten kann man so erreichen:

    Program("hello_world.cpp")
    TargetSignatures("content")
    

    Nun ist es gängige Praxis, die Schnittstelle einer Klasse in eine Header-Datei zu schreiben und die Implementation in eine Source-Datei auszulagern. Sehen wir uns folgendes kleines Programm an:

    //foo.hpp
    #ifndef FOO_HPP
    #define FOO_HPP
    
    struct Foo {
      void bar() const;
    };
    
    #endif
    
    //foo.cpp
    #include "foo.hpp"
    #include <iostream>
    
    void Foo::bar() const {
      std::cout<<"Blub blub\n";
    };
    
    //hello_world.cpp
    #include "foo.hpp"
    
    int main() {
      Foo f;
      f.bar();
      return 0;
    };
    

    Wenn sich an foo.hpp etwas ändert, will ich, dass SCons das erkennt und einen Rebuild durchführt, und das sage ich SCons mit der CPPPATH-Variable:

    #SConstruct
    Program(['hello_world.cpp','foo.cpp'], CPPPATH = '.')
    

    Nun sieht SCons im aktuellen (".") Verzeichnis nach, um herauszufinden ob ein Rebuild notwendig ist.
    Analog zu der LIBPATH-Variable, kann die CPPPATH-Variable eine Liste sein:

    #SConstruct
    Program('hello_world.cpp', CPPPATH = ['.', '/home/gpc/tmp/include'])
    

    8 Auf Abhängigkeiten testen

    Viele Programme benutzen externe Bibliotheken, um fehlende Funktionalität einer Standardbibliothek auszugleichen. Wenn der Benutzer unser Programm benutzen will, dann braucht er ebenfalls diese Bibliothek, um das Programm erfolgreich kompilieren zu können. Hat er die Bibliothek nicht installiert, wird der Kompiliervorgang abbrechen, da der Compiler die Abhängigkeiten nicht auflösen kann. Nicht sehr schön. Eine elegantere Lösung wäre doch, vorher abzufragen, ob Bibliothek Foo existiert, und bei Nichtvorhandensein eine entsprechende Fehlermeldung auszugeben (bei den autotools wird dies von autoconf erledigt). Um dies zu bewerkstelligen, müssen wir zuerst einen kleinen Abstecher zum Thema Construction Environments machen:

    8.1 Construction Environments

    Eine so genannte Construction Environment gibt uns die Möglichkeit zu bestimmen, wie unsere Programme erstellt werden, welcher Compiler genutzt wird oder welche Flags gesetzt werden.

    Mit folgendem Python-Code kann man eine Construction Environment erstellen:

    #SConstruct
    env = Environment()
    

    Hierbei wird die Construction Environment 'env' mit den auf dem System installierten Tools initialisiert, also wird z.B. bei installiertem g++ der CC-Wert auf g++ gesetzt. Ebenso sieht es mit dem Linker und den anderen für den Build-Prozess benötigten Daten aus.
    Aber es ist eben immer wieder das gleiche mit Default-Werten: Meistens wollen wir spezielle Parameter übergeben. Nun, das ist ein Leichtes:

    #SConstruct
    env = Environment(CC = 'gcc', CCFLAGS = '-O2 -g')
    
    #Ersetzen von gcc durch g++, ist ja ein cpp file
    env.Replace(CC = 'g++')
    
    #Anhaengen von -W Option
    #Wuerde CCFLAGS noch nicht existieren, wuerde es angelegt werden
    env.Append(CCFLAGS = ' -W')
    
    #Alternativ kann man Prepend zum Voranstellen benutzen:
    env.Prepend(CCFLAGS = ' -Weffc++ ')
    
    #Achtung: Neuer Aufruf:
    env.Program('main.cpp')
    

    An der Ausgabe erkennen wir, dass scons unsere Angaben übernommen hat:

    bash-3.00$ scons -Q
    g++ -Weffc++ -O2 -g -W -c -o main.o main.cpp
    g++ -o main main.o
    

    Eine Construction Environment verfügt, vereinfacht gesagt, über ein so genanntes Dictionary (assoziatives Array), welches u.a. die CC-Variable mit dem zugeordneten Wert 'g++' beinhaltet. Somit kann man leicht nachschauen, welchen Wert die einzelnen Variablen haben. Geben wir doch einfach mal alle in der Shell aus:

    #SConstruct
    env = Environment()
    
    #Einzelnes Element auswaehlen und ausgeben
    print "Used compiler: ", env['CC']
    
    dict = env.Dictionary() #Dictionary holen
    for i,j in dict.iteritems(): #Über alle Elemente iterieren
      print i,j		     #...und Key-Value-Paar ausgeben
    

    Mit mehreren Construction Environments können wir auch mehrere Verhaltensmuster nachbilden, um z.B. einen Debug- und einen Release-Vorgang zu erstellen:

    #SConstruct
    release = Environment(CCFLAGS = '-O2 -Os')
    debug = Environment(CCFLAGS = '-g')
    
    release.Program('foo', 'foo.cpp')
    debug.Program('bar', 'bar.cpp')
    

    8.2 Auf Bibliotheken/Header/Funktionen/typedefs testen

    Was wollten wir eigentlich in diesem Abschnitt erreichen? Richtig: Prüfen auf Abhängigkeiten. Jetzt sind wir in der Lage, dies zu tun.
    Zuerst erstellen wir wie gehabt unsere Construction Environment. Dann verknüpfen wir einen Configure Context mit der Construction Environment, um die Tests durchzuführen, und beenden den Vorgang schließlich mit der Finish()-Methode:

    #SConstruct
    env = Environment()
    conf = Configure(env)
    
    #Auf Bibliothek pruefen
    if not conf.CheckLib('gdk'):
      print "Couldn't find gdk library. Exiting."
      Exit(1)
    
    #Auf C-Header pruefen
    if not conf.CheckCHeader('assert.h'):
      print "Couldn't find assert.h. Exiting."
      Exit(1)
    
    #Bei Vorhandensein von Header Flag mitgeben
    if conf.CheckCHeader('myHeader.h'):
      conf.env.Append('-DHAS_MY_HEADER_H')
    
    #Auf CPP-Header pruefen
    if not conf.CheckCXXHeader('list'):
      print "Couldn't find list. Exiting."
      Exit(1)
    
    #Auf Funktion testen
    if not conf.CheckFunc('memset'):
      print "Couldn't find memset. Exiting"
      Exit(1)
    
    #Auf typedef testen
    if not conf.CheckType('time_t', '#include <time.h>\n'):
      print "Couldn't find typedef time_t. Using long instead."
      conf.env.Append(CCFLAGS = '-Dtime_t=long')
    
    env.Program('main.cpp')
    
    env = conf.Finish()
    

    Es ist auch ohne weiteres möglich, benutzerdefinierte Tests zu bauen, aber dies würde den Rahmen sprengen, deshalb muss ich ein weiteres Mal auf das Tutorial verweisen.

    9 Zum Schluss

    Das war jetzt nur eine kleine Vorstellung von dem, was SCons kann. Alles darzustellen war aber auch nicht mein Anspruch, deshalb sei an dieser Stelle noch mal auf das offizielle SCons-Tutorial verwiesen, welches sehr viele Informationen enthält und auf (fast) alle Fragen eine Antwort bietet.

    10 What comes next...

    Im nächsten Artikel wird uns Artchi dann bjam, das Build-System von boost, erklären.



  • Klasse Artikel! Vielen Dank für die Einführung, SCons gefällt mir wahnsinnig gut!
    Endlich macht programmieren unter Linux richtig Spaß!

    mfg.



  • 🙂



  • Ich möchte nur mal die Idylle zerstören:

    SCons hat ein paar Probleme, gerade was Konfiguration von externen Komponenten angeht. Es ist recht schwierig, mit SCons ein modulares Projekt aufzusetzen. Außerdem wird es sehr schnell sehr langsam (IIRC ~10-20 Sekunden Startzeit für ein mittelgroßes Projekt, 40 KLOC).

    Ich kenne zwei Projekte, die SCons erwägt, aber dann doch irgendwann verworfen haben:

    • KDE 4
    • GOTT (:D)

    Andererseits ist SCons natürlich viel angenehmer als zum Beispiel Makefiles oder auch autotools.



  • Mr. N schrieb:

    Ich möchte nur mal die Idylle zerstören:

    SCons hat ein paar Probleme, gerade was Konfiguration von externen Komponenten angeht. Es ist recht schwierig, mit SCons ein modulares Projekt aufzusetzen. Außerdem wird es sehr schnell sehr langsam (IIRC ~10-20 Sekunden Startzeit für ein mittelgroßes Projekt, 40 KLOC).

    Kann ich so nicht bestätigen, ich hab hier ein Projekt mit 41kloc uns das sind die Timings für einen Rebuild ohne Änderung:

    Total build time: 3.545805 seconds
    Total SConscript file execution time: 1.095926 seconds
    Total SCons execution time: 2.449879 seconds
    Total command execution time: 0.000000 seconds
    

    Es stimmt das Scons bei grossen Projekten langsam wird und nicht so gut skaliert, aber das beginnt erst bei einer anderen Dimension.

    Das mit dem Problem bei modularen Projekten kann ich so auch nicht bestätigen sondern eher umkehren, wir haben hier ein Projekt aus 20 einzelnen Plugin-Bibliotheken die teilweise voneinander abhängen, da ist es sehr konfortabel dass SCons sich die Checksummen der Bibs merkt und bei Ändering die abhängigen Bibs neu baut.
    In Zukünfigen Versionen soll sogar nur neu gebaut werden wenn die Binärkompatibilität nicht mehr gewährleistet ist (also sich Funktionssignaturen geändert haben). Das kann meines wissens kein anderes build-tool.



  • HIRSCH_H schrieb:

    Mr. N schrieb:

    Ich möchte nur mal die Idylle zerstören:

    SCons hat ein paar Probleme, gerade was Konfiguration von externen Komponenten angeht. Es ist recht schwierig, mit SCons ein modulares Projekt aufzusetzen. Außerdem wird es sehr schnell sehr langsam (IIRC ~10-20 Sekunden Startzeit für ein mittelgroßes Projekt, 40 KLOC).

    Kann ich so nicht bestätigen, ich hab hier ein Projekt mit 41kloc uns das sind die Timings für einen Rebuild ohne Änderung:

    Total build time: 3.545805 seconds
    Total SConscript file execution time: 1.095926 seconds
    Total SCons execution time: 2.449879 seconds
    Total command execution time: 0.000000 seconds
    

    Entweder stimmt da meine Erinnerung nicht, oder die Projekte sind etwas unterschiedlich strukturiert.

    HIRSCH_H schrieb:

    Es stimmt das Scons bei grossen Projekten langsam wird und nicht so gut skaliert, aber das beginnt erst bei einer anderen Dimension.

    Das mit dem Problem bei modularen Projekten kann ich so auch nicht bestätigen sondern eher umkehren, wir haben hier ein Projekt aus 20 einzelnen Plugin-Bibliotheken die teilweise voneinander abhängen, da ist es sehr konfortabel dass SCons sich die Checksummen der Bibs merkt und bei Ändering die abhängigen Bibs neu baut.

    Das war ja auch nicht das Problem. Das Problem war das Konfigurieren der Libs. Man muss sich ja quasi für jedes Modul ein eigenes Environment basteln und 20-mal pkg-config aufrufen find ich nicht so geil.

    (Unser Workaround war dann, mittels -Wl,--as-needed nur die Bibliotheken zu linken, von denen mindestens eine Funktion verwendet wurde. Ist allerdings sehr... Non-GNU binutils oder vielleicht auch nur solche für Nicht-ELF-Plattformen würde ich dafür nicht unbedingt verwenden wollen. Es gab natürlich immer noch drei unterschiedliche Environments...)

    HIRSCH_H schrieb:

    In Zukünfigen Versionen soll sogar nur neu gebaut werden wenn die Binärkompatibilität nicht mehr gewährleistet ist (also sich Funktionssignaturen geändert haben). Das kann meines wissens kein anderes build-tool.

    Wie, wird SCons jetzt wieder weiterentwickelt? 😮



  • Wie, wird SCons jetzt wieder weiterentwickelt? 😮

    Das wurde eigentlich nie eingestellt, die letzte Version iss vom 12.04.2007. Man sollte auch die "latest" version nehmen, nicht die "stable" weil die hat schon n paar Jahre aufm Buckel. Das iss vll. auch der Grund für die unterschiedlichen Eindrücke im Bezug auf die Geschwindigkeit.



  • HIRSCH_H schrieb:

    Wie, wird SCons jetzt wieder weiterentwickelt? 😮

    Das wurde eigentlich nie eingestellt, die letzte Version iss vom 12.04.2007. Man sollte auch die "latest" version nehmen, nicht die "stable" weil die hat schon n paar Jahre aufm Buckel. Das iss vll. auch der Grund für die unterschiedlichen Eindrücke im Bezug auf die Geschwindigkeit.

    Nee das war die "latest" von vor einem halben Jahr. Ich erinnere mich, dass die "latest" LoadableModule hatte und die "stable" nicht.



  • Ich hab gerade noch eine Frage die ich nicht mit google oder in der Doku finden konnte:

    Wenn ich früher mit g++ `pkg-config gtkmm --cflags --libs` kompiliert habe, wie sieht das in der SConstruct dann aus?
    Also, dass SCons fürs Kompilieren ein `pkg-config gtkmm --cflags` mit dranhängt und beim Linken ein `pkg-config gtkmm --libs`?



  • env = Environment(CCFLAGS = '-O2')
    
    def CheckPKGConfig(context, version):
         context.Message( 'Checking for pkg-config... ' )
         ret = context.TryAction('pkg-config --atleast-pkgconfig-version=%s' % version)[0]
         context.Result( ret )
         return ret
    
    def CheckPKG(context, name):
         context.Message( 'Checking for %s... ' % name )
         ret = context.TryAction('pkg-config --exists \'%s\'' % name)[0]
         context.Result( ret )
         return ret
    
    # Den check auf pkg-config und gtkmm hab ich auskommentiert
    # Configuration:
    #conf = Configure(env, custom_tests = { 'CheckPKGConfig' : CheckPKGConfig,
    #                                       'CheckPKG' : CheckPKG })
    #if not conf.CheckPKGConfig('0.15.0'):
    #     print 'pkg-config >= 0.15.0 not found.'
    #     Exit(1)
    #if not conf.CheckPKG('gtkmm-2.4 >= 2.6.2'):
    #     print 'gtkmm-2.4 >= 2.6.2 not found.'
    #     Exit(1)
    #
    # Your extra checks here
    #env = conf.Finish()
    
    # Now build:
    
    #Vermutlich kommen hier noch weiter Dateien rein :-D
    sourcelist = Split("""
                            src/main.cpp
                       """)
    
    env.ParseConfig('pkg-config --cflags --libs gtkmm-2.4')
    env.Program('main', sourcelist)
    


  • Danke, klappt!
    Kann man auch noch einstellen, dass --cflags beim build und --libs nur beim linken genommen wird?



  • Bin ich im Moment überfragt, sorry.



  • Ich hab's hingekriegt:

    env.Append(CCFLAGS = '`pkg-config glib-2.0 --cflags`', LINKFLAGS = '`pkg-config glib-2.0 --libs`')
    

    Funktioniert wunderbar, das gute ist, dass man jetzt auch nicht mehr so lange Compilier-Zeilen hat.

    mfg.



  • cool, danke 👍



  • Noch eine kleine Korrektur:

    env.Append(CCFLAGS = '`pkg-config glib-2.0 --cflags`', _LIBFLAGS = ' `pkg-config glib-2.0 --libs`')
    

    Damit funktioniert's auch mit statischen Libraries. Das einzige was mich noch stört ist das Leerzeichen was man an den Anfang von _LIBFLAGS setzen muss.



  • weiß jemand wie ich scons wieder löschen kann??
    bei removescons bekomme ich nur eine Fehlermeldung das das programm zurzeit läuft.



  • Welches OS verwendest du denn?



  • ich verwende WinXP.

    ich hab glaube totalen mist gebaut bei der installation.

    zuerst hab ich es in eine Python installation(2.2) die es schon auf dem system gab installiert. nur da passierte nichts wenn ich scons in der shell eingegeben habe.

    dachte es liegt an Python habe python 2.5 installiert und scons auchnochmal.
    wieder konnte ich scons nicht starten.
    dann habe ich den pfad von python2.5 zum systempfad hinzugefügt.
    dann kannte er den befehl scons, nur leider will er bei mir nun das scons öffnen das ich bei python 2.2 installiert hatte...leck.

    jetzt möchte ich gerne wissen wie ich das scons schön wieder vom rechner entfernen kann.



  • nash35 schrieb:

    ich verwende WinXP.

    ich hab glaube totalen mist gebaut bei der installation.

    zuerst hab ich es in eine Python installation(2.2) die es schon auf dem system gab installiert. nur da passierte nichts wenn ich scons in der shell eingegeben habe.

    dachte es liegt an Python habe python 2.5 installiert und scons auchnochmal.
    wieder konnte ich scons nicht starten.
    dann habe ich den pfad von python2.5 zum systempfad hinzugefügt.
    dann kannte er den befehl scons, nur leider will er bei mir nun das scons öffnen das ich bei python 2.2 installiert hatte...leck.

    jetzt möchte ich gerne wissen wie ich das scons schön wieder vom rechner entfernen kann.

    Wie hast du scons installiert?



  • einfach den aktuellen Win32 installer benutzt


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