Was ist Informatik?



  • Hallo zusammen,
    ich besuche momentan die 12. Klasse eines Gymnasiums. Meine Leidenschaft ist schon seit ich denken kann der Computer und nun seit einigen Jahren das Programmieren. Daneben liebe ich die Physik, nehme an Jugend forscht teil und habe das Fach als Leistungskurs.

    Momentan ist in unserer Schule eine Berufsinformationswoche, in der wir eine bessere Vorstellung von unserer Zukunft bekommen sollen. Im Rahmen dieses Angebotes war ich heute an der TU Darmstadt und habe am Programm "HOBIT" teilgenommen. Ich habe mit einem Informatikprofessor gesprochen und einige Broschüren erhalten.

    Mir ist klar, dass die Informatik weit mehr als Programmieren ist. In einer der Broschüre steht, was Informatik nicht ist, damit man sich keinen falschen Eindruck macht. Ich zitiere:

    "Informatik ist nicht Programmieren, Spielen..."

    Dieser Satz schockierte mich schon sehr, da ich dennoch erwarte, dass ich meine Leidenschaft des Programmierens bei einem solchen Studium ausbauen kann. Was sagt ihr dazu?

    Außerdem frage ich mich, ob ich meine Interessen nicht vereinen kann: Physik und Informatik. Laut dieser "HOBIT" - Veranstaltung kann man die beiden Fächer nicht sehr gut mischen, da beide Haupstudiengänge sind. Ich denke nur, dass Menschen die beispielsweise an Quantencomputer forschen oder das "Grid" in CERN entwickelt haben, sowohl von der Informatik als auch von der Physik viel müssen. Wisst ihr, ob ich mich wirklich eines Tages zwischen meinen beiden Lieblingsfächern entscheiden muss?

    Vielen Dank
    lg, freakC++



  • Vielleicht solltest du dir mal Elektrotechnik anschauen. Da ist viel Physik bei (eben Elektromagnetismus, aber man kommt in einem geringen Ausmaß und je nach Spezialisierung auch mit anderen Bereichen in Berührung) und Programmieren hat man auch.

    Ich denke nur, dass Menschen die beispielsweise an Quantencomputer forschen oder das "Grid" in CERN entwickelt haben, sowohl von der Informatik als auch von der Physik viel müssen.

    Das sind ja oft gemischte Forschungsteams. Gerade bei Quantencomputern geht es ja einmal um den physikalischen Teil und dann darum die Informatiktheorie zu entwickeln. Das kann auch getrennt sein. Aber natürlich gehört es auch dazu, dass man über den eigenen Tellerrand hinausschaut.

    Und heute muss eh fast jeder, der ein naturwissenschaftlich/mathematisches Fach studiert, zumindest ein bisschen programmieren können. Datenauswertung und Simulation wird ja nicht mehr mit dem Rechenschieber gemacht 😉 und selbst Laborausrüstung wird ja heute für die Messreihen programmiert. (Natürlich stößt man da immer wieder auf äußerst komische Programmiersprachen und Systeme.)



  • freakC++ schrieb:

    Momentan ist in unserer Schule eine Berufsinformationswoche, in der wir eine bessere Vorstellung von unserer Zukunft bekommen sollen. Im Rahmen dieses Angebotes war ich heute an der TU Darmstadt und habe am Programm "HOBIT" teilgenommen. Ich habe mit einem Informatikprofessor gesprochen und einige Broschüren erhalten.

    Mir ist klar, dass die Informatik weit mehr als Programmieren ist. In einer der Broschüre steht, was Informatik nicht ist, damit man sich keinen falschen Eindruck macht. Ich zitiere:

    "Informatik ist nicht Programmieren, Spielen..."

    Dieser Satz schockierte mich schon sehr, da ich dennoch erwarte, dass ich meine Leidenschaft des Programmierens bei einem solchen Studium ausbauen kann. Was sagt ihr dazu?

    Der Professor hat Recht. Es ist aber nicht so, dass Programmieren gar nicht vorkommt, nur der Anteil ist relativ gering. Speziell an der TU Darmstadt gibt es nur wenige Vorlesungen im Bachelor-Studiengang Informatik, wo man wirklich programmieren *muss*: Grundlagen der Informatik 1/2/3, und da hört es schon fast auf. In nahezu allen anderen Vorlesungen ist Programmieren freiwillig und nicht notwendig für die Klausur-Zulassung. Der Programmieranteil in den genannten drei Vorlesungen ist auch nicht allzu hoch: Es gibt eine handvoll Hausaufgaben, wo man ein wenig programmieren muss (in vorgegebenen Sprachen, ich hab dort Scheme, Java und C/Assembler gesehen). Größere Programme schreibt man dort sicher nicht, dort geht es normalerweise darum, einen konkreten Algorithmus zu implementieren.

    Dann gibt es an der TU Darmstadt noch das sogenannte "Bachelor-Praktikum". Das wird in Gruppen zu 3-4 Leuten bearbeitet. Man erhält von einem Professor ein Thema und soll irgendwas implementieren. Der Schwerpunkt soll dabei aber auf dem Entwicklungsprozess (Stichwort "Software Engineering") liegen und gar nicht so sehr auf dem produzierten Code.

    Dafür lernst du in einem Informatik-Studium die ganzen Dinge, die Programmieren erst interessant machen: Algorithmen, Datenstrukturen und allgemein "wie geht man ein Problem an? Was wurde schon von anderen gelöst, was nicht?". Die Syntax einer Programmiersprache lernen (wo in C++ ein Semikolon hinkommt, etc.), ist jedenfalls nicht Inhalt eines Uni-Informatik-Studiums.

    Das Informatik-Studium hält aber niemanden vom Programmieren ab. Ich würde sogar sagen, die Studenten werden zum Programmieren ermutigt, weil dadurch viele Veranstaltungen viel, viel einfacher werden (das letzte scheint übrigens nicht jeder zu realisieren). Außerdem erwarten spätere Arbeitgeber wahrscheinlich einigermaßen solide Kenntnisse in mindestens einer Sprache.

    freakC++ schrieb:

    Außerdem frage ich mich, ob ich meine Interessen nicht vereinen kann: Physik und Informatik. Laut dieser "HOBIT" - Veranstaltung kann man die beiden Fächer nicht sehr gut mischen, da beide Haupstudiengänge sind. Ich denke nur, dass Menschen die beispielsweise an Quantencomputer forschen oder das "Grid" in CERN entwickelt haben, sowohl von der Informatik als auch von der Physik viel müssen. Wisst ihr, ob ich mich wirklich eines Tages zwischen meinen beiden Lieblingsfächern entscheiden muss?

    Ein Physik/Informatik-Doppelstudium schätze ich an der TU Darmstadt als relativ schwierig ein, weil sich sehr wenige Veranstaltungen überlappen. Es gibt dort auch keinen gemischten Physik/Informatik-Studiengang. Niemand hält dich aber davon ab, als Informatiker Physik-Veranstaltungen zu besuchen oder umgekehrt. Allgemein sind an der Uni alle Vorlesungen offen für jeden. Ob und wie solche Fremd-Vorlesungen dann im Abschluss-Zeugnis erscheinen, kann ich dir aber nicht sagen.

    Zu Quanten-Algorithmen bietet der Informatik-Fachbereich an der TU Darmstadt übrigens ein paar Vorlesungen an. Um dich mit Quanten-Computern zu beschäftigen, musst du also nicht unbedingt in die Physik gehen. Physiker programmieren übrigens gerne in Fortran, hab ich mir sagen lassen. Ob das deiner Leidenschaft entspricht, bezweifle ich mal. 😉

    Wenn Physiker etwas implementieren, sind das auch oft Numerik-Sachen. Dafür wäre ein Mathematiker, der sich auf Numerik spezialisiert hat, wieder sehr im Vorteil.



  • Hallo zusammen,
    vielen Dank für die ausführlichen Antworten. Das hat mir schonmal sehr geholfen. Doch dann frage ich mich: Was haben die ganzen C++ / Java / ... - Programmierer studiert oder gelernt, wenn das beim Informatikstudium gar nicht mehr dran kommt.

    Ich finde zum einen die Physik, die ganze Welt der Quarks und Dunklem Materie, hoch interessant, lese viele Bücher darin, doch ein Tag ohne Computer ist auch kein richtiger Tag (natürlich ein Computer nicht für Spielereien).

    Ich weiß einfach nicht, für was ich mich entscheiden soll (auch wenn es noch ein bisschen Zeit hat)...

    Vielen Dank für eure Ratschläge
    lg, freakC++



  • freakC++ schrieb:

    Hallo zusammen,
    vielen Dank für die ausführlichen Antworten. Das hat mir schonmal sehr geholfen. Doch dann frage ich mich: Was haben die ganzen C++ / Java / ... - Programmierer studiert oder gelernt, wenn das beim Informatikstudium gar nicht mehr dran kommt.

    An der FH lernt man (soweit ich weiß) deutlich mehr Programmieren als an der TU. Das erklärt schonmal einen Teil.
    Zum anderen ist es so, dass viele Informatik-Studenten hobby-mäßig programmieren. Manche schreiben eigene Projekte, andere beteiligen sich an open-source-Software, andere haben Nebenjobs als Programmierer.

    Und wenn eine Vorlesung eine weniger bekannte Programmiersprache wie zum Beispiel "Haskell" einsetzt, dann gibt es im Wesentlichen zwei Möglichkeiten: Entweder man lernt nur das allernötigste, um bei der Klausur nicht durchzufallen. Oder man beschäftigt sich mit Haskell mehr, als die Vorlesung explizit verlangt, und versteht dadurch die Zusammenhänge. Wer in welcher Kategorie ist, kann man teilweise auch in der Notenverteilung erkennen. Ein hohes Interesse am Programmieren kommt dem Informatik-Studium jedenfalls stark zu Gute, würde ich sagen, weil du dann nicht davor zurückschrecken wirst, zu Hause mal was auszuprobieren, was an der Uni nur theoretisch behandelt wurde.



  • freakC++ schrieb:

    Außerdem frage ich mich, ob ich meine Interessen nicht vereinen kann: Physik und Informatik. Laut dieser "HOBIT" - Veranstaltung kann man die beiden Fächer nicht sehr gut mischen, da beide Haupstudiengänge sind. Ich denke nur, dass Menschen die beispielsweise an Quantencomputer forschen oder das "Grid" in CERN entwickelt haben, sowohl von der Informatik als auch von der Physik viel müssen. Wisst ihr, ob ich mich wirklich eines Tages zwischen meinen beiden Lieblingsfächern entscheiden muss?

    Ok, also erstmal sind die Beispiele, die Du gegeben hast, nicht gerade treffend, weil es eigentlich Beispiele sind, bei denen kaum Wissen aus dem jeweils anderen Bereich benötigt wird. Zumindest kein Wissen, das über ein triviales Verständnis des anderen Fachs hinausgeht. Aber es gibt trotzdem eine Menge Bereiche, in denen man Wissen aus der Physik und der Informatik gebrauchen kann. Zum Beispiel wird die Bildverarbeitung der Informatik zugerechnet, hat aber jede Menge methodische Einflüsse aus der Physik. Und zwar nicht nur dadurch, dass Bilder durch physikalische Vorgänge erzeugt werden. Es gibt auch jede Menge Physiker, die in diesem Bereich arbeiten. Auf der anderen Seite gibt es zum Beispiel den Bereich der Computational Physics, in dem physikalische Vorgänge simuliert werden. Es ist klar, dass dort jede Menge programmiert werden muss, so dass hier Kenntnisse der Informatik von Vorteil sind.

    Insofern gibt es durchaus Szenarien, in denen auch tiefgehendes Wissen aus beiden Bereichen von Vorteil ist.

    Bezüglich der Vereinbarkeit kann ich Dir nur sagen, dass es vermutlich in erster Linie von Dir abhängt. Wenn Du starkes Interesse daran hast und mit Enthusiasmus dahinter stehst, dann wird sich ein Weg finden, beides miteinander zu vereinen. Entweder dadurch, dass Du eine Disziplin studierst, die Einflüsse aus beiden Fächern hat oder dadurch, dass Du freiwillig zusätzliche Vorlesungen und Veranstaltungen besuchst oder dadurch, dass Du ein Doppelstudium angehst oder nach dem Erststudium ein Zweitstudium. Es gibt hier im Forum ja diverse Leute, die mehrere Studien hinter sich haben und mir persönlich sind auch 4 Fälle bekannt, in denen Leute sowohl ein Informatik- als auch ein Physikstudium angegangen sind.

    Falls Du Dich für eins der Fächer entscheiden musst, würde ich Dir übrigens zur Physik raten. Das hat verschiedene Gründe, zum Beispiel, dass man in der Physik einfach "handfesteres" lernt. Ich meine, die Grundfrage Deines Beitrags war ja "Was ist Informatik?". Du bist nicht der einzige, der sich diese Frage stellt. Letztendlich hat sich die Informatik noch nicht wirklich selbst gefunden und sie unterliegt einem starken Wandel. Informatikwissen hat zudem eine recht kurze Halbwertszeit und in manchen Bereichen der Informatik lernt man im Studium eigentlich nur den aktuellen Zeitgeist. Physik hat zudem den Vorteil, dass Du Dir die Möglichkeit aufrecht erhältst, im Nachhinein noch ein zusätzliches Informatik-Fernstudium nachzuschieben. Physik gibt es hingegen nicht als Fernstudium.

    freakC++ schrieb:

    Mir ist klar, dass die Informatik weit mehr als Programmieren ist. In einer der Broschüre steht, was Informatik nicht ist, damit man sich keinen falschen Eindruck macht. Ich zitiere:

    "Informatik ist nicht Programmieren, Spielen..."

    Dieser Satz schockierte mich schon sehr, da ich dennoch erwarte, dass ich meine Leidenschaft des Programmierens bei einem solchen Studium ausbauen kann. Was sagt ihr dazu?

    Der Satz, den Du da zitierst, richtet sich nicht an Leute wie Dich. Natürlich ist Informatik DAS Studium, in dem Du jede Menge übers Programmieren lernen kannst und in dem Du auch jede Menge programmieren kannst. Informatik geht natürlich weit übers Programmieren hinaus, aber das Programmieren ist ein zentrales Werkzeug der Informatik. Eigentlich sollte man vor Antritt eines Info-Studium auch schon halbwegs programmieren können, aber der Satz da oben richtet sich an die Leute, die das eben nicht können. Diese Leute sollen eben auch nicht abgeschreckt werden, weil sie die Lage völlig falsch einschätzen und Informatik nur mit den 2 Programmiernerds assoziieren, die es in jeder Klasse gibt.

    Du kannst Dich im Info-Studium natürlich auch größtenteils dem Programmieren entziehen, aber das hängt von Dir ab. Wenn Du die passenden Schwerpunkte wählst, dann kannst Du in diesem Studium jede Menge programmieren.

    @Christoph: Möchtest Du als theoretisches Informatiker die Informatik nicht mal als Tupel definieren, damit etwas Klarheit in die Grundfrage dieses Threads kommt? 😋



  • Gregor schrieb:

    Der Satz, den Du da zitierst, richtet sich nicht an Leute wie Dich. Natürlich ist Informatik DAS Studium, in dem Du jede Menge übers Programmieren lernen kannst und in dem Du auch jede Menge programmieren kannst. Informatik geht natürlich weit übers Programmieren hinaus, aber das Programmieren ist ein zentrales Werkzeug der Informatik. Eigentlich sollte man vor Antritt eines Info-Studium auch schon halbwegs programmieren können, aber der Satz da oben richtet sich an die Leute, die das eben nicht können. Diese Leute sollen eben auch nicht abgeschreckt werden, weil sie die Lage völlig falsch einschätzen und Informatik nur mit den 2 Programmiernerds assoziieren, die es in jeder Klasse gibt.

    Deine Interpretation ist wunderhübsch, aber für mich klingt das eher nach "Hochgeschätzte Hobbyprogrammierer: ihr seid hier falsch, bitte macht eine Ausbildung zum Fachinformatiker" 🤡

    Ansonsten stimme ich aber zu. Wenn dich am Computer primär das Programmieren interessiert, studiere lieber Physik; da fällt auch genug zu programmieren an.



  • bisher nicht veröffentlichte Quelle schrieb:

    > 1. kannst du in 2 sätzen erklären, was ein informatiker ist

    ---snip---------------------------------------------------------
    Ja, ich kann nämlich beliebig viele Sätze nehmen und mit Kommas
    aneinanderhängen, das ist zwar geschummelt, aber ich kann's.

    ---snip---------------------------------------------------------
    Nein.

    Das artet gleich in solchen Unfug aus.
    Ein Informatiker ist jemand, der Informatik betreibt. Aber Informatik
    ist zu schwierig zu fassen.
    Ich kann auch nicht in zwei Sätzen sagen, was Mathematik ist.

    Versuch "Mathematik ist die Beschäftigung mit Zahlen" und "Informatik
    ist die Beschäftigung mit Computern". Da geht zum einen bös viel
    verloren, ab dem siebten Schuljahr fängt man ja an, mit Buchstaben zu
    rechnen, womit man sich der echten Mathematik nähert und vom profanen
    Rechnen weggeht, zum anderen wird jeder number cruncher zum
    Mathematiker, was spätestens beim Buchhalter nicht mehr gut ist.
    Informatik zum Geschäft um Computer zu machen, ist genauso schlecht,
    zum einen geht bös viel verloren
    http://qwiki.stanford.edu/wiki/Complexity_Zoo , zum anderen wird jeder
    professionelle Warcraft-Zocker oder MMarkt-Verkäufer zum Informatiker,
    das ist auch nicht gut.
    Wikipedia fragen...

    > Informatik ist die Wissenschaft von der systematischen Verarbeitung
    > von Informationen, insbesondere der automatischen Verarbeitung mit
    > Hilfe von Rechenanlagen. Historisch hat sich die Informatik als
    > Wissenschaft aus der Mathematik entwickelt, während die Entwicklung
    > der ersten Rechenanlagen ihre Ursprünge in der Elektrotechnik und
    > Nachrichtentechnik hat. Dennoch stellen Computer nur ein Werkzeug und
    > Medium der Informatik dar, um die theoretischen Konzepte praktisch
    > umzusetzen. Der niederländische Informatiker Edsger Wybe Dijkstra
    > formulierte „In der Informatik geht es genauso wenig um Computer wie
    > in der Astronomie um Teleskope“ („Computer Science is no more about
    > computers than astronomy is about telescopes“).

    Dem fehlt noch ein Aspekt, nämlich daß die erste Killer-Anwendung die
    Lohnbuchhaltung war, während vormals bei Krupp 30 Lohnbuchhalter
    rumsprangen, war's nachher ein Rechner. Entsprechend waren und sind
    Oberbuchhalter die Rechnerchefs, auch in der Hochschulausbildung.

    Dann gibt es die ganzen interdisziplinären Ableger wie Bioinformatik,
    Wirtschaftsinformatik, Medieninformatik und so weiter.

    Außerdem ist die die Trennung zwischen praktischer und theoretischer
    Informatik zu sehen, wobei ein praktischer Mathematiker und ein
    theoretischer Informatiker oftmals gleich sind.

    Und es gibt Begriffe, die flüchten, wie den Intelligenzbegriff. Der
    haut zum Beispiel immer dann ein Stück weit ab, wenn etwas, das
    vormals ein Zeichen für Intelligenz war (10-stellige Zahlen
    multiplizieren, Reiserouten planen, Schach spielen,...) von Computern
    oder guten Anleitungen zufriedenstellend gelöst wird. Entsprechend
    bröckeln der Informatik unten Teilbereiche weg. Zu Zeiten der IBM360
    http://www.youtube.com/watch?v=ZGRCn0vwK3c&feature=related war
    sicherlich einiges hohe Informatikwissenschaft, was heute
    Taschenspielertricks sind. Und je nach Bedarf kann der
    Informatikbegriff neue Teilgebiete aufnehmen.

    Informatik kann man nicht wie andere Wissenschaften in diese Taxonomie
    http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Wissenschaften.jpg&filetimestamp=20080812185747
    drücken. Sie beschäftigt sich dazu mit einfach zu vielen verschiedenen
    Sachen. Im Prinzip nämlich mit allem, was irgendwie mit Computern zu
    tun hat, auch wenn das viele Informatiker nicht wahr haben wollen,
    ätsch.

    Es gibt auch kein Berufsbild des Informatikers. Und es ist kein
    geschützter Begriff. Jeder darf sich Informatiker nennen, wenn er Lust
    dazu hat.

    ---snip---------------------------------------------------------
    Eigentlich scheint zu treffen:
    Ein Informatiker ist jemand, der sich auf professionellem Niveau mit
    Computern beschäftigt oder mit Aufgabenstellungen, die typischerweise
    dazu beitragen, daß andere Leute ihre Computer besser benutzen können.
    Aber da fehlt ganz entschieden die Abgrenzung zu anderen Berufen. So
    ist ein Schreiner, der sich auf Sekretärinnenfußschemelchen
    spezialisiert hat, kein Informatiker. Ich kann ihm aber kein
    Fachwissen absprechen. Und der Profi-Zocker benutzt auch höhere
    Mathematik, um seine Spielweise zu optimieren, ich kann mich nicht an
    die Mathematik hängen. Also kann ich mich nur daran hängen, daß der
    Informatiker typischerweise Methoden der Informatik benutzt, und das
    sind die, die man im Informatikstudium lehrt. Ha, da haben wirs.
    Informatik ist, was Informatik ist. Von Jahrzehnt zu Jahrzehnt ändert
    sich das ein wenig. Die Informatik geht als Hure unter den
    Wissenschaften in jedes Haus, wo Computer stehen (also überallhin
    *g*), und hilft dort aus, ohne einen eigenen Charakter aufzubauen,
    außer, daß sie sich noch dazu wissenschaftlich um sich selber kümmert.



  • audacia schrieb:

    Gregor schrieb:

    Der Satz, den Du da zitierst, richtet sich nicht an Leute wie Dich. Natürlich ist Informatik DAS Studium, in dem Du jede Menge übers Programmieren lernen kannst und in dem Du auch jede Menge programmieren kannst. Informatik geht natürlich weit übers Programmieren hinaus, aber das Programmieren ist ein zentrales Werkzeug der Informatik. Eigentlich sollte man vor Antritt eines Info-Studium auch schon halbwegs programmieren können, aber der Satz da oben richtet sich an die Leute, die das eben nicht können. Diese Leute sollen eben auch nicht abgeschreckt werden, weil sie die Lage völlig falsch einschätzen und Informatik nur mit den 2 Programmiernerds assoziieren, die es in jeder Klasse gibt.

    Deine Interpretation ist wunderhübsch, aber für mich klingt das eher nach "Hochgeschätzte Hobbyprogrammierer: ihr seid hier falsch, bitte macht eine Ausbildung zum Fachinformatiker" 🤡

    Ansonsten stimme ich aber zu. Wenn dich am Computer primär das Programmieren interessiert, studiere lieber Physik; da fällt auch genug zu programmieren an.

    Ok, die Aussage, dass Informatik nicht Programmieren ist, kann man auch so interpretieren, wie Du meinst. Aber ehrlich gesagt, denke ich, dass Hobbyprogrammierer durch ihr Hobby zeigen, dass sie Interesse an der Thematik haben. Sie beschäftigen sich aus sich selbst heraus mit einem Bereich der für die Informatik relevant ist. Und Interesse und Eigenantrieb sind zwei ganz wichtige Grundvoraussetzungen für ein erfolgreiches Studium. Wenn ein derartiges Interesse an der Informatik oder am Programmieren besteht und zusätzlich auch alle anderen Voraussetzungen für ein Studium da sind, dann spricht aus meiner Sicht nichts dagegen, Informatik zu studieren. Es bietet sich absolut an.

    Ehrlich gesagt habe ich viel zu oft solche Aussagen wie "Informatik ist nicht Programmieren", "Für Informatik sollte man sehr kommunikativ sein", "Informatik ist nichts für Nerds" und ähnliches gehört. Mich kotzen solche Aussagen an, weil sie zum einen unwahr sind, zum anderen interessierte Leute von so einem Studium abbringen könnten. Und das IMHO nur, weil irgendwelche Professoren und andere Leute überlegen, wie sie die Struktur der Studentenschaft verändern können. IMHO stehen hinter solchen Aussagen Überlegungen der Art "Wir wollen extrovertiertere Studenten", "Wir wollen die Frauenquote steigern" und ähnliches. Man muss derartige Aussagen aus Sicht der Leute sehen, von denen sie kommen. Die kommen nicht durch eine Auseinandersetzung mit einer Einzelperson, bei der überlegt wird, was für diese Person das Beste ist. Für eine Einzelperson, die starkes Interesse am Programmieren und dessen Umfeld hat, ist Informatik aber eben trotzdem DAS offensichtliche Studium.

    Deshalb interpretiere ich solche Aussagen inzwischen am liebsten so, dass sie einfach an eine andere Zielgruppe gerichtet sind. Nämlich an irgendwelche Leute, die nach dem Abitur plötzlich dastehen und sagen "Oh, was soll ich denn jetzt machen? Ich habe ja überhaupt keinen Plan." Leute, die zur Zeit ihres Abiturs schon jahrelang hobbymäßig programmiert haben, sollten auf soetwas hingegen einfach gar nicht hören.

    Meine Aussage zur Physik betraf übrigens nicht das Programmieren. Im Physikstudium wird nicht so viel programmiert, allerdings sind Programmierfähigkeiten natürlich auch in so einem Studium ganz sinnvoll. "Halbwegs Programmieren können" im Sinne von "kleinere, unkomplizierte Programme realisieren können" heißt einfach, dass man ein Werkzeug hat, das man in vielen Situationen sehr sinnvoll einsetzen kann. Wenn es einem aber in erster Linie ums Programmieren geht, dann sollte man wirklich lieber Informatik studieren.

    @volkard: Schönes Zitat. Da ist viel Wahres dran. Ist das von Dir selbst oder von wem anderen? Das einzige, was mich an dem Zitat stört, ist, dass die Informatik dort zu oft als Wissenschaft bezeichnet wird. IMHO sind viele Bereiche der Informatik einfach nicht in dem Sinne wissenschaftlich. Sie haben zumindest in erster Linie einen anderen Charakter. Klar, die theoretische Informatik ist größtenteils wissenschaftlich. Wenn man sich hingegen die Softwaretechnik ansieht und dort meinetwegen etwas über Softwareentwicklungsmethoden lernt, dann entspricht das IMHO mehr dem aktuellen Zeitgeist. Man lernt da kein hartes, zeitunabhängiges Wissen, sondern eher wie man heutzutage etwas macht. ...und in 5 Jahren macht man das dann halt anders. Solche Bereiche der Informatik sind auch recht subjektiv und von persönlichen Meinungen und Erfahrungen abhängig. Wie gesagt: IMHO.



  • Wer mal in Jobsuchmaschinen nach Berufen für Informatiker sucht, der wird feststellen, dass man den Informatiker in fast allen Fällen eigentlich nur in der Entwicklungsabteilung sehen will, am besten als Java-Spezialist mit Kenntnissen bezüglich 8 oder 10 Hype-Frameworks.

    Die Programmierung ist in der Tat nicht der Großteil der Informatik, im Beruf nach dem Studium werden aber viele Informatiker wieder auf den Programmierer reduziert, wenn er nicht gerade als "Senior blabla" irgendwo einsteigen kann.



  • Das einzige, was mich an dem Zitat stört, ist, dass die Informatik dort zu oft als Wissenschaft bezeichnet wird.

    Informatik ist eine Wissenschaft. Warum sollte sie keine sein?

    IMHO sind viele Bereiche der Informatik einfach nicht in dem Sinne wissenschaftlich. Sie haben zumindest in erster Linie einen anderen Charakter.

    Bitte was? Welchen Charackter haben sie denn?

    Wenn man sich hingegen die Softwaretechnik ansieht und dort meinetwegen etwas über Softwareentwicklungsmethoden lernt, dann entspricht das IMHO mehr dem aktuellen Zeitgeist.

    Man lernt und lehrt formale Methoden. Wann diese eingesetzt werden und wie gut umgesetzt, das haengt von den auesseren Umstaenden ab.

    Man lernt da kein hartes, zeitunabhängiges Wissen, sondern eher wie man heutzutage etwas macht

    Willst du den Sozialwissenschaften und Geisteswissenschaften auch ihren Rang als Wissenschaft absprechen? Zeitunabhaengiges Wissen? Wo lebst du denn ... Zum Beispiel in der Psychologie hat sich sehr viel getan. Ja sie ist eine Wissenschaft. In der Physik hat sich viel getan, vieles wurde korrigiert und alte Annahmen ueber Bord geworfen. Ja sie ist eine Wissenschaft. In der Biologie sind nach 3 bis 4 Jahren die Lehrbuecher (Uni) zu 25% veraltet oder gar falsch, weil neue Erkenntnisse mit alten Hypothesen abgeloest haben. Zeitunabhaengig ist wahrscheinlich nur die Mathematik.



  • 100%ige Zustimmung.

    Zumal es auch nicht stimmt, dass Erkenntnisse der Informatik schnell veraltern. Theorien zur Berechenbarkeit, Komplexität und Parallelisierbarkeit, Wissensverarbeitung / Deduktive Systeme, Systemtheorie von Informationssystemen, allg. Datenbanktheorie, oder Algorithmen im Allgemeinen sind beispielsweise beständiger als so manches anderes Gebiet anderer Wissenschaften.

    Wenn man natürlich keinen Plan hat und Informatikstudium mit Auswendiglernen von Frameworkbefehlen gleichsetzt, hat man, das falsche Bild des Studiums als Prämisse vorausgesetzt, natürlich recht. 🙄

    Über die Aussage, Informatik sei keine Wissenschaft, braucht man sich garnicht zu unterhalten, ist natürlich schlicht quatsch.



  • knivil schrieb:

    Willst du den Sozialwissenschaften und Geisteswissenschaften auch ihren Rang als Wissenschaft absprechen?

    Nicht so pauschal, aber es werden dort schon erstaunlich viele dünne Bretter gebohrt. Ist nicht so knallhart wie zum Beispiel die http://de.wikipedia.org/wiki/Hippologie

    knivil schrieb:

    Zeitunabhaengig ist wahrscheinlich nur die Mathematik.

    Wo lebst Du denn?



  • volkard schrieb:

    knivil schrieb:

    Zeitunabhaengig ist wahrscheinlich nur die Mathematik.

    Wo lebst Du denn?

    Koenntest du ein Beispiel nennen. Normalerweise ist es so, dass durch neue mathematische Methoden, alte Erkenntnisse nicht falsch werden. Der Satz des Pythagoras wird bis in alle Ewigkeit im euklidischen Raum gelten.



  • Die Newtonsche Physik wird auch bis in alle Ewigkeit gelten.



  • Aber nur als rein mathematisches Modell und nicht als Abbild des Universums. Wenn man mit geringen Geschwindigkeiten zu tun hat, dann sind sie eine gute Naeherung an die Wirklichkeit, bei hohen Geschwindigkeiten nimmt man andere "Formel".



  • Tjo, den Bremsweg meines Autochens werde ich halt mal nicht relativistisch berechnen.
    Außerdem ist das nur ein Modell. So wie das STandardmodell auch nur ein Modell ist.
    Kein Physiker sagt, daß das Universum wirklich so ist. Das dürfen die Theologen und Philosphen tun.



  • Außerdem ist das nur ein Modell.

    Und deswegen meinte ich, die Mathematik ist zeitlos. Sie braucht sich nach irgendwen richten, schon gar nicht nach der Wirklichkeit wie die armen Physiker. Einziger Scharfrichter ist die Logik.

    Kein Physiker sagt, daß das Universum wirklich so ist. Das dürfen die Theologen und Philosphen tun.

    Und trotzdem suchen alle (ok, einige) fieberhaft nach der Weltformel. Nur um zu sagen: So ist es und nicht anders. 🙂

    PS: Nicht nur im relativistischen Fall sondern auch bei Stossmechanik und Turbulenzen weicht man von der klassischen Mechanik (dort betrachtet man Terme hoeherer Ordung > 2).



  • knivil schrieb:

    Willst du den Sozialwissenschaften und Geisteswissenschaften auch ihren Rang als Wissenschaft absprechen? Zeitunabhaengiges Wissen? Wo lebst du denn ... Zum Beispiel in der Psychologie hat sich sehr viel getan. Ja sie ist eine Wissenschaft. In der Physik hat sich viel getan, vieles wurde korrigiert und alte Annahmen ueber Bord geworfen. Ja sie ist eine Wissenschaft. In der Biologie sind nach 3 bis 4 Jahren die Lehrbuecher (Uni) zu 25% veraltet oder gar falsch, weil neue Erkenntnisse mit alten Hypothesen abgeloest haben. Zeitunabhaengig ist wahrscheinlich nur die Mathematik.

    marco.b schrieb:

    Über die Aussage, Informatik sei keine Wissenschaft, braucht man sich garnicht zu unterhalten, ist natürlich schlicht quatsch.

    Naja, ich habe in der Aussage von mir nicht ohne Grund das "IMHO" betont. Ich habe eine recht enge Vorstellung davon, was eine Wissenschaft ist. Mir ist durchaus bewusst, dass der Wissenschaftsbegriff heutzutage für sehr sehr viele Dinge verwendet wird und vermutlich haben die meisten Leute ungefähr die Vorstellung, dass das eine Wissenschaft ist, was an einer Universität gelehrt wird. Ich sehe das halt nicht so.

    Also erstmal möchte ich klarstellen, dass ich, wenn ich sage, die Informatik hat größtenteils nicht den Charakter einer Wissenschaft, keine Wertung vornehme. Die Informatik ist selbstverständlich in weiten Teilen höchst anspruchsvoll und auch sehr wichtig. Für mich ist die entscheidende Frage, wenn es darum geht, ob etwas eine Wissenschaft ist, was die Zielsetzungen des Arbeitens in dieser Disziplin sind und wie die Arbeitsweise aussieht. In der theoretischen Informatik geht es dabei zugegebenermaßen größtenteils um Erkenntnis. Aber im Großen und Ganzen gibt es beim informatischen Arbeiten eben ganz andere Zielsetzungen. Da geht es nicht um Erkenntnis, sondern darum, ein Produkt zu entwickeln. Das ist aus meiner Sicht eine klassische Zielsetzung einer Ingenieursdisiplin. Und ja: Ich unterscheide zwischen Wissenschaft und Ingenieursdisziplin.

    Ich habe massive Einblicke ins Physik- und Informatikstudium und sehe, dass es dort starke Unterschiede in den Arbeitsweisen und in der Qualität des Stoffs gibt. Vielleicht kann ich diese Unterschiede nicht wirklich gut zum Ausdruck bringen. Wenn sich aber jemand zwischen Physik und Informatik entscheiden möchte, dann sollte er sich darüber im Klaren sein, dass es eben doch zwei völlig unterschiedliche Disziplinen sind und die Unterschiede nicht nur in der Thematik liegen. Ich bin bei der Betrachtung dieser Unterschiede für mich eigentlich zu dem Schluss gekommen, dass man nicht beides als Wissenschaft sehen kann. Deshalb schaffe ich für mich einfach den zusätzlichen Begriff der Ingenieursdisziplin. Wie gesagt, das betrifft nicht die Wertung eines Fachs, sondern die Zielsetzungen, Arbeitsweisen und die Art des Stoffs.



  • Da geht es nicht um Erkenntnis, sondern darum, ein Produkt zu entwickeln.

    Das wuerde ich so nicht sagen. Zwar lernt man das auch in der praktischen Informatik, eben wie ein Physiker auch etwas ueber elektrische Schaltkreise und Widerstaende lernt, aber es ist nicht das primaere Anliegen.

    Ich habe massive Einblicke ins Physik- und Informatikstudium

    Ich auch. Aber vielleicht liegt es auch an den Kursen, die bei dir angeboten werden.


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