Kriegstaktik, die ich in einem Film gesehen habe



  • Andreas XXL schrieb:

    Ich habe auch mal 2 Fragen zum Thema.

    Wenn die sich brav gegenüberstellen und abwechseld feuern, hat dann nicht die Seite einen starken Vorteil die zuerst feuert?
    (Weil die dabei schon getöteten Gegner nicht mehr zurückfeuern werden)

    Wenn eine Seite zuerst feuert, hat sie zwar den Vorteil, aber die andere kann dann noch etwas näher heranrücken. Und bei der schon erwähnten Zielungenaugigkeit der Waffen spielte die Entfernung sicherlich auch eine große Rolle.

    Hatten die Spanier nicht zu Beginn der Feuerwaffen eine rolierende Taktik? Also die erste Reihe schießt und fällt zurück. Dann die zweite und soweiter. Das alles während sie vorrücken.



  • Laut Statistiken haben nicht einmal die Hälfte der Frontsoldaten im 2ten Weltkrieg auf einen Menschen geschossen, davor war das auch nicht besser.

    Ich denke, das das auch hier eine Rolle spielt, wenn man in Reih und Glied steht und ganz klar den Befehl "Feuer", wird man eher auf den Feind feuern, als wenn man selbst denkt... Reallive Doom als alles ummähender Held spielen liegt nunmal den Wenigsten, was auch gut so ist, und die wenigsten Soldaten verhalten sich im Ernstfall wirklich "optimal", früher vermutlich noch weniger als heute.

    Das mit den neuen Kriegstaktiken war aber auch schon vorher so, das als ewig unbesiegt geltende Sparta wurde auch das erste mal besiegt, als der Gegner nicht brav die Stärksten Truppentypen nach rechts und die Schwächsten nach links in die Schlachtreihe stellte.
    Klingt auch trivial, war es damals aber wohl nicht wirklich.



  • dreaddy schrieb:

    Laut Statistiken haben nicht einmal die Hälfte der Frontsoldaten im 2ten Weltkrieg auf einen Menschen geschossen, davor war das auch nicht besser.

    Und als noch mit Musketen geswchossen wurde, hat man festgestellt, dass sehr viele ihre Ladestöcke mit verschossen haben, weil sie in der Aufregung vergessen haben, sie wieder rauszusiehen.



  • dreaddy schrieb:

    Laut Statistiken haben nicht einmal die Hälfte der Frontsoldaten im 2ten Weltkrieg auf einen Menschen geschossen, davor war das auch nicht besser.

    http://www.historynet.com/wars_conflicts/vietnam_war/3038266.html



  • Es war eben nicht so, dass abwechselnd geschossen wurde. Das Laden eines Gewehrs war zu der damaligen Zeit eine sehr zeitaufwendige Sache. Deshalb wurde dieser Vorgang natürlich besonders geübt.

    Jede Seite versuchte so schnell wie möglich nachzuladen und zu schießen.

    Ein Teil der preußischen Überlegenheit zu Zeiten Freidrich II lag in der überlegenen Ladegschwindigkeit ihrer Soldaten.



  • Noch ein "Vorteil" von Kanonenkugeln: Sie zertrümmern auch Stahlrüstungen. Somit kann jeder Bauer einen Ritter ohne Probleme wegpusten. Mit 'nem Bogen ist so etwas schwerer.



  • Headhunter schrieb:

    Noch ein "Vorteil" von Kanonenkugeln: Sie zertrümmern auch Stahlrüstungen. Somit kann jeder Bauer einen Ritter ohne Probleme wegpusten. Mit 'nem Bogen ist so etwas schwerer.

    Langbögen hatten afaik auch genug Zugkraft um damalige Rüstungen zu durchschlagen.



  • Aber nicht "jeder Bauer" konnte diese aufbringen.



  • Aber bei Armbrüsten. Die Kirche hat es dann auch verboten Armbrüste gegen Christen einzusetzen, weil eben auch ein einfacher Bauer einen höher gestellten adligen Ritter vom Schlachtross holen konnte.



  • Luckie schrieb:

    Aber bei Armbrüsten. Die Kirche hat es dann auch verboten Armbrüste gegen Christen einzusetzen, weil eben auch ein einfacher Bauer einen höher gestellten adligen Ritter vom Schlachtross holen konnte.

    Laut Wikipedia konnte man damit aber nur 1 bis 2 Schüsse pro Minute erreichen. Damit war wohl auch die Schussfolge nicht hoch genug, um sich effektiv selbst zu sichern. Wenn der Gegner nicht schnell feuern kann, ist wohl die beste Taktik einfach mit Waffen für den Nahkampf auf ihn loszustürmen.



  • Luckie schrieb:

    Aber bei Armbrüsten. Die Kirche hat es dann auch verboten Armbrüste gegen Christen einzusetzen, weil eben auch ein einfacher Bauer einen höher gestellten adligen Ritter vom Schlachtross holen konnte.

    Das ist wieder genauso eine schwachsinnige Überlegung, bei der ich mir, wenn es wirklich so war, nur an den Kopf fassen kann:

    "Benutze Er bitte keine Armbrust gegen die Feinde. Trotz der Effektivität, die eine solche mit sich bringt, geziemt es sich nicht, daß ein einfacher Bauer einen adligen Ritter niederstreckt."

    "Aber das sind doch unsere Feinde. Was geht es mich an, ob mein Feind höher gestellt ist als ich?"

    "Das ändert nichts. Es geziemt sich nicht, wenn ein Bauerntölpel einen Ehrenmann von hohem Rang tötet, auch wenn er sein Feind ist. So sind die Regeln der Schlacht."



  • Naja, denen gings wohl auch um den eigenen Arsch. Ein Bischof ist ist ja ähnlich ausgerüstet wie ein besserer Ritter aufs Schlachtfeld gekommen.



  • ich denke, dass bauern keine armbrüste gegen ritter (oder irgendwen) eingesetzt haben lag eher daran, dass ein bauer gar keine armbrust besitzen durfte. ein bauer durfte nämlich gar keine waffen besitzen, weshalb bauernaufstände auch mit mistgabeln, sensen und dreschen betrieben wurden 😉

    für die simplen fusssoldaten gabs dann auch eher den zweihänder. klump, schwer, unhandlich, aber astrein geeignet, um nen reiter vom pferd zu holen.



  • Könnte es nicht sein, dass im Mittelalter Kriege als eine Art heftige Diskussion zwischen Adeligen angesehen wurden, bei denen selbstverständlich niedriges Volk verheizt werden durfte?



  • NES-Spieler schrieb:

    Luckie schrieb:

    Aber bei Armbrüsten. Die Kirche hat es dann auch verboten Armbrüste gegen Christen einzusetzen, weil eben auch ein einfacher Bauer einen höher gestellten adligen Ritter vom Schlachtross holen konnte.

    Das ist wieder genauso eine schwachsinnige Überlegung, bei der ich mir, wenn es wirklich so war, nur an den Kopf fassen kann

    Solche Regeln versucht man ja auch heute noch aufzustellen (Giftgas, Minen...), wenn auch heute andere Motive zählen und weniger "die Adligen" geschützt werden sollten sondern die Unbewaffneten.

    Naja, menschliche Moral und Ethik ist im Krieg eh am A.... 👎



  • NES-Spieler schrieb:

    Luckie schrieb:

    Aber bei Armbrüsten. Die Kirche hat es dann auch verboten Armbrüste gegen Christen einzusetzen, weil eben auch ein einfacher Bauer einen höher gestellten adligen Ritter vom Schlachtross holen konnte.

    Das ist wieder genauso eine schwachsinnige Überlegung, bei der ich mir, wenn es wirklich so war, nur an den Kopf fassen kann:

    Tja, die Kirche hatte damals noch ein paar anderer solcher "schwachsinnigen" Vorstellungen; ich sag da nur mal Hexenverbrennungen.



  • http://de.wikipedia.org/wiki/Armbrust

    In Europa wurde die Verwendung von Bögen und Armbrüsten in Kämpfen zwischen Christen durch das Zweite Lateranische Konzil 1139 verboten, da sie wegen ihrer Reichweite und ihrer Durchschlagskraft gegen Rüstungen als unritterlich galten. Der Einsatz gegen Heiden, insbesondere gegen arabisch/islamische Gegner, blieb jedoch erlaubt. Diese moralische Ächtung war jedoch in der Kriegspraxis nicht durchsetzbar. Ironie der Geschichte: Ausgerechnet ein bekannter Förderer der Armbrust, Richard Löwenherz, kam 1199 durch einen Armbrustbolzen zu Tode.

    (also ähnlich erfolgreich, wie die heutigen Versuche effektive Waffen zu verbieten.)



  • für die simplen fusssoldaten gabs dann auch eher den zweihänder. klump, schwer, unhandlich, aber astrein geeignet, um nen reiter vom pferd zu holen.

    Unsinn! Gegen Reiter ist diese Waffe ja nun gar nicht zu gebrauchen. Dafür nimmt man Piken. Überhaupt waren Zweihänder kaum zu gebrauchen, weshalb sie relativ schnell vom Schlachtfeld verschwanden.



  • thordk schrieb:

    zweihänder. klump, schwer, unhandlich

    http://youtube.com/watch?v=Kj4Ng6DBfrg&feature=related - die halten sich aus Gründen der Sicherheit noch sehr zurück.

    Nach einigen Jahren des Mitlesens in militärhistorischen Foren und der Beobachtung hunderter von verbitterten Flamewars zwischen (Hobby-)Archäologen und (Hobby-)Historikern über jedes noch so kleine Detail in der vormodernen Kriegsführung bin ich persönlich zu dem Ergebnis gekommen, dass wir heute keinen blassen Schimmer mehr haben wie eine Schlacht wirklich ausgesehen hat. Das Einzigste, worüber sich alle einig sind, ist, dass die (Hollywood-)Filme ausnahmslos völlig daneben liegen. Da werden Ausrüstungsteile aus dem 10. und 15. Jahrhundert wild durcheinander getragen und von Formationen scheint niemand etwas gehört zu haben, um nur zwei Kleinigkeiten zu nennen.
    Sich aufgrund von Filmen über die vermeintlich Dummheit unserer Vorfahren in militärischen Dingen zu wundern ist also ungefähr so sinnvoll, wie sich aufgrund eines Hägar-Comics über das Eheleben von Wikingern zu wundern.



  • TDKBacke schrieb:

    ungefähr so sinnvoll, wie sich aufgrund eines Hägar-Comics über das Eheleben von Wikingern zu wundern.

    Du willst ernsthaft behaupten, daß diese Comics nicht auf realen Ereignissen beruhen?


Anmelden zum Antworten