Machen Demonstrationen am 1. Mai (noch) Sinn?
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Leprechaun schrieb:
Du verwechselst das mit den Chaostagen. Aber die gibt es leider schon lange nicht mehr.
Möglicherweise hast Du dieses "Leider" in einem kurzfristigen Zustand geistiger Umnachtung geschrieben...

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Mr. N schrieb:
Leprechaun schrieb:
Theston schrieb:
Interessant, welchen Teil des Satzes du offenbar dementierst.
Den Richtigen. Ich kann nicht sagen, daß die Chaostage ein friedlicher Kongreß harmloser Randgruppen waren. Aber genau so wenig sollten sie eine Form von Diskussion sein.
Sondern? Welche legitime Aktivität stellten sie dar?
Wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt, waren die ersten Chaostage eine Demonstration gegen eine Datenbank, in der alle Punks erfasst werden sollten. Im weiteren Verlauf der Geschichte sind die Chaostage dann mehr und mehr zu reinen Krawallveranstaltungen geworden. So wie die Meisten sie in Erinnerung haben.
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Demnach sind Körperverletzung, Sachbeschädigung und Brandstiftung (mit Molotow-Kocktails) also legitim, wenn sie sich gegen eine Datenbank mit Körperverletzern, Sachbeschädigern und Brandstiftern richtet...?

Leprechaun schrieb:
Aber genau so wenig sollten sie eine Form von Diskussion sein.
Und das bedauerst Du?
Also, entweder verstehe ich da was falsch oder "Leprechaun, mir graut vor Dir"...
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Elektronix schrieb:
Demnach sind Körperverletzung, Sachbeschädigung und Brandstiftung (mit Molotow-Kocktails) also legitim, wenn sie sich gegen eine Datenbank mit Körperverletzern, Sachbeschädigern und Brandstiftern richtet...?
Nein. Wie kommst du darauf?
Elektronix schrieb:
Leprechaun schrieb:
Aber genau so wenig sollten sie eine Form von Diskussion sein.
Und das bedauerst Du?
Nein. Wieso fragst du mich das?
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Leprechaun schrieb:
Elektronix schrieb:
Demnach sind Körperverletzung, Sachbeschädigung und Brandstiftung (mit Molotow-Kocktails) also legitim, wenn sie sich gegen eine Datenbank mit Körperverletzern, Sachbeschädigern und Brandstiftern richtet...?
Nein. Wie kommst du darauf?
Naja...
Leprechaun schrieb:
Du verwechselst das mit den Chaostagen. Aber die gibt es leider schon lange nicht mehr.
[Emphasis added.]
Wenn man sagt, dass es etwas "leider nicht mehr gibt", dann drückt man implizit aus, dass man findet, dass es legitim ist.
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Mr. N schrieb:
Wenn man sagt, dass es etwas "leider nicht mehr gibt", dann drückt man implizit aus, dass man findet, dass es legitim ist.
Hm? Hier scheinen Einige nicht zu wissen, was Legitimität bedeutet. Mit dem "Leider nicht" wollte ich mein Bedauern darüber ausdrücken, daß es die Chaostage nicht mehr gibt. Ich bin nicht der Meinung, daß Straßenschlachten eine rechtmäßige Form von politischer Betätigung sind, was mir offensichtlich zu unterstellen versucht wird.
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Leprechaun schrieb:
Mr. N schrieb:
Wenn man sagt, dass es etwas "leider nicht mehr gibt", dann drückt man implizit aus, dass man findet, dass es legitim ist.
Hm? Hier scheinen Einige nicht zu wissen, was Legitimität bedeutet. Mit dem "Leider nicht" wollte ich mein Bedauern darüber ausdrücken, daß es die Chaostage nicht mehr gibt. Ich bin nicht der Meinung, daß Straßenschlachten eine rechtmäßige Form von politischer Betätigung sind, was mir offensichtlich zu unterstellen versucht wird.
Legitimität (lat. legitimus - gesetzmäßig) bezeichnet in Soziologie, Politikwissenschaft und Rechtswissenschaft die Anerkennungswürdigkeit beziehungsweise Rechtmäßigkeit von Personen oder Institutionen.
Wenn du bedauerst, dass es etwas nicht mehr gibt, drückst du automatisch aus, dass du es als annerkennungswürdig ansiehst.
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Wahnsinn, wie hier die Worte herumgedreht werden.
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Mr. N schrieb:
Legitimität (lat. legitimus - gesetzmäßig) bezeichnet in Soziologie, Politikwissenschaft und Rechtswissenschaft die Anerkennungswürdigkeit beziehungsweise Rechtmäßigkeit von Personen oder Institutionen.
Wenn du bedauerst, dass es etwas nicht mehr gibt, drückst du automatisch aus, dass du es als annerkennungswürdig ansiehst.
Das hat gar nichts miteinander zu tun.
Dadurch, daß man eine Definition zitiert, hat man sie nicht automatisch verstanden.
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Dann erklär doch einfach kurz, warum Du dieses "leider" da hingeschrieben hast. Das scheint nämlich außer Dir keiner zu verstehen.
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Jester schrieb:
Dann erklär doch einfach kurz, warum Du dieses "leider" da hingeschrieben hast.
Ich habe damals bei einem Rundfunksender gearbeitet und mich intensiv mit der Punkszene und den Chaostagen auseinandergesetzt. Das hat alles sehr viel Spaß gemacht.
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Leprechaun schrieb:
Mit dem "Leider nicht" wollte ich mein Bedauern darüber ausdrücken, daß es die Chaostage nicht mehr gibt. Ich bin nicht der Meinung, daß Straßenschlachten eine rechtmäßige Form von politischer Betätigung sind, was mir offensichtlich zu unterstellen versucht wird.
Also, meines Wissens (das natürlich nicht immer vollständig ist) haben die Punks die Chaostage veranstaltet, um eben genau das zu tun: Sachbeschädigen, brandstiften- kurz: ihre Vorstellung von Gesellschaft (nämlich Anarchie) vorzuführen.
Dein journalistisches Engagement in allen Ehren, aber Dein Bedauern über den Wegfall der Chaostage ist doch nicht ganz einfach nachzuvollziehen- in jeder Hinsicht.

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Ich habe damals bei einem Rundfunksender gearbeitet und mich intensiv mit der Punkszene und den Chaostagen auseinandergesetzt. Das hat alles sehr viel Spaß gemacht.
OK, dann solltest Du aber auch deutlich zum Ausdruck bringen, dass Dir persönlich die Auseinandersetzung mit den Geschehnissen und der Szene rund um die Chaostage fehlt.
Das ist sogar verständlich. Manche Männer (von Frauen höre ich da merkwürdigerweise kein Schwärmen) haben sich auch im Krieg offenbar am wohlsten gefühlt. Das mag die Vorliebe der Männer für Kampf und ein gewisses Maß an Chaos sein, dass den ganzen Mann fordert.

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Elektronix schrieb:
Also, meines Wissens (das natürlich nicht immer vollständig ist) haben die Punks die Chaostage veranstaltet, um eben genau das zu tun: Sachbeschädigen, brandstiften- kurz: ihre Vorstellung von Gesellschaft (nämlich Anarchie) vorzuführen.
Jein. Anarchie ist Ordnung ohne Herrschaft, kein Chaos. Aber diesen weit verbreiteten Irrtum teilten viele ehemalige Punks mit dir. Ausserdem: Mit Ausnahme des Ersten waren alle folgenden Chaostage nur ein Spiel, ein Kräftemessen infantiler Jugendlicher mit der Polizei, das sie nie gewinnen konnten.
Elektronix schrieb:
...aber Dein Bedauern über den Wegfall der Chaostage ist doch nicht ganz einfach nachzuvollziehen- in jeder Hinsicht.
Die jährlichen Chaostage waren, meiner Ansicht nach, das letze Aufbegehren gegen eine Gesellschaft, die Geld, Leistung und Wohlstand zur Maxime macht. Etwas Vergleichbares hat es danach nicht mehr gegeben. Diese "Mach kaputt was dich kaputt macht"-Mentalität und die Leute, die diese vertraten, hatten für mich einen gewissen Charme, obwohl ich nie dazu gehörte.

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Ausserdem
Korrekt: Außerdem
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"Mach kaputt was dich kaputt macht"
Dem wohnt in der Tat eine gewisse Logik inne. Das Problem ist aber, dass negative Empfindungen heutzutage dermaßen vielfältig sind, dass letztenendes jeder jeden killen möchte. Das Gegenrezept ist Teamgeist und Harmonie/Liebe.
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Leprechaun schrieb:
Anarchie ist Ordnung ohne Herrschaft, kein Chaos. Aber diesen weit verbreiteten Irrtum teilten viele ehemalige Punks mit dir.
Nein, nicht mit mir. Auch die "Ordnung ohne Herrschaft" ist illusorisch. Sie würde unweigerlich im Chaos enden, und dann würde es gerade mal 1 Woche dauern, bis sich neue Herrschaftsstrukturen herausbilden (gemäß dem griechischen Ursprung des Wortes "Chaos" als ungeordneter, aber fruchtbarer Urzustand).
Es gibt keine Gesellschaft ohne Regeln, und dementsprechend muß es eine Instanz geben, die die Einhaltung dieser Regeln überwacht und entsprechende Saktionen durchführt. In Diktaturen ist das eine Partei oder Dynastie oder Herrscherklique, in Demokratieen eine von der Bevölkerungsmehrheit gewählte "Regierung". Auch die Punks hatten ihre Verhaltenscodices- z. B. sich nicht gegenseitig zu bestehlen oder zu verprügeln. Fatalerweise haben sie die aber nur gegenüber ihrer "Glaubensgenossen" angewandt, während der bürgerliche Rest der Gesellschaft praktisch Freiwild war. Hätten sie diese Codices für alle Menschen gleichwertig angewandt, hätte ihre Idee vielleicht Erfolg haben können.
Was die Punks da vertraten, war in sich widersprüchlich und damit nicht realisierbar. Man muß nicht Soziologieprofessor sein, um so etwas zu kapieren. Da reicht gesunder Menschenverstand.
Eine Motivation der Punks, sich gegen die Gesellschaft aufzulehnen, war die Existenz von Polizei (selbst die Grünen forderten die Abschaffung der Bereitschaftspolizei). Die Punks behaupteten, viele Straftaten würden von der Polizei provoziert, als Zeichen einer Auflehung gegen eine vermeintliche Unterdrückung (ich hatte eine Punkerin in der Klasse, die hat sich mal darüber ausgelassen). Die Punkszene hatte in der Hamburger Hafenstraße einen Freiraum geschaffen, in der man als Normalbürger nicht mehr sicher sein konnte. Dort waren Überfälle, Autoaufbrüche und tätliche Angriffe an der Tagesordnung. Die Punks forderten also nur die Zerschlagung eines Systems, das sie nie verstehen konnten- und auch nicht wollten-, aber sie haben keine schlüssige Alternative geboten.Elektronix schrieb:
...aber Dein Bedauern über den Wegfall der Chaostage ist doch nicht ganz einfach nachzuvollziehen- in jeder Hinsicht.
Die jährlichen Chaostage waren, meiner Ansicht nach, das letze Aufbegehren gegen eine Gesellschaft, die Geld, Leistung und Wohlstand zur Maxime macht. Etwas Vergleichbares hat es danach nicht mehr gegeben. Diese "Mach kaputt was dich kaputt macht"-Mentalität und die Leute, die diese vertraten, hatten für mich einen gewissen Charme, obwohl ich nie dazu gehörte.

Ok, ein bißchen verstehe ich das.

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Elektronix schrieb:
Es gibt keine Gesellschaft ohne Regeln, und dementsprechend muß es eine Instanz geben, die die Einhaltung dieser Regeln überwacht und entsprechende Saktionen durchführt. In Diktaturen ist das eine Partei oder Dynastie oder Herrscherklique, in Demokratieen eine von der Bevölkerungsmehrheit gewählte "Regierung". Was die Punks da vertraten, war in sich widersprüchlich und damit nicht realisierbar. Man muß nicht Soziologieprofessor sein, um so etwas zu kapieren. Da reicht gesunder Menschenverstand.
Oder die gesunde Arroganz des Ignoranten.
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Bashar schrieb:
Oder die gesunde Arroganz des Ignoranten.
Ich habe nie verstanden, wie man dem Anarchismus anhängen kann, wo es doch kein Indiz gibt, dass er funktioniert - ich kenne zumindest keines.
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Elektronix schrieb:
Es gibt keine Gesellschaft ohne Regeln, und dementsprechend muß es eine Instanz geben, die die Einhaltung dieser Regeln überwacht und entsprechende Saktionen durchführt.
In einer Anarchie gibt es sehr wohl Regeln. Allerdings werden diese Regeln von Allen selbstverständlich angenommen und befolgt. Es wird also keine Instanz benötigt, die diese Regeln gewaltsam durchsetzen muß.
Elektronix schrieb:
Eine Motivation der Punks, sich gegen die Gesellschaft aufzulehnen, war die Existenz von Polizei
Nein. Die Punks sahen in dem bestehenden Gesellschaftssystem eine Fehlentwicklung, die unweigerlich in den Abgrund führt. Sie waren z.B. gegen Profitgier, Umweltzerstörung und ein unmenschliches Wirtschaftssystem, das den Menschen zur Ware macht und ihm seine Persönlichkeit nimmt.
Elektronix schrieb:
Die Punks behaupteten, viele Straftaten würden von der Polizei provoziert...
Bei den Chaostagen war es teilweise so. Die Polizeiführung wollte eine schnelle Entscheidung und hat angreifen lassen, obwohl es oft unnötig war.
Elektronix schrieb:
Die Punkszene hatte in der Hamburger Hafenstraße einen Freiraum geschaffen, in der man als Normalbürger nicht mehr sicher sein konnte. Dort waren Überfälle, Autoaufbrüche und tätliche Angriffe an der Tagesordnung.
Wo hast du denn den Unsinn her? Natürlich konnte man sich als Normalbürger dort ungestört bewegen, wenn man nicht gleich jeden Bettelversuch einem Raubüberfall gleichsetzte. Allein die zahllosen Straßenfeste mit Live-Musik, Theatervorstellungen, et cetera, zu der auch viele Normalbürger kamen, strafen deine Aussage Lügen.