Megatonnen-Explosionen in Kernreaktoren möglich?



  • Jochen S. schrieb:

    Was sollten die Wissenschaftler mit einer solchen Lüge/Fehlinformation bezwecken?

    Vielleicht, um mehr Mittel zu bekommen, die Anlage so gut es geht zu sichern... sonst hätte man wahrscheinlich gesagt, die Bioroboter haben ihre Aufgabe mit Bravur gemacht, mehr solle nicht gemacht werden o.ä. Danach noch ein Hipp Hipp Hurra, Hipp Hipp Hurra!




  • Mod

    Alter Schwede, da wird man ja wahnsinnig. Ich weiß wie das aussieht. Ich habe mich mit diesen Themen in den 80ern aus Interesse befasst und Tonnen an Büchern zum Waffenbau gelesen.

    Das Problem ist doch genau das: Deine Zeichnung sieht nicht entfernt aus wie der Reaktor von Tschernobyl, denn Du hast eine Zeichnung von einer Atombombe verlinkt. Also, wie bekommen wir jetzt in Tschernobyl die nukleare Explosion im Megatonnenbereich hin?


  • Mod

    Erhard Henkes schrieb:

    Acht Kilogramm Plutonium reichen für den Bau einer Atombombe.

    Wenn man alle Tricks aufwendet die man kennt um die Neutronenausbeute irgendwie zu erhöhen. Die Menge die nötig ist (selbst isotopenreines Pu239), um eine "zufällige" Explosion zu erzeugen, ist mindestens doppelt so groß.

    edit: Oh. Da lässt man sich ein bisschen Zeit mit einer Antwort und dann wird das Thema in der Zeit komplett durchdiskutiert. Marc++us hat recht: Die Angabe ist ziemlicher Quatsch. Es ist wirklich extrem viel Feinarbeit nötig, um mit 8kg Pu eine Explosion zu erzeugen.



  • wie bekommen wir jetzt in Tschernobyl die nukleare Explosion im Megatonnenbereich hin?

    Garnicht. 😉


  • Mod

    Der Meinung bin ich auch. Warum sagt Gorbatschow also was anderes?

    a) Gorbi lügt, es geht nicht

    b) Gorbi ist falsch informiert, es geht nicht
    b1) mit Absicht
    b2) nur schlechte Informationsweiterleitung/falsch verstanden

    c) ich liege falsch, es geht doch

    In unserer Reichweite liegt es immerhin zu falsifizieren, wie weit dies technisch möglich ist, so daß die Antwort auf a) bis c) immerhin näher rückt.



  • Es ist ja komplizierter, weil die Uranverbrennung ja gerade Plutonium erzeugt. Die ersten Reaktoren hatten ja nur diesen Zweck, AKWs kamen dann erst später.

    Und das erste AKW der Welt stand in England und war auch nur reine Show. Es hat tatsächlich mehr Strom gefressen als produziert, und war dazu da, Material für Bomben zu erzeugen.


  • Mod

    @earli: und der Zusammenhang mit Tschernobyl?



  • Marc++us schrieb:

    @earli: und der Zusammenhang mit Tschernobyl?

    Tschernobyl hat mit diesen Anlagen - zum Beispiel Windscale - gemein, dass es sich um Uran moderiert durch Graphit handelt.


  • Mod

    Das wird wohl (wie immer) so ein Fall sein, wo wissenschaftliche Ergebnisse übertrieben werden, weil Wissenschaftler ungern Dinge definitv ausschließen. Da wurde vermutlich eine Studie in Auftrag gegeben "Können unsere Kernreaktoren bei einer Kernschmelze explodieren?" und dann hat man das durchgerechnet. Und dabei kam heraus, dass es eigentlich nicht möglich ist. Und dann warf irgendjemand ein, dass wenn sich das Uran zufällig in seine Isotope trennt (Chance 1:Googol) und dann auch noch eine Kugelform bildet (Chance 1:10^1000) und auch noch genau die richtige Menge Wasser als Moderator beteiligt ist und dieses Wasser zufällig auch noch isotopenreines schweres Wasser ist (Chance 1:googolplex), dann kann eine Megatonnenexplosion stattfinden. Und dann haben sie in der Studie geschrieben: Normalerweise nein, aber wir können es nicht ausschließen. Und der Rest ist dann Wissenschaftsjournalismus durch die Gorbatschovinformanten.


  • Mod

    Ich habe mir den Text auch noch einmal genau angehört, der Mann sagt zwei Dinge:

    1. das 320 km entfernte Minsk wäre ausgelöscht worden
    2. Europa teilweise unbewohnbar

    zu 1)

    Die Tsar-Bombe hat einen unmittelbaren Wirkkreis der totalen Zerstörung von 35km (bei 50MT). Man darf immerhin nicht vergessen, daß bis in den 60er Jahren in Algerien(!) Wasserstoffbomben gezündet wurden, auch im MT-Bereich. Algerien steht noch. 320km bekommt man nicht hin im Sinne von "ausgelöscht". Natürlich mit Fallout, Strahlung, Lichtblitz - alles ok. Aber nicht ausgelöscht.

    zu 2)

    Siehe Algerien - die dort gezündeten Wasserstoffbomben waren zahlreich, und in Bezug auf die Entfernung vergleichbar mit Tschernobyl. Trotzdem steht Europa noch.

    Ich würde daher bei dieser Sachlage folgern, daß die Leute eher von einer Art "schmutzigen Bombe" sprechen, wo vielleicht eine kleine (1-3 kT) Nuklearexplosion erzeugt werden könnte, die aber durch die Explosion hochradioaktives Material (und zwar unverbrauchtes) in die Umwelt "schleudern" könnte. Und dies führt dann zur entsprechenden Auswirkung (anders als beim Fallout, wo immerhin "nur" Zerfallsprodukte abgelagert werden).



  • Und zur Fusion: Und wenn die Neutronen den Wasserstoff im Wasser anreichern sollten. Um eine Fusion zu starten fehlt ja immernoch die Hitze und der Druck. Und diese beiden Faktoren konnten ohne eine vorhergehende Kernexplosion gar ncht erreicht werden.

    In einer Kernwaffe sind die beiden Massen auch getrennt und bilden erst bei der Zündung die kritische Masse. Ich weiss jetzt nicht, ob eine flüssige, kritische Masse unter genügent hoher Temperatur auch so explodieren kann.


  • Mod

    Der Gegendruck fehlt meines Erachtens. Sobald räumlich irgendwas explodiert, treibt diese Energie die Nachbarteilchen qua Druckwelle von sich weg. Ohne harten Gegendruck von Außen gibt's nur so eine Art Verpuffung. Der Trick bei den Fusionswaffen ist ja, daß man beim Aufbau der Grundexplosion so lange einen Gegendruck aufbaut, bis wirklich alle Teilchen in den Prozess einbezogen werden, um eine maximale Wirkung zu erzielen.



  • Jochen S. schrieb:

    Erhard Henkes schrieb:

    Acht Kilogramm Plutonium reichen für den Bau einer Atombombe.

    In Tschernobyl war aber kein Plutonium vorhanden.

    Doch, denn RBMK Reaktor der in Tschernobyl verwendet wurde ist nichts anderes als ein für die Stromproduktion hochskalierter Militärischer Reaktor der zum Erbüten von Plutonium dient.

    Das man jeden Brennstab einzeln austauschen konte, war ein wichtiges Merkmal dieses Reaktortyps, so konnte man möglichst schnell Plutonium gewinnen.

    Man muß also davon ausgehen, daß genug Plutonium im Reaktor vorhanden war.

    Nichtsdestotrotz dürfte das Plutonium dennoch räumlich getrennt sein, weswegen eine spontane Spaltung und Bildung einer kritischen Masse eher unwahrscheinlich sein dürfte.



  • Marc++us schrieb:

    Der Gegendruck fehlt meines Erachtens. Sobald räumlich irgendwas explodiert, treibt diese Energie die Nachbarteilchen qua Druckwelle von sich weg. Ohne harten Gegendruck von Außen gibt's nur so eine Art Verpuffung. Der Trick bei den Fusionswaffen ist ja, daß man beim Aufbau der Grundexplosion so lange einen Gegendruck aufbaut, bis wirklich alle Teilchen in den Prozess einbezogen werden, um eine maximale Wirkung zu erzielen.

    HÄÄ???
    Nee, das Zeug ist so träge (im Sinne von f=m*a), daß es sich selbst am Wegfliegen viel besser hindert. Das ist kein Schwarzpulver.



  • volkard schrieb:

    Marc++us schrieb:

    Der Gegendruck fehlt meines Erachtens. Sobald räumlich irgendwas explodiert, treibt diese Energie die Nachbarteilchen qua Druckwelle von sich weg. Ohne harten Gegendruck von Außen gibt's nur so eine Art Verpuffung. Der Trick bei den Fusionswaffen ist ja, daß man beim Aufbau der Grundexplosion so lange einen Gegendruck aufbaut, bis wirklich alle Teilchen in den Prozess einbezogen werden, um eine maximale Wirkung zu erzielen.

    HÄÄ???
    Nee, das Zeug ist so träge (im Sinne von f=m*a), daß es sich selbst am Wegfliegen viel besser hindert. Das ist kein Schwarzpulver.

    Nö, das ist tatsächlich so. Bei Atombomben reagiert nur Bruchteil des spaltbaren Materials, der Rest verteilt sich mit dem Fallout. Bei Fat Man wurden nur etwa 20% des Plutoniums gespalten (Quelle: Wikipedia Fat Man, Abschnitt "Aufbau")



  • DocShoe schrieb:

    volkard schrieb:

    Marc++us schrieb:

    Der Gegendruck fehlt meines Erachtens. Sobald räumlich irgendwas explodiert, treibt diese Energie die Nachbarteilchen qua Druckwelle von sich weg. Ohne harten Gegendruck von Außen gibt's nur so eine Art Verpuffung. Der Trick bei den Fusionswaffen ist ja, daß man beim Aufbau der Grundexplosion so lange einen Gegendruck aufbaut, bis wirklich alle Teilchen in den Prozess einbezogen werden, um eine maximale Wirkung zu erzielen.

    HÄÄ???
    Nee, das Zeug ist so träge (im Sinne von f=m*a), daß es sich selbst am Wegfliegen viel besser hindert. Das ist kein Schwarzpulver.

    Nö, das ist tatsächlich so. Bei Atombomben reagiert nur Bruchteil des spaltbaren Materials, der Rest verteilt sich mit dem Fallout. Bei Fat Man wurden nur etwa 20% des Plutoniums gespalten (Quelle: Wikipedia Fat Man, Abschnitt "Aufbau")

    Der Link sagt gar nichts über diese These aus.
    WAS meinst Du, ist geeignet, eine Atombombe einzusperren, daß sie langsamer explodiert?



  • Es geht doch nicht darum, sie vollständig einzusperren, sondern das Spaltmaterial möglichst lange daran zu hindern, auseinanderzufliegen. Eine Stahlummantelung kann, im Vergleich zu z.B. Luft, das Ausbreiten um einige Mikro- oder Millisekunden verhindern, was für den Spaltprozess bedeutet, dass er einen Tick länger läuft, bevor die kritische Masse unterschritten wird er ganz zum Erliegen kommt.



  • DocShoe schrieb:

    Es geht doch nicht darum, sie vollständig einzusperren, sondern das Spaltmaterial möglichst lange daran zu hindern, auseinanderzufliegen. Eine Stahlummantelung kann, im Vergleich zu z.B. Luft, das Ausbreiten um einige Mikro- oder Millisekunden verhindern, was für den Spaltprozess bedeutet, dass er einen Tick länger läuft, bevor die kritische Masse unterschritten wird er ganz zum Erliegen kommt.

    Uran mit 19kg/l würde den Stahl mit nur 8kg/l erstmal auslachen.
    Klingt mir trotzdem nach klassischer Überlegung, die einfach nicht zum tragen kommt, weil die Explosion viel zu schnell kommt.



  • Eine Sekundärexplosion lässt sich wie folgt erklären:

    - tausende Tonnen von geschmolzen Material Tropfen in Löschwasser und vergrößern den Spalt bis die gesammte Masse durch den Boden bricht.
    - Durch Implosionen tritt ein Verdichtungseffekt ein.
    - Die Sicherheitsbeimengungen (Mischung) der Reaktorstäbe reichen dann nicht mehr aus und es entsteht eine kritische Masse, die unter Normalbedingungen nicht explodiert wäre.
    - Ein Explosion im Megatonnenbereich würde entstehen durch die abertonnen Kernmaterials. (Ein einfacher Gefechtskopf hat bis zu 50 Kg Pu).

    http://de.wikipedia.org/wiki/Implosion
    http://en.wikipedia.org/wiki/Nuclear_fuel
    http://de.wikipedia.org/wiki/Kritische_Masse


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