Studium in der Informatik



  • Hallo,

    ich bin nun in der 11. Klasse eines bayrischen Gymnasiums in München, mache also nächstes (Schul-)Jahr Abitur. Danach wird es wohl mit einem Studium für mich weitergehen.
    Hierbei soll es in Richtung Informatik gehen. Ich rechne mit einem Notenschnitt zwischen 1,7-2,7. Genauer kann/will ich das noch nicht eingrenzen, weil es dafür noch zu früh ist, auch um sich die Uni und den Studiengang vielleicht dann schon einmal näher anzusehen.
    Wofür es allerdings meiner Meinung nach nicht zu früh ist, ist die Frage, was ich nach meinem Abitur machen will. Recht sicher ist, dass ich studieren will, mindestens auf Bachelor, vielleicht Master. Promovieren habe ich eigentlich nicht vor.
    Dabei möchte ich mich aber nicht allzu sehr für spätere Berufe einschränken. Angeblich soll es in den Bereichen der IT/Elektrotechnik recht unwichtig sein, was man genau studiert. Das wurde mir von Vater (studierte Elektrotechnik) und diversen anderen Leuten aus dem Berufszweig auf Berufswahlveranstaltungen gesagt, wenn auch hauptsächlich von Ingenieuren und weniger von Informatikern.
    Warum ich mich nicht einschränken möchte ist, weil ich mir gerne verschiedene Wege offenhalten will und die mich alle interessieren.
    Vor allem bin ich in Robotik interessiert, würde ich spontan sagen. Mehr von Software- als von Hardwareseite, allerdings erachte ich die Hardware als auch nicht unwichtig. Was ich lange Zeit für mich passend hielt ist die Anwendungssoftwareentwicklung. Von dieser habe ich mich inzwischen aber mehr oder weniger abgewandt, einfach weil mir das Desginen von GUIs nicht so liegt und es mir auch keinen Spaß macht. Wahlweise es ist nur Geklicke oder stures Heruntercoden. Deswegen wandte ich mich der Mikroelektronik und ihrer Programmierung zu, stehe aber noch eher am Anfang. Dies macht mir (zumindest noch) Spaß und fasziniert mich. Was mir auf jeden Fall mehr Spaß bereitet ist die ressourcenschonendes und effizientes Programmierung mit C und C++ als die Programmierung mit Java. Auch insgesamt beschäftige ich mich lieber mit den Systemen so nah wie möglich, also auch embedded Systems. Deswegen weiß ich nicht, inwiefern ein normales, reines Informatik-Studium das richtige für mich ist. Habt ihr da einen Tipp?

    Und dann hätte ich noch eine weitere Frage: und zwar, wo man eurer Meinung nach am Besten Informatik studiert. Ich lebe natürlich bereits in einer Stadt mit zwei bekannten Unis (LMU und TUM), aber ich würde gerne noch wissen, ob es da doch noch bessere Unis gibt, um mir diese eventuell auch schon einmal vorzeitig anzusehen. Wenn ihr vielleicht sogar eine oder beide Unis in München kennt, welche würdet ihr bevorzugen und warum?

    Ich danke euch auf jeden Falls chon einmal für eure Antworten!



  • Unterzeug schrieb:

    Wofür es allerdings meiner Meinung nach nicht zu früh ist, ist die Frage, was ich nach meinem Abitur machen will.

    Echt? Mir war schon spätestens in der 9ten klar, dass ich Informatik studieren will.

    Unterzeug schrieb:

    Angeblich soll es in den Bereichen der IT/Elektrotechnik recht unwichtig sein, was man genau studiert. Das wurde mir von Vater (studierte Elektrotechnik) und diversen anderen Leuten aus dem Berufszweig auf Berufswahlveranstaltungen gesagt, wenn auch hauptsächlich von Ingenieuren und weniger von Informatikern.

    Nein, das würde ich nicht bestätigen. Das war früher eher so, als Informatik als Studiengang noch nicht weit verbreitet war, und es viele Quereinsteiger gab. Mittlerweile ist es aber nicht so. Elektrotechniker können/konnten oft ein bisschen programmieren, aber das reicht mittlerweile bei weitem nicht mehr. Und es gibt genug Informatiker, also würde praktisch kein Mensch einen Elektrotechniker einstellen, wenn er einen Informatiker sucht. Und umgekehrt erst recht nicht, Informatiker haben meist sehr wenig Ahnung von Elektrotechnik.

    Was du über Anwendungsentwicklung, Robotik usw. schreibst, finde ich noch ziemlich konfus. Dir fehlt der Überblick und die Erfahrung. Anwendungsentwicklung geht sehr weit über GUIs hinaus. Du hast da oft auch viel mehr Möglichkeiten, etwas "interessantes" und abwechslungsreiches zu entwickeln. Interessantes in Anführungszeichen, weil das zumindest für mich sehr interessant ist, und ich kann das zumindest insofern vergleichen, als dass ich eine Weile Embedded Programmierung gemacht habe, und eine Vorlesung über Robotik hatte. Und ja, mir gefällt C++ (und auch Optimierung) auch viel besser als Java, und ich mach Anwendungsentwicklung in C++.
    Ich mag auch keine GUI Programmierung, mach ich auch sehr wenig, allerdings solltest du das auch nicht unterschätzen. Eine Sache ist, wenn du irgendwelche Eingabemasken für irgendwelche Datenbankanwendungen zusammenklicken musst, voll langweilig, geb ich dir Recht. Aber das muss nicht sein. In unserer Software gibts auch viel komplexere GUI Komponenten, wo man performant (und im Hintergrund) Daten aus verschiedenen Datenquellen aggregieren muss. Zum einen wird da nichts zusammengeklickt, sondern alles selber gezeichnet, zum anderen haben wir da mittlerweile recht umfangreiche interne Frameworks dafür entwickelt. Das ist schon alles durchaus auch anspruchsvoll.

    Die TUM hat einen guten Ruf, mir fällt keine bessere ein. Allerdings ist das alles relativ egal.



  • Was hast du denn studiert?
    Und, wenn dir das nicht zu persönlich ist, wo?

    An zum Beispiel der LMU habe ich das Problem, dass man Informatik nur mit Nebenfach studieren kann. Und dort finde ich keines, das mich so 100%-ig anspricht. Bei Wirtschaftsinformatik weiß ich auch nicht so recht, ob mich der Wirtschaftsteil genug anspricht, um ihn auch wirklich studieren zu wollen.
    Was vielleicht sonst noch interessant wäre, wäre die RWTH Aachen, dort gibt es sonst auch Informatik mit Nebenfach Elektrotechnik. Die Uni kommt schließlich auch nicht gerade schlecht weg.

    Wenn es doch ziemliche Unterschiede gibt, dann steht auf jeden Fall fest, dass es ein Informatik-Studium wird.

    Vielleicht muss ich mich mit der Anwendungssoftware dann doch noch einmal auseinandersetzen. Das Problem ist, dass ich kaum jemanden kenne, mit dem ich ein gemeinsames Projekt realisieren könnte. Und alleine wird es dann natürlich mit solchen komplexeren Dingen schwierig. Hast du da sonst noch irgendeinen Tipp? Vielleicht ein OpenSource-Projekt, bei dem es sich lohnt, sich einmal ein wenig damit auseinanderzusetzen?



  • Ich habe Informatik studiert, allerdings an einer FH. LMU und TUM kamen für mich auch in Frage, allerdings war mir das zu weit, ich wollte nicht umziehen, und ich hatte damals die Vorstellung, dass mir ein praxisorientiertes Studium an einer FH eher zusagen würde. Das war an sich eine Fehleinschätzung, die praxisnahen Sachen an sich fand ich doch wieder zu oberflächlich und uninteressant, ich hatte an der Stelle eh schon mehr Erfahrung gehabt. Allerdings bereue ich das Studium an der FH auch nicht unbedingt, ich hab insgesamt gesehen schon auch viel gelernt und zu viel Theorie in Informatik hätt mich auch nicht so interessiert.

    Wenn du dich für Informatik (und nicht z.B. Elektrotechnik) entschieden hast, dann hast du noch genug Zeit, dich für eine bestimmte Richtung zu entscheiden. Du legst dich im Studium noch nicht so genau fest, ob du Anwendungsentwicklung oder Embedded machst, steht dir komplett offen. Außerdem wirst du eh die Möglichkeit haben, als Praktikant bzw. Werkstudent, Erfahrung in unterschiedlichen Firmen und Bereichen zu sammeln. Und für einen Informatiker ist es jetzt auch kein größeres Problem, in einem anderen IT-Bereich zu arbeiten.



  • Mechanics schrieb:

    Unterzeug schrieb:

    Angeblich soll es in den Bereichen der IT/Elektrotechnik recht unwichtig sein, was man genau studiert...

    Nein, das würde ich nicht bestätigen. Das war früher eher so, als Informatik als Studiengang noch nicht weit verbreitet war, und es viele Quereinsteiger gab. Mittlerweile ist es aber nicht so...

    Das unterschreibe ich auch weitgehend, aber auch nicht uneingeschränkt. Auch heute kann es mit dem Quereinstieg noch klappen - aber weitaus seltener, und eher auch bei kleinen Firmen mit zumeist unterdurchschnittlicher Bezahlung (Wobei diese nicht unbedingt "schlecht" sein muss [man sollte aber vergleichen und nicht die erstbeste nehmen] und einem nach ein paar Jahren auch als Türöffner in anderen Firmen dienen kann). Einer der Gründe ist, das sich Informatik und Elektrotechnik stark voneinander entfernt haben.



  • Mechanics schrieb:

    Ich habe Informatik studiert, allerdings an einer FH. LMU und TUM kamen für mich auch in Frage...

    Eine kleine Anmerkung am Rande: Da sich sehr viele Fachhochschulen inzwischen umbenannt haben (Meist wird einfach das "F" gestrichen), ist es teilweise sehr schwer über den Namen her auf die Inhalte abzuleiten. Rein rechtlich sind FH und Uni inzwischen wohl (weitgehend?) gleichgestellt. Ich nenne jetzt keine Namen unserer Kunden, aber von diesen haben eine ganze Reihe einen Namenswechsel in den letzten 5 Jahren vollzogen und ich rechne damit das dies auch noch weitere Kunden betreffen wird.

    Zum Teil wirkt sich diese Namensänderung auch auf den Lehrinhalt und die Didaktik aus. Nehmen wir als Beispiel, weil ich da als Student direkt betroffen bin) die berufsbegleitende FOM. Früher stand die Abkürzung für "Fachhochschule für Ökologie und Management" heute heißt sie "FOM Hochschule" - Bei unseren Kunden wiederum wurden auch die Kurzschreibweisen geändert (Fachhochschule [FH] => Hochschule [HS]). Sie ist zwar immer noch nah an der fachlichen Welt, aber hat ihre Ansprüche in einigen Bereichen stark erhöht (Speziell bei Studienarbeiten, und allgemein bei formalia...).



  • Unterzeug schrieb:

    Vor allem bin ich in Robotik interessiert, würde ich spontan sagen. Mehr von Software- als von Hardwareseite, allerdings erachte ich die Hardware als auch nicht unwichtig.

    Da wären Schlagwörter wie "Maschinelles Lernen" und "Computervision" interessant.

    Unterzeug schrieb:

    Was ich lange Zeit für mich passend hielt ist die Anwendungssoftwareentwicklung. Von dieser habe ich mich inzwischen aber mehr oder weniger abgewandt, einfach weil mir das Desginen von GUIs nicht so liegt und es mir auch keinen Spaß macht.

    Kann ich bedingt unterstützen.
    Das Design von GUIs ist durchaus herausfordernd. Die Implementierung hingegen ist Fließbandarbeit und wird vermutlich in wenigen Jahren automatisiert ablaufen.
    Die Anwendung wird weiterbestehen, aber standardisierter und automatisierter hergestellt werden.

    Unterzeug schrieb:

    Deswegen weiß ich nicht, inwiefern ein normales, reines Informatik-Studium das richtige für mich ist. Habt ihr da einen Tipp?

    "Informatik" ist nicht gleich Informatik.
    Schau Dich nach Spezialisierungen um. Ich habe die Spezialisierung "Praktische Informatik" studiert und im Studium selbst gab es dann nochmal eine Spezialisierung auf logische Systeme, Expertensysteme, etc, die sich aber nicht mehr im Titel oder im Namen des Studienganges auswirkte.

    Unterzeug schrieb:

    Und dann hätte ich noch eine weitere Frage: und zwar, wo man eurer Meinung nach am Besten Informatik studiert.

    Da wird Dir keiner eine qualifizierte Antwort geben können, die wenigsten werden eine ausreichende Anzahl von Studienorten vergleichen können.

    Schlussendlich liegt der Erfolg eines Studiums zu sehr großen Teilen in Deinen eigenen Händen.
    Einerseits musst Du die erforderlichen Scheine bestehen und zusammenbringen, was durchaus herausfordernd sein kann, andererseits verfügst Du über sehr viel vorlesungsfreie Zeit, die Du mit Party, Urlauben oder eben Lernen nutzen kannst.
    Diese Zeit habe ich häufig genutzt, um Dinge zu lernen, die über den Inhalt des Studiums hinausgingen. Ich würde sagen, Geldmangel ist nicht grundsätzlich ein Nachteil in einem Studium zum Zwecke des Studiums... 😉

    Ich bin mit der (falschen) Vorstellung ins Studium gegangen, dass man mich dort vom Semiprofessionellen zum Profi macht. Du kommst mit Know-How, da wäre zu überlegen, ob Du Dein Know-How ohne Studium spezialisieren kannst und dafür vielleicht auch Maschinenbau für die Robotik lernen kannst, um mit Deinen Informatikkenntnissen und Deinem Know-How über Embedded-Systems interdiziplinär arbeiten zu können.
    Profi wird man (hoffentlich) später, wenn man auch nach dem Studium dranbleibt und verstanden hat, was man da eigentlich tut. Dafür ist aber Erfahrung nötig. Das Studium vermittelt Dir die Herangehensweisen, Erfahrungen zu sammeln und damit ein paar wenige Erfahrungen. Das Studium macht Dich nicht zum Profi.

    Was Du brauchst ist das Stück Papier, um Dich entsprechend bewerben zu können. Wie gut Du wirst, liegt weniger an Deiner Uni, als an Dir und wie Du Deine Bildungseinrichtung nutzt. Wenn Du das Entertainment-Programm der Uni nur mittanzt, wirst Du einer von vielen. Wenn Du die Uni nutzt, um zusätzlich Dein Ding zu machen, wirst Du herausragend. Ab da ist die Frage, ob Du Dich für einen Job bewirbst oder für eine Tätigkeit, um Dich weiterzubilden.

    Ich würde die Fachhochschulen auch nicht grundsätzlich ausklammern. Du scheinst praktisch orientiert zu sein, was für mich damals der Grund war auf FH zu gehen. Ich denke praktisch. Heute glaube ich, dass die Uni für mich besser gewesen wäre, weil mir möglicherweise theoretisches Wissen fehlt. Aber das kann ich nur bedingt beurteilen, denn wäre ich auf die Uni gegangen, würde mir vielleicht das praktische Wissen fehlen, das mir dieser Studiengang in die Hand gedrückt hat und mit dem ich heute mein Geld verdiene.
    Und wenn mir Wissen fehlt... man kann die passenden Bücher kaufen. Ein Einsteiger-Labor für Informatiker gibt's für 300 Euro bei Saturn, das kann man zuklappen und nach gebrauch einfach neben den Schreibtisch stellen. Ein Labor für Maschinenbau und Robotik ist umständlicher zu bauen. Praktisch, wenn man sowas in Topqualität in der Uni nutzen kann.

    Also vielleicht breiter denken, wenn Du in der Software-Entwicklung schon Fuss gefasst hast, aber dann auch aktiv bei der Informatik dranbleiben.


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