Quereinstieg in die Programmierung



  • Hallo zusammen,

    am besten beschreibe ich einfach mal meine aktuelle Situation.

    Ich bin 31 Jahre alt, arbeite in der Controlling-Abteilung eines mittelgroßen Anzugherstellers und bin dort für die Datenaufbereitung unserer Kunden (Händler) zuständig.

    Nun habe ich vor fast drei Jahren mit dem Abendgymnasium begonnen (hatte damals den Hauptschulabschluss, mittlerweile den Realschulabschluss) und bin voraussichtlich gegen Ende Juli dieses Jahr fertig; werde die Fachhochschulreife haben.

    Circa ein bis zwei Jahre zuvor, 2013 oder 2014, das weiß ich leider nicht mehr so genau, bin ich über VBA zum Programmieren gekommen. Zum Anfang der Abendschule wollte ich etwas mit Finanzen machen, jedoch hat sich mit der Zeit immer mehr herauskristallisiert, dass ich nach der Schule einen Job als Programmierer anstreben möchte. Habe auch schon kleinere Programme in C++ und C# geschrieben; aktuell bin ich an einem Programm dran, dass zu großen Teilen ausschließlich von einem Kollegen und mir auf der Arbeit benutzt wird.

    Da ich mir alles selbst beigebracht habe und mein Wissen nach eigener Einschätzung in einigen Bereichen noch Nachholbedarf hat, habe ich vor einem Jahr den Kurs „Programmieren in C/C++ kompakt“ angefangen und musste diesen, aufgrund der doch größeren Belastung durch Arbeit plus Schule vorerst stilllegen (konnte diesen zum Glück pausieren). Nach meinem Abschluss im Juli möchte ich den Kurs wieder aufnehmen und abschließen. Zusätzlich habe ich bei der IHK-Pforzheim den Kurs „Software Entwickler IHK (m/w)“ entdeckt und mich hierfür schon angemeldet. Der Fernkurs würde sich mit dem Softwareentwickler-Kurs überschneiden und gegenseitig/einseitig ergänzen. Gegen Ende Januar nächstes Jahr wäre ich dann mit den Kursen fertig und hätte zwei Zertifikate in der Hand.

    Leider muss ich gestehen, dass ich in Mathematik nicht so der Burner bin und sich das auch dementsprechend in der Halbjahresnote wiederspiegelt (5 von 15 Punkten mit gleichbleibender Tendenz). Aktuell steht noch eine Klausur offen, für die ich mir auch den Arsch aufreißen werde, versteht mich hier nicht falsch aber allein durch die schon schlechten Noten werde ich die Note nicht mehr großartig hochziehen können.

    Mein Plan für Ende dieses Jahres beziehungsweise Anfang nächstes Jahr sieht so aus, dass ich mich dann bei Firmen bewerben möchte. Studium kommt für mich aus mehreren Gründen nicht in Frage, zum einem, da ich schon 31 bin und ein guter Freund, der mehr oder weniger in dem Bereich zu tun hat, zu mir meinte, dass ich einfach mal Fuß fassen sollte und dann immernoch an Studium, Weiterbildung etc. denken kann. Zum anderen bin ich ein bisschen skeptisch, ob ich bei einem Informatikstudium den Mathematik-Anteil überstehen würde.
    Um es vorweg zu nehmen, ich möchte hier natürlich nicht nach einem vorgegebenen Weg fragen, den ich dann nur Befolgen muss. Vielmehr möchte ich euch um Meinungen und Ratschläge zu meinem Plan bitten.

    Viele Grüße
    Stefan



  • Hallo,

    Bezüglich deinen Schwierigkeiten mit Mathe möchte ich folgendes sagen:
    An der Mathematik trennt sich nunmal die Spreu vom Weizen.
    Und obwohl man die konkreten Sachen aus dem Studium (Von Analysis/Algebra über Logik, Komplexitätstheorie, etc.) selten später konkret noch braucht gehör ich zu den Leuten die glauben dass die Einfachheit mit der man mathematische Themen bewältigen kann sehr wohl sehr aussagekräftig ist über die Fähigkeiten eines guten Softwareentwicklers und insbesondere -architekten.
    Schlüsselkompetenz ist hier vor allem das Abstraktionsvermögen.
    Wenn Du hier (Mathe) also weniger gut bist, glaube ich ebenfalls nicht dass ein Studium das richtige für dich wäre.
    (Bitte nicht persönlich nehmen!)

    Inwieweit deine IHK Ausbildung zu einem "normalen" Programmiererjob reicht kann ich nicht sagen, könnte mir das aber gut vorstellen. Und ich denke wenn Du mal drin bist steht Dir im Prinzip später alles offen, ob Studium oder nicht. Insofern pflichte ich hier der Meinung Deines Freundes bei.

    Ich möchte zum Schluss auch noch ausdrücken dass ich vor dem Aufwand und der Zielstrebigkeit in deinem Handeln extremen Respekt habe und ich denke dass dies ein Personaler ebenfalls so sehen würde.

    Von daher sehe ich gute Chancen für dich.
    Ich wünsche Dir alles Gute bei der Jobsuche!


  • Administrator

    Lass dich von der Mathe und Leuten wie scrontch nicht abschrecken. Ich mag Mathe, aber bin leider auch nicht so der beste darin. Softwarearchitektur und -design mit Mathe zu vergleichen halte ich für ziemlichen Unsinn. Wie scrontch es sagt, man braucht vieles von diesen Mahtevorlesungen später selten noch und erst recht nicht so ausführlich, wie es in gewissen Informatikstudiengängen zu Tode gelehrt wird. Ein abstraktes Denken ist hilfreich in der Mathematik und Informatik, aber es heisst nicht, dass man gut in Mathe sein muss, um ein abstraktes Denken zu haben. Liebe Mathematiker, ihr könnt doch Logik? 🙂

    Mir persönlich hat etwas geholfen, wovon ich leider nicht weiss, wie man es auf Deutschland ummünzen kann. Ich habe von einem universitären Studiengang zu einer Fachhochschule gewechselt. Beides fand aber in der Schweiz statt. Daher weiss ich nicht, wie man das mit den Fachhochschulen in Deutschland vergleichen kann. Unsere Fachhochschulen gelten als technische Universitäten mit starken Praxisbezug. Heisst damit eine deutliche Reduzierung von fragwürdigen theoretischen Vorlesungen mit Inhalten, welche du in der Praxis nie brauchen wirst. Dafür ist eine Karriere in der "Informatikforschung" eher ausgeschlossen 😉

    Gute praxisorientierte Informatiker sind in der Wirtschaft sehr gesucht. Lass dich von der pseudo Elite nicht abschrecken. Für einen guten Programmierer in der Praxis braucht es kein umfassendes Studium. Man kann sich auch langsam weiterbilden. Bilde dich praxisorientiert weiter und steige unten ein als Junior-Programmierer oder sowas. Mit der Zeit wird der Abschluss sowieso weniger Gewichtung haben als die Berufspraxis.



  • Nabend,

    @scrontch sagte in Quereinstieg in die Programmierung:

    An der Mathematik trennt sich nunmal die Spreu vom Weizen.

    Der Ansicht bin ich auch und ich muss gestehen, dass ich selbst gerne besser in Mathematik wäre, was alles viel einfacher machen würde.

    @scrontch sagte in Quereinstieg in die Programmierung:

    Wenn Du hier (Mathe) also weniger gut bist, glaube ich ebenfalls nicht dass ein Studium das richtige für dich wäre.
    (Bitte nicht persönlich nehmen!)

    Nein auf keinen Fall, ich bin ja selbst der Ansicht, dass ich schon mit der Analysis im Studium hart zu kämpfen hätte.

    @scrontch sagte in Quereinstieg in die Programmierung:

    Ich möchte zum Schluss auch noch ausdrücken dass ich vor dem Aufwand und der Zielstrebigkeit in deinem Handeln extremen Respekt habe und ich denke dass dies ein Personaler ebenfalls so sehen würde.

    Danke hierfür, hoffentlich sehen die Personaler dies am Ende auch so. Irgendwie meinten das sehr viele zu mir aber ich denke mal, dass ein Studium vergleichbar mit meiner aktuellen Situation ist, wenn nicht noch aufwendiger oder?

    @dravere sagte in Quereinstieg in die Programmierung:

    Ich mag Mathe, aber bin leider auch nicht so der beste darin.

    Genau so geht es mir auch :smiling_face_with_open_mouth_cold_sweat:.

    @dravere sagte in Quereinstieg in die Programmierung:

    Unsere Fachhochschulen gelten als technische Universitäten mit starken Praxisbezug.

    Von dem was ich bisher alles gelesen habe, ist es in Deutschland ähnlich. Die Fachhochschulen orientieren sich viel mehr an der Praxis und sollte man sogar ein Duales Studium machen, hat man sowieso viel Praxis mit dabei. Hier ist wieder das Problem, dass der Notendurchschnitt relativ gut sein muss, um als dualer Student aufgenommen zu werden (soweit wie ich mich informiert habe). Aber ich werde mich hier nochmal speziell informieren und mir auch die Angebote hier in der Umgebung diesbezüglich mal konkret anschauen.

    @dravere sagte in Quereinstieg in die Programmierung:

    Bilde dich praxisorientiert weiter und steige unten ein als Junior-Programmierer oder sowas.

    Genau so etwas in der Richtung dachte ich mir auch, "ganz" unten anfangen und mich dann hocharbeiten und Engagement zeigen; ich mach ja schließlich mein Hobby zum Beruf :smiling_face_with_open_mouth: .

    Vielen Dank euch Beiden für die Antworten, jetzt fühl ich mich schon um einiges "sicherer" und bestärkt in meinem Plan!



  • Zur Mathematik möchte ich noch anmerken: je nachdem, in welchem Bereich man programmiert, ist Mathematik entweder sehr wichtig oder eben nicht. In vielen Fällen kommt man mit den Grundrechenarten aus. Ich habe neulich sogar irgendwo einen Blog gelesen, wo jemand erklärt, dass er erst mit Grafikprogrammierung trigonometrische Funktionen (also insbesondere sin und cos) richtig verstanden hat. Programmieren kann also sogar beim Mathematikverständnis helfen!
    Also, plus, minus, mal, geteilt kennst du ja eh, aber beim Programmieren immer schön daran denken, dass du entweder mit Ganzzahlen oder mit Fließkommazahlen rechnest. Bei Ganzzahlen ist auch noch der Rest (modulo) eine häufige Operation, die vielleicht man in der Grundschule vorkommt, die aber sonst vernachlässigt wird.

    Ansonsten viel Erfolg!


  • Mod

    @wob sagte in Quereinstieg in die Programmierung:

    Zur Mathematik möchte ich noch anmerken: je nachdem, in welchem Bereich man programmiert, ist Mathematik entweder sehr wichtig oder eben nicht. In vielen Fällen kommt man mit den Grundrechenarten aus. Ich habe neulich sogar irgendwo einen Blog gelesen, wo jemand erklärt, dass er erst mit Grafikprogrammierung trigonometrische Funktionen (also insbesondere sin und cos) richtig verstanden hat. Programmieren kann also sogar beim Mathematikverständnis helfen!
    Also, plus, minus, mal, geteilt kennst du ja eh, aber beim Programmieren immer schön daran denken, dass du entweder mit Ganzzahlen oder mit Fließkommazahlen rechnest. Bei Ganzzahlen ist auch noch der Rest (modulo) eine häufige Operation, die vielleicht man in der Grundschule vorkommt, die aber sonst vernachlässigt wird.

    Ich würde da eher betonen, was Dravere schon angedeutet hat: Selbst wenn du oberflächlich gesehen bei deinem Programmierprojekt nicht den Stoff der höheren Mathematik brauchst, so gilt dennoch, dass sich die Denkweisen von guten Mathematikern und guten Programmierern ähneln. Wer Schwierigkeiten in Mathe hat, dem fehlt fast immer auch das Abstraktionsvermögen eines guten Programmierers, und umgekehrt.


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