Wie schlimm ist der Corona-Virus wirklich



  • @hustbaer
    In Bayern gibt es wohl auch ein paar ähnliche Hotspots.

    Und zur Verdopplung, die ist gerade nicht mehr so Aussagekräftig. Die bezieht immer die Geheilten mit ein, von denen wir schon ne ganze Menge haben. Wenn nur noch ein Bruchteil aller Fälle infektiös ist, dauert das Verdoppeln automatisch viel länger, auch wenn die absoluter Zahlen viel höher sein können. z.B. wenn wir schon 10 Millionen Genesene haben, ist auch Verdoppelung in 100 Tagen riskant.



  • @DocShoe sagte in Wie schlimm ist der Corona-Virus wirklich:

    Ich schrub "Lockdown mit Kontaktverbot und starken Einschränkungen im öffentlichen Leben". Von Hausarrest und Ausgangssperren war nie die Rede. Und die 25 Tage ist die aktuelle Dauer, die eine Verdoppelung der Infektionszahl gerade braucht.

    OK. Dann gilt aber das was TGGC auch schon geschrieben hat.

    Etwas anders formuliert von mir: Exponentielles Wachstum führt immer zu einer Überlastung. Bzw. wenn du so langsam verdoppelst dass selbst kurz vor Ende des exponentiellen Wachstums (=wenn genug Leute infiziert sind so dass das exponentielle Wachstum von selbst aufhört) nichts überlastet wird, dann bist du damit massiv viel langsamer als mit so ziemlich jeder anderen Variante.

    D.h. deine "einfache" Rechnung ist zwar einfach, aber leider auch völliger Quatsch. Je nachdem wie viel Prozent der Intensivstationen man sicht traut permanent mit COVID-19 zu belegen und wie man Fälle mit sehr niedrigen Überlebensschancen handhabt sind die 5 Monate aber u.U. trotzdem machbar. Ist dann aber vermutlich relativ hoch gepokert.



  • @hustbaer Es ist um so ärgerlicher, dass man vermutlich wesentlich schneller einen hohen Grad an "Lockerung" erreichen könnte, wenn man frühzeitig radikalen Wuhan-Style gefahren hätte. Es ist wie beim Klimawandel: anstatt das Offensichtliche zu tun, glaubt man, wahlweise mit einer Naturgewalt verhandeln zu können oder man denkt, dass uns in absehbarer Zeit ein hypothetischer Impfstoff wie von Zauberhand alle retten wird. Das ist wishful thinking. Es ist auch (bei zugegeben geringerem Leidensdruck) in den vergangenen Jahrzehnten nicht gelungen, einen Aktiv-Impfstoff gegen Corona-Viridae zu entwickeln, nicht einmal einen nur temporär Wirksamen. Auf Basis so einer Wette Politik zu betreiben, finde ich merkwürdig, zumal ein so lang anhaltender Softcore-Lockdown alle teurer zu stehen kommt.
    Ich würde keine Aktien von Reiseunternehmen oder Airlines kaufen.



  • Kennt jemand jemanden der mit SARS-CoV2 infiziert wurde? In meinem Bekanntenkreis höre ich zwar in letzter Zeit ungewöhnlich häufig von Leuten mit Lungenentzündung, aber COVID-19 hatte davon wohl niemand.



  • @Jodocus sagte in Wie schlimm ist der Corona-Virus wirklich:

    @hustbaer Es ist um so ärgerlicher, dass man vermutlich wesentlich schneller einen hohen Grad an "Lockerung" erreichen könnte, wenn man frühzeitig radikalen Wuhan-Style gefahren hätte.

    Ja. Nein. Weiss nicht. Vielleicht. Also kürzer schon, aber die Frage ist wie viel?

    Aktuell gibt's in D so 1000~2000 neue Infizierte pro Tag, nen? Davon brauchen < 10% intensivmedizinische Betreuung und die dauert dann ~10 Tage. Kommt das etwa hin? Also sagen wir 2000*10%*10 = 2000 Intensivbetten werden aktuell für COVID-19 benötigt. Pi * Daumen. Zur Verfügung stehen aber deutlich mehr. D.h. im Prinzip könnte man das jetzt schon wieder lockern.

    Und wenn man es jetzt schon lockern kann, wie viel schneller hätte es dann gehen können? Maximal 5~6 Wochen oder wie lange der Lockdown jetzt gedauert hat.

    Klar, gar kein strikter Lockdown wäre schon gut gewesen. Aber ich bin mir ziemlich sicher dass die Bevölkerung sowie die Wirtschaft vor 6 Wochen auch ein Paket mit weniger strikten Massnahmen nicht so ohne Weiteres akzeptiert hätte.



  • @Jodocus
    Du hast rein sachlich sicher recht. Nur sind Menschen nun mal nicht rational. Ich würde sagen, wir haben da noch einen ganz guten Kompromiss zwischen den ganzen Interessen gefahren. Wir hätten 1/10 der Toten haben können. Aber schau dir an das jetzt schon 1/3 oder so unbedingt die Lockerungen will, was hätten die erst dann gemacht? Formeller Lockdown ist nur die eine Seite, er muss auch befolgt werden.

    Momentan sind wir in einer Phase, wo ich grosse Sorgen habe, das es uns noch nicht hart genug traf und Leute welche die Risiken kleinreden wieder zu viel Oberwasser haben. Wir haben jetzt viele Daten, wissen mehr als vor 4 Wochen. Wir wissen genauer, was passieren kann und wird. Wenn man Leute aber darauf hinweißt, heisst es nur wir sind aber nicht Italien oder USA. Es gibt da Leute die uns erst jetzt für unangreifbar halten, wo alle Daten in die andere Richtung zeigen.

    Es wäre mal wichtig zu sagen, was wir genau anstreben mit den Maßnahmen, wie die Prognose aussieht und bei Abweichungen von der Prognose wie man tätig werden will. Man sollte klipp und klar sagen, wir lockern jetzt und hoffen das in der nächsten 4 Wochen Folgendes passiert. Wenn aber bis z.b. 10. Mai Zahl x überschritten wird, sind wir zu härteren Maßnahmen gezwungen.

    @hustbaer
    Hast du bedacht, das wir das aktuelle Infektionsgeschehen erst in etwa 10-12 Tagen messen können? Die benötigte Krankenbettenzahl muss du daher immer mit 2 Generationen Viren multiplizieren. Da die Effektivität unseres Verhaltens (Schulen wieder auf, Masken etc.) nicht bekannt ist, muss man hier im Worstcase von 3*3 ausgehen. Dann brauchen wir um die 20000 Betten, die haben wir momentan nicht. Daher gibt es eben die Forderung, das man nur noch 200 offene Fälle haben soll, weil man dann die Ausbreitung noch manuell nachverfolgen kann, wodurch weniger starke Massnahmen noch effektiver sind und man auch mehr Buffer zum reagieren hat. Objektiv wäre das eine gute Idee, ich glaube nur politisch in Deutschland kaum umsetzbar.



  • @Gruum sagte in Wie schlimm ist der Corona-Virus wirklich:

    Kennt jemand jemanden der mit SARS-CoV2 infiziert wurde? In meinem Bekanntenkreis höre ich zwar in letzter Zeit ungewöhnlich häufig von Leuten mit Lungenentzündung, aber COVID-19 hatte davon wohl niemand.

    Ja, 3 Fälle, 2 milde, ein Todesfall.



  • @TGGC sagte in Wie schlimm ist der Corona-Virus wirklich:

    @hustbaer
    Hast du bedacht, das wir das aktuelle Infektionsgeschehen erst in etwa 10-12 Tagen messen können?

    Ja. Aber ich wusste nicht dass es in D auch bereits Lockerungen gab - hab mich da nicht auf dem Laufenden gehalten. Meine Einschätzung "man könnte bereits jetzt lockern" muss dann zu "die bereits erfolgte Lockerung war wohl OK" korrigiert werden. Und dann muss man natürlich abwarten bis man abschätzen kann wie sich das auswirkt bevor man noch weitere Lockerungen beschliesst.

    Daher gibt es eben die Forderung, das man nur noch 200 offene Fälle haben soll, weil man dann die Ausbreitung noch manuell nachverfolgen kann, wodurch weniger starke Massnahmen noch effektiver sind und man auch mehr Buffer zum reagieren hat. Objektiv wäre das eine gute Idee, ich glaube nur politisch in Deutschland kaum umsetzbar.

    Ich weiss nicht wie gut die Idee wäre da ich mir immer noch keine Endgültige Meinung über das Thema Durchseuchung/Herdenimmunität gemacht habe - zu viele Unbekannte. Wenn man das anstrebt sind nur 200 aktive Fälle viel zu wenig, damit würde das ewig dauern. Wenn nicht, dann wäre das natürlich gut, ja.

    Aber ich glaube genau so wie du dass es nicht leicht umsetzbar wäre. Vor allem waren die ersten Lockerungsschritte dann ja bereits ein Fehler. Die aktivel Fälle sind davor in D schon nicht besonders schnell gefallen, bis zu 200 aktiven Fällen hätte man das noch ein paar Monate durchziehen müssen. Wobei es IMO dabei noch ein weiteres Problem gibt: wie findet man die aktiven Fälle? Wenn man sich auf Leute beschränkt die Symptome haben, dann bringt es ja nix. Weil wir ja wissen dass es eine nicht unwesentliche Dunkelziffer gibt. Und ich glaube auch Leute die nie Symptome entwickeln sind eine Zeit lang ansteckend. Oder irre ich mich da?



  • @hustbaer sagte in Wie schlimm ist der Corona-Virus wirklich:

    Und ich glaube auch Leute die nie Symptome entwickeln sind eine Zeit lang ansteckend. Oder irre ich mich da?

    Das ist korrekt. Es gab nun Berichte, dass in Autopsien festgestellt wurden, dass die ersten Toten mit COVID-19 in den USA bereits Anfang Februar verstorben sind. Da gab es schon im Januar unentdeckte Übertragungsketten.
    Durchseuchung ist kein Thema, war auch noch nie eins. Die Krankheit ist zu gefährlich, als dass man eine nennenswerte Zahl gleichzeitig infizieren könnte, sodass das einfach viel zu lange dauert. Eine Durchseuchung schmälert durch Mutationen massiv die Wahrscheinlichkeit, einen Universalimpfstoff zu finden. Auch ist eine permanente Immunität nach überstandener Krankheit höchstens spekulativ.
    Nein, die Alternativen zur versuchten Ausrottung des Virus sind nicht attraktiv.



  • @hustbaer sagte in Wie schlimm ist der Corona-Virus wirklich:

    Wenn man das anstrebt sind nur 200 aktive Fälle viel zu wenig, damit würde das ewig dauern.

    Man will dann ja, das es ewig dauert. In der Situation würde man mit minimalen Massnahmen für die Allgemeinheit auskommen solange bis man genug Daten für andere Ideen hat, potentiell 1-2 Jahre. Südkorea und Schweden sind ja Beispiel für Anwendung dieser Strategie, mit unterschiedlichem Erfolg.

    Wie man die finden will, ganz einfach von den Fällen, die Symptome haben. Man geht davon aus, das alle restliche Fälle durch Infektionsketten mit diesen verbunden sind, d.h. nur diese Risikopersonen bekommen strenge Massnahmen. Ansteckend ist man nach allem was ich gehört haben für etwa 10 Tage, daher kommen mit etwas Buffer dann die 14d Isolation. Damit erwischt man dann auch Fälle, wo die Krankheit nicht nachgewiesen ist.


  • Gesperrt

    Im Fernsehen wurde von Regierungen gesagt, dass exponentielles Wachstum der Kranheitsfälle droht oder so etwas.

    Wie muss man sich das vorstellen, dass nur ab einer bestimmten Zunnahme der Ansteckungen mit der Exponentialfunktion die Kurve berechnet werden kann. Ist die Exponentialfunktion in der Berechnung der Regierung?

    Also: f(x)=2xf(x)=2^x
    Ist doch je Zeiteinheit eine Verdoppelung (mal 2)

    f(x)=1xf(x)=1^x ist doch bereits kein Wachstum mehr, also const 1

    f(x)=0.5xf(x)=0.5^x ist die Kurve sogar abnehmend, wenn ich mich recht an gestern erinnere.



  • In Berlin stand ich neulich vorm Fahrkartenautomaten und bekam eine Umfrage, "Wie hoch halten Sie die Ansteckungsgefahr in Bus und Bahn?". Ich hab 'sehr hoch' angekreuzt.
    Warum?

    Die meist befahrenen Bus-Linien in Berlin kommen nur noch mit Verspätung und knüppelvoll. Manchmal werden sogar nur Eindecker Busse statt die benötigten und gewohnten Zweidecker eingesetzt.
    In den U-Bahnen sieht es beim Spätnachmittag-Verkehr (Feierabendverkehr zu schreiben ist ja inzwischen ein Hohn) genauso aus. Wenigere, dafür volle Züge.

    Das beste sind dann immer die bellenden regelmäßigen Durchsagen. "Tragen Sie Maske und halten Sie Abstand!"

    Wenn das Corona-Virus wirklich gefährlich ist, scheint es gerade an den Schlüsselpositionen nicht sonderlich ernst zu sein.



  • @titan99_ Du fragst da doch grade nach der Reproduktionszahl, oder? Die war doch schon ausgiebig Thema dieses Jahr.



  • @zeropage sagte in Wie schlimm ist der Corona-Virus wirklich:

    Wenn das Corona-Virus wirklich gefährlich ist, scheint es gerade an den Schlüsselpositionen nicht sonderlich ernst zu sein.

    Gerade gestern bin ich auf die Referenz auf diesen Artikel gestoßen. Wahrscheinlich gibt es für den ÖPNV nur eine Lösung – einstellen.



  • @titan99_
    Die Kurve ist nur näherungsweise eine Exponentialfunktion und natürlich kann man alles irgendwie abschnittsweise durch mehrere Exponentialfunktionen annähern. Du kannst diese Aussage daher nicht mathematisch nehmen. Das hat sich hier eher metaphorisch für plötzlich unerwartet starkes Wachstum eingebürgert. Ich hab nen Konto für mein liquides Geld mit 0.001% Zinsen und da würde der "normale Mensch" nicht verstehen: "ich pack das da drauf und dann wächst mein Reichtum exponentiell".



  • @titan99_
    Mathematisch ist das einfachste Modell (das ignoriert dass Leute auch mal wieder gesund werden oder sterben) die Logistische Funktion.
    Und für diese ist die Exponentialfunktion am Anfang (dort wo noch kaum jemand infiziert ist) eine sehr gute Näherung.

    Und auch real sieht man relativ gut exponentielles Wachstum am Anfang.

    Wie muss man sich das vorstellen, dass nur ab einer bestimmten Zunnahme der Ansteckungen mit der Exponentialfunktion die Kurve berechnet werden kann.

    Nö, auch bei R kleiner 1 ist die Exponentialfunktion eine gute Näherung.
    Wenn jeder Erkrankte z.B. eine Woche lange ansteckend ist, und es während dieser einen Woche schafft im Schnitt 0.5 weitere anzustecken, dann halbiert sich die Zahl der Neuerkrankten jede Woche.
    Und da die Leute ja auch irgendwann mal gesund werden bzw. sterben, halbiert sich damit auch die Zahl der aktuell erkrankten jede Woche.

    Nur ist es dann halt kein exponentielles Wachstum mehr sondern eine exponentielle Abnahme.



  • Hallo zusammen!

    Ich kann nur von meinen Erfahrungen berichten. Ich hatte Corona, jedoch lag ich und meine Schwester dann halt für ein paar Tage flach, allzu schlimm war es nicht.

    Jedoch möchte ich anmerken, dass Menschen, die Verwandte, Freunde oder Familie haben, die an Corona gestorben sind, wohl nicht als Untertreibung ansehen.

    Natürlich führt es nicht zum Weltuntergang und natürlich auch nicht zur Ausrottung der Menschheit, dennoch müssen wir anfällige Menschen nicht in Gefahr bringen. In anderen Ländern hat doch ein harter Lockdown auch funktioniert und die Menschen konnten wieder zur Normalität übergehen.

    Wünsche euch viel Geduld und Gesundheit!
    Liebe Grüße



  • Hallo liebe Mitglieder,

    also schlimm ist Corona für die meisten Menschen nicht. Und das Zum Glück. Wäre die Krankheit gefährlicher würden wir alle aussterben. Das Beispiel mit Corona hat gezeigt, wie unvorbereitet wir sind.

    Das Ganze heißt nicht, dass wir auf Corona Regeln verzichten dürfen. Für einige Menschen ist Corona gefährlich. Denkt bitte auch an andere Menschen, die auch leben möchten. Corona macht bereits erkrankte Menschen schwach. Diese sterben dann von anderen Krankheiten.

    Corona ist kein Spaß. Und für viele eine Tragödie, selbst wenn dir nicht schlimmes passiert ist.



  • Gibt es eigentlich noch die guten alten Fleißkärtchen?



  • Ich schließe mich meinen Vorrednern dabei an.
    Es ist ein Thema, welches nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte. In meiner Verwandtschaft hatte bereits einer das Virus ganz am Anfang der Pandemie. Er kann bis heute nichts schmecken und muss eine Therapie machen.
    Also das ist eines von mehreren bleibenden Beschwerden.

    LiebeGrüße und bleibt gesund!


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