Elektro- und Informationstechnik oder Informatik studieren



    • ListenpunktServus,

    ich kann mich nicht zwischen die beiden Studiengänge (beide an der TUM) entscheiden. Interessieren tun mich beide.
    Nun habe ich paar Fragen.
    Punkt 1:
    Flexibilität: kann ich mich als Elektroingenieur auch später in Richtung Anwendungssoftware gehen (hohe programmiersprachen usw.), oder bleibt das ein Feld des Informatikers und E-Ingenieure können höchstens Embedded Software entwickeln?
    Falls ich es kann, kann ich dann auch alleine ohne Team ein Anwendungssoftware programmieren und somit evtl. ein Software Start Up gründen? Ich weiß, natürlich musst man vieles selber aneignen, aber es ist leichter für E-Ingenieur Anwendungssoftware zu lernen als für Informatiker in die Hardware zu gehen oder?

    Punkt 2:
    Wo ist die Jobaussichten besser? Wo verdient man mehr? (In Deutschland, auch in der Zukunft)



  • @jujububu sagte in Elektro- und Informationstechnik oder Informatik studieren:

    kann ich mich als Elektroingenieur auch später in Richtung Anwendungssoftware gehen

    Kannst du, die Wahrscheinlichkeit dass das klappt ist allerdings nicht sehr groß. Ein Informatiker lernt in den ganzen Jahren einfach vieles, was er dann im Beruf brauchen könnte und sammelt nebenbei optimalerweise als Werkstudent auch Erfahrung. Ein Elektroingenieur wird zwar wahrscheinlich auch problemlos programmieren lernen, es fehlt aber viel drumherum. Und Software ist mittlerweile so komplex, dass es sehr viel drumherum gibt. Und da es "genügend" Informatiker gibt, ist der Bedarf an Umsteigern nicht besonders groß.

    @jujububu sagte in Elektro- und Informationstechnik oder Informatik studieren:

    kann ich dann auch alleine ohne Team ein Anwendungssoftware programmieren und somit evtl. ein Software Start Up gründen?

    Kannst du. Aber auch da sind die Erfolgsaussichten sehr gering. Für Informatiker sehe ich sie aber als genauso gering an, es ist sehr sehr unwahrscheinlich, mit einem Startup erfolg zu haben. Es ist sehr viel wahrscheinlicher, dass du dich fast zu Tode schuftest und nach zwei Jahren Insolvenz anmeldest.

    @jujububu sagte in Elektro- und Informationstechnik oder Informatik studieren:

    Wo ist die Jobaussichten besser? Wo verdient man mehr?

    Ehrlich gesagt, keine Ahnung. Bei Informatikern schwankt das Gehalt teilweise sehr stark. Grundsätzlich halte ich Informatiker für flexibler, aber da bin ich wahrscheinlich voreingenommen.



  • Die Antwort auf alles ist "jain"

    Mein Werdegang ist so ähnlich, wie das was du beschreibst.

    Ich habe Informationstechnik studiert, allerdings mit Spezialisierung im Hauptstudium auf "Technische Informatik"
    ( Focus: KNNs, Evo Algos, Bildverarbeitung, Sprachverarbeitung )
    Programmieren lernst du nicht wirklich im Studium. Das machst du in deiner Freizeit.
    Im IT-Studium lernst du praktisch zu denken. Während die Informatiker im Studium hauptsächlich programmieren um des programmierens Willen, wirst du im IT-Studium problemorientiert arbeiten, d.h. du bekommst ein real-existierendes Problem, z.B. aus der Bildverarbeitung und löst das. So war das zumindest in meinem Studium.
    Aber in der Wahl deiner Mittel bist du frei. Während einige, die gestellten Aufgaben mit MATLAB gelöst haben, habe ich sie mit C++ gelöst und andere haben es wiederum anders gemacht. Der Focus liegt auf dem Problem und nicht auf dem Weg dorthin.

    @Mechanics hat auch vollkommen recht wenn er sagt, dass du den ganzen theoretischen Kram des Informatikstudium nicht lernst.
    Aber:

    • manches brauchst du auch gar nicht ( ist aber in jedem Studium so )
    • Von einem Ingenieur wird ohnehin erwartet, dass er sich in jedes Thema einarbeiten kann

    Bis jetzt war das fehlende Theoriewissen des Informatikstudiums für mich bei der Anwendungsentwicklung kein Problem, aber das kann in einer anderen beruflichen Position durchaus zum Problem werden! Das hängt immer vom Arbeitgeber ab und wie dort gearbeitet wird. In der Firma, in der ich arbeite, sind fast alle sehr pragmatisch veranlagt, was mir natürlich entgegen kommt.

    Aber(2):
    Als kompetenter Elektroingenieur machst du in Deutschland garantiert nichts falsch. Und wenn du nebenbei noch ein patenter Entwickler bist, kommt dir das auch entgegen, aber Anwendungsentwicklung ist dann eher nicht deine Hauptaufgabe.
    Generell würde ich aber dennoch sagen: Wenn du Anwendungsentwickler werden willst, dann studiere Informatik, was aber nicht bedeutet, dass es nicht auch andere Wege zum Ziel gibt. Die Entscheidung dazu triffst allein du, denn du weißt was dir liegt und was du gut kannst. IT-Studium ist sehr physiklastig. Informatik hingegen nicht.

    Zum Gehalt kann ich auch wenig sagen. Die Varianz ist in beiden Bereichen groß. Aber wenns dir ums Geld geht, wirst du in beiden Bereichen eine Stelle finden, die dir finanziell zusagt. Krisensicher dürften auch beide Fachgebiete sein.

    Generell gilt aber : Das Gehalt ist hauptsächlich von deinen Fähigkeiten und vom Unternehmen abhängig, weniger vom Studium.



  • @Mechanics
    Das Thema ist alt, aber ich glaube, der Threadersteller wird nicht der Einzige mit diesem Problem sein und ich habe ehrlich gesagt den Drang zu antworten, weil ich deine Antwort, Mechanics, sehr einseitig empfinde.
    Ich habe eine Ausbildung zum Fachinformatiker Richtung Anwendungsentwicklung, später habe ich Angewandte Informatik bis zum Master studiert. Mir wurde klar: Je technischer es wird, desto mathelastiger und physikalischer wird es. Was Mathe und Physik angeht, davon sehen wir Informatiker zumindest im heutigen Studium weniger als Elektro-Ingenieure und sobald es in dem Bereich Embedded, Signalverarbeitung, Bildverarbeitung, maschinelles Lernen geht, da hängt der durchschnittliche Elektro-Ingenieur den durchschnittlichen Informatiker ab. Gerade die interessantesten Felder haben oft einen technischen Hintergrund und da sind Elektro-Ingenieure einfach fitter.
    Ich arbeite im medizinischem Umfeld und davor als Werkstudent in der Industrie. Leute mit Elektrotechnik oder Physik-Erfahrung sind in der Software-Entwicklung nicht unüblich. Klar, haben sie Defizite in der Software-Entwicklung, aber sich ein Buch über Clean Code, SQL und Software-Architektur durchzulesen ist nicht die Welt. Das tut nicht jeder Elektrotechniker und deshalb merkt man ihm die Defizite noch an, aber das ist nichts was in Stein gemeißelt ist, zumal die Komplexität noch überschaubar ist.
    Ich habe mir in meinem Studium, sobald ich mit Bildverarbeitung oder maschinellem Lernen zu tun hatte, mehr Mathe-Grundstudium gewünscht. Das bringt mir viel mehr als darüber zu philosophieren, ob eine Sprache NP-vollständig ist, zumal ich nicht mehr mal weiß, was das überhaupt ist und das ergeht sicherlich über 90% der Informatiker so.

    Heute verbringe ich meine Freizeit mit technischer Literatur über Mathe, Bildverarbeitung, maschinellem Lernen, um meine Defizite in diesen Bereichen auszugleichen.
    Andere Informatiker-Kollegen beschäftigen sich mit irgendwelchen Hipster-Sprachen oder Hipster-Frameworks, nur um dasselbe Problem auf eine andere Art und Weise zu lösen, ohne damit irgendein neues Problem zu lösen.

    Man hat im Informatik-Studium meiner Ansicht nach zu viel Mathe und Physik gestrichen. Ich kenne noch welche, die hatten Physik 1, 2 und 3. - Das ist auch in meinen Augen übertrieben, aber Physik 1 und mehr Mathe, würde dem Standort Deutschland durchaus gut tun.


Anmelden zum Antworten