Petition zur Netzneutralitaet



  • Hallo,

    ich habe gerade gelesen, dass es momentan eine Petition zur Netzneutralitaet gibt, die schon innerhalb weniger Tage sehr erfolgreich ist:

    https://epetitionen.bundestag.de/petitionen/_2013/_04/_23/Petition_41906.nc.html

    Auch wenn die Mindestmenge an Unterzeichnern schon erreicht ist, laeuft die Zeichnungsfrist noch ein paar Wochen. Wenn man bedenkt, welche Geschaeftsmodelle in letzter Zeit beispielsweise von der Telekom angestrebt werden(*), dann fuehlt sich vielleicht auch hier der eine oder andere dazu berufen, sich dieser Petition anzuschliessen.

    (*) Ich nehme hier insbesondere darauf Bezug, dass die Telekom, eigene Sonderdienste insofern bevorzugt behandelt will, dass das Datenvolumen dieser Dienste bei volumenbeschraenkten Flatrates nicht mit einbezogen wird und eine entsprechende bevorzugte Behandlung von Daten wohl auch an andere Dienste verkauft werden soll.



  • Der Deutsche Bundestag möge ein Gesetz beschließen, das Internetanbieter ("Provider") verpflichtet, alle Datenpakete von Nutzern unabhängig von Ihrem Inhalt und Ihrer Herkunft gleich zu behandeln. Insbesondere sollen keine Inhalte, Dienste oder Dienstanbieter durch diese Provider benachteiligt, künstlich verlangsamt oder gar blockiert werden dürfen.

    Das würde jegliche Form von QoS verbieten.
    Tolle Wurst.



  • hustbaer schrieb:

    Der Deutsche Bundestag möge ein Gesetz beschließen, das Internetanbieter ("Provider") verpflichtet, alle Datenpakete von Nutzern unabhängig von Ihrem Inhalt und Ihrer Herkunft gleich zu behandeln. Insbesondere sollen keine Inhalte, Dienste oder Dienstanbieter durch diese Provider benachteiligt, künstlich verlangsamt oder gar blockiert werden dürfen.

    Das würde jegliche Form von QoS verbieten.
    Tolle Wurst.

    Ich bin zwar kein experte auf dem Gebiet, aber ich habe mir sagen lassen, dass QoS ein ziemlicher Flop ist, vor allem was dienste wie z.B. VoIP betrifft, die in Realtime laufen.



  • Gregor schrieb:

    [...], dass die Telekom, eigene Sonderdienste insofern bevorzugt behandelt will, dass das Datenvolumen dieser Dienste bei volumenbeschraenkten Flatrates nicht mit einbezogen wird und eine entsprechende bevorzugte Behandlung von Daten wohl auch an andere Dienste verkauft werden soll.

    Genau das klingt für mich sehr vernünftig.
    Und solange es mehr als einen Netzanbieter zur Auswahl gibt seh ich da kein Problem drin.



  • Kellerautomat schrieb:

    hustbaer schrieb:

    Das würde jegliche Form von QoS verbieten.
    Tolle Wurst.

    Ich bin zwar kein experte auf dem Gebiet, aber ich habe mir sagen lassen, dass QoS ein ziemlicher Flop ist, vor allem was dienste wie z.B. VoIP betrifft, die in Realtime laufen.

    *lol*
    Na QoS ist ein weites Feld, und da sollte man sich als "kein experte auf dem Gebiet" vielleicht etwas vorsichtig zurückhalten. Es hat aber natürlich etwas damit zu tun dass man eben gerade Realtime Diensten den Vorrang ggn z.b. Dateidownloads gibt. Und das ist sicher eine sinnvolle Sache.



  • @Kellerautomat
    Ja, VoIP, IPTV etc. funktionieren ja auch so schlecht. Oder wie?
    *faceplam*



  • scrontch schrieb:

    Kellerautomat schrieb:

    hustbaer schrieb:

    Das würde jegliche Form von QoS verbieten.
    Tolle Wurst.

    Ich bin zwar kein experte auf dem Gebiet, aber ich habe mir sagen lassen, dass QoS ein ziemlicher Flop ist, vor allem was dienste wie z.B. VoIP betrifft, die in Realtime laufen.

    *lol*
    Na QoS ist ein weites Feld, und da sollte man sich als "kein experte auf dem Gebiet" vielleicht etwas vorsichtig zurückhalten. Es hat aber natürlich etwas damit zu tun dass man eben gerade Realtime Diensten den Vorrang ggn z.b. Dateidownloads gibt. Und das ist sicher eine sinnvolle Sache.

    Mir ist schon klar, wie QoS funktionieren sollte. Das Problem ist eben, dass es in einem Best-Effort Netzwerk nicht funktioniert. Und der Umstieg auf ein konvergiertes Netzwerk mit dem ganzen QoS Zeug ist teurer, als 2 getrennte Netze.

    hustbaer schrieb:

    @Kellerautomat
    Ja, VoIP, IPTV etc. funktionieren ja auch so schlecht. Oder wie?
    *faceplam*

    Ehm... Ja?!



  • Ich bin auch kein QoS Experte, aber aus meiner Sicht ist das erstmal eine Frage der Bandbreite. Wenn genug Bandbreite zur Verfuegung steht, benoetige ich keine Priorisierung bestimmter Daten, die vielleicht in einem Echtzeitkontext entstehen (VoIP, Streaming Video oder aehnliches). Jetzt schaue ich mal, was fuer Daten eigentlich den gesamten Internetverkehr ausmachen und finde da folgenden Artikel:

    http://techcrunch.com/2011/05/17/netflix-largest-internet-traffic/

    Offensichtlich hat "Real-time entertainment" schon vor 2 Jahren etwa 50% des Traffics ausgemacht und hatte dabei eine stark steigende Tendenz. Heutzutage wird es noch wesentlich mehr sein. Wenn aber fast alle Daten in einem Echtzeitkontext stehen, gegen welche Daten will man sie dann eigentlich priorisieren? Wenn man in so einem Szenario ein QoS Problem hat, dann kann man das eigentlich nur mit mehr Bandbreite loesen.

    Priorisierungen von Daten zur Verminderung der Effekte von Lastspitzen hoert sich zuerst sehr gut an, aber ich bin ebenso wie "Kellerautomat" skeptisch bezueglich der praktischen Relevanz und der Moeglichkeiten, die man diesbezueglich in der Praxis hat.

    Netzneutralitaet ist aus meiner Sicht mit gutem Grund gegen eine Priorisierung bestimmter Daten gerichtet. Wenn man bestimmte Daten priorisiert, heisst das im Umkehrschluss, dass andere Daten das Nachsehen haben, man hat dann also auch Daten zweiter Klasse. Und im Zweifelsfall sind vor allem die eigenen Daten Daten zweiter Klasse. Wenn man die Geschaeftsidee der Telekom weiterdenkt, dann laeuft es genau darauf hinaus, dass die Prioritaet von Datenpaketen vor allem von den Konditionen abhaengt, die sich der Dienstanbieter von der Telekom erkauft hat und nicht auf Basis technischer Ueberlegungen entschieden wird.

    Die Konsequenzen sind dann vermutlich Sache wie...

    ...eine Benachteiligung von Kleinuntenehmern und kostenlosen Diensteanbietern, die sich keine gesonderte Datenbehandlung von der Telekom leisten konnen. Man stelle sich zum Beispiel vor, dass ueber die Zeit immer mehr Videos in Wikipedia-Artikel einfliessen, die man praktisch nicht anschauen kann, weil Wikipedia als No-Profit Organisation keine entsprechenden Geldmittel fuer solche Sonderbehandlungen zur Verfuegung hat.

    ...eine Regionalisierung des Internets. Ich weiss nicht, inwiefern Ihr Dienste aus fremden Laendern nutzt, aber dortige Dienstanbieter denken sicherlich nicht daran, dass sie mit der Telekom in Deutschland verhandeln sollten.



  • hustbaer schrieb:

    Der Deutsche Bundestag möge ein Gesetz beschließen, das Internetanbieter ("Provider") verpflichtet, alle Datenpakete von Nutzern unabhängig von Ihrem Inhalt und Ihrer Herkunft gleich zu behandeln. Insbesondere sollen keine Inhalte, Dienste oder Dienstanbieter durch diese Provider benachteiligt, künstlich verlangsamt oder gar blockiert werden dürfen.

    Das würde jegliche Form von QoS verbieten.
    Tolle Wurst.

    Denke nicht, die Petition ist in den Bereich Wirtschaftspolitik angesiedelt - Titel beachten. Außerdem haben Petition keine gesetzgebende Kraft.



  • Man müsste die Telekom zerschlagen, und deren Privilegien abschaffen.

    Stattdessen versuchen hier dumme Politidioten mal wieder, mehr Freiheit durch mehr Gesetze zu schaffen. Das wird natürlich nach hinten losgehen, weil die großen Konzerne die Gesetze in ihre Richtung beeinflussen werden, zum Nachteil der keinen Anbieter, des Wettbewerbs und der Kunden. Wie immer halt.

    Deutschland ist so peinlich.



  • Netzneutralitaet ist essentiell.

    Sobald die Netzneutralitaet faellt, bedeutet das folgendes:

    Eine Plattform wie Facebook, Tumblr, Youtube, etc. wird nicht mehr entstehen koennen, da man vertraege mit den ISPs braucht um den Traffic generieren zu koennen.

    Das ganze ist uebrigens kein Thema von QoS, sondern von IPs. Denn bis auf p2p abgesehen (und p2p kann man ganz gut erkennen) geht es um Plattformen. Youtube, Twitch, Netflix, etc. generieren Traffic. Es geht nun darum, dass ISP gerne eine Entschaedigung fuer diesen Traffic haetten. Das bedeutet zB, dass es Premium Internet geben wird, wo man Youtube schauen kann und Standard Internet wo man das nicht kann. Das ganze wird dabei per IP Sperren oder DNS Sperren geloest - kein komplexes QoS.

    Netzneutraelitaet ist essentiell. Sie darf NIE fallen.



  • Shade Of Mine schrieb:

    Netzneutralitaet ist essentiell.

    Klar. Daraus folgt aber nicht, dass ein Gesetz die Netzneutralität wirklich schützen kann. Die meisten Regulierungsgesetze werden von den Konzernlobbyisten so beeinflusst, dass sie am Ende den kleinen Mitbewerben und Kunden mehr schaden als nützen.



  • earli schrieb:

    Shade Of Mine schrieb:

    Netzneutralitaet ist essentiell.

    Klar. Daraus folgt aber nicht, dass ein Gesetz die Netzneutralität wirklich schützen kann. Die meisten Regulierungsgesetze werden von den Konzernlobbyisten so beeinflusst, dass sie am Ende den kleinen Mitbewerben und Kunden mehr schaden als nützen.

    Ich tue mir sehr schwer mir ein Gesetz das die Netzneutralitaet garantiert vorzustellen, dass negative Auswirkungen auf die Netzneutralitaet hat.



  • Die Lösung ist viel einfachen:
    Kündigt alle Vertrage bei der DTAG! - Ein Unternehmem non grata. 😉


  • Mod

    Shade Of Mine schrieb:

    Ich tue mir sehr schwer mir ein Gesetz das die Netzneutralitaet garantiert vorzustellen, dass negative Auswirkungen auf die Netzneutralitaet hat.

    Dann musst Du nur mal aktuelle Gesetze lesen, die bauen ganz üblich Hintertürchen ein, die den eigentlichen Sinn aushebeln. Oder man packt in einen Paragraph eine Sache ein, die etwas anders plötzlich erlaubt.

    So wie bei der Reform des Meldegesetzes, wo die Gemeinden plötzlich Daten der Bürger verkaufen dürfen.

    Das geht auch beim Schutz der Netzneutralität. Da schreibst Du 50 Seiten über Neutralität, und setzt irgendwo in Paragraph 85 eine Ausnahme rein, dass das nicht gilt, wenn es sich um neue Produkte handelt, die kein Pendant zu traditionellen Medien haben. Und plötzlich stellst Du überrascht fest, dass die Netzneutralität für alle Sachen gilt, aber nicht für Yt, Skype und VOD, weil es sich um neue Medien gemäss P. 85 Netzneutralitätsgesetz handelt.



  • Was Marcus sagt.

    Die großen Konzerne haben Lobbyisten in Berlin, die die Gesetzgebung zu ihren Gunsten beeinflusst. Die kleinen Mitbewerber haben das nicht.
    Die großen Konzerne haben eine große Juristenabteilung, die jede Möglichkeit findet, die Regulierung zu umgehen. Die kleinen Mitbewerbe haben das nicht.



  • earli schrieb:

    Die großen Konzerne haben eine große Juristenabteilung, die jede Möglichkeit findet, die Regulierung zu umgehen. Die kleinen Mitbewerbe haben das nicht.

    Hust. Wie sollte denn eine NN-Regulierung konkret aussehen, die nicht automatisch Netzbetreiber gegen Wettbewerb isoliert?

    Da braucht man keine Juristenabteilung, sondern nur ein NN-Gesetz, in dem steht: "ihr dürft alle das im wesentlichen gleiche Produkt verkaufen." Da dürfte kein aufstrebender Wettbewerber noch groß Geld in die Fixkosten stecken.



  • Daniel E. schrieb:

    earli schrieb:

    Die großen Konzerne haben eine große Juristenabteilung, die jede Möglichkeit findet, die Regulierung zu umgehen. Die kleinen Mitbewerbe haben das nicht.

    Hust. Wie sollte denn eine NN-Regulierung konkret aussehen, die nicht automatisch Netzbetreiber gegen Wettbewerb isoliert?

    Da braucht man keine Juristenabteilung, sondern nur ein NN-Gesetz, in dem steht: "ihr dürft alle das im wesentlichen gleiche Produkt verkaufen." Da dürfte kein aufstrebender Wettbewerber noch groß Geld in die Fixkosten stecken.

    Erstmal gar kein Gesetz, sondern zuerst einmal das bekloppte Telekom-Monopol und ihre bescheuerten Privilegien zerschlagen.



  • Marc++us schrieb:

    Das geht auch beim Schutz der Netzneutralität. Da schreibst Du 50 Seiten über Neutralität, und setzt irgendwo in Paragraph 85 eine Ausnahme rein, dass das nicht gilt, wenn es sich um neue Produkte handelt, die kein Pendant zu traditionellen Medien haben. Und plötzlich stellst Du überrascht fest, dass die Netzneutralität für alle Sachen gilt, aber nicht für Yt, Skype und VOD, weil es sich um neue Medien gemäss P. 85 Netzneutralitätsgesetz handelt.

    Natürlich ist das möglich.
    Aber aktuell ist es so, dass die Telekom ja aktiv die Netzneutralität verletzt.

    Aber ich gebe dir Recht, jedes Gesetz wird hintertüren haben - unser Vorteil aktuell ist, dass die großen Firmen wie Google, Apple und Microsoft aber von einer Netzneutralität profitieren und nur ISPs dagegen sind. Was bedeutet dass die stärkere Lobby pro Netzneutraität ist. Und das ist gut so.



  • BTW: Vielleicht ist Paragraph 41a aus dem Telekommunikationsgesetz im Zusammenhang dieses Threads ganz interessant:

    http://dejure.org/gesetze/TKG/41a.html

    § 41a
    Netzneutralität

    (1) Die Bundesregierung wird ermächtigt, in einer Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundestages und des Bundesrates gegenüber Unternehmen, die Telekommunikationsnetze betreiben, die grundsätzlichen Anforderungen an eine diskriminierungsfreie Datenübermittlung und den diskriminierungsfreien Zugang zu Inhalten und Anwendungen festzulegen, um eine willkürliche Verschlechterung von Diensten und eine ungerechtfertigte Behinderung oder Verlangsamung des Datenverkehrs in den Netzen zu verhindern; sie berücksichtigt hierbei die europäischen Vorgaben sowie die Ziele und Grundsätze des § 2.

    (2) Die Bundesnetzagentur kann in einer Technischen Richtlinie Einzelheiten über die Mindestanforderungen an die Dienstqualität durch Verfügung festlegen. Bevor die Mindestanforderungen festgelegt werden, sind die Gründe für ein Tätigwerden, die geplanten Anforderungen und die vorgeschlagene Vorgehensweise zusammenfassend darzustellen; diese Darstellung ist der Kommission und dem GEREK rechtzeitig zu übermitteln. Den Kommentaren oder Empfehlungen der Kommission ist bei der Festlegung der Anforderungen weitestgehend Rechnung zu tragen.

    Das ist also praktisch schonmal eine Grundlage fuer eine etwaige gesetzliche Regelung zur Netzneutralitaet.


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