Menschliches Gehirn Byte



  • Hallo,

    kann man ein Gehirn mit einer Festplatte vergleichen. Wenn Sie voll ist,
    muss etwas anderes gelöscht werden um Platz für was neues zu machen ?



  • Nein.



  • Aber jeder Mensch vergisst doch. Das Vergessen entspricht dem Löschen von Daten einer Festplatte 🙂



  • Man kann das vergleichen. Und weiter?



  • blurry333 schrieb:

    Aber jeder Mensch vergisst doch. Das Vergessen entspricht dem Löschen von Daten einer Festplatte 🙂

    Nein.



  • Das Vergessen ist aber (meist) nicht das Löschen der Erinnerung, sondern das Löschen des Zugangs zur Erinnerung. Oft lässt sich der wiederherstellen. Tatsächliche Beschädigungen und Erkrankungen am Gehirn natürlich erst mal außen vor.

    Das wäre wie eine Festplatte, bei der statt zu Löschen einfach der Dateiname entfernt wird, die Datei aber vorhanden bleibt und auch weiterhin den Platz verbraucht.

    (Und die Festplatte hat zu Beginn die Größe 0 und wächst mit jeder abgespeicherten Datei.)



  • blurry333 schrieb:

    Aber jeder Mensch vergisst doch. Das Vergessen entspricht dem Löschen von Daten einer Festplatte 🙂

    Festplatten vergessen nicht, Daten werden gezielt gelöscht. Gezielt etwas vergessen geht nicht. Das sind zwei unterschiedliche Konzepte. Aber selbst wenn Löschen und Vergessen dassselbe wäre, würde das nicht darauf hindeuten, dass der Mechanismus vergleichbar ist.



  • oenone schrieb:

    Das wäre wie eine Festplatte, bei der statt zu Löschen einfach der Dateiname entfernt wird, die Datei aber vorhanden bleibt und auch weiterhin den Platz verbraucht.

    Das machen Dateisysteme doch so. Warum sollten sie jedesmal alles mit Nullen überschreiben?

    Trotzdem schließe ich mich volkard und Bashar an. Gehirne funktionieren ganz anders als Festplatten. Gehirne sind keine Digitalcomputer.



  • earli schrieb:

    oenone schrieb:

    Das wäre wie eine Festplatte, bei der statt zu Löschen einfach der Dateiname entfernt wird, die Datei aber vorhanden bleibt und auch weiterhin den Platz verbraucht.

    Das machen Dateisysteme doch so.

    Nein, eben nicht. Der Platz ist danach wieder nutzbar.



  • Ich vermute mal, dass wie schon erwähnt der Zugang, zu Daten (Erinnerungen) gelösst werden, das gleich wie das löschen eines Indexes..

    Die Daten im Hirn werden somit nich gelöscht, aber wenn weniger auf sie zugegriffen werden, umso "dünner" werden die Daten, es werden immer mehr details enfernt.. bis am ende nur noch eine grobe struktur vorhanden ist, die sich aber wieder durch zentrierst überlegen auf die eine Erinnerung wieder verdichten!

    Ein bild im Hirn ist ja quasi ein netwerk aus anderen daten im hirn.. nichts konkrettes.. alles was man sich merkt wird, aus vorhanden daten zusammen gelinkt..

    so meine vermutung:p



  • Bashar schrieb:

    Festplatten vergessen nicht

    Das ist aber ganz klar falsch, alle Dinge sind von denselben Zerfallsprozessen betroffen, und Festplatten verlieren ihre Daten nach langer Zeit auch.



  • Aristoteles dachte, dass sich Erinnerungen im Herz abspielen. So ab 1960 sah man dies in "Gedächtnismolekülen" (Proteine) im Gehirn gespeichert. Heute sieht man Erinnern als speziellen Rhythmus des "Feuerns" einiger unserer ca. 100 Milliarden Neuronen. Neues speichern sieht man im Verbinden von Neuronen. Jedes Neuron ist mit ca. 10000 anderen verbunden. Neben dem bewussten Bereich gibt es auch das "prozedurale Gedächtnis", das dafür sorgt, das wir z.B. Fahrradfahren und andere Dinge nicht verlernen. Langzeitspeichern (was immer das genau bedeutet) erfolgt durch Wiederholung (z.B. Vokabeln) oder intensives Erleben (Liebe, Hass, große Freude, Schock, Angst).

    Beim Vergessen spielt die Zeit nicht die entscheidende Rolle, sondern manche Erinnerungen "verblassen", wenn sie von neuen, interessanteren zu speichernden Erinnerungen überlagert oder zer/gestört werden.

    Die Speicherfähigkeit des menschlichen Gehirns wird teilweise mit 1500 Terabyte abgeschätzt. Unserere PCs und Festplatten sind also nicht mehr allzu weit entfernt.

    Genaue specs wie bei FAT32 o.ä. habe ich bisher nicht gefunden, so dass das Nachbauen schwer fällt.

    Weiß jemand, ob man mit neuronalen Systemen bereits primitive Gehirne/Gedächtnisse nachbauen konnte?



  • Erhard Henkes schrieb:

    Weiß jemand, ob man mit neuronalen Systemen bereits primitive Gehirne/Gedächtnisse nachbauen konnte?

    https://www.humanbrainproject.eu/index.html
    http://www.zeit.de/2011/21/Kuenstliches-Gehirn



  • Klingt gut, aber bisher hat man es offensichtlich nicht geschafft, einfache Gehirne nachzubauen.



  • Erhard Henkes schrieb:

    Klingt gut, aber bisher hat man es offensichtlich nicht geschafft, einfache Gehirne nachzubauen.

    Es ist noch nicht gelungen, das einfachste in der Natur vorkommende Nervensystem (von C Elegans) vollstaendig zu simulieren.



  • Künstlich neuronale Netze (KNN) sind leider eine komplexe Datenstruktur.
    Man hat Neuronen, angeordnet in Schichten, welche ihre Erregungen der
    Synapsen aufsummiert und mittels einer Übertragungsfunktion die Ausgabe
    bestimmt. Die Synapsen ihrerseits besitzen Gewichtungsfunktionen, mit der
    sie die Erregung verstärken oder dämpfen.

    Ein feed forward KNN trainiert man in dem man die Übertragungsfunktion
    und die initiale Synapsengewichte wählt. Danach wählt man die
    Trainingsmenge und trainiert das Netz indem die Gewichte mittels eines
    Backpropagation Algos anpasst.

    In der Summe sind viele Freiheitsgrade (Gewichte, Übertragungsfunktion,
    Netzstruktur, Synapsenfunktion, Trainings Set) vorhanden. Und trainiertes
    Netz muss nicht unbedingt konvergieren bzw. gut funktionieren.

    Aktuell sind KNNs stochastische Mustererkenner. Habe damit im Rahmen eines
    Seminars eine OCR mittels KNN gemacht.

    Man sucht noch nach Algorithmen um KNNs tierischer zu machen :p

    Und natürlich können KNNs vergessen. Eine Synapse ist defekt und peng kommt
    es zu einem Fehler. Bloss wie sich ein Fehler auswirkt weiss man nicht, da
    man nicht weiss wie die Informationen im Netz gespeichert werden.



  • blurry333 schrieb:

    kann man ein Gehirn mit einer Festplatte vergleichen. Wenn Sie voll ist,
    muss etwas anderes gelöscht werden um Platz für was neues zu machen ?

    Nein, das Gehirn ist keine Festplatte und speichert auch nichts exaktes. Man kann es eher mit einem Farbeimer vergleichen: alle Erinnerungen sind ein Klecks farbe und dann wird alles durchgerührt. Je älter eine erinnerung ist und je seltener sie verwendet wird, desto unklarer ist sie und es ist schwerer zu unterscheiden ob bestimmte Detials noch richtig oder falsch sind. Das Gehirn ist ein höchst ungenauer Datenspeicher. Das einzige was halbwegs sicher sind, sind Erinnerungen die überprüfbar sind und wiederholt und regelmäßig verwendet werden.

    Das ist nebenbei ein riesiges Problem bei Vernehmungen, da jede Information des Polizisten die Erinnerung eines Zeugen maßgeblich beeinflussen kann. Auf diese Art können sich Zeugen ganz sicher sein, etwas bestimmtes gesehen zu haben, obwohl sie von ihrem standpunkt aus keinen Blick auf das Geschehen haben konnten.


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