Diversififziete Betriebshierachie - unfreiwillige Demokratisierung



  • Hallo,

    ich bitte eueren Rat.

    Folgende Gegebenheit:
    Ein Konzern hat seine Entscheidungsbefugnis über Abteilungen und Mitarbeiter auf verschiedene Entscheidungsträger aufgeteilt und weist den Mitarbeiter Quotenten zu, wie er seine Arbeitszeit verteilen darf, um den einen oder anderen Herren zu dienen. Dies führte zu einer Abflachung der Betriebshierachie; schon fast zu einer Demokratiesierung. Es passiert in vielen Bereichen nur noch was, wenn ca. 40% der Belegschaft den Eindruck hatten, die Änderung/Einführung ist gut. Die durchschnittliche Teamgröße ist auch relativ klein.

    Nun haben einzelne Mitarbeiter aber Erkenntnisse gewonnen, die die Domaine vieler seiner Lehnsherren betreffen und ein echten Fortschritt für das Unternehmen bedeuten würden. Nun sind die Entscheidungskriterien, die dazu dienen einen seiner Lehnsherren zu gewinnen, genau jene die einen Anderen abturnen würden. Der Mitarbeiter hat aber den besten Eindruck über die angestrebten Kompromisse. Um die Sache ins Rollen zu bringen, muss er viele seiner Landsleute gewinnen ("krit. Masse"). Allerdings ist eine "Promo-Tour" bei 6-stelligen Mitarbeiterzahlen nicht möglich. Top-Management ist unerrreichbar ...

    Wie würdet Ihr wo, wie, an welchen Stellen Feuer legen, um Andere zu begeistern. Ich bin persönlich noch nie mit einer solchen Situatation in dieser Dimenson konfontiert worden. Ich zweifel langsam an meinen Fähigkeiten als Consultant ... 😞

    cu
    P84



  • das liest keiner



  • Doch. Aber nur Marc++us kann ihm einen Tipp geben.



  • .... schrieb:

    Doch. Aber nur Marc++us kann ihm einen Tipp geben.

    er wird die sätze auch nicht parsen können. die haben zu viele fehler.



  • P84@work schrieb:

    Hallo,

    Wie würdet Ihr wo, wie, an welchen Stellen Feuer legen, um Andere zu begeistern. Ich bin persönlich noch nie mit einer solchen Situatation in dieser Dimenson konfontiert worden. Ich zweifel langsam an meinen Fähigkeiten als Consultant ... 😞

    Macht nix, die meisten Consultants sind unfähig, und es fällt i.d.R. nicht auf 😉
    Gibts bei euch im Unternehmen keine Möglichkeit, einen Verbesserungsvorschlag einzureichen ?
    Oder irgendwo eine Schnittstelle, an die man sich für sowas wenden kann ?


  • Mod

    Wenn ich das ungefähr verstanden habe, hast Du auf sehr komplizierte und verschraubte Art und Weise ausgedrückt, daß es in dieser Firma möglich ist, daß sich MAs für eine Aufgabe zusammenfinden, und dann sich einen Teamleiter (o.ä.) suchen können, der für diese Aufgabe und für die Gruppe die Leitung übernimmt.

    Damit das aber klappt, muß eine gewisse Menge an Leuten sich hier zusammenfinden, und das scheint schwierig zu sein, weil man die Leute schlecht dafür begeistern kann.

    Ehrlich gesagt klingt das doch logisch:

    Zusätzliche Aufgaben sind Mehraufwand, brauchen positive Energie, Eigenantrieb und Initiave - Dinge, die in der Masse ohnehin Mangelware sind. Was es im Überfluß gibt sind Trägheit und Faulheit, diese hemmen diese Bestrebungen.

    Ich halte daher dieses Firmenmodell für sehr gefährlich - es wurde sicherlich eingeführt von einem sehr begeisterungsfähigen Chef (Führungsstab), der mit Herz und Verstand für seine Aufgabe lebt und hinter der Firma steht. Und ein ähnliches Menschenbild unterstellt man nun auch den Mitarbeitern. Ob man sich da nicht belügt? Sollte die Firma an der Börse sein, nenn mir bitte die WKN, ich will sie putten.

    Bei solchen Modellen gibt's diverse Probleme, fast immer führt es dazu, daß sich immer wieder die gleiche Gruppe der Begeisterten einfindet. Auch sind Konflikte zwischen verschiedenen Lehnsherren bei Resourcenallokationen schwer vermeidbar, was die Freude der Begeisterten mit der Zeit auch eher dämpft.

    Sicherlich dürfte wesentlich sein, wie die Begeisterten belohnt werden - fast jeder Mitarbeiter vermisst es, daß er gestreichelt wird. Stattdessen gibt es nur Geld. Die Motivation dadurch ist schlecht. Mitarbeiter wollen sich geliebt fühlen, wollen vor allen anderen gelobt werden. Das motiviert viele... wenn sowas in Aussicht steht, kann man vielleicht schon eine Gruppe treiben. Auch ein Konkurrenzkampf mit einem Wettbewerber (andere Firma) kann Lebensgeister wecken. Dabei zerstören auch hier die Vertriebsleute leicht jegliche Begeisterung, wenn sie kommen "die anderen sind gut, Ihr seid schlecht". Damit zieht man keinen...

    Oftmals ist es aber doch so, daß diese Art der Initiative nicht belohnt wird, sogar erwartet wird (anbetracht des realen Menschenbildes eine sehr naive Forderung), und bei Fehlern ist man noch der Depp, weil man das heiße Eisen angepackt hat.

    Wenn es solche Negativ-Beispiele in der Firma schon gab ist es noch schlimmer.

    Ein gutes Mittel Leute in Bewegung zu setzen sind Informationen. Nicht einfach überschüttet, aber offene und ehrliche(!)(!)(!) Informationen mit nicht-beschönigender Wortwahl (scheint vielen Beratern und Führungskräften sehr schwer zu fallen). Ab einer gewissen kritischen Informationsmenge entsteht bei den Mitarbeitern nämlich doch ein Bewußtsein "oh, wir sollten was tun, die tun uns sonst weh". Also, was sagen Kunden, was tun Wettbewerber, die Teamleiter sollten möglichst wenig Geheimnisse (in Bezug auf die Arbeitsgebiete) haben. Oftmals versuchen Firmen ja, ihre Mitarbeiter dumm zu halten, bzw es gibt einen gewissen Level in der Firma, ab dem man gewisse Infos erhält. Auf der Basis wird die konkrete Info dann ersetzt durch Flurfunk und stille Post. Begeisterungen und Befürchtungen werden in die falsche Richtung gedrängt.

    Zur Erinnerung: vor dem Angriff erfolgt die Aufklärung. Beim Angriffsbefehl wird jedes Mitglied der Gruppe über Lage und Ziel informiert. Lernt man schon beim ULT1. Vermutlich dürfte also in der guten Information der Schlüssel liegen.

    So, ich gehe jetzt mal zurück zu meinen 100EUR-proMonat-Chinesen. Die sind ungefähr so motiviert wie ein nasses Eichhörnchen, dem man Kunststücke beibringen will.

    PS: sollte ein Consultant versuchen mich mit einer derartigen Begeisterungsstrategie zu motivieren, wäre ich zutiefst mißtrauisch. Schon die gedrechselte Wortwahl erweckt den Eindruck, daß hier Euphemismen gestreut werden, um von irgendwas abzulenken. Es gibt keine nur positiven Nachrichten. Warum sollte man also Nachrichten nur positiv darstellen zu versuchen? Diese Vorgehensweise ist eine Beleidigung für jeden denkenden Mitarbeiter.



  • Marc++us schrieb:

    Wenn ich das ungefähr verstanden habe, hast Du auf sehr komplizierte und verschraubte Art und Weise ausgedrückt, daß es in dieser Firma möglich ist, daß sich MAs für eine Aufgabe zusammenfinden, und dann sich einen Teamleiter (o.ä.) suchen können, der für diese Aufgabe und für die Gruppe die Leitung übernimmt.

    Nee! 😉 Die Mitarbeiter haben gegenüber den Stakeholdern unterschiedliche hierachische Stufen. An der einen Stelle hat er viel zu sagen und an der anderen Stelle ist er reiner Befehlsempänger. Im Durchschnitt stehen also die Meisten auf einer mittlern Führungsebene durch die natürliche Gaußverteilung.
    Soll ein Mitarbeiter aufgrund der Entscheidung eines der Führungskräfte Konzepte umsetzen, rollt er sich unter irgendwelchen Vorwänden in den Hoheitsbereich einer anderen Domaine hinein. "Ich kann nicht, ich muss für ...". Alle Entscheidungsträger unter einen Hut zu bringen scheint aufgrund eines Clan-Denken nicht möglich zu sein. Zumal jeder Entscheidungsträger die aktuelle politische Stimmung seines "Clans" berücksichtigen muss. Also selbst in seiner eigenen Domaine keine Macht hat.

    Meine Aufgabe ist es eine abteilungsweite (ca.2.500 MA in R&D) Umstrukturierung vorzunehmen, aufgrund einer Top-Management Entscheidung, in einen extrem engen Zeitrahmen. Also versuche ich meine Konzepte überzustülpen und vergleiche wie einzelne Teams oder Mitarbeiter damit umgehen können. Also Revolution statt Evolution. Ich kann einzelne Mitarbeiter gut überzeugen und durch das Mapping fördern die sogar super Ideen zu Tage. Nur gelingt es mir nicht die kritsche Masse zu erreichen, dass die Entscheidungsträger sich genötigt sehen das Konzept manifestieren.

    Marc++us schrieb:

    ... Sollte die Firma an der Börse sein, nenn mir bitte die WKN, ich will sie putten.

    👎
    Also soviel Diskretion werde ich wohl noch wahren. Aber es ist ein DJ Titans 50. Das darf ich wohl noch sagen.

    Marc++us schrieb:

    Bei solchen Modellen gibt's diverse Probleme, fast immer führt es dazu, daß sich immer wieder die gleiche Gruppe der Begeisterten einfindet. Auch sind Konflikte zwischen verschiedenen Lehnsherren bei Resourcenallokationen schwer vermeidbar, was die Freude der Begeisterten mit der Zeit auch eher dämpft.

    Gut formuliert! Genau das beobachte ich hier.
    Ist schon schwer genug meine eigene Begeisterungsfähigkeit zu erhalten.

    Marc++us schrieb:

    ...Sicherlich dürfte wesentlich sein, wie die Begeisterten belohnt werden - fast jeder Mitarbeiter vermisst es, daß er gestreichelt wird. Stattdessen gibt es nur Geld. Die Motivation dadurch ist schlecht. Mitarbeiter wollen sich geliebt fühlen, wollen vor allen anderen gelobt werden. Das motiviert viele... wenn sowas in Aussicht steht, kann man vielleicht schon eine Gruppe treiben.

    95% der Mitarbeiter haben einen akademischen Grad.
    Glaube mir, mit Steicheleinheiten lockst Du die nicht mehr ... 😃

    Marc++us schrieb:

    Auch ein Konkurrenzkampf mit einem Wettbewerber (andere Firma) kann Lebensgeister wecken. Dabei zerstören auch hier die Vertriebsleute leicht jegliche Begeisterung, wenn sie kommen "die anderen sind gut, Ihr seid schlecht". Damit zieht man keinen...

    No problem here...

    Marc++us schrieb:

    Oftmals ist es aber doch so, daß diese Art der Initiative nicht belohnt wird, sogar erwartet wird (anbetracht des realen Menschenbildes eine sehr naive Forderung), und bei Fehlern ist man noch der Depp, weil man das heiße Eisen angepackt hat.
    Wenn es solche Negativ-Beispiele in der Firma schon gab ist es noch schlimmer.

    Jupp! Es ist sogar so, dass Entscheidungsträger nicht wagen Tachles zu reden, wenn nicht ein paar Andere gleichzeit mit Ihnen aufstehen.

    Marc++us schrieb:

    Ein gutes Mittel Leute in Bewegung zu setzen sind Informationen. Nicht einfach überschüttet, aber offene und ehrliche(!)(!)(!) Informationen mit nicht-beschönigender Wortwahl (scheint vielen Beratern und Führungskräften sehr schwer zu fallen).

    Ja!! Mir auch!

    1. Dauert es eine Zeit bis Du alle Zusammenhänge und Aktivitäten im Konzern durchschaust.
    2. Oft Falschinformationen verbreitet werden, auf die Du dann hin eskalierst.
    3. Consulting ist ein politisches Geschäft und nicht Jeder, den Du auf den Füssen tritts, ist konstruktiver Kritik zuträglich und wertet es als Angriff auf Autorität und Kompetenz.
    4. Die richtige Aussage zur falschen Zeit geht unter, wird verschleppt oder tot geschwiegen.

    Drastische Eskalation nur im Kriesenmanagement.

    Marc++us schrieb:

    Ab einer gewissen kritischen Informationsmenge entsteht bei den Mitarbeitern nämlich doch ein Bewußtsein "oh, wir sollten was tun, die tun uns sonst weh". Also, was sagen Kunden, was tun Wettbewerber, die Teamleiter sollten möglichst wenig Geheimnisse (in Bezug auf die Arbeitsgebiete) haben. Oftmals versuchen Firmen ja, ihre Mitarbeiter dumm zu halten, bzw es gibt einen gewissen Level in der Firma, ab dem man gewisse Infos erhält. Auf der Basis wird die konkrete Info dann ersetzt durch Flurfunk und stille Post. Begeisterungen und Befürchtungen werden in die falsche Richtung gedrängt.

    Jupp! Kann ich auch bestätigen. Die Informationen müssten aber aus unterschiedlichen Richtungen kommen. Wenn nur eine Gruppe dauert nörgelt, wird deren "Vetorecht" immer mehr abgeschwächt.

    Marc++us schrieb:

    So, ich gehe jetzt mal zurück zu meinen 100EUR-proMonat-Chinesen. Die sind ungefähr so motiviert wie ein nasses Eichhörnchen, dem man Kunststücke beibringen will.

    Och, ich habe hier von Allem was: Chinesen, Inder, Koreaner, Amis, Romänen, Bulgaren, Franzosen, ...

    Marc++us schrieb:

    PS: sollte ein Consultant versuchen mich mit einer derartigen Begeisterungsstrategie zu motivieren, wäre ich zutiefst mißtrauisch. Schon die gedrechselte Wortwahl erweckt den Eindruck, daß hier Euphemismen gestreut werden, um von irgendwas abzulenken. Es gibt keine nur positiven Nachrichten. Warum sollte man also Nachrichten nur positiv darstellen zu versuchen? Diese Vorgehensweise ist eine Beleidigung für jeden denkenden Mitarbeiter.

    Ist auch nicht so gedacht. Die Nachteile werden immer von mir aufgezeit. Ich versuche nur Self- KO - Kriterien zu vermeiden (rote Tücher).

    Und erst einmal Danke soweit. 🙂


  • Mod

    Prof84 schrieb:

    95% der Mitarbeiter haben einen akademischen Grad.
    Glaube mir, mit Steicheleinheiten lockst Du die nicht mehr ... 😃

    Bezweifle ich ehrlich gesagt.

    Ok, bei Betriebswirten weiß ich es nicht, da fehlt mir in dieser Richtung der Umgang.

    Aber Akademiker aus technischen Fachrichtungen sind im Hinblick auf ihr tun und ihr Verhalten recht Nahe an Kleinkindern dran. Betrachten die Arbeit als Spiel, etc. Eine Abteilung mit nur Ingenieuren ist schon sehr nahe an einem Kindergarten dran. Natürlich wollen die Leute einen gewissen Geld-Level - so doof ist keiner - aber die Motivation ist bei dieser Gruppe meiner Erfahrung nach häufiger über "Goodies" aller Art zu erreichen.



  • P84@work schrieb:

    Abflachung der Betriebshierachie

    Das muss konkret nicht unbedingt etwas bedeuten, kommt aber immer sehr gut an (siehe auch: Synergien herstellen, interne Kommunikation verbessern und Kompetenzen verteilen) (klick 😃).

    So, genug OT für heute 🙂 .


Anmelden zum Antworten