soll ich jetzt mitleid haben?



  • KlausB schrieb:

    oder aber "auf Bar auf die Kralle" wuerden sie schon arbeiten

    Naja, was sie angeben, lebt, wenn ich mich recht erinnere, bis 200€ und wird ab dann zu 80% abkassiert. Man findet keine Arbeitgeber die sich für 200€/Monat die unendliche bürokratische Verwaltungsarbeit machen. Für 600€ und mehr findet man. Aber zu Stundenlöhnen um 6€. Dann darf man davon 200€ behalten und bekommt 400*0,8 Abzug, bleiben 280€ für 100 Stunden=2.8€/Stunde. Das ist nicht motivierend. Für Hartzer lohnt sich Mehrarbeit nicht. Naja, sagen wir mal, wir haben einen der echt nicht im ersten Arbeitsmarkt unterkommt. So ein älterer über 30-jähriger Ingenieur. Er ist aber noch gesund. Wegen seines hohen Ausbildungsgrades und seines Alters wird er von den Handwerksbetrieben natürlich nicht als Azubi genommen. Fortbildungen (hier Downgrade) vom Arbeitsamt gibt's auch nicht. Sogar als Hilfsarbeiter werden jüngere und vor allem dümmere bevorzugt. Ende Gelände.
    Doch er hat eine supi Geschäftsidee. Er verbiegt Büroklammern, bis sie aussehen wie der Schriftzug "Gegen Stuttgart 21" und verkauft sie an ältere Gundschullehrerinnen. Bedarf ist vorhanden, wenn auch nicht viel. Es sollte aber langfristig bequem reichen für einen Mann. Zumal ältere Grundschullehreinnen IMMER etwas haben, gegen das sie Partei ergreifen möchten. Ein extrem Zukunftssicheres Gewerbe.
    Das zieht er auf. Im ersten Jahr, wo der Kundenstamm langsam wachsen muß, arbeitet er für zum Teil deutlich weniger als Hartz4. Nebem geht ja kaum, weil er normal für 1€/h Müll von Bahngleisen sammeln muß oder so und dabei nicht Kundenanrufe entgegennehmen darf. Das sieht er als Investition in die Zukunft. Das zweite ist auch noch sehr arg. Im Dritten ist er erstmals über Hartz4. Uups, jetzt sollte er sich mal krankenversichern und rentenversichern. Krankenversicherung sagt "Ätsch, Du bist ja ein Selbständiger, da berechnen wir aus Prinzip die Bemessungsgrenze". Also das Einkommen, ab dem man so reich ist, daß man sich privat versichern lassen dürfte. 350€ pro Monat oder so. Das ist bei Einnahmen von ohne Miete 500€ pro Monat (und damit endlich satt über Hartz4) indiskutabel. Logischerweise Rückfall in Hartz4.

    Neulich hat mir jemand mit entrüstetem Unterton gesagt, daß einem die Arbeitgeber inzwischen nichtmal die Berwerbungsunterlagen zurückschicken oder antworten. Klar. Das kann ich mir gut vorstellen. Der Hartzer muß ja (je nach Aussichten und Sachbearbeiter) 5 oder 10 oder 15 oder 20 Bewerbungen pro Monat rausjagen und dem Sachbearbeiter nachweisen. Damit man sieht, daß er sich bemüht. So viele offene Stellen gibt es natürlich bei weitem nicht. Wer also eine Stelle ausschreibt, wird mit Bewerbungen zugekackt. Wenn ich recht informiert bin, kann man pro Bewerbung dann wieder 4,50€ vom Amt zurückbekommen. Was aber nie klappt, ist, sich die Fahrtkosten zum Arbeitgeber genehmigen zu lassen, weil der Arbeitgeber am Freitag per Mail einen Termin am Montag anbietet, und das Amt nur vormittags Sprechstunde hat. Klar fährt man von München nach Berlin, um dort zu erfahren, daß man gar nicht paßt, wegen eines Grundes, der firmenintern ist und auf dem Stellenangebot nichts zu suchen hatte. Das macht man aber nicht oft. Die Kohle reicht nicht. Nicht öfters als einmal im Monat fährt er zu einem Gespräch. Er hat es mal versucht, per Mail anzufragen, ob der Arbeitgeber die Fahrtkosten erstattet. Da hat er nur gelacht. Er MUSS es tun. Gesetzlich geregelt. Aber hat ja keinen Zweck, wenn man deswegen dann nicht genommen wird.

    Die nächste Überraschung kommt im vierten Monat des Hartzens. Kein Geld. Man geht aufs Amt und erfährt, daß das völlig normal ist, weil man den Antrag nicht verlängert hat. Ok, Schmalhans ist Küchenmeister. Und der Vermieter muß 3 Monate Mietausfall ja dulden, da kann man auf seine Kosten ein wenig "Kredit nehmen".

    Wobei man zusätzlich noch berücksichtigen muß, daß jemand ohne Auto für fast alle Stellenangebote schonmal indiskutabel ist. Mit nur Hartz4 ein Auto zu halten, das ist auch noch eine besondere Aufgabe. Man muß es dennoch tun.

    Alleszusammen, muß man schon größenwahnsinnig sein, um bei aufgebrauchten oder nie vorhandenen Ersprarnissen in Erwägung zu ziehen, aus Hartz4 jemals noch mal in ein "normales Leben" zurückzukommen.

    Also ich finde das kacke so.

    Und lustigerweise wählen Hartzer rot oder dunkelrot. Das ist weiter die selbe Richtung. Nur gelb zeigt Vorschläge, wie zwischen Hartzern und echten Menschen der Übergang weicher wird.


  • Mod

    Ich bin ja nicht gerade ein Linkswähler, aber volkard bringt es einfach auf den Punkt. Ich habe (leider) nicht (mehr?) die Geduld mich hier darüber zu unterhalten, aber Leute wie Walli sind der Untergang aller Prinzipien des Sozialstaats der über Jahrhunderte hin erkämpft worden ist 😞

    Edit: Verdeutlichung: volkard++ 👍

    MfG SideWinder



  • Hallo

    Ich denke, dass es nie wieder Vollbeschäftigung in D geben wird. Für viele ist Arbeit ja anscheinend wichtig, um sich selber zu bestätigen und sich wert zu fühlen. Warum sollten wir dann denen nicht Abreit geben und die, die eh nicht wollen, bekommen ca. 400 EUR und allen ist geholfen. Fände ich nur fair. Nicht dieses sinnlose bewerben auf Stellen, die man eh nicht will oder eh nicht bekommt.

    @walli: bin ja froh, dass es noch jemand gibt, den du noch weniger magst als Lehrer... 🙂

    chrische



  • Irgendwer hat mal ausgerechnet das jeder sogar 1000EUR bekommen könnte. Wusstet ihr das Snops die z.B. in die Oper gehen dem Steuerzahler umgerechnet viel mehr kosten als ein H4-Empfänger? Weil die Oper so stark subventioniert wird. Es ist also nicht immer alles wie es auf dem ersten Blick scheint.



  • volkard schrieb:

    Nur gelb zeigt Vorschläge, wie zwischen Hartzern und echten Menschen der Übergang weicher wird.

    Welche? Wiedererrichtung von Arbeitshäusern?



  • whitespaces schrieb:

    Wusstet ihr das Snops die z.B. in die Oper gehen dem Steuerzahler umgerechnet viel mehr kosten als ein H4-Empfänger? Weil die Oper so stark subventioniert wird. Es ist also nicht immer alles wie es auf dem ersten Blick scheint.

    Ich glaube nicht dass der Bund diese Jahr 38 Milliarden Euro für Theater-Subventionen ausgegeben hat... 🙄



  • whitespaces schrieb:

    Irgendwer hat mal ausgerechnet das jeder sogar 1000EUR bekommen könnte. Wusstet ihr das Snops die z.B. in die Oper gehen dem Steuerzahler umgerechnet viel mehr kosten als ein H4-Empfänger? Weil die Oper so stark subventioniert wird. Es ist also nicht immer alles wie es auf dem ersten Blick scheint.

    1. Man soll ja nicht so viel bekommen, dass es sich nicht mehr lohnt, zu arbeiten. Das ist ja jetzt schon teilweise der Fall.

    2. Quelle? Habe das mit den Opern jetzt schon öfter gehört, aber nie was handfestes gesehen.



  • Minimee schrieb:

    whitespaces schrieb:

    Wusstet ihr das Snops die z.B. in die Oper gehen dem Steuerzahler umgerechnet viel mehr kosten als ein H4-Empfänger? Weil die Oper so stark subventioniert wird. Es ist also nicht immer alles wie es auf dem ersten Blick scheint.

    Ich glaube nicht dass der Bund diese Jahr 38 Milliarden Euro für Theater-Subventionen ausgegeben hat... 🙄

    Doch..
    http://nrw.relaunch.steuerzahler.de/Das-zahlt-Ihre-Stadt-fuer-jede-Theaterkarte/25102c28671i1p137/index.html

    Aachen

    Gesamtausgaben in Mio.:18,7
    Zuschussbedarf in Mio.: 16,6
    Besucherzahlen: 134.379
    Ausgaben pro Besucher:139
    Auslastungsquoten Spielzeit 08/09: 70 Prozent
    Davon als Zuschuss pro Besucher: 124

    Essen

    Gesamtausgaben in Mio.: 50,6
    Zuschussbedarf in Mio.: 38,2
    Besucherzahlen: 409.645
    Ausgaben pro Besucher: 124
    Auslastungsquoten Spielzeit 08/09: 74 Prozent
    Davon als Zuschuss pro Besucher: 93

    http://www.rp-online.de/kultur/mehr_kultur/Wie-hoch-wird-eine-Theaterkarte-subventioniert_bid_50123.html



  • Bundeshaushalt 2010 und Finanzplan bis 2013:
    Da wird der Bereich Kultur noch nicht einmal erwähnt.



  • pointercrash() schrieb:

    volkard schrieb:

    Nur gelb zeigt Vorschläge, wie zwischen Hartzern und echten Menschen der Übergang weicher wird.

    Welche? Wiedererrichtung von Arbeitshäusern?

    Konkret das Bürgergeld. Und allgemein überhaupt Liberalisierung und Entbürokratisierung. Und der Weg sollte weiter gehen zum bedingungslosen Grundeinkommen (also Hartz4 komplett ohne Schikane), nicht mehr Sorten Steuern als Einkommenssteuer und Mehrwertsteuer, Abschaffung halbstaatlicher Unternehmen und entweder ganz verstaatlichen oder ganz in die Wirtschaft setzen, denn die Dinge wie mit hoheitlichen Aufgaben betrauten Schonsteinfegern, Post, Telekom- und Bahn-Mafia, Krankenversicherungen, Artzeschaft, tendieren zu monopolistisch-privatwirtschaftlichen Fantasiepreisen bei gleichzeitigem kommunistischen totalem Leistungsversagen. Das ist nicht so toll. Die Bundesagentur für Arbeit zum Beispiel könnte man ganz abschaffen. Die verwalten sich nur selber. Und sind mal so richtig teuer. Arbeitsstellen findet man ausschließlich wo anders. Und Geld auszahlen kann das Finazamt viel besser. Ok, es hat den Zweck, die Arbeitslosen zu schikanieren.
    "Für Arbeitslosengeld bei Arbeitslosigkeit sind 22,32 Milliarden Euro veranschlagt." ... "Die geplanten Gesamtausgaben betragen 54,08 Milliarden Euro." Da ist doch irgendwo ein Loch um Umfang von 800€ pro Erwerbstätigem pro Jahr. 66€/Monat Grundeinkommen haben wir also schon im Sack, wenn wir nur das Arbeitsamt abschaffen. Eigentlich sollte man nicht nach Stuttgart fahren, sondern sich in der Nachbarschaft umschauen und Kommunisten hauen, die krampfhaft rote Popolisten wählen, die ihnen anscheinend 5€ mehr geben, aber dabei 20€ zum Fenster herauswerfen.



  • volkard schrieb:

    Konkret das Bürgergeld. Und allgemein überhaupt Liberalisierung und Entbürokratisierung. Und der Weg sollte weiter gehen zum bedingungslosen Grundeinkommen (also Hartz4 komplett ohne Schikane), nicht mehr Sorten Steuern als Einkommenssteuer und Mehrwertsteuer, Abschaffung halbstaatlicher Unternehmen und entweder ganz verstaatlichen oder ganz in die Wirtschaft setzen, denn die Dinge wie mit hoheitlichen Aufgaben betrauten Schonsteinfegern, Post, Telekom- und Bahn-Mafia, Krankenversicherungen, Artzeschaft, tendieren zu monopolistisch-privatwirtschaftlichen Fantasiepreisen bei gleichzeitigem kommunistischen totalem Leistungsversagen. Das ist nicht so toll. Die Bundesagentur für Arbeit zum Beispiel könnte man ganz abschaffen. Die verwalten sich nur selber. Und sind mal so richtig teuer. Arbeitsstellen findet man ausschließlich wo anders. Und Geld auszahlen kann das Finazamt viel besser. Ok, es hat den Zweck, die Arbeitslosen zu schikanieren.
    "Für Arbeitslosengeld bei Arbeitslosigkeit sind 22,32 Milliarden Euro veranschlagt." ... "Die geplanten Gesamtausgaben betragen 54,08 Milliarden Euro." Da ist doch irgendwo ein Loch um Umfang von 800€ pro Erwerbstätigem pro Jahr. 66€/Monat Grundeinkommen haben wir also schon im Sack, wenn wir nur das Arbeitsamt abschaffen. Eigentlich sollte man nicht nach Stuttgart fahren, sondern sich in der Nachbarschaft umschauen und Kommunisten hauen, die krampfhaft rote Popolisten wählen, die ihnen anscheinend 5€ mehr geben, aber dabei 20€ zum Fenster herauswerfen.

    Ach so, der Terz, OK. Aber nirgendwo klaffen Theorie und Praxis weiter auseinander.

    Für den z.T. ziemlich mißglückten Privatisierungskram zeichnet die letzte Tigerente verantwortlich.

    Daß die gesetzliche Ausgestaltung des ALG2 soviel Bürokratie davorsetzt, daß die Verwaltungsakte z.T. teurer sind, als das, was verwaltet wird, ist auch hinlänglich bekannt. Ob man das Amt gleich abschaffen muß, naja. Beim Finanzamt läuft es darauf hinaus, daß stichprobenartig geprüft wird und wenn sie was finden, werden die letzten 10 Jahre gnadenlos aufgerollt. Beim ALG2 findet aber eine Art Totalcontrolling über Klein- und Kleinstbeträge statt. Sozial- und Steuerbetrug sind durchaus gleichwertig, werden aber völlig ungleich behandelt. Zumindest Rot- Grün und Rot- Schwarz liebten auch den überbordenden Papierverhau als Schreck gegen Kleinganoverei, auch die jetzige Tigerente wettert mit dem unpassenden Argument der "spätrömischen Dekadenz" gegen die bedingungslose Grundsicherung.

    Also wenn ich jetzt mal anschaue, wofür Gelb in der jetzigen Leg.Periode steht, fällt mir die Senkung der Umsatzsteuer für die Übernachtungsgastronomie (Westerwelle), eine Gesundheitsreform nach dem Duktus der Pharmalobby (Rösler) und dito Brüderles Energieengagement für die Stromriesen ein.

    Kann ich jetzt nicht als konkrete Umsetzung erkennen, "wie zwischen Hartzern und echten Menschen der Übergang weicher wird". Ich hab's aber wahrscheinlich nur einfach noch nicht kapiert, würd' ich aber gerne, bevor ich dem nächsten Kommunisten eine runterhau ...



  • pointercrash() schrieb:

    Für den z.T. ziemlich mißglückten Privatisierungskram zeichnet die letzte Tigerente verantwortlich.

    An was hast Du da speziell gedacht? Post? Telekom? Lufthansa? VW? Die Flugsicherung? Das scheinen mir alles unterm Strich Erfolge zu sein, selbst wenn teils der Staatseinfluß noch zu sehr auffällt. Oder an was hast Du gedacht?

    Überhaupt wäre das sinnvoll, die Diskussion weg von Schlagwörtern zu bringen. Beispiel: Was genau ist an der (vorgeschlagenen) Gesundheitsreform von der "Pharmalobby" diktiert? Was sind die relevanten Mechanismen der Reform? Wie würden die sich wahrscheinlich auswirken? Was ist der Status Quo?



  • Daniel E. schrieb:

    pointercrash() schrieb:

    Für den z.T. ziemlich mißglückten Privatisierungskram zeichnet die letzte Tigerente verantwortlich.

    An was hast Du da speziell gedacht? Post? Telekom? Lufthansa? VW? Die Flugsicherung? Das scheinen mir alles unterm Strich Erfolge zu sein, selbst wenn teils der Staatseinfluß noch zu sehr auffällt. Oder an was hast Du gedacht?

    Überhaupt wäre das sinnvoll, die Diskussion weg von Schlagwörtern zu bringen. Beispiel: Was genau ist an der (vorgeschlagenen) Gesundheitsreform von der "Pharmalobby" diktiert? Was sind die relevanten Mechanismen der Reform? Wie würden die sich wahrscheinlich auswirken? Was ist der Status Quo?

    So ist das mit den Hartzies, sogar zu faul zum Googeln. 😃
    Post, Telekom und Bahn als Erfolgsmodell? Bei vollprivatisierten Unternehmen tun sich zunehmend strukturelle Schwächen auf. Bei mir fahren täglich drei Paketzusteller vorbei, aber wenn einer von denen krank ist, warte ich eine Woche auf das Zeug. Zum nächsten Postshop fahre ich 6 km, zur nächsten Post 20 km, der Briefkasten wird nur zweimal die Woche geleert - das ist auf dem Niveau Moldawiens, dem ärmsten europäischen Land.
    Internet? Der Netzausbau findet nur in Ballungszentren statt, ich habe seit 15 Jahren ISDN mit Ach und Krach.
    Strommarkt? Wegen hoher Durchleitungsgebühren unterscheiden sich die Anbieter meist nur marginal, das Versorgungsnetz lassen sie trotzdem verkommen.
    Die Bahn ringt noch immer mit der Privatisierung, aber die "positive" Resonanz der Bahnkunden ist jetzt schon legendär.
    Ne, besorg' Dir Info oder kauf' Dir mal Der große Ausverkauf.

    Daß Du nicht mitbekommst, was sogar das ARD MoMa ausstrahlt, inwieweit "Informationsbroschüren" der Pharmalobby mit den Gesetzesentwürfen Röslers korellieren, der mal angetreten war, den Pharmariesen ein "Zeichen entgegenzusetzen" läßt vermuten, daß Du da lieber nicht dran rühren magst.

    Also, google gefälligst selbst nach. 😉



  • pointercrash() schrieb:

    Bei mir fahren täglich drei Paketzusteller vorbei,

    Bei mir auch.

    pointercrash() schrieb:

    aber wenn einer von denen krank ist, warte ich eine Woche auf das Zeug.

    Das ist hier nicht so. Ich glaube auch nicht, daß es bei Dir so ist.

    pointercrash() schrieb:

    Zum nächsten Postshop fahre ich 6 km, zur nächsten Post 20 km,

    Bei uns hat jede Tankstelle, jeder zweite Frisör und der eine oder andere sonstige Laden einen Paketshopschalter, wo früher nur zwei Postämter waren, gibt es heute 10 Paketshops und die haben tolle Öffnungszeiten und supi Preise.
    Besonders das mit den Tankstellen gefällt mir gut, da ich dort eh oft genug hin muß. Und es gibt keine Wartezeiten! Bei der Post muß ich immer warten.

    pointercrash() schrieb:

    der Briefkasten wird nur zweimal die Woche geleert - das ist auf dem Niveau Moldawiens, dem ärmsten europäischen Land.

    Ja, klar. Das Briefmonopol.
    Der Scheiß ist passiert, weil nur Teilprivatisiert wurde. Per Gesetz ein Monopol für ein privatisiertes Unternehmen und die Machtlage wird privat mit Fantasiepreisen und jämmerlicher Qualität abgeschöpft.
    Aber das ändert sich demnächst, wenn man Briefe auch im Paketshop abgeben kann. 👍



  • Daniel E. schrieb:

    An was hast Du da speziell gedacht? Post? Telekom? Lufthansa? VW? Die Flugsicherung? Das scheinen mir alles unterm Strich Erfolge zu sein, selbst wenn teils der Staatseinfluß noch zu sehr auffällt. Oder an was hast Du gedacht?

    Berliner S-Bahn: privatisiert mit Vollgas gegen die nächste Wand.



  • volkard schrieb:

    pointercrash() schrieb:

    aber wenn einer von denen krank ist, warte ich eine Woche auf das Zeug.

    Das ist hier nicht so. Ich glaube auch nicht, daß es bei Dir so ist.

    Du unterstellst mir Lüge. 🙄

    volkard schrieb:

    pointercrash() schrieb:

    Zum nächsten Postshop fahre ich 6 km, zur nächsten Post 20 km,

    Bei uns hat jede Tankstelle, jeder zweite Frisör und der eine oder andere sonstige Laden einen Paketshopschalter, wo früher nur zwei Postämter waren, gibt es heute 10 Paketshops und die haben tolle Öffnungszeiten und supi Preise.

    Bei mir nicht. Die Tanken hatten Paketshops, jetzt nimmer. Du unterstellst mir noch ein Lüge. 😡

    volkard schrieb:

    pointercrash() schrieb:

    der Briefkasten wird nur zweimal die Woche geleert - das ist auf dem Niveau Moldawiens, dem ärmsten europäischen Land.

    Ja, klar. Das Briefmonopol.
    Der Scheiß ist passiert, weil nur Teilprivatisiert wurde. Per Gesetz ein Monopol für ein privatisiertes Unternehmen und die Machtlage wird privat mit Fantasiepreisen und jämmerlicher Qualität abgeschöpft.
    Aber das ändert sich demnächst, wenn man Briefe auch im Paketshop abgeben kann. 👍

    Ich weiß nicht, woran es liegt, daß die Tanken die Paketshops aufgegeben haben, vermutlich viel Zirkus für kein Geld, das ist auch Privatisierung. Was läßt Dich mutmaßen, daß das besser wird, wenn das Briefmonopol fällt? Der Glaube ans Privatisierungschristkind?

    Du bist entweder ein Ignorant oder ich eben ein Lügner. Ich betone nochmal, daß ich da nicht geschummelt habe, ist echt so.



  • pointercrash() schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    pointercrash() schrieb:

    Für den z.T. ziemlich mißglückten Privatisierungskram zeichnet die letzte Tigerente verantwortlich.

    An was hast Du da speziell gedacht? Post? Telekom? Lufthansa? VW? Die Flugsicherung? Das scheinen mir alles unterm Strich Erfolge zu sein, selbst wenn teils der Staatseinfluß noch zu sehr auffällt. Oder an was hast Du gedacht?

    Überhaupt wäre das sinnvoll, die Diskussion weg von Schlagwörtern zu bringen. Beispiel: Was genau ist an der (vorgeschlagenen) Gesundheitsreform von der "Pharmalobby" diktiert? Was sind die relevanten Mechanismen der Reform? Wie würden die sich wahrscheinlich auswirken? Was ist der Status Quo?

    [...]
    Post, Telekom und Bahn als Erfolgsmodell? Bei vollprivatisierten Unternehmen tun sich zunehmend strukturelle Schwächen auf. Bei mir fahren täglich drei Paketzusteller vorbei, aber wenn einer von denen krank ist, warte ich eine Woche auf das Zeug. Zum nächsten Postshop fahre ich 6 km, zur nächsten Post 20 km, der Briefkasten wird nur zweimal die Woche geleert - das ist auf dem Niveau Moldawiens, dem ärmsten europäischen Land.

    Wir reden hier von der Post AG, dem vollprivatisierten Unternehmen, bei dem der staatlich gehaltene Aktionanteil nur knapp 30% beträgt und dessen letzten Exklusivlizenzen 2008 ausgelaufen sind und deren ermäßigte Mehrwertsteuersätze Mitte diesen Jahres ausgelaufen sind? Diese "vollprivatisierte" Post? (Abgesehen davon, daß die wesentliche Privatisierung 2000 erfolgt ist, also unter der schwarz-gelben Regierung von Schröder, aber dazu müsste man sich ja mit dem Stufenprozess der Privatisierung befassen und der kam in Der Große Ausverkauf nicht dran, oder?.)

    Aber gut, *selbst* *diese* Privatisierung war ein ziemlicher Erfolg: die westdeutsche Bundespost hat in den 80er Jahren im Schnitt -3 Mrd. Mark/Jahr "erwirtschaftet". Von der Integration der ostdeutschen Post wollen wir noch mal gar nicht reden.

    Abgesehen von den Kosten die man hat, wenn man einen Mitarbeiterapparat wie die Deutsche Post hat und dann der Briefverkehr sich aufgrund von "unerwarteten Ereignissen" (wie dem erscheinen des Internets) sich, ähm, weniger als erwartet entwickelt.

    Brieftransportkosten sind seit 2000 um fast 20% für Privat- und 30% für Betriebskunden gefallen, wenn man für Inflation korrigiert (in den meisten europäischen Ländern ist er in dem Zeitrahmen gestiegen!), davor sind sie im wesentlichen überhaupt nicht gefallen ... Schlangen in den Postfilialen waren lang, die Produktivität pro Arbeiter war niedrig (bis Mitte der 90er Jahre wurde fast der komplette Briefverkehr in Deutschland per Hand sortiert, mit den erwarteten Fehlerquoten und der passenden Dauer).

    Aber sonst war es bestimmt alles ganz fein. Man konnte bei Amazon irgendwas bestellen und hatte es dann am Tag drauf, richtig?

    Genau so war die (ebenfalls halbherzig privatisierte) Deutsche Telekom davor nicht wirtschaftlich, dh. sie hat den Staatshaushalt belastet (aber das ist, wie ich in dieser Diskussion gelernt habe, ein komplett irrelevanter Punkt, weil das Geld dafür ja aus dem nichts kommt). Weiterhin sind Preise um über 70% gefallen und Investment in Infrastruktur hat zu- nicht abgenommen!

    Aber das ist bestimmt nicht interessant, weil? Ach so, es war Der Große Ausverkauf. Hab schon verstanden.

    Aber bedenke, daß es damals keine Selbstverständlichkeit war, ein Telefon aus der Tasche zu ziehen und quasi immer erreichbar zu sein, für ein paar Cent pro Minute. Oder daß man in irgendein Handy eine SIM-Karte stecken und im Internet surfen kann. Zu Staatszeiten gab es genau eine Sorte grauer registrierter Telefone ...

    Daß Du nicht mitbekommst, was sogar das ARD MoMa ausstrahlt, inwieweit "Informationsbroschüren" der Pharmalobby mit den Gesetzesentwürfen Röslers korellieren, der mal angetreten war, den Pharmariesen ein "Zeichen entgegenzusetzen" läßt vermuten, daß Du da lieber nicht dran rühren magst.

    Wie steht es denn mit deinem Wissen über den Gesundheitsmarkt? Hast Du da alle Informationen zu dem Morgenmagazin entnommen, oder auch substanzielle Informationen?

    otze: Schön. Japan hat seine Bahn privatisiert. Resultat: Das effizienteste Bahnsystem der Welt.

    Was jetzt? "Einigen wir uns auf unentschieden?" Oder sagt das vielleicht eher etwas darüber, daß das Wort "Privatisierung" ziemlich unterschiedliche Sachen meinen kann.

    (Ich kenne mich mit der Berliner Bahn nicht aus.)



  • pointercrash() schrieb:

    Ich weiß nicht, woran es liegt, daß die Tanken die Paketshops aufgegeben haben, vermutlich viel Zirkus für kein Geld, das ist auch Privatisierung.

    Vielleicht die derzeitigen Kampfpreise der Post.

    pointercrash() schrieb:

    Was läßt Dich mutmaßen, daß das besser wird, wenn das Briefmonopol fällt? Der Glaube ans Privatisierungschristkind?

    Extrapolation. Siehe Anhang.

    Anhang:
    Ich schaue mir mal eine Gegend an, die echt weit ab vom Schuß ist.
    Das http://www.julinghaus.de/ in http://de.wikipedia.org/wiki/Nösberts-Weidmoos
    Also wo man um einen Taschenrechner zu kaufen oder ins Kino gehen will, 30km fahren muß.
    Weil die Shopfinder oft nur nach Postleitzahl können, muß ich von Grebenhain aus suchen.

    Ich liste die Läden auf, die nicht mehr als 10km entfernt sind, und die ich auf den
    ersten Google-Seiten finde.
    Und ich versende ein Paket mit 25cm x 20cm x 15 cm mit 1kg Masse und bereite den
    Versand online vor.

    Post, also DHL
    0,466km 2,0km 7,5km 8,8km 8,9km 9,0km 9,9km
    3,90€ (wegen Online, sonst 4,10€)

    iloxx
    Die holen ab.
    8,79€

    dercourier
    Die holen ab.
    7,40€

    Hermes
    0,61km 7,56km 8,63km
    4,00€

    GLS
    3,929km 4,634km 5,307km
    5,90€ (Weil zu groß, das kleinere kostst 4,10€)

    DPD
    0,52km
    4,00€

    Zugegeben, die Region ist Paketshoptechnisch noch nicht voll erschlossen.
    Aber die privaten müssen sich auch nicht hinter der Post jämmerlich verstecken.

    Und hier in Darmstadt (nur 143000 EInwohner) Da geht sozusagen die Post ab.



  • private firmen zahlen ihre mitarbeiter _viel_ schlechter. investieren so gut wie nichts in die erhaltung und den ausbau. verschönern kunrzfristig ihre bilanzen durch veräußerung von firmeneigentum (dies macht übrigens der staat auch wenn er staatseigentum privatisiert). dadurch werden sie dann wirtschaftlich, aber zu welchem preis?

    @edit karstadt war zwar nie ein staats "konzern", aber man sieht schon wohin die "auslagerung" der immobilienwerte geführt hat. konkurs, zerschlagung mit anschließender veräußerung.



  • Daniel E. schrieb:

    Was jetzt? "Einigen wir uns auf unentschieden?" Oder sagt das vielleicht eher etwas darüber, daß das Wort "Privatisierung" ziemlich unterschiedliche Sachen meinen kann.

    Ich würde mich auf: "Die Varianz des Erfolgs einer Privatisierung ist sehr hoch" einigen.

    Nächstes Beispiel: England.

    Bahn:
    http://www.3sat.de/page/?source=/nano/bstuecke/97592/index.html

    Öl:
    http://en.wikipedia.org/wiki/BP


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