Arbeitslosenstatistik



  • Ich will eure Selbstbeweihräucherung ja nur ungern stören, aber:

    Wichtigste Änderung zum Jahresbeginn 2005 war, dass die arbeitsfähigen Sozialhilfeempfänger mit in der Statistik erfasst wurden. Die Arbeitslosenquote verändert sich schon dadurch erheblich. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit hat die Einbeziehung der arbeitsfähigen Sozialhilfeempfänger die Arbeitslosigkeit beispielsweise im März 2005 um rund 380.000 Menschen ansteigen lassen - im Vergleich zu der bis dahin üblichen Berechnung.

    http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID3939764_REF1_NAV_BAB,00.html

    Und jetzt dürft ihr gerne damit weitermachen, wie schlau und informiert hier doch alle sind und wie doof und uninformiert jeder ist, der glaubt, dass es eine positive Entwicklung in Deutschland geben kann.



  • minhen schrieb:

    ... Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit hat die Einbeziehung der arbeitsfähigen Sozialhilfeempfänger die Arbeitslosigkeit beispielsweise im März 2005 um rund 380.000 Menschen ansteigen lassen - im Vergleich zu der bis dahin üblichen Berechnung.

    Das ändert ABSOLUT NICHTS an den Fakten in meinem Text oben. Die 380.000 sind Pille-Palle im Gegensatz zu den Massen, die durch die Gesetzesänderungen rausgeschönt wurden.



  • minhen schrieb:

    Und jetzt dürft ihr gerne damit weitermachen, wie schlau und informiert hier doch alle sind und wie doof und uninformiert jeder ist, der glaubt, dass es eine positive Entwicklung in Deutschland geben kann.

    Dasselbe ist dir angesichts dieser Aeusserung auch vorwerfbar, wovon ich jetzt aber aufgrund meiner Absicht, ein gewisses Diskussionsniveau zu wahren, absehe.

    Zum Thema hast du mit dem Tagesschaulink ungluecklicherweise nichts beigetragen ausser ein Beispiel dafuer aufzuzeigen, dass es wohl doch einige Sendeanstalten gibt, die sich noch der serioesen Berichterstattung verschrieben haben, auch wenn es mit selbiger schon beim Partnersender aufhoert. Fuer diese Leistung wird dir mein tiefster Dank zuteil.

    Gerne wiederhole ich meine Frage nochmal ausfuehrlich: Warum sind "Beschaeftigte" in sozialen Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschaedigung nicht in der Arbeitslosenstatistik aufgefuehrt (obwohl sie - bis auf einen kleinen Teil - ihre pekuniaeren Einheiten von derselben Behoerde beziehen) und warum wird gleichzeitig in der Oeffentlichkeit vom Rueckgang der Arbeitslosenzahlen gesprochen, wenn zugleich keine Statistik erhoben wird ueber obige Beschaeftigte?



  • Doktor Prokt schrieb:

    Dasselbe ist dir angesichts dieser Aeusserung auch vorwerfbar, wovon ich jetzt aber aufgrund meiner Absicht, ein gewisses Diskussionsniveau zu wahren, absehe.

    So interessant ich es auch finde, dass du echte Null-Beiträge ignorierst um mich anzugreifen, so weit schießt du auch am Ziel vorbei. Ich habe mich nirgends als besonders wissend oder informiert dargestellt. Dafür bin ich mir meines eigenen Unwissens in dem Punkt zu sehr bewusst. Das ändert natürlich nichts daran, dass du das Gegenteilige hineininterpretieren kannst, wenn du es unbedingt willst. Wie das aber das Niveau erhöhen oder zum Thema beitragen soll, bleibt dabei wohl dein Geheimnis.



  • Wenn hier einer statt Geschwafel mal einen Link mit Zahlen aus glaubhafter Quelle bringen würde, wäre das jetzt besser als Kleinkrieg.



  • Nun, die 1 Eurojobber sind nicht aufgelistet, weil sie ja anders als andere richtig Arbeiten. Ob sie nun Blätter von der Straße aufsammeln oder nicht. Sie arbeiten. Deswegen sehe ich keinen grund dadrin, dass man sie in die Statistiken mit einbeziehen soll. Dann könnte man genauso leute, die einen halbtagesjob haben als Arbeitslos sehen oder?



  • raubritter schrieb:

    Dann könnte man genauso leute, die einen halbtagesjob haben als Arbeitslos sehen oder?

    Wieviel Geld bekommt denn jemand vom Amt, der nur halbtags arbeitet?



  • Jan schrieb:

    raubritter schrieb:

    Dann könnte man genauso leute, die einen halbtagesjob haben als Arbeitslos sehen oder?

    Wieviel Geld bekommt denn jemand vom Amt, der nur halbtags arbeitet?

    Es heißt aber Arbeitslosenstatistik und nicht "Leute die wo Geld vom Amt beziehen"-Statistik. So gesehen sind die Obststatistiken auch gefälscht, weil die Äpfel aus der Birnenbilanz rausgeschönt wurden. 😉



  • Wäre aber eine "Leute die wo Geld vom Amt beziehen"-Statistik weitaus bessere Grundlage für Spekulationen? Ich meine, es ist doch egal ob jetzt jemand 100% Geld vom Amt bezieht oder nur zu 60%. Man kann ja nicht so tun als ob diese 60% aufeinmal 0% währen.

    Na ist aber den Politikern eh egal, solange man diese Politik noch 5 Jahre weiter betreiben kann 🙄



  • Jester schrieb:

    Jan schrieb:

    raubritter schrieb:

    Dann könnte man genauso leute, die einen halbtagesjob haben als Arbeitslos sehen oder?

    Wieviel Geld bekommt denn jemand vom Amt, der nur halbtags arbeitet?

    Es heißt aber Arbeitslosenstatistik und nicht "Leute die wo Geld vom Amt beziehen"-Statistik.

    Es heißt aber auch 1-Euro-Job und nicht 1-Euro-Arbeit.



  • Mal was zum mitmeißeln:

    Meine Mutter hatte jetzt für ein halbes Jahr einen vom der Arbeitslosenverwaltungsbehörde (im Folgenden lapidar A-Amt genannt) künstlich generierten Job bekommen. Folgende Rahmenbedingungen:

    - Anstellung bei einer Pseudofirma, die schon seit den 90ern vom A-Amt über "Maßnahmen" seit Jahren Fördergelder bekommt. Sprich, die Leute werden vom A-Amt für ein halbes bis 1 Jahr gefördert und arbeiten bei eben dieser Firma. Keine Qualifikationsmaßnahmen.

    - Diese Firma wird von Leuten geleitet, die nicht im Geringsten einen Plan und den Willen haben die Firma produktiv zu betreiben, sondern nur darauf abzielen zum Zeitpunkt die akt. Fördermittel abzugreifen und sich gegenseitig auf die Schulter zu klopfen dass sie wieder 10 Leute für begrenzte Zeit in Arbeit gebracht haben.

    - Nebeneffekte: Da diese Firma ständig neue und von extern bezahlte Leute bekommt, hat sie nur geringe Kosten und kann sich somit am Markt zu Dumpingpreisen anbieten und macht damit lokale Unternehmungen platt (ist wirklich so).

    - Dazu kommt noch, dass diese Firma sich jetzt bei einer anderen angeschlagenen "eingenistet" hat. Meine Mutter bekommt also für das halbe Jahr ihren staatlich gezahlten Lohn. Die eigentlichen Mitarbeiter der angeschlagenen Firma haben seit vorigem Jahr im Juli nur stückweise ihr Geld bekommen und dann auch noch weniger.
    Neid, Mißgunst usw. werden geschührt, da ja die vermeindlich faulen Hartz IV Leute mehr bekommen als die eigentlichen Angestellten.

    Unglaublich, oder?

    Und die, die diese Kacke eingerührt haben klopfen sich gegeseitig auf die Schulter, wie toll sie sind und was sie für die Region getan haben... 😡

    Das ist für mich versteckte Arbeitslosigkeit, also immer dann, wenn mit staatlichen Mitteln irgendwie Löhne gezahlt werden und Jobs über Wasser gehalten werden, die niemand eigentlich finanzieren kann. -> Geldverschwendung, Mißmanagement, Beschönigung der Statistik.

    Und keiner beschwehrt sich, da alle wieder für paar Monate ihre Schäfchen gesichert haben. Die Menschen sind so kurzsichtig.



  • F98 schrieb:

    Und keiner beschwehrt sich, da alle wieder für paar Monate ihre Schäfchen gesichert haben. Die Menschen sind so kurzsichtig.

    Wenn man es so angehen will, sind viele Leute, die bei Zeitarbeitsfirmen (treffender ist Sklaventreibern) arbeiten, ebenfalls mitzuzählen, denn z.B. fast alle vom Bau fliegen im Winter raus.
    Außerdem habe ich das Gefühl, dass man die Leute die Probezeit nicht mehr überstehen lässt, damit man sie leichter wieder los wird. Also auch alle, die grade irgendwo angefangen haben, kann man teils noch mitrechnen.

    Tja, traurig alles... 😞


  • Mod

    estartu schrieb:

    Wenn man es so angehen will, sind viele Leute, die bei Zeitarbeitsfirmen (treffender ist Sklaventreibern) arbeiten,

    Ich weiß nicht, ich kenne einige Leute aus dem Zeitarbeitsbereich, die in ihren heutigen Jobs zufriedener sind als vorher bei nur einer Firma. Es ist auf dauer Abwechslungsreicher, und sie machen in kürzerer Zeit mehr Erfahrungen. Abgesehen davon sind einige Lastspitzen ohne Zeitarbeitsfirmen nicht abdeckbar, z.B. auch in Konstruktion, wo vielleicht mal über 4 Wochen erhöhter Bedarf an Zeichnungen besteht, da muß man sich zwei externe technische Zeichner (bzw. CADler heute) reinholen. Aber man braucht die eben nur 4 Wochen.

    Im Laufe der letzten Jahre bin ich schon häufig mit Zeitarbeitsfirmen als auch Zeitarbeitern in Kontakt gewesen, daher sehe ich die Gleichsetzung Zeitarbeitsfirma = Sklaventreiber als sehr kritisch. Mir ist allerdings klar, daß dies im Hardcore-Produktionsbereich für niedrig Qualifizierte sicherlich anders aussehen kann.

    Btw, zum Thema Winter und Bau: was willst Du denn sonst machen? Wenn über 2 Monate die Projekte stehen und keine Arbeit geleistet wird, wieso soll in dieser Zeit ein Gehalt gezahlt werden? Es kommt doch nix raus, wieso soll was reinkommen?



  • Und hier zeigt sich ein massives Problem was durch diese Human-Resource/Outsourcing Politik ergibt:

    Für die Firma:

    - schlechtes Klima in der Firma (das Auftauchen des Begriffes "Mobbing" ist z.B. ein Indiz dafür)
    - massiver Verlust an qualifizierten Fachkräften
    - und damit verbundener massiver Verlust an Firmen Know-How (auf Deutsch: Wissensverlust)
    - massiver Motivationsverlust bei den potentiellen Arbeitnehmern, der nicht mal mit höherem Lohn zu kompensieren ist (Was nützt es 0,5 Jahre bis 1 Jahr gutes Geld zu verdienen und dann 5 Jahre Hartz IV? Welche Motivation soll ich haben mich für die Firma einzubringen wenn darüber langfristig meine Existenz nicht gesichert ist?)

    Für die Arbeitnehmer:

    - Neid, Mißgunst, Mobbing
    - Zukunftsängste
    - keine Seßhaftigkeit (Holland-Wohnanhänger-Syndrom, oder Ami-Holzhaus-auf-Laster-lade-Sysndrom)
    - immer größere Verzögerung bei der Familienplanung (mangelnde Seßhaftigkeit und das bissel Elterngeld reißts auch nicht)

    Man hat die Wahl z.B. paar groben Wegen:

    1. Hartz IV: rumdümpeln bei minimaler Grundsicherung, niedriger Lebensstandart
    2. irgendwie arbeiten: wenig Seßhaftigkeit, keine potentielle Freundin, keine potentielle Familie, keine potentiellen Kinder
    3. irgendwie arbeiten, Fernbeziehung (teilweise über 500km!), keine so richtige Familie
    4. glücklich Arbeiten in einer gesunden Firma, Familie



  • Marc++us schrieb:

    estartu schrieb:

    Wenn man es so angehen will, sind viele Leute, die bei Zeitarbeitsfirmen (treffender ist Sklaventreibern) arbeiten,

    Mir ist allerdings klar, daß dies im Hardcore-Produktionsbereich für niedrig Qualifizierte sicherlich anders aussehen kann.

    Mich hats da zum Glück nicht getroffen. Es war Bereich Heizungsbau, Sanitär.

    Btw, zum Thema Winter und Bau: was willst Du denn sonst machen? Wenn über 2 Monate die Projekte stehen und keine Arbeit geleistet wird, wieso soll in dieser Zeit ein Gehalt gezahlt werden? Es kommt doch nix raus, wieso soll was reinkommen?

    Also, wenn ich mir angucke, wieviele Baustellen hier akutell laufen und wie viele indoor sind... da wäre so eine Welle nicht nötig gewesen, wie ich mitbekommen habe. 🙄



  • Marc++us schrieb:

    Btw, zum Thema Winter und Bau: was willst Du denn sonst machen? Wenn über 2 Monate die Projekte stehen und keine Arbeit geleistet wird, wieso soll in dieser Zeit ein Gehalt gezahlt werden? Es kommt doch nix raus, wieso soll was reinkommen?

    Viele Firmen machens so: Die Leute malochen wie die Blöden im Frühjahr/Sommer/Herbst fahren am Montag 600km bis auf Arbeit in den Westen, arbeiten 12/Tag kommen Freitag/Samstag 600km wieder heim. Nächste Woche gehts wieder so los.
    Für die Malochezeit gibts keinen Urlaub, der muß dann im Winter genommen werden (super oder?), wenn keine Arbeit da ist. Den Rest der Zeit wird mit Kurzarbeit oder kurzfristiger Betriebsbedingter Kündigung überbrückt. In der nächsten Periode gehts dann wieder weiter (hoffentlich 🙂 ).

    Tja, früher gabs dafür Schlechtwettergeld und mehr und länger Arbeitslosengeld um so was zu überbrücken. Ist ja jetzt alles zusammengestrichen worden und die Leute bekommen nur noch max. 1 Jahr ALG I, dann schnell schnell ALG II.

    Das Problem ist, das in der Theorie alles so toll funktioniert: Die Leute sollen dadurch animiert werden sich wieder einen Job zu suchen. Ist ja auch völlig richtig. Nur in Gegenden mit >25% Arbeitslosigkeit (40% versteckt) ist das unmöglich, nicht jeder ist für alles qualifiziert oder findet Artverwandte Jobs. Umschulungen von 50Jährigen sind auch kein Jobgarant.

    Zum Thema Zeitarbeitsfirmen und Sklaventreiber:

    Im Vertrag bei solchen Firmen steht ja, dass auch dann Geld kommt, wenn der Arbeitnehmer mal eine Zeit nicht vermittelt werden kann. Klingt erst mal gut, bedeutet aber unterm Strich:

    - Es wird erstmal schon von vornherein weniger gezahlt, um auch solche Zeiten zu überbrücken.
    - Der Sklaventreiber bekommt 30€/h von der Firma, an die die Arbeitskraft verliehen wurde, dem Arbeitnehmer zahlt er nur 6,50€/h Brutto 🙄
    - Die Arbeitnehmer werden verstärkt auch Jobfremd eingesetzt, nur um solche Leerlaufzeiten zu überbrücken und weiterhin als Firma Geld zu verdienen. Das hat zur Folge, dass z.B. qualifizierte Fachkräfte wie Zerspaner, Tischler usw. über 8Wochen 12h täglich für Abbrucharbeiten eingesetzt werden (6,50€/h). Toll, oder?

    Ich war mal in so einem Saftladen für 7,50 DM (!) angestellt, damals als Überbrückung zw. Bund und Studium. Ich kenne diese Maden und ihr vermeindlich selbsgefälliges und wohltätiges Gebaren. Denen sollten lieber heute als morgen das Handwerk gelegt werden.



  • @F98:
    Fändest du es denn besser, wenn die Leute, die jetzt woanders aufgehoben sind stattdessen zuhause Rumsitzen?
    Wenn diese Firmen, die vom Staat unterstützt werden besser sind als die von welchen, die Qualifizierte Leute haben, dann muss es doch so sein, dass die nicht staatlich geförderte Firma recht schlecht ist. Aber Konkurenz belebt das Geschäfft



  • raubritter schrieb:

    Fändest du es denn besser, wenn die Leute, die jetzt woanders aufgehoben sind stattdessen zuhause Rumsitzen?

    Nein.

    Man muß außerdem altersmäßig unterscheiden. z.B. Jugendliche sind aufgrund ihrer Familiären Situation ganz anders verfügbar, weiterbildbar usw. als Leute die ein Haus haben und 50 Jahre alt sind. Aber darum geht es hier nicht.

    Bei dem was ich geschrieben hatte geht es darum, dass durch Missmanagement viel staatliches Geld verschleudert wird, mit dem Ergebnis, dass dabei nichts rauskommt außer, dass die Leute frustriert und perspektivlos wieder in Hartz IV entlassen werden, ohne Chance auf Weiterqualifizierung usw. Und die Verantwortlichen klopfen sich für den Salat auch noch gegenseitig stopz auf die Schulter.

    Außerdem werden durch diese aus dem Nichts entstandenen staatlich gestützten Firmen andere Unternehmen gefährdet, da deren Angestellte eben nicht von öffentlichen Mitteln bezahlt werden sondern über selber erwirtschaftetes Kapital.

    Mach einfach mal eine Firma auf und stell Leute ein. Dann kommt Dr. Hanswurst mit seinen Hartz IV Leuten (vom Amt bezahlt) und macht genau das selbe wie Du und verschenkt (ist wirklich so!) seine Produkte oder bietet sie zu Dumpingpreisen an. Was meinst Du wohl als privater Unternehmer dazu?

    raubritter schrieb:

    Wenn diese Firmen, die vom Staat unterstützt werden besser sind als die von welchen, die Qualifizierte Leute haben, dann muss es doch so sein, dass die nicht staatlich geförderte Firma recht schlecht ist.

    Du hast schlampig gelesen, siehe auch einen Absatz weiter oben, letzter Satz.


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