(Islamischer) Kreationismus - Zum Lachen oder Weinen?
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Andromeda schrieb:
Also hat Gott nicht selbst das Leben erschaffen, sondern er hat die Evolution geschaffen, die ihrerseits Leben entstehen läßt und verändert.
Entstehung von Leben ist kein Bestandteil der Evolutionstheorie.
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minhen schrieb:
Du kannst ja gerne den Advocatus diaboli spielen. Denn eine Diskussion, bei der alle derselben Meinung sind, mag vielleicht gut für das eigene Weltbild sein, ist aber auch stinklangweilig

Ist das nicht die Standardrolle des Atheisten in so einer Diskussion? Dem Theisten die heilige Schrift wörtlich auslegen und um die Ohren hauen?

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minhen schrieb:
Andromeda schrieb:
Also hat Gott nicht selbst das Leben erschaffen, sondern er hat die Evolution geschaffen, die ihrerseits Leben entstehen läßt und verändert.
Entstehung von Leben ist kein Bestandteil der Evolutionstheorie.
Ich vermute mal, Gott hat sich wenig Gedanken über Begriffsbestimmung gemacht und wie die Menschen sein Werk später bezeichnen werden.
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Bashar schrieb:
Ist das nicht die Standardrolle des Atheisten in so einer Diskussion? Dem Theisten die heilige Schrift wörtlich auslegen und um die Ohren hauen?

Weißt du, unabhängig vom Standpunkt sind Diskussionen zwischen Atheisten und Gläubigen immer recht langweilig (auch wenn dort die Fetzen fliegen können).
Der Gläubige reduziert seine Meinung in der Regel auf ein Axiom: Es gibt Gott, und der kann alles.
Der Atheist wiederum kann nicht alles wiederlegen da es in der Regel im Atheismus weit mehr als ein Axiom gibt (und diese teilweise auch nicht so einfach gefasst sind).Es ist Grundsätzlich immer leichter etwas zu glauben das auf wenigen Axiomen besteht, und daher leichter erklärbar ist, als z.B. einen "Glauben" auf die Wissenschaft aufrecht zu erhalten, da dort einfach extrem viele Axiome gelten, und diese auch teilweise noch nicht alles abdecken (oder sich mit der Zeit und weiteren Erkenntnissen noch ändern können). Letzteres lässt sich mit wenigen Axiomen (ob diese stimmen oder nicht) auch immer wiederlegen - Es ist leichter das Denken anderen zu überlassen (okay, der war böse ;p ).
cu André
Edit: Axiom
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Also, ich verfolge diese ganzen Kreationismus- vs. Evolotionstheoriedebatten nicht wirklich, aber ich frage mich, was die Kreationisten an der Evolutionstheorie überhaupt kritisieren.
Meinem Verständnis nach besteht die Evolutionstheorie vor allem darin zu behaupten, daß daß eine Selektion stattfindet und es darum Adaptionen gibt. Mir scheint beides sogar am Menschen direkt nachvollziehbar zu sein; Selektion abzustreiten scheint mir komplett bescheuert, weil das impliziert, daß die komplette Population gleich attraktiv ist (und diesen Glaube kann man falsifizieren, in dem man sich in eine Disco stellt und guckt, was den Abend um einen rum so passiert -- zugegeben, ist das nicht der Ort, an dem man fundamentale Moslems oder Christen vermutet ...). Und Adaption folgt, mit ein paar kleinen Zusatzannahmen (nämlich, daß es Ähnlichkeiten zwischen Verwandten gibt: dazu empfehle ich ein Familienfotoalbum und ein Weihnachtsessen oder einen gemeinsamen Kirchenbesuch), sogar aus dem Selektionspostulat.
Was wird jetzt daran in diesen dicken Büchern genau kritisiert?
Aber andererseits: warum ist es so tragisch, wenn irgendjemand die Meinung vertritt, Evolutionstheorie sei Unfug? Interessiert es irgendjemanden, was zB. ein Staatsoberhaupt von Quantenfeldtheorie, dem Beweis von Fermats Satz oder Belastungskurven von Eisen-Kupfer-Legierungen hält? Nein? Warum ist das dann bei der Evolutonstheorie so tragisch, bzw. warum ist das ganze Thema so emotional besetzt?
Und dabei rede ich noch nicht mal von der Aufnahme in den Schullehrplan -- da kann ich schon verstehen, wenn man sich aufregt; andererseits müsste man sich die ganze Zeit aufregen, weil in der Schule öfter Unfug gelehrt wird.
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pasti schrieb:
Elektronix schrieb:
Ja. Aber Christlicher Schöpfungsglaube und Evolutionstheorie sind kein Widerspruch. Die Christen glauben (und die Kirchen lehren!), daß die Evolution eben kein Zufallsprodukt ist, sondern das Ergebnis eines zielgerichteten Planes, der eben mithilfe der Evolution verwirklicht wird. Im Gegensatz zu den Kreationisten lehnen "normale" Christen die Evolutionstheorie also nicht ab, sondern integrieren sie.
Man mag es kaum glauben, aber in dieser Beziehung hat sich die Kirche tatsächlich weiterentwickelt! 
Das ist doch der totale Schwachsinn. Wenn Gott genug maechtig ist, haette er die Welt auch vor 5 Minuten erschaffen koennen, ohne dass wir es je merken wuerden, dass wir erst seit 5 Minuten existieren und unsere Erinnerungen nicht real sind.
Die Kirche macht reines Marketing mit ihren Anpassungen ihrer Religion an das aktuelle Herdenverhalten der Menschen.
Ist Gott etwa nicht genug Maechtig, um ohne Evolution Menschen erschaffen zu koennen? Dann wird er mir auch nicht mehr helfen koennen, wenn ich gestorben bin. Wie will er mich in den Himmel kriegen?
Wenn Gott also nichts fuer mich tun kann, dann ist das Konzept von Religion sowieso obsolet.
Frustriert, wie.

Interessant, daß Du Gott hier die Macht absprichst und nicht berücksichtigst, daß ein allmächtiger Gott auch alternativen wählen kann.
Um solche Fragen zu klären, müßte man darüber nachdenken, was Gott eigentlich will. Wenn er Dich in 5 Minuten erschaffen wollte, hätte er das zweifellos tun können. Aber er wollte es offenbar nicht. Fragt sich, warum. Er hätte es ja auch einfach ganz bleiben lassen können, aber das wollte er auch nicht. Fragt sich, warum.
Die Frage, ob Deine Erinnerung irreal ist oder nicht, ist wohl belanglos. Tatsache ist, daß Du sie hast, und das die Menschheit einen gewissen Fundus an Erinnerungen teilt. Das ist real. Und nach dieser Realität leben wir.
Egal, ob Deine Erinnerungen real sind: Er will, daß Du sie so hast und damit lebst.
Und wie er Dich in den Himmel kriegen will- naja, da mach Dir mal keine Sorgen, das wird er wohl gerade noch hinkriegen, unser Gott... :p
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Daniel E. schrieb:
Und dabei rede ich noch nicht mal von der Aufnahme in den Schullehrplan -- da kann ich schon verstehen, wenn man sich aufregt; andererseits müsste man sich die ganze Zeit aufregen, weil in der Schule öfter Unfug gelehrt wird.
Das Problem ist, das der Kreationismus (egal welcher Machart) und auch die Religion als solche inzwischen immer mehr in den Schulunterricht Einzug halten, oder zumindestens dort versucht werden eingebracht zu werden.
Ich habe nichts gegen Religionskunde (Wobei ich hier eher eine neutrale Betrachtung über alle Religionen hinweg sinnvoll finde, als den konkret auf eine Glaubensrichtung orientierten Bezug), aber bitte nicht im Naturwissenschaftsunterricht. Und wem das nicht reicht soll bitte zu der Glaubensgemeinschaft seiner Wahl gehen und dort noch sein Heil suchen.
cu André
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Bashar schrieb:
Ist das nicht die Standardrolle des Atheisten in so einer Diskussion? Dem Theisten die heilige Schrift wörtlich auslegen und um die Ohren hauen?

Viele Kreationisten haben überhaupt kein Problem damit, die heiligen Schriften wörtlich auszulegen, und das alles für völlig passend und logisch zwingend zu halten.

Andromeda schrieb:
Ich vermute mal, Gott hat sich wenig Gedanken über Begriffsbestimmung gemacht und wie die Menschen sein Werk später bezeichnen werden.
Du verwendest ein menschliches Konzept falsch und rechtfertigst das mit den Gedanken Gottes?

asc schrieb:
Es ist Grundsätzlich immer leichter etwas zu glauben das auf wenigen Axiomen besteht, und daher leichter erklärbar ist, als z.B. einen "Glauben" auf die Wissenschaft aufrecht zu erhalten, da dort einfach extrem viele Axiome gelten, und diese auch teilweise noch nicht alles abdecken (oder sich mit der Zeit und weiteren Erkenntnissen noch ändern können). Letzteres lässt sich mit wenigen Axiomen (ob diese stimmen oder nicht) auch immer wiederlegen - Es ist leichter das Denken anderen zu überlassen (okay, der war böse ;p ).
O je, nicht nur der zentrale Begriff ist falsch geschrieben, er ist auch falsch verwendet. Religionen stützen sich auf überabzählbar viele Axiome, während die Anzahl selbiger in der Wissenschaft minimal gehalten wird (vergleiche auch Ockhams Rasiermesser).
Davon abgesehen kann ich dir versichern, dass, wenn Diskussionskultur und Wissen auf beiden Seiten vorhanden sind, Diskussionen zwischen Gläubigen und Atheisten ohne Weiteres spannend und bereichernd sein können. Bezogen auf das Internet hast du aber recht. Denn da mangelt es meistens sogar bei beidem - und das auch noch auf beiden Diskussionsseiten. Und dann fliegen natürlich die Fetzen.
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Daniel E. schrieb:
Also, ich verfolge diese ganzen Kreationismus- vs. Evolotionstheoriedebatten nicht wirklich, aber ich frage mich, was die Kreationisten an der Evolutionstheorie überhaupt kritisieren.
(...)Was wird jetzt daran in diesen dicken Büchern genau kritisiert?
Aber andererseits: warum ist es so tragisch, wenn irgendjemand die Meinung vertritt, Evolutionstheorie sei Unfug? Interessiert es irgendjemanden, was zB. ein Staatsoberhaupt von Quantenfeldtheorie, dem Beweis von Fermats Satz oder Belastungskurven von Eisen-Kupfer-Legierungen hält? Nein? Warum ist das dann bei der Evolutonstheorie so tragisch, bzw. warum ist das ganze Thema so emotional besetzt?
Ganz einfach: Es liegt einfach in der Natur des Menschen, seinen Ursprung zu erforschen. Solange man keine wissenschaftlich deduktiven Methoden hatte, führte man sehr viel auf Gottheiten zurück. Das hat sich geändert. Aber Wunsch nach Erkenntnis bleibt.
Kreationisten leugnen grundlegende wissenschaftliche Erkenntnisse. Immerhin baut unsere gesamtes Wissen über Biologie auf der Evolutionstheorie auf. Diese Theorie zu leugnen, hieße gleichzeitig, die gesamte wissenschaftliche Methodik zu negieren, und damit auch, die Verläßlichkeit logischer Herleitung bzw. die Fähigkeit dazu anzuzweifeln. Das würde die Menschen in einen diffusen Zustand von Unsicherheit (über ihren eigenen Ursprung, ihre Verhaltensweisen, ihre Identität, ihren Zusammenhang mit der Natur u. a.) zurückzuwerfen, um diese Unsicherheit dann mit kruden Le(e)hrsätzen auszufüllen. Wenn man erstmal soweit ist, kann man ihnen auch weismachen, daß 1 + 1 = 3 ist. Letztendlich geht es also darum, das Denken und Handeln der Menschen zu kontrollieren- um Macht. Genau deshalb ist das Thema so umstritten. Und genau deshalb wird Kreationismus von vielen Sekten vertreten.
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minhen schrieb:
O je, nicht nur der zentrale Begriff ist falsch geschrieben, er ist auch falsch verwendet. Religionen stützen sich auf überabzählbar viele Axiome,...
Dann hat sogar der Pfarrer unrecht bei dem ich Konfirmiert wurde

Im wesentlichen gehen doch alle Monotheistischen Religionen auf ein wichtigen Kern zurück: Es gibt Gott. Und alle anderen Regeln stützen sich dabei auf diese Kernaussage als festen Bestandteil.
cu André
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asc schrieb:
minhen schrieb:
O je, nicht nur der zentrale Begriff ist falsch geschrieben, er ist auch falsch verwendet. Religionen stützen sich auf überabzählbar viele Axiome,...
Dann hat sogar der Pfarrer unrecht bei dem ich Konfirmiert wurde

Im wesentlichen gehen doch alle Monotheistischen Religionen auf ein wichtigen Kern zurück: Es gibt Gott. Und alle anderen Regeln stützen sich dabei auf diese Kernaussage als festen Bestandteil.
cu André
Tatsache ist: Alle Religionen zusammengenommen, werden dort natürlich unüberschaubar viele Axiome verwendet. Aber jede Religion für sich verwendet nur sehr wenige.
Übrigens: Kann man diese Fremdwortschmeißerei nicht lassen?
Was spricht dagegen, statt Axiom einfach "Voraussetzung" oder "Grundsatz" zu sagen.
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minhen schrieb:
Andromeda schrieb:
Ich vermute mal, Gott hat sich wenig Gedanken über Begriffsbestimmung gemacht und wie die Menschen sein Werk später bezeichnen werden.
Du verwendest ein menschliches Konzept falsch und rechtfertigst das mit den Gedanken Gottes?
Ich rechtfertige gar nichts. Ich sagte nur, daß es für Gott womöglich keine Trennung zwischen der Schaffung von Leben und dessen Weiterentwicklung gibt. Wieso hast Du damit ein Problem?
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Daniel E. schrieb:
Also, ich verfolge diese ganzen Kreationismus- vs. Evolotionstheoriedebatten nicht wirklich, aber ich frage mich, was die Kreationisten an der Evolutionstheorie überhaupt kritisieren.
Üblicherweise wird ganz kurz behauptet, dass sie falsch ist, und dann dargelegt, wie die Evolutionstheorie an Hitlers und Stalins Verbrechen und außerdem am moralischen Verfall der Gesellschaft schuld ist. Oder auch am islamistischen Terrorismus, siehe verlinktes Interview...
Meinem Verständnis nach besteht die Evolutionstheorie vor allem darin zu behaupten, daß daß eine Selektion stattfindet und es darum Adaptionen gibt.
Und vor allem, dass die Artenvielfalt, die wir heute beobachten, sich durch natürliche Auslese erklären lässt. Viele Kreationisten unterscheiden zwischen Mikro- und Makroevolution, wobei sie mit ersterem genau die Anpassungsvorgänge meinen, die man heute beobachten kann. Makroevolution, also "die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl" ist es, was sie abstreiten.
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Das Problem mit den Kreationisten ist einfach, dass sie immer mehr Einfluss gewinnen. Das erschreckende ist ja, wenn der Spiegel (und andere Medien) solchen Spinnern nun auch noch als Sprachrohr dienen. Meinetwegen darf jeder glauben was er will und wenn dieser Glaube einschließt, dass der Weihnachtsmann alle Lebewesen auf der Welt gezeugt hat, dann ist das für mich in Ordnung. Kritisch wird es erst, wenn es um das missionieren geht.
Wenn man Sprüche hört, wie "Evolutionstheorie, sagt ja schon der Name, dass es nur eine Theorie ist. Ist ja gar nicht bewiesen." Sieht man wo das Problem ist. Die meisten Menschen haben nicht nur wenig Ahnung von modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern sie haben noch nicht mal eine Ahnung wie moderne Wissenschaft funktioniert! Und auf diesem Nährboden schlechter Schulbildung wachsen leider Spinnereien sehr schnell. Und zu viele Spinner sind einfach schlecht für eine Gesellschaft.
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asc schrieb:
minhen schrieb:
O je, nicht nur der zentrale Begriff ist falsch geschrieben, er ist auch falsch verwendet. Religionen stützen sich auf überabzählbar viele Axiome,...
Dann hat sogar der Pfarrer unrecht bei dem ich Konfirmiert wurde

Im wesentlichen gehen doch alle Monotheistischen Religionen auf ein wichtigen Kern zurück: Es gibt Gott. Und alle anderen Regeln stützen sich dabei auf diese Kernaussage als festen Bestandteil.
Ich weiß natürlich nicht, was dein Pfarrer erzählt hat. Wenn es aber dem entspricht, was du geschrieben hast, dann hat er ganz klar Blödsinn erzählt. Überraschen sollte das einen jedoch nicht. Die Schlussfolgerung ist zwar richtig, aber die Argumentation ist grundfalsch. Religion bietet naive Erklärungsmodelle an und ist dadurch natürlich eingängier. Der Punkt der Einfachheit des Glaubens in seeliger Unwissenheit ist daher kaum zu bestreiten. Doch diese Einsicht dazu zu verwenden, Religion mit Hilfe der wissenschaftlichen Terminologie zur besseren Wissenschaft als die Wissenschaft selbst umzudeuten, ist unhaltbar. (Und nebenbei genau das, was Kreationisten so machen.)
Aber um zum Punkt zu kommen. Ein Axiom ist eine nicht abgeleitete Aussage. Das heißt, eine Aussage, die aus keiner anderen folgt. Die wissenschaftlichen Aussagen fußen letztlich auf einer sehr kleinen Anzahl von Axiomen und werden durch die wissenschaftliche Methode auf diesen Axiomen basierend abgeleitet. Qualitativ sind das Axiome, die z. B. für das Funktionieren der wissenschaftlichen Methode notwendig sind (wie z. B. das Axiom, dass eine objektive Realität existiert). Die Existenz einer Sache mit den Eigenschaften eines Protons muss daher nicht als eigenes Axiom angenommen werden, sondern kann abgeleitet werden. Das trifft auf praktisch alle wissenschaftlichen Aussagen zu. Selbst wenn es um so abstrakte Dinge wie Aussagen über den Geist geht, kann dies durch die Forschungsrichtungen der biologischen Psychologie und der evolutionären Psychologie auf die Biologie zurückgeführt werden, welche wiederum auf der Chemie basiert, welche wiederum auf der Physik aufbaut. Ich habe eben dieses Buch gelesen, das sehr empfehlenswert ist, und eine Argumentationslinie von der Biologie zur Literatur durchzieht. Das nur, um zu verdeutlichen, wovon wir hier reden.Fundamental anders sieht es bei Religion aus. Mit dem Postulat der Existenz Gottes ist es nicht getan. Aus der reinen Existenz folgt in keinster Weise, dass Gott die Welt geschaffen hat, dass Gott gütig ist, dass Gott allmächtig ist, dass Gott auf Gebete hört, dass Gott in die Welt eingreift, dass Gott einen Sohn auf die Erde geschickt hatte, dass der Sohn gekreuzigt wurde, dass eine Seele existiert, dass ein Himmel existiert, dass eine Hölle existiert, dass Gott die zehn Gebote erlassen hat, dass durch Gottes Sohn eine Erlösung möglich ist, dass der Sohn nach der Kreuzigung wiederauferstanden ist, dass ein Leben nach dem Tod existiert, dass Gott Wert drauf legt, angebetet zu werden, dass es Sünden gibt, dass Gott irgendwem irgendwas offenbart hat, und so weiter.
Das ist ein Fass ohne Boden. Praktisch jede einzelne religiöse Aussage hat Axiom-Qualität, da sie sich nicht durch ein induktives Verfahren ableiten lässt. Dass diese Aussagen supereingängig und leicht zu verstehen sind, ändert nichts daran, dass sie logisch und wissenschaftstheoretisch eine Katastrophe sind. Denn anders als Elektronix behauptet, besteht jede Religion, selbst jeder Glauben aus einer unüberschaubaren Anzahl an Axiomen. Und ist damit eben auch zutiefst unwissenschaftlich.Das wird als Makel empfunden, als qualitatives Urteil. Deswegen missbrauchen religiöse Führer gerne die wissenschaftliche Terminologie und verdrehen sie so lange, bis ihre eigene Ideologie in einem guten Licht dasteht. Zwar bleibt dieses Verdrehen nicht ohne Spuren und ist sehr leicht aufzuspüren. Aber nur, wenn man sich in der Welt der Wissenschaft auskennt. Und da brauchen diese Führer zu recht kaum Widerspruch in ihren Gemeinden fürchten. Zwar ist die Bevölkerung heutzutage gebildet wie nie zuvor. Doch das Verständnis für Wissenschaft tendiert noch immer stark gegen Null. Das wird von vielen religiösen Führern ausgenutzt. Im Extremfall sagt man dazu Kreationismus. Also sag deinem Pfarrer doch bitte einen schönen Gruß und empfehle ihm die Lektüre von etwas Wissenschaftstheorie

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Aber in empirischen "Wissenschaften" kommen noch sämtliche empirischen Beobachtungen an Axiomen (ich bezeichne diese als Axiom, willst du es anders nennen? ich akzeptiere jedenfalls nur Folgerungen aus Axiomen) dazu. Emprisch-induktivistische Naturwissenschaften sind in diesem Sinne nicht besser als Religion (hinsichtlich der Fähigkeit, Aussagen über die "Realität" zu treffen), oder weshalb?
Besser sind aber deduktiv-axiomatische Wissenschaften. Die bauen sich halt selbst eine Realität, anstatt über eine gegebene Realität Aussagen treffen zu wollen.
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Einwender schrieb:
Aber in empirischen "Wissenschaften" kommen noch sämtliche empirischen Beobachtungen an Axiomen (ich bezeichne diese als Axiom, willst du es anders nennen? ich akzeptiere jedenfalls nur Folgerungen aus Axiomen) dazu. Emprisch-induktivistische Naturwissenschaften sind in diesem Sinne nicht besser als Religion (hinsichtlich der Fähigkeit, Aussagen über die "Realität" zu treffen), oder weshalb?
Man braucht, wie gesagt, eine handvoll von Axiomen, damit die wissenschaftliche Methode funktioniert. Ausschnittsweise z. B. "Es gibt eine objektive Realität, die wir wahrnehmen können und die Regelmäßigkeiten kennt. Das heißt, wir können Beobachtungen machen und Aussagen treffen." Dann klappt es auch mit dem Zugang zur Empirie

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Das mit den "Regelmäßigkeiten" (ich nehme mal an, das soll den Induktivismus rechtfertigen) ist aber irgendwie schwammig oder einfach meinen Beobachtungen total widersprechend (Geburtenrate und Storchenpopulation sinken => die Kinder bringt der Klapperstorch: das könnte man ja auch als aus irgendeiner Regelmäßigkeit folgend ansehen?).
Dennoch: Wieso ersetzt ein Axiom "was beobachtet wird, ist wahr" jede Beobachtung als einzelnes Axiom?
Es mag ja sein, dass man mit wenigen Axiomen auskommt (hätte trotzdem gerne eine saubere Liste), aber treffen die Folgerungen dieser Axiome dann wirklich auf die Realität zu?
Wurde Makroevolution von Menschen beobachtet? Wenn nein, wie sind mathematisch genau die Folgerungen, dass es soetwas gibt, aus den Axiomen? (könnte man vllt mit Fossilienfunden belegen, weiß man auch, dass es in der gegebenen Zeit noch keine weitererntwickelten Lebewesen gegebne hat?)
Kann man nicht Kreationismus/intellgent design/... und Evolition gemeinsam akzeptieren (Gott ist der Zufall oder so)? Kann man einer Mutation ansehen, ob sie durch Zufall oder durch Gott entstanden ist? Man könnte auch einwenden, dass Gott Fossilien als falsche Fährten gelegt hat, wie wird das durch die Axiome ausgeschlossen?
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Hallo,
Ich habe noch nicht den ganzen Thread gelesen, aber als ich das gelesen habe hatte ich das Gefühl etwas dazu zu sagen:Elektronix schrieb:
Andromeda schrieb:
Elektronix schrieb:
Diejenigen christlichen Gemeinschaften, die Kreationismus vertreten, bezeichnet man heute als Sekten (z. B. Zeugen Jehovas), und die sind schon aus ganz anderen Gründen fragwürdig.
Glauben christliche Gemeinschaften, die man nicht als Sekten bezeichnet, etwa nicht daran, daß alles von einem Gott erschaffen wurde?
Ja. Aber Christlicher Schöpfungsglaube und Evolutionstheorie sind kein Widerspruch. Die Christen glauben (und die Kirchen lehren!), daß die Evolution eben kein Zufallsprodukt ist, sondern das Ergebnis eines zielgerichteten Planes, der eben mithilfe der Evolution verwirklicht wird.
Einer der Gründe, warum ich den Christentum und seine Anhänger so dämlich finde, ist, das sie ihren Glauben Epochenweise zurechtbiegen, um ihn nicht aufgeben zu müssen. Die Evolutionstheorie dient hierbei als besonders gutes Beispiel:
Zunächst beharrte jeder Priester und Gläubige darauf, das die Bibel wortwörtlich zu nehmen ist. Wer nicht spurte, wurde zum Tode verurteilt, spontan gesteinigt oder sonst was. Es war gängiger Fakt, dass die Erde vor erst einigen Tausend Jahren innerhalb von 6 Tagen von Gott erschaffen wurde.
Dann kommen einige Freigeister und bringen extrem starke Hinweise darauf, dass das alles ziemlicher Schwachsinn ist und dass das ganze doch einen anderen Lauf nahm. Naja, zunächst wurden auch diese Freigeister für Blöd erklärt, aber nachdem sich mehr und mehr Leute um die Ideen der Freigeister scharten, musste ein Ausweg her. Ein paar Jahrhunderte später heisst es auf einmal, dass die Bibel nicht so wörtlich zu nehmen sei und man das ganze eher interpretieren müsste. Die Evolution sei ein großer Plan von Gott gewesen und so weiter.
Wenn morgen irgendwelche Physiker kommen und erklären, dass unser Universum faktisch nichts anderes als eines von unendlich vielen anderen ist, wobei wir gerade das Glück haben in einem relativ "stabilen" und für uns gut geeigneten Universum zu leben, dann kommt die Kirche eben wieder und biegt sich das Ganze zurecht.
Das ist bei der Sache mit der Evolution natürlich nur ein kleines Beispiel, habt ihr als Kind schon jemals einen Priester/Pfarrer als Religionslehrer gehabt? Jedes mal wenn ein Kind irgendwelche Fragen gestellt hat (da sich selbst einem noch sehr unausgereiften und ungebildetem Kind einige Ungereimtheiten ergeben), hat es je nach Thema immer eine leicht angepasste Version der selben Antwort bekommen, welche daraus hinauslief, dass das alles doch nicht so wörtlich zu nehmen sei und man das so und so interpretieren müsste.
Für mich sehen Vertreter des Christentums daher bei Diskussion immer wie irgendwelche sturen Leute aus, die nicht fähig sind ihre engstirnige Meinung zu ändern. Stattdessen wird eben alles zurechtgebogen oder jemand anderem nachgeplappert.