Das Dilemma der Politik



  • Elektronix schrieb:

    Es ist eine ganz simple Frage: Wenn der Aktienmarkt wirklich so planbar ist, warum wurde die gegenwärtige dann nicht verhindert? Sie wurde ja schon jahre vorausgesagt (hab ich selbst geschrieben!) Hätte man früh genug reagiert und entsprechend "geplant", hätte man viel Schaden verhindern können. Warum ist das nicht geschehen?

    Erstens: Chris hat über Wettbewerbsmechanismen, die approximativ mit der Zeit Gewinnmargen gegen 0 treiben, geschrieben. Du antwortest darauf mit der Frage, warum es Wirtschaftszyklen gibt. Das sind aber zwei ziemlich verschiedene Themen.

    Zweitens: Ihr versteht unter "planbar" vermutlich ganz andere Sachen. Chris meinte wohl einfach damit, daß niemand so einfach die (institutionellen) Spielregeln ändern kann und nicht, daß man perfekt in die Zukunft sehen kann oder Leute keine Fehler machen.

    Drittens: Wer ist in deinem obigen Absatz "man"? Wer sollte was "planen"?

    Wenn Du über Wirtschaftszyklen reden willst -- schön, reden wir über Konjunkturzyklen (auch wenn schon der Begriff "Zyklus" schon umstritten genug sein dürfte). Gibt ja ein paar Modelle. Keynes (mit Abstufungen wie klassisch oder "Neo-Keynesianismus"), RBCT ("real business cylce theory"), ABCT ("austrian business cycle theory"), MDT ("Monetary disequilibrium theory"), sogar der Monetarismus sagt etwas über Konjunkturzyklen ...

    Das könnte darauf hindeuten, daß Prognosen schwierig sind und Makroökonomie auch.

    Gemeinsam haben aber fast alle oben genannten Theorien: Geldpolitik ist wichtig und wenn man die falsch macht, dann ist das schlecht. Große Angebots- oder Nachfrageschocks sind auch schlecht. Und dann haben die Modelle alle noch etwas "Rauschen" drin.

    Ein Grund: Es gibt an maßgeblicher Stelle kriminelle Elemente, die von den Crashs profitieren- und die Motivation dieser Leute ist nicht planbar.
    Anderer möglicher Grund (und der wahrscheinlichere): Man hat es kommen sehen, aber nicht wahr haben wollen. Auch sowas ist NICHT planbar.
    Das ist der von mir angesprochene menschliche Faktor.

    Wieder: wer ist "man"? Es haben doch genug Leute kommen gesehen und damit Geld verdient ...



  • Hi,

    Daniel E. schrieb:

    Ja, das ist traurig, aber die Menschen profitieren auch davon, daß es uns gibt, sonst hätten sie noch viel beschissenere Jobs. http://www.nytimes.com/2009/01/15/opinion/15kristof.html?_r=2

    Natürlich profitieren die Entwicklungsländer auch von uns, das hab ich ja nie in Frage gestellt. Klar dürfte zudem auch sein, dass es immer Menschen gibt, denen es noch schlechter geht. Die Ansprüche steigen aber. Sobald diese von dir genannten Menschen ihren jetzigen Lebenstandard verbessert haben, also quasi Shirts für uns unter fragwürdigen Bedingungen herstellen dürfen, wollen die irgendwann mehr. Meinst du, die werden bis an den Rest ihres Lebens dankbar dafür sein, dass sie das tun dürfen?

    Und eben weil es keine Eigentumsrechte gibt, nimmt jeder, was so rumschwimmt, unabhängig davon, wie stark die Ressource dabei überlastet wird. Weil wenn der erste aus gutem Willen etwas mehr Fische übrig läßt, dann nimmt sie der nächste mit.

    Richtig. Daher müssen Konzepte entwickelt werden, durch die eben genau diese Zerstörung so teuer wird, dass es keiner mehr tut. Nein, ich kenne sie nicht, aber klar ist doch: Wenn es nichts kostet, die Umwelt zu zerstören, muss es teurer gemacht werden. Sei es nun durch Fangquoten, Emissionshandel oder Boykottierung.

    Wo herrscht denn ein Ressourcendefizit? Jede nennenswerte Ressource, ist in den letzten, sagenwirmal, 200 Jahren immer mehr verfügbar geworden. Nimm Öl. Schau dir an, wie lang man früher für einen Liter Öl arbeiten muß.

    Ich musste jetzt lange darüber nachdenken, aber der eigentliche Knackpunkt kann eigentlich nur gewesen sein, dass ich "es herrscht ein Ressourcendefizit" statt "wir steuern auf ein Ressourcendefizit zu" geschrieben habe. Gut. Im Momemt mag das beim Öl ja stimmen. Nur dass das Ölzeitalter dem Ende entgegen geht, zweifelt ja wohl keiner mehr an, oder etwa doch? Fakt ist auch, dass es momentan noch keine Möglichkeit gibt, das Öl adäquat zu ersetzen. Außerdem werden immer mehr Wälder abgeholzt werden, immer mehr CO2 in die Atmosphäre geblasen und immer mehr Felder für den Anbau von Getreide zur Herstellung von Bioöl verwendet, was die Lebensmittelkosten in die Höhe treibt.

    Aber unser Lebensstandard wäre auch höher, weil man dann mit Thaiand viel bessere Geschäfte machen könnte

    Ja richtig. Das ist doch ein Grund mehr, dafür zu sorgen, dass es diesen Ländern besser geht.

    Nun gut, ich will auch jetzt nicht jeden Satz aufgreifen, dann wild hin und herdiskutieren etc. Mich interessiert noch, welche Einstellung du denn nun vertrittst? Bist du der Meinung, dass wir kein Ressourcenproblem haben? Ich habe deine Buchempfehlung natürlich (noch) nicht gelesen, aber worum es geht, ist mir einigermaßen klar. Denkst du also, wir können so weitermachen wie bisher bzw. es wird schon irgendwann irgendwer etwas Neues entwickeln oder finden, was die aktuellen Probleme löst? Es gibt hier im Forum ja viele, die der Meinung sind, dass wir nichtmal ein Klimaproblem haben.



  • Hallo,

    Elektronix schrieb:

    Mag sein, daß der Markt nach der Theorie tatsächlich planbar ist. Aber diese Theorie gilt nur, wenn man alle relevanten Faktoren kennt. Und das ist eindeutig nicht der Fall.

    Muß ich jetzt erstmal 1000 Seiten Wirtschaftsliteratur wälzen, damit mir jemand erklären kann, warum ein planbarer Finanzmarkt von unplanbaren Krisen heimgesucht wird?

    natürlich ist der Markt nicht planbar oder vorhersehbar, das ist ja genau die Erkenntnis (zumindest im Sinne der Österrichischen Schule): Der Markt ist der Mechanismus, der die begrenzten Informationen von Individuen zusammenführt und wertet. Nicht irgendein Planer, der schon vorher weiß, wie sich der Markt später entwickelt.

    Ich habe aber auch nicht von einem planbaren Markt gesprochen, sondern von einem vollkommenen (perfekten) Markt der ökonomischen Theorie, mit voller Transparenz, ohne Transaktionskosten, Homogenität der Güter (Fungibilität), Arbitragefreiheit und vielleicht noch ein paar Eigenschaften mehr. Mit Planbarkeit hat das gar nichts zu tun.

    chrische schrieb:

    Entweder habe ich was nicht verstanden (was bei diesen Themen keine geringe Wahrscheinlichkeit hat) oder einer der Ursachen für das Dilemma der Banken derzeit liegt unter anderen an deren nicht guten Kreditvergabe.

    Das war ja genau der Punkt, worauf ich hingewiesen hatte. Sicher löst die Einschränkung der Schufa nicht sofort eine neue Subprime-Krise aus, aber genau solche Einschränkungen der Vertragsfreiheit bei der Kreditvergabe (in den USA) waren es, die maßgeblich zur jetzigen Krise beigetragen haben.

    chrische schrieb:

    Erstens nervt es mich, dass Gutmensch von dir immer als Beleidgiung eingesetzt wird und zweitens brauchst du dich nicht wundern, dass in Schweden keiner nach deiner Meinung fragt, wenn du so auf den Putz haust. Die Kriterien, die dort angewandt werden, mögen dir und mir nicht passen, aber es ist ein privater Preis und die können den vergeben an wenn sie wollen ohne sich vor rechtfertigen zu müssen.

    😕 😕

    Niemand muss sich rechtfertigen, ich habe doch nur darauf hingewiesen, dass der Friedensnobelpreis für mich eben keine besondere Auszeichnung mehr ist, bei der man sichergehen kann, dass der Preisträger herausragendes vollbracht hat. Insofern ist das Argument mit dem Friedensnobelpreis für mich ungültig.

    CarstenJ schrieb:

    Nur dass das Ölzeitalter dem Ende entgegen geht, zweifelt ja wohl keiner mehr an, oder etwa doch?

    *meld*

    Öl wird knapper und damit teurer, aber warum sollte damit das Ölzeitalter schlagartig zu Ende gehen? Wir w erden wegen den Preissteigerungen (über Jahrzehnte, nicht in den nächsten Jahren) sicher langsam auf andere Energieträger in vielen Bereichen umsteigen, aber unnötige Hektik oder gar Endzeitstimmung (unterstelle ich dir jetzt natürlich nicht) ist nicht angebracht.

    Viele Grüße
    Christian



  • Hallo

    @ChrisM: Um mal kurz aus meiner Sicht zusammenzufassen: Du sagst es gibt keine Bank die an Arme verleiht -> ich zeige das Gegenteil -> du sagst, dass sei keine Bank, weil der Staat, die finanziert -> ich sage okay, dann gibt es einige Banken weniger -> du schweigst dazu.

    Wie sieht die Sache aus deiner Sicht aus?

    Ich wollte nie sagen, dass der Friedensnobelpreis für dich als Argument gelten muss, weil es keins von mir war. Ich wollte dich nur auf die Bank bringen. das ist ja gelungen.

    chrische



  • chrische5 schrieb:

    @ChrisM: Um mal kurz aus meiner Sicht zusammenzufassen: Du sagst es gibt keine Bank die an Arme verleiht -> ich zeige das Gegenteil -> du sagst, dass sei keine Bank, weil der Staat, die finanziert -> ich sage okay, dann gibt es einige Banken weniger -> du schweigst dazu.

    Wie sieht die Sache aus deiner Sicht aus?

    Der Anfang stimmt schon nicht: Ich sage nie, dass es keine Bank gibt, die Geld an Arme verleiht oder dass es das nicht geben sollte. Was ich sage, ist, dass Kunden mit schlechterer Bonität einen höheren Zinssatz zahlen und dass es der Bank obliegt, diese Kriterien aufzustellen, ob sie jetzt Schufa nutzt oder nicht.

    Wenn du nochmal meinen ersten Post, auf den du geantwortet hast, liest, steht da: (Hervorhebung von mir)

    Ich schrieb:

    Wenn du meinst, irgendwelche Gruppen werden ungerechterweise benachteiligt, steht es dir (und allen anderen) ja frei, einen Bank aufzumachen, die genau dieser Gruppe Kredite zu den "normalen" Konditionen vergibt.

    Viele Grüße
    Christian



  • CarstenJ schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    Ja, das ist traurig, aber die Menschen profitieren auch davon, daß es uns gibt, sonst hätten sie noch viel beschissenere Jobs. http://www.nytimes.com/2009/01/15/opinion/15kristof.html?_r=2

    Natürlich profitieren die Entwicklungsländer auch von uns, das hab ich ja nie in Frage gestellt. Klar dürfte zudem auch sein, dass es immer Menschen gibt, denen es noch schlechter geht. Die Ansprüche steigen aber. Sobald diese von dir genannten Menschen ihren jetzigen Lebenstandard verbessert haben, also quasi Shirts für uns unter fragwürdigen Bedingungen herstellen dürfen, wollen die irgendwann mehr. Meinst du, die werden bis an den Rest ihres Lebens dankbar dafür sein, dass sie das tun dürfen?

    Eher nicht. Aber wieso nimmst Du das an, daß sie das tun werden?

    Gibt es in deiner Welt nicht die Möglichkeit, sich zB. selbständig zu machen? Dazu ist ja oft wirklich nicht viel Geld nötig, siehe zB. Grameen (dazu sollte man sagen, daß ich Mikrokredite mit genauem Monitoring für keine schlechte Entwicklungshilfe halte ... ob man es unbedingt wie Yunus machen muß, sei mal dahingestellt; und man sollte auch nicht auf die Idee kommen, so ließen sich Banken rentabel betreiben.). Und damit setzt mal einen Prozess der kleinen Schritte in Gang -- und jeder Schritt macht das Leben besser. Und das kann recht schnell gehen, siehe zB. Hong-Kong.

    Die Welt ist nicht flach und sie ist nicht statisch.

    Daher müssen Konzepte entwickelt werden, durch die eben genau diese Zerstörung so teuer wird, dass es keiner mehr tut. Nein, ich kenne sie nicht, aber klar ist doch: Wenn es nichts kostet, die Umwelt zu zerstören, muss es teurer gemacht werden. Sei es nun durch Fangquoten, Emissionshandel oder Boykottierung.

    Du läßt die Eigentumsrechts-Lösung absichtlich weg, nicht? Dabei klappt es ziemlich gut, zB. bei Elefanten: http://www.econtalk.org/archives/_featuring/karol_boudreaux/

    Deine Wälderabholzung ist übrigens ein ähnliches Problem: private Waldfläche *wächst* nämlich -- wenigstens in Ländern mit vernünftigen Rechtssystemen -- an ...

    Nun gut, ich will auch jetzt nicht jeden Satz aufgreifen, dann wild hin und herdiskutieren etc. Mich interessiert noch, welche Einstellung du denn nun vertrittst? Bist du der Meinung, dass wir kein Ressourcenproblem haben? Ich habe deine Buchempfehlung natürlich (noch) nicht gelesen, aber worum es geht, ist mir einigermaßen klar. Denkst du also, wir können so weitermachen wie bisher bzw. es wird schon irgendwann irgendwer etwas Neues entwickeln oder finden, was die aktuellen Probleme löst? Es gibt hier im Forum ja viele, die der Meinung sind, dass wir nichtmal ein Klimaproblem haben.

    Meine Einstellung?

    1. Wenn man über den Wohlstand der Menschheit redet, sollte man sich viel, viel mehr auf Institutionen konzentrieren und nicht auf Lösungen wie FairTrade oder Entwicklungshilfe. DIE Frage, deren Beantwortung die Welt am meisten weiterbingen würde, ist IMHO: wie bekomme ich gute Institutionen?

    2. Wir haben kein Ressourcenproblem. Wir haben haufenweise Probleme, wo Eigentumsrechte kollidieren, bzw. gar nicht feststehen. Wie bekommt man dafür Eigentumsrechte, die definierbar, leicht zu verteidigen und (ganz wichtig) leicht übertragbar sind? Gibt da ja auch praktische "Versuche" dazu, aber große Regierungsbehörden tendieren dazu, sich schlechte Systeme auszudenken. Insbesondere das transferieren ist meistens viel zu kompliziert.

    3. Ressourcen werden eher billiger und wenn nicht, dann werden die Substitute billiger. Wenn ich wetten muß: Innovationsgeschwindigkeit vs. Ressourcenschrumpfung ... dann wette ich über lange Skalen immer auf die Innovationskraft. Und habe meistens recht. Darum geht's bei Simon in etwa. Etwas ausführlicher und besser belegt. Als Beispiel sei dir übrigens seine Wette gegen Ehrlich ans Herz gelegt ...

    4. Nicht so viel über den Klimawandel nachdenken. Der IPCC sagt, der Klimawandel kostet die Menschheit, wenn wir nichts machen, 4% des BIP in 100 Jahren. Also das, was wir auch mal in ner Finanzkrise an die Wand fahren. Die Alternativen (also im wesentlichen unser Wirtschaftssystem zu vermurksen) haben gar keine genau bezifferten Kosten -- wenigstens kenne ich sie nicht, vielleicht hat das mal irgendwer abgeschätzt. Bin interessiert. Von "wir werden alle verbrennen/ertrinken"-Klimawandelhysterie halte ich wenig.



  • ChrisM schrieb:

    Hallo,
    Ich habe aber auch nicht von einem planbaren Markt gesprochen, sondern von einem vollkommenen (perfekten) Markt der ökonomischen Theorie, mit voller Transparenz, ohne Transaktionskosten, Homogenität der Güter (Fungibilität), Arbitragefreiheit und vielleicht noch ein paar Eigenschaften mehr. Mit Planbarkeit hat das gar nichts zu tun.

    Nur mal zur Erinnerung:

    ChrisM schrieb:

    Auf einem hart umkämpften (perfekten und perfekt planbaren) Markt sind die Margen tendenziell sehr niedrig (null). Ein schönes Beispiel hierfür ist doch der deutsche Lebensmittelmarkt (sehr geringe Margen) oder jede Börse an sich (wobei die Börse als Markt der Märkte einem perfekten Markt der ökonomischen Theorie schon nahe kommt).

    Also, hast Du es nun gesagt oder nicht?

    Du stellst das Modell eines prefekt planbaren Marktes in den Raum und nimmst dafür den deutschen Lebensmittelmarkt oder die Börse als Beispiel. Dann behauptest Du, Du hättest nichts von einem planbaren Markt gesagt.

    Du sagst, daß in einem "perfekten" Markt die Margen gegen 0 tendieren, und führst dafür ebenfalls den deutschen Lebensmittelmarkt an. Dann sagst Du, daß der Markt natürlich nicht planbar ist.
    Darf ich daraus schließen, daß es auf dem jetzt doch nicht planbaren deutschen Lebensmittelmarkt doch Gewinnmargen gibt, die nicht nur "sehr gering" sind? Ich sagte ja schon: Für die Händler scheint es sich immer noch zu lohnen.

    Könnte natürlich sein, daß ich diese Art von Logik nicht verstehe. Aber irgendwie stört mich das gar nicht... :p

    Um auf den ursprünglichen Topic (Dilemma der Politik) zurückzukommen: Die Transparenz des deutschen Lebensmittelmarktes verdanken wir u. a. der Politik, die Vorschriften für die Zutatenauflistung und Nährwertangaben erlassen hat- übrigens immer gegen den heftigen Widerstand der Lebensmittelindustrie- Industriekonzerne haben nie Interesse an einem transparenten Markt.
    Ob diese Angaben wirklich sinnreich sind, mag mal dahingestellt sein (ich meine schon), aber sie dienen immerhin als Entscheidungshilfe beim Einkauf. So ganz ohne Verantwortung und ohne Einflußmöglichkeiten ist die Politik also nicht. Auch hier ist wieder die Frage, wie sie genutzt werden, und wie die Politik(er) uz ihrer Verantwortung stehen.



  • Elektronix schrieb:

    ChrisM schrieb:

    Hallo,
    Ich habe aber auch nicht von einem planbaren Markt gesprochen, sondern von einem vollkommenen (perfekten) Markt der ökonomischen Theorie, mit voller Transparenz, ohne Transaktionskosten, Homogenität der Güter (Fungibilität), Arbitragefreiheit und vielleicht noch ein paar Eigenschaften mehr. Mit Planbarkeit hat das gar nichts zu tun.

    Nur mal zur Erinnerung:

    ChrisM schrieb:

    Auf einem hart umkämpften (perfekten und perfekt planbaren) Markt sind die Margen tendenziell sehr niedrig (null). Ein schönes Beispiel hierfür ist doch der deutsche Lebensmittelmarkt (sehr geringe Margen) oder jede Börse an sich (wobei die Börse als Markt der Märkte einem perfekten Markt der ökonomischen Theorie schon nahe kommt).

    Also, hast Du es nun gesagt oder nicht?

    Du stellst das Modell eines prefekt planbaren Marktes in den Raum und nimmst dafür den deutschen Lebensmittelmarkt oder die Börse als Beispiel. Dann behauptest Du, Du hättest nichts von einem planbaren Markt gesagt.

    Mein Quote ist vielleicht etwas ungünstig geschrieben. Die Börse ist natürlich nicht perfekt planbar (in der Klammer habe ich das ja auch nicht mehr erwähnt), der Lebensmittelmarkt aber eben schon.

    Ich meine damit: Wenn ich jetzt ein Stück Butter kaufe, kann ich sehr gut planen, welche Menge ich davon absetzen kann und zu welchem Preis. Zumindest im Bereich der Grundnahrungsmittel ist die Nachfrage sehr vorhersehbar, wodurch niedrigere Margen möglich werden. In einem anderen Markt, der nicht vorhersehbar ist oder konjunktursensitiv, müssen die Margen hingegen höher sein, da es sich niemand leisten kann, mit Fast-Null-Margen zu operieren (da sich ja die Lage jederzeit ins Negative ändern kann).

    Elektronix schrieb:

    Du sagst, daß in einem "perfekten" Markt die Margen gegen 0 tendieren, und führst dafür ebenfalls den deutschen Lebensmittelmarkt an. Dann sagst Du, daß der Markt natürlich nicht planbar ist.
    Darf ich daraus schließen, daß es auf dem jetzt doch nicht planbaren deutschen Lebensmittelmarkt doch Gewinnmargen gibt, die nicht nur "sehr gering" sind? Ich sagte ja schon: Für die Händler scheint es sich immer noch zu lohnen.

    Der deutsche Lebensmittelmarkt ist relativ gut planbar für die Händler (wobei es in fast allen Planwirtschaften dennoch mit schöner Regelmäßigkeit Hungersnöte gab/gibt). Und die Margen _sind_ im Bereich der Grundnahrungsmittel ziemlich gering, schau dir mal den harten Konkurrenzkampf der Discounter an.

    Elektronix schrieb:

    Um auf den ursprünglichen Topic (Dilemma der Politik) zurückzukommen: Die Transparenz des deutschen Lebensmittelmarktes verdanken wir u. a. der Politik, die Vorschriften für die Zutatenauflistung und Nährwertangaben erlassen hat- übrigens immer gegen den heftigen Widerstand der Lebensmittelindustrie- Industriekonzerne haben nie Interesse an einem transparenten Markt.

    Naja, die Frage ist doch nicht, ob die Industrie "Interesse" daran hat. Ich will eine einfache Pflicht-Zutatenliste jetzt nicht wirklich schlechtreden, aber was spricht dagegen, auch die Deklaration der Produkte dem Markt zu überlassen? Wenn ein Markt für die Deklaration besteht bzw. deklarierte Produkte einen Marktvorteil gegenüber undeklarierten haben und vom Kunden öfter gekauft werden, wird sich die Zutatenliste zwangsweise auch auf einem freien Markt durchsetzen.

    Viele Grüße
    Christian



  • Daniel E. schrieb:

    Erstens: Chris hat über Wettbewerbsmechanismen, die approximativ mit der Zeit Gewinnmargen gegen 0 treiben, geschrieben. Du antwortest darauf mit der Frage, warum es Wirtschaftszyklen gibt. Das sind aber zwei ziemlich verschiedene Themen.

    Zweitens: Ihr versteht unter "planbar" vermutlich ganz andere Sachen. Chris meinte wohl einfach damit, daß niemand so einfach die (institutionellen) Spielregeln ändern kann und nicht, daß man perfekt in die Zukunft sehen kann oder Leute keine Fehler machen.

    Ok, das lasse ich gelten. Ich benutze das Wort "planen" so, wie ich es aus dem Alltag gewohnt bin. Wenn der Schüler den Lehrer nicht versteht- wer macht dann den Fehler?

    Drittens: Wer ist in deinem obigen Absatz "man"? Wer sollte was "planen"?

    Politiker und ihre Berater. Bankmanager, Börsenmakler, Wirtschaftsexperten- eben Leute, die sich in der Materie auskennen- das ist doch eigentlich klar, oder?

    Wenn Du über Wirtschaftszyklen reden willst -- (...)

    Das könnte darauf hindeuten, daß Prognosen schwierig sind und Makroökonomie auch.

    Gemeinsam haben aber fast alle oben genannten Theorien: Geldpolitik ist wichtig und wenn man die falsch macht, dann ist das schlecht. Große Angebots- oder Nachfrageschocks sind auch schlecht. Und dann haben die Modelle alle noch etwas "Rauschen" drin.

    Einverstanden.

    Ein Grund: Es gibt an maßgeblicher Stelle kriminelle Elemente, die von den Crashs profitieren- und die Motivation dieser Leute ist nicht planbar.
    Anderer möglicher Grund (und der wahrscheinlichere): Man hat es kommen sehen, aber nicht wahr haben wollen. Auch sowas ist NICHT planbar.
    Das ist der von mir angesprochene menschliche Faktor.

    Wieder: wer ist "man"? Es haben doch genug Leute kommen gesehen und damit Geld verdient ...

    Ich habe so einige Beiträge von Finanzexperten gesehen, die vor Jahren schon über ihre düsteren Prognosen verlacht oder beschimpft wurden. "Man" heißt hier auch wieder die Mehrheit der Wirtschaftsfachleute- eben nicht jene, die die besagten Bücher geschrieben haben, sondern jene, die glaubten, es lohne sich nicht, Bücher darüber zu schreiben.



  • Hi,

    Daniel E. schrieb:

    Dazu ist ja oft wirklich nicht viel Geld nötig, siehe zB. Grameen

    Hilfe zur Selbsthilfe. U.a. dieses Konzept unterstützt der Global Marshallplan. Muhammad Yunus spielt eine wichtige Rolle darin. Zugegeben, du wirst mehr von Ökonomie verstehen als ich, aber dennoch kann ich so manche globalen Zusammenhänge schon nachvollziehen. Auch Institutionen spielen natürlich eine wichtige Rolle. Ich weiss nicht, ob du damit auch NGOs meinst, aber auch diese sind bei der Bekämpfung der diversen und vielfältigen Probleme natürlich nicht unwichtig.

    Wie auch immer, bis auf die Tatsache, dass ich schon der Meinung bin, dass wir auf ein Ressourcenproblem zusteuern und der vielleicht etwas unterschiedlicher Gewichtungen sehe ich keine gegenteiligen Ansichten. Und auch bezüglich der Umwelt und des Öls will ich weder zur Hysterie, noch zum blinden Aktionismus aufrufen. Ich denke nur, es sind Probleme, vor denen man sich nicht verschließen kann. Und selbst wenn es ökologich nichts bringt, weniger Auto zu fahren oder Glühsparlampen zu installieren, spart man doch zumindest etwas Geld.

    Du läßt die Eigentumsrechts-Lösung absichtlich weg, nicht?

    Das hatte ich sogar vorher schon erwähnt: Z.B. Handelbare Emmissionsrechte pro Kopf. Damit hätten selbst die ärmsten Menschen etwas, mit dem sie handeln können. Ich denke das Elefantenbeispiel (hab ich mir noch nicht angehört) geht in eine ähnliche Richtung?


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