Demmin - Hauptstadt der Arbeitslosen
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MrBurns schrieb:
volkard schrieb:
Klar gäbe es was. Wenn wir jahrzehntelang übertragen so viel Geld reinhauen würden wie damals in Bayern rein. Das war in den 60-er Jahren...
Hast du dazu eine Quelle?
Wirtschaftlich bewältigte Bayern nach 1945 den Strukturwandel von einer überwiegend landwirtschaftlich geprägten Region zu einem führenden Industrieland. Entscheidende Faktoren dafür waren die Verfügbarkeit von Arbeitskräften in Form der Vertriebenen. Als 1954/55 im Rest der Bundesrepublik Vollbeschäftigung erreicht war, siedelten sich viele Betriebe mit modernen Werken in Bayern an. Außerdem profitierte das Land davon, dass im Rahmen der Wiederbewaffnung viele Standorte der neu aufzubauenden Bundeswehr in die strukturschwachen Regionen Nord- und Ostbayerns gelegt wurden. Sie zogen oft Infrastrukturmaßnahmen in den bisher schlecht erschlossenen Gebieten nach. Auch die Rüstungsindustrie siedelte sich überproportional in Bayern an.
Von viel Geld reinhauen steht da nix.
Doch.
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Na, wenn du soviele Zahlen lieferst, dann behaupte ich mal, dass in den Aufbau Ost viel mehr Geld reingesteckt wurde. Der entscheidende Unterschied dürfte wohl sein, dass es damals für alle was zu tun gab und man Leute brauchte, im Gegensatz zu heute.
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Erhard Henkes schrieb:
Interessanter Artikel über gleichbleibende Mutlosigkeit, die von Wirtschaftskrise umd Aufschwung unbeeinflusst ist. Wie würdet ihr so etwas angehen, um hier normale wirtschaftliche Verhältnisse zu schaffen?
Es gehört zum Demminer Drama, dass Hartz IV hier ein halbwegs vernünftiges Auskommen sichert.
Da habe wir doch schon mal einen Teil des Problems ausfindig gemacht.
Der Staat muss sich komplett aus Wirtschaft und Privatleben raushalten. Dadurch, dass es dann keinen Kündigungsschutz, Mindestlohn und andere Regularien mehr gäbe, würde ein Megaboom in Demmin stattfinden. Ebenfalls gäbe es keine Steuern und staatliche Sozialhilfe mehr.
Man muss sich das mal vorstellen. Demmin wäre ein absolutes Paradies für Unternehmen und Arbeitnehmer. Sehr viele Unternehmen/Menschen würden aufgrund der nicht vorhandenen Steuern nach Demmin gehen. Diese Firmen brauchen natürlich Mitarbeiter. Vielleicht verlegen auch einige Megareiche ihren Wohnsitz nach Demmin. Das wäre dann nochmal ein Turbo für die Wirtschaft
. Demmin hätte einen riesigen Wettbewerbsvorteil. Ich würde ausserdem noch den Namen von Demmin ändern.
Jetzt sagen einige vielleicht: "Soziale Ungerechtigkeit! Usw....". Niemand muss nach Demmin ziehen. Es wäre alles freiwilig. Man könnte dann auch in Demmin freiwillig weiter Steuern zahlen.
Ich meine schlimmer als jetzt kann es doch nicht werden, oder?
Das wird der Staat aber niemals zulassen.
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NrSr schrieb:
Man muss sich das mal vorstellen. Demmin wäre ein absolutes Paradies für Unternehmen und Arbeitnehmer. Sehr viele Unternehmen/Menschen würden aufgrund der nicht vorhandenen Steuern nach Demmin gehen. Diese Firmen brauchen natürlich Mitarbeiter. Vielleicht verlegen auch einige Megareiche ihren Wohnsitz nach Demmin. Das wäre dann nochmal ein Turbo für die Wirtschaft
.
Die ließt ja nichtmal, was andere schreiben. Siehe Volkards post:
volkard schrieb:
OK, wir stellen eine Autofabrik hin.
Zulieferer sind leider alle in der Gegend um Nürnberg. Die lange Anfahrt sind für uns Zusatzkosten, sowohl einfache Lastermiete, Treibstoff und Fahrerlohn, als auch weniger Flexibilität und längere Reaktionseiten, wenn mal ein Laster mit Türgriffen kaputtgeht und man schnell einen neuen braucht. Dann geht mal ein Schweißbot kaputt und die externen Botrepper und Botprogger wohnen irgendwo mitten im Westen. Ausfall dauert also wieder länger. Und das schleppt sich durch alle Bereiche.Die Wirtschaft würde nie aus eigenem Antrieb nach Demmin gehen. Nichts ist schlimmer als eine Gegend ohne Infrastruktur.
Ums zusammenzufassen:
ErhardNrSr, das ist Quatsch.
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Marc++us schrieb:
@peterfarge: aber was passiert bei Sonderwirtschaftszonen? Es siedeln sich dort Firmen an, die ihre Produkte an anderen Orten nicht profitabel herstellen können. Und sie überleben nur wegen der Förderung. Schalte die Förderung ab, gehen sie kaputt. Dadurch wächst keine für sich überlebenstaugliche Industrie an.
Subventionen usw... müssen alle komplett gestrichen werden. Bei Sonderwirtschaftszonen handelt es sich aber nicht um Subventionen. Steuersenkungen sind sehr gut. Wenn natürlich nur einzelne ausgesuchte Firmen solche Senkungen erhalten, kann man das schon als Subvention bezeichnen. Deshalb sollen ja auch für alle Firmen die Steuern gesenkt werden.
Man sollte den Firmen nicht durch hohe Steuern so viele Ressourcen stehlen. Dann bräuchten einige Firmen auch keine Förderung mehr.
otze schrieb:
Die Wirtschaft würde nie aus eigenem Antrieb nach Demmin gehen. Nichts ist schlimmer als eine Gegend ohne Infrastruktur.
Deswegen soll Demmin ja auch die freie Marktwirtschaft einführen. Dann hätten die Unternehmen einen Anreiz dorthin zu gehen. Die Infrastruktur kann dann ja auch ausgebaut werden. Sicher würde nicht jedes Unternehmen nach Demmin gehen. Viele würden aber schon gehen. Ich könnte mir vorstellen, dass insbesondere solche Unternehmen kämen, wo es eben nicht so auf die Infrastruktur ankommt.
Warum sollte man es nicht mal versuchen? Demmin wäre in ganz Deutschland die einzige Stadt, wo es einen freien Markt gäbe. Das ist meiner Meinung nach ein sehr großer Wettbewerbsvorteil.
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NrSr schrieb:
Ebenfalls gäbe es keine Steuern und staatliche Sozialhilfe mehr.
Und auch keine wie auch immer geartete "Demokratie" mehr.
Die Infrastruktur kann dann ja auch ausgebaut werden.
Wovon, nennenswerte Steuern sollen ja nicht erhoben werden!?
Man müsste den steuerbefreiten Unternehmen dann auch die Verantwortung für die Infrastruktur und die allgemeine Versorgung der Sonderwirtschaftszone übertragen, aber was bei derartigen Privatisierungen herauskommt sieht man ja aktuell z.B. bei den Berliner Wasserbetrieben.
Binnen kurzem würde sich ein Kapital-Feudalismus entwickeln, der, sich selbst überlassen, wohl auch vor Sklaverei oder Leibeigenschaft nicht halt machen würde. Und von wegen "wer nicht will, braucht ja nicht zu bleiben"; natürlich würde diese Sonderwirtschaftszone auch einen eigenen Sicherheitsdienst betreiben, der dafür sorgt, dass den Arbeitern nichts "zustösst".
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NrSr schrieb:
Deswegen soll Demmin ja auch die freie Marktwirtschaft einführen. Dann hätten die Unternehmen einen Anreiz dorthin zu gehen.
Ja, aber schauen wir uns mal die Fixkosten an, die der Arbeitnehmer so hat.
Wieviel Miete zahlt man für ein Wohnklo dort?
Wieviel GEZ?
Wieviel braucht er für Futter, Klamotten und weitere Sachen, die wir als notwenig erachten?
Wieviel braucht er für sein Kind, das er ja haben muß, damit die Industrie langfristig Arbeiter hat?
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Ich hätte auch Probleme damit das Steurern meines Bundeslandes verwendet werden um einen Betrieb von hier weg in Demin anzusiedeln. Aber Verzicht auf Gewerbesteuer, etc sind Sachen die die Demminer alleine beschließen können. Ohne die Steuern profitiert Demmin durch die Kaufkraft und die Reduktion der Abwanderung. So wie der spiegel geschrieben ist gehen da ja sonst die Lichter aus.
Zu Nokia-Bochum: Laut Wiki hat Nokia den Standort seit den 90er Jahren. Die Personalkosten bei einem Mobiltelefon wären bei anderen Fabriken 5% des Herstellungspreise, beim Werk in Bochum 23% und mehr. Dort Handys zu produzieren war eine ökonomische Fehlentscheidung die durch die Subventionen hinausgezögert wurden. Angenommen Nokia wäre nicht in Bochum, dann würde es sich doch nicht durch ein paar Subventionen nach Bochum locken lassen wenn die gesamte Unternehmung von deren Gewährung abhängt? Es muß doch viel Geld ins Werk investiert werden und wenn die Subventionen in ein paar Jahren gestrichen werden ist alles unrentabel. Ich hoffe mal kein klar denkender Manager wird so einen Quatsch beschließen.
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Hi Erhard,
direkt nach der Wende hätte man die Möglichkeit gehabt, durch Einrichten einer Sonderwirtschaftszone Ost (mit entsprechenden Rahmenbedingungen) hier wirklich etwas bewegen zu können. Heute ist das nicht mehr in dem Maße möglich. Sicher kann man darüber nachdenken, auch heute noch Sonderwirtschaftszonen mit entsprechenden Rahmenbedingungen einzurichten, aber dann nur immer regional begrenzt und an die Leistungsfähigkeit angepasst. Würde aber nicht wirklich was bringen. Dann bluten dafür nur andere Gebiete aus.
Demmin ist eine tolle Stadt, die in einer wunderschönen Gegend liegt. Für Leute die nicht animierten Malle-Urlaub suchen ist es eine Möglichkeit Natur und Landschaft in sehr schöner unversauter und nicht überlaufener Form kennenzulernen. Aber nur mit Urlaubern bekommt man so eine Gegend auch nicht wieder hoch.
Aus meiner Sicht ist das wichtigste, um solch eine Stadt wieder zu beleben, dass man dort Mädchen und junge Frauen wieder hinbekommt. Dann bekommt der Ort zumindest schon mal menschlich wieder eine Zukunft. Das geht aber nun mal nicht mit dem Morgenbefehl. Gerade intelligente und verantwortungsbewusste junge Frauen und Mütter gehen eben dahin, wo sie ihren Kindern auch eine ordentliche Existenz sichern können.
Aber wenn man sich solche Gegenden unter dem Gesichtspunkt anguckt - dann kommt einem das kalte Grausen. Keine Babyartikel mehr in den Läden dafür aber 5 Regalreihen mit Hundefutter. Am städtischen Krankenhaus gar keine Geburtsstation mehr, der ehemalige Kindergarten und die Kinderkrippe verweist und geschlossen oder sogar schon abgerissen, Kinderspielplätze ein Schandfleck, in dem nur noch die Hundekötteln gedeihen... Welche werdende oder junge Mutter soll es dort schon hin ziehen? Da muss zu allererst eine optimale Infrastruktur für junge Mütter geschaffen/wiederbelebt werden. so dass sie dort wenn sie möchten problemlos iihre Kinder bekommen und trotzdem berufstätig sein können.
Die hier schon geäußerten Gedanken, mit Subvetionen dort Firmen hinzulocken sehe ich nicht als zielführend an. Erstens sollen die ja Geld hinbringen und nicht abziehen, zweitens würden sie ja dann woanders weggehen und dort wieder Löcher reißen. Das kanns also auch nicht sein.
Aus meiner Sicht besteht die einzige Möglichkeit darin, "von Oben" (da nur da die nötigen Informationen ausreichend vorliegen) mal zu schauen, was gebraucht wird, also was Deutschland aus dem Ausland beziehen muss. Und dann mal ganz unvoreingenommen darüber nachdenken, was sich davon eignen könnte, hier in Deutschland als neue Industrie aus dem Boden gestampft zu werden, bzw. als weggezogene wieder heimgeholt zu werden.
Wenn man da ein paar Mögliche Anwärter gefunden hat, dann die Voraussetzungen schaffen, damit das auch gelingen kann. Also nicht einfach nur Fördermittel ausloben, sondern wirkliche Voraussetzungen schaffen. Also einen Forschungsstandpunkt erschaffen, der die notwendigen Voraussetzungen dafür schafft. Aber eben nicht auf schon fahrende, unter umständen schon ausrollende Züge wie die Photovoltaik aufspringen, da ist das Gebiet schon ziemlich abgegrast und jede Betätigung muss vor dem Überholen erst mal gewaltig aufholen.
Aber zum Beispiel könnte man darüber nachdenken, die Bekleidungsindustrie wieder heim zu holen. Nur eben nicht mit den konventionellen Webstühlen. Aber wenn man dort ein Grundlagen-Forschungsinstitut baut, das völlig neue und rationellere Verfahren entwickelt, dann dort entsprechende Maschinenproduzenten für die nötigen Spezialmaschinen aus dem Boden stampft und anschließend dort Strickwaren wieder billiger als das Ausland auf Basis von Billigkräften erzeugen kann, dann wäre ein erster Schritt getan. Und auf dem Wege könnte man solche Gegenden mit neuen Wachstumskernen besiedeln, ohne in anderen Ecken Deutschalnds was wegzunehmen.
Wichtig ist aber dabei, das es auf keinen Fall nur verlängerte Werkbänke von im Westen stationierten Betrieben werden, sondern dass da autarke Mittelständler aus dem Boden wachsen, die man gegebenenfalls auch entsprechend mit günstigen staatlichen Krediten ausrüsten kann.
Gruß Mümmel
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Hi,
passend dazu Halle als Stadt der Mieterlosen.
Manche Wohnungsunternehmen haben Leerstände von 30%...
http://www.zeit.de/wirtschaft/2010-11/halle-saale-stadtumbauGruß Mümmel