Hart aber Gerecht ! Sind Kleinkinder kriminelle Raubkopierer ???



  • pointercrash() schrieb:

    So traurig das auch ist, den Titel "Land der Dichter und Denker" haben wir nicht Schiller, Goethe und den sonstigen Verdächtigen zu verdanken, sondern dem Umstand, daß wir eine derbe Raubkopiererkultur hatten, weil der Urheberrechtsverstoß deutlich später in die Gesetzgebung aufgenommen wurde, als im sonstigen Umland. Viele Verlage hatten sich auf billige Nachdrucke spezialisiert, ohne dem Autor Tantiemen zukommen zu lassen.
    In der Folge hatte der deutsche Haushalt (soweit man im 19. Jhd überhaupt von deutsch sprechen kann) ein Mehrfaches an Büchern als der britische, was wiederum die Schreiblust der Autoren anspornte, denn nur ständig Neues zu produzieren sicherte das Auskommen. War das fair?

    Wow, das wusste ich gar nicht.



  • Man muss das GEMA-Monopol endlich kippen. Die Pauschalabgaben sind der wahre Raub! Die GEMA ist hinderlich und schlecht sowohl für die Verbraucher als auch für die Musiker.



  • rüdiger schrieb:

    Man muss das GEMA-Monopol endlich kippen. Die Pauschalabgaben sind der wahre Raub! Die GEMA ist hinderlich und schlecht sowohl für die Verbraucher als auch für die Musiker.

    Nunja, die GEMA kostet erstmal Geld. Wenn sie ihren Job umfassend tun soll, viel. Das muß reinkommen und das Plus für die arnmen Künstler.
    OK, ist ein Ansatz, aber wie zeitgemäß ist der noch?
    Dann gibt's da noch die anderen Fronten des Urheberrechtsschutzes und das Verbot technischer Umgehungsmaßnahmen. Und zuguterletzt Pauschalabgaben auf alle Geräte, die potentiell zum Kopieren verwendet werden können plus Abgaben auf's Verbrauchsmaterial wie CD/DVD- Rohlinge. Warum nicht gleich auf's Druckerpapier?

    Da haben sich die Gesetzgeber in der EU ziemlich zu Ungunsten der Konsumenten aufseiten der Produzenten geschlagen. Die negativen Folgen:
    - Wenn ich eine bestimmte CD in meine Kompaktanlage einlegen, stürzt die wegen Kopierschutz so ab, daß auch Strom aus/Strom an nichts hilft - zerlegen und per Hand aus Laufwerk pfriemeln. Um das Geld streite ich heut' noch.
    - Wenn der DVD- Player im Auto eine DVD nicht fressen mag, geht's halt nicht. Meine illegale Kopie funzt einwandfrei, aber ich begehe damit eine strafrechtlich bewehrte Tat.
    - Ein Kindergeburtstag mit dem GameCube endete stets damit, daß so zwei, drei Spiele zerschrabbelt nicht mehr lesbar waren. Die Umtauschdienste der Publisher - sofern vorhanden - sind aber dermaßen teuer, daß es meist billiger ist, das Zeug gebraucht nachzubesorgen.
    - der regelmäßige Reaktivierungszwang bei Software über Internet macht mich wahnsinnig. Mir ist mal ein Debugger in einem Tal des toten Mobilfunks ausgegangen, mußte ein paar Kilometer fahren, um das Ding wieder für ein paar Tage benutzen zu können. Mit kaputten Dongeln hatte ich auch schon meinen Spaß.

    Da kann man ewig viele Beispiel noch anbringen, aber die Lage hat sich so gegen den Konsumenten gewendet und der hat nur noch die "Friß', Vogel oder stirb'"- Wahl.

    Wenn ich in meinen DVD- Schrank schaue oder in mein CD- Regal, stapelt sich da einiges, über den Thread mit den Büchern denk' ich da gar nicht mehr nach. Alles ganz normal gekauft. Mir hat mal jemand eine HD voller Spielfilme in grottiger Qualität in die Hand gedrückt, hab' ein wenig durchgezappt, mich bedankt und zurückgegeben, ohne was kopiert zu haben, genausowenig interessieren mich die grusligen MP3- Sammlungen mit 128 kBit.
    Will damit sagen: Wenn ich was kaufe, will ich das in bester Qualität und dann dafür auch das Recht, damit anzufangen, was ich will.
    Alleine schon die Umgehung von Kopierschutzmaßnahmen unter Strafe zu stellen, setzt mich derart in Nachteil, daß von einem Gleichgewicht nicht die Rede sein kann.

    Ein pragmatischerer Ansatz ist leider nicht in Sicht, sonst wäre eine Horde von Rechtsexperten und windigen Abmahnabzockern nebst hutzligen Bürohintern bei der GEMA ja arbeitslos. 😉



  • pointercrash() schrieb:

    Mir hat mal jemand eine HD voller Spielfilme in grottiger Qualität in die Hand gedrückt, hab' ein wenig durchgezappt, mich bedankt und zurückgegeben, ohne was kopiert zu haben, genausowenig interessieren mich die grusligen MP3- Sammlungen mit 128 kBit.

    pointercrash, du lebst ein bissi hinterm Mond wenn du denkst dass im Netz keine gute Qualität zu bekommen wäre.



  • hustbaer schrieb:

    pointercrash() schrieb:

    Mir hat mal jemand eine HD voller Spielfilme in grottiger Qualität in die Hand gedrückt, hab' ein wenig durchgezappt, mich bedankt und zurückgegeben, ohne was kopiert zu haben, genausowenig interessieren mich die grusligen MP3- Sammlungen mit 128 kBit.

    pointercrash, du lebst ein bissi hinterm Mond wenn du denkst dass im Netz keine gute Qualität zu bekommen wäre.

    Das ist mir schon klar. Wer Blockbuster vor dem deutschen Kinostart haben mag, kommt um die Szene nicht herum, so Zeug war das.
    Natürlich ist mir klar, daß ich viele Titel in brauchbarer Qualität aus dem Netz laden kann. Ich will darauf hinaus:
    Ich hab' keine Lust, im DVD- Schrank zu kramen oder im Web danach zu suchen, evtl. stundenlang runterzuladen. Des Zeug kommt auf ein NAS mit UPnP- Server und fertig und die 5 - 20 Euro fürs Original stressen mich nicht wirklich.
    Aber nichtmal das ist legal. Da beginnt bei mir das gefühlte Ungleichgewicht.

    Wer partout nicht für einen Film/Musikstück/Buch zahlen mag, der findet seinen Weg auch so. Früher, als ich mir nicht alle Alben kaufen konnte, die ich gerne gehabt hätte, habe ich ausgeliehen und auf MC überspielt. Trotz der Befürchungen der Rechteinhaber ist aber die Musikindustrie nicht an der MC gestorben. Ich hab' mir das meiste irgendwann als regemasterte CD gekauft und ins NAS kopiert, seit einiger Zeit kaufe ich MP3s direkt. Der Preis ist eigentlich eine Unverschämtheit, wenn man daran denkt, wie kurz die Verwertungskette geworden ist und alles fehlt, vom Medium übers Artwork des Covers bis hin zum Inlet.

    So, und jetzt bin ich bei der Zusammenfassung: Wer sich einen Video im Internet grabbt, ist letztlich besser bedient, als einer, der ihn kauft. Das ist nicht gut, gar nicht gut.



  • Ich finde, die GEMA ist ein ähnlich verbrecherrischer Verein, wie jene Auswüchse in Großstädten wie Schießereien oder Menschenhandel usw. die man duldet, wenn man eben Nachtleben haben will.

    Sehr problematisch ist, dass die Richter oft gar kein tieferen Einblick in die Thematik haben und so ganz oberflächliche Rahmenrichtlinien schaffen. Irgendwie hab ich auch immer den Verdacht, dass unser Grundgesetz super ist, aber die Umsetzung und Rechtsprechung noch jede Menge wirklich viel viel Optimierungsbedarf offeriert.

    Piraterie und Klau waren immer auch schon sehr gute Wirtschaftsfaktoren. Windows ist ein gutes Beispiel. Goethe selber hatte auch wie blöde von anderen abgeschrieben und Quellen nicht immer genannt.

    Das ganze führt letztlich dazu, dass man regionale Rechtsprechung kaum noch ernstnehmen kann(gekaufte Richter, Unterwanderung des Grundgesetzes usw., und das ist so gesehen verfassungsfeindlich.



  • Bitte ein Bit schrieb:

    Ich habe hier einfach Problem hierfür eine moralische Rechtfertigung zu finden. Bei Raubkopien ist es einfach und klar, das ist Diebstahl. Aber hierfür ???

    Wenn du mit Raubkopien ein vervielfältigen eines digitalen Mediums meinst, so ist das kein Diebstahl. Der "Bestohlene" hat ja immer noch das Original.

    Patente, Lizenzen usw... sind staatlich garantierte Monopole. Der Staat missachtet wieder einmal Eigentumsrechte. Eigentum gilt nur für endliche Dinge, nicht aber für unendliche. Ein Autor kann mir z.B nicht verbieten, dass ich sein Werk kopiere und weiterverkaufe. Würde er das tun, so würde er mein Eigentum verletzen. Da er mir verbieten würde, mein Papier und meine Tinte zu benutzen. Papier und Tinte sind aber mein Eigentum.

    Ohne diese Nazi-Gesetze hätten wir bestimmt schon eine weitere industrielle Revolution.

    Kopieren ist gut. Das ist auch mit ein Grund warum China so schnell aufholt. Da Lizenzen(GPL z.B) usw... also keine Gültigkeit haben, beachte ich sie auch nicht.



  • Ich empfinde die GEMA nicht als einen verbrecherischen Verein. Und erst Recht nicht würde ich das mit den Nazi's in irgenteiner Verbindung bringen wollen. 😞

    Ich empfinde vieles als durchaus in Ordnung, aber in einigen Fällen wird gerne seitens des Gesetzes über die Stränge geschlagen. Der Bürger seinerseits schlägt oftmals auch über die Stränge. Ich emfinde die Gesetzgebung daher oftmals als ein Wechsel- bzw. Optimierungspiel zwischen Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit.

    Und genau im Fall des Kindergartens ärgert es mich ganz konkret, das wenn ich mit den Kinder ein Lied proben möchte und dazu 20 Fotokopien machen möchte, ich GEMA Gebühren bezahlen muss, obwohl sein geistiger Eigentümer schon lange tot ist. Vielleicht spielt aber hier auch der Faktor der gewerblichen Nutzung eine Rolle. Ich weis es nicht. Es wurde hier auch angedeutet das die Verlage die Nutzungsrechte haben könnte. Aber dann verstehe ich nicht wie die Nutzungsrechte überwechseln konnte bzw. warum sie nicht als Allgemeingut (wie dies bei Fussball (?) auch entschieden wurde) gilt. Wäre die GEMA Gebühr eine Steuer zur Sicherung der kulturellen Gutes, könnte ich das Ganze verstehen.

    Die mediale Stimmung "Raubkopierer sind Verbrecher" macht sie Sache nicht besser, da sie aufgrund der mangelnden Rechtslage oftmals falsch verstanden wird. 😞

    Thema Raubkopien:
    Stellt euch einfach mal vor, ihr wärt Chef einer kleinen mittelständigen Firma und hättet für ein Softwareprodukt 100.000 € investiert (Löhne, Entwicklungsumgebungen,...). Jetzt wollt ihr das Produkt herausbringen und somit hoffentlich die Investitionskosten wieder hereinholen. Aber wenn jetzt jeder Raubkopien machen darf, verkaufe ich maximal ein paar handvoll meiner Softwareprodukte s.d. 99% der Investionskosten in den Sand gesetzt wurde. Ein Todesurteil für die Firma. 😞

    Selbst in der Musikbranche ist die Sache relativ ähnlich, auch wenn es dort einige Leute gibt die viel Geld verdienen. Wenn die Sache mit den Raubkopien so weiter gegangen wäre, hätte es garantiert eine Firma im Internet gegeben, welche die aktuellen Musik CD's kauft und Kopien kostenlos in Netz stellt hätte. Die Verkaufzahlen wären dann enorm zusammengebrochen, weil es ja diese kostenlos in Netz gäbe. Und peng wären die ersten Musikbranchen zusammengebrochen bzw. bankrott gegangen. Ein Todesurteil für die Musikbranchen. 😞

    Warum sollte man dann noch Software entwickeln bzw. Musik produzieren wenn man dank Raubkopien nur eine Handvoll seiner Produkte verkauft ? Von Ruhm und Ehre kann eine Firma nicht überleben, denn dank der Raubkopien wurde ihre Idee bzw. ihre Erfindung/Kunst ihr geistiges Werk, in das Investitionen geflossen sind, gestohlen und von anderen vermarktet. Der eine macht die ganze Arbeit und der andere staubt diese Arbeit ab. Typisches Merkmal von Diebstahl.

    Nur weil die Musikbranche von vielen Menschen gehört wird und sie dadurch eine Menge Geld verdienen und vielleicht sogar ein wenig geldgeil sind, ist das noch lange keine moralische Rechtfertigung für Raubkopien.

    Also bitte sage mir nicht dass das Vervielfältigen von digitalen Medien im Allgemeinen kein Diebstahl wäre. 😉

    PS:
    Der Grund warum China aufholt ist relativ einfach. Es ist ihre mangelnde Gesetzgebung bezüglich Gerechtigkeit sowie ihre unerschöpfliche Quelle an Human Resources. Arbeitsnehmerrechte, Umweltschutz, Freizeit, Lohn sind dort nur wirtschaftliche Hindernisse. 😉

    China's Nachwuchs möge zwar vielleicht besser in PISA abschneiden. Und wenn die Selbstmordrate unter den Kindern dank des Drills X mal so hoch ist wie in Deutschland, juckt das dort keine Sau.

    Und wenn dort 20 Millionen Menschen an AIDS's krepieren, weil die Herrscher Blutkonserven benötigen und dummerweise verseuchte Spritzen nahmen, juckt das dort auch keine Sau.

    ...



  • @Bitte ein Bit:
    Das ist zu einfach betrachtet. Wären wirklich nur "Arbeitsnehmerrechte, Umweltschutz, Freizeit, Lohn" der Grund für das Boomen, hätte Afrika aufgrund der besseren Rohstofflage seit 50, 60 Jahren boomen müssen. Dazu braucht zusätzlich es einen enormen Mentalitätsunterschied und ein passendes politisches System. Mit dem stalinistisch geprägten Maoismus hat sich der gelbe Riese jahrzehntelang selbst behindert.

    Wenn Du einen Chinesen fragst, wie er seine Patentstrategie ausrichtet, um sein geistiges Eigentum zu schützen, wirst Du einen ähnlich unverständigen Blick ernten, wie wenn Du ihn fragst, wie er es machen will, daß geerntete Äpfel nach dem Verkauf wieder zurück an den Baum fliegen.

    Gut, China hat eine Kreativitätsklemme, aber darum kann man nur dankbar sein.

    Andererseits führen Urheberrechtssschutzgesetze zu anderen Absurditäten:
    - Ein Freund meines Vaters hatte eine Maschinenbaufirma und sich über seinen amerikanischen Ableger mit einem Branchenriesen angelegt. Im Lauf des eigentlich klaren Patentstreits hatte sich der Gegner durch Aufkauf einer anderen Firma in Besitz derer Patente gebracht, die eigentlich eine andere Anwendung verfolgten. Wie auch immer, es kam zu einer Gegenklage, in der nicht nur sein Patent in den USA aufgehoben wurde, sondern er noch für die Nutzung des anderen Patents zahlen mußte. Die amerikanische Tochterfirma ist dabei draufgegangen und die deutsche Mutter beinahe auch noch.
    - Ein Klassenkamerad ist in der Filmmusikbranche und mal mit Ralf Siegel zusammengerappelt. Genau hat er's mir nie erzählt, aber er wär' ziemlich im Eimer gewesen, wenn Siegel bis zum Letzten gegangen wäre. Wie schnell man auch unabsichtlich zum Kopisten wird, hat mal Robert Palmer zu seinem Titel "Some guys have all the luck" erläutert (vs. Junior Tucker).
    - Sogar das Markenrecht ist gefährlich: Eine Bekannte, lustigerweise gebürtige Rotchinesin wollte mal alles richtig machen und ihren Firmennamen (Computervertrieb) nach 10 Jahren als Wort/Bildmarke beim DMPA registrieren lassen und hatte damit schlafende Hunde geweckt. Medion ging über eine eigentlich stillgelegte Tochter bis zur letzten Instanz und gewann dort. Bis dahin war eine Viertelmillion Euro an Anwaltskosten usw. futsch. Dann kam noch die Bemessung des Schadens durch die widerrechtliche Verwendung des Medion- Labels "Lifetec", was man bilanzieren muß. Peng, tot! Konkursverwaltung und erstmal 40 von über 50 Leuten rausgeschmissen.
    - Die Geschichte von der Hartzie- Mama, die für die Tauschbörsenteilnahme ihrer Tochter etliche Tausender hinstrecken muß, hab' ich schon erzählt.

    Das Absurde dabei ist, daß immer nur die Reichen ihre (gelegentlich vermeintlichen) Rechte durchsetzen können, mitnichten arme Künstler und Denker geschützt werden. Es hat sich eine Rechtsverdreherindustrie mit eigener, verquerer Logik entwickelt, der das eigentliche Rechtsgut völlig egal ist.

    Und das gibt's halt in China so nicht.

    Edit- Nachtrag:
    Achtung ⚠ :Patenrechtssachen, Markenrechtsverstöße Tauschbörsenteilnahmen und anderer Diebstahl geistigen Eigentums können Existenzen auslöschen. Dies gilt nicht für deutsche Minister 😉 .



  • Bitte ein Bit schrieb:

    Der Grund warum China aufholt ist relativ einfach. Es ist ihre mangelnde Gesetzgebung bezüglich Gerechtigkeit sowie ihre unerschöpfliche Quelle an Human Resources. Arbeitsnehmerrechte, Umweltschutz, Freizeit, Lohn sind dort nur wirtschaftliche Hindernisse. 😉

    Der Hauptgrund weswegen China so aufholt ist, dass die Wirtschaft stark privatisiert wurde. Je weniger Staat desto besser.


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