Was ist nur los mit den Chinesen?



  • Danke Nobuo!

    Es scheint so zu sein, als ob das Mädchen den Wagen als parkend wahrnimmt und sich dann von irgendetwas ablenken lässt. Vermutlich hat der Fahrer auch irgendwoanders hingeguckt, eventuell dort, wo das Mädchen hinschaut. Zum Schluss sieht er das Mädchen vermutlich gar nicht, wegen der erhöhten Front. Man weiß gar nicht was schlimmer ist, der Aufprall am Anfang, Kopfaufschlagen auf den Asphalt oder das Überrollen mit dem schweren Wagen direkt unter dem Hals über Brust und Schulter. Da das Mädchen sich noch bewegt, scheint es nicht (sofort) in Koma gefallen zu sein, trotz des extremen Schocks und der (mehrfachen) Zerstörung.

    Naja, und da das Kind vermutlich nicht schreit, vielleicht wegen Lungenquetschungen, -rissen oder ähnlichem, wird es wohl auch kaum wahrgenommen.

    Das wenige, was man machen kann, ist Kinder sorgfältiger und umfangreicher auszubilden, auch mehr Sensibilität für Lieferfahrzeuge muß her, manche Unternehmensfahrer fahren z.B. unter Zeitdruck, um überhaupt was zu verdienen, oder keine Verdienstabzüge wegen Verspätung in Kauf zu nehmen. Ja, sogar Schüler bekommen Notenabzüge, wenn sie zu spät mit dem Auto kommen.

    Man kann versuchen, Lastwagenfahrer noch besser auszubilden, zu sensibilisieren, oder zusätzliche Lastwagenaugen erfinden.

    Man kann versuchen, Autos intelligenter zu machen, dass sie erkennen, was der Fahrer gerade übersieht.

    Letztlich muß mehr Lieferverkehr auf die Schiene, aber Geiz ist geil, auf die paar Verkehrstoten mehr kommt es nicht an?

    Und da man in so manchen Städten eh kaum vorankommt, wäre alternative Belieferung mit Pferdegespannen oder Fahrrädern oder Motorrädern auch eine Überlegung wert.

    Oder vielleicht hilfte es auch, wenn Lieferwagen in Städten oder Orten in China ein bestimmtes Warnsignal abgeben, ähnlich, wie Züge das machen.



  • Gruum schrieb:

    Es gibt ja auch so viele Chinesen, der Aufwand ein Mädchen zu retten lohnt sich vermutlich gar nicht.

    Oh, ein neuer Foren-Misanthrop.
    Das kann ja nett werden.



  • Soll sich das gelbliche Volk doch gegenseitig überfahren...



  • Also 70 Millionen wären auch schon genug, um ein Leben als unwichtig zu erachten... dämliche Argumentation. War aber ohnehin nicht ernst gemeint.



  • Hmm merkwürdig,

    als ich das Video anschauen wollte, schlug bei mir der Virenscanner an...


  • Mod

    nachtfeuer schrieb:

    ... Oder vielleicht hilfte es auch, wenn Lieferwagen in Städten oder Orten in China ein bestimmtes Warnsignal abgeben, ähnlich, wie Züge das machen.

    Das war Satire, oder? Einschließlich der davor stehenden Sätze. Ich hoffe es mal.


  • Mod

    Nun ja, mit den Chinesen ist das eben noch alles bißchen schwierig.

    1. Zum einen sind das die Nachwirkungen der Kulturrevolution. Die älteren Leute haben das noch erlebt, daß man durch das Tragen einer Brille zum Volksfeind werden konnte. Gesellschaftliche Strukturen und Regeln der Gemeinschaft wurden zerschlagen zu Gunste von "Arbeite, folge der Partei, diene der Partei". Die meisten Anzeigen in der Zeit der Kulturrevolution kamen vom Ehepartner!

    Das gegenseitige Vertrauen wurde grundlegend zerschlagen und zerstört. Das kommt erst nun langsam mit der Rückbesinnung auf ältere Werte zurück.

    So ist das eben, wenn der Staat mit Gewalt versucht seine Bevölkerung zu erziehen.

    [Das ist nicht unähnlich zu Kambodscha, wo jegliche Zivilstruktur der Gesellschaft zerschlagen wurde - ohne die Mönche, Lehrer und Intellektuellen gibt's eben niemanden mehr, der zu Rücksicht mahnt und erzieht. Das dauert einige Generationen, bis das wieder nachwächst.]

    Die einzige wirkliche Regel zur Zeit ist "wenn ich zu langsam bin sind andere schneller als ich". Erst mit einer gewissen Zufriedenheit und Sattheit setzt jetzt in den Städten wieder eine Rückbesinnung auf "höhere Werte" ein.

    1. Die Polizei in China ist auch nicht Dein Freund und Helfer, sondern eher "derjenige, der Dir Deinen Job, Deine Wohnung und Deine Familie nehmen kann". Kontakt mit der Polizei kann gefährlich sein. Sind die eigenen Papiere in Ordnung? Hat man überhaupt eine Aufenthaltserlaubnis für diesen Ort, wo man Unfallzeuge wurde? Ist man korrekt gemeldet?

    2. Dazu kommt noch ein generell in Asien anzutreffendes etwas eigentümliches Verständnis von Schuld und Haftung - Beispiel Autounfall: derjenige, dem die Vorfahrt genommen wird, hat auch Schuld. Wäre er nicht da gewesen, hätte es nicht den Unfall gegeben. Oder wer das größere Auto fährt, hat auch mehr Schuld, denn er kann mehr vom Schaden bezahlen. In diesem Umfeld wird man als Helfer rasch zum Unfallbeteiligten, der sich am Schaden beteiligen muß. Rettet man das Leben, hat man ja die Krankenhauskosten verursacht.

    3. Der Verkehr in China ist die Hölle. Man muß bei jedem Schritt und Tritt auf Fahrzeuge aller Art aufpassen, selbst Fahrräder sind eine Gefahr. Besonders gefährlich inzwischen die zahllosen Elektromotorräder, die lautlos herankommen. "Laufen auf dem Gehsteig" ist in China Streß und man muß pausenlos auf seine Umgebung achten.

    4. Auf Märkten und Verkaufsständen sind immer und überall Kinder zu finden, da die Familie in ihrer "Mikro-AG" dort auch wohnt, die Kinder vor der Schulzeit sind da auch immer dabei, spielen zwischen den Gassen und Gängen, die Schulkinder machen dort ihre Hausaufgaben, das ganze Leben spielt sich dort ab. Vermutlich hat der Fahrer das gar nicht besonders wahrgenommen. Das ist zwar optisch sehr dramatisch, aber wohl wirklich "nur" ein Unfall. Erst das Verhalten der ganzen Fußgänger ist der eigentliche Skandal.

    5. Generell gibt es ein asiatisches Verhalten das Mitgefühl auf seine eigene Gruppe zu beschränken, die dann ungefähr gegliedert ist als Familie, Familienclan, Dorf, Firma, Sprach-/ethnische Gruppe, Land. Solche Dinge wie bei uns, daß man jeden Führerscheinneuling zwangsweise zu einem Erste-Hilfe-Kurs schickt (egal wie effektiv das am Ende ist), sind in diesem Umfeld einfach nicht entstanden. Außerhalb dieser Gruppen sind Asiaten oft eher ängstlich und zurückhaltend.

    6. Es gibt bei uns auch immer wieder diese Videos, wo Leute vorbeilaufen (bei einer Schlägerei kann man die Nichteinmischung verstehen, aber per Handy die Polizei anrufen geht doch), oder vorbeifahren. Hier ist es eben sehr krass, weil die Leute einfach um das Kind herumlaufen, aber die Mentalität gibt's bei uns grundsätzlich auch, vielleicht nicht so sehr auf die Spitze getrieben wie durch die von mir genannten Punkte 1) bis 3).



  • Informativer Post 👍



  • nachtfeuer schrieb:

    Letztlich muß mehr Lieferverkehr auf die Schiene, aber Geiz ist geil, auf die paar Verkehrstoten mehr kommt es nicht an?

    Verkehr auf die Schiene zu zwingen würde die Transportkosten erhöhen und das Leben auf dem Land teurer machen und mehr Druck bewirken, daß ärmere Leute in die Städte ziehen müssen, kurzum Verslummung (etwas, das wir in Deutschland zwar auch kennen, aber nirgends wird es viel schlimmer als Offenbach.) und im Slum dreht sich keiner um, wenn einer am Straßenrand krepiert, also ist Deine Idee kontraproduktiv.



  • Mein Onkel hat mal gesehen, wie ein mittelalter Typ an einer riesengroßen Kreuzung über den Haufen gefahren wurde, der Mann hat gebrüllt wie am Spieß, erst als das dritte Auto über den Mann geholpert ist, hat der endlich aufgehört zu kreischen. Die anderen Fußgänger haben sich nicht weiter drum gekümmert, noch weniger die Autofahrer.
    Mein Onkel wollte sich aber auch nicht unterstützungslos auf die Kreuzung wagen, weil er Angst hatte, ebenfalls von der Platte geputzt zu werden. Schließlich hat er einen Polizisten gesehen, den er mitschleppen wollte, aber der hat nur abgewinkt und bedeutet, daß Einsatzfahrzeuge unterwegs seien.
    Als die ankamen, konnten sie im wahrsten Sinne des Wortes nur noch Matsch vom Asphalt kratzen, soviele Karren waren da mittlerweile drübergefahren.
    Mein Onkel hat noch gemeint, sowas hätte er weder vorher noch nachher irgendwo auf der Welt in dieser Heftigkeit erlebt.
    Das war überdies Moskau im Februar 1982.

    Die Chinesen hatten aber schon immer eine besondere Einstellung zum "none of my business". Kulturrevolution hin oder her, wenn ich den Briefen meines Uropas glauben kann, der nach dem Boxeraufstand Polizeioffizier in der deutschen Kolonie um Tsin-Tao (richtig, Deutsche ohne Bier - undenkbar!) war, hat ihn schon damals die "hopefully not me"- Einstellung genervt nebst den unglaublich grausamen öffentlichen Hinrichtungen für Bagatelldelikte. Was ich da an Rohheiten gelesen habe, geht in Richtung Auschwitz oder Warschauer Ghetto. Was auch immer Schlimmes jemandem nicht zum eigenen Clan Gehörigen passiert ist, war schon immer "Big Fun". Er war jedenfalls sehr froh, daß er zwei Jahre später in eine Präfektur in Deutsch- Ostafrika versetzt wurde.



  • Die Chinesen hatten aber schon immer eine besondere Einstellung zum "none of my business".

    Passt zwar nicht ganz, geht aber in die Richtung:
    http://blogs.msdn.com/b/oldnewthing/archive/2010/12/09/10102459.aspx



  • Wenn man annimmt, dass das Kind Schulterverletzungen hat, innere Quetschungen, Lungenriß etc. wirkt es auf mich nicht so toll, wie die Frau das Mädchen an den Armen von der Straße zieht. Es scheint aber auch so zu sein, wenn die Kinder vorzeitig Kampftraining machen, wie Judo oder Kung Fu, dass sie aus Verkehrsunfällen unbeschadeter herauskommen, als ohne solchem oder ähnlichem Training.

    Sozialklimbim: Ja, die Chinesen haben eine recht eigentümliche Kultur, aber im großen und ganzen sind die gleichen Knalltüten, wie alle anderen auch, genauso empfindsam, oder mißgünstig wie du und ich. Sind sie es weniger wert, Mitleid zu empfinden? Ist Mitleid so unerwünscht, dass ich mich mit einer Sozialanalyse oder Zynismus herausreden muß?

    Dabei gibt es in China viele Auslandinvestoren wie Bosch oder Sportler wie Boll, welche "den Chinesen" Werte unterjubeln könnten. Zum Beispiel Geiz ist Geil.
    (Nein, das war jetzt Satire)

    Vielleicht müssen individuell Lösungen gefunden werden, also Ort für Ort. Hier in Deutschland gibt es z.B. Verkehrskonzepte wie Freiburg, die sind vielleicht auch nicht die schlechtesten.

    Mißgunst hat im Straßenverkehr nichts zu suchen. Kooperation, Nüchternheit und Antizipation ist angesagt.


  • Mod

    @nachtfeuer: Du kommst nicht so oft raus, oder?

    nachtfeuer schrieb:

    Dabei gibt es in China viele Auslandinvestoren wie Bosch oder Sportler wie Boll, welche "den Chinesen" Werte unterjubeln könnten.

    Das ist nicht so einfach. Mal abgesehen von der Sprachbarriere an sich, hat Kommunikation ja bekanntlich diverse Aspekte... unter anderem gemeinsamer Symbolvorrat und gemeinsames Protokoll. Selbst wenn man also mal die Hürde überwindet und einen Chinesen findet, der für eine philosophische Diskussion ausreichend Englisch spricht, steht noch lange nicht fest, daß er mit dem Begriff "compassion" etwas anfangen kann.

    Hinter diesen philosophisch-gesellschaftlichen Wörtern stehen ja gewachsene gesellschaftliche Konzepte, die völlig anders sind. Nun einfach das Wort zu nehmen und davon auszugehen, daß man das überträgt... sehr gewagt. Vor allem befindet sich der Gesprächspartner ebenfalls in einem Gesellschaftskonzept, das für ihn schlüssig ist. Warum noch mal soll er mir folgen?

    Als man letztmalig westliche Gesellschaftskonzepte nach Asien trug, geschah das durch die Spanier auf den Philippinen. Sehr erfolgreich - die ursprüngliche Kultur, Sprache und Religion ist fast verschwunden, die sind von allen Asiaten am Europäischsten. Mit denen kannst Du auch über diese Werte diskutieren.

    Vor allem schätzen die Chinesen auch die Dinge an uns (Deutschen) am meisten, die wir selbst gar nicht so wahrnehmen. Man transportiert schon Werte, aber vielleicht auch unbewußt auf anderer Ebene, und nicht diese, die man gerne transportieren würde.

    Ganz kurz gefasst: das ist alles nicht so einfach... sehr zeitraubend und kraftaufwendig, für die "Werteübertragung" hat man da nicht so viel Möglichkeiten.


  • Mod

    Den Artikel hätte ich auch schreiben können:

    http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,792573,00.html

    Ich sollte das Fach wechseln.



  • Würde mich nicht wundern, wenn die Chinesen in 20 Jahren kleine Roboter zur Welt bringen. Roboter die konservativ, gefühlskalt und geimeinschaftslos sind und nur nach ihrem eigenen Willen handeln, ohne auf jegliche soziale Kompetenzen zu zählen.

    China war schon immer für mich so ein Ort in meiner Fantasie, wo die Menschen sich grundlegend von der restlichen Welt abgrenzen.



  • Kóyaánasqatsi schrieb:

    Würde mich nicht wundern, wenn die Chinesen in 20 Jahren kleine Roboter zur Welt bringen. Roboter die konservativ, gefühlskalt und geimeinschaftslos sind und nur nach ihrem eigenen Willen handeln, ohne auf jegliche soziale Kompetenzen zu zählen.

    China war schon immer für mich so ein Ort in meiner Fantasie, wo die Menschen sich grundlegend von der restlichen Welt abgrenzen.

    Wie ich Pauschalisierungen auf ganze Völker hasse...



  • Jodocus schrieb:

    Wie ich Pauschalisierungen auf ganze Völker hasse...

    Deswegen habe ich auch mit Marc++us' Analyse ein Problem.
    Aber ich muß zugeben, daß ich von vielen Chinesen belogen wurde und sie inzwischen vereinfachend in die Schublade "Lügner" stecke. Einzelpersonen können anders sein, aber müssen sich erst, wenn sie Chinesen sind, lange emporarbeiten.



  • ..



  • Erhard Henkes schrieb:

    Ist doch gut, wenn das Überwachungs-Video gegen Diebstähle diese Wirkung hat. Das Kind wird überleben, und China diskutiert im Internet über seine eigene Gleichgültigkeit. Weiter so! Als nächstes Menschenrechte, Todesstrafen, Abtreibungen, ...

    Erklär mal den letzten Punkt vor den...
    Willst du Modell USA oder Modell Europa?



  • Jodocus schrieb:

    Wie ich Pauschalisierungen auf ganze Völker hasse...

    Das ist in dem NadrW Forum leider öfters anzutreffen. 😞

    So getreu dem Motto:
    In Helgoland wird ein Mensch wegen seiner Hautfarbe umgebracht und man fragt deswegen einen Bayern: "Warum tut ihr Deutsche so etwas ?"


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