Frage zu Solarfirmen
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Im Fernsehen kommen immer wieder Berichte, das Solar Modul Firmen (Photovoltaik) Pleite gehen.
Nun frage ich mich, was diese Firmen die pleite gehen genau gemacht haben:
Stellen diese Firmen die pleite gehen wirklich aus Silizium die Solarmodule an sich her?
Oder löten die nur die einzelnen Teilsolarmudule zu den großen Platten zusammen die aufs Dach kommen?
Oder machen die beides?
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Da gibt es alles. Auf welche Firma beziehst Du Dich genau?
QCells hatte zum Beispiel seinen Schwerpunkt AFAIK bei der Wafer-Produktion, hatten aber auch das komplette Angebot inklusive Modulherstellung abgedeckt.
Was diese Firmen typischerweise nicht machen ist die Herstellung von hoch reinem Silizium. Das machen dann Chemiefirmen wie Wacker. Auch die Herstellung und Entwicklung der benötigten Maschinen wird AFAIK nicht gerade von den betroffenen Unternehmen durchgeführt.
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Gregor schrieb:
Da gibt es alles. Auf welche Firma beziehst Du Dich genau?
QCells hatte zum Beispiel seinen Schwerpunkt AFAIK bei der Wafer-Produktion, hatten aber auch das komplette Angebot inklusive Modulherstellung abgedeckt.
Was diese Firmen typischerweise nicht machen ist die Herstellung von hoch reinem Silizium. Das machen dann Chemiefirmen wie Wacker. Auch die Herstellung und Entwicklung der benötigten Maschinen wird AFAIK nicht gerade von den betroffenen Unternehmen durchgeführt.
Ich hatte keine konkrete Firma im Sinn. Ich habe mich nur allgemein dafür interessiert. Bei den Sendungen werden immer irgendwelche Leute gezeigt, die mit Lötkolben die Module zusammenbauen und dann sagen sie hätten Angst um ihre Arbeitsplätze.
Ich hatte eigentlich gedacht, dass das alles ist was die machen und habe mir dann gedacht, dass es ja normal ist, dass man beim Zusammenlöten nicht mit den Chinesen mithalten kann.
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Ich bin mir nicht sicher, wie viele Arbeitsstunden in so ein Solarmodul fließen, so dass ich auch nicht sagen kann, inwiefern die Chinesen dort durch billige Arbeitskräfte der europäischen Konkurrenz überlegen sind.
Man hört allerdings oft, dass chinesische Solarfirmen direkte Zuschüsse vom chinesischen Staat kriegen. In Deutschland steht dem das EEG gegenüber, das die Solarindustrie unabhängig von der Firma und den Standorten der Betriebe subventioniert.
Wenn das so stimmt, frage ich mich, warum man nicht einfach schon vor Jahren chinesische Solarmodule mit einem hohen Einfuhrzoll belegt hat. Stattdessen hat man zugesehen, wie die heimischen Photovoltaikfirmen dem Wettbewerb mit China immer weniger gewachsen waren.
Andererseits ist wohl die Frage, was man mit dem EEG eigentlich subventionieren möchte. Will man eine starke Photovoltaikindustrie im eigenen Land aufbauen? Oder will man möglichst schnell zur "Energiewende" kommen.
Unabhängig davon gibt es durchaus auch in Deutschland jede Menge Firmen, die mit der Photovoltaik Geld machen. Allerdings scheinen das nicht die klassischen Photovoltaikunternehmen zu sein. Stattdessen sind es eher Firmen, die an anderen Punkten der Wertschöpfung in dem Bereich beitragen. Das wären zum Beispiel Chemiefirmen wie Wacker Chemie, oder auch die Firmen, die die Maschinen entwickeln und herstellen, die in der Photovoltaikherstellung benötigt werden.
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Worum geht es bei dieser Frage?
1. Um staatlich (China?) subventionierte Dumpingpreise in der Produktion der Solarkomponenten?
2. Um Wirtschaftsförderung und Schaffung von Arbeitsplätzen im eigenen Land?
3. Um die Sicherstellung technologischer Spitzenposition im eigenen Land?
4. Um die Energiepolitik?Ich denke: Wenn mit der Herstellung einzelner Komponenten kein Geld mehr zu machen ist, dann muss man:
1. Unfairen Wettbewerb durch Zölle unterbinden
2. Sich stärker auf die Gesamtkonzeption von Solaranlagen erweiten
3. Neue bessere Technologien suchenDie Photovoltaik war einst ein Bereich für Wissenschaftler und Hobbybastler. Innerhalb weniger Jahre hat sich das zu einem Industriezweig entwickelt. Auch hiess es, in Deutschland lohnt sich das nicht weil die Sonne dort zu wenig abliefern kann.
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Andreas XXL schrieb:
Stellen diese Firmen die pleite gehen wirklich aus Silizium die Solarmodule an sich her?
Oder löten die nur die einzelnen Teilsolarmudule zu den großen Platten zusammen die aufs Dach kommen?
Oder machen die beides?
Man findet beide Varianten. Ein paar von den kleineren Firmen der letzten Zeit waren tatsächlich welche, die nur Module aus den Zellen löten, mit kleiner Kapazität - 50 bis 200MW pro Jahr.
QCells z.B. macht aber ab der Kristallisation bis zum Modul alles, einschließlich des Systemgeschäfts.
Gregor schrieb:
Da gibt es alles. Auf welche Firma beziehst Du Dich genau?
QCells hatte zum Beispiel seinen Schwerpunkt AFAIK bei der Wafer-Produktion, hatten aber auch das komplette Angebot inklusive Modulherstellung abgedeckt.
QCells kommt eigentlich aus der Zellfertigung (daher der Name!), d.h. ursprünglich haben Sie aus Si-Wafern durch Beschichtungsprozesse Zellen gefertigt. Die Erweiterung zum Wafering und zu den Modulen kam aus der Notwendigkeit, die Wertschöpfungskette zu vervollständigen. Das Wafering wurde zwar in Ostdeutschland angefangen, aber dann begannen bereits die Krisen, und das Zeugs wurde nach Malaysia umgezogen.
Gregor schrieb:
Was diese Firmen typischerweise nicht machen ist die Herstellung von hoch reinem Silizium. Das machen dann Chemiefirmen wie Wacker.
Das stimmt für die Masse der DEUTSCHEN Solarfirmen. Ausnahme: Solarworld. Die machen schlauerweise auch das Si selbst.
Und praktisch alle chinesischen Firmen versuchen, diesen Prozessschritt ebenfalls im eigenen Haus zu machen. Das ist auch völlig logisch, das Solargeschäft besteht letztlich aus folgenden Hauptschritten:
- Si-Herstellung
- Kristallisation
- Wafering
- Zellenfertigug
- Modulproduktion
- Systemgeschäft (d.h. n-Module mit Wechselrichtern, Speichern, etc, bildet die Solaranlage)Eine Firma, die alle Schritte unter einem Dach hat, muß natürlich nicht bei jedem Prozessschritt 10% Marge einrechnen, und kann billiger anbieten. Ist aber das auf 6 Firmen aufgeteilt, wird das Endprodukt natürlich zwangsweise teurer (6mal Wasserkopf, etc).
Gregor schrieb:
Auch die Herstellung und Entwicklung der benötigten Maschinen wird AFAIK nicht gerade von den betroffenen Unternehmen durchgeführt.
Selbstverständlich nicht. Deutscher und Schweizer Maschinenbau. Im Schwarzwald wimmelt es davon. Wenn man in China bei einer Solarfirma in der Kantine ißt, hört man überall nur schwäbisch...
Andreas XXL schrieb:
Bei den Sendungen werden immer irgendwelche Leute gezeigt, die mit Lötkolben die Module zusammenbauen und dann sagen sie hätten Angst um ihre Arbeitsplätze.
Ich hatte eigentlich gedacht, dass das alles ist was die machen und habe mir dann gedacht, dass es ja normal ist, dass man beim Zusammenlöten nicht mit den Chinesen mithalten kann.
Das stimmt. ABER interessanterweise gehen die Chinesen jetzt alle auf Automatisierung... mehr und mehr Schritte werden von den Arbeitern hin zu (noch überwiegend) deutschen Maschinen verlagert. Grund: nur so kann man gleichbleibende Qualität garantieren.
Gregor schrieb:
Man hört allerdings oft, dass chinesische Solarfirmen direkte Zuschüsse vom chinesischen Staat kriegen.
Das stimmt offensichtlich, aber der deutsche Staat oder die Länder würden NIE eine Solarfirma bei Frankfurt/Oder mit Geld, kostenlosen Grundstücken, erlassenen Gebühren, Zuschüssen oder ähnlichen Dingen unterstützen. Selbstverständlich sind die Solarfirmen alle in die ehemaligen deutschen Braunkohlegebiete gegangen, weil die Landschaft dort so schön ist... mal im Ernst, natürlich gab es Solarfirmen im Osten nur, weil man dort neue Industrie aufbauen wollte und Geld mit der Schaufel verteilt hat. First Solar - eine US-Firma - ist warum wohl dorthin gegangen? Sie hätten auf der ganzen Welt jeden beliebigen Standort wählen können...
Die Förderung durch den Staat kann als Begründung nicht herhalten, sowohl die Chinesen als auch die Deutschen haben ihre Firmen ordentlich unterstützt. Allerdings die Chinesen wohl schlauer, weil es den Firmen jetzt besser geht und sie größer sind.
Gregor schrieb:
In Deutschland steht dem das EEG gegenüber, das die Solarindustrie unabhängig von der Firma und den Standorten der Betriebe subventioniert.
Wenn das so stimmt, frage ich mich, warum man nicht einfach schon vor Jahren chinesische Solarmodule mit einem hohen Einfuhrzoll belegt hat.
Vermutlich ging es den Leuten tatsächlich mehr um die Energiewende, als um die Standortförderung. Auf der anderen Seite, wenn es Strafzölle gegeben hätte, dann wären die Solarmodule heute nicht so günstig... immerhin kann man inzwischen in Italien - wo die Sonneneinstrahlung höher ist - tatsächlich Anlagen aufbauen, die Grid Parity haben.
Für die Rettung der Welt ist das EEG also ein voller Erfolg... ist doch ein deutsches Steckenpferd, immer die Welt im Blick zu haben.
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Marc++us schrieb:
Für die Rettung der Welt ist das EEG also ein voller Erfolg... ist doch ein deutsches Steckenpferd, immer die Welt im Blick zu haben.
Das war aber eine sehr seltsame Art, weil wir mit dem EEG ja vorrangig die konventionellen Kraftwerke in der EU quersubventionieren.
Warum? Das EEG hat kein einziges Gramm CO2-Ausstoß verhindert, mehr oder weniger nach Definition.
Wir haben in Europa einen Markt mit Emissionszertifikaten, d.h. die EU sagt im wesentlichen: "hey, in der EU werden in jedem Jahr X Tonnen CO2 ausgestoßen, wie ist uns egal, Hauptsache ihr habt ein Zertifikat dafür." (Und dann werden, auf etwas seltsame Art und Weise diese Zertifikate verteilt.)
Wenn jetzt in Deutschland weniger Zertifikate gebraucht werden, weil wir jetzt alle Solarstrom nutzen, dann fällt der Preis eines Zertifikats entsprechend und irgendwer außerhalb Deutschlands kauft es und stößt billiger aus. Das passiert immer, außer, die maximal regulierte Menge wird von der EU verändert oder es bleiben Zertifikate (zum Marktpreis 0) übrig, was mir aber erst mal unplausibel scheint und auch noch nicht passiert ist.
Das ganze Punkt von so einem Cap&Trade-Mechanismus ist es, dass die Substition auf umweltschonendere Herstellungsverfahren dort begonnen wird, wo es als erstes wirtschaftlich ist. Also zB. dass sich eine Solarindustrie dort ausbildet, wo mehr die Sonne scheint usw. Das wurde durch die deutsche Industriepolitik und insb. das EEG relativ effektiv verhindert.
Das Wohle der Welt, mei, gut gemeint ist halt oft das Gegenteil von gut gemacht.
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@Daniel E.:
Du mußt das positiver sehen: durch das EEG wurden die chinesischen Firmen so groß und stark, daß Sie heute im zweistelligen GW-Bereich billigste Module für die beginnenden Märkte in Afrika, Indien, Mittlerer Osten und Asien liefern können, ohne Konkurrenz. Ohne EEG wäre das nie möglich gewesen, und die hätten dort mehr klassische "schmutzige" Kraftwerke ins Auge gefasst.
Du findest das vielleicht unbefriedigend, weil Du den Vorteil für Deutschland nicht siehst - dabei hast Du doch höhere Strompreise bekommen! Dumm ist nur, wenn Du keinen Solarstrom erzeugst.
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Daniel E. schrieb:
Das war aber eine sehr seltsame Art, weil wir mit dem EEG ja vorrangig die konventionellen Kraftwerke in der EU quersubventionieren.
Warum? Das EEG hat kein einziges Gramm CO2-Ausstoß verhindert, mehr oder weniger nach Definition.
Und nicht nur auf der linie war das EEG ein Reinfall. Diese Fixkostensubvention ist einfach das falsche Modell. Besser wäre es gewesen die Zertifikate so teuer zu machen, dass sich Investitionen in Solar lohnen. Dann bildet sich eine Industrie, die auch konkurenzfähig ist.
Das EEG gab eher den Anreiz auf dem momentanen Solar-Entwicklungsstand möglichst viele Module zu produzieren, anstatt die Module solange weiterzuentwicklen, bis sie von alleine Konkurrenzfähig sind. Und nun sieht man, wohin man mit so einem Blödsinn kommt.
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Tobias3 schrieb:
Das EEG gab eher den Anreiz auf dem momentanen Solar-Entwicklungsstand möglichst viele Module zu produzieren, anstatt die Module solange weiterzuentwicklen, bis sie von alleine Konkurrenzfähig sind. Und nun sieht man, wohin man mit so einem Blödsinn kommt.
Ich verstehe nicht, was Du meinst. Die Kosten für Photovoltaikanlagen sind in den letzten Jahren massiv gesunken. Genau so, wie es durch das EEG bezweckt wurde. Wenn die Kostensenkungen in den nächsten Jahren weitergehen, kann Solarstrom auch in Deutschland schon sehr sehr bald mit dem Haushaltsstrompreis mithalten (in 1-3 Jahren).
Der Punkt ist doch, dass man zu großen Kostensenkungen gekommen ist, indem man die Fertigung immer großskaliger und integrierter gemacht hat. Dafür war es nicht nötig, massive technologische Fortschritte bezüglich des prinzipiellen Aufbaus von PV-Zellen zu machen, um damit die Effizienz zu steigern. Das EEG sollte bewirken, dass eine entsprechende Industrie entsteht, die PV-Anlagen kostengünstig herstellen kann. Das hat funktioniert. ...nur ist diese Industrie inzwischen vor allem in China, was etwas enttäuschend ist.
In Zukunft sieht das IMHO allerdings etwas anders aus. Bisher konnte man die Kosten für PV-Anlagen senken, indem man einfach die Kosten der Module gesenkt hat. Diese Kosten haben die Gesamtkosten von PV-Anlagen dominiert. Inzwischen ist es aber vermutlich so, dass die Installationskosten ebenfalls einen erheblichen Anteil an den Gesamtkosten haben. Das heißt, dass entweder die Effizienz in der Installation erhöht werden muss oder die Anzahl der zu installierenden Module verringert werden muss. Ich denke, dass in diesem Zusammenhang der Wirkungsgrad von PV-Zellen an Relevanz gewinnt, auch wenn einzelne Module durch eine damit verbundene aufwändigere Fertigung teurer werden könnten.
Man hat in Vergangenheit eben geguckt, auf welche Art und Weise man die Kosten am einfachsten senken kann. Und eine Erhöhung des Wirkungsgrades war da wohl nicht der beste Weg. Mal schauen, wie das in Zukunft weiter geht.
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Gregor schrieb:
Ich verstehe nicht, was Du meinst. Die Kosten für Photovoltaikanlagen sind in den letzten Jahren massiv gesunken. Genau so, wie es durch das EEG bezweckt wurde. Wenn die Kostensenkungen in den nächsten Jahren weitergehen, kann Solarstrom auch in Deutschland schon sehr sehr bald mit dem Haushaltsstrompreis mithalten (in 1-3 Jahren).
http://www.economist.com/node/21532285
Du siehst ja an den ganzen Pleiten, dass dieses ungesunde Wachstum auf lange Sicht nicht gut war. Den Chinesen geht es ja auch nicht besser...
Und wie kommst du auf die drei Jahre??
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Gregor schrieb:
Man hat in Vergangenheit eben geguckt, auf welche Art und Weise man die Kosten am einfachsten senken kann. Und eine Erhöhung des Wirkungsgrades war da wohl nicht der beste Weg. Mal schauen, wie das in Zukunft weiter geht.
Hm, da bist Du etwas auf dem falschen Dampfer. Die Wirkungsgrade steigen seit Jahren kontinuierlich... wenn man von sinkenden Modulkosten spricht, meint man im Regelfall den Preis pro Watt/Peak.
Und letztes Jahr z.B. waren 220Wp-Module Mitte des Jahres aktuell, heute sind es z.B. 250Wp-Module. Gleiche Größe, gleiche Zahl Zellen. Der Modulpreis ist nicht zwangsläufig niedriger als letztes Jahr! Nur bekommst Du für Dein Geld mehr Watt... bzw. die Anlage liefert bei gleicher (geometrischer) Größe mehr elektrische Leistung. Insofern ist die Betrachtung des Verhältnisses von Kosten der Module und Kosten der Installation wohl wenig aussagekräftig, das sollte eher konstant sein, bzw. mit nur leichter Tendenz zu höheren Installationskosten. (Die Zellen tragen etwa 2/3 zu den Modulkosten bei - der Rest ist Glas, Folien, Verbinder, etc.)
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Tobias3 schrieb:
Du siehst ja an den ganzen Pleiten, dass dieses ungesunde Wachstum auf lange Sicht nicht gut war. Den Chinesen geht es ja auch nicht besser...
Und wie kommst du auf die drei Jahre??
Ich persönlich sehe die ganzen Pleiten nicht so kritisch. Es sind in den letzten Jahren Unmengen an Solarfirmen entstanden. Und wenn ein Markt in Bewegung ist, dann müssen eben auch Firmen dran glauben. Das ist halt die Konkurrenz. Auch andere Märkte haben sich rasant entwickelt und zu gewissen Zeiten sind trotzdem viele Firmen in diesen Bereichen zu Grunde gegangen. Zum Beispiel gab es jede Menge Internetfirmen, die in Boomzeiten gegründet wurden aber dann auch schnell wieder weg waren. Trotzdem ist die rasante Entwicklung in dem Bereich gut gewesen. Oder schau Dir den Handymarkt an. Vor ein paar Jahren gab es dort ganz andere große Namen als heute.
Die 1-3 Jahre folgen folgender Logik: Wenn sich Leute Photovoltaikanlagen aufs Dach montieren lassen, weil sie meinen, damit Geld zu verdienen, dann müssen ihre Kosten unter den erwarteten Erträgen liegen. Das heißt, dass das EEG praktisch vorgibt, wann der Punkt erreicht ist, an dem die PV-Anlagen entsprechend wirtschaftlich sind. Das EEG sieht eine Einspeisevergütung oder eine Selbstverbrauchsvergütung vor. Letztere ist natürlich viel geringer und liegt momentan (ohne die gerade diskutierten Änderungen) bei etwa 8-12 Ct/kWh. 2013 wären das 2-6,5 Ct/kWh und danach würde es praktisch gar nicht mehr vergütet werden. Ich denke, der Punkt, an dem man eine PV-Anlage ohne Selbstverbrauchsvergütung wirtschaftlich für den Eigenbedarf verwenden kann, gibt in etwa vor, wann PV-Strom mit herkömmlichem Haushaltsstrom mithalten kann. Insofern steckt in dieser Abschätzung also die Prämisse, dass die Vergütungssätze des EGG ausreichen, um entsprechende Anlagen wirtschaftlich zu betreiben.
Wenn man die Einspeisevergütung betrachtet, sind wir hingegen jetzt schon in etwa an der Schwelle, dass die Vergütungssätze den Haushaltsstrompreisen entsprechen. Da liegen die Sätze für 2012 bei 24,43 Ct/kWh. 20013 wären das weniger als 19Ct/kWh. Allerdings ist es wohl so, dass Anlagen für den Eigenbedarf etwas mehr kosten. Sonst sollte die Selbstverbrauchsvergütung jetzt schon bei 0 sein. ...vermutlich sind da auch noch ein paar Energiespeicher oder ähnliches drin.
Jetzt kommt allerdings die Regierung und sagt, dass die Kosten für PV-Anlagen schon so niedrig sind, dass man einen außerplanmäßigen Schritt in der Verringerung der Vergütungssätze machen kann und die PV-Anlagen trotzdem weiterhin wirtschaftlich betrieben werden können. Die Einspeisevergütung für kleine Dachanlagen wird wohl praktisch sofort um 5 Ct/kWh verringert. Ich kann nicht einschätzen, ob die PV-Anlagen wirklich schon so günstig sind. Aber in Vergangenheit lagen die Vergütungssätze sicherlich oberhalb des zu erwartenden Gewinns. Sonst hätte es nicht diesen Solarboom in Deutschland gegeben. Wir haben da ja in den letzten Jahren mehr oder weniger eine exponentielle Entwicklung gehabt: Alle 5 Jahre hat sich die installierte PV-Leistung in Deutschland verzehnfacht.
Also um es auf den Punkt zu bringen: Wir sind zumindest sehr nah an der Schwelle, dass es sich lohnt, den Strom eher aus der eigenen PV-Anlage zu beziehen als aus dem Netz. ...zumindest für Privathaushalte. "3 Jahre" sind dabei eher eine sehr konservative Schätzung.
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Marc++us schrieb:
Die Wirkungsgrade steigen seit Jahren kontinuierlich...
Interessant. Diese Entwicklung ist an mir vorbeigegangen. Ich suche hin und wieder mal im Netz wie gut die Wirkungsgrade sind und habe da keine wirklich große Entwicklung gesehen. Es kann sein, dass sich in dem Zusammenhang kleine Verbesserungen finden, aber wirkliche Revolutionen habe ich da nicht gesehen. Dieser Aspekt wird zumindest nicht der Hauptgrund hinter den Kostensenkungen der letzten Jahre sein. Zwischen 2009 und jetzt sind die Modulpreise um 2/3 gesunken. Der Wirkungsgrad hat sich aber nicht verdreifacht. Der war damals irgendwo zwischen 15 und 20 Prozent und heute vermutlich immer noch ähnlich (bezieht sich alles auf polykristalline Silizium Solarmodule).
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Gregor schrieb:
Zwischen 2009 und jetzt sind die Modulpreise um 2/3 gesunken. Der Wirkungsgrad hat sich aber nicht verdreifacht. Der war damals irgendwo zwischen 15 und 20 Prozent und heute vermutlich immer noch ähnlich (bezieht sich alles auf polykristalline Silizium Solarmodule).
Aber überleg' Dir mal, 2009 bis 2012, in 3 Jahren... nimm an, daß jede technische Änderung zwischen Kristallisation und Zelle ungefähr 0.1 bis 0.2% Prozentpunkte Leistungssteigerung bedeutet, dann waren 5% mal grob gerechnet 30 technische Änderungen pro 3 Jahre - also praktisch jeden Monat eine Neuerung, die in der Produktion(! - nicht im Labor) eingeführt wurde. Technologiesprünge wären ja eher mit neuer Anlagentechnik gekommen, aber in 3 Jahren ist die Abschreibung noch nicht mal durch, die Anlagen sind noch gar nicht bezahlt.
Der Preisverfall ist natürlich vor allem durch das Mengenwachstum und die niedrigeren Si-Preise mitbestimmt, bis vor einiger Zeit hat die höhere Leistung durchaus den Preisverfall kompensiert. Erst seit etwa einem Jahr ist das völlig entkoppelt und die Preise fallen ohne jeglichen Boden... 5% pro Monat. D.h. wenn ein Lieferant in China etwas auf das Schiff packt, bis es in Rotterdam ankommt, hat es etwas über 5% Wert verloren. Trotzdem sind die Chinesen billiger als deutsche Hersteller.
Aber es ist eher unwahrscheinlich, daß man durch Technologiesprünge noch mal den Preisverfall aufhält. Es gibt ja eine physikalische Obergrenze für den Wirkungsgrad... wenn jetzt wirklich jemand mit einem Schlag 3% erreichen könnte, dann bekäme er ja nur minimal mehr Geld dafür, hat aber eine neue Technologie einführen müssen. [Beispiel z.B. mit fiktiven Preisen 240W-Modul-18% für 200 EUR, jetzt legt er 3% (Prozentpunkte) Wirkungsgrad zu, das neue Modul hat dann 280W, er bekommt dann dafür maximal 230 EUR.]
Anders als bei einem Speicherchip kannst Du bei Solar mit neuer Technologie nur mehr Leistung erzielen, aber keine anderen Features (wie z.B. schneller, höhere Geschwindigkeit, o.ä.), so daß man für die neue Technologie keine höheren Preise verlangen kann außer für die Leistungssteigerung.
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Marc++us schrieb:
Aber es ist eher unwahrscheinlich, daß man durch Technologiesprünge noch mal den Preisverfall aufhält. Es gibt ja eine physikalische Obergrenze für den Wirkungsgrad... wenn jetzt wirklich jemand mit einem Schlag 3% erreichen könnte, dann bekäme er ja nur minimal mehr Geld dafür, hat aber eine neue Technologie einführen müssen. [Beispiel z.B. mit fiktiven Preisen 240W-Modul-18% für 200 EUR, jetzt legt er 3% (Prozentpunkte) Wirkungsgrad zu, das neue Modul hat dann 280W, er bekommt dann dafür maximal 230 EUR.]
Anders als bei einem Speicherchip kannst Du bei Solar mit neuer Technologie nur mehr Leistung erzielen, aber keine anderen Features (wie z.B. schneller, höhere Geschwindigkeit, o.ä.), so daß man für die neue Technologie keine höheren Preise verlangen kann außer für die Leistungssteigerung.
AFAIK basieren die mehrheitlich hergestellten Solarzellen auf recht konventioneller Technologie, die sicherlich stark optimiert ist. Ich weiß aber nicht, in welchem Maße schon wirklich massiv an der generellen Struktur gearbeitet wird. Hat man zum Beispiel das Konzept von Tandem-Solarzellen schon in die Solarzellen integriert, "die man so kaufen kann"? Oder wie sieht es mit der gezielten Nutzung von Quantenpunkten aus. Das war auch oft im Gespräch. Zumindest könnte ich mir durchaus vorstellen, dass es irgendwann mal einen wirklichen Sprung nach oben in den Wirkungsgraden gibt.
Aber wie Du schon sagst: So ein Schritt muss sich erstmal rentieren. Das ist natürlich problematisch, wenn schon eine Massenfertigung mit konventioneller Technik existiert. Bei der Computerchip-Herstellung gibt es ja ähnliche Probleme. Die ganze Technologie ist auf Silizium-Chips ausgelegt. Weitergehende Konzepte sind dementsprechend nur dann erfolgsversprechend, wenn sie mit dem Silizium-Chip-Herstellungsprozess kompatibel sind.
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Tandemzelle: bei klassischem Aufbau (Si) zu teuer, die Materialkosten sind zu hoch gegenüber dem Ertragsgewinn. Könnte für Dünnschicht natürlich interessanter sein.
Das hier sagt eigentlich alles:
http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,823949,00.html
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BTW: Entwicklung der Wirkungsgrade mit verschiedenen Prinzipien / Materialien:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/47/PVeff(rev110826).jpg
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Interessante Grafik. Die steht natürlich im Widerspruch dazu, daß die Industrie pro Quartal 0.1 bis 0.2% mehr Wirkungsgrad in den Zellen liefert. Oder auch nicht: diese Grafik ist die "Laborgrafik". Bis es massenwirksam produziert werden kann, scheint wohl 5 bis 10 Jahre nachzueilen...
In der Massenproduktion hast Du eben die Anforderung nicht einmal einen Peak zu erzielen, sondern jede Stunde 1000mal ein konstantes Fenster zu treffen - das ist manchmal ziemlich weit voneinander entfernt in der Anforderung.
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Hi,
trotzdem sollte man nicht aus den Augen verlieren, dass die Fortschritte nicht nach oben offen sind. CPUs können möglicherweise in der Zukunft noch um 5-10 Zehnerpotenzen schneller werden, keine Ahnung, was da in den nächsten Jahrzehnten und Jahrhunderten machbar ist. Aber Solarzellen können sich in der Energieausbeute pro m² höchstens noch verdoppeln. Dann wäre man bei 87%. Vielleicht sind auch 98% irgendwann mal möglich, aber das macht den Kohl dann auch nicht mehr fett. Die witschaftlich wirklichen Fortschritte wurden am Anfang gemacht, wo ein paar Prozent gleich eine Verzehnfachung waren. Aber heute ist da nicht mehr allzu viel Luft drinne.
Heute kommt es eher darauf an, dass man das, was technisch machbar ist auch zu bezahlbaren Konditionen zuverlässig reproduzierbar zu machen. Und gerade da haben eben die deutschen Firmen den Schuss nicht gehört. Es reich eben nicht, in Deutschland Marktführer zu werden und sich zu freuen, wenn durch das EEG dann schöne Sümmchen ins Portemonnaie gespült werden. Auch hier gilt, dass das Bessere der Feind des Guten ist. Dadurch das es Nestwärme geschaffen hat, hat das EEG den Firmen letztlich sogar geschadet, denn sie haben sich hier zurückgelehnt anstatt auf dem Weltmarkt zu versuchen weiter den Chinesen voran zu rennen. Die aber haben mittlerweile überholt und nun jammern die Firmen (und Bundesländer) dass die Chinesen jetzt auch hier wildern und auch der hiesige Markt nicht mehr bereit ist ein veraltetes überteuertes Produkt zu kaufen.
2-3% Differenz mögen für den eien oder anderen viel sein. Aber wieviel macht das auf einem Hausdach nun wirklich aus?
Wichtiger wäre es doch, da technologische Vorreiterrolle zu übernehmen. Wegkommen von der Zusatzauflage auf das Dach, hin zu energieliefernden Daheindeckungen, sozusagen Solarziegeln und Solardachpappe... Der Einzelne kann nur mit hohem Kostenaufwand durch kauf teurerer leistungsfähigerer Zellen ein paar Prozente mehr rausholen. Aber wenn die Dinger billig genug sind, könnte er problemlos die Fläche vervielfachen. Aber das geht eben nicht mehr dadurch, dass aufwendige Tragekonstruktionen aufs Dach müssen, auf denen dann die Elemente montiert werden. Billige und robuste Platten die man selber zuschneiden kann, und die dann anstelle von Ziegeln auf die Dachlatten gelegt werden, Flexible Solarfolien, die man asnstelle von den normalen Abdeckungen auf die Isolierschicht an die Hauswände pappen kann, und die so billig sind, dass man alle 4 Seiten des Hauses damit bekleistenr kann und sich selbst die nur mit Streulicht betriebene Nordseite noch rechnet, Matten die unter der Solarschicht noch Röhrchen haben um gleich auch noch von den dunklen von der Sonne aufgeheizten Solarzellen Warmwasser zu gewinnen...
Aber zu all dem müsste man sich vielleicht etwas mehr bewegen und wieder internationale Spitzenreiterrollen akzeptieren und einnehmen. Warum auch, geht doch auch, wenn die Ministerpräsidenten die Absenkung der Einspeisevergütung blockieren, das sichert das Geld von heute viel einfacher, und über das Morgen da denken wir mal dann drüber nach, wenn dsas Morgen zum Heute geworden ist.
Nur so wird Deutschland keine Spitzenposition in der Welt halten können.Gruß Mümmel