Frage zu Solarfirmen



  • Tobias3 schrieb:

    Du siehst ja an den ganzen Pleiten, dass dieses ungesunde Wachstum auf lange Sicht nicht gut war. Den Chinesen geht es ja auch nicht besser...

    Und wie kommst du auf die drei Jahre??

    Ich persönlich sehe die ganzen Pleiten nicht so kritisch. Es sind in den letzten Jahren Unmengen an Solarfirmen entstanden. Und wenn ein Markt in Bewegung ist, dann müssen eben auch Firmen dran glauben. Das ist halt die Konkurrenz. Auch andere Märkte haben sich rasant entwickelt und zu gewissen Zeiten sind trotzdem viele Firmen in diesen Bereichen zu Grunde gegangen. Zum Beispiel gab es jede Menge Internetfirmen, die in Boomzeiten gegründet wurden aber dann auch schnell wieder weg waren. Trotzdem ist die rasante Entwicklung in dem Bereich gut gewesen. Oder schau Dir den Handymarkt an. Vor ein paar Jahren gab es dort ganz andere große Namen als heute.

    Die 1-3 Jahre folgen folgender Logik: Wenn sich Leute Photovoltaikanlagen aufs Dach montieren lassen, weil sie meinen, damit Geld zu verdienen, dann müssen ihre Kosten unter den erwarteten Erträgen liegen. Das heißt, dass das EEG praktisch vorgibt, wann der Punkt erreicht ist, an dem die PV-Anlagen entsprechend wirtschaftlich sind. Das EEG sieht eine Einspeisevergütung oder eine Selbstverbrauchsvergütung vor. Letztere ist natürlich viel geringer und liegt momentan (ohne die gerade diskutierten Änderungen) bei etwa 8-12 Ct/kWh. 2013 wären das 2-6,5 Ct/kWh und danach würde es praktisch gar nicht mehr vergütet werden. Ich denke, der Punkt, an dem man eine PV-Anlage ohne Selbstverbrauchsvergütung wirtschaftlich für den Eigenbedarf verwenden kann, gibt in etwa vor, wann PV-Strom mit herkömmlichem Haushaltsstrom mithalten kann. Insofern steckt in dieser Abschätzung also die Prämisse, dass die Vergütungssätze des EGG ausreichen, um entsprechende Anlagen wirtschaftlich zu betreiben.

    Wenn man die Einspeisevergütung betrachtet, sind wir hingegen jetzt schon in etwa an der Schwelle, dass die Vergütungssätze den Haushaltsstrompreisen entsprechen. Da liegen die Sätze für 2012 bei 24,43 Ct/kWh. 20013 wären das weniger als 19Ct/kWh. Allerdings ist es wohl so, dass Anlagen für den Eigenbedarf etwas mehr kosten. Sonst sollte die Selbstverbrauchsvergütung jetzt schon bei 0 sein. ...vermutlich sind da auch noch ein paar Energiespeicher oder ähnliches drin.

    Jetzt kommt allerdings die Regierung und sagt, dass die Kosten für PV-Anlagen schon so niedrig sind, dass man einen außerplanmäßigen Schritt in der Verringerung der Vergütungssätze machen kann und die PV-Anlagen trotzdem weiterhin wirtschaftlich betrieben werden können. Die Einspeisevergütung für kleine Dachanlagen wird wohl praktisch sofort um 5 Ct/kWh verringert. Ich kann nicht einschätzen, ob die PV-Anlagen wirklich schon so günstig sind. Aber in Vergangenheit lagen die Vergütungssätze sicherlich oberhalb des zu erwartenden Gewinns. Sonst hätte es nicht diesen Solarboom in Deutschland gegeben. Wir haben da ja in den letzten Jahren mehr oder weniger eine exponentielle Entwicklung gehabt: Alle 5 Jahre hat sich die installierte PV-Leistung in Deutschland verzehnfacht.

    Also um es auf den Punkt zu bringen: Wir sind zumindest sehr nah an der Schwelle, dass es sich lohnt, den Strom eher aus der eigenen PV-Anlage zu beziehen als aus dem Netz. ...zumindest für Privathaushalte. "3 Jahre" sind dabei eher eine sehr konservative Schätzung.



  • Marc++us schrieb:

    Die Wirkungsgrade steigen seit Jahren kontinuierlich...

    Interessant. Diese Entwicklung ist an mir vorbeigegangen. Ich suche hin und wieder mal im Netz wie gut die Wirkungsgrade sind und habe da keine wirklich große Entwicklung gesehen. Es kann sein, dass sich in dem Zusammenhang kleine Verbesserungen finden, aber wirkliche Revolutionen habe ich da nicht gesehen. Dieser Aspekt wird zumindest nicht der Hauptgrund hinter den Kostensenkungen der letzten Jahre sein. Zwischen 2009 und jetzt sind die Modulpreise um 2/3 gesunken. Der Wirkungsgrad hat sich aber nicht verdreifacht. Der war damals irgendwo zwischen 15 und 20 Prozent und heute vermutlich immer noch ähnlich (bezieht sich alles auf polykristalline Silizium Solarmodule).


  • Mod

    Gregor schrieb:

    Zwischen 2009 und jetzt sind die Modulpreise um 2/3 gesunken. Der Wirkungsgrad hat sich aber nicht verdreifacht. Der war damals irgendwo zwischen 15 und 20 Prozent und heute vermutlich immer noch ähnlich (bezieht sich alles auf polykristalline Silizium Solarmodule).

    Aber überleg' Dir mal, 2009 bis 2012, in 3 Jahren... nimm an, daß jede technische Änderung zwischen Kristallisation und Zelle ungefähr 0.1 bis 0.2% Prozentpunkte Leistungssteigerung bedeutet, dann waren 5% mal grob gerechnet 30 technische Änderungen pro 3 Jahre - also praktisch jeden Monat eine Neuerung, die in der Produktion(! - nicht im Labor) eingeführt wurde. Technologiesprünge wären ja eher mit neuer Anlagentechnik gekommen, aber in 3 Jahren ist die Abschreibung noch nicht mal durch, die Anlagen sind noch gar nicht bezahlt.

    Der Preisverfall ist natürlich vor allem durch das Mengenwachstum und die niedrigeren Si-Preise mitbestimmt, bis vor einiger Zeit hat die höhere Leistung durchaus den Preisverfall kompensiert. Erst seit etwa einem Jahr ist das völlig entkoppelt und die Preise fallen ohne jeglichen Boden... 5% pro Monat. D.h. wenn ein Lieferant in China etwas auf das Schiff packt, bis es in Rotterdam ankommt, hat es etwas über 5% Wert verloren. Trotzdem sind die Chinesen billiger als deutsche Hersteller.

    Aber es ist eher unwahrscheinlich, daß man durch Technologiesprünge noch mal den Preisverfall aufhält. Es gibt ja eine physikalische Obergrenze für den Wirkungsgrad... wenn jetzt wirklich jemand mit einem Schlag 3% erreichen könnte, dann bekäme er ja nur minimal mehr Geld dafür, hat aber eine neue Technologie einführen müssen. [Beispiel z.B. mit fiktiven Preisen 240W-Modul-18% für 200 EUR, jetzt legt er 3% (Prozentpunkte) Wirkungsgrad zu, das neue Modul hat dann 280W, er bekommt dann dafür maximal 230 EUR.]

    Anders als bei einem Speicherchip kannst Du bei Solar mit neuer Technologie nur mehr Leistung erzielen, aber keine anderen Features (wie z.B. schneller, höhere Geschwindigkeit, o.ä.), so daß man für die neue Technologie keine höheren Preise verlangen kann außer für die Leistungssteigerung.



  • Marc++us schrieb:

    Aber es ist eher unwahrscheinlich, daß man durch Technologiesprünge noch mal den Preisverfall aufhält. Es gibt ja eine physikalische Obergrenze für den Wirkungsgrad... wenn jetzt wirklich jemand mit einem Schlag 3% erreichen könnte, dann bekäme er ja nur minimal mehr Geld dafür, hat aber eine neue Technologie einführen müssen. [Beispiel z.B. mit fiktiven Preisen 240W-Modul-18% für 200 EUR, jetzt legt er 3% (Prozentpunkte) Wirkungsgrad zu, das neue Modul hat dann 280W, er bekommt dann dafür maximal 230 EUR.]

    Anders als bei einem Speicherchip kannst Du bei Solar mit neuer Technologie nur mehr Leistung erzielen, aber keine anderen Features (wie z.B. schneller, höhere Geschwindigkeit, o.ä.), so daß man für die neue Technologie keine höheren Preise verlangen kann außer für die Leistungssteigerung.

    AFAIK basieren die mehrheitlich hergestellten Solarzellen auf recht konventioneller Technologie, die sicherlich stark optimiert ist. Ich weiß aber nicht, in welchem Maße schon wirklich massiv an der generellen Struktur gearbeitet wird. Hat man zum Beispiel das Konzept von Tandem-Solarzellen schon in die Solarzellen integriert, "die man so kaufen kann"? Oder wie sieht es mit der gezielten Nutzung von Quantenpunkten aus. Das war auch oft im Gespräch. Zumindest könnte ich mir durchaus vorstellen, dass es irgendwann mal einen wirklichen Sprung nach oben in den Wirkungsgraden gibt.

    Aber wie Du schon sagst: So ein Schritt muss sich erstmal rentieren. Das ist natürlich problematisch, wenn schon eine Massenfertigung mit konventioneller Technik existiert. Bei der Computerchip-Herstellung gibt es ja ähnliche Probleme. Die ganze Technologie ist auf Silizium-Chips ausgelegt. Weitergehende Konzepte sind dementsprechend nur dann erfolgsversprechend, wenn sie mit dem Silizium-Chip-Herstellungsprozess kompatibel sind.


  • Mod

    Tandemzelle: bei klassischem Aufbau (Si) zu teuer, die Materialkosten sind zu hoch gegenüber dem Ertragsgewinn. Könnte für Dünnschicht natürlich interessanter sein.

    Das hier sagt eigentlich alles:

    http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,823949,00.html



  • BTW: Entwicklung der Wirkungsgrade mit verschiedenen Prinzipien / Materialien:

    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/47/PVeff(rev110826).jpg


  • Mod

    Interessante Grafik. Die steht natürlich im Widerspruch dazu, daß die Industrie pro Quartal 0.1 bis 0.2% mehr Wirkungsgrad in den Zellen liefert. Oder auch nicht: diese Grafik ist die "Laborgrafik". Bis es massenwirksam produziert werden kann, scheint wohl 5 bis 10 Jahre nachzueilen...

    In der Massenproduktion hast Du eben die Anforderung nicht einmal einen Peak zu erzielen, sondern jede Stunde 1000mal ein konstantes Fenster zu treffen - das ist manchmal ziemlich weit voneinander entfernt in der Anforderung.



  • Hi,

    trotzdem sollte man nicht aus den Augen verlieren, dass die Fortschritte nicht nach oben offen sind. CPUs können möglicherweise in der Zukunft noch um 5-10 Zehnerpotenzen schneller werden, keine Ahnung, was da in den nächsten Jahrzehnten und Jahrhunderten machbar ist. Aber Solarzellen können sich in der Energieausbeute pro m² höchstens noch verdoppeln. Dann wäre man bei 87%. Vielleicht sind auch 98% irgendwann mal möglich, aber das macht den Kohl dann auch nicht mehr fett. Die witschaftlich wirklichen Fortschritte wurden am Anfang gemacht, wo ein paar Prozent gleich eine Verzehnfachung waren. Aber heute ist da nicht mehr allzu viel Luft drinne.

    Heute kommt es eher darauf an, dass man das, was technisch machbar ist auch zu bezahlbaren Konditionen zuverlässig reproduzierbar zu machen. Und gerade da haben eben die deutschen Firmen den Schuss nicht gehört. Es reich eben nicht, in Deutschland Marktführer zu werden und sich zu freuen, wenn durch das EEG dann schöne Sümmchen ins Portemonnaie gespült werden. Auch hier gilt, dass das Bessere der Feind des Guten ist. Dadurch das es Nestwärme geschaffen hat, hat das EEG den Firmen letztlich sogar geschadet, denn sie haben sich hier zurückgelehnt anstatt auf dem Weltmarkt zu versuchen weiter den Chinesen voran zu rennen. Die aber haben mittlerweile überholt und nun jammern die Firmen (und Bundesländer) dass die Chinesen jetzt auch hier wildern und auch der hiesige Markt nicht mehr bereit ist ein veraltetes überteuertes Produkt zu kaufen.

    2-3% Differenz mögen für den eien oder anderen viel sein. Aber wieviel macht das auf einem Hausdach nun wirklich aus?

    Wichtiger wäre es doch, da technologische Vorreiterrolle zu übernehmen. Wegkommen von der Zusatzauflage auf das Dach, hin zu energieliefernden Daheindeckungen, sozusagen Solarziegeln und Solardachpappe... Der Einzelne kann nur mit hohem Kostenaufwand durch kauf teurerer leistungsfähigerer Zellen ein paar Prozente mehr rausholen. Aber wenn die Dinger billig genug sind, könnte er problemlos die Fläche vervielfachen. Aber das geht eben nicht mehr dadurch, dass aufwendige Tragekonstruktionen aufs Dach müssen, auf denen dann die Elemente montiert werden. Billige und robuste Platten die man selber zuschneiden kann, und die dann anstelle von Ziegeln auf die Dachlatten gelegt werden, Flexible Solarfolien, die man asnstelle von den normalen Abdeckungen auf die Isolierschicht an die Hauswände pappen kann, und die so billig sind, dass man alle 4 Seiten des Hauses damit bekleistenr kann und sich selbst die nur mit Streulicht betriebene Nordseite noch rechnet, Matten die unter der Solarschicht noch Röhrchen haben um gleich auch noch von den dunklen von der Sonne aufgeheizten Solarzellen Warmwasser zu gewinnen...

    Aber zu all dem müsste man sich vielleicht etwas mehr bewegen und wieder internationale Spitzenreiterrollen akzeptieren und einnehmen. Warum auch, geht doch auch, wenn die Ministerpräsidenten die Absenkung der Einspeisevergütung blockieren, das sichert das Geld von heute viel einfacher, und über das Morgen da denken wir mal dann drüber nach, wenn dsas Morgen zum Heute geworden ist.
    Nur so wird Deutschland keine Spitzenposition in der Welt halten können.

    Gruß Mümmel



  • Ich habe gerade folgenden Artikel gelesen:

    http://www.focus.de/finanzen/news/energie-usa-verhaengen-strafzoelle-auf-chinesische-solarimporte_aid_754723.html

    Anscheinend setzt man in den USA jetzt doch auf Strafzölle für chinesische Solarmodule. Für Europa wäre so eine Maßnahme inzwischen aber wohl zu spät.



  • Dafür werden die Amis büßen müssen.
    Europa auch, falls wir Strafzölle vorsehen würden.


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