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Hi,
cih weis nicht genau, ob's ein Vorteil oder eher Nachteil ist, wenn der Chef auch was von Informatik versteht. Aber er hat dann vermutlich mehr Verständnis für gewisse nötige Dinge.
Bei mir ist der Chef kein Informatiker, und wenn der mir irgend eine vage Vorstellung was er gerne hätte ins Ohr gekaut hat, dann taucht er mit Sicherheit spätestens nach 1-2 Stunden auf und fragt "sieht man schon was?".
Oder wie er es mal anders ausgedrückt hat, meine wichtigste Aufgabe ist, herauszufinden was er will.
Da ich aber ansonsten recht viel Freiheiten habe was ich wie machen will, nehme ich das halt in Kauf. Also wird als erstes eine Maske gemacht und ein bisschen Mäusekino engebaut und dann erst mal ausgelotet, ob's in die richtige Richtung geht. Und wenn dann klar ist, in welche Richtugn das ganze gehen soll, werden dann die Formulare anschließend mit Leben gefüllt.
Vorher, wo ich noch auf Projektstellen bei der Uni angestellt war, wars noch abartiger. Da mussten wir alle viertel bis halbes Jahr ins Ministerium und vorweisen was das Programm neues kann. Also lag die Primäraufgabe darin, eine gegebene Aufgabe mit möglichst vielen neuen Masken und Formularen zu erfüllen, auf dass man Weiterentwicklung zeigen und eine Anschlussfinanzierung bekommen konnte.
Das Gegenstück war meine erste Abschlussarbeit, damals noch als Ingenieurökonom für allgemeinen Maschinenbau.
Damals habe ich das Prohjekt von zwei Enden gleichzeitig aufgerollt. Zum einen am Anfang die unterste Schicht entwickelt, die über Bios-Abfragen die Tastatur auswertete und direkt in den Bildschirmspeicher schrieb (reine Dos-Anwendung ohne irgendwleche Hilfsmittel direkt in C) bis hin zu einer abstrakteren Schnittstelle mit Linien, Rahmen, Textausgaben, Abfragen, Auswahlboxen...
Den Rest habe ich dann "von oben" gemacht. Lauter einzelne kleine Zettelchen mit C-ähnlichem Pseudocode, die jeweils eine Sache in meist 3-7 Einzelschritte auflösten. Und die wurden dann auf dem nächsten Zettelchen wieder in 3-7 Einzelschritte aufgelöst...
main
{
Erfassen
Berechnen
Ausgeben
}
Erfassen
{
Maske zeichnen
erstes Eingabefeld anspringen
while ( nicht fertig )
{
in passendes Eingabefeld springen
Eingabe entgegennehmen
}
Daten abspeichern
Bildschirm löschen
}
...
Am Ende hab ich dann die einzelnen Zettelchen alle genommen und Schritt für Schritt einen nach dem anderen abgearbeitet. Und wie alle Zettelchen abgearbeitet waren lief das Programm. Würde mein Cheffe aber heute aus der Haut fahren, wenn ich erst tage- oder wochenlang Zettelchen mahlen wollte. Weiß auch nicht, ob ich heute noch die dafür nötige Disziplin hätte.
Das andere Gegenstück ist ein kleines Datenbank-Tool, das ich ursprünglich dem Borland-Datenbankexplorer nachempfunden hatte, weil ich noch irgend etwas an zusätzlicher Funktionalität brauchte. Am Anfang konnte man damit nur Tabellen einsehen und einfache SQL-Abfragen abschicken. Im Laufe der Zeit ist da immer mehr dazu gekommen, so dass es mittlerweile mein wichtigstes Werkzeug ist um in allen möglichen Daten runzustochern und rumzuwerkeln. Jedesmal wenn irgend eine Möglichkeit fehlte, die ich aber brauchte, wurde sie drangestickt. So ist es immer genau das geblieben was ich brauche und optimal auf diesen Zwdck zugeschnitten, aber als reines Rucksackprogramm wirklich nicht sauber entwickelt. Aber es erfüllt die von mir in es gestellten Erwartungen und hat vor allem als für mich als wichtigstes einen Stapelspeicher aller jemals damit eingegebenen SQL-Befehle einschließlich der Datenbank auf die sie angewendet wurden sowie des jeweiligen Datums und einer Suchfunktion dafür.
Wenn mein Chef jetzt kommt uns fragt "Du hast doch da im Janur mal... " dann brauch ich blos zu gucken, was um die Zeit so gelaufen ist und hab 'ne reelle Chance zu verstehen was er meint und ihm weiterhelfen zu können.
Gruß Mümmel