Sprachemanzipation (Split aus dem Jünglings-Deutschkurs)
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minhen schrieb:
1310-Logik schrieb:
Studierende ist die offiziele Anrede an eine Menge gemischten Geschlechts. Wirklich wüst ist StudentIn. Alles andere ist respektlos.
Sicher hat sich der politische Korrektheitswahnsinn durchgesetzt. Das ändert aber nichts daran, dass Minimee recht hat.
Ein Studierender ist, wer jetzt gerade studiert. Wenn derjenige das Buch aber zur Seite legt, ist er kein Studierender mehr. Student ist man aber unabhängig davon, ob man gerade konzentriert ein Buch studiert oder nicht. Jeder, der die BILD-Zeitung gerade aufmerksam studiert, ist ein Studierender.
Da fragt man sich doch, weswegen man Abitur gemacht hat und Aufnahmeprüfungen und dergleichen über sich hat ergehen lassen, wo man doch nur ein beliebiges Schriftstück braucht, um Student zu sein. Du merkst den Widerspruch? Student und Studentin ist eben nicht gleichbedeutend mit Studierende und Studierender.
Das ist die deutsche Sprache.Fragt sich nur wers zu korrekt nimmt, um sich auch um jeden Preis gegen sprachliche Ungerechtigkeiten zu wehren.
Mir ist auch klar, dass die Sprache das kleinste Problem ist, wichtiger wäre etwa gleiche Bezahlung, aber es fängt nunmal im Detail an.
Ich hab mir mal erlaubt, Deine politischen Unkorrektheiten zu fetten. Es gibt tatsächlich Zeitungen, die konsequent "der/die ArbeiterInnen" schreiben, aber die sind wohl zu "korrekt" für diese Welt, die noch im letzten Jahrhundert steckt.
<Zynismus>In diesem Sinne, liebe Foren-Mitglieder und Foren-Mitgliederinnen, ein Hoch auf die Korrektheitsidiotie.
Korrekt wäre: "Liebe Mit- und Ohneglieder" </Zynismus> :p
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1310-Logik schrieb:
Fragt sich nur wers zu korrekt nimmt, um sich auch um jeden Preis gegen sprachliche Ungerechtigkeiten zu wehren.
Mir ist bisher nicht aufgefallen, dass sich Männer sprachlich ungerecht behandelt fühlten, obwohl es nur Verbrecher, Gewälttäter, Schwarzfahrer, Amokläufer, Geisterfahrer usw gibt. Wo sind die Kämpfer - oder um bei "deiner" Sprachauffassung zu bleiben - wo sind die Kämpfenden gegen Ungerechtigkeiten um Verbrecherinnen, Gewalttäterinnen, Schwarzfahrerinnen, Amokläuferinnen und Geisterfahrerinnen einzufordern?
Es gibt tatsächlich Zeitungen, die konsequent "der/die ArbeiterInnen" schreiben, aber die sind wohl zu "korrekt" für diese Welt, die noch im letzten Jahrhundert steckt.
Nein, die sind faktisch nie im 21. Jahrhundert angekommen - die Welt dagegen schon. Was fällt dir überhaupt ein Welt zu sagen? Dürfen Frauen hier etwa nicht leben? Denn Welt geht auf germanisch "*wera" ("Mann") zurück (vgl auch Werwolf, wo die Bedeutung noch deutlicher erhalten ist). Du sexistisches Schwein!
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Irgendwer muss hier offenbar den ganzen Frust des langen Donnerstags rauslassen. Aber bitte nicht in meinem kleinen Stümper-Thread in dem es nur um Deutsch für Anfänger und nicht um philosophische Meinungen zum Thema Emanzipation geht.
MfG SideWinder
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Hilfe, ein Sprechbegabter!
@SideWinder: sorry!
Da warst Du wohl schneller. Ich hatte immerhin schon 'nen Titel:
"Offizielle Gleichberechtigungsdiskussion 21tes Jh."
Aber mit Frust hat das wenig zu tun...minhen schrieb:
Mir ist bisher nicht aufgefallen, dass sich Männer sprachlich ungerecht behandelt fühlten, obwohl es nur Verbrecher, Gewälttäter, Schwarzfahrer, Amokläufer, Geisterfahrer usw gibt. Wo sind die Kämpfer - oder um bei "deiner" Sprachauffassung zu bleiben - wo sind die Kämpfenden gegen Ungerechtigkeiten um Verbrecherinnen, Gewalttäterinnen, Schwarzfahrerinnen, Amokläuferinnen und Geisterfahrerinnen einzufordern?
Nur zu, wer dich dagegen. Hierbei geht es aber nicht um Gruppen von Menschen, sondern einzelne Fälle, wo jeweils das Geschlecht bekannt ist. Geht es um generelle Aussagen geb ich Dir recht, man muss beide Formen angeben.
minhen schrieb:
1310-Logik schrieb:
Es gibt tatsächlich Zeitungen, die konsequent "der/die ArbeiterInnen" schreiben, aber die sind wohl zu "korrekt" für diese Welt, die noch im letzten Jahrhundert steckt.
Nein, die sind faktisch nie im 21. Jahrhundert angekommen - die Welt dagegen schon.
Ok erklär mir, wieso "politische Korrektheit" heute verstaubt ist; weil sowieso alle nur noch für sich selber schauen? Nur weil man nicht drüber redet, wirds auch nicht besser!
Was fällt dir überhaupt ein Welt zu sagen? Dürfen Frauen hier etwa nicht leben? Denn Welt geht auf germanisch "*wera" ("Mann") zurück (vgl auch Werwolf, wo die Bedeutung noch deutlicher erhalten ist). Du sexistisches Schwein!
Na gut, dann red ich halt von der Erde :p Mir auch recht.
Solange Frauen nicht mal in der Sprache gerecht behandelt werden, wird es auch den verstaubten Personalchefs nicht einfallen, dies zu tun.
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Hab euch mal etwas Spielraum verpasst
MfG SideWinder
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@Michael E.
Lässt Du mich nun doch so stehn?
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1310-Logik schrieb:
Solange Frauen nicht mal in der Sprache gerecht behandelt werden, wird es auch den verstaubten Personalchefs nicht einfallen, dies zu tun.
und du glaubst tatsächlich, frauen werden, wenn sie erstmal die "richtige" berufsbezeichnung haben, dann auch gerecht behandelt? wie naiv bist du eigentlich?
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1310-Logik schrieb:
@Michael E.
Lässt Du mich nun doch so stehn?Ich meinte im anderen Thread. Um meine Meinung herauszufinden, könntest du "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod", Seite 168, aufschlagen.
Tipp: Ich halts wie minhen.
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@scrub
Du hast nicht verstanden was ich meinte, bei der Sprache fängt es doch erst an.
Es ist ein Detail, aber wenn sogar bei diesen Details so ein enormer Widerstand aufkommt, wie hier schön gezeigt wird, was ist dann erst bei den wirklichen Problemen los?
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Ich halte von den ganzen Übertreibungen ala "Wieso sind auf manchen Verkehrszeichen nur Männer?", etc. auch nichts. Aber sprachlich spricht für mich nichts gegen BäckerIn oder ProgrammiererIn (inzwischen - zumindest laut österreichischer Textverarbeitungsnorm übrigens so wie hier dargestellt korrekt).
Bei solchen Sachen versuche ich mich immer in den Gegenüber zu versetzen. Und ich möchte auch nicht als Mann als Bäckerin bezeichnet werden. Man kann das jetzt anders sehen und behaupten Bäcker ist nicht nur die männliche Bezeichnung für einen Bäcker, sondern - wie gerade eben verwendet - allgemein die Bezeichnung für einen Menschen der diesen Beruf ausübt.
Deswegen auch bloß nicht übertreiben mit solchen Sachen. Aber wenn ich gezielt eine Frau anschreibe und dann sage "Ah, du bist Bäcker" statt "Ah, du bist Bäckerin" ist doch ein Unterschied.
MfG SideWinder
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BTW: Manche Intellektuellensportarten wie Emanzipations-Niederdiskutieren findet man häufig in ProgrammiererInnen-Foren (Edit :p). Hier sind auch die ganzen Alles-Sollte-Frei-Sein-Leute.
MfG SideWinder
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Michael E. schrieb:
1310-Logik schrieb:
@Michael E.
Lässt Du mich nun doch so stehn?Ich meinte im anderen Thread. Um meine Meinung herauszufinden, könntest du "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod", Seite 168, aufschlagen.
Tipp: Ich halts wie minhen.
Ich kenn das Buch, habs aber grad nicht zur Hand. Um was gehts denn auf p.168?
Ich halts wie SideWinder, nur n bisserl übertriebener
___
Über mich: single, 25, m/w, raucherIn, unsportlichE
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naja, ein bißchen solltest du noch an der grammatik arbeiten.
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Ich halte diese sprachliche Entwicklung für verfehlt. Je nach Zusammenhang waren für mich Pluralausdrücke wie „die Lehrer“ oder „die Studenten“ zumeist geschlechtsneutral. Auch kenne ich persönlich niemanden, der sich darüber aufgeregt hätte, wenn die weibliche Form einmal ausgespart worden ist.
Bisher sind wir doch mit der männlichen Mehrzahlform immer gut gefahren. Wenn man bisher beispielsweise davon sprach, dass die Franzosen die EU-Verfassung ablehnten, konnte man doch davon ausgehen, dass mit Sicherheit nicht nur der männliche Bevölkerungsteil gemeint war. Dann braucht man sich auch nicht zu verbiegen und die deutsche Sprache mit den Grausamkeiten der Binnengroßschreibung zu verunstalten oder unpassende Pluralwörter wie „die Studierenden“ aus dem Hut zu zaubern.
Überhaupt trifft doch das grammatikalische Geschlecht im Deutschen nicht immer das natürliche. Deswegen hat sich trotzdem noch keine (männliche) Wache über ihr weibliches Genus aufgeregt.
Für mich erscheinen die Schreibweisen, die die politische Korrektheit mit sich bringt, mitunter als Antworten auf nicht gestellte Fragen. Sie sind einfach überflüssig.
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Hallo
Da fragt man sich doch, weswegen man Abitur gemacht hat und Aufnahmeprüfungen und dergleichen über sich hat ergehen lassen, wo man doch nur ein beliebiges Schriftstück braucht, um Student zu sein.
Da solltest du dir vielleicht noch einmal anschauen, was Abitur eigentlich heißt.
Wiki:
Das Abitur (von lateinisch abire = davongehen; daraus neulateinisch abiturire = abgehen werden, abituriens = Abiturient, abiturium = Abitur)
Laut dieser Wortherkunft ist jeder, der mindestens schon mal eine Schule von innen gesehen hat, ein Abiturient.
Außerdem finde ich es, dass es nicht weh tut sich auch sprachlich gesellschaftlichen Bewegungen anzupassen oder idese sogar voraus zunehmen. Sprache ist Bewußtseinsbildend uns sollte nicht unterschäzt werden. Es gint Berufe, da ist die männliche Berufsbezeichnung mittlerweile geradezu ein Witz. Ein Beispiel dafür sind GrundschullehrerIn. Wer das ausschließlich die männöiche Version benutzt, der scheint in einer Zeit zu leben, die zum Glück vorbei ist.
chrische
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Varus schrieb:
...Auch kenne ich persönlich niemanden, der sich darüber aufgeregt hätte, wenn die weibliche Form einmal ausgespart worden ist...
Da kenn ich viele.
Meine Schwester war mal auf einer Toilette in einem Restaurant.
Dort hieng ein Zettel an der Türe:
"Lieber Gast
Bitte werfen sie ihre Hygieneartikel nichts ins Ko,
sondern benutzten sie den Hygienebeutel."Unpassender gehts nicht, denn hier sind ausschliesslich Frauen angesprochen.
Natürlich kann man nicht "Gästin" schreiben, aber wär es zuviel verlangt, ein anderes Wort zu suchen, zum Beispiel Besucherin?
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1310-Logik schrieb:
Unpassender gehts nicht, denn hier sind ausschliesslich Frauen angesprochen.
Natürlich kann man nicht "Gästin" schreiben, aber wär es zuviel verlangt, ein anderes Wort zu suchen, zum Beispiel Besucherin?Ich meine, man sollte sich darüber nicht aufregen und klar zwischen dem grammatischen und dem natürlichen Geschlecht unterscheiden. Sie passen halt manchmal nicht zusammen, sei es bei einem Gast, einer Wache oder einem (grammatisch) geschlechtsneutralen Weib. Das alles hat nichts mit Sexismus zu tun, sondern gehört zu den Eigenheiten einer natürlichen Sprache.
Ich persönlich möchte mich nicht sprachlich verbiegen oder gar falsche Ausdrücke verwenden, nur weil zum Beispiel das Wort „Gast“ zufällig männlich ist. Für das Genus von Wörten sollte man sich nicht entschuldigen müssen, schließlich kann man ja selbst nichts dafür.
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Hm... Irgendwie lustig. Hier wird diskutiert, dass diese vergewaltigte Sprache bewusstseinsbildend sei und so den Frauen zu mehr Gleichberechtigung verhilft. Offensichtlich gibt es aber nen ganzen Haufen Menschen, die das nervt. Größtenteils natürlich Männer. Aber es sitzen auch größtenteils Männer auf den Personaler-Stühlen. Ich würde niemals eine Frau einstellen, die auf sowas solchen Wert legt. Das gibt nur Stress
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Varus schrieb:
Je nach Zusammenhang waren für mich Pluralausdrücke wie „die Lehrer“ oder „die Studenten“ zumeist geschlechtsneutral.
Ja, man sollte meinen, dass Deutsch-Muttersprachler, die ja ständig von männlichen Stühlen und weiblichen Bänken umgeben sind, genug Sprachgefühl haben, um auf den Gedanken zu kommen, dass das grammatische Geschlecht nicht identisch mit dem natürlichen ist - und im Normalfall verstehen die Sprecher das auch - doch nach genug Indoktrinierung wird dieser Teil des Verstandes eben über Bord geworfen und jeder Unfung nachgeplappert.
chrische5 schrieb:
Das Abitur (von lateinisch abire = davongehen; daraus neulateinisch abiturire = abgehen werden, abituriens = Abiturient, abiturium = Abitur)
Laut dieser Wortherkunft ist jeder, der mindestens schon mal eine Schule von innen gesehen hat, ein Abiturient.
Abitur Sn. std. (19. Jh.). Zu l. abiturus "einer, der weggehen wird", dem Partizip des Futurs von l. abire "weggehen" wird im Schullatein des 17. Jhs. (über ein abiturire "weggehen wollen") abituriens und im 18. Jh. in deutschen Texten Abiturient "einer der weggehen will" gebildet. Für die zuerst 1788 in Preußen eingeführte Abschluß-Prüfung bestehen mehrere Bezeichnungen, unter anderem seit dem 18. Jh. Abiturienten-Examen(-Prüfung). Daraus wird im 19. Jh. zunächst die Kurzform Abiturium gebildet (in Analogie zu Physikum aus l. examen physicum); später auch Abitur. Also eigentlich "Prüfung für den, der (von der Schule) weggehen will".
Noch Fragen? Oder willst du gleich, dass ich dir erkläre, wieso dein Einwandversuch für "Studierende" Unsinn ist?
dEUs schrieb:
Größtenteils natürlich Männer.
Sehr gewagte Behauptung.
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War klar, dass dieser Einwand kommt und ich suche jetzt sicherlich keine Zahlen raus. Die Erfahrung zeigt, dass die Frauen auf solchen Posten nunmal in der Unterzahl sind.