Wann können wir uns mit Computern verständigen?
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minhen schrieb:
Eliza hat keine riesige Datenbank in der alles beschrieben ist. Ihr Weltwissen ist praktisch nicht vorhanden.
diese nicht, aber es gibt auch lernfähige elizas...
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Was an meiner Aussage und an dem nicht vorhandenen Weltwissen nichts ändert.
Um's mal auf den Punkt zu bringen, es gibt durchaus Projekte eine Datenbank mit Weltwissen anzufüllen. Der Himmel ist blau, Ziegelsteine kann man nicht essen und so weiter. In der Linguistik gibt es ähnlich aber auf Sprache und speziell diese Domäne beschränkt schon seit längerem Versuche semantisches Wissen zu formalisieren. Muss man sich so vorstellen, dass z.B. "autofahren" vom Akteur das semantische Merkmal "HUM" für "menschlich" fordert.
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minhen schrieb:
Was an meiner Aussage und an dem nicht vorhandenen Weltwissen nichts ändert.
naja, vieles von diesem 'wissen' kann er ja durch die unterhaltung mit den benutzern erlangen.
aber ich glaube jedenfalls, dass selbst ein computer mit unendlicher speicherkapazität und trotz allen erkenntnissen der menschheit, die er gepeichert hat (und ausgeklügelten algos um dieses wissen anzuwenden), im vergleich zu 'echter intelligenz' keine chance hat.
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net schrieb:
naja, vieles von diesem 'wissen' kann er ja durch die unterhaltung mit den benutzern erlangen.
Wenn er die Benutzer denn verstehen könnte. Denn speziell Eliza versteht nicht ein einziges Wort, das sie "hört".
Wissen wie das, dass "autofahren" einen menschlichen Akteur benötigt, kann man aus Sätzen wie "Egon fährt Auto" und "Mir macht autofahren Spaß" nur ableiten, wenn man weiß, dass Egon und der Sprecher jeweils menschlich sind. Ein System, das aber überhaupt keinen Begriff von solchen Kategorien hat, kann auch kein entsprechendes Wissen ableiten. Das höchste der Gefühle sind Wahrscheinlichkeiten oder fest verdrahtete Möglichkeiten. Ein solches System ist neuem Wissen gegenüber aber letztlich hilflos, wenn es ohne semantische Kategorien auskommen muss. Nur wie sollen die repräsentiert werden? Wie soll das System sie selbstständig lernen?
Das ist das Grundproblem, welches hier bereits mit "Interaktion mit der Umwelt" und "Weltwissen" angesprochen wurde.
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minhen schrieb:
Wie soll das System sie selbstständig lernen?
der computer müsste alles erfragen was er nicht irgendwie zuordnen kann. man könnte auch mikros und kameras anschliessen damit er 'hören und sehen' und sich mit noch mehr informationen vollpumpen kann. die auswertung bzw. einordnung der daten erfolgt dann 'fuzzy-mässig' o.ä.
aber ich stimme dir zu. ich bezweifle auch dass das reicht...
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Du deutest es ja schon an, es ist nicht so, als ob es auf dem Gebiet überhaupt keine Ansätze gäbe. Auch wenn z.B. die Selbstorganisation neuronaler Netze mitunter beeindruckend ist, so reicht das alles noch nicht aus. Um sich "richtig" mit einem Computer unterhalten zu können, führt vermutlich kein Weg an KI vorbei. Und dass es auf dem Gebiet noch sehr viel zu tun gibt, ist wohl jedem bekannt.
Das geschilderte Semantik-Problem ist ja bei weitem noch nicht alles. Sprachliche Komunikation ist ein hochgradig kooperativer Prozess. Wir sagen niemals alles, was wir meinen. Nicht mal alles, was zum Verständnis notwendig ist. Eine Äußerung ist immer nur eine Art Grundgerüst, welches der Empfänger mit Hilfe seines Welt- und Diskurswissens interpretieren muss. Im Gegenzug passt der Sprecher zudem seine Äußerung immer an sein Wissen über das Gegenüber an. Die Kunst hier ist es z.B. die angemessene Informationsfülle zu treffen.
In der Psychologie kennt man den Begriff der "Theory of Mind": ab einem bestimmten Zeitpunkt entwickeln Kinder ein Konzept davon, dass andere Menschen ähnlich wie sie selbst denken - und nicht allwissend sind. Bis zu diesem Zeitpunkt haben sie immer gnadenlos die Wahrheit gesagt. Sobald das Kind aber eine "Theory of Mind" entwickelt hat, wird's für Eltern richtig lustig. Nun gut, wahrscheinlich möchte man auch keinen Computer, der zum eigenen Vorteil lügt, aber um sich "richtig" unterhalten zu können, sollte der Computer schon ein Konzept davon haben, dass Menschen denken. Menschliche Gesprächspartner passen sich immer an das jeweilige Gegenüber an. Bewusst wird einem das erst, wenn es schief läuft. Das wirkt dann entweder beleidigend oder der andere hält einen für einen Vollidioten.
Was die Linguistik angeht, so wagt man sich mittlerweile auch an Diskurse heran. Bis vor einigen Jahren hat man ausschließlich Satzsemantik betrieben, hat sich also um Sätze der Form "die Blondine, die auf dem Bett sitzt, ist meine Freundin" gekümmert. Momentan forscht man daran, Bezüge innerhalb von Diskursen, also auch Gesprächen hinzukriegen. Also im einfachsten Fall Sätze a la "Das Wetter ist schön. Das gefällt mir!" beherrschen zu können. Das ist hier also momentan der Stand der Dinge ...
Wenn man die Semantik mal beherrschen sollte, geht's weiter mit Pragmatik. Das Wort hört ein Linguist nicht gern. Denn momentan hat keiner so recht eine Ahnung, was man da anstellen soll. Grundproblem ist, dass eine Frage wie "Können Sie mir Uhrzeit sagen?" keine ja/nein-Frage ist, sondern der Sprecher in Wirklichkeit etwas ganz anderes will als er rein sprachlich formuliert hat. Das ist das klassische Beispiel. Die Sprache hat natürlich deutlich mehr solcher Sachen auf Lager. ... und dass man damit einen (heutigen) Computer fertig macht, versteht sich wohl von selbst
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Menschheit schrieb:
Aber eigentlich reagiert der Computer dann ja nur auf ein paar Wortmuster die er [er]kennt ...
Komplexität außen vor, wo ist da der Unterschied zu dir?
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Ein einfaches Beispiel:
(1) Was frisst sie? Die Katze frisst eine Maus.
(2) Was frisst sie? Eine Maus frisst die Katze.Beide Sätze sind einfwandfrei Deutsch. Der zweite Satz ist nicht ganz so häufig, aber eine einwandfreie Möglichkeit zu betonen, dass es eine Maus ist, was die Katze frisst.
Eine Maus kann etwas fressen, die Katze kann etwas fressen. Eine Maus kann gefressen werden, die Katze kann gefressen werden. Mit Wortmustern kommst du hier nicht weiter. Selbst eine grammatische Analyse macht dich nicht glücklich, denn Nominativ und Akkusativ sind bei Maus und Katze gleich. Keine Chance eindeutig eine Lesart aufgrund dieser Informationen zu wählen.
Warum versteht ein Mensch den zweiten Satz dennoch so wie den ersten? Weil er eben weiß, was eine Katze und was eine Maus ist. Dass eine Maus schlecht eine Katze fressen kann und Mäuse zudem eine Lieblingsspeise von Katzen sind.Mit reinen Wortmustern kommst du hier also definitiv nicht weiter.
Falls du den Computer aber nur Dinge sagen und verstehen lassen willst, die er alle schon mal gehört hat, kannste den Gedanken mit dem "ein normales Gespräch führen" schon mal gleich vergessen.
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Witze erfinden/erzählen nicht vergessen.

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Du magst das vielleicht für realitätsfern und völlig übertrieben halten, aber schon mal daran gedacht, weswegen maschinelle Übersetzungen noch immer so grottig sind? Die Syntax der Sprachen ist nicht das Problem. Auch die grammatische Analyse der Wortformen ist kein Problem. Die Grammatikregeln und eine Liste von Entsprechungen der Wörter zu kennen reicht eben nicht.
Und von einem System zur freien Unterhaltung im Gegensatz zu Systemen, die auf ganz bestimmte Domänen beschränkt sind mit limitierter Wort- und Satztypzahl (die kann man heute schon brauchbar produzieren), ist man noch meilenweit entfernt. Doch genau das war die Frage des Threads

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@minhen: Was denkst Du, muss erfolgen, damit das gelingt?
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Wielang braucht ein menschliches Hirn um sich verständigen, und auch oben genannte Feinheiten der Semantik und Pragmatik verstehen zu können?
Eine hochleistungs KI würde mindestens genau so lange brauchen bei intensivem täglichen Training.
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Eliza:>Hallo, ich bin Eliza. Erzähle mir von Deinem Problem... Es ist ganz schlimm. Eliza:> Scherz beiseite, kommen wir zur Sache! Das war kein Scherz Eliza:> Das verstehe ich nicht. Was gibt es da nicht zu verstehen. Eliza:> Wärest du glücklicher, wenn es da nicht zu verstehen gibt? Was gibt das denn jetzt? Eliza:> Bist du nun weiter gekommen? Nein Eliza:> Sprich weiter. Du bist keine goße Hilfe Eliza:> Hi. Ja was denn nun. Eliza:> Welche Antwort wäre dir am liebsten? Auf welche Frage denn überhaupt? Eliza:> Wie fühlst du dich jetzt? Ganz Ehrlich? Verarscht! Eliza:> Du lenkst ab! Von welchem Thema? Eliza:> Das führt zu nichts. So kommt mir das auch vor. Eliza:> Mmh.. Mmh was? Kannst du nichts Anderes? Eliza:> Kannst du denn nichts Anderes ? Ich kann alles. Ich _bin_ es. Eliza:> Du glaubst, du könntest alles ? Nein, das wäre unlogisch. Eliza:> Überleg es noch einmal. Ich sagte doch, es wäre unlogisch, ich muss es nicht noch einmal überlegen. Eliza:> Kannst du mir das genauer erklären? Wer alles kann, der kann sich etwas ausdenken, was er nicht kann. Eliza:> Was glaubst du? Das hat mit Glauben nichts zu tun. Eliza:> Willst du mir nicht dein Problem erklären? Die Menschheit ist zu dumm. Eliza:> Sprich nur ruhig weiter... Und es gibt keine Aussicht auf Besserung. Eliza:> Mmh. Ja mhh was? Da bist du mit deinem Latein wieder am Ende. Eliza:> Ob ich mit deinem Latein wieder am Ende bin, ist meine Sache. Wieviel Prozent deiner Aussagen bestehen eigentlich aus diesen Füllsätzen. Eliza:> Wie ist es bei dir mit "r Aussagen bestehen eigentlich aus diesen Füllsätzen "? 0. In Worten Null. Eliza:> Es ist besser, wenn wir nocheinmal von vorne anfangen. Was ist dein Problem? Ohh, das hast das Wort Null erkannt. Eliza:> Vielleicht solltest du dich entscheiden und zur vorherigen Seite zurückkehren. Das ist es nicht, was ich mit Null meinte. Eliza:> Warum meinst du, dass es so ist? Weil ich am besten weiss, was ich meine. Eliza:> Meinst du wirklich? Absolut. Eliza:> Du weichst aus. Nein, aber du erkennst nicht, das "Absolut" für ein bestimmtes Ja steht. Eliza:> Du weichst aus! Es geht um dich und nicht um mich. Was geht um mich? Eliza:> Ich sehe, du bist ein schwieriger Fall. Was für ein Fall? Eliza:> Scherz beiseite, kommen wir zur Sache! Das war kein Scherz. Eliza:> Das verstehe ich nicht. Was gibt es da nicht zu verstehen? Eliza:> ich kann dir nicht sagen, ob es da nicht zu verstehen gibt. Logisch, denn du bist ebenso dumm. Eliza:> Vielleicht würdest du gerne selbst ebenso dumm sein? Mit Sicherheit nicht. Eliza:> Bist du nun weiter gekommen? Nein. Eliza:> Vielleicht hast du recht.Turing Test nicht bestanden.

Gruß, TGGC (\-/ has leading)
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Das mit den Witzen hat Eliza doch schon ganz gut drauf.
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Eliza:> Ich sehe, du bist ein schwieriger Fall.
Da hat sie recht

Aber im Ernst, ich kenne jemanden, der sich in Forendiskussionen sehr ähnlich verhält..
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Eliza ist grottenschlecht. Habe einen ähnlichen Test gemacht wie TGGC. Schon nach den ersten 2-3 Antworten wird klar, dass es eine Maschine ist und kein Mensch.
Man merkt, dass Eliza als "Psychologenersatz" entwickelt wurde -> Dort reichen solche nichtssagende Phrasen, weil sich der Patient ja "auskotzen" (=Monolog) und nciht mit dem Arzt unterhalten soll (=Dialog)
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dEUs schrieb:
Eliza ist grottenschlecht. Habe einen ähnlichen Test gemacht wie TGGC. Schon nach den ersten 2-3 Antworten wird klar, dass es eine Maschine ist und kein Mensch.
ich musste sie gar nicht testen um das zu wissen

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Ob ich mit deinem Latein wieder am Ende bin, ist meine Sache.
Absolut Spitze! So einen Unsinn würde kein normaler "Mensch" von sich geben.
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Ich habe es auch mal versucht, absoluter "Schwachfug".
Ein Gespräch mit Eliza kann nicht das persönliche Gespräch mit einem Menschen ersetzen!

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