Formung des Menschen
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Wenn wir schon so fleißig beim Diskutieren sind

Also grade wird wieder mal Brave New World behandelt. Bis auf ein paar "Fehler" sind dort alle Menschen glücklich - also eigentlich genau das was wir anstreben. Allerdings werden die Menschen mehr oder weniger dazu erzogen mit Dingen die wir aus unserer jetzigen Sicht als "weniger gut" befinden glücklich zu sein.
Das findet man jetzt in allen Kritiken schlecht und redet von einer Anti-Utopie.
Meine Frage nun: Wo beginnt Formung des Menschen? Ist die Werbung nicht auch eine Form von "sei glücklich damit"? Macht nicht der Staat und vor allem religiöse Gruppierungen die ganze Zeit Werbung mit "sei glücklich mit dem was du hast"? Glücklich sein ist ja laut Psychologoen der absolute Hammer für die Seele und die Lebenserwartung. Wenn die Kirche nun Leuten in Afrika einredet, dass sie ruhig glücklich sein können weil Gott ihnen das Paradies versprochen hat: Gut oder schlecht?
Genauer formuliert: Ab wann wird Formung des Menschen zu einem Übel?
MfG SideWinder
Edit: PS: Wems schon zum Hals raushängt: Sorry, aber ihr wisst nicht auf welche Ideen man während des Lernen für Englisch und Projektentwicklung so alles kommt

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dazu empfehle ich wärmstens von louis althusser: ideologie und ideologische staatsapparate. und dazu ein bisschen ethikunterricht

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SideWinder schrieb:
Also grade wird wieder mal Brave New World behandelt. Bis auf ein paar "Fehler" sind dort alle Menschen glücklich - also eigentlich genau das was wir anstreben. Allerdings werden die Menschen mehr oder weniger dazu erzogen mit Dingen die wir aus unserer jetzigen Sicht als "weniger gut" befinden glücklich zu sein.
Na ja, eigentlich werden sie ja mit Drogen, freier Liebe, wilden Parties und Kulturentzug ruhiggestellt.
Ich versteh deine Frage nicht wirklich
. Einerseits streifst du das Glücklichsein als oberstes "Langstreckenziel" von vielen Menschen an und andererseits kommst du mit der Werbung wg. Formung des Menschen?Genauer formuliert: Ab wann wird Formung des Menschen zu einem Übel?
Wenn sie ihm die Möglichkeit nimmt, die Richtung, Intensität der Formung vorzugeben. Wenn man nicht mehr gestaltet sondern gestaltet wird. Würd ich jetzt mal sagen.
Grüße
GPC
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GPC schrieb:
Na ja, eigentlich werden sie ja mit Drogen, freier Liebe, wilden Parties und Kulturentzug ruhiggestellt.
Wie definierst du Kultur? Was ist für dich Kultur?
MfG
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Black Shadow schrieb:
GPC schrieb:
Na ja, eigentlich werden sie ja mit Drogen, freier Liebe, wilden Parties und Kulturentzug ruhiggestellt.
Wie definierst du Kultur?
Errr, im Buch läuft's ja hauptsächlich darauf hinaus, dass die klassischen Gesellschaftsformen abgeschafft und (kritische) Bücher verboten werden. Im Kino laufen nur Propagandafilme und Pornos usw.
Was ist für dich Kultur?
Was für mich persönlich Kultur ist?
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GPC schrieb:
Im Kino laufen nur Propagandafilme und Pornos usw
pornos sind definitiv kultur
ich empfehle diverse solche zu schauen 
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@GPC: Habe dich falsch verstanden, wusste nicht dass du dich auf das Buch beziehst. Blöd dass ich es nicht gelesen habe :D.
MfG
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Ich lese hier immer Staat (wir), Staat (wir), Staat (wir).
Das ist Quatsch. Der Staatsapparat schafft die Rahmenbedingungen. Die Erziehung, Konditionierung erfolgt zu 98% innerhalb des Lebendumfeldes im Kindesalter - der Familie.
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der staat/die politik schafft aber gerade erst die familie so wie wir sie kennen und stellt das dispositiv zur verfügung bzw. erst her, innerhalb dessen erziehung usw. erst möglich ist.
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Andersrum: Der mensch schafft die Familie, diese kann Menschengruppen bilden, und diese ein Volk und das Volk schafft sich den Staat.
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du meinst also, dass menschen wie pilze aus der erde schießen und sich dann plötzlich zu familien zusammenrotten?
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Ist ja prinzipiell eigentlich schon immer so, nur dass es jetzt in der modernen Individualisten-Ich-Muß-Mich-Selbst-Entfalten-Statt-Verantwortung-Zu-Übernehmen-Gesellschaft nicht mehr usus ist.
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Na ja, man kann ja auch erst Individualist sein und dann später seine Erfüllung in der Gemeinschaft oder Familie finden. Sehe da kein Problem.
F98 schrieb:
Individualisten-Ich-Muß-Mich-Selbst-Entfalten-Statt-Verantwortung-Zu-Übernehmen-Gesellschaft nicht mehr usus ist.
Und, schon ne Familie gegründet?
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queer_boy schrieb:
du meinst also, dass menschen wie pilze aus der erde schießen und sich dann plötzlich zu familien zusammenrotten?
Du glaubst ernsthaft das Leben in Familien sei ein politisches Konstrukt? Eine Erfindung von Politikern? Oder auch nur eine kulturelle Erfindung? Beziehungsweise generell von Menschen erschaffen?
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-- cut (doppelpost) --
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minhen schrieb:
Du glaubst ernsthaft das Leben in Familien sei ein politisches Konstrukt? Eine Erfindung von Politikern? Oder auch nur eine kulturelle Erfindung? Beziehungsweise generell von Menschen erschaffen?
ich zitiere mich selbst dazu:
(...) familie so wie wir sie kennen (...)
diese art, mit allen ihren implikationen, zumindest eine kulturelle erfindung - politisches konstrukt, je nachdem, wie weit man politik sehen will. wobei auch ganz und gar sinnlos wäre, nach der "ursprünglichen" art zu fragen.
oder anders gesagt: definiere mal, was das "Leben in Familien ist" und wir schauen, wieviele leute mit derselben definition ankommen.
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queer_boy schrieb:
diese art, mit allen ihren implikationen, zumindest eine kulturelle erfindung - politisches konstrukt, je nachdem, wie weit man politik sehen will. wobei auch ganz und gar sinnlos wäre, nach der "ursprünglichen" art zu fragen.
oder anders gesagt: definiere mal, was das "Leben in Familien ist" und wir schauen, wieviele leute mit derselben definition ankommen.
Da fehlt dann eindeutig die Definition, was "diese Art" sein soll. Mir ist auch nicht ganz klar, weswegen es relevant sein sollte, wieviele Leute mit "meiner" Definition kommen, aber bitte:
Zweckgemeinschaft zur Überlebens- und Genweitergabesicherung von sich genetisch am nähesten stehenden Individuen.
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na dann komm einmal mit dieser definition zu deiner mutter

ach und irgendwas einbauen zum inzestschutz solltest du vielleicht auch noch.spaß beiseite. das ist natürlich ein weiter begriff von familie, unter den auch ganz andere formen fallen, als das, was deine/meine familie ist. anscheinend differenziert da die politik doch noch ein bisschen mehr.
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queer_boy schrieb:
spaß beiseite. das ist natürlich ein weiter begriff von familie, unter den auch ganz andere formen fallen, als das, was deine/meine familie ist. anscheinend differenziert da die politik doch noch ein bisschen mehr.
Das ist die biologische Grundlage für das Zusammenleben in Familien.
Dass im Laufe der kulturellen Entwicklung unserer Spezies eine Menge Kultur daraufgebuttert ist, ist eine andere Frage. Aber der Punkt ist, dass das Leben in Familien in keinster Weise als irgendeine menschliche Erfindung - schon gar nicht eine politische - verstanden werden kann.
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minhen schrieb:
Das ist die biologische Grundlage für das Zusammenleben in Familien.
habe auch nie geleugnet, dass es so etwas gibt. nur ist es wahnsinnig uninteressant. es ist (1) nur die grundlage für das zusammenleben in familien und keine definition von "familie" und (2) - viel wichtiger - wie du selbst so schön sagst:
Dass im Laufe der kulturellen Entwicklung unserer Spezies eine Menge Kultur daraufgebuttert ist, ist eine andere Frage.
gibt es ja auch gar keine familie ohne kultur. oder anders gesagt ist familie produkt von "kultur" auf einer biologischen basis.
Aber der Punkt ist, dass das Leben in Familien in keinster Weise als irgendeine menschliche Erfindung - schon gar nicht eine politische - verstanden werden kann.
dann trennen wir uns von dem wort politisch - kulturell tut es auch. aus der biologischen grundlage, die notwendig ist:
Überlebens- und Genweitergabesicherung von sich genetisch am nähesten stehenden Individuen.
folgt nicht, dass sich daraus eine zweckgemeinschaft bilden muss. viele tiere machen es einem vor und leben von anfang an alleine oder ziemlich schnell unabhängig. altenpflege usw. wäre auch sehr unnötig. merksatz: trenne biologische grundlage und arbiträre/kulturell bedingte schlussfolgerung.
noch zu (1) anzumerken ist, dass es menschen eigentlich selten stört, einmal nicht nach biologischen grundlagen zu handeln. außerdem gibt es soviele biologische grundlagen (die man heranziehen könnte), dass du gar nicht mit sicherheit sagen kannst, dass sich die normale familie überhaupt auf diese (wenn überhaupt eine) biologische grundlage berufen kann.