Litwinenko-Affäre



  • Als erstes müsste man sich mal fragen, wie der Spiegel auf einen Marktwert kommt von 30 Millionen.
    Das Zeugs scheints ja nur in AKWs zu geben, und offensichtlich ist da auch nicht unbedingt ein Markt.

    Andererseits muss man davon ausgehen, das wer immer ihn umgebracht hat, wohl über entsprechende Beziehungen
    verfügt, sich das Zeugs zu besorgen. Und ich glaube nicht das irgendwer 30 Millionen dafür bezahlt hat.

    Es könnte gut sein, das einige Kriminelle Elemente aus dem Umfeld des FSB beseitigen wollten, und das so,
    das weitere ehemalige ihre Lektion lernen. Das es ein von Putin beauftragter Mord war, glaube ich aber nicht.
    Das ist nicht seine Art, ein öffentlicher Schauprozess oder so wäre wohl eher nach seinem Geschmack gewesen.


  • Mod

    Jansen schrieb:

    minhen schrieb:

    Wenn es darum geht eigene Interessen und Macht durchzusetzen, ist offensichtlich nichts so irrelevant wie die öffentliche Meinung im Ausland ...

    Zum Glück trifft das ausschliesslich auf Russland zu ... 😮

    Rußland dürfte schon ziemlich an der Spitze der Staaten stehen, denen die Außenwirkung völlig gleichgültig ist. Siehe auch der Gasstreit mit der Ukraine. Rußland ist in dieser Hinsicht sogar ehrlicher als der Westen - der offene Einsatz von Gewalt und Erpressung wird nicht umständlich verborgen und verschleiert, sondern schulterzuckend vorgetragen.

    Letztlich ist auch die Aussage, jemand wolle den FSB diskreditieren irgendwie ohne rechten Sinn: den FSB zu diskreditieren? Hallo? Dem FSB traut ja ohnehin keiner über den Weg. Ähnlich Putin. Wie sollte man so jemanden diskreditieren können.

    Gleichzeitig ist auch die Art und Weise der Vorgehensweise typisch russisch, mit roher, ungeschliffener Brutalität, eine seltsame Verbindung von moderner Technik und gleichzeitig doch irgendwie außerordentlich primitiv und schlampig.



  • phlox81 schrieb:

    Als erstes müsste man sich mal fragen, wie der Spiegel auf einen Marktwert kommt von 30 Millionen.
    Das Zeugs scheints ja nur in AKWs zu geben, und offensichtlich ist da auch nicht unbedingt ein Markt.

    Ne, das kommt nicht in AKWs vor, es wird in AKWs produziert. Einen Markt scheint es zu geben (sehr kleinen Markt, daher ist es so teuer)

    The Kremlin's deputy spokesman, Dmitry Peskov, told the Guardian yesterday that Russia produced polonium at only one city, which is closed to foreigners, and kept strict controls on the eight grammes it exports to American companies each month.

    http://www.guardian.co.uk/russia/article/0,,1962354,00.html

    Aber wie gesagt, dadurch dass das Zeugs so selten ist und so teuer muss es irgend eine Regierung oder Regierungs-Organisation gemacht haben.

    Jansen schrieb:

    Aber dann wohl nicht von "Russland" oder vom "Kreml" sonder eher laut Theorie 2 von eigenmächtigen Geheimdienstlern.
    Nun entziehen sich überall auf der Welt die Geheimdienste routinemässig der "demokratischen" Kontrolle, in der Regel allerdings mit weniger Publicitiy. Im aktuellen Fall ist wohl entscheidend, wer am meisten von der Publicity profitiert bzw. wer darunter leidet. Cui bono?

    Das Putin selbst die Ermordung veranlasst hat, glaube ich auch nicht unbedingt. Aber das es irgend welche Elemente des FSB waren, ohne das zumindest die FSB-Spitze davon wusste, wage ich mal stark zu bezweifeln. Daher habe ich auch etwas schwammig "Russland" und nicht "Kerml" oder "Putin" geschrieben.



  • Marc++us schrieb:

    Rußland dürfte schon ziemlich an der Spitze der Staaten stehen, denen die Außenwirkung völlig gleichgültig ist. Siehe auch der Gasstreit mit der Ukraine.

    auch ganz nett ist die beziehung zu tschetschenien...



  • minhen schrieb:

    staatliche Kontrolle und Unterdrückung, Tschetschenien, Ukraine, Georgien ... Russland ist permanent mit "negativer Publicity" konfrontiert - und interessiert sich nicht die Bohne dafür.

    Ich wollt's nur mal anmerken. Muss ja nicht alles dreimal aufgezählt werden ... sonst nimmt das bei Russland nie ein Ende 😉



  • Marc++us schrieb:

    Gleichzeitig ist auch die Art und Weise der Vorgehensweise typisch russisch, mit roher, ungeschliffener Brutalität, eine seltsame Verbindung von moderner Technik und gleichzeitig doch irgendwie außerordentlich primitiv und schlampig.

    Ist es nicht toll, wenn man absolut keine Vorurteile hat?

    Ändert aber nichts daran, dass es möglicherweise genau nach dieser "typisch russischen" Vorgehensweise aussehen sollte.


  • Mod

    Die wichtigste Frage ist laut Elliots Lehrmeister ja "Warum?". Warum gibt jemand soviel Geld aus wenns ein einfacher Mord auch getan hätte? Das würde absolut nichts bringen wenn nicht die Medien dann so ein Tam-Tam drum machen. Warum auch immer die mediale Präsenz gewünscht wurde, sie wurde auf jeden Fall gewünscht (alleine die ganzen Patzer passieren doch nicht einfach so...)

    Entweder um ein Exempel zu statuieren oder aber um auf Russland abzuzielen, oder oder oder. Sich hier ein Urteil zu schaffen das nur auf Informationen von Medien besteht ist imho sinnlos. Da versucht jeder irgendwem anderen was anzudrehen.

    Fakt ist, man wollte, dass wir jetzt drüber reden. ➡ Gedanken machen warum man das wollte!

    MfG SideWinder



  • SideWinder schrieb:

    Sich hier ein Urteil zu schaffen das nur auf Informationen von Medien besteht ist imho sinnlos.

    Das ist doch bei fasten allen Threads im Neuigkeiten-Forum so, das wir hier nur spekulieren.

    Also ich sage:

    (a) Der Täter wird nicht gefunden und die Polizei stellt irgend wann ihre Arbeit ein (alle Spuren zeigen zwar nach Russland, aber da kommt man nicht weiter)

    (b) In Russland wird plötzlich irgend ein Bauernopfer gebracht



  • phlox81 schrieb:

    Als erstes müsste man sich mal fragen, wie der Spiegel auf einen Marktwert kommt von 30 Millionen.
    Das Zeugs scheints ja nur in AKWs zu geben, und offensichtlich ist da auch nicht unbedingt ein Markt.

    Polonium-210 wird z.B. für Laborneutronenquellen verwendet und in sehr kleinen Mengen a $69 von einer US-Firma verkauft. Wenn man jetzt die Menge, mit der Litwinenko vergiftet wurde, auf diese Döschen umrechnet, kommt man wohl auf 30 Millionen.



  • Nach Aussagen des $69-Anbieters bräuchte man für eine tödliche Dosis etwa 15000 Portionen, was gerade mal rund 1 Mio macht.
    Andererseits ist ja angeblich in ganz UK Polonium verstreut, aber bei den Stückzahlen gibt es sicher auch ordentliche Rabatte, wenn man etwas mehr nimmt ...



  • Jansen schrieb:

    Nach Aussagen des $69-Anbieters bräuchte man für eine tödliche Dosis etwa 15000 Portionen, was gerade mal rund 1 Mio macht.
    Andererseits ist ja angeblich in ganz UK Polonium verstreut, aber bei den Stückzahlen gibt es sicher auch ordentliche Rabatte, wenn man etwas mehr nimmt ...

    Litwinenko soll ja nach Angaben die 100 Fache Menge im Körper gehabt haben. Also wären das etwa 100 Millionen US-$. Ich weiß nicht woher der Guardian seine Schätzung hat. Aber sagen wir mal so, man bekommt die Menge Polonium-210 um jemanden zu töten nicht einfach im Handel (ich glaube kaum, dass die Firma es nicht merkwürdig findet, wenn plötzlich jemand 100.000 Portionen Polonium-210 kauft. Geschweige denn das ich glaube, dass die Firma nur annähernd 15.000 Portionen auf Lager hat oder schnell besorgen könnte).



  • rüdiger schrieb:

    Jansen schrieb:

    Nach Aussagen des $69-Anbieters bräuchte man für eine tödliche Dosis etwa 15000 Portionen, was gerade mal rund 1 Mio macht.
    Andererseits ist ja angeblich in ganz UK Polonium verstreut, aber bei den Stückzahlen gibt es sicher auch ordentliche Rabatte, wenn man etwas mehr nimmt ...

    Litwinenko soll ja nach Angaben die 100 Fache Menge im Körper gehabt haben. Also wären das etwa 100 Millionen US-$. Ich weiß nicht woher der Guardian seine Schätzung hat. Aber sagen wir mal so, man bekommt die Menge Polonium-210 um jemanden zu töten nicht einfach im Handel (ich glaube kaum, dass die Firma es nicht merkwürdig findet, wenn plötzlich jemand 100.000 Portionen Polonium-210 kauft. Geschweige denn das ich glaube, dass die Firma nur annähernd 15.000 Portionen auf Lager hat oder schnell besorgen könnte).

    Wer immer sich das Zeugs beschafft hat, hatte eine Quelle, an der er es wohl für recht wenig bis gar kein Geld bekommen hat.
    Auch denke ich nicht, das das Gift auf dem öffentlichen Markt gekauft wurde, womit ein Marktpreis irrelevant wird.

    Im übrigen wurde in London schon mal ein östlicher Überläufer ermordet, damals nahm man einen Regenschirm der modifiziert war,
    um aus der Spitze eine kleine Holkugel abzufeuern, die mit einem sehr starken Gift gefüllt war. Auch damals vermutete man den KGB dahinter.



  • phlox81 schrieb:

    Wer immer sich das Zeugs beschafft hat, hatte eine Quelle, an der er es wohl für recht wenig bis gar kein Geld bekommen hat.
    Auch denke ich nicht, das das Gift auf dem öffentlichen Markt gekauft wurde, womit ein Marktpreis irrelevant wird.

    Das sehe ich auch so.

    phlox81 schrieb:

    Im übrigen wurde in London schon mal ein östlicher Überläufer ermordet, damals nahm man einen Regenschirm der modifiziert war,
    um aus der Spitze eine kleine Holkugel abzufeuern, die mit einem sehr starken Gift gefüllt war. Auch damals vermutete man den KGB dahinter.

    Rizin war das Gift. Das ist aber nichts sehr besonderes und man kann es in seiner Küche herstellen (gibt sogar ein US-Patent darüber, wo man das nachlesen kann).

    http://de.wikipedia.org/wiki/Regenschirmattentat



  • phlox81 schrieb:

    Wer immer sich das Zeugs beschafft hat, hatte eine Quelle, an der er es wohl für recht wenig bis gar kein Geld bekommen hat.
    Auch denke ich nicht, das das Gift auf dem öffentlichen Markt gekauft wurde, womit ein Marktpreis irrelevant wird.

    Genauso ist es. Anstatt es in der Taiga zu versenken haben die es eben einem unbequemen Menschen eingeflößt und waren auch noch typisch russisch schlampig dabei.

    PS: Bei der gesamten Story wird die Methode der Desinformation durch Verbreitung von Überinformation und Falschinformation angewendet. Zuletzt weiß keiner mehr was wahr ist, alles ist rein spekulativ.



  • F98 schrieb:

    Anstatt es in der Taiga zu versenken haben die es eben einem unbequemen Menschen eingeflößt und waren auch noch typisch russisch schlampig dabei.

    In der Taiga versenkt? Ging nicht, da hättest Du es ja einfach wieder rausgefischt.
    Ach ja, mit ihrer typischen Schlampigkeit haben sich die Russen ein paar Jährchen eine lustige Geheimdienstschlacht mit ihren Westkollegen geliefert. Hätte wohl nicht funktioniert, wenn die wirklich so schlampig waren.
    Woher nimmst Du die Gewißheit?



  • Woher nimmst du die Gewissheit dass sich außer öffentlicher Polizeibehörden irgendwelche Geheimdienste dafür interessieren?



  • Es ist mir völlig wurscht, wer sich dafür interessiert. Aussage meines Beitrags sollte sein:

    1. Die Taiga ist kein Meer, in sie kann man also nichts versenken.
    2. Die Russen sind nicht schlampig.



  • F98 schrieb:

    phlox81 schrieb:

    Wer immer sich das Zeugs beschafft hat, hatte eine Quelle, an der er es wohl für recht wenig bis gar kein Geld bekommen hat.
    Auch denke ich nicht, das das Gift auf dem öffentlichen Markt gekauft wurde, womit ein Marktpreis irrelevant wird.

    Genauso ist es. Anstatt es in der Taiga zu versenken haben die es eben einem unbequemen Menschen eingeflößt und waren auch noch typisch russisch schlampig dabei.

    Warum sollten sie es in der Taiga "versenken"? Ist doch immerhin teuer das Zeugs.



  • Der Spiegel hat noch was zu dem Thema Polonium-210 und den Preis. http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,452650,00.html



  • Die wahrscheinlichste Alternative für mich ist, dass ein paar FSB-Leute(die müssen nicht mal so besonders hochrangig sein) einem Aussteiger und Kritiker mit Insiderwissen mal zeigen wollten dass sie so ein "vaterlandsloses" Verhalten bestrafen.
    Wenn jemanden nur daran gelegen hätte den Mann umzubringen dann hätte man das einfacher, ohne irgendeinen Hinweis auf die Auftraggeber machen können.

    Wer im ihn ermordet hat wollte aber die Öffentlichkeit und auch das langsame sterben Litwinenkos. Es ist eine Botschaft an weitere wie ihn.
    Und natürlich wollten sie das alle ahnen wer dahinter stecken - was für einen Sinn hätte eine Warnung an potenzielle weitere Aussteiger wenn nicht klar wäre aus welcher Ecke der Anschlag kommt? Nur beweisen soll es sich nicht lassen ...


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