komplexe maschine oder beseeltes etwas
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Jester schrieb:
DEvent schrieb:
minhen hat schon Recht. Freier Wille existiert nur wenn es etwas ausserhalb der Physik gibt. Gibt es sowas nicht, ist alles deterministisch.
Es gibt doch in der Physik Prozesse, die zufällig ablaufen, also nicht deterministisch sind. Beispielsweise radioaktiver Zerfall.
vielleicht ist radioaktivität ja deterministisch, nur wir haben noch kein system gefunden in dass das passt?
btw: aber allein schon die annahme, dass es nichts ausserhalb der physik gibt, finde ich ziemlich beschränkt. wenn man was nicht kennt, heisst das noch lange nicht, das es das nicht gibt...
:xmas2:
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Heimdall83 schrieb:
Aber glaube groessere funktionierende soziale Gruppen als bei uns Menschen gibts unter anderen Tieren nicht.

Das hat auch mit der Fähigkeit zur Sprache zu tun. Ab einem gewissen Komplexitätsgrad kommt man mit einfachen Droh- und Zuneigungsgebärden nicht mehr weiter um das Zusammenleben zu organisieren.
DEvent schrieb:
Im Kopf wird unbewust ein zufällige Zahl ausgedacht, je nach dem was sie ist wird mal in die rechte mal in die linke Ecke geschossen.
Gegeben die Anzahl der Ecken eines Tores könnte man dann die Erfolgsquote jeden Torwarts bei jedem Spiel vorhersagen. Jeder Schuß aufs Tor entspräche dann genau einem Zufallsereignis. Das ist aber offensichtlich nicht der Fall. Es werden mehr Tore gehalten als mit purem Zufall möglich wäre. Es gibt auch bessere und schlechtere Torwarte. Würden der Zufall dominieren, wären alle gleich. Man hat es also nicht mit Zufall zu tun. Viel mehr beobachtet ein Torwart seinen Gegner um eine Vorhersage über sein Verhalten treffen zu können. Die Entscheidung in welche Ecke man sich hechtet ist also alles andere als zufällig und sehr wohl von äußeren Faktoren abhängig ...
Jester schrieb:
Es gibt doch in der Physik Prozesse, die zufällig ablaufen, also nicht deterministisch sind. Beispielsweise radioaktiver Zerfall.
Solche Effekte gibt es aber nur im Mikrokosmos also auf atomarer und subatomarer Ebene. Wir sind uns doch alle (hoffentlich) einig, dass das Gehirn auf makroskopischer Ebene arbeitet. Und sobald man einen Schritt von der Quantenwelt zurücktritt ist plötzlich alles deterministisch. Es ist noch nicht ganz klar weswegen, aber es sieht doch ganz so aus als ob der Mikrokosmos nicht wirklich von reinem Zufall bestimmt ist. Auf alle Fälle ergibt die Überlagerung dieser vielen Zufälle Determinismus im Makrokosmos.
Das Verhalten eines Neurons, also des kleinsten infromationsverarbeitenden Teils des Gehirns, ist jedenfalls nicht durch Quantengesetze beschreibbar. Es ist bereits deterministisch. Man genau sagen bei welchen chemischen Bedingungen es eine normale Aktivität hat, wann es gehemmt wird, wann es feuert. Aber als ob das noch nicht ausreichen würde ist ein einzelnes Neuron im Gehirn relativ unwichtig. Bei der Verarbeitung und Repräsentation von Informationen sind immer sehr große Zahlen von Neuronen beteiligt. (Was auch gut ist, andernfalls hätte jeder Alkoholgenuß fatale und dauerhafte Folgen.)
Das heißt auf quantenphysikalischer Ebene gibt es Zufälle, doch die kleinsten Bauteile des Gehirns sind bereits "Überlagerungen" dieser Zufälle welche nicht mehr zufällig sind. Die Arbeitsweise des Gehirns wiederum ist eine "Überlagerung" dieser kleinsten Bauteile und erst recht in keinster Weise zufällig.Oder anders gesagt: wenn du den freien Willen auf die Quantenebene retten willst, musst du nicht nur erklären wie er mit dem Gehirn interagieren soll (was per se schon ein interessantes Unterfangen ist), sondern auch warum ausgerechnet und nur im Gehirn Quanteneffekte den Makrokosmos dominieren während das überall sonst im Universum nicht der Fall ist.
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THX 1138 schrieb:
Nun, der ganze Aufbau des Hirns und der biochemischen Pfade werden von den Genen vorgelegt,ob das nun fix ist, oder nur die genetisch bedingte Reaktion auf bestimmte Umwelteinflüsse ist dabei irrelevant.
Das bestreitet auch keiner. Die Frage ist viel mehr wieviel in den Genen vorgelegt ist. Deine Behauptung ist ja die, dass der Großteil (wie gesagt sogar "Launen") genetisch vordefiniert ist. Und das kann man wohl ohne große Probleme als Unsinn bezeichnen. Und das aus einem einfachen Grund: das menschliche Erbgut besteht aus 28.000 Genen (geschätzt), die sich aus 3*10^9 Basenpaare (Tatsache) ergeben. Selbst wenn wir jetzt so naiv und dumm sind anzunehmen jedes Basenpaar würde eine komplexe Information kodieren, so hat das Gehirn noch immer bis zu 10^12 Neuronen von denen jedes durchschnittlich 7000 Synapsen hat. Die Komplexität des Gehirns sprengt also die unserer Gene um ein Vielfaches ...
Versteh mich nicht falsch, ich geniesse mein Leben. Aber jede denkende Existenz wird wahnsinnig, wenn sie ihrem Erschaffer gegenübersteht.
Umso besser wenn es keinen solchen gibt

Ich bestimme mein Schicksal weitgehend selbst. Im Leben steht man andauern vor Entscheidungen, die das ganze Leben (und oft nicht nur das Eigene) beeinflussen können. Gibt es nur einen richtigen Weg? Wer entscheidet für dich, wenn nicht dein inneres Ich (ich nenns jetzt mal nicht Seele)?
Da liegt also das Problem - in deinem Verständnis von "ich". Du hängst offensichtlich noch dem alten Körper-Geist-Dualismus nach, welcher schon seit einiger Zeit wissenschaftlich völlig unhaltbar ist. Körper und Geist sind keine getrennten Entitäten sondern eine untrennbare Einheit. Genauer ist Letzteres Produkt von Ersterem. Und genau das ist auch der Grund, weswegen kein Grund zur Verzweiflung besteht: ich bin nicht irgendein nicht-existentes ominöses Energie-etwas sondern ich bin ich. Mein ganzer Körper, mein ganzes Gehirn bin ich. Ich bin nicht Gast in diesem Körper, ich bin dieser Körper.
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minhen schrieb:
Jester schrieb:
Es gibt doch in der Physik Prozesse, die zufällig ablaufen, also nicht deterministisch sind. Beispielsweise radioaktiver Zerfall.
Solche Effekte gibt es aber nur im Mikrokosmos also auf atomarer und subatomarer Ebene. Wir sind uns doch alle (hoffentlich) einig, dass das Gehirn auf makroskopischer Ebene arbeitet.
Und sobald man einen Schritt von der Quantenwelt zurücktritt ist plötzlich alles deterministisch.Jaja, die Quantenwelt im Mikrokosmos ... es gibt doch ausreichend Quanteneffekte, die sich auf makroskopischen Größenskalen betrachten lassen. Supraleitung, anisotrope Flüssigkeiten, Bose-Einstein-Kondensation ... alles quantenmechanische Effekte. Dekohärenz funktioniert vielleicht nicht so, wie Du das dir vorstellst.
Aber sei's drum, selbst für Quanteneffekte kann man Gesetze hinschreiben -- statistische eben. Dann wäre der "Freie Wille" offenbar ein stochastisches Produkt, was ich nicht wirklich angenehmer finde, als ein deterministisches, weil Beeinflussung von solchen Prozessen durch "Willen" gibt es mE auch nicht.
Es ist noch nicht ganz klar weswegen, aber es sieht doch ganz so aus als ob der Mikrokosmos nicht wirklich von reinem Zufall bestimmt ist. Auf alle Fälle ergibt die Überlagerung dieser vielen Zufälle Determinismus im Makrokosmos.
Schon beim dritten (?) Ausschlag eines Doppelpendels spielen rechnerisch Gravitationskräfte in der Größenordnungen von Atommassen im Abstand zum Mars eine Rolle ... wenn es also auf atomarer Ebene Zufälle gibt, dann gibt es sie auch makroskopischer, weil die Natur nichtlinear funktioniert.
Nicht, daß das irgendeine Rolle spielen würde, Physik und Philosophie spielen in ganz anderen Sportarten. Ich halte es nicht übertrieben sinnvoll, Konzepte wie "Willen" durch Physik erklären zu wollen. Mein Ziel ist es nicht unbedingt, ein schlüssiges Gesamtkonzept für die ganze Welt vorlegen zu können, sondern mit der Welt halbwegs sinnvoll interagieren zu können, und wenn das besser klappt, wenn ich widersprüchliche Glaubenssätze akzeptieren muß, dann ist es halt so. Für mich würde ein Determinismus-Konzept auf persönlicher Ebene wenigstens zu einer Ist-mir-alles-total-egal--ich-kann-eh-nichts-ändern--die-Welt-ungerecht-Einstellung einhergehen, die ich für mich nicht akzeptieren kann und will (und die ich btw auch von niemandem aus meinem sozialen Umfeld akzeptieren würde). Heck, es gibt sogar haufenweise Leute, die großartige Physiker waren und in ihrem Weltbild einen Gott untergebracht haben (und das mithin auch philosophisch ausgewalzt haben, wieso das möglich ist). Ich brauche dafür keine besonders philosophisch-konsistente Erklärung, sondern einfach nur Pragmatismus.
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minhen schrieb:
Jester schrieb:
Es gibt doch in der Physik Prozesse, die zufällig ablaufen, also nicht deterministisch sind. Beispielsweise radioaktiver Zerfall.
Solche Effekte gibt es aber nur im Mikrokosmos also auf atomarer und subatomarer Ebene. Wir sind uns doch alle (hoffentlich) einig, dass das Gehirn auf makroskopischer Ebene arbeitet. Und sobald man einen Schritt von der Quantenwelt zurücktritt ist plötzlich alles deterministisch.
Ist es das wirklich? Oder sieht es vielleicht nur so aus? Stell Dir vor, Du hast ne Zeichenquelle, die zufällig mit 50:50 Wahrscheinlichkeit 1 und 0 produziert und das tut sie ganz schnell und oft. Wenn Du weit genug rauszoomst und draufschaust, dann kannste das Verhalten recht gut beschreiben, wenn Du sagst, der zieht so in etwa abwechselnd ne 1 und ne 0. Das beschreibt zum Beispiel die erwartete Anzahl der beiden Ziffern genau. Sieht also deterministisch aus.
In Wirklichkeichkeit ist es aber trotzdem zufällig und daher nicht völlig deterministisch. Die Chance, daß etwas völlig anders kommt als erwartet ist sehr klein, eine 1Million lange Sequenz von 0en ist extrem unwahrscheinlich, aber eben doch möglich. Insofern würde ich sagen, daß es dann auch auf der Ebene höher nicht wirklich deterministisch sein kann.
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minhen schrieb:
das menschliche Erbgut besteht aus 28.000 Genen (geschätzt), die sich aus 3*10^9 Basenpaare (Tatsache) ergeben...Die Komplexität des Gehirns sprengt also die unserer Gene um ein Vielfaches ...
Dann rechne mal die möglichen Kombinationen aktiver Gene zusammen, das dürfte genügen um jeden noch so komplexen Aufbau zu steuern. Zudem sind dies nur die Gene. Bei den ganzen regulatorischen Sequenzen, die zwischen den Genen liegen und vor allem bei den siRNA bringt man erst langsam Licht ins dunkel.
sry.. muss weg...ich werd mich nochmal melden die Tage :xmas1:
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Daniel E. schrieb:
Jaja, die Quantenwelt im Mikrokosmos ... es gibt doch ausreichend Quanteneffekte, die sich auf makroskopischen Größenskalen betrachten lassen. Supraleitung, anisotrope Flüssigkeiten, Bose-Einstein-Kondensation ... alles quantenmechanische Effekte. Dekohärenz funktioniert vielleicht nicht so, wie Du das dir vorstellst.
Das ist doch wohl selbstverständlich. Könnte man Quanteneffekte nicht auf makroskopischen Größenskalen beobachten, wüssten wir überhaupt nicht von deren Existenz. Was du sagst ist also wie gesagt selbstverständlich.
Allerdings reden wir überhaupt nicht davon. Hier geht es darum dass Quanteneffekte ein äußerst makroskopisches System nicht nur beeinflußen sondern dominieren sollen. Ein System dessen kleinste Bauteile vollständige Zellen sind, welche aus Millionen von Molekülen und noch mehr Atomen bestehen. Und als ob das noch nicht ausreichen würde, sind diese Bauteile alleine relativ unwichtig und entfalten erst im Verband zu mehreren Hundert eine Wirkung. Und ein solches System soll von Quanteneffekten dominiert werden. Darum geht's hier.THX 1138 schrieb:
minhen schrieb:
das menschliche Erbgut besteht aus 28.000 Genen (geschätzt), die sich aus 3*10^9 Basenpaare (Tatsache) ergeben...Die Komplexität des Gehirns sprengt also die unserer Gene um ein Vielfaches ...
Dann rechne mal die möglichen Kombinationen aktiver Gene zusammen, das dürfte genügen um jeden noch so komplexen Aufbau zu steuern. Zudem sind dies nur die Gene. Bei den ganzen regulatorischen Sequenzen, die zwischen den Genen liegen und vor allem bei den siRNA bringt man erst langsam Licht ins dunkel.
Dir ist aber schon auch klar, dass es 1000000000000 mehr Synapsen als Gene gibt? Das heißt die Anzahl der Synapsen ist die Anzahl der Gene mal 1000000000000. Und damit hast du nur die Zuordnung eine Synapse pro Gen. Die Verbindungen zwischen den Neuronen sind damit noch nicht bestimmt. Auch wo sich welches Neuron befindet ist damit noch nicht definiert. Wenn du anfängst Kombinationen von aktiven Genen zu betrachten, fange ich damit an den Aufbau des Gehirns genauer zu betrachten. So oder so die Komplexität des Gehirns sprengt einfach das Speichervermögen des Erbguts.
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minhen schrieb:
Daniel E. schrieb:
Jaja, die Quantenwelt im Mikrokosmos ... es gibt doch ausreichend Quanteneffekte, die sich auf makroskopischen Größenskalen betrachten lassen. Supraleitung, anisotrope Flüssigkeiten, Bose-Einstein-Kondensation ... alles quantenmechanische Effekte. Dekohärenz funktioniert vielleicht nicht so, wie Du das dir vorstellst.
Das ist doch wohl selbstverständlich. Könnte man Quanteneffekte nicht auf makroskopischen Größenskalen beobachten, wüssten wir überhaupt nicht von deren Existenz. Was du sagst ist also wie gesagt selbstverständlich.
Allerdings reden wir überhaupt nicht davon. Hier geht es darum dass Quanteneffekte ein äußerst makroskopisches System nicht nur beeinflußen sondern dominieren sollen. Ein System dessen kleinste Bauteile vollständige Zellen sind, welche aus Millionen von Molekülen und noch mehr Atomen bestehen. Und als ob das noch nicht ausreichen würde, sind diese Bauteile alleine relativ unwichtig und entfalten erst im Verband zu mehreren Hundert eine Wirkung. Und ein solches System soll von Quanteneffekten dominiert werden. Darum geht's hier.Aha. Magst Du mal bitte erklären, wieso bei Supraleitung ein makroskopisches System "nicht durch Quanteneffekte dominiert" wird?
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Herrje, ich habe kein Bock mich über jedes Wort zu unterhalten. Es geht um die Aussage bezogen auf Zufall und nicht um das Wort an sich. Wenn dir das Wörtchen Makrokosmos zu falsch erscheint, denke es dir halt weg. Die grundlegende Aussage von freier Wille, Zufall und Gehirn hängt nicht von ihm ab. Denk dir statt Makrokosmos halt hochgradig heterogenes System aus zig Milliarden unterschiedlichen Molekülen, die keine speziellen physikalischen Eigenschaften wie die Möglichkeit zur Supraleitung aufweisen und erst recht nicht künstlich in einem solchen Zustand gehalten werden. Was du mit dem Wort Makrokosmos anfängst ist mir wurst, es geht hier nur um die Sache mit der Wahrscheinlichkeit. Und die Aussage ist verständlich und klar auch wenn man (berechtigte) Kritik an dem Wort Makrokosmos hat.
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Hab letztens was von Paul Graham gelesen.
Paul Graham schrieb:
An example of the first type of restriction is not allowing programs to ask for the car of a symbol. Such a request is semantically ill-formed, like asking how much blue weighs. (One of the few things I learned from studying philosophy in college was that most of the great traditional philosophical controversies are similarly ill-formed. Ideas like free will and even personal identity can't withstand close inspection.) You have to forbid users to ask ill-formed questions, because there's no way to answer them.
Fand ich ganz interessant, leider hat er das nicht genauer erklärt.
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minhen schrieb:
Herrje, ich habe kein Bock mich über jedes Wort zu unterhalten. Es geht um die Aussage bezogen auf Zufall und nicht um das Wort an sich.
Ja, wie du richtig festgestellt hast kommt es nicht auf das Wort an. Du hast behauptet auf unterster Ebene ist es zufällig, aber auf höherer Ebene ist es deterministisch. Ich möchte von Dir eigentlich nur wissen, wie das sein kann, wenn doch die höhere Ebene auf die niedrigere aufbaut.

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Auf diese Frage habe ich schon geantwortet gehabt bevor du überhaupt eine solche Frage gestellt hast (und zwar bereits im ersten Beitrag zu dem Thema von mir) ...
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Kann ich leider nicht finden. Vielleicht magste mir kurz zeigen was Du als Beantwortung dieser Frage ansiehst.
so, hab grad nochmal gesucht. Die Frage hast Du ziemlich sicher nicht beantwortet.
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Natürlich hab ich. Es gibt nur einen ersten Beitrag von mir zu dem Thema. Was hab ich da gesagt?
- Im Bereich der Quantentheorie herrschen Wahrhscheinlichkeiten.
- Ich spekulierte dass diese Wahrscheinlichkeiten nicht wirklich vollends zufällig sein könnten, sondern eine - wenn auch extrem minimale - Bevorzugung bestimmter Ereignisse haben müssten, denn
- die "Überlagerung" dieser unzähligen Wahrscheinlichkeitsfunktionen führt in unserer Umgebung (das soll jetzt der Ersatz für Makrokosmos sein...) zu Determinismus.
Den ersten und letzten Punkt halte ich für völlig unstrittig. Den mittleren hatte ich zusätzlich aus gutem Grund mit "man weiß es nicht" versehen.
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Für mich würde ein Determinismus-Konzept auf persönlicher Ebene wenigstens zu einer Ist-mir-alles-total-egal--ich-kann-eh-nichts-ändern--die-Welt-ungerecht-Einstellung einhergehen, die ich für mich nicht akzeptieren kann und will (und die ich btw auch von niemandem aus meinem sozialen Umfeld akzeptieren würde).
Würde es umgekehrt nicht mehr Sinn machen? Wenn es eine metaphysische Ebene gibt, müsste man dann nicht noch mehr verzweifeln?
Menschen können nunmal nicht Zaubern und wenn du vor Gott stehst und er dann entscheidet ob du in den Himmel darfst, dann kannst du nichts gegen ihn unternehmen. Würde aber selbst Gott physikalischen Gesetzen gehorhen müssen, dann hättest du eine Chance dein Schicksal mit zubestimmen.
Also so gesehen wäre es mir lieber wenn es keine Metaphysik gäbe.
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DEvent schrieb:
Für mich würde ein Determinismus-Konzept auf persönlicher Ebene wenigstens zu einer Ist-mir-alles-total-egal--ich-kann-eh-nichts-ändern--die-Welt-ungerecht-Einstellung einhergehen, die ich für mich nicht akzeptieren kann und will (und die ich btw auch von niemandem aus meinem sozialen Umfeld akzeptieren würde).
Würde es umgekehrt nicht mehr Sinn machen? Wenn es eine metaphysische Ebene gibt, müsste man dann nicht noch mehr verzweifeln?
Menschen können nunmal nicht Zaubern und wenn du vor Gott stehst und er dann entscheidet ob du in den Himmel darfst, dann kannst du nichts gegen ihn unternehmen. Würde aber selbst Gott physikalischen Gesetzen gehorhen müssen, dann hättest du eine Chance dein Schicksal mit zubestimmen.
Keine Ahnung, in meinem Weltbild kommt kein Gott vor, es ist ein wissenschaftliches. Trotzdem mag ich menschliche Interaktion (räusper) nicht durch physikalische Gesetzmäßigkeiten beschreiben, einfach, weil die Ebenen nicht zueinanderpassen. Es gibt auch auf einer sozialen Ebene gewisse Reiz-Reaktions-Schemata (zB: Person A schreit, Person B "fühlt" Angst oder, behaveoristische Ansätze halt) gibt, will ich auch gar nicht bestreiten, nur, daß es einen Zwang gibt, sich in solche Schemata einzufügen -- das mag ich nicht. Ich muß meine Handlungen zwar nicht vor einem dahergelaufenen Gott rechtfertigen, aber *vor mir*.
Mir ist schon klar, daß ich damit der Frage, ob Menschen determiniert handeln, aus dem Weg gehe. Aber es kommt mir nicht so vor, und die Fähigkeit etwas ändern zu können, ist doch das einzige, was das Leben interessant macht. Wäre alles vorherbestimmt (zB durch einen Gott) oder erzwungen fair (zB durch einen Diktator), so gäbe es keine Änderungsmoglichkeit mehr und das Leben kann wie ein Kinofilm genossen werden: durch rumlungern&Popcorn essen. Man nimmt auch in Ingenieurwissenschaften oft Modelle her, die eigentlich falsch sind, aber das ist für ein gegebenes Problem uninteressant, wenn es mit dem Modell effizient beschreib- und lösbar wird. Und *mein* Problem ist nicht, daß ich die ganze Welt erklären möchte, sondern mit ihr halbwegs klarzukommen und dafür nehme ich mir die Axiome, die mir dafür am nützlichsten erscheinen, unabhängig von deren Wahrheitsgehalt und Konsistenz. Was habe ich davon, wenn ich immer alles richtig gemacht habe, und es mir trotzdem beschissen geht?
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Jester schrieb:
DEvent schrieb:
minhen hat schon Recht. Freier Wille existiert nur wenn es etwas ausserhalb der Physik gibt. Gibt es sowas nicht, ist alles deterministisch.
Es gibt doch in der Physik Prozesse, die zufällig ablaufen, also nicht deterministisch sind. Beispielsweise radioaktiver Zerfall.
Und inwiefern hilft das freiem Willen weiter?
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ten schrieb:
btw: aber allein schon die annahme, dass es nichts ausserhalb der physik gibt, finde ich ziemlich beschränkt. wenn man was nicht kennt, heisst das noch lange nicht, das es das nicht gibt...
:xmas2:Ich wüsste von nichts was die Existenz des Übernatürlichen auch nur im entferntesten nahelegen würde. Aber spaßeshalber, wie sähe eine solche Welt aus? Würde das nicht jegliche Wissenschaft, ja die Möglichkeit des Erkenntnisgewinns an sich, über den Haufen werfen?
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Daniel E. schrieb:
Für mich würde ein Determinismus-Konzept auf persönlicher Ebene wenigstens zu einer Ist-mir-alles-total-egal--ich-kann-eh-nichts-ändern--die-Welt-ungerecht-Einstellung einhergehen, die ich für mich nicht akzeptieren kann und will (und die ich btw auch von niemandem aus meinem sozialen Umfeld akzeptieren würde).
Das glaube ich dir nicht.
Warum sollte dir dann plötzlich alles egal sein? Warum solltest aufhören du die Dinge die du tatsächlich beeinflussen kannst zu ändern? Und wenn du aktuell annimmst "die Welt" sei gerecht hast du eine ziemlich naive Vorstellung von selbiger, abgesehen davon sehe ich nicht wie dieser Punkt für dich mit freiem Willen zusammenhängt.
Dein Statement liest sich wie das eines Christen der behauptet Gott & seine Gebote seien das einzige was ihn vom morden, rauben, vergewaltigen abhalten.
Aber zumindest bist du so ehrlich einzugestehen dass deine Überzeugung nicht durch Realität sondern deine Wünsche bestimmt ist.
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finix schrieb:
ten schrieb:
btw: aber allein schon die annahme, dass es nichts ausserhalb der physik gibt, finde ich ziemlich beschränkt. wenn man was nicht kennt, heisst das noch lange nicht, das es das nicht gibt...
:xmas2:Ich wüsste von nichts was die Existenz des Übernatürlichen auch nur im entferntesten nahelegen würde. Aber spaßeshalber, wie sähe eine solche Welt aus? Würde das nicht jegliche Wissenschaft, ja die Möglichkeit des Erkenntnisgewinns an sich, über den Haufen werfen?
wer sagt was von übernatürlichem? die physik und ihre hilfswissenschaften (so wie menschen es kennen und betreiben), stützen sich auf regeln und erkenntnisse die wir mit unseren minderwertigen sinnen und unseren mangelhaften geistigen leistungen geschaffen haben. wieviel wissen wir von der wirklichkeit bzw. natur? 1% oder vielleicht nur 0.001%? vielleicht gerät diese ganze herangehensweise erkenntnisse zu gewinnen in eine sackgasse und wir wissen in 1000 jahren nur 2%? sind menschen überhaupt in der lage, die natur in ihrem vollen umfang zu erfassen (um sagen zu können: diese und jenes gibt es definitiv nicht)?
ich glaub nämlich nicht...
:xmas2: