Deutschland, NATO und Afghanistan
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Aber bei all diesen traurigen Diskussionen hier noch einmal eine spaßige Meldung - wie Ihr seht, werden unsere Politiker irgendwann doch die Welt retten, that's sure:
Stern.de schrieb:
Klar ist: Der geplante Tornado-Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan ist gefährlich. Neu ist: Er schädigt auch das Klima. Bleibt die Frage: Wie sehr? Die Antwort der Bundesregierung lesen Sie hier.
Selbstverständlich sagt die Linksfraktion "Nein" zum geplanten Einsatz deutscher Kampfjets vom Typ Tornado in Afghanistan. Schon allein aus pazifistischen Gründen will man selbst für Aufklärungsflüge keine Ausnahme machen. Doch die hochaktuelle Debatte um Klimaschutz und Erderwärmung liefert nebenbei ein ganz neues Argument gegen die Ausweitung des deutschen Afghanistan-Engagements: die enorme CO2-Emission! Denn nach Angaben des Verteidigungsministeriums handelt es sich bei Tornado-Jets um wahre Dreckschleudern. Das jedenfalls geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch hervor. Stern.de dokumentiert diese Perle des deutschen Parlamentarismus im Folgenden im Wortlaut.
."Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Thomas Kossendey (Bundesministerium für Verteidigung, d. Red.) auf die Fragen der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) (Drucksache 16/4367, Fragen 12 und 13):
Mit welchem Kerosinverbrauch und welchem Kohlendioxidausstoß rechnet die Bundesregierung beim Einsatz der Bundeswehrtornados in Afghanistan insgesamt und pro Flugstunde?
Welche Wirkung haben die Kriege im Irak und in Afghanistan auf die Klimaveränderung, und welche Informa-tionen hat die Bundesregierung über den Kohlendioxidausstoß durch die benannten Kriegshandlungen pro Jahr?
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Zu Frage 12:
Der Kraftstoffverbrauch des Waffensystems TORNADO liegt in Abhängigkeit von Flughöhe, Fluggeschwindigkeit und anderen Variablen zwischen 30 und 100 kg pro Minute. Hieraus ergibt sich ein Kraftstoffverbrauch pro Flugstunde zwischen 1 800 und 6 000 kg. Aus einem Kilogramm des Turbinenkraftstoffs Kerosin und 3,4 kg Sauerstoff entstehen bei der Verbrennung im Triebwerk rund 3,15 kg Kohlendioxid (CO2) und 1,24 kg Wasserdampf.
Unter Zugrundelegung der eben genannten Verbrauchszahlen ergeben sich nach Berechnungen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt durch die Verbrennung von l000 kg Kerosin mittlerer Qualität in einem Turbinenluftstrahltriebwerk circa 3150 kg Kohlendioxid. Daneben entstehen weitere Abgaskomponenten.
Der zu erwartende Gesamtkraftstoffverbrauch während eines sechsmonatigen Einsatzes ist abhängig von der durchschnittlichen Flugdauer, dem durchschnittlichen Kraftstoffdurch-fluss, der Anzahl der Flüge pro Tag und der Flugtage pro Monat. Hierüber sind noch keine verlässlichen Angaben möglich. Da der geplante Einsatz in Afghanistan nicht zusätzlich zu den in Deutschland stattfindenden Übungsflügen erfolgt, ist in der Gesamtbilanz dem Kerosinverbrauch in Afghanistan der Minderverbrauch in Deutschland gegenzurechnen.
Zu Frage 13:
Der Bundesregierung liegen keine Erkenntnisse vor, die Aussagen zu Auswirkungen der Einsätze anderer Nationen im Irak oder zu Einsätzen der NATO und anderer Nationen in Afghanistan hinsichtlich einer Klimaveränderung regional oder global zulassen. Die Bundesregierung verfügt nicht über Informationen zum Kohlendioxidausstoß pro Jahr durch die benannten Einsätze im Irak und in Afghanistan."
Das müßt Ihr Euch geben, mit so einem Schwachsinn befassen die sich.
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Das ist doch nicht wahr, oder?
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Ich fordere Rußpartikelfilter für Kampfflugzeuge!

Na jedenfalls schicken wir keine F4 Phantom, da sieht man die schwarze Fahne schon von weitem (Nicht umsonst werden die Kisten liebevoll "Ölofen" genannt
)
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Also jetzt flipp ich aus.
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http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,469500,00.html
Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) räumte unterdessen laut "Welt" in einer Diskussion mit der FDP-Fraktion ein, dass die deutschen Tornado-Piloten im Falle eines Absturzes oder Abschusses von kanadischen oder US-Einheiten geborgen werden müssten. Die Fähigkeiten zum "bewaffneten Such- und Rettungsdienst" befänden sich erst im Aufbau und hätten sich durch Schwierigkeiten bei der Lieferung neuer Hubschrauber verzögert, erklärte das Verteidigungsministerium in einer Antwort auf eine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion.
Such- und Rettungsfähigkeiten seien "ein integraler Bestandteil multinationaler Planungen und der Einsatzführung", heißt es dort. Allerdings sind Flugzeuge und Hubschrauber bei den internationalen Isaf-Einheiten in Afghanistan knapp. Laut Verteidigungsministerium hat sich der Auslieferungsbeginn der benötigten Hubschrauber vom Typ NH 90 um mehrere Jahre verzögert.
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Gut, hauptsache es gibt die Möglichkeit, sie zu bergen. So eine Aufgabenteilung zwischen den Staaten finde ich schon ok, wir haben ja auch irgendwie medizinische Versorgung für andere zur Verfügung gestellt.
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Dabei sein ist nicht alles
2. März 2007, 00:00 Uhr
http://www.welt.de/welt_print/article742242/Dabei_sein_ist_nicht_alles.html
Bei den Amerikanern fällt den Deutschen das Urteil leicht - sie haben versagt: erst in Somalia, dann in Afghanistan, nun im Irak. Doch wie fällt das Urteil der Deutschen über ihre eigenen Auslandseinsätze aus? Eine Kosten-Nutzen-Analyse ist ernüchternd.
In Somalia begann im August 1993 der erste bewaffnete Auslandseinsatz der Bundeswehr. Der Auftrag der Deutschen sah vor, eine Kampfbrigade aus Indien zu unterstützen. Doch die Inder trafen nie ein. Also erweiterten die deutschen Soldaten ihren Auftrag, bauten Schulen und bohrten Brunnen. Als sich die Sicherheitslage verschlechterte, zog die Bundeswehr im März 1994 ab. Damit endete der deutsche Somalia-Einsatz wie der amerikanische: in einem Desaster. Nach der Intervention übernahmen nicht nur erneut Warlords die Kontrolle des Landes, sondern dieses wurde auch zu einer Basis von terroristischen Gruppen, nachdem islamistische Kräfte die Oberhand gewonnen hatten. Erst Äthiopiens militärische Intervention vertrieb die Islamisten aus Mogadischu. Nun droht ein langer Guerillakrieg.
Mehr als fraglich ist, warum Deutschland, anders als die USA, keine Verbindung zwischen dem somalischen Bürgerkrieg und dem Terrornetzwerk al-Qaida sehen will, was den Einsatz auch deutscher Schiffe im Rahmen der Anti-Terror-Operation "Enduring Freedom" vor der Küste Somalias rechtfertigen würde. Der Auftrag des in Dschibuti stationierten deutschen Marineverbandes umfasst die Seeraumüberwachung und den Schutz der Seeverbindungen um das Horn von Afrika. Hier sollen Handel und Transport von Drogen und Waffen unterbunden werden, die den transnationalen Terrorismus unterstützen könnten. Doch von einer wirksamen Blockade der Islamisten in Somalia kann keine Rede sein. Ein UN-Bericht vom November 2006 führt detailliert Verletzungen des Waffenembargos auf.
Auch in einem anderen afrikanischen Land sind nachhaltige Interventionserfolge der Deutschen ausgeblieben. Zwar wurde der Kongo-Einsatz der Bundeswehr im Gegensatz zum Somalia-Debakel ordnungsgemäß beendet. Aber zu welchem Preis? Nicht die Deutschen schreckten die kongolesischen Warlords ab. Es verhielt sich umgekehrt. Anders ist nicht zu erklären, warum die von Deutschland geführten EU-Soldaten nur ein Mal in das bürgerkriegsartige Geschehen in Kinshasa eingriffen: als die Truppen von Präsident Joseph Kabila im August 2006 die Residenz von Kabilas Gegner Jean-Pierre Bemba belagerten und beschossen.
Stabile Verhältnisse, das Ziel des deutschen Einsatzes, herrschen im Kongo bis heute nicht. Im Osten des Landes sind erneut Kämpfe mit Rebellen ausgebrochen. In der Hafenstadt Matadi und in weiteren Städten gab es Tote bei Straßenschlachten zwischen Kabilas Sicherheitskräften und Anhängern der Opposition.
Auch auf dem Balkan haben die Deutschen versucht, Bürgerkriegsregionen zu befrieden. Hier schweigen zwar heute die Waffen, aber der Weg zu einem wirklichen Frieden ist noch weit. Denn die politischen Probleme sind nicht gelöst, sondern seit dem Vertrag von Dayton lediglich eingefroren. Die Kriegsparteien haben sich bis heute nicht ausgesöhnt. Die Region setzt sich aus schwachen Staaten und internationalen Protektoraten zusammen. Kriminalität prägt den Alltag. In Bosnien sind Kriegsverbrecher weiterhin auf freiem Fuß.
Selbst Mazedonien, das einzige Balkanland, in dem seit Beginn der Bürgerkriege in den Neunzigerjahren eine Militärmission abgeschlossen wurde, gilt immer noch als instabil. Deutschland und die anderen EU-Staaten zögern, dem Balkan eine politische Perspektive anzubieten.
Im Kosovo bleibt die Statusfrage ungeklärt. Nachhaltige Stabilität versprechen weder der UN-Plan noch eine Entscheidung des UN-Sicherheitsrats über die staatliche Gestalt des Amselfelds. Eine erneute Explosion der Gewalt wie bei den schweren Unruhen im März 2004 ist nicht ausgeschlossen. Damals sah sich die Bundeswehr nicht in der Lage, die Gewalt zu stoppen.
Auch in Afghanistan scheint ein langes Engagement deutscher Soldaten erforderlich. Die Lage ist mehr als beunruhigend. Die Taliban sind erstarkt und liefern sich blutige Gefechte mit Nato-Verbänden. Die deutschen Soldaten müssen sich mit den afghanischen Drogenbaronen arrangieren, deren Opiumproduktion in Deutschland für Milliardenumsätze auf dem Drogenmarkt sorgt. Ein Vorgehen gegen den Mohnanbau ist der Bundeswehr aber ausdrücklich untersagt.
Vor der Küste des Libanon will Deutschland helfen, Waffenlieferungen an die Hisbollah zu unterbinden. Doch über das Meer sind keine Nachschuboperationen der schiitischen Guerillakämpfer zu erwarten. Wollte Deutschland die erneute Aufrüstung der Hisbollah verhindern, müsste es seine Soldaten entlang der syrischen Grenze stationieren. Aber genau das will Berlin unter keinen Umständen. Nun ist es ohnehin zu spät. Die Arsenale der Hisbollah sind längst wieder gefüllt. Deutschland kann seine maritime Alibipräsenz beenden.
Parallel zum ernüchternden Verlauf deutscher Auslandseinsätze häufen sich in der Heimat die Kommentare, die der Bundeswehr vorwerfen, ihr Budget für überholte Rüstungsvorhaben wie den Eurofighter, Kampfhubschrauber, Panzerhaubitzen und Schützenpanzer auszugeben. Stattdessen sei doch, so die Argumentation, bei heutigen Auslandseinsätzen leichte Ausrüstung gefragt. Diese Annahme aber trifft nur dann zu, wenn sich Deutschland, wie bisher meistens, aus "Peace making"-Operationen wie im Süden und Osten Afghanistans heraushält und nur für "Peace keeping"-Missionen wie auf dem Balkan oder im Norden Afghanistans zur Verfügung steht. Sollte Berlin in Zukunft wirkliche Kampfeinsätze durchführen wollen, so wären gerade die heute kritisierten Rüstungsvorhaben im Bereich schwerer Waffen unerlässlich, wenn man auf dem Schlachtfeld bestehen will, so wie es derzeit am Hindukusch Amerikaner, Briten, Kanadier und Niederländer versuchen.
Deutschland ist seit den Neunzigerjahren zwar an beinahe allen bedeutenden Interventionen des Westens beteiligt, doch hat man es dabei bislang verstanden, sich jeweils einen relativ ungefährlichen Aufgabenbereich zu sichern.
Kampfeinsätze überlässt Berlin - mit Ausnahme des Kosovo-Krieges und der KSK-Operationen in Afghanistan - seinen Verbündeten. Deutschland unterstützt diese gern logistisch oder übernimmt die Sicherung von Gebieten, die als befriedet gelten.
Dabei stellt sich allerdings die Frage, welchen Sinn milliardenteure Auslandseinsätze haben, wenn sie jeweils nur eine Waffenruhe sichern sollen, der die Konfliktparteien bereits vorher aus eigenem Entschluss zugestimmt haben. Eher schwache deutsche Truppen mit großem Aufwand in ein Gebiet zu entsenden, in dem bereits die Waffen schweigen, hat im Grunde wenig Sinn, da dort Truppen eigentlich nicht gebraucht werden. Aufgaben des Wiederaufbaus sind effektiver und vor allem kostengünstiger von Ein-richtungen wie dem Technischen Hilfswerk oder Beratern aus den Bereichen Justiz und Polizei zu leisten.
Bundeswehrverbände, die bei ihren Aufträgen von Berlin mühevoll vor jeglicher Gefahr geschützt werden, wirken wie ein Widerspruch in sich. Dabei sein ist nicht immer alles. Nur eine Armee, deren eigentliche Aufgabe, der militärische Kampf, in einem Einsatz nicht von vornherein ausgeschlossen wird, ist ein wirksames Instrument souveräner Außen- und Sicherheitspolitik.
Ist eine Nation dazu nicht bereit, sollte sie ihre Soldaten in den Kasernen lassen.Der Autor ist Referent in der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen und Lehrbeauftragter am Seminar für Politische Wissenschaft und Soziologie der Universität Bonn. Der Beitrag gibt seine persönliche Meinung wieder.
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Marc++us schrieb:
Stabile Verhältnisse, das Ziel des deutschen Einsatzes, herrschen im Kongo bis heute nicht. Im Osten des Landes sind erneut Kämpfe mit Rebellen ausgebrochen. In der Hafenstadt Matadi und in weiteren Städten gab es Tote bei Straßenschlachten...
stabile verhältnisse kann man nicht erzwingen, indem man eine besatzungsarmee hinschickt. das haben auch die amerikaner, trotz ihrer ständigen pleiten bei solchen aktionen, bis heute nicht begriffen...
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Marc++us schrieb:
Bei den Amerikanern fällt den Deutschen das Urteil leicht - sie haben versagt:
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Marc++us schrieb:
Marc++us schrieb:
Bei den Amerikanern fällt den Deutschen das Urteil leicht - sie haben versagt:
stimmt ja auch...