Code-Klau wie ist das überhaupt möglich?
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Hallo
wegen den ganzen Klagen von SCO gegen Linux habe ich mir die Frage gestellt, wie man den Code überhaupt Klauen kann.Nehmen wir doch mal was ganz einfaches an: Die Ansteuerung einer USB-Maus. Das USB-Protokoll ist ja ziemlich einheitlich, das Protokoll einer Maus doch ebenfalls. Eine Maus hat 3 Tasten, eine X- und eine Y-Achse.
Nun programmiere ich einen Treiber der diese 3 Tasten und die 2 Achsen ausließt, dieser Treiber wird später in den Linux-Kernel übernommen. Der Urheber bin ich, mir gehört also quasi der Code.
Nun kommt ein anderer Programmierer B und macht das gleiche, also ebenfalls einen Treiber der die 3 Tasten und 2 Achsen ausließt. Beim Vergleich stelle ich fest das der Code von Programmierer B zu 99,9999% identisch mit meinem Code ist.
Das ist doch nicht verwunderlich, weil alles andere auch gleich war, die selbe Sprache, USB-Protokoll, Maus mit 3 Tasten und 2 Achsen.
Hat er jetzt meinen Code "geklaut"?
Immer wieder wird der Linux-Community vorgeworfen Urheberechte an Code oder Patente zu verletzen. Die Linux-Community reagiert darauf immer mit "Zeig uns den Code, dann werden wir den Code umschreiben". Wenn sie den Code aber umschreiben/neu schreiben, kommt doch da nicht sowieso der selbe Code wieder raus? Wenn die Ausgangsbedingungen gleich geblieben sind, werden doch die selben Algorithmen benutzt wie vorher, also der selbe Code?
Zum Beispiel das Auslesen einer IDE-Festplatte oder das Ansprechen der Grafikkarte, bleibt doch immer gleich.
Das ist doch das selbe wie mit der Aufgabe: Sortiere mir eine Liste möglist effizient. Auch wenn es vorher keinerlei Sortieralgorithmen gab, wird doch dann wieder Merge-/Quicksort "erfunden".
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Erzähl das mal den Richtern.

Naja, soweit ich mich erinnere, war's ja bei SCO halboffen, und die Quelltexte wurden gegenübergestellt und über mehrere Zeilen war es wirklich gleich.
Also auch Kommentare, Variablen und Funktionsnamen. Und das schafft man m.W. noch nicht mit Reverse Engineering

Dass die SCO Leute deshalb der Ansicht sind, sie seien der rechtmäßige und einzig wahre Linux-Lizenzgeber, ist aber schon etwas dummdreist, oder?
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DEvent schrieb:
wegen den ganzen Klagen von SCO gegen Linux habe ich mir die Frage gestellt, wie man den Code überhaupt Klauen kann.
Indem man Zugang zu ihm hat und ihn, ohne das Recht dazu zu haben, in ein eigenes Projekt einbaut. Für dieselbe Aufgabe eine ähnliche Lösung zu bauen ist offensichtlich kein Klau, das kann höchstens das gleiche Verfahren sein und dann patentrechtlich schwierig werden.
Hat er jetzt meinen Code "geklaut"?
Nein.
Immer wieder wird der Linux-Community vorgeworfen Urheberechte an Code oder Patente zu verletzen. Die Linux-Community reagiert darauf immer mit "Zeig uns den Code, dann werden wir den Code umschreiben". Wenn sie den Code aber umschreiben/neu schreiben, kommt doch da nicht sowieso der selbe Code wieder raus? Wenn die Ausgangsbedingungen gleich geblieben sind, werden doch die selben Algorithmen benutzt wie vorher, also der selbe Code?
Nein, sicher nicht. BTW Patente sind eine andere Baustelle.
Zum Beispiel das Auslesen einer IDE-Festplatte oder das Ansprechen der Grafikkarte, bleibt doch immer gleich.
Aber nicht die Allokationsalgorithmen für Speicher oder der Scheduler. Ein OS besteht nur zu einem kleinen Teil aus dem Ansprechen von Hardware.
Das ist doch das selbe wie mit der Aufgabe: Sortiere mir eine Liste möglist effizient. Auch wenn es vorher keinerlei Sortieralgorithmen gab, wird doch dann wieder Merge-/Quicksort "erfunden".
Mergesort=Quicksort? Ist mir neu, aber ich bin auch kein Algorithmenguru. Und selbst wenn: Der gleiche Quellcode kommt mit Sicherheit nicht heraus.
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SeppSchrot schrieb:
[...] die Quelltexte wurden gegenübergestellt und über mehrere Zeilen war es wirklich gleich.
Also auch Kommentare, Variablen und Funktionsnamen. Und das schafft man m.W. noch nicht mit Reverse Engineering
Dumm für SCO, dass sie nicht belegen können, dass sie an den beanstandeten Zeilen entsprechende Rechte haben.
Deshalb konzentriert sich SCO inzwischen ja auch mehr auf das angeblich unrechtmässige Kopieren von "Methoden und Konzepten" sowie auf angeblich unrechtmässig weitergegebenes "negatives Know-How" (Informationen, wie man Fehler vermeidet usw.).
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Jansen schrieb:
SeppSchrot schrieb:
[...] die Quelltexte wurden gegenübergestellt und über mehrere Zeilen war es wirklich gleich.
Also auch Kommentare, Variablen und Funktionsnamen. Und das schafft man m.W. noch nicht mit Reverse Engineering
Dumm für SCO, dass sie nicht belegen können, dass sie an den beanstandeten Zeilen entsprechende Rechte haben.
Deshalb konzentriert sich SCO inzwischen ja auch mehr auf das angeblich unrechtmässige Kopieren von "Methoden und Konzepten" sowie auf angeblich unrechtmässig weitergegebenes "negatives Know-How" (Informationen, wie man Fehler vermeidet usw.).Hab mir gestern die gesammte Geschichte von SCO vs. IBM durchgelesen (auf Heise
), die ganzen Leute von SCO gehören eingesperrt, genauso wie die Anwaltskanzlei Boies, Schiller & Flexner. Frag mich eh wieso in den USA solche Mafia-Methoden geduldet werden.
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DEvent schrieb:
die ganzen Leute von SCO gehören eingesperrt, genauso wie die Anwaltskanzlei Boies, Schiller & Flexner.
die ganze aktion wird bestimmt von microsoft geleitet, weil sie linux fertig machen wollen

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@DEvent: Wenn man es schlecht macht, denke ich schon, dass es gewisse Indizien für Code-Klau geben kann:
1. Wurden Kommentare 1:1 übernommen?
2. Sind Variablennamen, Methodennamen, Klassennamen identisch?
3. Sind die gleichen Bugs vorhanden? (wenn es ein größeres Codestück ist, dann ist davon auszugehen, dass es Bugs gibt.)usw.
Code-Klau macht man doch nur dann, wenn man sich selbst Arbeit ersparen will. Einen Code so weit umzuschreiben, dass man den Ursprung nicht mehr erkennt, erfordert aber selbst eine ganze Menge Arbeit. Wenn man sich auch noch um die Bugs kümmert, dann stellt das sogar sehr viel Arbeit dar. Mehr Arbeit, als wenn man den Code selbst schreiben würde. Insofern ist davon auszugehen, dass Code-Klau i.d.R. schlampig durchgeführt wird.

Hmmm: Ist wohl ne gewagte These.
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[quote="SeppSchrot"]Erzähl das mal den Richtern.

Naja, soweit ich mich erinnere, war's ja bei SCO halboffen, und die Quelltexte wurden gegenübergestellt und über mehrere Zeilen war es wirklich gleich.
Also auch Kommentare, Variablen und Funktionsnamen. Und das schafft man m.W. noch nicht mit Reverse Engineering

/quote]Das ist richtig, aber wusstest du auch, dass Entwickler von SCO eine ganze Zeit
lang am Linux Kernel mitentwickelt haben? Wie kommts wohl zu den gleichen
Stellen?
gruss
v R
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Die ganze Sache ist für mich als Außenstehenden sowieso eine einzige große Lachnummer.

Zumindest, wenn in dem Wikipediaartikel [en] nur 1/3 stimmt und ich davon noch 1/3 richtig verstehe.
- SCO droht wegen dieser Sache der Bankrott, weil die Streitsumme größer ist als das Firmenkapital
- Die Kernelfrickler brauchen Wochen, um nachzuvollziehen, wer wann welchen Code zum Linuxkernel hinzugefügt hat
und jetzt noch dein Kommentar, nachdem SCO die Linuxcommunity infiltriert haben.
Und zu den veranschlagten 600$ pro Prozessor für Linux sag ich jetzt mal nix.
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Das ganze Gerichtsverfahren war eine Lachnummer. SCO sagt: "Linux verletze Copyrights von uns, weil vor 20 Jahren Code von Unix (an dem SCO gedacht hat das sie die Rechte besitze) in den Linux-Kernel eingeflossen ist. Die einzigen "Beweise" die öffentlich gemacht wurden, sind paar Zeilen Kommentar+noch weniger Code. Im Gericht verlangte SCO sogar das IBM, der Angeklagte, Code an SCO veröffentlichen soll, damit SCO den kopierten Code identifierzieren kann.
Der ganze Prozess wurde von SCO ständig in die Länge gezogen, während dessen drohte SCO nach allen Seiten, dass alle ihre Lizensen kaufen müssen, sonst werden alle verklagt. Ganze 50.000 US$ brachte dieses Geschäft ihnen ein (mit den Lizenserpressungen).
Später verklagte SCO Novell, weil Novell wohl ebenfalls gegen das Copyright versties. Novell verklagte SCO dann, weil Novell sich als Eigentümerin der Rechte an Unix sah.
Natürklich wurde in der Zeit fleißig von SCO FUD betrieben, die GPL seih nicht Rechtswirksam, weil sie gegen die Amerikanische Verfassung verschieß, OSS bedrohe die freie Marktwirtschaft, usw. usf.
In der Vorverhandlung hat die Richterin fast alle Anklagepunkte von SCO an IBM verworfen, der Richter in der Hauptvergandlung hat das Urteil der Richterin bestätigt. Allerdings hat er entschieden, dass zuerst die Klage SCO gg. Novell bzw. Novell gg. SCO entschieden werden muss, bevor das Gericht weiter wegen der Klage an IBM weiterarbeiten kann. Das Ende wird irgendwann 2008 erwartet.
Wer es nachlesen will: http://www.heise.de/ct/hintergrund/meldung/44492
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SeppSchrot schrieb:
Die ganze Sache ist für mich als Außenstehenden sowieso eine einzige große Lachnummer.

Zumindest, wenn in dem Wikipediaartikel [en] nur 1/3 stimmt und ich davon noch 1/3 richtig verstehe.
- SCO droht wegen dieser Sache der Bankrott, weil die Streitsumme größer ist als das Firmenkapital
- Die Kernelfrickler brauchen Wochen, um nachzuvollziehen, wer wann welchen Code zum Linuxkernel hinzugefügt hat
und jetzt noch dein Kommentar, nachdem SCO die Linuxcommunity infiltriert haben.
Und zu den veranschlagten 600$ pro Prozessor für Linux sag ich jetzt mal nix.
Infiltriert klingt so negativ. Sie haben einfach mitentwickelt. Das da
einige Codestellen aehlich sind ist doch klar oder?gruss
v R
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Nicht vergessen. Das was sich heute SCO nennt war früher Caldera und hat ne eigene Linux-Distribution vermarktet. Dann haben die glaube ich das alte SCO aufgekauft und sich irgend wann wieder in SCO umbenannt.