Ist "auf Grund" eine Präposition?



  • queer_boy schrieb:

    gegenfrage: was sollte es denn sonst sein?

    Auf ist eine Präposition und Grund ein Substantiv.



  • AFAIK ist "auf" ein Präfix und "Grund" ein Postfix.



  • Laß es gut sein, Franzose.



  • Hi,

    scrub gewinnt. Im Falle einer Präposition kann man sowohl aufgrund wie auch auf Grund schreiben.

    Gruß



  • Mr. N schrieb:

    queer_boy schrieb:

    gegenfrage: was sollte es denn sonst sein?

    Auf ist eine Präposition und Grund ein Substantiv.

    das war nicht gemeint. wenn du davon ausgehst, dass du es (präpositional) verwendest: auf Grund der Tatsache - was für ein Konstrukt ist dies nun? und nicht antworten Grund und Tatsache sind zwei Nomen... wenn Grund ein Substantiv wäre, was wäre dann "der Tatsache"? der Grund der Tatsache? das _kannst_ du dann nur verwenden als auf den Grund der Tatsache laufen - aber das macht keinen sinn. abgesehen davon: http://de.wiktionary.org/wiki/auf_Grund - aufgrund (präposition) kann auch als "auf Grund" geschrieben werden, bleibt dabei aber eine präposition.



  • In meinem Deutschunterricht wurde "aufgrund" nie als Präposition genannt/aufgeführt. Sprache ist aber weder logisch noch starr.



  • Erhard Henkes schrieb:

    In meinem Deutschunterricht wurde "aufgrund" nie als Präposition genannt/aufgeführt. Sprache ist aber weder logisch noch starr.

    Es ist aber ganz klar eine Präposition. Und Sprache ist natürlich logisch - aber eben immer im Wandel, weswegen es zu Phänomenen wie aufgrund/auf Grund kommen kann. Denn genau das bestaunt man hier: den Wandel.

    "Duden - Die Grammatik", Abschnitt "Die nicht flektierbaren Wortarten":

    aus Kapitel 3 (Die Präposition):

    Grundsätzlich sind Präpositionen unterschiedlicher Komplexitätsgrade zu unterscheiden:
    (i) Einfache (primäre) Präpositionen: in, auf, mit, nach, um, vor, hinter, statt usw.
    (ii) Komplexe (sekundäre) Präpositionen: mithilfe, zufolge, anhand, aufgrund, anstelle, anstatt usw.
    (iii) Präpositionsartige Wortverbindungen, die selbst eine Präposition enthalten (mehrteilige oder tertiäre Präpositionen): im Verlauf(e) (von), in Bezug auf, in Anbetracht, im Gefolge, an Stelle usw.
    Am Beispiel von an Stelle (iii) und anstelle (ii) sowie von anstatt (ii) und statt (i) wird deutlich, dass die Entstehung prototypischer (d.h. einfacher) Präpositionen über die Stufen von (iii) über (ii) zu (i) verlaufen kann.

    aus Kapitel 3.1 (Entstehung):

    (...) Schließlich ist auch die Verbindung von Präposition + Substantiv eine häufige Quelle neuer Präpositionen: anhand, aufgrund, mithilfe, infolge, zugunsten, anstelle, zulasten

    Dieser Prozess ist bei den folgenden Beispielen noch nicht abgeschlossen. Man schreibt sie zusammen oder immer noch getrennt:
    aufgrund/auf Grund seiner Erkältung; anstelle/an Stelle des Präsidenten; mithilfe/mit Hilfe des Medikaments

    Den Schritt zur einfachen Präposition vollzieht gerade anstatt (aus "an Statt"): "anstatt des Termins" -> "statt des Termins". Dies ist bei der ähnlich konstruierten Präposition anstelle aus "an Stelle" (noch) nicht möglich: "anstelle des Termins" -> "*stelle des Termins".

    Die Entstehung von Präpositionen aus anderen Wortarten und Fügungen ist ein Beispiel sogenannter Grammatikalisierung, hier genauer: Präpositionalisierung. Im Zuge des Sprachwandels bilden sich über Jahrzehnte, oft Jahrhunderte hinweg die folgenden prototypischen Eigenschaften von Präpositionen heraus:

    • Präpositionen stehen vor ihrem Bezugswort; vgl. die heutige Schwankung von "dem Lehrer gegenüber" (älter) und "gegenüber dem Lehrer" (jünger).
    • Präpositionen sind kurz (in, an, bei, zu); vgl. anstatt (älter) -> statt (jünger).
    • Präpositionen regieren den Dativ und/oder den Akkusativ, in einer Frühphase eher den Genitiv; fast alle einfachen Präpositionen regieren den Dativ und/oder den Akkusativ, fast alle komplexen Präpositionen und präpositionsartigen Wortverbindungen dagegen den Genitiv. Im Zuge der Präpositionalisierung wird der Genitiv abgebaut, vgl "wegen des Geldes" (älter) -> "wegen dem Geld" (jünger).
    • Prototypische Präpositionen werden klein- und zusammengeschrieben: "an Stelle" (älter) -> anstelle (jünger); ...

    Anhand des heutigen Adverbs zweifelsohne lässt sich noch ersehen, dass "ohne" früher den Genitiv regiert hat (heute: Akkusativ) und dass es noch hinter seinem Bezugssubstantiv (Zweifel) stand. Vor diesem Hintergrund sind heutige Schwankungen zwischen Nach- und Voranstellung ("des Geldes wegen" - "wegen des Geldes") sowie bei der Kasusrektion, etwa zwischen Genitiv und Dativ (wie bei "wegen, während, trotz, statt"), Ausdruck natürlichen grammatischen Wandels.



  • Ah, "auf Grund" ist also eine präpositionsartige Wortverbindung, aber keine Präposition. 🕶



  • Und in Klammern steht "mehrteilige oder tertiäre Präpositionen". Was machste jetzt? 😉



  • Na, Mr.N, gut, daß Du es endlich kapiert hast. Wenn jetzt noch rüdiger versteht, was eine Frage ist, ist die Welt (wieder einmal) gerettet.



  • minhen schrieb:

    Und in Klammern steht "mehrteilige oder tertiäre Präpositionen". Was machste jetzt? 😉

    Das muss ein Fehler sein. Weil Präposition ist eine Wortart und kann sich daher nur auf einzelne Wörter beziehen. 🙂



  • Was ist ein Fehler?



  • scrub schrieb:

    Was ist ein Fehler?

    Erst zu schreiben "Präpositionsartige Wortverbindung" (X-artig heißt immer, dass es kein X ist) und dann "Mehrteilige Präposition".



  • LOL
    Wie sind die Farben so in Deiner Welt?



  • scrub schrieb:

    LOL
    Wie sind die Farben so in Deiner Welt?

    Plüschrot, wieso?



  • Mr. N schrieb:

    Das muss ein Fehler sein. Weil Präposition ist eine Wortart und kann sich daher nur auf einzelne Wörter beziehen. 🙂

    Ich verstehe nicht wie man sich wegen sowas ernsthaft streiten kann.
    Aber bei deiner Aussage drängt sich doch die Frage auf, was ein Wort ist. Denn es gibt keine allgemeingültige Definition von Wort. Weshalb man in der Linguistik mit anderen, besser definierbaren Begriffen arbeitet. Für dich ist aber offenbar alles ein Wort, was durch Leerzeichen getrennt ist. Das Problem an der Sicht ist nur, dass es in der gesprochenen Sprache keine Leerzeichen gibt. Leerzeichen sind in diesem Sinne eine rein künstliche Markierung, wie auch eine Unterscheidung zwischen Groß- und Kleinschreibung. Sich argumentativ darauf zu berufen ist deshalb ziemlich zweifelhaft.
    Ein Haus ist zum Beispiel nicht deshalb ein Nomen, weil man es groß schreibt, sondern weil es - um mal moderne Terminologie zu verwenden - gewisse morphosyntaktische Eigenschaften erfüllt. Und analog ist es bei "auf Grund". Diese Konstituente verhält sich einfach wie eine Präposition. In der gesprochenen Sprache würde es deshalb auch keinen Unterschied zwischen aufgrund und "auf Grund" geben. Und in der geschriebenen ist es letztlich Gewohnheit, weil sich Grund einfach zu sehr noch als Nomen anfühlt. Aber ist es das auch? Ich kann "in dem schönen Haus zum Klimawandel diskutieren", aber ich kann nicht "auf dem wichtigen Grund des Klimawandels diskutieren", sondern nur "auf Grund des Klimawandels diskutieren". Grund hat hier also schon etwas verloren. "Auf Grund" kann man nur so und nicht anders verwenden. Man kann die Phrase nicht erweitern oder kürzen ohne den Sinn grundlegend zu verändern und vor allem ist sie nicht flektierbar. Das sind alles Eigenschaften von Präpositionen. Betrachtet man gesprochene Sprache, stellt sich deshalb überhaupt nicht die Frage, ob "auf Grund" eine Präposition ist oder nicht. Es ist eine. Ohne jeden Zweifel. Der ergibt sich in deiner Argumentation erst durch die Schreibung - durch das Leerzeichen. Sich darauf zu berufen ist in etwa so als würde man die Erde für das Zentrum des Universums halten, nur weil es der Papst mal gesagt habe 😉



  • minhen schrieb:

    Sich darauf zu berufen ist in etwa so als würde man die Erde für das Zentrum des Universums halten, nur weil es der Papst mal gesagt habe 😉

    Jetzt übetreib mal nicht.

    Du hast doch selbst gesagt: Man schreibt "auf Grund" manchmal getrennt, weil es sich nicht anfühlt wie ein einzelnes Wort.

    minhen schrieb:

    Und in der geschriebenen ist es letztlich Gewohnheit, weil sich Grund einfach zu sehr noch als Nomen anfühlt.

    Es ist mir egal, ob du Worttrennung als künstlich bezeichnest, aber ein Wort ist in der geschriebenen deutschen Sprache (auch wenn du deren Existenz herunterspielst) nunmal eine visuell getrennte Einheit. Also mit "Leerzeichen".

    Es mag sein, dass "auf Grund" als solches eine präpositionsartige Funktion erfüllt, deswegen muss es aber noch lange nicht ein einzelnes Wort sein. Wenn es ein einzelnes Wort wäre, würde man ja offensichtlich "aufgrund" schreiben.



  • Mr. N schrieb:

    Du hast doch selbst gesagt: Man schreibt "auf Grund" manchmal getrennt, weil es sich nicht anfühlt wie ein einzelnes Wort.

    minhen schreibt "anfühlt" und argumentiert dann den rest seines beitrags, warum es doch nicht so ist. du verdrehst ihm die worte im mund.

    interessant zu beobachten, was deine alternative ist. "auf" ist eine Präposition, schreibst du, und "Grund" ein substantiv. wenn du versuchst, das zu begründen, dann wirst du feststellen, dass "grund" in dieser verbindung eben kein vollwertiges substantiv mehr ist. (das hat übrigens minhen auch schon gesagt) -
    wenn aber "grund" die funktion des substantivs verloren hat, was ist es dann? ein unflektierbares wort, das ein kausales verhältnis ausdrückt - ein "verhältniswort"? nun, genau das _ist_ eine präposition. nur, dass die präposition "grund" nicht ohne das "auf" davor funktioniert.

    ---

    andersrum argumentiert:

    Mr. N schrieb:

    aber ein Wort ist in der geschriebenen deutschen Sprache (auch wenn du deren Existenz herunterspielst) nunmal eine visuell getrennte Einheit. Also mit "Leerzeichen".

    "ist nunmal"? da sträubt sich etwas in mir. schauen wir mal, was wikipedia sagt zum thema "wort".

    wikipedia schrieb:

    Wort bezeichnet eine grammatische Einheit.
    [...]
    Es gibt verschiedene Ansätze, Wörter nach Wortarten zu gliedern. Es werden syntaktische, morphologische und funktionale Kriterien verwendet.
    [...]
    syntaktisches Kriterium
    Wörter sind Einheiten, die sich innerhalb eines Satzes verschieben, durch andere austauschen und durch das Einfügen weiterer Wörter voneinander trennen lassen.
    [...]
    semantisches Kriterium
    Wörter zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine Bedeutung tragen. Die Bedeutung von Wörtern wird aber von ihrem Äußerungskontext mitbestimmt und ist deshalb nicht ohne weiters fassbar. Einigen Wörtern lässt sich keine lexikalische Bedeutung zuordnen, allenfalls eine grammatische (Funktionswörter).
    [...]
    morphologisches Kriterium
    Ein Wort ist eine möglichst kleine sprachliche Einheit, die eine Bedeutung trägt und frei vorkommen kann. In dieser Definition entspricht Wort etwa einem freien Morphem, das aber durch Prä - oder Suffixe erweitert sein kann (Bsp: Herr, herrlich, verherrlichen). Ein so definiertes Wort kann mit Flexionsendungen versehen werden, wodurch man die Wortformen dieses Wortes erhält (zum Beispiel Frau, Frauen; laut, lauter, mache, machst, macht etc.). In der Sprachwissenschaft spricht man in diesem Fall statt von Wort von Lexem.

    merke: auf das orthografische kriterium wird zugunsten des morphologischen u/o syntaktischen u/o funktionale kriteriums also verzichtet. minhen hat schon schön gezeigt, dass sich in "auf Grund" bspw. keine anderen wörter einfügen lassen.

    "auf Grund" ist schließlich nur eine andere schreibweise für "aufgrund", aber nur, wenn man etwas anders schreibt, ändert sich seine funktion noch nicht.
    um auf einen gemeinsamen nenner zu kommen, reicht es vielleicht, wenn du dein verständnis von "präposition" überdenkst - auf eine funktionale art und weise. eine "präposition" ist dann kein wort im ortografischen sinn, sondern eine funktionale einheit, eine struktur, die eine kleine stufe höher steht in einem satz als ein durch leerzeichen getrenntes wort. "präposition" bedeutet dann, funktional gessagt, "etwas präpositionales". zufriedener?

    ---
    aber mittlerweile glaube ich sowieso, dass du nur einen fisch willst.



  • @queer_boy: Das orthografische Kriterium wird durchaus erwähnt:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Wort schrieb:

    orthographisches Kriterium
    Ein Wort ist eine Buchstabengruppe zwischen zwei Trennzeichen, meistens Leerzeichen. Diese Definition schließt Orthographien ohne Trennzeichen sowie Sprachen ohne Schrifttradition aus und ist stark vom Wandel der Orthographie abhängig.

    Und ich bin bisher immer einfach davon ausgegangen, dass dieses Kriterium vollkommen ausreicht. Scheinbar allerdings nicht.

    Und steck dir deinen Fisch selber in die Nase. 😡



  • Mr. N schrieb:

    @queer_boy: Das orthografische Kriterium wird durchaus erwähnt:

    ja, es wird erwähnt, aber:

    wikipedia, ein bisschen weiter unten schrieb:

    Es gibt verschiedene Ansätze, Wörter nach Wortarten zu gliedern. Es werden syntaktische, morphologische und funktionale Kriterien verwendet.

    hier nicht verwendet.

    dann gibt es heute bei mir eben fischstäbchen 😋


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