Postmindestlohn und Briefmonopol



  • steff3 schrieb:

    http://www.tagesschau.de/wirtschaft/postmindestlohn28.html
    noch ein paar fakten am rande...(tabelle)

    Dabei frage ich mich, woher PIN und Jurex überhaupt Leute bekommen. Bei dem Gehalt muß man schon ergänzendes Geld zum Lebensunterhalt bei den Hartz-IV Ämtern beantragen. So eine schlechte Bezahlung ist eine absolute Frechheit, Lohnwucher und verstößt gegen die guten Sitten.



  • Leprechaun schrieb:

    steff3 schrieb:

    http://www.tagesschau.de/wirtschaft/postmindestlohn28.html
    noch ein paar fakten am rande...(tabelle)

    Dabei frage ich mich, woher PIN und Jurex überhaupt Leute bekommen. Bei dem Gehalt muß man schon ergänzendes Geld zum Lebensunterhalt bei den Hartz-IV Ämtern beantragen. So eine schlechte Bezahlung ist eine absolute Frechheit, Lohnwucher und verstößt gegen die guten Sitten.

    Darum ist der Mindestlohn auch absolut berechtigt. Diese ganzen Billigheimer wollten durch schlechte Bezahlung der Mitarbeiter Konkurrenz schaffen und nicht etwa durch Qualität oder innovative Ideen. Die Leute dafür zu bekommen ist kein Problem, schließlich können Arbeitslose zu jeder zumutbaren Arbeit gezwungen werden.

    Da wegen des geringen Lohnes weiterhin der Staat zuzahlen müsste wären diese Billigfirmen von Steuergeldern subventioniert, das kann nicht richtig sein.

    Außerdem ist es mit lieber, wenn ich von korrekt bezahlten Menschen beliefert werden. Andernfalls würde auch die Qualität der Zustellung sinken, wer für 3 Euro die Stunde arbeiten muss schmeißt seine Lieferung vielleicht doch mal lieber in den Müll aus Frust.



  • Hi,

    Leprechaun schrieb:

    Dabei frage ich mich, woher PIN und Jurex überhaupt Leute bekommen. Bei dem Gehalt muß man schon ergänzendes Geld zum Lebensunterhalt bei den Hartz-IV Ämtern beantragen. So eine schlechte Bezahlung ist eine absolute Frechheit, Lohnwucher und verstößt gegen die guten Sitten.

    nicht nur das Gehalt, sondern auch die anderen Bedingungen sind unzumutbar. Daher halte ich einen Mindestlohn in bestimmten Branchen für absolut notwendig, wie man ja an diesem Beispiel sieht.



  • Ich bin gegen den Postmindestlohn.
    Das ist in meinen Augen nur der Schutz eines Staatskonzerns vor der freien Wirtschaft.
    Das Lohngefüge ist sache zwischen den Gewerkschaften und den Arbeitgebern, da hat der Staat nichts mit zu tun.
    Und wenn der Staat dafür einen Grundrahmen schaffen will, was ich nicht für schlecht halte, dann für alle Branchen.
    Eine Gesetzliche Lohnuntergrenze von 6-7 Euro halte ich durchaus für vertretbar, aber wenn dann generell, und nicht für eine Branche.



  • Hallo

    Ich halte es für absolutes Unding, wenn Firmen immer fordern, der Staat solle sich aus Lohnpolitik heraushalten und dann Löhne zahlen zu denen der Staat noch zulegen muss. Das ist, meiner Meinung nach, nicht akzeptabel. Die Löhne müssen einfach über HartzIV Niveau sein, wenn das nicht der Fall ist, sollen die Firmen doch Pleite gehen, was soll's. Briefe werden deswegen auch nicht weniger geschrieben.

    chrische



  • phlox81 schrieb:

    Ich bin gegen den Postmindestlohn.
    Das ist in meinen Augen nur der Schutz eines Staatskonzerns vor der freien Wirtschaft.

    Auch in der freien Wirtschaft gelten gewisse (auch ungeschriebene) Regeln. So sollte es zum Beispiel nicht sein, daß ein Geschäftsmodell nur dann funktioniert, wenn Angestellte möglichst schlecht bezahlt werden.



  • chrische5 schrieb:

    Ich halte es für absolutes Unding, wenn Firmen immer fordern, der Staat solle sich aus Lohnpolitik heraushalten und dann Löhne zahlen zu denen der Staat noch zulegen muss.

    Er muß nicht, er tut. Das ist halt ein sauschlechtes Anreizsystem. Weil es sich weder für den Arbeitgeber noch den -nehmer lohnt, Löhne steigen zu lassen.



  • Daniel E. schrieb:

    Weil es sich weder für den Arbeitgeber noch den -nehmer lohnt, Löhne steigen zu lassen.

    Auf jeden Fall die Begründung des Jahres 🤡 👍



  • Hallo

    Daniel E. schrieb:

    chrische5 schrieb:

    Ich halte es für absolutes Unding, wenn Firmen immer fordern, der Staat solle sich aus Lohnpolitik heraushalten und dann Löhne zahlen zu denen der Staat noch zulegen muss.

    Er muß nicht, er tut. Das ist halt ein sauschlechtes Anreizsystem. Weil es sich weder für den Arbeitgeber noch den -nehmer lohnt, Löhne steigen zu lassen.

    Was wäre denn die Alternative? Den Leuten kein Zuschuss zu geben? Dann würden die Arbeitgeber doch auch nicht mehr Geld zahlen und die Leute wären trotz Arbeit arm.

    chrische



  • chrische5 schrieb:

    Was wäre denn die Alternative? Den Leuten kein Zuschuss zu geben?

    Nur mal so als Frage, weil ich das nicht weiß: Bei PIN verdienen die Leute nach der Tabelle, die da oben gepostet wurde, im Monat 1020€. Sind wir da tatsächlich schon in einem Bereich, in dem der Staat Zuschüsse gibt?



  • Hallo

    Gregor schrieb:

    chrische5 schrieb:

    Was wäre denn die Alternative? Den Leuten kein Zuschuss zu geben?

    Nur mal so als Frage, weil ich das nicht weiß: Bei PIN verdienen die Leute nach der Tabelle, die da oben gepostet wurde, im Monat 1020€. Sind wir da tatsächlich schon in einem Bereich, in dem der Staat Zuschüsse gibt?

    Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht ganz. Mir geht es wahrscheinlich wie den meisten hier: Ich hörte, dass die meisten Mitarbeiter von PIN noch Lohnzuschüsse vom Staat bekommen. Du darfst eben nicht vergessen, dass das Bruttolöhne sind. Wenn du in einer bescheidenen Steuerklasse gehen da bestimmt 400 EUR weg. Wenn du dann noch eine Wohnung hast, wird es wirklich eng.

    chrische



  • Gregor schrieb:

    chrische5 schrieb:

    Was wäre denn die Alternative? Den Leuten kein Zuschuss zu geben?

    Nur mal so als Frage, weil ich das nicht weiß: Bei PIN verdienen die Leute nach der Tabelle, die da oben gepostet wurde, im Monat 1020€. Sind wir da tatsächlich schon in einem Bereich, in dem der Staat Zuschüsse gibt?

    Das sind dann netto ca. 850 Euro selbst bei Steuerklasse III. Glaubst Du davon kann man eine Familie ernähen?

    Eine Hartz-IV Familie bekommt mit allen Zuwendungen sicherlich das Dreifache.



  • Hallo

    Minimee schrieb:

    Eine Hartz-IV Familie bekommt mit allen Zuwendungen sicherlich das Dreifache.

    Kannst du mal bitte diese Rechnung erläutern. Was ist eine Familie für dich? Wie kommst du auf min. 2400 EUR pro Monat?

    chrische



  • Minimee schrieb:

    Gregor schrieb:

    chrische5 schrieb:

    Was wäre denn die Alternative? Den Leuten kein Zuschuss zu geben?

    Nur mal so als Frage, weil ich das nicht weiß: Bei PIN verdienen die Leute nach der Tabelle, die da oben gepostet wurde, im Monat 1020€. Sind wir da tatsächlich schon in einem Bereich, in dem der Staat Zuschüsse gibt?

    Das sind dann netto ca. 850 Euro selbst bei Steuerklasse III. Glaubst Du davon kann man eine Familie ernähen?

    Eine Hartz-IV Familie bekommt mit allen Zuwendungen sicherlich das Dreifache.

    Dann meinst Du, ein Monatslohn, von dem Netto weniger als 2550€ bleibt, ist moralisch nicht zu rechtfertigen? Weil Dein Hartz4-Beispiel so viel kriegt? ...ok, das war mehr ne rhetorische Frage, ich will das nicht wirklich diskutieren. Mir geht es nur darum, die Fakten zu kennen. Gibt der Staat bei einem Monatslohn von 1020€ Zuschüsse? Ich meine, Du hast mir ja gerade selbst gesagt, dass eigentlich das Gegenteil der Fall ist: Brutto!=Netto in diesem Fall. Man hat also selbst noch Abgaben zu zahlen, oder habe ich das falsch verstanden?



  • Gregor schrieb:

    Dann meinst Du, ein Monatslohn, von dem Netto weniger als 2550€ bleibt, ist moralisch nicht zu rechtfertigen?

    Nein, nur um mal die Verhältnisse klarzustellen. 2000 Euro dürften es schon sein. Und darauf sollte eine Familie schon kommen können, wenn beide Elternteile arbeiten. Ein menschenwürdiges Leben ist hier in NRW imho ab einem Einzelgehalt von 1000 netto möglich (sicherlich Regional unterschiedlich).

    Klar, als Student kommt man auch mit weniger gut aus wegen diverser Vergünstigungen die man noch genießt, aber das richtige Leben ist auch richtig teuer.



  • Beispiele gibt z.B. hier:

    Nehmen wir ganz plastische Beispiele zur Hand. Der Bauhelfer, 45 Jahre alt, verheiratet, drei Kinder: Mit einem Nettoeinkommen von 1615,85 Euro ist er nicht in der Lage, den Lebensunterhalt seiner Familie zu bestreiten. Der Gesamtbedarf für die fünfköpfige Familie ist auf 2088,216 festgelegt, inklusive Miete. Der Bauhelfer muss also jeden Monat die Hand aufhalten und gut 400 Euro von Vater Staat in Anspruch nehmen.

    Für alleinstehende Geringverdiener ist die Situation besonders hart

    Auch für die Küchenhilfe, Mitte 30 und alleinstehend, reicht es mit 934,55 Euro kaum zum Leben. Ihr Zuschuss vom Sozialamt beträgt aber nur 67,76 Euro. „Für alleinstehende Geringverdiener ist die Situation besonders hart”, sagt Ulrich Kupke, Sprecher der Vestischen Arbeit in Recklinghausen. Der Familie mit einem Gesamteinkommen von gut 2500 Euro inklusive Kindergeld und Alg-II-Leistungen ginge es da vergleichsweise besser.

    Zählt man die Familienmitglieder mit, sind es fast eine Million Menschen in NRW, die trotz Arbeit auf staatliche Transferleistungen angewiesen sind. Bundesweit wiederum leben über 1,3 Millionen Erwerbstätige, die ihr Einkommen mit Mitteln aus der Sozialkasse aufstocken müssen – die Familienmitglieder diesmal nicht mitgerechnet. Im Januar 2007 bezifferte die Bundesanstalt für Arbeit die Zahl der Leistungsbezieher mit Fulltime-Jobs auf 344 000.

    Quelle: http://www.derwesten.de/nachrichten/waz/2007/12/4/news-8666028/detail.html

    Also: JA, es gibt Zuschüsse. Und der Staat ist so klug erst etwas abzuziehen vom Brutto und hinterher wieder etwas auf anderem Wege zurückzugeben, schließlich will der ganze staatliche Behördenapparat auch ne Daseinsberechtigung haben 😉 😃



  • Hallo

    Wie kommst du denn immer auf die Zahlen? Nenne doch mal bitte eine Quelle.

    chrische



  • BTW: Da ist ein Artikel dazu, was die Post von Mindestlöhnen in anderen Staaten hält:

    http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,522241,00.html

    Demgegenüber zahlt PIN ja fast noch richtig gut.



  • Noch was: Ich habe irgendwo gelesen, dass die Post gegenüber ihren Mitbewerbern steuerlich besser gestellt ist: Es geht dabei wohl um die Mehrwertsteuer bei den Briefen. Das ist ein Punkt, den man nicht vergessen sollte, wenn man für gleiche Arbeitsbedingungen bei den jeweiligen Firmen ist: Die Mitbewerber haben neben den Löhnen mehr Ausgaben. Wenn man die Löhne dann auch noch praktisch auf das Niveau der Post festlegt, dann sind die Mitbewerber insgesamt in einer deutlich schwierigeren Situation als die Post. Dabei sollte man nicht vergessen, dass die Mitbewerber, um gegenüber der Post überhaupt erstmal Marktanteile zu bekommen, sicherlich deutlich bessere Leistungen bringen müssen. Und das läuft bei der Briefzustellung nunmal in erster Linie auf den Preis hinaus. Es ist ganz klar, dass PIN und andere Mitbewerber da nun erstmal keine Möglichkeit mehr sehen, sich auf dem Markt zu etablieren.

    Dazu muss ich sagen, dass ich nicht generell gegen einen Mindestlohn in diesem Sektor bin. Aber nicht in der Höhe, die da diskutiert wird. Ein Mindestlohn von 7,50€ die Stunde wäre auch ok. Da würde man dann etwa 1200€ Brutto im Monat rauskriegen. Es geht hier letztendlich um einen Mindestlohn und nicht um einen Tariflohn, der zwischen den jeweiligen Tarifparteien verhandelt wird.



  • 9,80 € ist zu viel für einen Mindestlohn. Punkt.

    Kein anderes Land hat einen derartig hohen Mindestlohn. Mit gutem Grund: Der einzige Sinn dieses Wucher-Mindestlohnes ist es, Konkurrenten in die Insolvenz zu schicken.

    (Einen Mindestlohn zwischen 6 und 7 Euro fände ich hingegen vertretbar. Man soll davon nicht reich werden!)


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