totale Erschöpfung durch/nach Studium?



  • Daniel E. schrieb:

    Nein, ich erwähne "klassisch-liberal" vor allem deswegen, weil Reason das ist, was man in den USA als "Opinion Magazine" bezeichnet. Die nehmen also typischerweise einen Standpunkt ein und schreiben aus diesem Standpunkt und beanspruchen keine "Neutralität"...

    Das merkt man bereits nach dem ersten Absatz. Fehlende Neutralität bedeutet leider auch fehlende Objektivität und das entwertet alles. Solche Beiträge, möglicherweise das ganze Magzin, sind allenfalls dazu geeignet, eine bestimmte Zielgruppe in ihren festgefahrenen Ansichten zu bestätigen.

    Daniel E. schrieb:

    Die Absicht mag eindeutig sein: Medizinmarkt liberalisieren. Überraschung: es ist in einem klassisch-liberalem Magazin. Das "die Pharmaindustrie" so etwas wünschen würde, darf bezweifelt werden, die sind in einem stark regulierten Markt mit hohen Eintrittsschranken (wie jetzt) doch viel besser vor Konkurrenz geschützt. Und er macht einen etwas kontroverseren Punkt als die Kosten-Nutzen-Rechnung (das kann man bei jedem Ökonomen, der sich mal mit Medizin beschäftigt hat, nachlesen): Benutzung von Psychopharmaka ist okay.

    Mach es doch nicht so kompliziert. Je mehr positiver Wind um den freien Gebrauch von Psychopharmaka gemacht wird, desto mehr potentielle Interessenten gibt es und desto lauter klingeln die Kassen der Pharmakonzerne. So wie im illegalen Drogenmilieu "angefixt" wird, benutzen legale Drogenkartelle Magazine wie Reason als Werbeträger.

    Daniel E. schrieb:

    Was Mißbrauch und was Gebrauch ist, ist eine reine Definitionsfrage.

    ...sagte der wegen Vergewaltigung Angeklagte zum Richter.

    Daniel E. schrieb:

    Du hast Probleme damit, das Leute Chemikalien benutzen, um ihren Charakter zu verändern. Ich denke, es ist absolut okay, so lange sie wissen, was sie da machen und ich nicht die Kosten dafür zu tragen habe.

    Selbstverständlich tragen wir indirekt die Kosten für Leute, die sich mit dem unsachgemäßen, eigenmächtigen Gebrauch von Psychopharmaka das Hirn zerschossen haben. Aber Kosten sind mir egal. Ich habe, unter Anderem, ein Problem damit, daß das Thema Schule macht und irgendwann einmal übermäßig viele, therapiebedürftige Drogenzombies unsere Welt bevölkern. Du weißt bestimmt, daß kein schwer Drogenabhängiger jemals vorhatte, ein Solcher zu werden.



  • Leprechaun schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    Nein, ich erwähne "klassisch-liberal" vor allem deswegen, weil Reason das ist, was man in den USA als "Opinion Magazine" bezeichnet. Die nehmen also typischerweise einen Standpunkt ein und schreiben aus diesem Standpunkt und beanspruchen keine "Neutralität"...

    Das merkt man bereits nach dem ersten Absatz. Fehlende Neutralität bedeutet leider auch fehlende Objektivität und das entwertet alles. Solche Beiträge, möglicherweise das ganze Magzin, sind allenfalls dazu geeignet, eine bestimmte Zielgruppe in ihren festgefahrenen Ansichten zu bestätigen.

    Das gleiche gilt für den Spiegel, den Economist, die NY Times, die SZ, die Welt usw. Was war nochmal der Punkt?

    Daniel E. schrieb:

    Die Absicht mag eindeutig sein: Medizinmarkt liberalisieren. Überraschung: es ist in einem klassisch-liberalem Magazin. Das "die Pharmaindustrie" so etwas wünschen würde, darf bezweifelt werden, die sind in einem stark regulierten Markt mit hohen Eintrittsschranken (wie jetzt) doch viel besser vor Konkurrenz geschützt. Und er macht einen etwas kontroverseren Punkt als die Kosten-Nutzen-Rechnung (das kann man bei jedem Ökonomen, der sich mal mit Medizin beschäftigt hat, nachlesen): Benutzung von Psychopharmaka ist okay.

    Mach es doch nicht so kompliziert. Je mehr positiver Wind um den freien Gebrauch von Psychopharmaka gemacht wird, desto mehr potentielle Interessenten gibt es und desto lauter klingeln die Kassen der Pharmakonzerne.

    Jaja, die "Pharmakonzerne". Böse Gruppen bilden immer "Konzerne" (bevorzugt mit "multinational" davor) oder "Lobbys", während die Guten im Gegensatz "karitative Einrichtungen" oder "Verbände" bilden. Ein ziemlich beeindruckendes Beispiel von Newspeak.

    Was wäre denn schlecht an "klingelnden Kassen" der "Pharmakonzerne"?

    Nur weil Du irgendwelche Abneigungen gegen die "Pharmakonzerne" hast, macht es deine Unterstellungen nicht richtiger, geschweige denn richtig.

    Das merkt man vor allem, wenn Du -- ohne Nachweis, wo kämen wir denn da hin? -- an diversen Stellen immer wieder unterstellst, Medikamentenkonsum würde zu "therapiebedürftigen Drogenjunkies" führen? Unter solchen Voraussetzungen mit Leuten zu diskutieren, ist etwa so sinnlos, wie Wetterphänomene mit Regentänzern besprechen zu wollen. Großartig zur Selbstunterhaltung, aber wenig produktiv.

    Und Listening to Prozac zeigt ja deutlich, das die Leute normale -- ihrer Meinung sogar oft bessere -- Leben, ganz ohne Therapie und ohne Drogenzombiephänomene führen. Wenn Du natürlich sagst, das sei "unnatürlich" und die Charakteränderungen als negativ abweist ... schön, aber das ist nichts anderes als deine moralische Präferenz, genau so, wie man es für falsch halten kann, für Sex Geld zu bezahlen. Im 18. Jahrhundert wurde es noch als moralisch furchtbar abstoßend empfunden für Tanz und Gesang zu bezahlen. Heute ist ein Opernbesuch normal.

    Genau so wird irgendwann mal Medikamentenkonsum nicht mehr die moralisch entrüsteten Reaktionen hervorrufen, wenn die Medikamente nicht mehr neu&fremd sind.

    So wie im illegalen Drogenmilieu "angefixt" wird, benutzen legale Drogenkartelle Magazine wie Reason als Werbeträger.

    Oh, Reason schreibt auch recht viel zur Legalisierung illegaler Drogen ... so wie übrigens auch einige Ökonomie-Nobelpreisträger und, hey, sogar der stocksteife Economist letztens.

    Alle bezahlt und gekauft von der Drogenmafia und der Pharmaindustrie, jaja. So ein abgeschlossenes, unzerstörbares Weltbild hätte ich auch gerne.



  • Daniel E. schrieb:

    Elektronix schrieb:

    Wieso solltest Du dann überhaupt Medikamente nehmen? Wer heute mal schüchtern ist, ist morgen vielleicht mutig.

    Damit räumst Du ja ein, das es psychische Zustände sind (ob krankhaft oder nicht),(...) Man kann einen Psychologen besuchen oder Self-Help-Bücher lesen, oder Psychopharmaka nehmen.

    Wo hab ich denn bezweifelt, daß das psychsiche Zustände sind? Ich habe nur bezweifelt, daß eine medikamentöse Behandlung dagegen Sinn macht. Offensichtlich ließt Du meine Postings auch nicht richtig.
    Die Arbeit an der eigenen Persönlichkeit bringt in solchen Fällen viel mehr und ist nachhaltiger, als eine Medikamenteneinnahme. In den allermeisten Fällen ist dafür nicht einmal ein Psychologe nötig. Und selbst wenn: Auch die Fähigkeit, sich jemandem anzuvertrauen, sollte angelernt werden.
    - Und es hinterläßt zudem das Bewußtsein, daß man es aus eigener Kraft geschafft hat.

    Ob ich, wenn ich gefragt würde, ob ich etwas davon empfehle, ist doch eine ganz andere Geschichte.

    Ohne gefragt worden zu sein, hast Du in diesem Forum erklärt, daß Du es gut findest. Sonst wäre diese Diskussion gar nicht entstanden.
    Im übrigen will ich Dir damit nicht die Meinung verbieten- wie Du jetzt vielleicht behaupten möchtest, sondern Dir nur zeigen, wie unsinnig das ist.

    Was waren nochmal deine Einwände? Die haben sich nämlich von "es kann sich nicht jeder leisten" hin zu "es ist gefährlich, macht abhängig und manipuliert unsere Gesellschaft" verändert und ich halt beide für falsch.

    Verändert hat sich da gar nichts. Es sind nur verschiedene Aspekte zum selben Thema.

    Weil so ein Rollstuhlfahrer ohne Rollstuhl ein Pflegefall mit Rundumbetreuung wäre. Das wäre vermutlich viel teurer als der Rollstuhl.

    Ach so. Aber wenn's gesamtgesellschaftlich günstiger wäre, keinen Rollstuhl anzuschaffen, dann sollte man es nicht tun?

    Das meinst Du doch sicher nicht (ich übrigens auch nicht). Mir kommt es so vor, als sei der Preis ein komplett irrelevantes Kriterium, das Du hier nur vorschiebst, damit Du nicht nachdenken mußt.[/Quote]
    Doch, das meine ich unter anderem genau so: Ein Pflegefall ist für die Angehörigen UND für den Patienten eine enorme emotionale, psychische und finanzielle Belastung, an der schon Familien zerbrochen sind- abgesehen von der gebundenen Arbeitskraft. Es ist in emotionaler, psychischer und finanzieller und gesellschaftlicher Hinsicht günstiger, dem Patienten einen Rollstuhl zu kaufen. Abgesehen davon ist das Rollstuhlfahren keine Persönlichkeitsfrage wie Schüchternheit oder der Umgang mit Erschöpfungszuständen (um auf den Topic zurückzukommen).
    Dieser Rollstuhl ist also mit einer Lifestyle-Medikation, wie Du sie hier vertrittst, überhaupt nicht vergleichbar.



  • Daniel E. schrieb:

    Das gleiche gilt für den Spiegel, den Economist, die NY Times, die SZ, die Welt usw. Was war nochmal der Punkt?

    Der Punkt ist, daß Reason hier eine Haltung in Umlauf bringt, die dazu führen kann, daß Menschen ihr Leben ruinieren.

    Daniel E. schrieb:

    Was wäre denn schlecht an "klingelnden Kassen" der "Pharmakonzerne"?

    Schlecht ist der Preis, den die Opfer dafür bezahlen müssen. Den Waffenproduzenten interessiert es nicht, wer durch seine Produkte getötet wird. Dem Heroindealer ist es auch relativ egal, wie lange seine "Kunden" leben, so lange für jeden Toten drei Neue auf der Matte stehen. Und der Pharmaindustrie wird es genau so gleich sein, wer ihre Erzeugnisse kauft, solange der Umsatz stimmt. Es genügt ihnen offenbar nicht, daß Medikamente kontrolliert verteilt werden. Sie hätten es am liebsten, wenn man, für den schnellen Kick, seine Prozac-Pillen aus dem Kaugummiautomaten an der Ecke holen könnte.

    Daniel E. schrieb:

    Genau so wird irgendwann mal Medikamentenkonsum nicht mehr die moralisch entrüsteten Reaktionen hervorrufen, wenn die Medikamente nicht mehr neu&fremd sind.

    Daran glaube ich kaum. In einer Welt, in der noch nicht mal der Gebrauch von Cannabis, einer der harmlosesten Drogen überhaupt, voll gesellschaftsfähig ist, wird es harte Psychopharmaka sehr schwer haben. Aber als Idee für einen düsteren Sciene Fiction Roman, hätte eine Welt, in der das Schlucken von Psychopillen zum Alltag gehört, in der Tat ihren Reiz.



  • Marc++us schrieb:

    ... wenn jemand sein Studium ohne sowas nicht schafft, soll er aufhören, nach dem Studium wird's doch erst richtig hart. Studium ist nur Spaß und Spiel.

    So ein Unsinn.

    Vom Studium hängt die gesamte zukünftige Lebensplanung ab.

    Eine Kündigung mag auch schmerzhaft sein, ist aber kein Untergang: Dann sucht man sich eine neue Stelle.



  • Daniel E. schrieb:

    Ich bin dezent schockiert.

    Ich auch. Von Deiner Meinung.

    Daniel E. schrieb:

    Es gibt kein "Streben nach Leistungsfähigkeit". Das existiert nur in deinem Kopf. Wenn Du willst, kannst Du morgen deinen Job kündigen und in ein Kloster eintreten.
    ...
    Es gibt diesen "Druck" real einfach nicht.

    Das ist ähnlich albern wie die Meinung eines Forenmitglieds vor wenigen Monaten, bei einer schweren Depression solle man doch einfach etwas "absurdes" tun und die Welt entdecken.

    Das "Streben nach Leistungsfähigkeit" und der gesellschaftliche "Druck" wirkt sich auf viele Menschen derart vernichtend aus, dass sie zusammenbrechen: Obwohl sie intellektuell durchaus in der Lage wären, alle Anforderungen zu erfüllen!
    Was also existiert daran nicht? Dass es sich nur "im Kopf" abspielt?
    Spielt sich deine Lebensfreude und Arbeitsfähigkeit nicht auch nur im Kopf ab?

    Dein Lösungsvorschlag (kündigen, Kloster) ist exakt von dieser naiven und weltfremden Art, wie sie immer und immer und immer wieder von Menschen kommt, die noch nie ernsthafte Probleme hatten.
    Das üble daran: "Ihr" denkt, alles im Griff zu haben und für den eigenen Erfolg maßgeblich verantwortlich zu sein. Den Erfolg aus Eigeninitiative herbeigeführt zu haben. Weit gefehlt: Die wichtigsten Faktoren kann kein Mensch beeinflussen (Kindheit, Erziehung, Veranlagung, Gesundheit, Stabilität, ...)

    Übrigens, damit nicht der falsche Eindruck entsteht: Ich ruhe mich auf nichts aus oder so und arbeite nach wie vor für meinen Abschluss. So gut es geht. Aber ich habe nach all den Jahren festgestellt, dass Interesse, Intelligenz, Fleiß und alle anderen Tugenden einen Scheiß bedeuten, wenn etwas WIRKLICH schief läuft im Leben. Dann ist es nicht mehr in der eigenen Macht, etwas zu erreichen.



  • also ich glaube, daß es keine mittel gibt, um die gesamtperformance eines geistes dauerhaft zu erhöhen. aber es geht natürlich, bestimmte sachen zu erhöhen auf kosten anderer. zum beispiel kann man mit regelmäßigen gaben von öttinger toleranter werden und verliert im gegenzug operationsgeschwindigkeit und kapazität des kurzzeitgedächtnisses.
    generell ist die ausbildung eh nicht das, was man später mal machen wird. insofern spricht gar nichts dagegen, während der ausbildung zu schummeln und sich zu biegen, um den ersehnten job zu erlangen. der fehler ist hier bei unrealistischen ausbildungssituationen zu suchen.
    man sollte aber streng auf die verluste achten. lieber arm dran als arm ab.



  • Hallo,

    ja, aber auch wenn die Ausbildung nahe am Beruf ist: Jemand, der während dem Studium dopt, ist eher wahrscheinlich auch bereit, dies später weiter zu machen, wenn es mötig sein sollte. Also kein Betrug, die Leistung fällt ja nicht ab und die Studienleistungen beschreiben wirklich die Leistung, die auch später im Job gebracht werden wird.

    Viele Grüße
    Christian



  • ChrisM schrieb:

    ja, aber auch wenn die Ausbildung nahe am Beruf ist: Jemand, der während dem Studium dopt, ist eher wahrscheinlich auch bereit, dies später weiter zu machen, wenn es mötig sein sollte. Also kein Betrug, die Leistung fällt ja nicht ab und die Studienleistungen beschreiben wirklich die Leistung, die auch später im Job gebracht werden wird.

    vielleicht ist das die lang ersehnte antwort auf das problem, daß die moderne medizin die natürliche auslese unwirksam macht und damit der gen-pool angeblich abkackt.
    man läßt sich ja schon regelmäßig dicke brüste anschrauben und die sind praktisch nur von der mode beschränkt, soviel zuwachs wäre per genetischer evolution bei weitem gar nicht möglich. in 20 jahren wird man sich als mann vielleicht nicht mehr auf die staßte trauen, wenn man keinen exorbitanten pillermann hat, der stets ansprechend die hose beult. warum sollte diese entwicklung irgend eine beschränkung haben?



  • tawa schrieb:

    Übrigens, damit nicht der falsche Eindruck entsteht: Ich ruhe mich auf nichts aus oder so und arbeite nach wie vor für meinen Abschluss. So gut es geht. Aber ich habe nach all den Jahren festgestellt, dass Interesse, Intelligenz, Fleiß und alle anderen Tugenden einen Scheiß bedeuten, wenn etwas WIRKLICH schief läuft im Leben. Dann ist es nicht mehr in der eigenen Macht, etwas zu erreichen.

    Danke, tawa, für diesen Beitrag. Es ist schön, dass es noch Menschen gibt, die die Welt realistisch wahrnehmen. Leider verzerrt sich dieses Streben nach Leistungsfähigkeit je mehr künstliche Mittel erfunden werden, um die "Intelligenz" der Menschen zu pushen. Dann können auch Leute wie Daniel E., die von Natur aus wohl eher für den Beruf des Schweinehirten prädestiniert wären, an die Uni und promovieren.


  • Mod

    tawa schrieb:

    Marc++us schrieb:

    ... wenn jemand sein Studium ohne sowas nicht schafft, soll er aufhören, nach dem Studium wird's doch erst richtig hart. Studium ist nur Spaß und Spiel.

    So ein Unsinn.

    Vom Studium hängt die gesamte zukünftige Lebensplanung ab.

    Sehe ich ja auch so, aber gegen die Anforderungen im Job ist es nur Spaß&Spiel. Wenn man bemerkt, daß man das Studium nicht schafft, kann man sein Leben noch umplanen.

    Wenn man später bemerkt, daß man es im Job nicht schafft, hat man wirklich Probleme.

    Und daher sehe ich es um so kritischer, wenn jemand schon beim Studium per se so weit überfordert ist, daß er auf Hilfsmittel ausweichen muß, wie will er die nächsten 45 Jahre überstehen?



  • Marc++us schrieb:

    ...aber gegen die Anforderungen im Job ist es nur Spaß&Spiel.

    Sehe ich auch so... vielleicht ein wenig radikaler: Wer behauptet das Studium sei hart, weil es so viele Prüfungen gebe, für die man lernen müsse - selber schuld und selber faul. Klar, es gibt Prüfungen, man hat aber auch ein ganzes Semester an Zeit, um sich dafür vorzubereiten. Wem diese Zeit nicht ausreicht, dann weiss ich nicht. Wer da behauptet, er kenne jemanden, er müsse in seinem Studiengang mehr als 10 Prüfungen schreiben, die alle am selben Tag ausfallen - das ist alles Quatsch, so etwas passiert nur, weil derjenige Prüfungen nachschreiben muss/will, weil eben diese Prüfungen vorher nicht bestanden hatte...



  • ChrisM schrieb:

    ...die Leistung fällt ja nicht ab und die Studienleistungen beschreiben wirklich die Leistung, die auch später im Job gebracht werden wird.

    Viele Grüße
    Christian

    Das wage ich zu bezweifeln. Auch unter Medikamenteneinfluß wirkt sich Prüfungsstreß massiv auf die Leistungsfähigkeit aus (relativ zu einem "Normalen" Arbeitsalltag unter Medikamenteneinfluß), nur auf insgesamt höherem Niveau.

    Tatsache ist allgemein: Mit dem heutigen Prüfungssystem kann man nicht feststellen, was ein Student gelernt hat. Mann kann höchstens feststellen, wieviel ein Prüfling vom gelernten Stoff unter Prüfungsstreß noch present hat, und das kann seeehr unterschiedlich sein- aber ist eigentlich ein anderes Thema.



  • tawa schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    Es gibt kein "Streben nach Leistungsfähigkeit". Das existiert nur in deinem Kopf. Wenn Du willst, kannst Du morgen deinen Job kündigen und in ein Kloster eintreten.
    ...
    Es gibt diesen "Druck" real einfach nicht.

    Das ist ähnlich albern wie die Meinung eines Forenmitglieds vor wenigen Monaten, bei einer schweren Depression solle man doch einfach etwas "absurdes" tun und die Welt entdecken.

    Das "Streben nach Leistungsfähigkeit" und der gesellschaftliche "Druck" wirkt sich auf viele Menschen derart vernichtend aus, dass sie zusammenbrechen: Obwohl sie intellektuell durchaus in der Lage wären, alle Anforderungen zu erfüllen!
    Was also existiert daran nicht? Dass es sich nur "im Kopf" abspielt?
    Spielt sich deine Lebensfreude und Arbeitsfähigkeit nicht auch nur im Kopf ab?

    Dein Lösungsvorschlag (kündigen, Kloster) ist exakt von dieser naiven und weltfremden Art, wie sie immer und immer und immer wieder von Menschen kommt, die noch nie ernsthafte Probleme hatten.

    Nein, es ist eine *reale* Option, jeder *kann* das machen. Sie ist halt wahnsinnig unattraktiv, aber das ist ein Leben als Manager mit Burn-Out mit 35 Jahren schließlich auch, aber es hat eben auch eine dicke positive Seite (viel Geld) und natürlich passiert es einigen Menschen, das sie denken, die negativen Effekte würden sie nie erwischen und sie könnten nur von den positiven leben. (Und bei manchen klappts sogar.)

    Das ist doch überhaupt nicht der Punkt um den es ging und falls er es war, dann haben wir da keine nennenswerten Differenzen.

    Es ging um bastis Aussagen von einem "System der Leistungsfähigkeit" und darüber, das Leistung falsch verstanden würde, wir "sinnlose" Leistung bringen müssten usw. Und das halte ich einfach für falsch, wer nicht viel leisten will, der muß nicht viel leisten und kann sich trotzdem ein vernünftiges Leben leisten. Dazu mag "ins Kloster gehen" ein überspitztes Beispiel sein, aber das Spektrum zwischen Kloster und Consulting-Manager ist doch real und existiert, das hab gar nichts mit irgendwelchen äußeren Umständen zu tun.



  • Leprechaun schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    Das gleiche gilt für den Spiegel, den Economist, die NY Times, die SZ, die Welt usw. Was war nochmal der Punkt?

    Der Punkt ist, daß Reason hier eine Haltung in Umlauf bringt, die dazu führen kann, daß Menschen ihr Leben ruinieren.

    Nein, das ist deine Behauptung, sonst nichts. Die beteiligten Leute sind der Meinung, es verbessert ihr Leben. Wer bist Du, das Du ihnen diese Option verweigerst -- Du muß ja nicht mal dafür bezahlen, wenigstens, wenn (was durchaus vernünftig wäre) man Kosten durch "überflüssigen Medikamentenkonsum" nicht sozialisiert. Wer sich Medikamente von 100€/30 Pillen leisten kann, kann auch die Arztbehandlung bezahlen.

    Daniel E. schrieb:

    Genau so wird irgendwann mal Medikamentenkonsum nicht mehr die moralisch entrüsteten Reaktionen hervorrufen, wenn die Medikamente nicht mehr neu&fremd sind.

    Daran glaube ich kaum. In einer Welt, in der noch nicht mal der Gebrauch von Cannabis, einer der harmlosesten Drogen überhaupt, voll gesellschaftsfähig ist, wird es harte Psychopharmaka sehr schwer haben.

    Auch da dürfte die Meinung recht bald kippen. Jeder Jugendliche hatte heutzutage schon mal gekifft, sei es illegal in Deutschland, oder im liberaleren Ausland (Holland, Portugal ... als ich in England war wurde ich auch von offizieller Seite darauf hingewiesen, "beim autofahren nicht zu kiffen"). Und das, obwohl die Kosten durch Drogenkonsum ja beständig fallen und andere Legalisierungsschemata (insbesondere Portugal) ziemlich erfolgreich funktionieren. Die Umfragewerte dafür entwickeln sich auch nach oben. Ich würde recht viel Geld drauf wetten, das innerhalb meiner Lebenszeit in Europa Cannabiskonsum legalisiert wird. Und: guess what? Ich finde das wäre eine gute Sache.

    Witzig ist aber deine willkürliche Unterscheidung in "harmlose Drogen" und "harte Psychopharmaka".



  • Marc++us schrieb:

    wenn jemand schon beim Studium per se so weit überfordert ist, daß er auf Hilfsmittel ausweichen muß, wie will er die nächsten 45 Jahre überstehen?

    Mit höheren Dosen besserer Hilfsmittel. Viel hilft ja bekanntlich viel.



  • Daniel E. schrieb:

    Leprechaun schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    Das gleiche gilt für den Spiegel, den Economist, die NY Times, die SZ, die Welt usw. Was war nochmal der Punkt?

    Der Punkt ist, daß Reason hier eine Haltung in Umlauf bringt, die dazu führen kann, daß Menschen ihr Leben ruinieren.

    Nein, das ist deine Behauptung, sonst nichts. Die beteiligten Leute sind der Meinung, es verbessert ihr Leben. Wer bist Du, das Du ihnen diese Option verweigerst

    Was vereinzelt Leute mit ihrem Leben anstellen, ist mir völlig egal. Ich habe aber etwas gegen prinzipielles Schönreden von Betäubungsmitteln, deren Einnahme Gefahren birgt, die niemand für sich abschätzen kann. Mag sein, daß es vereinzelt Fälle gibt, in denen Drogenkonsum langfristig für ein besseres Allgemeinbefinden, oder für mehr Lebensqualität sorgt. Es gibt Wochenend-Junkies, die sich jeden Samstag einen Druck setzen, weder Begleiterscheinungen wie AIDS oder Hepatitis-C haben, noch beschaffungskriminell sind. Aber das sind Ausnahmen!

    Daniel E. schrieb:

    Du muß ja nicht mal dafür bezahlen, wenigstens, wenn (was durchaus vernünftig wäre) man Kosten durch "überflüssigen Medikamentenkonsum" nicht sozialisiert. Wer sich Medikamente von 100€/30 Pillen leisten kann, kann auch die Arztbehandlung bezahlen.

    Ich sagte schon mal, daß mir Geld nicht wichtig ist. Außerdem bezweifle ich sehr, daß so jemand den Arzt aus eigener Tasche bezahlt. Oftmals reicht es nicht mal mehr für den eigenen Lebensunterhalt, weil das meiste Geld für Drogen draufgeht. Auch wenn der Stoff selbst nicht körperlich abhängig macht, so stellt sich nach einiger Zeit eine seelische Abhängigkeit ein. Der Wunsch, wieder den durch das Rauschmittel hervorgerufenen Bewußtseinszustand zu erreichen, kann so stark sein, daß alles andere zweitrangig wird.

    Daniel E. schrieb:

    Witzig ist aber deine willkürliche Unterscheidung in "harmlose Drogen" und "harte Psychopharmaka".

    Als harmlose Drogen bezeichne ich Solche, deren gelegentliche Einnahme ohne Folgen bleibt. Die wenigsten Menschen, die hin und wieder Cannabis oder Alkohol zu sich nehmen, haben ihr Leben komplett darauf ausgerichtet. Anders beurteile ich harte Drogen, die entweder ein direktes Suchtpotential haben, oder zu schweren und dauerhaften organischen Schäden, z.b. des Nervensystems führen.



  • Daniel E. schrieb:

    Du muß ja nicht mal dafür bezahlen, wenigstens, wenn (was durchaus vernünftig wäre) man Kosten durch "überflüssigen Medikamentenkonsum" nicht sozialisiert. Wer sich Medikamente von 100€/30 Pillen leisten kann, kann auch die Arztbehandlung bezahlen.

    Tolles Argument. Und die Kosten für die Behandlung der Nebenwirkungen, Suchtfolgen, Langzeitfolgen ect...? Es gibt bislang kein neurologisch oder psychisch wirkendes Medikament, das nicht die Gefahr von Sucht oder zumindest psychischer Abhängigkeit birgt. Und selbst die einfachsten rezeptfreien Schmerzmittel können bei falscher Dosierung schwere Leber-/Magen- oder Nierenschäden verursachen.

    Auch Alkoholiker behaupten, sie hätten ihre Sucht im Griff.



  • Elektronix schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    Du muß ja nicht mal dafür bezahlen, wenigstens, wenn (was durchaus vernünftig wäre) man Kosten durch "überflüssigen Medikamentenkonsum" nicht sozialisiert. Wer sich Medikamente von 100€/30 Pillen leisten kann, kann auch die Arztbehandlung bezahlen.

    Tolles Argument. Und die Kosten für die Behandlung der Nebenwirkungen, Suchtfolgen, Langzeitfolgen ect...? Es gibt bislang kein neurologisch oder psychisch wirkendes Medikament, das nicht die Gefahr von Sucht oder zumindest psychischer Abhängigkeit birgt. Und selbst die einfachsten rezeptfreien Schmerzmittel können bei falscher Dosierung schwere Leber-/Magen- oder Nierenschäden verursachen.

    Auch Alkoholiker behaupten, sie hätten ihre Sucht im Griff.

    Hihi, sogar Antihistaminika sind (in erster Generation) "psychisch" wirksam- und die werden OTC verkauft. Willst du immer noch behaupten, die machen süchtig?

    Zu den Behandlungskosten: Mit einem staatlichen Zwangsversicherungssystem, bei dem man die eigenen Kosten sozialisieren kann, funktioniert es natürlich nicht. Auf einem Markt von (Privat-)Versicherungen wäre es hingegen ganz einfach: Wer gefährliche Medikamente benutzt, muss eine höhere Versicherungsprämie zahlen oder wird unter Umständen bei einigen Versicherungen keinen Vertragsabschluss mehr erhalten.

    Viele Grüße
    Christian



  • Leprechaun schrieb:

    Was vereinzelt Leute mit ihrem Leben anstellen, ist mir völlig egal. Ich habe aber etwas gegen prinzipielles Schönreden von Betäubungsmitteln, deren Einnahme Gefahren birgt, die niemand für sich abschätzen kann.

    Warum sollte die "niemand für sich abschätzen" können? Das sind Präparate von denem man sehr genau weiß, wie sie wirken, die wurden jahrelang getestet und deren Nebenwirkungen erforscht. Die Effekte bei --wie Du wohl sagen würdest-- "wirklich Kranken" sind sehr gut gemonitort. Da kann man ganz hervorragend abschätzen, was passiert, meinste nicht?

    Mag sein, daß es vereinzelt Fälle gibt, in denen Drogenkonsum langfristig für ein besseres Allgemeinbefinden, oder für mehr Lebensqualität sorgt. Es gibt Wochenend-Junkies, die sich jeden Samstag einen Druck setzen, weder Begleiterscheinungen wie AIDS oder Hepatitis-C haben, noch beschaffungskriminell sind. Aber das sind Ausnahmen!

    Die "Begleiterscheinungen" sowohl hygienischer Art als auch die Beschaffungskriminalität sind aber in erster Linie Begleiterscheinungen der Illegalität und nicht der eingenommenen Substanzen. Das ist ja ein Problem mit der Illegalisierung von Drogen und darum sind ja auch fast(Ausnahmen?) alle Ökonomen, die das Thema jemals untersucht haben, der Meinung, das eine zunehmende Entkriminalisierung sich lohnt, selbst wenn man ein doofes Single-Payer-Gesundheitssystem betreibt.

    Die Medikamentenabhängigen in Deutschland haben darum auch ein *viel* besseres Leben, als die jenigen, die von illegalen Drogen abhängen -- auch wenn es da sicher auch viele tragische Fälle dabei gibt. Aber das meiste sind Ärzte oder Krankenschwestern, die eben einfach den Zugang haben und wo das über Jahre nur ein sehr kleiner Kreis von Bekannten weiß, eben weil das, was Du unterstellst (alle würden zu abhängigen Halbzombies) einfach die Sachlage meilenweit verfehlt.


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