Fragen zu OpenSource/Freier Software



  • IMHO sollte alles Open Source werden. Warum denn nicht? Ich setzte ausschließlich (soweit es geht) auf freie Software und fahre sehr sehr gut damit.

    Freie Software für freie Bürger in einer freien Weltgesellschaft!
    http://z0r.de/?id=825



  • Hallo,

    XDVD schrieb:

    Mich würde eure Meinung zu dem Thema mal interessieren 🙂

    es ist zweifelsfrei so, dass die Gewinnmargen durch reinen Softwareverkauf nicht aufrechtzuerhalten sind mit FOSS. Daher funktionieren viele derzeit gängigen Geschäftsmodelle dann wohl nicht.

    Mir persönlich ist das aber ehrlich gesagt ziemlich egal. Ich gehe proprietärer SW aus dem Weg, weshalb diese Firmen in mir sowieso keinen Abnehmer finden.

    Die Frage ist aber auch etwas müßig. Man diskutiert ja auch nicht, ob die Wörterbuchverlage mehr Geld verdienen könnten, wenn man als Schriftsteller für benutzte Wörter Lizenzkosten abdrücken müsste.



  • GNU-Fan schrieb:

    Die Frage ist aber auch etwas müßig. Man diskutiert ja auch nicht, ob die Wörterbuchverlage mehr Geld verdienen könnten, wenn man als Schriftsteller für benutzte Wörter Lizenzkosten abdrücken müsste.

    Das ist wohl gänzlich etwas anderes. Fakt ist, du bezahlst für das Wörterbuch, denn viele Menschen haben eine Menge Energie investiert um es zu schreiben. Bei Software ist das genau so, warum sollte man Software gründsätzlich "verschenken"?

    OSUser schrieb:

    Freie Software für freie Bürger in einer freien Weltgesellschaft!

    Neulich im Supermarkt an der Kasse... "Freie Lebensmittel für freie Bürger in einer freien Weltgesellschaft!"

    Ich kann es absolut nicht nachvollziehen, was immer alle Leute zu dieser Anschauung bringt, Software müsse grundsätzlich frei sein. Warum denn? Musik und Bücher sind es auch nicht, genau so wie Millionen anderer Sachen, die man nur käuflich erwerben kann. Diese "Alles muss OpenSource sein"-Ideologie ist doch wirklich nur etwas für Kommunisten und hoffnungslose Idealisten und hat in unserer freien Marktwirtschaft nichts verloren.



  • Gegner schrieb:

    Das ist wohl gänzlich etwas anderes.
    Fakt ist, du bezahlst für das Wörterbuch, denn viele Menschen haben eine Menge Energie investiert um es zu schreiben.

    Ist das so?
    Projekte wie Wiktionary als Alternative zu den Wälzern aus dem Buchladen lassen Parallelen erkennen.

    Gegner schrieb:

    OSUser schrieb:

    Freie Software für freie Bürger in einer freien Weltgesellschaft!

    Neulich im Supermarkt an der Kasse... "Freie Lebensmittel für freie Bürger in einer freien Weltgesellschaft!"

    Gute Idee!
    Was die Sache kompliziert macht, ist dass man Lebensmittel nicht mal einfach so beliebig oft vervielfältigen kann -- im Gegensatz zu Musik und SW.

    Gegner schrieb:

    Ich kann es absolut nicht nachvollziehen, was immer alle Leute zu dieser Anschauung bringt, Software müsse grundsätzlich frei sein. Warum denn?

    Weil, Software anders ist als materielle Güter .
    Niemand verlangt, dass man seinen Freund nicht von seiner Butterstulle abbeißen lassen darf.
    Nur weil ich bei Software und Musik ohne Verluste teilen kann, soll es auf einmal verboten und unmoralisch sein?

    Gegner schrieb:

    Diese "Alles muss OpenSource sein"-Ideologie ist doch wirklich nur etwas für Kommunisten und hoffnungslose Idealisten und hat in unserer freien Marktwirtschaft nichts verloren.

    Nice 🕶



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  • GNU-Fan schrieb:

    Gegner schrieb:

    Ich kann es absolut nicht nachvollziehen, was immer alle Leute zu dieser Anschauung bringt, Software müsse grundsätzlich frei sein. Warum denn?

    Weil, Software anders ist als materielle Güter .
    Niemand verlangt, dass man seinen Freund nicht von seiner Butterstulle abbeißen lassen darf.
    Nur weil ich bei Software und Musik ohne Verluste teilen kann, soll es auf einmal verboten und unmoralisch sein?

    Na, na. Für was soll das ein Argument sein, daß es "ohne Verluste teilbar" sein soll?

    "Open Source/Freie Software" läßt ja einen recht breiten Interpretationsspielraum:

    a) "Open Source" bedeutet, daß man den Quelltext einsehen können muß.
    b) "Frei" im Sinne, daß es keine Lizenzeinschränkungen gibt.
    c) "Frei" im Sinne von kostenlos.

    Das scheinen mir drei wahnsinnig verschiedene Dinge zu sein. Du sagst letztlich: "die Grenzkosten für Softwareduplikation sind 0." und beziehst dich darum eigentlich auf c) und das ist gerade die Bedeutung von freier Software, den die Anhänger von freier Software gewöhnlich nicht zwangsweise verteidigen (der "free as in free beer"-Standpunkt).

    Die Forderung danach, alles mit Open Source machen zu wollen, scheint mir zB. komplett bizarr. Woher kommt denn dein Anspruch darauf, den Quelltext einsehen zu können? Das kann ich kaum verstehen, selbst wenn etwas trivial kopierbar ist. Ich muß dir ja auch nicht sagen, wie ich die Hausaufgabe gelöst habe.

    Eine Forderung nach b) ist daher eigentlich das einzig sinnvolle und das ist ja etwas, was in der Praxis ohnehin passiert: Copyrights erodieren, eben *weil* Duplikation so billig ist. Die technischen Alternativen (extrem starke Verschlüsselung oder Zuschneidern auf das Endsystem) schränken die Benutzbarkeit ziemlich ein und sind darum nicht besonders gern gesehen und hohe Kosten ins Rechtssystem zu schieben (wie es die Musikindustrie macht), dürfte auch nicht ewig so weitergehen.

    Eine Forderung nach c) ist dagegen eine recht doofe Idee. Wenn ich irgendeine Software haben will, warum sollte ich dann nicht irgendwen dafür bezahlen dürfen, sie mir zu schreiben? (Das ist letztlich "Bezahlen für Software", auch wenn dahinter ein Dienstleistungsprozess und keine Kopieroperation steht.) Das funktioniert ja niemals ... nicht mal in der Open Source Community.

    Was wird also tatsächlich gefordert, von wem und warum?



  • Es besteht auch oft das Missverständnis, dass hinter freier Software immer eine Firma stecken muss, die die Software entwickelt und dann kostenlos allen zur Verfügung stellt. Freie, Quelloffene Software ist meistens ein Gemeinschaftsprojekt.

    Linux ist wohl das beste Beispiel. IBM werkelt dran herum, weil sie es für ihre Supercomputer und Großrechner brauchen, Google, weil sie es für ihre Server einsetzen, Novell, weil sie es zusammen mit anderer Software bündeln und verkaufen und Support dafür anbieten wollen, private Leute, weil sie es einfach als Hobby sehen. In einem Gemeinschaftsprojekt ist der Gesamtaufwand nunmal wesentlich geringer, als wenn jeder der Linux-Entwickler ein eigenes Betriebssystem von Grund auf für ihren Zweck entwickelt.

    Das Lizenzmodell freier Software ist dabei ein Hauptthema, das dafür sorgt, dass jeder der Entwickler risikolos Ressourcen in das Projekt investieren kann, ohne dass die Firma plötzlich sagen kann: "Tut mir leid für alle die Energie in das Projekt gesteckt haben, aber es ist unseres und ab heute nicht mehr frei".

    Freie Software ist eine tolle Sache, aber es spricht natürlich auch nichts gegen Firmen, die auf eigene Faust etwas entwickeln wollen und die Software dann teuer und unfrei vertreiben.

    Apple würde ich übrigens nicht unbedingt als Paradebeispiel für freie Software sehen.



  • Hallo,

    ich gebe dir grundsätzlich recht, dass es verschiedene Kriterien dafür gibt.

    Daniel E. schrieb:

    GNU-Fan schrieb:

    Gegner schrieb:

    Ich kann es absolut nicht nachvollziehen, was immer alle Leute zu dieser Anschauung bringt, Software müsse grundsätzlich frei sein. Warum denn?

    Weil, Software anders ist als materielle Güter .
    Niemand verlangt, dass man seinen Freund nicht von seiner Butterstulle abbeißen lassen darf.
    Nur weil ich bei Software und Musik ohne Verluste teilen kann, soll es auf einmal verboten und unmoralisch sein?

    Na, na. Für was soll das ein Argument sein, daß es "ohne Verluste teilbar" sein soll?

    "Open Source/Freie Software" läßt ja einen recht breiten Interpretationsspielraum:

    a) "Open Source" bedeutet, daß man den Quelltext einsehen können muß.
    b) "Frei" im Sinne, daß es keine Lizenzeinschränkungen gibt.
    c) "Frei" im Sinne von kostenlos.

    Das scheinen mir drei wahnsinnig verschiedene Dinge zu sein. Du sagst letztlich: "die Grenzkosten für Softwareduplikation sind 0." und beziehst dich darum eigentlich auf c)
    und das ist gerade die Bedeutung von freier Software, den die Anhänger von freier Software gewöhnlich nicht zwangsweise verteidigen (der "free as in free beer"-Standpunkt).

    Ich verstehe den Standpunkt so, dass man die Entwickler, genauso wie den Maler und Sänger, für seine geleistete Arbeit bezahlt. Man bezahlt den Programmierer, dass er einem ein Programm für ein Problem schreibt, das man nicht selber lösen kann oder möchte. Wenn ich dann den Datenträger (und der Programmierer den Sack mit Talern) bekommen habe, dann sollte ich auch das Recht haben, die Software kopieren zu dürfen. Da Software oft wiederverwendbar ist und viele Menschen auch ohne Gegenleistung teilen, kommt man eben nach ein paar Generationen bei einem Preis von 0+Selbskosten an. Deshalb wurde der Programmierer aber trotzdem bezahlt (viel oder wenig) und ich denke, darum geht es bei dem Bierspruch.

    Das hat mit "Ich will, dass ihr kostenlos für mich arbeitet" in meinen Augen nichts zu tun.

    Daniel E. schrieb:

    Die Forderung danach, alles mit Open Source machen zu wollen, scheint mir zB. komplett bizarr.

    Verstehe ich vollkommen. Mittlerweile läuft aber auf meinem Rechner bis auf das Flashplugin nur noch Freie Software, und das wird bald durch Gnash ersetzt. Das habe ich vor 10 Jahren aber auch noch nicht für möglich gehalten, ich kann aber alle anfallenden Computerarbeiten damit bewältigen. Es scheint also durchaus zu gehen.

    Daniel E. schrieb:

    Woher kommt denn dein Anspruch darauf, den Quelltext einsehen zu können? Das kann ich kaum verstehen, selbst wenn etwas trivial kopierbar ist. Ich muß dir ja auch nicht sagen, wie ich die Hausaufgabe gelöst habe.

    Nein, das musst du nicht. Aber was du oder jemand anderes Fremdes an und mit meinem Rechner macht, darüber verlange ich Auskunft. Mit einem einfachem "Vertrau mir" musst du leider draußen bleiben, sorry.

    Daniel E. schrieb:

    Eine Forderung nach b) ist daher eigentlich das einzig sinnvolle und das ist ja etwas, was in der Praxis ohnehin passiert: Copyrights erodieren, eben *weil* Duplikation so billig ist. Die technischen Alternativen (extrem starke Verschlüsselung oder Zuschneidern auf das Endsystem) schränken die Benutzbarkeit ziemlich ein und sind darum nicht besonders gern gesehen und hohe Kosten ins Rechtssystem zu schieben (wie es die Musikindustrie macht), dürfte auch nicht ewig so weitergehen.

    Stimme ich zu, außer dem Wort "einzig". Über die ganze Sache "kopieren und sharen -- Nachbarschaftshilfe oder Diebstahl?" besteht dringender Diskussionsbedarf, seit dem es für jederman erschwinglich geworden ist. Ich tu, was ich kann. 😉

    Daniel E. schrieb:

    Eine Forderung nach c) ist dagegen eine recht doofe Idee. Wenn ich irgendeine Software haben will, warum sollte ich dann nicht irgendwen dafür bezahlen dürfen, sie mir zu schreiben? (Das ist letztlich "Bezahlen für Software", auch wenn dahinter ein Dienstleistungsprozess und keine Kopieroperation steht.) Das funktioniert ja niemals ... nicht mal in der Open Source Community.

    Wir sind hier einer Meinung.

    Daniel E. schrieb:

    Was wird also tatsächlich gefordert, von wem und warum?

    Also, das kann man nun wirklich nicht erschöpfend beantworten. Dazu ist die Community zu groß und vielseitig.
    Ich persönlich finde das "4-Punkte-Programm" der FSF sehr überzeugend. Die Argumente der OSI haben aber auch ihre Berechtigung, wenn sie mir bei denen auch manchmal etwas weniger gut begründet vorkommen.

    PS: Normalerweise muss man die Lösung der HA schon begründen, sonst gibt es in der Regel Punktabzug 😉



  • Man sollte bei der ganzen Sache aber auch mal bedenken, dass OpenSource ist nicht gleich OpenSource ist.

    Die Lizenzen sind da teilwiese schon sehr unterschiedlich, was auch für die Entwicklung proprietärer Software, die OpenSource nutzt wichtig ist.

    Z.b. darf man LGPL Libraries in kommerziellen Projekten nutzen (dazulinken) wenn man sie nicht verändert hat.
    Mit GPL lizensierten Libs geht das nicht. Darüberhinaus gibts ne Reihe anderer hausgemachter Lizensen, die sich die Entwickler selber ausgedacht haben und die kommerzielle Nutzung erlauben (z.b. jpeglib "you can do whatever you want ...")

    Viele Firmen setzen z.B. Linux als OS für embedded devices ein, weils gut auf die Platform anpassbar ist, und weils nix kostet. Dann müssen aber Treiber für die spezielle Hardware her.
    Da fänfgt dann schon das Gejammer an, weil diese Treiber, sofern es Kernelmodule sind ja unter die GPL fallen und damit offengelegt werden müssen. Ich sag denen dann, dass sie dafür ja auch ein fertiges OS für quasi umsonst bekommen. Keine royalties, nur Anpassungsarbeit.
    Das sehen sie dann meistens ein. Einige beharren auf Userspace Treibern 😉
    Geld verdienen die aber eh mit der Hardware.



  • GNU-Fan schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    Die Forderung danach, alles mit Open Source machen zu wollen, scheint mir zB. komplett bizarr.

    Verstehe ich vollkommen. Mittlerweile läuft aber auf meinem Rechner bis auf das Flashplugin nur noch Freie Software, und das wird bald durch Gnash ersetzt. Das habe ich vor 10 Jahren aber auch noch nicht für möglich gehalten, ich kann aber alle anfallenden Computerarbeiten damit bewältigen. Es scheint also durchaus zu gehen.

    Naja, daß es geht, will ich mal nicht bezweifeln, bei mir dürfte auch fast alles Open Source sein.

    Aber das kann ja einfach der Grund sein, daß Open Source ein überlegenes Geschäftsmodell ist und andere Geschäftsmodelle aus dem Markt drängt (so wie Wal Mart vielleicht kleinere Tante-Emma-Läden aus dem Markt drängt). In anderen Bereichen hat Closed Software immer noch Vorteile. Aber das ist eben ein empirisches Ergebnis "open source ist besser als closed source und drängt es darum aus dem Markt". Habe ich kein Problem mit. Ich frage mich, woher der moralische Anspruch (darum geht es doch) herkommt, anderer Leute Quelltext einsehen zu können.

    Die FSF sind mE wirklich ein Haufen Nutjobs (das ist ESR zwar auch, aber der sagt hin und wieder auch richtige Sachen).

    Daniel E. schrieb:

    Woher kommt denn dein Anspruch darauf, den Quelltext einsehen zu können? Das kann ich kaum verstehen, selbst wenn etwas trivial kopierbar ist. Ich muß dir ja auch nicht sagen, wie ich die Hausaufgabe gelöst habe.

    Nein, das musst du nicht. Aber was du oder jemand anderes Fremdes an und mit meinem Rechner macht, darüber verlange ich Auskunft. Mit einem einfachem "Vertrau mir" musst du leider draußen bleiben, sorry.

    Das ist schön, aber andere Leute halten Arbeitsteilung und Spezialisierung für eine ganz gute Idee. Ich verstehe auch nicht im Detail, was der "Doktor mit meinem Körper macht", vertraue ihm aber trotzudem im Krankheitsfall meistens. Ich denke, das ist eine ganz gute Idee.

    Daniel E. schrieb:

    Eine Forderung nach b) ist daher eigentlich das einzig sinnvolle und das ist ja etwas, was in der Praxis ohnehin passiert: Copyrights erodieren, eben *weil* Duplikation so billig ist. Die technischen Alternativen (extrem starke Verschlüsselung oder Zuschneidern auf das Endsystem) schränken die Benutzbarkeit ziemlich ein und sind darum nicht besonders gern gesehen und hohe Kosten ins Rechtssystem zu schieben (wie es die Musikindustrie macht), dürfte auch nicht ewig so weitergehen.

    Stimme ich zu, außer dem Wort "einzig". Über die ganze Sache "kopieren und sharen -- Nachbarschaftshilfe oder Diebstahl?" besteht dringender Diskussionsbedarf, seit dem es für jederman erschwinglich geworden ist.

    Daß über Urheberrechte etc. mehr geredet werden muß, das sehe ich auch so. Was ich aber fast für noch wichtiger halte, ist, etwas Wettbewerb zwischen den verschiedenen Modellen aufkommen zu lassen, damit man empirische Konsequenzen von verschiedenen Regelungen in der Praxis bewundern kann. Ich vermute, daß auch hier wieder mal "One size fits all"-Vorschriften suboptimal sein dürften. Die FSF-Programme in Recht gegossen wären vermutlich genau so daneben, wie ein unendlich lang gültiges Copyright.



  • GNU-Fan schrieb:

    Ich verstehe den Standpunkt so, dass man die Entwickler, genauso wie den Maler und Sänger, für seine geleistete Arbeit bezahlt. Man bezahlt den Programmierer, dass er einem ein Programm für ein Problem schreibt, das man nicht selber lösen kann oder möchte. Wenn ich dann den Datenträger (und der Programmierer den Sack mit Talern) bekommen habe, dann sollte ich auch das Recht haben, die Software kopieren zu dürfen. Da Software oft wiederverwendbar ist und viele Menschen auch ohne Gegenleistung teilen, kommt man eben nach ein paar Generationen bei einem Preis von 0+Selbskosten an. Deshalb wurde der Programmierer aber trotzdem bezahlt (viel oder wenig) und ich denke, darum geht es bei dem Bierspruch.

    Das hat mit "Ich will, dass ihr kostenlos für mich arbeitet" in meinen Augen nichts zu tun.

    Und wenn ich keinen konkreten Auftraggeber habe? Soll der erste Kunde mir dann soviel Geld geben, dass der komplette Aufwand entschädigt ist, und die anderen kriegen das Programm dann umsonst?



  • Daniel E. schrieb:

    Ich frage mich, woher der moralische Anspruch (darum geht es doch) herkommt, anderer Leute Quelltext einsehen zu können.

    "Moralischer Anspruch", hmm, es fällt mir schwer, etwas zu erklären, dass mir schon eine ganze Weile als Selbstverständlichkeit vorkommt. So wie ich auch nicht mehr darüber nach denke, dass ich beim Italiener Besteck und eine Serviette bekomme, wenn ich eine Pizza ordere...
    Ich würde da nicht von "moralischem Anspruch" reden, da aber auch nicht essen wollen.

    Ich denke, ich hasse es einfach, von den Launen anderer abhängig zu sein. Daher will ich mich nicht auf fremde Entwickler verlassen _müssen_. Die Modifizierbarkeit der Software nach meinen Vorstellungen auf Hardware, die ich besitze, ist einfach eine Grundvorausetzung für mich geworden und das ist nun mal nur praktikabel mit Quelltext. Bei Rechnern, die mir nicht gehören, stelle ich diesen Anspruch natürlich nicht (vgl. Bankautomat 😉 ).

    Daniel E. schrieb:

    Die FSF sind mE wirklich ein Haufen Nutjobs

    Immerhin ist dieser "Haufen" für den Großteil der von mir verwendeten Software verantwortlich. Dafür, und dafür dass Freie Software kein Zufall ist, haben sie meine Hochachtung.

    Das ist schön, aber andere Leute halten Arbeitsteilung und Spezialisierung für eine ganz gute Idee. Ich verstehe auch nicht im Detail, was der "Doktor mit meinem Körper macht", vertraue ihm aber trotzudem im Krankheitsfall meistens. Ich denke, das ist eine ganz gute Idee.

    Ich weiß nicht, ob dieser Vergleich so passend ist.
    Wenn ich zum Doc gehe und es ist was Schlimmes, dann setzt er sich mit ernster Miene neben mich und erklärt, was los ist und was gemacht werden muss. Dann zeigt er mir die Röntgenbilder und erklärt, wer was macht, und warum. Dann muss ich noch meine Einwilligung geben.

    Natürlich bleibe ich deshalb nicht bei der OP wach und gebe meinen Senf dazu.
    😮 Menschen sind aber auch keine Computerhardware.
    (Beim Wechsel vom Auspuff an meinem Auto stehe ich übrigens durchaus daneben und schau interessiert zu!)

    Man muss doch unterscheiden zwischen
    a) Ich hole mir einen Fachmann, weil der es besser und schneller kann als ich.
    b) Ich habe grundsätzlich das Recht und die Möglichkeit, die Arbeit selber zu prüfen oder durch Dritte kontrollieren zu lassen.

    a und b schließen sich aber keineswegs gegenseitig aus.
    Punkt b trifft übrigens schon wieder auf den Doktor zu, weil man nach der verfuschten OP eben zu einem Gutachter gehen kann, der die Arbeit dann überprüft. Nicht auszudenken, wenn ein Arzt ein Monopol auf die Behandlung meines Körpers hätte. (Ich mag diesen Doktorvergleich nicht wirklich)



  • Michael E. schrieb:

    Und wenn ich keinen konkreten Auftraggeber habe? Soll der erste Kunde mir dann soviel Geld geben, dass der komplette Aufwand entschädigt ist, und die anderen kriegen das Programm dann umsonst?

    Das regelt doch am besten der Kunde und du untereinander.



  • GNU-Fan schrieb:

    Man muss doch unterscheiden zwischen
    a) Ich hole mir einen Fachmann, weil der es besser und schneller kann als ich.
    b) Ich habe grundsätzlich das Recht und die Möglichkeit, die Arbeit selber zu prüfen oder durch Dritte kontrollieren zu lassen.

    [Edit] Raus damit. [/Edit]

    Das regelt doch am besten der Kunde und du untereinander.

    Damit kann ich ehrlich gesagt nichts anfangen.

    Machen wir mal ein Beispiel: Ich entwickle, ohne einen Auftraggeber zu haben, ein Mailprogramm und biete es an. Soll der erste Interessierte mir die vollen Entwicklungskosten entschädigen? Immerhin kann er es ja nach dem Kauf beliebig und kostenlos an andere weitergeben. So gesehen verdiene ich im Extremfall nur am allerersten Kunden.



  • GNU-Fan schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    Die FSF sind mE wirklich ein Haufen Nutjobs

    Immerhin ist dieser "Haufen" für den Großteil der von mir verwendeten Software verantwortlich. Dafür, und dafür Freie Software kein Zufall ist, haben sie meine Hochachtung.

    Dann sollen sie sich darauf konzentrieren und nicht auf irgendwelches Moralgedudel, das letzlich auf eine Mischung aus "Eigentum ist Diebstahl" und "Informationen gehören allen" hinausläuft.

    Das sind doch zwei verschiedene Felder. Man akzeptiert und schätzt auch mathematische Beweise, wenn sie von evangelikalen Christen oder strammen Kommunisten kommen.

    Die relevante Frage ist doch, ob freie Software wirklich die Fähigkeiten hat, all das zu leisten und das ist nicht so sehr die Frage, wem Informationen "gehören", etc, das ist letztlich nämlich eine verdammt knifflige Frage und schon die empirische Antwort ist nicht offensichtlich. Eine moralische noch viel weniger, es sei denn man abstrahier vorher von allen wesentlichen Sachen weg.

    Das ist schön, aber andere Leute halten Arbeitsteilung und Spezialisierung für eine ganz gute Idee. Ich verstehe auch nicht im Detail, was der "Doktor mit meinem Körper macht", vertraue ihm aber trotzudem im Krankheitsfall meistens. Ich denke, das ist eine ganz gute Idee.

    Ich weiß nicht, ob dieser Vergleich so passend ist.

    Naja, Du meintest, daß Vertrauen kein gutes Argument sei, um etwas zu glauben. Ist es prinzipiell ja auch nicht, aber trotzdem vertraust Du gewissen Leuten täglich dein Leben an: Du vertraust dem Busfahrer tatsächlich einen Führerschein zu haben, Du traust dem Doktor, kompetent zu sein, Du traust dem Bäcker, kein Rattengift in die Semmeln getan zu haben, usw.

    Ist dieses Vertrauen gerechtfertigt? Der Witz ist, die Leute machen die ganze Sache nicht nur ein mal und dann nie wieder; es wird also nicht einmal am Tag gewürfelt und dann machen alle Leute genau einen Tag diese Sache. Das wäre wirklich beunruhigend. Der Grund, warum Vertrauen funktioniert, ist, daß der Bäcker davon auch morgen und die nächsten Tage noch leben muß, aber der Ruf ziemlich schnell den Bach runtergeht, wenn er Rattengift in die Semmeln tut. Auch welcher Doktor besser ist, kommt über etwas längere Zeitabschnitte heraus und Busfahrer, die betrunken zum Dienst erscheinen, haben diesen Job nicht lange.

    Es gibt eben schon quasievolutionär wirkende Feedback-Prozesse, die Anbieter von wirklich grob unzuverläßigem Mist rauswerfen. Dein Radikalskeptizismus gegenüber "Vertrauen" kann ich darum nicht ganz nachvollziehen.

    Man muss doch unterscheiden zwischen
    a) Ich hole mir einen Fachmann, weil der es besser und schneller kann als ich
    b) Ich habe grundsätzlich das Recht und die Möglichkeit, die Arbeit selber oder durch Dritte kontrollieren zu lassen.

    Aber darum muß dich der Bäcker nicht in die Backstube lassen und dir sein Rezept verraten. Das forderst Du aber.

    GNU-Fan schrieb:

    Michael E. schrieb:

    Und wenn ich keinen konkreten Auftraggeber habe? Soll der erste Kunde mir dann soviel Geld geben, dass der komplette Aufwand entschädigt ist, und die anderen kriegen das Programm dann umsonst?

    Das regelt doch am besten der Kunde und du untereinander.

    Warum? Die Informationen beim zweiten Kunden existieren bereits und sie gehören allen,die Duplikationskosten sind 0, also mußt Du die ihm schenken. Unzufrieden? Dann ist ein "allen gehört alles"-Regime also nichts was Du willst. Das ist doch schon mal beruhigend.



  • Das Thema wird in dem Buch "After the Software Wars" recht ausführlich behandelt, ist übrigens als OpenBook erhältlich.



  • Nagila Hawa schrieb:

    Linux ist wohl das beste Beispiel. IBM werkelt dran herum, weil sie es für ihre Supercomputer und Großrechner brauchen...

    Das stimmt so nicht ganz. z/Linux wird gezielt klein gehalten. So gibt es z.B. CICS nicht fuer z/Linux auf den z9-series Maschinen.

    Schon allein die Geschichte von z/Linux zeigt, dass man nicht erfreut war. Die Portierung von Linux auf Mainframes war zuerst ein Projekt von zwei frisch eingestellten Mitarbeitern von IBM. Also mehr ein Hobby. IBM sah wohlwollend drueber weg. Als es erste Ergebnisse gab, verbot IBM den beiden Entwicklern die Arbeit daran. Diese aber setzten diese in ihrer Freizeit klammheimlich fort. Als sie fertig waren, lief ihr Ding direkt auf der Hardware, in LPARs als auch im z/VM.

    Man kann sich denken, was weiter passierte...


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