Twitter und die Bundestagswahl, wo liegt das Problem?



  • Ich habe gerade zum 2.ten mal folgenden Artikel bei Heise gelesen,
    nachdem ich ihn gestern nur überflogen habe. Und auch beim 2ten Durchlesen
    wurde mir nicht klar worum es eigentlich geht.

    http://www.heise.de/newsticker/Twittern-koennte-Bundestagswahl-torpedieren--/meldung/141202

    Worüber regt sich der Bundeswahlleiter eigentlich auf? Weshalb sollte die Wahl
    dadurch anfechtbar sein? Klar wenn jetzt nachmittags bekannt wird dass die
    Grünen noch ein paar Stimmen brauchen gehen vllt. noch einige zur Wahl die
    dies sonst nicht getan hätten, aber das ist doch ihr gutes Recht!

    Kann mir jemand erklären was genau jetzt daran schlecht ist, oder handelt es
    sich nur um einen Werbeartikel für Twitter? Was haltet ihr davon?



  • Weil es einfach nicht offiziell ist und denen das stinkt 🙂



  • Das simple Abschaffen hiervon:

    Die Ergebnisse der Wahltagsbefragungen [...] bekommen die Parteien bereits nachmittags mitgeteilt.

    wäre m.E. auch eine weit bessere Lösung als:

    Der SPD-Innenpolitik Dieter Wiefelspütz hält es laut Spiegel für angebracht, über ein Verbot der Wählerbefragungen nachzudenken.



  • Du hast das Problem gut beschrieben. Details über die Wahl verfälschen das Wahlergebnis.

    Nimm doch nur folgendes Szenario:
    Partei X ist vorne -> Das wird bekannt -> Wähler entscheiden sich um statt kleiner Partei Y Konkurrent Z zu wählen -> Z gewinnt.



  • Das mag ja so gedacht sein, aber das Wahlgeheimnis sorgt ja dafür, daß außer dem Auszählungsergebnis jedes andere Ergebnis "unzuverlässig" ist. Da sich sicher niemand von einem unsicheren "Zwischenergebnis" abhängig macht bzw. eine solche Entscheidung des Wählers ebenso "beeinflußt" wäre wie ein Umentscheiden am Vortag aufgrund irgendwelcher Medienberichte, trägt diese Argumentation eigentlich nicht.



  • otze schrieb:

    Du hast das Problem gut beschrieben. Details über die Wahl verfälschen das Wahlergebnis.

    Nimm doch nur folgendes Szenario:
    Partei X ist vorne -> Das wird bekannt -> Wähler entscheiden sich um statt kleiner Partei Y Konkurrent Z zu wählen -> Z gewinnt.

    Ja, sicher ein realistisches Szenario. Aber was ist daran jetzt verfälscht.
    Der Wähler wollte ja offensichtlich dass Partei Z gewinnt, sonst hätte er sie
    nicht gewählt. Von fälschen kann man nur reden wenn der Wähler zu irgendwas
    gezwungen wird durch die Twitter Nachricht.

    Ich könnte ja im Prinzip auch meine eigene Umfrage machen und mich vor
    das Wahlgebäude stellen und sagen wir mal 100 Leute fragen und dann
    meine Stimme abgeben, also taktisch Wählen. Verfälsche ich etwa dadurch irgendwas?



  • [quote="Storm.Xapek.de"]

    otze schrieb:

    Ja, sicher ein realistisches Szenario. Aber was ist daran jetzt verfälscht.
    Der Wähler wollte ja offensichtlich dass Partei Z gewinnt, sonst hätte er sie
    nicht gewählt.

    Er wollte nur nicht, dass X gewinnt. Es heißt noch lange nicht, dass Z seine Meinung widerspiegelt



  • „Es wäre ein Gau, wenn die Wählerbefragungen vor Schließung der Wahllokal öffentlich bekannt würden“, so Bundeswahlleiter Roderich Egeler laut bild.de. Er befürchtet, dass Unentschlossene damit übers Internet mobilisiert werden könnten.

    Wie schlimm! Unentschlossene könnten wählen! 😮



  • Diese Veränderung von Entscheidungen kann aber schon ziemlich merkwürdig sein. Kennt ihr zum Beispiel das Werwolf-Spiel: http://www.amazon.de/Pro-Ludo-Spielevertrieb-Werwölfe-Düsterwald/dp/B00068NFMG/ bzw. eine einfache Beschreibung hier: http://www.boronk.de/LARP/Werwolf/werwolfspiel.html

    Würde man einfach zu Anfang anfangen zu wählen, welcher Mitspieler als nächstes umgebracht wird, ergäbe sich vermutlich ein relativ gleichverteiltes Wahlergebnis. Der Reiz des Spiels ist aber, dass man darüber diskutiert und die Wahl eben nicht einfach so durchgeführt ist. Die dabei entstehenden Effekte sind aber mitunter sehr merkwürdig, plötzlich befindet sich irgendjemand, der bis dato noch überhaupt nicht beachtet wurde mitten in der Schußlinie und alle sind sich plötzlich einig: den haun wir weg.

    Was im Spiel lustig ist (und der besondere Reiz des Spiels liegt darin, diese Effekte zu nutzen und zu manipulieren) ist vielleicht nicht gerade das, was man für eine wichtige und langfristige Entscheidung haben möchte. Ob diese kurzfristigen sozialen Phänomene nun wirklich den Wählerwillen abbilden ist zumindest fragwürdig.



  • Das ist mal wieder typisch Politik. Nur weil er den Politikern nicht traut (wer tut das schon?) und Angst hat, dass die die Ergebnisse vorzeitig twittern, kommt gleich wieder die Verbot-Keule.

    Die naheliegende Lösung ist ja wohl: Auch die Parteien bekommen das Ergebnis der Exit-Polls nicht vorzeitig. Problem glöst.

    Mal davon abgesehen, dass das sowieso bereits verboten ist, was ja wohl gerade der Bundeswahlleiter wissen sollte. Das ist wieder das typeische Politiker-Gelaber (siehe "Rechtsfreier Raum"-Schwachfug, siehe Killerspiele). Obwohl es längst Gesetzte und Regelungen gibt, braucht man weitere Kontrolle. Alles <Zensiert> <Zensiert> in den Volksverräterparteien.

    BTW: Was ist an den Exit-Polls jetzt so brutal anders als bei den sonstigen Umfragen, dass die Exit-Polls das Wahlergebnis beeinflussen, die Umfrage vom Tag vorher aber nicht?



  • @Jester
    Ich sehe jetzt nicht den konkreten Zusammenhang mit den Exit-Polls. Das es bei Wahlen Diskussionen und Manipulationen (also jetzt im Sinne von Werbung und nicht Wahlbetrug) gibt, ist doch normal.

    P.S. klingt aber auf jeden Fall nach einem interessanten Spiel.



  • frenki schrieb:

    Das ist mal wieder typisch Politik. Nur weil er den Politikern nicht traut (wer tut das schon?) und Angst hat, dass die die Ergebnisse vorzeitig twittern, kommt gleich wieder die Verbot-Keule...

    Es ist eigendlich schon erschreckend, dass unsere Politik zu fast jedem Thema nur noch mit Verboten bzw. Verbotsforderungen antwortet.



  • Herrmann schrieb:

    Es ist eigendlich schon erschreckend, dass unsere Politik zu fast jedem Thema nur noch mit Verboten bzw. Verbotsforderungen antwortet.

    ACK.


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