Wikipedia: Exklusionismus vs Inklusionismus
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Über die Spenden-Seite aus dem Löschipedia-Thread bin ich auf das hier gestossen:
http://scytale.name/blog/2009/11/jedem-seine-wikipediaDas klingt gar nicht unvernünftig. Vor einigen Jahren war es der Aufmacher in allen einschlägigen Zeitschriften, dass jemand versucht, eine freie Wiki-Enzyklopädie zu machen. Das Konzept hat sich scheinbar bewährt.
rüdiger (im anderen Thread) schrieb:
Aber wenn man mal versucht bei Wikipedia was beizutragen, dann hat man das Gefühl in ein Wespennest aus Unfreundlichkeiten und Gesetzesähnlichentexten zu stoßen.
Genau das war auch mein Eindruck, als ich es versucht habe. So haben die mich schnell wieder vertrieben.
Ist es also vielleicht so, dass das Konzept letztlich doch versagt hat? Dass eine umfassende und frei veränderbare Enzyklopädie dezentral aufgebaut sein muss?
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scrub schrieb:
Es geht nicht um Korrektheit, sondern "Relevanz". Es werden auch inhaltlich sachliche und richtige Artikel gelöscht... nicht, weil sie jemand für "falsch" hält, sondern die Begründung lautet, der Artikel sei nicht "relevant".
Was ich gut nachvollziehen kann. Wenn jemand z.B. einen Artikel über sein Lieblingsrestaurant schreibt, kann der durchaus sachlich und korrekt sein - es interessiert trotzdem kein Schwein.
http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Relevanzkriterien
Ich bin gegen ein Zumüllen von Wikipedia.
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general bacardi schrieb:
scrub schrieb:
Es geht nicht um Korrektheit, sondern "Relevanz". Es werden auch inhaltlich sachliche und richtige Artikel gelöscht... nicht, weil sie jemand für "falsch" hält, sondern die Begründung lautet, der Artikel sei nicht "relevant".
Was ich gut nachvollziehen kann. Wenn jemand z.B. einen Artikel über sein Lieblingsrestaurant schreibt, kann der durchaus sachlich und korrekt sein - es interessiert trotzdem kein Schwein.
http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Relevanzkriterien
Ich bin gegen ein Zumüllen von Wikipedia.War klar, daß dieser Troll das sagt.
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Auch wenn ich für eine Ausweitung der Relevanzkriterien bin, so sollte man doch irgendwo die Grenze ziehen, sonst endet die deutsche Wikipedia in einem Artikelsumpf aus Selbstdarstellung, Fanstubs und Werbeartikeln für Kleinstunternehmen
Das Hauptproblem derzeit sind ja nicht die Relevanzkriterien an sich, sondern diejenigen, die diese als unumstößliche Gesetze ansehen
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volkard schrieb:
War klar, daß dieser Troll das sagt.
Es tut mir furchtbar leid für Dich, dass Du nichts schreiben kannst, was den Relevanzkriterien von Wikipedia standhalten würde. :p
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Inklusionismus, ganz klar. Genau das ist es, was Wikipedia immer von Brockhaus, Encarta etc. unterschieden und hervorgehoben hat. Nämlich Wissen zu finden, und zwar in Hülle und Fülle. Wenn jemand Informationen über das Verdauungssystem der thailändischen Tiefseerobbe sucht und sie in Wikipedia findet, hat die Information ihre Daseinsberechtigung. Was regen sich alle die Leute, die die Information nicht suchen, über ihre Existenz auf?
Inklusionismus bedingt keine Selbstdarstellung oder falsche Inhalte, wie immer dargestellt. Das man Werbung unterbindet, finde ich auch in Ordnung. Aber ansonsten sollte alles seinen Platz in Wikipedia haben, solange es nachweislich fundiert ist.
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árn[y]ék schrieb:
Inklusionismus bedingt keine Selbstdarstellung oder falsche Inhalte, wie immer dargestellt.
Nein, aber es begünstigt sie. Wer kann denn überprüfen ob die Informationen, die ich zum Verdauungssystem der thailändischen Tiefseerobbe in Wikipedia hinterlassen habe wirklich stimmen? Da kennen sich so wenige Leute aus (eben weil das Thema eine geringe Relevanz hat), dass Fehler nur schwer gefunden werden können.
Ähnlich ist es doch mit der Selbstdarstellung, wenn es halbwegs gute Chancen gibt damit durchzukommen, werden es auch Leute versuchen.
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Jester schrieb:
Wer kann denn überprüfen ob die Informationen, die ich zum Verdauungssystem der thailändischen Tiefseerobbe in Wikipedia hinterlassen habe wirklich stimmen?
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volkard schrieb:
Jester schrieb:
Wer kann denn überprüfen ob die Informationen, die ich zum Verdauungssystem der thailändischen Tiefseerobbe in Wikipedia hinterlassen habe wirklich stimmen?
Achso, dann kann ja nicht passieren, hast recht.
-- Wirklich so naiv?
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Jester schrieb:
volkard schrieb:
Jester schrieb:
Wer kann denn überprüfen ob die Informationen, die ich zum Verdauungssystem der thailändischen Tiefseerobbe in Wikipedia hinterlassen habe wirklich stimmen?
Achso, dann kann ja nicht passieren, hast recht.
-- Wirklich so naiv?
Natürlich können falsche oder gefärbte Inhalte drinstehen. Tun sie ja jetzt auch und taten sie vor einigen Jahren noch viel mehr. Ich lande oft auf gelöschen Seiten und das macht mich immer traurig, ich kann dann nicht weitere Schlüsselwörter zum weitergooglen finden.
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Fehlinformationen und selbst fehlerhafte Quellen kann man nie ausschließen ... Deshalb ein Thema gleich verbannen? Irgendwie habe ich eine andere Vorstellung von "Freiem Wissen", dem Dog... ah, sorry, Leitmotiv der Wikipedia.
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árn[y]ék schrieb:
Fehlinformationen und selbst fehlerhafte Quellen kann man nie ausschließen ... Deshalb ein Thema gleich verbannen? Irgendwie habe ich eine andere Vorstellung von "Freiem Wissen", dem Dog... ah, sorry, Leitmotiv der Wikipedia.
Das ist ja auch völlig in Ordnung. Trotzdem ist das ein Problem, das man sich eben umso stärker einhandelt je mehr und breiter gefächterte Themen man zulässt. Das kann man nicht wegdiskutieren und Ignorieren hilft auch nur begrenzt weiter.
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Jester schrieb:
Wer kann denn überprüfen ob die Informationen, die ich zum Verdauungssystem der thailändischen Tiefseerobbe in Wikipedia hinterlassen habe wirklich stimmen?
Deshalb auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Richtlinien_Biologie#Mindestanforderungen_an_Kurzartikel_der_Biologie
Wie schon gesagt: alles Andere findet man bei google, myspace und blogger. Wikipedia sollte weiterhin für qualitativ hochwertige und verlässliche Informationen stehen. Daher ist es wichtig, dass Wikipedia Einträge streng prüft, bevor sie veröffentlicht werden. Mich wundert schon etwas, dass so viele was dagegen haben.
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Es geht ja hier - noch einmal - nicht darum, dass qualitativ schlechte Artikel gelöscht werden. Das ist natürlich sehr erwünscht! Es geht darum, dass qualitativ gute Artikel gelöscht wurden, weil bestimmte Leute der Meinung waren, sie seien irrelevant, oder einfach die falschen Leute keine Ahnung von der Materie hatten, um sie gescheit zu beurteilen.
Ist ein Artikel gut bleibt er erhalten, Relevanz hin oder her. Ist er schlecht, wird er gelöscht bzw. auch abgeändert, ebenfalls Relevanz hin oder her.
Die Relevanz eines Artikels darf deshalb in meinen Augen nur als Indikator für genauere Prüfung dienen, nicht aber als Kriterium zur Löschung, wie bisher gehandhabt. Das ist eine schmale Grenze, aber ich halte sie für wichtig.
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árn[y]ék schrieb:
Es geht ja hier - noch einmal - nicht darum, dass qualitativ schlechte Artikel gelöscht werden. Das ist natürlich sehr erwünscht! Es geht darum, dass qualitativ gute Artikel gelöscht wurden, weil bestimmte Leute der Meinung waren, sie seien irrelevant, oder einfach die falschen Leute keine Ahnung von der Materie hatten, um sie gescheit zu beurteilen.
Lässt sich da die Grenze immer so eng ziehen?
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Nein, aber im Zweifel für den Angeklagten
Wie gesagt, so lange etwas nicht faktisch falsch ist ...
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árn[y]ék schrieb:
Ist ein Artikel gut bleibt er erhalten, Relevanz hin oder her. Ist er schlecht, wird er gelöscht bzw. auch abgeändert, ebenfalls Relevanz hin oder her.
Das Problem ist, dass es kein objektives Maß für Qualität gibt. Das intuitive Maß versagt bei Themen, wo sich keiner der Wikipedianer auskennt. Wenn man aus der Wikipedia ein Zitierwerk machen will, dann ist die einzige verbleibende Option den Artikel zu löschen.
Ich halte das Ziel aber für falsch. Die Wikipedia ist nicht designed um als (einzige) Quelle dienen zu können. Damit muss man leben und wenn man sich damit erst mal abgefunden hat, dann ist es auch nicht schlimm, wenn Artikel stark gefärbt sind. Gefärbte oder kurze Informationen sind besser als keine Informationen, denn diese können immer noch als Ausgangspunkt für weiter Recherchen dienen.
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Sehe ich genau so
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Die sollten das entweder ganz strikt machen oder ganz locker. Zur Zeit gibt es eben einen ziemlich willkürlichen Mix. Vorallem aber unterscheiden sich die Relevanzkriterien von Wikipedia zu Wikipedia. Warum sollte etwas in der deutschen Wikipedia nicht relevant sein, wozu es einen ausführlichen Artikel in der englischen Wikipedia gibt?
Aber Wikipedia ist für wissenschaftliche Arbeiten einfach nicht zitierfähig. Es gibt kein Reviewkomitee und niemand der seinen Namen drunter schreibt. Für wissenschaftliche Arbeiten gibt es andere Quellen. Und das ist ja auch ok so. Wikipedia soll keine Basis für wissenschaftliche Arbeiten werden, sondern einfach das Wissen zusammenfassen. Will ich etwas zum Thema X wissen, dann schau ich einfach mal bei Wikipedia nach. Natürlich muss man vorsichtig mit den Informationen sein, aber das gilt doch ohnehin immer (http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_works_with_the_equal_transit-time_fallacy :)) und wenn man mehr über das Thema wissen will, dann muss man ohnehin mehr als eine Quelle anschauen.
Ben04 schrieb:
árn[y]ék schrieb:
Ist ein Artikel gut bleibt er erhalten, Relevanz hin oder her. Ist er schlecht, wird er gelöscht bzw. auch abgeändert, ebenfalls Relevanz hin oder her.
Das Problem ist, dass es kein objektives Maß für Qualität gibt. Das intuitive Maß versagt bei Themen, wo sich keiner der Wikipedianer auskennt.
Es gibt auch keines für Relevanz :).
Jester schrieb:
Wer kann denn überprüfen ob die Informationen, die ich zum Verdauungssystem der thailändischen Tiefseerobbe in Wikipedia hinterlassen habe wirklich stimmen?
Das ist doch ein ganz anderes Thema. Hier filtern die Relevanzkriterien ja nicht. Vielleicht würde es keinen separaten Artikel für das Verdauungssystem geben, aber du könntest das gleiche ja in den Artikel zur "thailändischen Tiefseerobbe" schreiben und die wäre wohl definitiv relevant.
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rüdiger schrieb:
Jester schrieb:
Wer kann denn überprüfen ob die Informationen, die ich zum Verdauungssystem der thailändischen Tiefseerobbe in Wikipedia hinterlassen habe wirklich stimmen?
Das ist doch ein ganz anderes Thema.
Nein, das ist genau das Thema: Je relevanter ein Thema ist, desto mehr Leute kennen sich damit aus und können auch feststellen, ob der Artikel was taugt. Das Problem wird man so einfach nicht los.
Aber wie Ben04 schon sagte ist natürlich die Frage, ob man das für ein K.O.-Kriterium hält oder ob man sagt Zitierfähigkeit ist ohnehin kein geeignetes Ziel.