Weiß nicht, was ihr gegen die FDP habt.



  • Gregor schrieb:

    Naja, die haben halt die Partei gewählt, von der sie sich eine Perspektive erhoffen und nicht die Partei, die einfach nur die Sozialleistungen erhöhen will.

    Nein, sie haben die Partei mit der effektivsten Selbstdarstellung, der besten Medienunterstützung und den vollmundigsten Versprechungen gewählt. Viele dieser Leute machen sich wenig Gedanken um die wirklichen politische Ziele und die damit verbundenen, für sie nicht sichtbaren, negativen Konsequenzen. Sie sind sehr leicht beeinflussbar und entscheiden oft nur nach Sympathie für die "Darsteller".

    Gregor schrieb:

    Wenn man aus der Situation der Arbeitslosigkeit heraus möchte, dann muss man eine Partei wählen, die die Rahmenbedingungen für Arbeitssuchende verbessert.

    Das ist richtig und demzufolge haben diese 10% Arbeitslosen falsch gewählt. Sie haben eine Partei gewählt, die die Rahmenbedingungen für Arbeitgeber (auch unseriöse) verbessert und damit Ausbeutung Arbeitssuchender Tür und Tor öffnet.

    Gregor schrieb:

    Und das stimmt zu großen Teilen mit der Partei überein, die man mit Wirtschaftswachstum assoziiert.

    Leider steht die FDP dafür, dass vom Wachstum nicht viel bei denen bleibt, die maßgeblich dafür verantwortlich sind.

    Gregor schrieb:

    Denkst Du, dass sich die Arbeitslosen generell mit ihrer Situation abgefunden haben und nicht auf Dauer wieder auf eigenen Beinen stehen möchten?

    Nein, sie möchten Arbeit um davon angemessen leben können. Aber unter dem Einfluß der FDP bekommen sie für ihre Arbeit Dumpinglöhne, von denen niemand leben kann.



  • Andromeda schrieb:

    berniebutt schrieb:

    Ich fahre auch Mercedes (21 Jahre alt).

    Du oder Dein Mercedes? 😉

    Ein Punkt für dich! Die Karre ist 21 Jahre alt, nicht ich. :p
    Zurück zum Thema: So wie es aussieht, erwarten doch sehr viele Leute von der FDP in der neuen Koalition eher "Böses" als "Gutes". Warten wir ab!



  • berniebutt schrieb:

    So wie es aussieht, erwarten doch sehr viele Leute von der FDP in der neuen Koalition eher "Böses" als "Gutes".

    Es gibt den schönen Spruch: "Die allerdümmsten Kälber wählen ihren Schlächter selber". Es wäre nicht das erstemal, daß die Masse der Wähler durch ihre Inkompetenz Unheil heraufbeschworen hat. 🙄



  • Was ich befürchte ist, dass wenn die Krise anfängt und der Staat pleite geht, alle sagen: "Sozialisten: Wir haben euch doch gesagt, dass der Neoliberalismus nicht funktioniert!"

    Viele scheinen zu denken, die FDP wäre klassisch liberal. Leider ist das total falsch. Ich sage nur: Erhöhung des Kindergeldes.



  • FrSan schrieb:

    Was ich befürchte ist, dass wenn die Krise anfängt und der Staat pleite geht, alle sagen: "Sozialisten: Wir haben euch doch gesagt, dass der Neoliberalismus nicht funktioniert!"

    War das nicht genau so nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion? Bloß vom anderen Standpunkt aus gesehen.



  • FrSan schrieb:

    Viele scheinen zu denken, die FDP wäre klassisch liberal. Leider ist das total falsch. Ich sage nur: Erhöhung des Kindergeldes.

    Ein bisschen muß man die Menschen doch bei Laune halten. Die FDP ist auch nach der Wahl noch auf Stimmenfang. Und durch die geplanten, realitätsfernen Steuersenkungen der FDP steigt ihre Beliebtheit im Volk sogar weiter. Aber am Ende werden die Toten gezählt und ich befürchte, es werden sehr viele sein.



  • Leprechaun schrieb:

    berniebutt schrieb:

    So wie es aussieht, erwarten doch sehr viele Leute von der FDP in der neuen Koalition eher "Böses" als "Gutes".

    Es gibt den schönen Spruch: "Die allerdümmsten Kälber wählen ihren Schlächter selber".

    Naja, das kann man ja nach jeder Wahl sagen, egal wie sie ausgeht. Meinst Du, es ist schlecht, zu wählen? Oder ist es nur schlecht, das zu wählen, mit dem Du nicht übereinstimmst? Ich finde, in einer Demokratie sollte man den Mehrheitswillen auch mal respektieren und die Wähler nach einer Wahl nicht beschimpfen, nur weil etwas anderes rausgekommen ist, als man gerne hätte.

    Ich muss allerdings zugeben, dass ich mit dem Koalitionsvertrag auch nicht wirklich zufrieden bin. Aus meiner Sicht hätte der sehr viel liberaler sein sollen. Vor allem sollte der Kündigungsschutz vermindert werden. In dem sehe ich einen echten Wettbewerbsnachteil für Deutschland und ich gehe auch davon aus, dass er ein Problem für Arbeitssuchende darstellt. Ich denke auch nicht, dass die Unternehmen nur darauf warten, willkürlich Arbeitnehmer zu feuern. Man kann sich ja die jetzige Krise ansehen: Die bietet so viele Möglichkeiten, Arbeitnehmer im großen Stil loszuwerden, stattdessen setzen viele Unternehmen aber auf Kurzarbeit, um die Arbeitnehmer zu halten. Die Unternehmer sind eben nicht das personifizierte Böse, als das sie von vielen dargestellt werden.

    ...naja, wenn man von Maultaschen-Kündigungen absieht. Aber die zeigen ja auch nur, dass man als Unternehmer schon einen Grund findet, ungeliebte Arbeitnehmer loszuwerden. Ob der Kündigungsschutz nun existiert oder nicht. Das einzige Problem ist, dass der Kündigungsschutz zu Klagen vor Gericht führt und somit Unsicherheit schafft. IMHO muss man sich als Unternehmer auch von Arbeitnehmern trennen können, bei denen man einfach sieht, dass man nicht zusammenpasst. Meinetwegen mit einer großzügigen Kündigungsfrist und meinetwegen auch mit einer großzügigen Abfindung. Aber es kann nicht sein, dass man Leute nur schwer loswerden kann, die man als kontraproduktiv für das Unternehmen ansieht.

    FrSan schrieb:

    Viele scheinen zu denken, die FDP wäre klassisch liberal. Leider ist das total falsch. Ich sage nur: Erhöhung des Kindergeldes.

    Also ich sehe die FDP als sozialliberal an. Das es ganz andere Arten von liberalen Parteien gibt, sieht man ja sofort, wenn man nur etwas ins europäische Ausland guckt. Nach Österreich zum Beispiel, wo es die FPÖ und die BZÖ gibt. Derartige Parteien würde ich nie wählen.



  • Gregor schrieb:

    Meinst Du, es ist schlecht, zu wählen? Oder ist es nur schlecht, das zu wählen, mit dem Du nicht übereinstimmst?

    Nein. Wir können auch nicht von jedem Wähler verlangen, dass er vor jedem Wahlgang seine politische Kompetenz beweisen muss. Ein Volk bekommt nunmal die Regierung, die es verdient. Und Dummheit muß bestraft werden. Schade nur, dass es sich dabei um eine kollektive Strafe handelt, die auch Menschen trifft, die nicht zur Gruppe der Verursacher gehören.

    Gregor schrieb:

    Vor allem sollte der Kündigungsschutz vermindert werden.

    Das ist längst passiert.

    Gregor schrieb:

    In dem sehe ich einen echten Wettbewerbsnachteil für Deutschland und ich gehe auch davon aus, dass er ein Problem für Arbeitssuchende darstellt.

    Richtig. Es stellt nur ein Problem für Menschen dar, die Arbeit haben. Aber wie ich Dich einschätze, als Langzeitstudent und Sohn gut betuchter Eltern, wirst Du sowas kaum verstehen. 🙄

    Gregor schrieb:

    Das einzige Problem ist, dass der Kündigungsschutz zu Klagen vor Gericht führt und somit Unsicherheit schafft.

    Ein nichtexistierender Kündigungsschutz schafft noch mehr Unsicherheit.

    Gregor schrieb:

    IMHO muss man sich als Unternehmer auch von Arbeitnehmern trennen können, bei denen man einfach sieht, dass man nicht zusammenpasst.

    Dafür gibt es die Probezeit.



  • Leprechaun schrieb:

    Gregor schrieb:

    Vor allem sollte der Kündigungsschutz vermindert werden.

    Das ist längst passiert.

    Naja, wenn ich jetzt so darüber nachdenke, gibt es tatsächlich eine Sache, die den Kündigungsschutz stark aufgeweicht hat. Und zwar Leiharbeit. Kein Wunder, dass die in den letzten Jahren so stark zugenommen hat. Aber ich finde es schade, dass man, um den Unternehmen eine entsprechende Freiheit zu ermöglichen, unbedingt Parasiten in Form von Leiharbeitsfirmen in das Arbeitsverhältnis einschleusen muss. Naja, eine wirkliche Lockerung des Kündigungsschutzes, würde diesbezüglich einiges an Bürokratie entfernen und die Zunahme von Leiharbeit eingrenzen. Aber das ist wohl politisch nicht durchsetzbar.



  • Gregor schrieb:

    Aber ich finde es schade, dass man, um den Unternehmen eine entsprechende Freiheit zu ermöglichen, unbedingt Parasiten in Form von Leiharbeitsfirmen in das Arbeitsverhältnis einschleusen muss.

    Leiharbeit hat Vorteile für alle Beteiligten. Nicht dass ich ein Freund dieser Branche wäre, aber die Vorteile sind:
    - Ein Betrieb kann Arbeitskräfte in kürzester Zeit anfordern und wieder loswerden, je nach Auftragslage.
    - Er zahlt in der Regel einen Festpreis pro Stunde oder pro Auftrag und hat keine weiteren Verpflichtungen.
    - Zeitarbeitnehmer genießen so etwas wie einen Angestelltenstatus, haben Urlaubsanspruch usw. sind also nicht völlig vogelfreie Tagelöhner.
    - Arbeitslose finden über Zeitarbeit einen schnellen Einstieg ins Berufsleben, mit der Option, vom Kunden des Überlassers fest eingestellt zu werden. Wobei dies allerdings recht selten vorkommt.
    Aber wo Licht ist, ist auch Schatten: in der Branche gibt es keine Loyalität zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern und niemand hat eigentlich Spass daran. Es geht nur ums Geld oder um aus der Arbeitslosigkeit herauszukommen. Ein Leiharbeitnehmer sieht seine Tätigkeit beim Kunden, wie auch sein Verhältnis zum Überlasser, als Übergangslösung und hat keine Veranlassung, sich mehr als nötig zu engagieren, oder sich mit seiner Arbeit oder der Firma zu identifizieren.

    Gregor schrieb:

    Naja, eine wirkliche Lockerung des Kündigungsschutzes, würde diesbezüglich einiges an Bürokratie entfernen und die Zunahme von Leiharbeit eingrenzen.

    Leiharbeitsfirmen wären dann sicherlich Geschichte, aber sämtliche Arbeitnehmer wären nur noch Tagelöhner mit vielleicht 100 oder 200 verschiedenen temporären Beschäftigungen im Lebenslauf. Findest Du das erstrebenswert oder bildest Du Dir ein, daß Du so gut bist, daß Dich niemand feuern wird? Vorausgesetzt, Du möchtest jemals in einem Beschäftigungsverhältnis als Arbeitnehmer stehen. Allem Anschein nach wohl eher nicht. 🙄



  • Leprechaun schrieb:

    Gregor schrieb:

    Naja, eine wirkliche Lockerung des Kündigungsschutzes, würde diesbezüglich einiges an Bürokratie entfernen und die Zunahme von Leiharbeit eingrenzen.

    Leiharbeitsfirmen wären dann sicherlich Geschichte, aber sämtliche Arbeitnehmer wären nur noch Tagelöhner mit vielleicht 100 oder 200 verschiedenen temporären Beschäftigungen im Lebenslauf.

    Qualifizierte Arbeitnehmer schmeißt man nicht mal so eben aus ner Laune heraus raus. Ich denke somit auch nicht, dass sich da so eine Situation einstellt, wie Du sie beschreibst. Meinst Du, Du hast als Arbeitnehmer gar nichts zu bieten und bist einfach so durch irgendeinen dahergelaufenen zu ersetzen? Das wäre ja ein ziemlich pessimistisches Selbstbild. Klar kann es dann mal vorkommen, dass sich ein Arbeitgeber von einem trennt. Aber 100 bis 200 temporäre Beschäftigungen? Dann würdest Du ja mehrmals im Jahr den Job wechseln. Ich meine, das kannst Du auch jetzt schon haben, wenn Du nirgendwo die Probezeit überstehst.



  • Gregor schrieb:

    Qualifizierte Arbeitnehmer schmeißt man nicht mal so eben aus ner Laune heraus raus. Ich denke somit auch nicht, dass sich da so eine Situation einstellt, wie Du sie beschreibst.

    Warum nicht? Wenn der Betrieb Geld sparen kann, setzt er dich raus und wenn wieder was zu tun ist, stellen sie Dich wieder ein, weil sie Dich in guter Erinnerung haben. Wie Du zwischendurch klar kommst ist Dein persönliches Problem in dieser schönen neoliberalen Welt. Natürlich steht es Dir frei, zwischenzeitlich andere Jobs anzunehmen, um deine laufenden Kosten zu decken. Hast Du einen Taxischein oder weisst Du vielleicht, wie man eine Zapfanlage bedient oder einen Gabelstapler fährt? Dieses Wissen und Können wird in Zukunft an Bedeutung gewinnen.

    Gregor schrieb:

    Klar kann es dann mal vorkommen, dass sich ein Arbeitgeber von einem trennt.

    Ja, potentieller Kunde XY hat leider abgesagt, was bedeutet: "Gregor, für Sie ist erstmal nichts zu tun. Da Sie einer unserer besten Mitarbeiter sind, melden uns bei Ihnen, wenn wieder was los ist. Lassen Sie ihr Handy bitte eingeschaltet". Gregor: "Aber ich muß doch Miete bezahlen, Strom, usw". Arbeitgeber: *Schulterzuck*



  • Leprechaun schrieb:

    Gregor schrieb:

    Qualifizierte Arbeitnehmer schmeißt man nicht mal so eben aus ner Laune heraus raus. Ich denke somit auch nicht, dass sich da so eine Situation einstellt, wie Du sie beschreibst.

    Warum nicht? Wenn der Betrieb Geld sparen kann, setzt er dich raus und wenn wieder was zu tun ist, stellen sie Dich wieder ein, weil sie Dich in guter Erinnerung haben.

    Naja, warum sollte der Arbeitnehmer dem Betrieb denn kein Geld mehr einbringen? Vermutlich, weil der Betrieb aus irgendeinem Grund weniger Auträge kriegt. Wenn das der Fall ist, dann dann liegen sowieso auch nach heutigem Recht Gründe vor, die eine ordentliche Kündigung ermöglichen. Insofern sehe ich nicht ganz, worauf Du hinaus willst. Da, guck mal:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Kündigungsschutzgesetz

    § 1 Abs. 2 KSchG sieht für eine Kündigung drei Gründe vor:

    • personenbedingte,
    • verhaltensbedingte,
    • betriebsbedingte.

    [...]

    Betriebsbedingte Kündigung

    Von einer betrieblich bedingten Kündigung spricht man, wenn sachliche Gründe zu einer Unternehmerentscheidung führen, die ihrerseits den Wegfall des Arbeitsplatzes des betroffenen Arbeitnehmers oder einer Mehrzahl von Arbeitsplätzen zur Folge hat. Hierbei sind grundsätzlich Gründe zu unterscheiden, die von außen auf das Unternehmen einwirken (beispielsweise Umsatzeinbußen, Wegfall von Aufträgen) und Gründe, die vom Unternehmen selbst herbeigeführt werden (Organisationsentscheidungen, Umstrukturierung, Betriebsschließung). Die Unternehmerentscheidung selbst wird dabei von den Arbeitsgerichten nur auf "offensichtliche Willkür oder Unsachlichkeit" geprüft.

    Für einen überflüssigen Arbeitsplatz gibt es auch im jetzigen System keinerlei Kündigungsschutz, um es mal auf den Punkt zu bringen. Und ich sehe diesbezüglich auch keinen Grund, warum derartige Arbeitsplätze geschützt werden sollten. Wenn derartige Arbeitnehmer vom Unternehmen gehalten werden müssten, dann kann das zu ernsthaften Problemen für das Unternehmen führen. Es ist klar, dass das Unternehmen in so einem Fall wesentlich vorsichtiger agieren muss, was Einstellungen betrifft.

    Aber auch durch die entstehende Bürokratie, die mit dem jetzigen Kündigungsschutzgesetz kommt, werden Einstellungen verhindert, weil es eben doch problematisch ist, Leute wieder loszuwerden. Und wie wird man sie dann los? Man konstruiert irgendwelche Kündigungsgründe wie "Maultaschen-Diebstahl" und so. Wenn ein Unternehmen einen Arbeitnehmer los werden möchte, dann kriegt es das auch hin. Die Frage ist letztendlich nur, wie ehrlich man dann miteinander umgeht. Kriegt man eine ordentliche Kündigung mit einer vernünftigen Kündigungsfrist, vielleicht einer Abfindung und einem guten Zeugnis oder kriegt man eine außerordentliche und fristlose Kündigung wegen Diebstahls oder irgendeiner Kleinigkeit, die sich auf dem Papier wesentlich schwerwiegender anhört, als sie in der Realität gewesen ist.



  • Gregor schrieb:

    Für einen überflüssigen Arbeitsplatz gibt es auch im jetzigen System keinerlei Kündigungsschutz, um es mal auf den Punkt zu bringen.

    Ach, Theorie und Praxis. Praktisch dürfte es in den meissten Fällen eben nicht so einfach nachzuweisen sein, dass genau dieser Arbeitnehmer überflüssig ist. Da kann sich der Betrieb bei einer Entlassung sofort aufs Arbeitsgericht einstellen und eine saftige Abfindung einplanen...



  • maximAL schrieb:

    Gregor schrieb:

    Für einen überflüssigen Arbeitsplatz gibt es auch im jetzigen System keinerlei Kündigungsschutz, um es mal auf den Punkt zu bringen.

    Ach, Theorie und Praxis. Praktisch dürfte es in den meissten Fällen eben nicht so einfach nachzuweisen sein, dass genau dieser Arbeitnehmer überflüssig ist. Da kann sich der Betrieb bei einer Entlassung sofort aufs Arbeitsgericht einstellen und eine saftige Abfindung einplanen...

    Das ist genau das, was ich in diesem Fall als Bürokratie ansehe. Selbst bei völlig gerechtfertigten Kündigungen ist es für ein Unternehmen problematisch, sich von einem Arbeitnehmer zu trennen. Letztendlich gibt es aber Arbeitsplätze, die nach einiger Zeit überflüssig werden.

    Kündigungen mit Abfindungen sind nach jetziger Gesetzeslage glaube ich nicht vorgesehen. Soetwas wird im Rahmen eines Rechtsstreits höchtens in Form von außergerichtlichen Einigungen rauskommen. Aber letztendlich läuft so ein Rechtsstreit, den es definitiv häufig gibt, eher nicht darauf hinaus, dass es irgendeinen Gewinner gibt. Es entstehen nur Kosten für beide Seiten. Wenn der Unternehmer vernünftig ist, wird die Kündigung auch nach dem Rechtsstreit Bestand haben und wenn man einen miesen Chef hat, der tricksen wollte, um einen aus einem nicht gesetzlich vorgesehenen Grund loszuwerden, dann weiß ich ehrlich gesagt nicht, ob man nach dem Rechtsstreit wirklich noch sinnvoll in der Firma arbeiten kann und will. Da wird doch ruck-zuck der nächste Grund gesucht und gefunden.

    Aber ehrlich gesagt: Ich sehe nichts falsches daran, wenn sich ein Unternehmen von Arbeitnehmern trennt, die nichts produktives mehr beitragen können oder aus anderem Grund keinen Platz mehr im Unternehmen haben. Selbstverständlich mit Ausnahme von Schwangerschaften und ähnlichen Fällen, in denen ein Kündigungsschutz bestehen muss. IMHO muss es einfach möglich sein, dass sich ein Unternehmen mittel- bis langfristig ohne größere Probleme von einem Arbeitnehmer trennt. Ich meine hierbei nicht eine Entlassung von heute auf morgen, sondern eine Beendigung des Arbeitsverhältnisses mit einer angemessenen Kündigungsfrist und/oder Abfindung, aber eben ohne notwendige Begründung, über die dann vor einem Arbeitsgericht gestritten wird. Die Kündigungsfrist kann meinetwegen auch in Abhängigkeit von der Beschäftigungsdauer recht lang sein. Vielleicht ein Jahr, wenn der Arbeitnehmer schon lange in dem Unternehmen beschäftigt ist.



  • Gregor schrieb:

    Für einen überflüssigen Arbeitsplatz gibt es auch im jetzigen System keinerlei Kündigungsschutz, um es mal auf den Punkt zu bringen.

    Dann sollte die Welt für Dich doch in Ordnung sein. Wieso forderst Du dann noch weniger Kündigungsschutz? 😕

    Gregor schrieb:

    Aber auch durch die entstehende Bürokratie, die mit dem jetzigen Kündigungsschutzgesetz kommt, werden Einstellungen verhindert, weil es eben doch problematisch ist, Leute wieder loszuwerden.

    Offensichtlich nicht, denn aus betriebsbedingten Gründen, wie Umstrukturierung oder schlechter Auftragslage können Arbeitnehmer relativ schnell auf die Straße gesetzt werden.
    Hiermit, zum Beispiel, läßt sich jeder Rausschmiss begründen:

    Eine betriebsbdingte Kündigung ist nach der Rechtsprechung des BAG aus innerbetrieblichen Gründen gerechtfertigt, wenn sich der Arbeitgeber im Unternehmensbereich zu einer organisatorischen Maßnahme entschließt, bei deren innerbetrieblicher Umsetzung das Bedürfnis für die Weiterbeschäftigung eines oder mehrerer Arbeitnehmer entfällt. Diese gestaltende Unternehmerentscheidung selbst kann vom Gericht nicht auf ihre sachliche Rechtfertigung und Zweckmäßigkeit überprüft werden.

    von: http://www.info-arbeitsrecht.de/Arbeitsrecht_Kuendigung/Arbeitsrecht_Kuendigung_1/betriebsbedingte_kuendigung.html

    Aber Gregor, mal unter uns, was hat Dir die arbeitende Bevölkerung eigentlich getan, daß Du sie so verachtest?



  • Ich weiss nicht, was die Diskussion um Arbeitsplätze und Kündigungen hier soll. Das ist ein Bereich der Politik von vielen. Vergessen wir nicht, die FDP hat bei der letzten Wahl 15% der Wählerstimmen bekommen und will sich offenbar auch nur für die Interesse von 15% der Bevölkerung einsetzen. Die tun so, als hätten sie einen Wahlauftrag aller erhalten. Das stimmt aber nicht, denn 85% der Wähler haben für etwas anderes als die FDP gestimmt.



  • @Leprechaun: Mir hat niemand irgendetwas getan und ich habe auch keinerlei Verachtung gegen irgendwen. Das ist IMHO einfach eine Frage der Systemsicht. Ich denke, dass das Kündigungsschutzgesetz für die Bevölkerung im Gesamten mehr negative als positive Konsequenzen hat. Ich bin davon überzeugt, dass eine Verminderung dieses Kündigungsschutzes mittelfristig gesehen dazu beitragen würde, den allgemeinen Wohlstand in Deutschland zu steigern.

    So einfach ist das. Linke Politik, Gesetze und so weiter sind immer sehr direkt bezüglich der Problemlösungsstrategien. Aus meiner Sicht so direkt, dass oft Nebenwirkungen und langfristige Effekte dieser Politik von den entsprechenden Verfechtern ignoriert werden. Die existieren aber und verwandeln die gut gemeinte Politik oft ins Gegenteil. Ich sehe in dem Politikansatz der bürgerlichen Parteien einfach mehr Systemsicht und traue entsprechender Politik deswegen mehr zu. Ich bin absolut dafür, dass es allen Menschen gut geht, bitte verstehe mich da nicht falsch. Aber ich sehe die Lösung für dieses Ziel eben nicht in direkten Gesetzen der Art "Hoher Mindestlohn", "Harter Kündigungsschutz" und so. Derartige Forderungen hören sich zwar erstmal toll an, was eine Wohlstandssicherung der Schwachen in dieser Gesellschaft betrifft, führen uns IMHO aber doch nicht näher an dieses Ziel heran. Ich sehe die Wirtschaft als Grundpfeiler des Wohlstands und denke, dass die Wirtschaft bessere Bedingungen kriegen muss, um letztendlich zu einer allgemeinen Wohlstandssteigerung zu kommen.



  • Gregor schrieb:

    Ich bin davon überzeugt, dass eine Verminderung dieses Kündigungsschutzes mittelfristig gesehen dazu beitragen würde, den allgemeinen Wohlstand in Deutschland zu steigern.

    Wie schon gesagt, wurde der Kündigungsschutz bereits bis auf ein lächerliches Minimum reduziert, so dass er faktisch kaum noch existiert. In der Tat mag eine "Hire and Fire"-Mentalität sich positiv auf die wirtschaftliche Gesamtrechnung auswirken, das Problem dabei ist bloss, dass die eigentlichen Schöpfer eines potentiellen Wohlstands fast leer ausgehen, während eine Minderheit sich die Taschen füllt. Dem könnte man vielleicht durch extreme staatlich gesteuerte Umverteilungsmaßnahmen entgegentreten, so daß Leute ohne Job ein menschwürdiges Leben führen können. Aber das würde auch nicht funktionieren, weil dann Einigen der Anreiz fehlt, wieder eine Beschäftigung aufzunehmen. In unserer Geiz-Ist-Geil-Ellenbogengesellschaft sowieso undenkbar und entsprechend dem neoliberalen Zeitgeist ist diese Option von vornherein zum Scheitern verurteilt. Wie Du es auch drehst und wendest, es führt kein Weg an sicheren Arbeitsplätzen mit guter Bezahlung vorbei. Alles Andere ist Verblödungspopulismus, den z.B. Parteien wie die FDP, eine reinrassige Lobbyorganisation einiger Kapitalisten (womit wir wieder beim Thema sind) gern schüren, um sich in Machtpositionen zu hieven und um das Land und seine Menschen zu ihrem Vorteil zur Ader zu lassen. 😞



  • Leprechaun schrieb:

    In der Tat mag eine "Hire and Fire"-Mentalität sich positiv auf die wirtschaftliche Gesamtrechnung auswirken, das Problem dabei ist bloss, dass die eigentlichen Schöpfer eines potentiellen Wohlstands fast leer ausgehen, während eine Minderheit sich die Taschen füllt.

    Kannst Du deine These mit irgendwelchen Daten belegen?


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