Italien: Google-Manager wegen YouTube-Content: 6 Monate auf Bewährung



  • rüdiger schrieb:

    Ich frag mich, warum sich so viele europäische Staaten gegen die Internetindustrie wehren. Das ist ein Multimilliarden Euro Geschäft - welches unabhängig von der Geografie ist - und die europäischen Regierungen haben nichts besseres zu tun, als klipp und klar zu sagen, dass man so etwas nicht haben will.

    Wenn es keine Staatsgrenzen für den Informationsaustausch gibt, dann findet man immer irgendwo etwas, das im eigenem Staate nicht gedultet würde.
    Ist ja auch keine reines Europäisches Problem.
    Auf amerikanischen Servern liegen Texte und Lieder, die hier strafbar sind. Dafür sind wir hier eben etwas freizügiger mit Sexualität, und das wäre dann ja für einen Saudi nur einen Mausklick entfernt. Das darf in "deren" Augen eben nicht sein.

    Und das obige gilt jetzt erstmal nur für Wertvorstellungen.
    Da sind noch gar keine Theorien über Machterhalt etc. mit drin...
    Was sind da schon ein paar Mrd. Euro?



  • Mit Information wurde immer schon viel Geld verdient. Seit dem Internet ist das nicht mehr so.
    Nun verdienen wenige und das auch noch mit der Macht zu entscheiden werde was darf.
    Aber: andere Länder andere Sitten.
    Selbst hier in DE ist man sich nicht einig wie mit dem Internet umgegangen werden muss. HH urteilt anders als andere Gerichte.
    Hier werden Leute abgemahnt die wo es nicht notwendig ist.
    Im Gegensatz dazu lässt sich bei DENIC eine Domain registrieren (Ähnlichdomains) obwohl der Verantwortliche in DE nicht existent ist und wenn man die Domain löschen lassen möchte dann ist das kompliziert und langwierig.
    Google entscheidet wer Adwords schalten darf.
    Apple entscheidet was in den Appstore darf.
    Im Internet kann man solchen Unternehmen nur mit solchen Urteilen weh tun.
    Auch wenn ich das Urteil falsch finde kann ich diese Doppelmoral nicht gut finden.
    Meinungsfreiheit in diesem Fall und in anderen nicht.



  • Unix-Tom schrieb:

    Google entscheidet wer Adwords schalten darf.
    Apple entscheidet was in den Appstore darf.
    Im Internet kann man solchen Unternehmen nur mit solchen Urteilen weh tun.
    Auch wenn ich das Urteil falsch finde kann ich diese Doppelmoral nicht gut finden.
    Meinungsfreiheit in diesem Fall und in anderen nicht.

    Ich glaube ich verstehe das mit der Doppelmoral nicht so ganz. Meinst du die Doppelmoral der Firmen? Ich weiß nicht, ob ein vergleich youtube v appstore überhaupt passend ist.



  • @Unix-Tom
    Meinungsfreiheit ist etwas anderes, als Zulassung zu AdWord oder dem Appstore. Meinungsfreiheit bezieht sich darauf, dass man frei seine Meinung äußern darf. Es heißt nicht, dass jeder diese Meinung publizieren muss. Es handelt sich also um ein Recht im Schutze gegen den Staat und nicht gegen Firmen oder Privatmenschen.



  • Artchi schrieb:

    Na hör mal, das gilt für Foren doch heute schon. Oder willst du mir erzählen, die Mods in diesem Forum sind zum Spaß hier?

    Das ist eben nicht der Fall, die Posts werden von den Moderatoren eine unbestimmte Zeit nach dem Posten begutachtet, wie auf praktisch jedem Forum.
    Das muss auch YouTube gestattet sein. Und die Reportfunktion existiert dort auch nicht umsonst.



  • Artchi ist doch Google-Hasser. Was erwartet ihr da?



  • byto schrieb:

    Artchi schrieb:



    Den Kindergarten, weil die Mitarbeiter nicht ihrer Aufsichtspflicht nachgekommen sind. Denn ich vertraue ihnen schließlich meine Kinder an. Und dann haben sie auch dafür zu sorgen, das sowas nicht passiert. Den der die Bilder aufgehängt hat, natürlich gleich mit, weil er es aufgehängt hat.

    Aha. Und welchen Zeitraum räumst Du den Mitarbeitern ein, die Bilder zu entfernen? 1 Tag? 1 Stunde? 1 Minute? Im Fall Youtube wurde das Video wenige Stunden nach Hinweis der Polizei entfernt.

    Jo. Nach dem es über 2 Jahre lang da war.

    GNU-Fan schrieb:

    [...] wir hier eben etwas freizügiger mit Sexualität, und das wäre dann ja für einen Saudi nur einen Mausklick entfernt. Das darf in "deren" Augen eben nicht sein.

    Sehr schön formuliert! 😃

    Aber mal zurück: Youtube ist unmoderiert und die Contra-Urteil-Fraktion hier argumentiert, es sei auch nicht möglich. Natürlich ist es möglich! Inhalte für die Chinesen zu filtern schließlich auch. Der Aufwand ist vll gross, aber es ist nicht unmoeglich.


  • Mod

    Unix-Tom schrieb:

    Auch wenn ich das Urteil falsch finde kann ich diese Doppelmoral nicht gut finden.

    Vor allem trifft das Urteil ja nicht Google als Konzern sondern vielmehr vier Leute die nun absolut gar nichts (<- klar haben sie, aber was würdest du in ihrem Fall sagen??) mit Entscheidungen über die Konzernmoral zu tun haben.

    MfG SideWinder



  • SideWinder schrieb:

    Unix-Tom schrieb:

    Auch wenn ich das Urteil falsch finde kann ich diese Doppelmoral nicht gut finden.

    Vor allem trifft das Urteil ja nicht Google als Konzern sondern vielmehr vier Leute die nun absolut gar nichts (<- klar haben sie, aber was würdest du in ihrem Fall sagen??) mit Entscheidungen über die Konzernmoral zu tun haben.

    Vielleicht hat man einfach beliebige Sündenböcke gesucht und gefunden. Grosse Konzerne sind wie Regierungen und organisierte Verbrecherbanden. Was da manchmal für schmutzige Deals ablaufen, können wir uns kaum vorstellen.



  • Ah! Nachdem hier wirklich abenteuerliche Vergleiche zur Argumentation gezogen wurden (von beiden Seiten), sind wir nun bei Verschwörungen angelangt. Cool! 🕶



  • Apollon schrieb:

    Aber mal zurück: Youtube ist unmoderiert und die Contra-Urteil-Fraktion hier argumentiert, es sei auch nicht möglich. Natürlich ist es möglich! Inhalte für die Chinesen zu filtern schließlich auch. Der Aufwand ist vll gross, aber es ist nicht unmoeglich.

    Warum sollte es möglich sein und wie wäre es möglich? Wie funktioniert der Filter für die Chinesen? Warum glaubst du, dass dieser voll moderiert arbeitet? Wie sollte ein System aussehen, dass jeden Rechtsverstoß rechtzeitig entdeckt und mit jedem lokalen Gesetz abgleicht? Welche Datenmenge wird täglich bei Youtube hochgeladen und wie lange dauert es diese anzuschauen? Wie sieht das für das gesamte Internet aus? Glaubst du immer noch, dass es möglich ist? (und zwar realistisch möglich und nicht mit Annahmen wie mehr Menschen als es eigentlich gibt oder mehr Geld als es eigentlich gibt etc.)



  • Nah rüdiger, so nicht. Mich mit Fragen zu überhäufen ist ganz schlechter Diskussionsstil. Dennoch vielleicht eine Überlegung zu deiner Frage, wie es möglich sein soll:
    - Hochgeladene Videos landen in einer Queue die von Menschen angeschaut wird und als Ok oder nicht angesehen wird. Das erfordert natürlich Ressourcen und verzögert selbstverständlich die Veröffentlichung. Aber damit wäre Missbrauch weitestgehend ausgeschlossen. Insbesondere erhoffe ich mir den Effekt, dass Leute es sich zwei Mal überlegen, ob ihr iPhone-Drecksclip es wert ist, hochgeladen zu werden.



  • Apollon schrieb:

    Hochgeladene Videos landen in einer Queue die von Menschen angeschaut wird und als Ok oder nicht angesehen wird. Das erfordert natürlich Ressourcen und verzögert selbstverständlich die Veröffentlichung. Aber damit wäre Missbrauch weitestgehend ausgeschlossen. Insbesondere erhoffe ich mir den Effekt, dass Leute es sich zwei Mal überlegen, ob ihr iPhone-Drecksclip es wert ist, hochgeladen zu werden.

    Dir ist klar was das bedeutet, ja? Das würde heißen, dass jeder Beitrag den du hier im Forum machst erst überprüft werden muss bevor er veröffentlicht wird. Das würde bedeuten, dass jeder Eintrag in eine Mailingliste erst probegelesen werden muss bevor er verteilt werden darf. Das würde bedeuten, dass jede Statusänderung die du in studivz oder facebook machst erst überprüft werden muss. Jede Bewertung bei Amazon, alles was du bei Twitter oder im IRC schreibst, alles was öffentlich zugänglich ist muss erst gecheckt werden bevor es online erscheinen darf.

    Willst du das wirklich?



  • Ja - und dann würden die YouTube-Begutachter (zusätzlich zu ein paar nach dem Zufallsprinzip herausgepickten Managern) reihenweise in den Knast wandern, weil sie wissentlich Clips mit geschützter Musik, Auszüge aus Videospielen oder sonstiges geschütztes Material zugelassen haben. Oder sie weisen alle Videos ab, die ansatzweise Musik enthalten - und wenn im Hintergrund nur das Radio läuft.

    Das hätte immerhin den Vorteil, dass die gewaltige Menge an hochgeladenen Videos plötzlich gar nicht mehr so gewaltig sein würde und damit leichter zu handhaben wäre.



  • Apollon schrieb:

    Nah rüdiger, so nicht. Mich mit Fragen zu überhäufen ist ganz schlechter Diskussionsstil. Dennoch vielleicht eine Überlegung zu deiner Frage, wie es möglich sein soll:
    - Hochgeladene Videos landen in einer Queue die von Menschen angeschaut wird und als Ok oder nicht angesehen wird. Das erfordert natürlich Ressourcen und verzögert selbstverständlich die Veröffentlichung. Aber damit wäre Missbrauch weitestgehend ausgeschlossen. Insbesondere erhoffe ich mir den Effekt, dass Leute es sich zwei Mal überlegen, ob ihr iPhone-Drecksclip es wert ist, hochgeladen zu werden.

    Ich erwarte keine Antworten auf die Fragen. Die sollten dich nur zum nachdenken bringen und dir klar machen, wie unrealistisch deine Einschätzung ist und dass der mögliche Chinafilter da auch keine Hilfe ist. Ich kenne die genaue Datenmenge nicht, die täglich bei Youtube hochgeladen wird. Aber ich halte es einfach nicht für realistisch, dass sich eine Firma leisten könnte diese von Menschen anhand der Gesetzgebung jedes Landes, in dem Google eine Niederlassung hat, zu überprüfen. Vorallem müsste man dies ja auf alle anderen Bereiche im Internet ausdehnen.

    Weil dies nicht realistisch ist, sieht das ja sogar die deutsche Gesetzgebung nicht so. Siehe Telemediengesetz!



  • Laut http://www.youtube.com/t/fact_sheet werden jede Minute 20 Stunden Videos hochgeladen. Dies bedeutet also 60min/h*24 h/tag * 20h = 28800 h/tag. Angenommen man würde nun Menschen einstellen, die 8 Stunden arbeiten würden. Nehmen wir mal an, dass die 6 Stunden Video schauen und 2 Stunden für Pause, Administration und das Nachschlagen diverser Gesetze brauchen (ist imho viel zu positiv geschätzt). Dann bräuchte Youtube mindestens 4800 Personen nur für die Kontrolle. Dies müssten natürlich entsprechend gebildete Personen sein, die die rechtliche Lage in zahlreichen Ländern kennen.

    Zu den 4800 kämen dann natürlich noch Superviser, technisches Personal, Reinigungspersonal etc. und man muss natürlich einrechnen, dass nicht immer alle Personen da sind (Krankheit/Urlaub).



  • @rüdiger: Das ist hier nicht das relevante Argument. Falls youtube im Unrecht ist und sie es nicht fixen können, müssen sie halt dicht machen.



  • Du argumentierst schon wie volkard! 😃

    Mal ne Gegenfrage: Wie schafft es YouTube weitestgehend pornofrei zu bleiben?



  • cool != hot 😃



  • Selbst wenn man der Meinung ist, Contenthoster müssten Daten noch vor der Veröffentlichung rechtlich überprüfen, finde ich es absolut erschreckend, dass Menschen zu einer Freiheitsstrafe verurteilt werden, obwohl sie nichts mit dem eigentlichen Sachverhalt zu tun haben und ihn auch nicht verhindern konnten.

    Natürlich haben Manager eine gewisse Verantwortung. Aber wo ist hier bitte der Straftatbestand erfüllt? Eine zivilrechtliche Verurteilung hätte ich ja noch irgendwie halbswegs nachvollziehen können (auch wenn ich inhaltlich anderer Meinung bin). Aber 6 Monate Freiheitsstrafe?

    Was kommt als nächstes? Freiheitsstrafe für Martin Winterkorn, weil ein Arbeiter am Band vorsätzlich eine Schraube nicht richtig festgezogen hat?

    Youtube, Google und Internet mal ganz aussen vor: ich bin zutiefst erschrocken, dass es Länder in Europa gibt, wo man für Dinge ins Gefängnis kommen kann, die man weder selbst begangen hat noch hätte verhindern können. 😮


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