Italien: Google-Manager wegen YouTube-Content: 6 Monate auf Bewährung



  • Ja - und dann würden die YouTube-Begutachter (zusätzlich zu ein paar nach dem Zufallsprinzip herausgepickten Managern) reihenweise in den Knast wandern, weil sie wissentlich Clips mit geschützter Musik, Auszüge aus Videospielen oder sonstiges geschütztes Material zugelassen haben. Oder sie weisen alle Videos ab, die ansatzweise Musik enthalten - und wenn im Hintergrund nur das Radio läuft.

    Das hätte immerhin den Vorteil, dass die gewaltige Menge an hochgeladenen Videos plötzlich gar nicht mehr so gewaltig sein würde und damit leichter zu handhaben wäre.



  • Apollon schrieb:

    Nah rüdiger, so nicht. Mich mit Fragen zu überhäufen ist ganz schlechter Diskussionsstil. Dennoch vielleicht eine Überlegung zu deiner Frage, wie es möglich sein soll:
    - Hochgeladene Videos landen in einer Queue die von Menschen angeschaut wird und als Ok oder nicht angesehen wird. Das erfordert natürlich Ressourcen und verzögert selbstverständlich die Veröffentlichung. Aber damit wäre Missbrauch weitestgehend ausgeschlossen. Insbesondere erhoffe ich mir den Effekt, dass Leute es sich zwei Mal überlegen, ob ihr iPhone-Drecksclip es wert ist, hochgeladen zu werden.

    Ich erwarte keine Antworten auf die Fragen. Die sollten dich nur zum nachdenken bringen und dir klar machen, wie unrealistisch deine Einschätzung ist und dass der mögliche Chinafilter da auch keine Hilfe ist. Ich kenne die genaue Datenmenge nicht, die täglich bei Youtube hochgeladen wird. Aber ich halte es einfach nicht für realistisch, dass sich eine Firma leisten könnte diese von Menschen anhand der Gesetzgebung jedes Landes, in dem Google eine Niederlassung hat, zu überprüfen. Vorallem müsste man dies ja auf alle anderen Bereiche im Internet ausdehnen.

    Weil dies nicht realistisch ist, sieht das ja sogar die deutsche Gesetzgebung nicht so. Siehe Telemediengesetz!



  • Laut http://www.youtube.com/t/fact_sheet werden jede Minute 20 Stunden Videos hochgeladen. Dies bedeutet also 60min/h*24 h/tag * 20h = 28800 h/tag. Angenommen man würde nun Menschen einstellen, die 8 Stunden arbeiten würden. Nehmen wir mal an, dass die 6 Stunden Video schauen und 2 Stunden für Pause, Administration und das Nachschlagen diverser Gesetze brauchen (ist imho viel zu positiv geschätzt). Dann bräuchte Youtube mindestens 4800 Personen nur für die Kontrolle. Dies müssten natürlich entsprechend gebildete Personen sein, die die rechtliche Lage in zahlreichen Ländern kennen.

    Zu den 4800 kämen dann natürlich noch Superviser, technisches Personal, Reinigungspersonal etc. und man muss natürlich einrechnen, dass nicht immer alle Personen da sind (Krankheit/Urlaub).



  • @rüdiger: Das ist hier nicht das relevante Argument. Falls youtube im Unrecht ist und sie es nicht fixen können, müssen sie halt dicht machen.



  • Du argumentierst schon wie volkard! 😃

    Mal ne Gegenfrage: Wie schafft es YouTube weitestgehend pornofrei zu bleiben?



  • cool != hot 😃



  • Selbst wenn man der Meinung ist, Contenthoster müssten Daten noch vor der Veröffentlichung rechtlich überprüfen, finde ich es absolut erschreckend, dass Menschen zu einer Freiheitsstrafe verurteilt werden, obwohl sie nichts mit dem eigentlichen Sachverhalt zu tun haben und ihn auch nicht verhindern konnten.

    Natürlich haben Manager eine gewisse Verantwortung. Aber wo ist hier bitte der Straftatbestand erfüllt? Eine zivilrechtliche Verurteilung hätte ich ja noch irgendwie halbswegs nachvollziehen können (auch wenn ich inhaltlich anderer Meinung bin). Aber 6 Monate Freiheitsstrafe?

    Was kommt als nächstes? Freiheitsstrafe für Martin Winterkorn, weil ein Arbeiter am Band vorsätzlich eine Schraube nicht richtig festgezogen hat?

    Youtube, Google und Internet mal ganz aussen vor: ich bin zutiefst erschrocken, dass es Länder in Europa gibt, wo man für Dinge ins Gefängnis kommen kann, die man weder selbst begangen hat noch hätte verhindern können. 😮



  • borg schrieb:

    @rüdiger: Das ist hier nicht das relevante Argument. Falls youtube im Unrecht ist und sie es nicht fixen können, müssen sie halt dicht machen.

    Nach dem italienischen Recht scheinen sie ja im Unrecht zu sein. Aber es ist ein Argumente, warum das italienische Recht schlecht oder gar unrecht ist. Und es ist sogar eines, dass man recht gut belegen kann. Eine Vorzensur ist natürlich auch moralisch sehr fragwürdig. Aber moralische Argumente sind halt sehr unhandlich. Das Kommunikationssysteme zu groß sind, ist hier wesentlich entscheidend. Natürlich kann man sich als Staat nun aus dem Internet Auskoppeln (ich sehe gerade das blitzen in den Augen einiger CDU-Politiker ;)) oder eine realistische Rechtsposition beziehen.

    Apollon schrieb:

    Du argumentierst schon wie volkard! 😃

    Mal ne Gegenfrage: Wie schafft es YouTube weitestgehend pornofrei zu bleiben?

    Schafft YouTube das? Gestern hab ich eine BBC Doku auf YouTube gesehen (was harmloses :)) und in den Empfehlungen war merkwürdigerweise ein Video mit zwei Frauen in der Badewanne. Ich hab's jetzt nicht genauer untersucht, ob es Pornographie war. Die BBC Doku war doch so spannend ;).

    Aber ich denke mal, dass es schon gewisse Wortfilter gibt und vielleicht andere Filter, die Pornographie erkennen können (viel Hautfarbe im Video? Soundmuster?).

    Wenn ich wie volkard argumentieren würde, dann würde ich jetzt wohl vorschlagen, dass du diverse kleine Pornofilmchen zusammen stellst. Ein paar davon in schwarzweiß und ein paar davon ohne Ton etc. und die mit verschiedenen (teilweise recht harmlosen) Namen und verschiedenen Accounts/IPs uploadest und wir schauen mal, welches am weitesten kommt :).

    Der Punkt ist einfach, dass dies sehr wahrscheinlich ein automatisiertes System ist und höchstens am Ende mal ein Mensch einen groben Blick drauf wirft. So ein System kann immer Fehler haben und ich denke Pornographie ist einfacher zu erkennen, als ein Folter- oder Prügelvideo.

    (Aus dem Grund kann man Videos ja auch melden)



  • byto schrieb:

    Youtube, Google und Internet mal ganz aussen vor: ich bin zutiefst erschrocken, dass es Länder in Europa gibt, wo man für Dinge ins Gefängnis kommen kann, die man weder selbst begangen hat noch hätte verhindern können. 😮

    Dafür kommt man in Italien nicht für Dinge ins Gefängnis die man begangen hat: http://www.google.at/search?q=Lex+Berlusconi

    In einem Artikel stand, dass das Gesetz wohl recht neu ist. Ich könnte mir vorstellen, dass dies Teil einer politischen Agenda ist. Berlusconi ist ja ein Medienmogul. Youtube und co sind eben eine Konkurrenz, die man vermutlich gerne unterdrücken will.



  • Apollon schrieb:

    Mal ne Gegenfrage: Wie schafft es YouTube weitestgehend pornofrei zu bleiben?

    Videos werden gemeldet und gelöscht. Es gibt natürlich einen gewissen Tag Filter, und so kleinigkeiten. Aber wenn du ein pornographisches Videos hochlädst und es nur sehr wenige Klicks bekommt, dann wird es ewig online bleiben weil es niemand bemerken wird.

    YouTube ist da ja auch nicht unumstritten. Deshalb gibt es ja Webseites wie totlol.com und Co.

    Was ich erschreckend finde ist aber wieviele Leute hier wollen dass YouTube die selbe Struktur verwenden soll wie der AppStore.

    Denn wenn YouTube wirklich händisch jedes Video überprüfen soll, dann müssen massig Videos abgelehnt werden bei denen nicht zweifelsfrei feststeht dass sie Ok sind. Das bedeutet nun eine sehr konservative Politik. Genauso wie es beim Apple AppStore ist. Denn der Distributor muss sich komplett absichern dass die Inhalte nicht nur legal sind (und das in unzähligen Ländern) sondern auch der Moral/Sitte von unzähligen Ländern entsprechen.

    Der Aufwand dafür ist erstens mal enorm. Die 4800 Mitarbeiter von ruediger sind ja enorm Positiv geschätzt... Es ist auch eine wahnsinnige Zensur. Vorallem eine Zensur nach subjektiven Moralvorstellungen.

    Wollte ihr das wirklich?



  • Shade Of Mine schrieb:

    Wollte ihr das wirklich?

    Politiker würden jetzt vielleicht sogar JA! schreien, weil es arbeitsplätze bringen würde. (Obwohl die warscheinlich nach nur kurzer Zeit wieder flöten gehen würden weil die Kosten dafür zu enorm sind) Die MI und FI werden da wohl auch JA! schreien.

    Ich persönlich möchte so etwas nicht sehen.



  • Was ihr für Ansichten hab, wie ich argumentiere...

    Wie es derzeit ohne Pornos geht? Nicht zu vergessen ist der Bible Belt, der viele freiwillige Helfer stellt. Dort schaut man auch gerne Hundevideos und stellt sein neues beinahe fertiges perpetuum mobile rein. Es muß auch nicht jede einzelne Meldung gesichtet werden, sondern man kann die Melder bewerten und Meldungen von besonders glaubwürdigen Denunzianten werden vom System stillschweigend geglaubt. Und von mehreren nicht ganz so glaubwürdigen. Und von Hunderten von Unbekannten.

    Vielleicht geht die Vorzensur doch. Man müßte nicht so gute Rechtsexperten nehmen, sondern einen einfachen Kriterienkatalog aufstellen. Sieht man Genitalien oder Brüste? Sieht man, wie jemandem wehgetan wird? Und so weiter. Und dann sucht man sich das Land aus, wo die Arbeitskräfte am billigsten sind. 28800 h/Tag zu sichten bei einem Stundenlohn von 1ct/h, ja das könnte gerade noch gehen.



  • volkard schrieb:

    Vielleicht geht die Vorzensur doch. Man müßte nicht so gute Rechtsexperten nehmen, sondern einen einfachen Kriterienkatalog aufstellen. Sieht man Genitalien oder Brüste? Sieht man, wie jemandem wehgetan wird? Und so weiter. Und dann sucht man sich das Land aus, wo die Arbeitskräfte am billigsten sind. 28800 h/Tag zu sichten bei einem Stundenlohn von 1ct/h, ja das könnte gerade noch gehen.

    Nur leider hätte das bei diesem speziellen Fall nichts gebracht. Denn da müsste man vermutlich italienisch verstehen um den Inhalt des Videos bewerten zu können.

    Und da du ja händisch das Video für OK befunden hast, steckst du in tieferen Problemen als vorher. So eine vorzensur bedeutet ja, dass du alle Videos die du durchlässt wissentlich online stellst. Und dann wird es erst richtig kritisch für dich als Unternehmen...



  • Deshalb wird die Vorzensur auch nicht vom Unternehmen selbst, sondern vom Staat gemacht.

    http://www.netzpolitik.org/2010/italien-video-upload-nur-noch-mit-staatlicher-erlaubnis/

    Italien hat da schon ein paar tolle Ideen bzw eigentlich die EU 👎



  • eMpTy schrieb:

    Deshalb wird die Vorzensur auch nicht vom Unternehmen selbst, sondern vom Staat gemacht.

    Das wäre lustig. Weil du die Behörden die das kontrollieren sollen nämlich einfach DDoS-en kannst :p

    Ist ja kein Problem 100h Video in 10min zu generieren...



  • Shade Of Mine schrieb:

    eMpTy schrieb:

    Deshalb wird die Vorzensur auch nicht vom Unternehmen selbst, sondern vom Staat gemacht.

    Das wäre lustig. Weil du die Behörden die das kontrollieren sollen nämlich einfach DDoS-en kannst :p
    Ist ja kein Problem 100h Video in 10min zu generieren...

    Die würden eh sofort überlastet sein und faktisch den Stream anhalten. Zuerstmal wollen sie die Filme zum Begutachten auf Videocassetten haben, und mindestens eine Woche später, wegen sofortiger Überlast aber auch gleich vier Wochen später kommt dann die handschriftliche Freigabe zurück. Nirgends eine böse Absicht, aber Videoportale gibts dann nicht mehr.


  • Mod

    volkard schrieb:

    Nirgends eine böse Absicht

    Den Punkt möchte ich anzweifeln.



  • Shade Of Mine schrieb:

    Aber wenn du ein pornographisches Videos hochlädst und es nur sehr wenige Klicks bekommt, dann wird es ewig online bleiben weil es niemand bemerken wird.

    Haha, der war gut. 🤡


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