Vegetarischer hype im Anmarsch?
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Walli schrieb:
Jester schrieb:
Nichts tun und denen, die was tun wollen zurufen, dass sie da noch viel konsequenter sein müssten passt aber auch nicht gut. Klingt nicht sehr durchdacht.
Doch, ist es. Wenn ich mit dem Finger auf andere zeige, dann gehe ich mit dem besten Beispiel voran.
Na wenn Du's sagst.
Ich finde ein gutes Beispiel genügt auch, man kann aber auch vom bequemen Hochsitz aus ein bestes fordern.
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Hi,
wenn ich WEISS, das jemand was nciht isst, dann finde ich da auch eine Lösung. Aber wenn jemand als "unbekannter Anhang" mitkommt und vorher nicht Bescheid gegeben hat, daß er was nicht ist, dann muss er halt mit dem leben, was aus dem gegebene zu machen ist.
Aber er (oder meistens Sie) hat dann die Klappe zu halten und nicht zu versuchen den anderen den Genuss ihres Steaks zu vermiesen.
Gruß Mümmel
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Walli schrieb:
Doch, ist es. Wenn ich mit dem Finger auf andere zeige, dann gehe ich mit dem besten Beispiel voran.
Das habe ich eigentlich noch nie verstanden. Man darf nicht kritisieren, wenn man nicht selbst in der Sache beispielhaft vorgeht? Ich sehe das so:
- Man darf Fehlverhalten kritisieren
- Man kann sich des eigenen Fehlverhaltens bewusst sein
=> Der Vater darf seinem Kind abraten/verbieten zu rauchen, da er weiß, dass es schädlich ist, auch wenn er selbst raucht. (bitte selbst veggie-mäßig umformulieren
)
Vorwürfe wie "du machst es ja selbst nicht besser", wie sie bei solchen Szenarien ständig hochkommen, halte ich eigentlich für unsinnig.
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Gut, da ist was wahres dran. Allerdings tut der Vater das nicht um dem Kind seinen Willen aufzuzwingen sondern aus Fürsorge. Mit dem Rauchen aufhören ist eine harte Sache wenn man abhängig ist. Auf Eier und Milch zu verzichten macht schlimmstenfalls das Essen fad, man hat aber nicht mit einer starken psychischen Abhängigkeit zu kämpfen. Von daher ist das mit dem Luxusproblem vollkommen zutreffend, finde ich.
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muemmel schrieb:
wem die Speckwürfel in der Soße nicht passen, der kann sie die ja raussuchen. Aber dafür muss man ja nicht gleich deswegen die ganze Soße als nicht essbar bezeichnen... Zumindest wenn man privat zu Besuch ist (war zum Glück nicht bei mir, sonst hätte ich gesagt: "und Du bist nicht aushaltbar"...).
Das man als Vegetarier keine Soße mit Speckwürfeln essen will, ist doch selbstverständlich. Auch wenn man die Speckwürfel rauspickt (was ich nie von einem Gast fordern würde), sind ja die Fette und Geschmacksstoffe vom Speck in die Soße übergegangen (aus dem Grund tut man sie ja rein). Wenn der Gast Vegetarier ist, dann serviert man ihm eben ein vegetarisches Gericht und das schließt die Soße mit ein. Schwierig ist es natürlich, wenn man nicht weiß, dass jemand Vegetarier ist oder andere spezielle Essensanforderungen hat. Wenn man zum Essen eingeladen wird, dann sollte man so etwas natürlich rechtzeitig mitteilen.
Jester schrieb:
Nichts tun und denen, die was tun wollen zurufen, dass sie da noch viel konsequenter sein müssten passt aber auch nicht gut. Klingt nicht sehr durchdacht.
Doch das passt. Es passt aber natürlich nur, wenn man selbst keinen Handlungsbedarf sieht bzw. eine andere Methode wählt. Man kann also als Fleischgenießer durchaus einem Vegetarier - der kein Fleisch isst um gegen die Lebensbedingungen der Tiere zu protestieren - vorwerfen, dass er nicht konsequent genug sei, wenn er andere Tierprodukte isst oder nutzt. Solange man als Fleischgenießer natürlich mit den Lebensbedingungen der Tiere zufrieden ist (zB weil man Fleisch von "glücklichen" Tieren kauft). Sieht man als Fleischgenießer aber selbst Handlungsbedarf und unternimmt selbst nichts, dann ist der Vorwurf natürlich nicht durchdacht.
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muemmel schrieb:
Hi,
wenn ich WEISS, das jemand was nciht isst, dann finde ich da auch eine Lösung. Aber wenn jemand als "unbekannter Anhang" mitkommt und vorher nicht Bescheid gegeben hat, daß er was nicht ist, dann muss er halt mit dem leben, was aus dem gegebene zu machen ist.
Aber er (oder meistens Sie) hat dann die Klappe zu halten und nicht zu versuchen den anderen den Genuss ihres Steaks zu vermiesen.
Gruß Mümmel
In dem Punkt stimme ich Mümmel vollkommen zu. Ist mir selbst schon passiert, als ich Freunde eingeladten hatte. Dem "militanten vegetarischen" Anhang habe ich höflicherweise eine Alternative angeboten, den die Person abgelehnt hatte. Fing aber im gleichen Atemzug mit den Themen Tierhaltung und Schlachthöfe beim Abendessen an. Ich habe die Person dann höflich daraufhin gewiesen, dass sie es bitte unterlassen soll oder sie wird vor die Tür gestellt. Die Person hörte einfach nicht auf... Fast missionarischer Auftrag alle Fleischesser zu bekehren. Ich habe sie dann höflichst gebeten meine Wohnung zu verlassen. Ich konnte doch nicht hellsehen. Der Abend war natürlich gelaufen...
Trotz den negativen Erlebnissen, kehre ich aber nicht alle Vegetarier / Veganer über einen Kamm.
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Also ich bin schon ein wenig überrascht, wieviele missionierungsbeauftrage Vegetarier ihr scheinbar schon so getroffen habt. Mir sind auch schon ein paar Vegetarier in meinem Leben über den Weg gelaufen (teils im Freundeskreis), aber von denen waren ehrlich gesagt alle sehr nett und tolerant, und keiner hat bislang versucht, mich zu überzeugen oder ist unpassend beim Essen mit Themen wie Massentierhaltung gekommen. Ich hatte bislang eher die Erfahrung, dass die Fleischesser, sobald bekannt wurde, dass ein Vegetarier da ist, mit Fragen ankommen, wie das denn sei so ganz ohne Fleisch, ob das auch gesund sei usw. (aber das auch eher aus Interesse, nicht mit böswilliger Absicht).
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Viele von denen, wie Hellsgore sie mir beschrieben hat, gibt es nicht, aber es ist ja auf der anderen Seite auch nicht so, als würden lauter pöbelnde Fleischfresser rumlaufen. Ich kenne auch einige nette Vegetarier und habe absolut kein Problem damit dies zu berücksichtigen, wenn ich z.B. zum Grillen einlade. Mit der militanten Seite bin ich allerdings auch schon aneinander geraten und mir platzt heute noch die Krawatte wenn ich daran denke.
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rüdiger schrieb:
Doch das passt. Es passt aber natürlich nur, wenn man selbst keinen Handlungsbedarf sieht bzw. eine andere Methode wählt. Man kann also als Fleischgenießer durchaus einem Vegetarier - der kein Fleisch isst um gegen die Lebensbedingungen der Tiere zu protestieren - vorwerfen, dass er nicht konsequent genug sei, wenn er andere Tierprodukte isst oder nutzt. Solange man als Fleischgenießer natürlich mit den Lebensbedingungen der Tiere zufrieden ist (zB weil man Fleisch von "glücklichen" Tieren kauft). Sieht man als Fleischgenießer aber selbst Handlungsbedarf und unternimmt selbst nichts, dann ist der Vorwurf natürlich nicht durchdacht.
Ne, das ist unlogisch. Wenn ich keinen Handlungsbedarf sehe, dann ist doch nichts tun offensichtlich schon konsequent genug. Warum muß dann jemand anders, der schon mehr als nichts tut noch mehr tun?
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Jester schrieb:
rüdiger schrieb:
Doch das passt. Es passt aber natürlich nur, wenn man selbst keinen Handlungsbedarf sieht bzw. eine andere Methode wählt. Man kann also als Fleischgenießer durchaus einem Vegetarier - der kein Fleisch isst um gegen die Lebensbedingungen der Tiere zu protestieren - vorwerfen, dass er nicht konsequent genug sei, wenn er andere Tierprodukte isst oder nutzt. Solange man als Fleischgenießer natürlich mit den Lebensbedingungen der Tiere zufrieden ist (zB weil man Fleisch von "glücklichen" Tieren kauft). Sieht man als Fleischgenießer aber selbst Handlungsbedarf und unternimmt selbst nichts, dann ist der Vorwurf natürlich nicht durchdacht.
Ne, das ist unlogisch. Wenn ich keinen Handlungsbedarf sehe, dann ist doch nichts tun offensichtlich schon konsequent genug. Warum muß dann jemand anders, der schon mehr als nichts tut noch mehr tun?
Er "muss" ja nicht mehr tun. Er "müsste" mehr tun, damit die Handlung nach meiner Ansicht konsequent bzw. effektiv wäre. Wobei diese Ansicht natürlich unabhängig davon ist, wie ich das Ziel bewerte.
Kein Fleisch zu essen und dann Lederkleidung tragen, ist nach meiner Ansicht nicht konsequent, wenn man Tierhaltung boykottieren will. Das ist ganz unabhängig davon, dass ich selbst Nutztierhaltung gut finde und Fleisch esse und höchstens Lederschuhe trage.
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Dravere schrieb:
Wollt ihr das bewusst so falsch verstehen? Es geht nicht um den Vegetarier. Der Vegetarier bekommt schon sein Gemüse. Es geht darum, dass der Vegetarier dem Gastgeber verbietet Fleisch zu essen!
Um ehrlich zu sein habe ich das noch nie so direkt erlebt. Ich komme mit relativ vielen Vegetariern in Kontakt (Studium, andere Foren ) und dort ist eigentlich Konsens, dass jeder Essen soll, was ihm schmeckt. Nur den wenigsten Vegetariern geht es um Missionierung, und die die Missionieren gehen den anderen auch auf den Geist. Ist ja auch nicht so, dass die vor uns "normalen" Vegetariern halt machen. Seitens Peta habe ich zum Beispiel mal ein Dokument gelesen, dass man doch (als Veganer) bevorzugt Vegetarier anquatschen soll und da gab es gleich einen Haarsträubenden Argumentationsleitfaden ala: "Wer Käse isst, ist für genau so viel Tierleid verantwortlich, wie wenn er Fleisch isst". Meine Standardantwort auf sowas ist inzwischen: schön, dann kann ich mir ja auch wieder ein Steak bestellen, wenns nichts hilft.
Der Speck um den es hier vorher aber ging ist eine andere Geschichte. Sicherlich reicht es nicht, den Speck vorher aus der Suppe zu fischen. Es schmeckt immer noch danach, und insbesondere den Vegetariern denen Fleisch einfach nicht schmeckt, wird das übelst aufstoßen. Und den anderen wird es wieder morlaische Bedenken auf den Teller legen, sodass sie das Gericht gar nicht genießen könnten. Ein Bekannter hat es mal sehr direkt ausgedrückt: "Ihr würdet ja auch nicht über das Essen der anderen urinieren". Gilt übrigens auch für Fleischbrühe aus dem Glas ;).
Ich persönlich habe nichts dagegen, wenn mein Gegenüber Fleisch isst. Es ist seine Entscheidung. Ich muss das nicht gut finden, aber muss das akzeptieren - allerdings werde ich ihm gerne die Meinung geigen, wenn er anfängt, mit mir über das Thema zu diskutieren.
Zu der Sache mit dem "Fleischersatz". Es ist nunmal so, dass unsere Kultur ein sehr strenges Essschema hat: Fleisch+Gemüse+Sättingsbeilage. Das wird schon zur Kindheit anerzogen und es ist darum schwierig, seine ganze Esskultur über Board zu werfen und neu zu beginnen. Ich verstehe allerdings nicht, was jemand gegen leckere Blumenkohl-Käse-Bratlinge haben sollte? Darf man als Vegetarier nichts mehr braten? Ist man "Untrve", wenn man eine vegetarische Bolognese kocht?
Und zum Thema Indische Esskultur: Das funktioniert bei uns kaum. Indische Küche ist nämlich sehr Zeitintensiv. Das fängt beim Panir an, geht weiter über das Brot und endet bei den zum Teil sehr komplexen Gerichten. Auch muss/sollte man immer mehrere Gerichte kombinieren, weil Esskulturbedingt ein Gericht alleine nicht "rund" ist (in Indien werden gerne viele unterschiedliche Gerichte gekocht, die Familien sind Groß und so kann sich jeder etwas von allem nehmen und lustig kombinieren). Ein anderer Aspekt ist, dass viele der verwendeten Zutaten bei uns eher exotisch sind. Indische Küche bleibt deshalb bei uns ein Sonntagsessen, das man dann mit mehreren Freunden zubereitet.
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Walli schrieb:
Auf Eier und Milch zu verzichten macht schlimmstenfalls das Essen fad, man hat aber nicht mit einer starken psychischen Abhängigkeit zu kämpfen. Von daher ist das mit dem Luxusproblem vollkommen zutreffend, finde ich.
Ich habe übrigens nicht Vegetarismus an sich als Luxusproblem bezeichnet, sondern eine Begründung von otze dafür, daß Vegetarismus/Veganismus noch nicht sehr weit verbreitet sind: Man habe beim Einkaufen dafür keine große Auswahl und es sei sehr teuer. In meinen Augen ist das immer noch eine Ausrede. Man kann sich in jedem beliebigen Laden mit allem möglichen eindecken, das vegetarisch oder veganisch ist. Oh, nein, Sojakrempel nicht. Katastrophe! Wenn dieses Sojazeug wirklich das sein soll, was man als Vegetarier dringend braucht, aber nur schwer kaufen kann, tuts mir echt total Leid. Aber von solchen Leuten muß man sich nicht beschimpfen lassen.
Ich selbst esse übrigens vor allem weniger als früher (und insofern deutlich weniger Fleisch). Ein Weg, der wahrscheinlich für unser verfettendes Volk auch nicht schlecht wäre.
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rüdiger schrieb:
Kein Fleisch zu essen und dann Lederkleidung tragen, ist nach meiner Ansicht nicht konsequent, wenn man Tierhaltung boykottieren will.
Ja, aber den Grad der Konsequenz ab dem es akzeptabel ist, den erfindest Du völlig frei. Warum sind nicht auch kleine Beiträge okay? Wenn man ein Auto besitzt, weil man zum Beispiel aus beruflichen Gründen eins braucht, so ist es trotzdem sinnvoll es nicht jedesmal zu benutzen wenn man zum Briefkasten will. Natürlich wäre es noch besser garkeines zu haben, aber das kann oder will man vielleicht nicht. Trotzdem ist es gut, das im Blick zu haben und zumindest ein bißchen was zu tun.
Sag mir mal irgendwas was Deiner Meinung nach gemacht werden sollte und was Du dafür tust, ich sag Dir dann wie inkonsequent Du bist. Man kann alles auf die Spitze treiben, aber nur weil weder schwarz noch weiß gut ist, heißt das nicht, dass nicht dazwischen noch was anderes liegen kann.
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otze schrieb:
Ich persönlich habe nichts dagegen, wenn mein Gegenüber Fleisch isst. Es ist seine Entscheidung. Ich muss das nicht gut finden, aber muss das akzeptieren - allerdings werde ich ihm gerne die Meinung geigen, wenn er anfängt, mit mir über das Thema zu diskutieren.
Ja, das ist ja auch völlig okay. Anderen Leuten eine Diskussion aufdrängen ist nervig, aber wenn jemand gewillt ist über das Thema zu diskutieren, dann ist es doch perfekt um die eigene Meinung auf den Tisch zu bringen.
scrub schrieb:
Walli schrieb:
Auf Eier und Milch zu verzichten macht schlimmstenfalls das Essen fad, man hat aber nicht mit einer starken psychischen Abhängigkeit zu kämpfen. Von daher ist das mit dem Luxusproblem vollkommen zutreffend, finde ich.
Ich habe übrigens nicht Vegetarismus an sich als Luxusproblem bezeichnet, sondern eine Begründung von otze dafür, daß Vegetarismus/Veganismus noch nicht sehr weit verbreitet sind: Man habe beim Einkaufen dafür keine große Auswahl und es sei sehr teuer. In meinen Augen ist das immer noch eine Ausrede. Man kann sich in jedem beliebigen Laden mit allem möglichen eindecken, das vegetarisch oder veganisch ist. Oh, nein, Sojakrempel nicht. Katastrophe! Wenn dieses Sojazeug wirklich das sein soll, was man als Vegetarier dringend braucht, aber nur schwer kaufen kann, tuts mir echt total Leid. Aber von solchen Leuten muß man sich nicht beschimpfen lassen.
Ja, das habe ich auch genauso verstanden. Vegetarismus gerne, aber wenn man missionieren will, dann auch konsequent sein. Das war meine Aussage. Wenn die Konsequenz nicht machbar ist, weil die preislich akzeptablen veganen Lebensmittel - aus welchem Grund auch immer - nicht gut genug für den feinen Gaumen sind, dann beginnt es zur Luxuserscheinung zu werden. Mit Überzeugung hat das für mich nicht mehr viel zu tun.
Jester schrieb:
Man kann alles auf die Spitze treiben, aber nur weil weder schwarz noch weiß gut ist, heißt das nicht, dass nicht dazwischen noch was anderes liegen kann.
Jeder zieht aber für sich irgendwo die Grenze, ab der ein Mitmensch nicht mehr angenehm sondern nervig erscheint. Vielleicht ist die bei Dir ein Stückchen weiter angesetzt ;).
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Walli schrieb:
Wenn die Konsequenz nicht machbar ist, weil die preislich akzeptablen veganen Lebensmittel - aus welchem Grund auch immer - nicht gut genug für den feinen Gaumen sind, dann beginnt es zur Luxuserscheinung zu werden. Mit Überzeugung hat das für mich nicht mehr viel zu tun.
Rein Vegan ist in Deutschland halt sehr schwierig. Das fängt bereits beim Frühstück an, das man sich recht aufwendig zusammenfrickeln muss. Inzwischen gibt es Supermärkte, die Sojamilch haben, aber die sind hauptsächlich in der Großstadt. Auf dem Land wirds da schon schwieriger. Bei Sojajoghurt wirds bereits in der Stadt schwierig. Sojakäse(der außer dem Namen und Schmelzeigenschaften recht wenig damit zu tun hat) habe ich bislang nur im Biomarkt gesehen. Vegane Brotaufstriche gibt es auch kaum. Wenn, dann muss man die selber machen - sofern man die Zeit hat. Müsli geht also noch, das Frühstücksbrot wird, sofern es nicht süß sein soll, schon schwieriger. Hat es was mit Luxus zu tun, wenn man mehr als Marmelade auf dem Brot haben will? Für mich nicht. Ich halte immer noch ein Wurstbrot für Luxus, aber Wurst ist ein vielfaches billiger als eine Gemüsepaste.
Als nächstes können wir ja darüber reden, vegane Süßwaren aller Art zu kriegen. Auch das eigentlich eine pure Luxusware, die aber inzwischen für uns völlig alltäglich ist - und auf die Veganer fast keinen Zugriff haben.
Als Veganer kann man auch mit nem mittelmäßig gefüllten Geldbeutel überleben (Harz IV und alle unteren Gehaltsklassen werden echt hart), aber mit Luxus nach unseren Maßstäben hat das aber rein gar nichts zu tun(mir würds ja schon reichen, wenn Tofu nicht teurer wäre als Schweinefilet...)
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Ich gebe zu, ein großes Problem. Als gesetzestreuer Bürger will man natürlich nicht gegen das Frühstücksgesetz verstoßen, in dem ja schließlich steht, daß man zum Frühstück Brot mit Brotaufstrich essen muß. In dem Punkt würde ich meine Toleranzgrenze schon ziehen: Dann muß man halt anders oder was anderes essen. Aber ist das nicht irgendwie auch... logisch?
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@otzeL Ja, dass es ein wenig eintönig sein könnte, wenn man mit kleinem Geldbeutel konsequent sein will, war mir schon bewusst. Allerdings macht mich Dein Beitrag ein wenig neugierig. Wie ist das denn mit Analogkäse? Wäre das keine vegane Alternative zu dem Sojakäse? Den müsste man doch eigentlich nachgeschmissen bekommen, wenn er so billiger Käseersatz ist, oder? Bei gratinierten Gerichten schmeckt man ja kaum einen Unterschied und ich finde, dass die Presse viel zu emotional mit dem Thema umgegangen ist, vielleicht sogar von der Milchindustrie gekauft war. Kennzeichnungspflicht schön, aber es wurde ja vielfach so hingestellt als wolle man uns vergiften. Im Endeffekt profitiert man doch sicher ein wenig davon, dass man mit dem Käseimitat mehr pflanzliche Fette und Eiweiße zu sich nimmt.
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otze schrieb:
Um ehrlich zu sein habe ich das noch nie so direkt erlebt. Ich komme mit relativ vielen Vegetariern in Kontakt (Studium, andere Foren ) und dort ist eigentlich Konsens, dass jeder Essen soll, was ihm schmeckt. Nur den wenigsten Vegetariern geht es um Missionierung, und die die Missionieren gehen den anderen auch auf den Geist.
Ich habe relativ wenig mit Vegetarieren zu tun oder mir ist es vielleicht nie aufgefallen. Könnte natürlich auch sein, dass die "normalen" Vegetarier einfach still waren und es mir nicht aufgefallen ist, dass sie Vegetarier sind. Mir ist es ja völlig egal, was mein Gegenüber in der Mensa isst und ich führe darüber sicher auch nicht Buch. Aber wenn der andere anfängt zu missionieren, weiss ich sofort, dass er Vegetarier ist
otze schrieb:
Der Speck um den es hier vorher aber ging ist eine andere Geschichte. Sicherlich reicht es nicht, den Speck vorher aus der Suppe zu fischen. Es schmeckt immer noch danach, und insbesondere den Vegetariern denen Fleisch einfach nicht schmeckt, wird das übelst aufstoßen. Und den anderen wird es wieder morlaische Bedenken auf den Teller legen, sodass sie das Gericht gar nicht genießen könnten.
Ich behaupte mal ganz bös, dass dies kein Vegetarier wird herausschmecken können. Zumindest kann ich das nicht glauben ...
Aber wenn er es herausschmeckt, dann müsste sogar die Suppe eine Extrawurst sein? Oder ich mache keinen Speck rein ... *seufzt, dem Speck hinterher trauert* ... oder keine Vegetarier einladen
otze schrieb:
Ein Bekannter hat es mal sehr direkt ausgedrückt: "Ihr würdet ja auch nicht über das Essen der anderen urinieren". Gilt übrigens auch für Fleischbrühe aus dem Glas ;).
Das finde ich irgendwie immer völlig übertriebene Vergleiche. Wieso immer gleich so übertreiben? War auch schon beim Vergleich von CSL mit dem Rauchen so. Das ist doch völlig übertrieben.
Ich würde es eher mit etwas vergleichen, welches einem halt einfach nicht schmeckt. Mein Vater kann zum Beispiel Käse überhaupt nicht ausstehen. Wenn man also Fleisch in den Risitto mixt, was der Vegetarier nicht mag, könnte man dies damit vergleichen, wenn man Käse in den Risotto mixt, was mein Vater gar nicht mag. Wobei der Käse womöglich immer noch schlimmer ist, denn einmal drin, kriegt man den nicht einmal ein bisschen wieder rausGrüssli
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otze schrieb:
Zu der Sache mit dem "Fleischersatz". Es ist nunmal so, dass unsere Kultur ein sehr strenges Essschema hat: Fleisch+Gemüse+Sättingsbeilage. Das wird schon zur Kindheit anerzogen und es ist darum schwierig, seine ganze Esskultur über Board zu werfen und neu zu beginnen.
[...]
Und zum Thema Indische Esskultur: Das funktioniert bei uns kaum. Indische Küche ist nämlich sehr Zeitintensiv.Indische Küche war ja nur ein Beispiel dafür, dass sich eine sehr schmackhafte und vorallem vom Fleischverzehr unabhängige vegetarische Küche entwickelt hat. Ich finde eben, dass diese Distanz in der westlichen vegetarischen Küche auch ganz gut wäre. Ich finde zwar nicht, dass es zu "unserer" Kultur gehört, dass man ausschließlich Fleisch+Gemüse+Sättigungsbeilage isst. Aber gerade bei diesem Konzept ist das Fleisch ja der Mittelpunkt. Die Sättigungsbeilage wird mit der Soße, zu der als Hauptkomponente der Bratensaft/reste zählt, schmackhaft gemacht und das Gemüse ist ja leider oft eher eine magere Dreingabe. Wenn man also das Fleisch entfernt, dann endet man eben mit einer sehr faden Geschichte. Grünkernbrätlinge können natürlich sehr lecker sein, aber wer will schon eine Soße aus den Pfannenrückständen machen? Also bleibt die Sättigungsbeilage "trocken". Im Endeffekt bricht das ganze "Fleisch+Gemüse+Sättingsbeilage"-Konzept zusammen.
Das ist genau der Punkt den ich kritisiere: Wenn man vegetarisch kochen will, dann sollte man sich nur bedingt an der Fleischküche orientieren. Fleisch ist nämlich in der Fleischküche fast immer der zentrale Aspekt und alles andere wird nur drumherum platziert.
(Wobei ich in China mal in einem Restaurant von Buddhisten war, dass darauf spezialisiert war Fleischgerichte vegetarisch nachzumachen. Teilweise hat es funktioniert und teilweise nicht. Aber das war durch die chinesische Küche auch ein anderes Erlebnis, das man hier auch viele kleine Gerichte hat und hier Fleisch problemloser ersetzen kann)
btw. ist nach meiner Erfahrung das vegetarische Nachkochen von Fleischgerichten durchaus recht aufwendig. Ein Gemüsecurry und ein paar andere kleine Gerichte dürften da durchaus schneller gehen. YMMV.
otze schrieb:
Ist man "Untrve", wenn man eine vegetarische Bolognese kocht?
Das geht nicht. Bolognese kann nicht vegetarisch sein. Man hat vielleicht eine Tomaten-Gemüsesoße mit Soja gekocht. Aber sicher keine Bolognese. Warum nicht einfach eine echte vegetarische Nudelsoße? Es gibt doch auch viele klassische Nudelsoßen die fleischlos sind (die ganzen fleischlosen Pestos, einfache Tomatensoße (wobei gute einfache Tomatensoße aufwendig und nicht billig ist), Arrabbiata (wobei da einige Rezepte Speck nehmen, aber das kann man ja auch weglassen)).
otze schrieb:
Rein Vegan ist in Deutschland halt sehr schwierig.
Rein Vegan ist immer schwierig, weil man hier nicht ohne aufwändig zu erzeugende Zusätze auskommt. Zusätze wie Vitamin B12 oder D müssen aufwendig in bakteriellen Kulturen erzeugt werden, wenn man es nicht aus Fleisch gewinnen will. Als Veganer muss man noch stärker darauf achten, dass man eine entsprechende Grundversorgung sicher stellt, wenn man nicht unter Mangelerscheinungen leiden will.
otze schrieb:
Inzwischen gibt es Supermärkte, die Sojamilch haben, aber die sind hauptsächlich in der Großstadt. Auf dem Land wirds da schon schwieriger. Bei Sojajoghurt wirds bereits in der Stadt schwierig. Sojakäse(der außer dem Namen und Schmelzeigenschaften recht wenig damit zu tun hat) habe ich bislang nur im Biomarkt gesehen. Vegane Brotaufstriche gibt es auch kaum. Wenn, dann muss man die selber machen - sofern man die Zeit hat. Müsli geht also noch, das Frühstücksbrot wird, sofern es nicht süß sein soll, schon schwieriger.
Man muss sich auch hier nicht an die gegebenen europäischen Frühstücksrituale halten. Selbst wenn könnte man sich an den Briten orientieren und zB Baked Beans zum Frühstück essen.
otze schrieb:
Hat es was mit Luxus zu tun, wenn man mehr als Marmelade auf dem Brot haben will? Für mich nicht.
Nein. Wurst, Käse und sogar Honig sind recht günstig und üblich. Will man etwas anderes, dann ist dies natürlich Luxus. Liegt aber wohl auch an dem Begriff Luxus ("man will etwas über dem normalen Maß hinaus").
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CSL schrieb:
Joe_M. schrieb:
CSL schrieb:
Also ich lese hier die ganze zeit das über Vegetarier her gezogen wird, wie war das mit Toleranz oder Kompromiss?
Dieses "die schon rummosern wenn ein paar Speckwürfel in der Soße sind" ist nicht gerade Tolerant.
Ok, ich sehe da gerade nicht, wer intoleranter ist. Wenn ich einen Vegetarierer zum Essen einlade muss ich ihm vegetarische Gerichte anbieten, weil ich sonst intolerant bin. Wenn mich ein Vegetarierer einlädt, gibt es dort kein Fleisch. Punkt. Das ist dann vermutlich auch nicht intolerant, sondern nur konsequent und somit vermutlich auch noch löblich, oder wie soll ich das verstehen?
Wenn du zu mir kommst bekommst du keine Zigaretten, aber sobald ich zu dir komm muss ich mit Rauchen. Wäre ja nur fair wenn ich als Nichtraucher so tolerant bin.
Dein Beispiel ist doch genau die Erwartung eines Vegetariers. Wenn du Zigaretten bzw. Rauchen mit "kein Fleisch" bzw. "vegetarisch essen" ersetzt:
"Wenn du zu mir kommst bekommst du kein Fleisch, aber sobald ich zu dir komm muss ich mit vegetarisch essen."
Siehe auch http://www.youtube.com/watch?v=GKTsWjbjQ8E