Gibt es geistigen Eigentum überhaupt?
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Man kann Ideen nicht patentieren, sondern nur Erfindungen (das ist mindestens eine ausgearbeitete Idee).
"Geistiges Eigentum" als Begriff ist eine undifferenzierte Zusammenballung von Urheberrecht, Markenrecht und Patentrecht und hauptsächlich als Kampfbegriff gegenüber Leuten zu verwenden, die das nicht wissen. Zum Beispiel kann man dann ganz einfach unzulässige Analogien zu Diebstahl und anderen Eigentumsdelikten wie Raub ziehen. Ich würde also dazu tendieren, dass es "geistiges Eigentum" überhaupt nicht gibt. Wenn wir mal bei Patenten bleiben: Das ist ein staatlicherseits eingeräumtes zeitlich begrenztes Verwertungsmonopol für eine Erfindung, dessen Sinn darin besteht, Erfindungstätigkeit zu fördern. Kein Eigentum in irgendeinem mit gegenständlichem Eigentum vergleichbaren Sinne. Das gleiche gilt für Urheberrecht, nur dass es da nicht um Erfindungen geht.
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Bashar schrieb:
Ich würde also dazu tendieren, dass es "geistiges Eigentum" überhaupt nicht gibt.
doch. Jeder Autor und Künstler in jeder noch so entarteten Varation wäre ziemlich angepisst, wenn es das nicht gäbe.
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Geistiges Eigentum ist ein Propagandabegriff.
Es gibt das Urheberrecht, das Patentrecht und das Markenrecht, diese drei haben aber nichts wichtiges gemeinsam, außer dass sie immaterielle Güter behandeln.
Das Urheberrecht gilt automatisch für jedes konkrete Werk einer gewissen "Schöpfungshöhe". Es muss nicht angemeldet werden.
Das Patentrecht gilt für Erfindungen, die man gemacht haben muss. Sie muss neu sein und muss beim Patentamt angemeldet werden. Dass das Patentamt das Patent angenommen hat, bedeutet noch nicht, dass es gültig ist. Deshalb werden in Europa Patente hauptsächlich zur Erpressung kleinerer Mitbewerber eingesetzt, da diese es nicht riskieren können, vor Gericht zu klären, dass das Patent gar nicht gültig ist.
Das Markenrecht schützt einen Namen davor, dass ihn jemand anders für den selben Zweck verwendet. Der Name muss eingetragen werden.
Ein Unterschied, den man gleich zwischen Markenrecht und Urheberrecht feststellt: Wenn ich eine fremde Marke nehme und sie auf mein Produkt schreibe, dann ist das eine Lüge. Der Kunde wird betrogen. Wenn ich dagegen eine CD kopiere, ist das nur eine Vervielfältigung. Markenrecht kann auch ruhig unbefristet sein, denn es findet keine echte Einschränkung der restlichen Gesellschaft ein. Ich kann eine Marke benutzen, wie ich will, wenn ich zum Beispiel einen Bericht über sie schreibe. Ich darf sie nur nicht auf meine Produkte draufkleben.
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zwutz schrieb:
Bashar schrieb:
Ich würde also dazu tendieren, dass es "geistiges Eigentum" überhaupt nicht gibt.
doch. Jeder Autor und Künstler in jeder noch so entarteten Varation wäre ziemlich angepisst, wenn es das nicht gäbe.
Naja, "angepisst sein" und "geben" sind aber verschiedene Dinge und aus keinem von beidem folgt, wie man damit umzugehen habe. (Gibt auch Dinge, von denen ich angepisst bin, die aber trotzdem zurecht erlaubt sind.)
Übrigens, zB. im Modebereich gibt es quasi keinen Schutz des geistigen Eigentums.
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zwutz schrieb:
Bashar schrieb:
Ich würde also dazu tendieren, dass es "geistiges Eigentum" überhaupt nicht gibt.
doch. Jeder Autor und Künstler in jeder noch so entarteten Varation wäre ziemlich angepisst, wenn es das nicht gäbe.
Mit welchem Recht? Es gibt doch das Urheberrecht, dass dem Künstler bis zu 70 (oder waren es 90?) Jahre nach seinem Tod zusteht. Wozu braucht er da noch "Eigentum"?
Außerdem glaube ich nicht, dass Künstler das im großen Stil unterschreiben würden. Kunst ist immer auch Übernahme bestehender Ideen, Abwandlung und Vermischung verschiedener Einflüsse. Sowas wie einen Inspirationsfunke aus dem Nichts gibt es nicht.
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Daniel E. schrieb:
Übrigens, zB. im Modebereich gibt es quasi keinen Schutz des geistigen Eigentums.
Deswegen kleben die penetrant überall ihre Labels drauf, damit eine Kopie wenigstens durch das Markenrecht verhindert wird.
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zwutz schrieb:
Bashar schrieb:
Ich würde also dazu tendieren, dass es "geistiges Eigentum" überhaupt nicht gibt.
doch. Jeder Autor und Künstler in jeder noch so entarteten Varation wäre ziemlich angepisst, wenn es das nicht gäbe.
Nein, gerade nicht. Deutschland wurde damals Land der Dichter und Denker genannt, weil es gerade kein Urheberrecht gab. In England gab es da schon Copyright.
In Deutschland sind so ungefähr 14 mal mehr Bücher erschienen.
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Bashar schrieb:
Daniel E. schrieb:
Übrigens, zB. im Modebereich gibt es quasi keinen Schutz des geistigen Eigentums.
Deswegen kleben die penetrant überall ihre Labels drauf, damit eine Kopie wenigstens durch das Markenrecht verhindert wird.
Oh ja, ein Vortrag dazu:
Lessons from fashion's free culture
http://www.ted.com/talks/johanna_blakley_lessons_from_fashion_s_free_culture.htmlIn der Mode gibt es keine Schutzrechte, und die Designer wollen auch keine!
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earli schrieb:
Geistiges Eigentum ist ein Propagandabegriff.
ebenso falsch. Mir scheint, ihr setzt geistiges Eigentum mit Urheberrecht gleich. Aber das Urheberrecht regelt lediglich dessen Verwertung
Wenn ich ein Buch schreibe, ist das mein geistiges Eigentum. Das Urheberrecht spricht also erstmal mir alle Verwertungsrechte zu. Wenn ich ein Patent anmelde, sorge ich dafür, dass nicht jemand anderes mit der selben Idee Profit daraus schlagen kann.
Geistiges Eigentum ist alles, was zwar dir gehört, aber nicht als "Sache" durchgeht. Das kann ein Patent, eine Marke, ein Name oder eben ein Buch oder Bild sein.
earli schrieb:
Nein, gerade nicht. Deutschland wurde damals Land der Dichter und Denker genannt, weil es gerade kein Urheberrecht gab. In England gab es da schon Copyright.
In Deutschland sind so ungefähr 14 mal mehr Bücher erschienen.
Wie gesagt: geistiges Eigentum != Urheberrecht
Nur weil ich etwas nicht schütze, heißt es nicht, dass es das nicht gibt.
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zwutz schrieb:
earli schrieb:
Geistiges Eigentum ist ein Propagandabegriff.
ebenso falsch. Mir scheint, ihr setzt geistiges Eigentum mit Urheberrecht gleich. Aber das Urheberrecht regelt lediglich dessen Verwertung
Wenn ich ein Buch schreibe, ist das mein geistiges Eigentum. Das Urheberrecht spricht also erstmal mir alle Verwertungsrechte zu. Wenn ich ein Patent anmelde, sorge ich dafür, dass nicht jemand anderes mit der selben Idee Profit daraus schlagen kann.
Geistiges Eigentum ist alles, was zwar dir gehört, aber nicht als "Sache" durchgeht. Das kann ein Patent, eine Marke, ein Name oder eben ein Buch oder Bild sein.
earli schrieb:
Nein, gerade nicht. Deutschland wurde damals Land der Dichter und Denker genannt, weil es gerade kein Urheberrecht gab. In England gab es da schon Copyright.
In Deutschland sind so ungefähr 14 mal mehr Bücher erschienen.
Wie gesagt: geistiges Eigentum != Urheberrecht
Nur weil ich etwas nicht schütze, heißt es nicht, dass es das nicht gibt.
So wie du den Begriff benutzt, hab ich ihn noch nie gehört. Weder von krassen Befürwortern noch von krassen Gegnern.
Es ist ein Überbegriff zur Zusammenfassung von verschieden Gesetzen, das Naturrecht heißt nicht "geistiges Eigentum".
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zwutz schrieb:
earli schrieb:
Geistiges Eigentum ist ein Propagandabegriff.
ebenso falsch. Mir scheint, ihr setzt geistiges Eigentum mit Urheberrecht gleich. Aber das Urheberrecht regelt lediglich dessen Verwertung
Falsch, das Verwertungsrecht folgt aus dem Urheberrecht, ist aber nicht identisch damit.
Wenn ich ein Buch schreibe, ist das mein geistiges Eigentum.
Das kannst du ja gerne meinen, aber die Frage ist, was für konkrete Folgen das hat. Da "geistiges Eigentum" kein rechtlicher Begriff ist, erstmal gar keine.
Das Urheberrecht spricht also erstmal mir alle Verwertungsrechte zu. Wenn ich ein Patent anmelde, sorge ich dafür, dass nicht jemand anderes mit der selben Idee Profit daraus schlagen kann.
Korrekt, hat aber nichts mit "geistigem Eigentum" zu tun. Warum läuft denn ein Patent nach 20 Jahren aus? Wenn mir ein Haus gehört, gehört es doch auch nicht nach 20 Jahren allen. Eigentum verfällt nicht, es kann aber z.B veräußert werden. Das Urheberrecht kann nicht abgetreten werden (nur das Verwertungsrecht). Usw.
Geistiges Eigentum ist alles, was zwar dir gehört, aber nicht als "Sache" durchgeht. Das kann ein Patent, eine Marke, ein Name oder eben ein Buch oder Bild sein.
Ich glaube jeder hier weiß, was mit "geistigem Eigentum" gemeint ist. Es existiert trotzdem nicht.
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Eigentum ist nur auf anfassbare (endliche verfügbare) Dinge anwendbar. Patentrechte, Markenrechte, usw... sind alles künstliche Gebilde die vom Staat eingeführt wurden.
Ein Beispiel:
Person A baut eine Maschine nach, die Person B erfunden hat. A verwendet dafür sein Eigentum(Maschinenteile usw...). Wenn B nun A verbietet diese Maschine zu bauen, so hindert B A an der Benutzung seines Eigentums. Der Staat hat B zum Mitbestimmer über As Eigentum gemacht. Das gleiche gilt für Bücher, Filme, Musik usw....
In einer freien Marktwirtschaft gäbe es sowas nicht. Zur Zeit der industriellen Revolution gab es ziemlich freie Märkte. Damals gab es diese Intellektuellen Eigentumsrechte nicht. Das ist auch mit ein Grund für die industrielle Revolution. In Deutschland gab es zur damaligen Zeit kein Urheberrecht, glaube ich. Deswegen konnte Deutschland so schnell voranschreiten.
Einige Autoren, Erfinder usw... hatten aber nicht viel übrig für Konkurrenz. Also rannten sie zum Staat. Patente usw... sind nichts anderes als staatlich garantierte Monopole.
Würde sich der Staat raushalten, hätten wir eine Zweite industrielle Revolution.
Für alle die sich für intellektuelles Eigentum aus Sicht freier Marktwirtschaftler interessieren:
http://mises.org/daily/3863
http://mises.org/literature.aspx?action=search&q=Against intellectual property (Buch)
oder http://mises.org (In der Suchleiste oben rechts nach intellectual property suchen)
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Ich glaube nicht, dass die Aufhebung aller Patente zu einer zweiten industriellen Revolution führen würde. Ich glaube Forschung würde kaum mehr finanziert werden wenn nicht klar ist, dass die Kosten dann auch wieder hereinkommen. Warum sollte gerade ICH eine riesige Forschungsabteilung finanzieren wenn es viel einfacher ist die Ergebnisse vom Konkurrenten zu kopieren?
MfG SideWinder
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Mit der gleichen Begründung könnte man auch Argumente für das Gegenteil finden. Warum sollte ich gerade aufhören zu forschen, wenn doch klar ist, dass ich mit dem Kopieren immer nur gleich gut wie die Konkurrenz sein kann? Man muss halt in dem halben Jahr, was die Konkurrenz braucht um zu kopieren einfach wieder was neues tolles in der Schublade haben. Das kann u.U. auch den Forschungsbetrieb beleben. Ist doch in der Mode auch so. Wenn die Sachen bei H&M, Zara und Co. landen, dann beginnt der Trend meist bereits abzuflachen. Gut, hier kann man noch bemerken, dass Modetrends ziemlich der Willkür der großen Designer unterworfen sind und keine großartige Forschungsarbeit hereingesteckt wird. Dort verpulvert man die Budgets halt für ausschweifende Partys, Modemessen, Sponsoring und Werbung, damit man den Leuten zeigen kann, was sie gefälligst nächste Saison zu tragen haben. Irgendwer gibt immer viel Geld aus um viel zu verdienen und die Mitläufer nehmen sich dann noch weg was übrig bleibt. Dort funktioniert das jedenfalls ganz gut, warum sollte das woanders nicht funktionieren können?