Demmin - Hauptstadt der Arbeitslosen
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Erhard Henkes schrieb:
Wie würdet ihr so etwas angehen, um hier normale wirtschaftliche Verhältnisse zu schaffen?
Andere Frage: Wozu?
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Unterstuetzung der Arbeitslosen minimieren, so dass sie abkratzen oder abhauen?
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Erhard Henkes schrieb:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,724044,00.html
Interessanter Artikel über gleichbleibende Mutlosigkeit, die von Wirtschaftskrise umd Aufschwung unbeeinflusst ist. Wie würdet ihr so etwas angehen, um hier normale wirtschaftliche Verhältnisse zu schaffen?Kennst Du doch aus der Chemie:
http://de.wikipedia.org/wiki/Markownikow-Regel
Nur da wo bereits was ist, kommt noch was hinzu. "Wer hat, dem wird gegeben"Das Hauptproblem ist weniger das Strukturproblem, sondern
- Alter der Arbeitslosen
- Dauer der ArbeitslosigkeitDeshalb wegziehen solange man eine Chance auf dem Arbeitmarkt hat.
Let's go South.
Postmoderne Völkerwanderung.
Ossi\{Leipzig, Dresden} -> Bayern od. BW.
Ja mei, sollens herwartscheln, gell.
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Prof84 schrieb:
"Wer hat, dem wird gegeben"
Den Demminern wurden* immerhin Kfz-Kennzeichen gegeben, die mit 'DM' beginnen. Wenn das nichts ist ...
volkard schrieb:
Andere Frage: Wozu?
Damit man nicht zugeben muss, dass die "soziale Marktwirtschaft" auch nicht der Weisheit letzter Schluss ist?
durch Kreisgebietsreformen inzwischen wohl nicht mehr
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Die "Wirtschaftsgeographen" in Münster sind zu dem Schluss gekommen, dass es keine Lösung gibt. Da hilft auch kein Regionalentwicklungsplan mehr.
Infrastrukturprojekte sind gescheitert...
Die einzige Frage die sich noch stellt ist wie man den Niedergang gestaltet, so dass er nicht viel kostet und die Menschen nicht leiden müssen.
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Klar gäbe es was. Wenn wir jahrzehntelang übertragen so viel Geld reinhauen würden wie damals in Bayern rein. Das war in den 60-er Jahren auch Urwald mit gelegentlichen Holpertraßen und einer eingeborenen Bevölkerung ohne Deutschkenntnisse.
Aber die Politik hat sich geändert. Was länger als eine Legislaturperiode dauert, wir besser nicht mehr angefaßt. Mit Gewalt und Bedacht (also mit Schlaubi am Steuer) kann man langfristig entgegen den wirtschaftlichen Kräften die Wirtschaft umbiegen und beeinflussen. Regelmäßige kurzfristige Aktionen sind nur Windmühlenkämpfe.
Aber keine Bange, die Dekadenz ist schneller als das Brot. Fünfspurige Autobahnen würden sie auch geschenkt nicht nehmen.
Trotzdem wird es langlangfristig eine Angleichung geben. So in 100 Jahren.
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volkard schrieb:
Klar gäbe es was. Wenn wir jahrzehntelang übertragen so viel Geld reinhauen würden wie damals in Bayern rein. Das war in den 60-er Jahren auch Urwald mit gelegentlichen Holpertraßen und einer eingeborenen Bevölkerung ohne Deutschkenntnisse.
Aber die Politik hat sich geändert. Was länger als eine Legislaturperiode dauert, wir besser nicht mehr angefaßt. Mit Gewalt und Bedacht (also mit Schlaubi am Steuer) kann man langfristig entgegen den wirtschaftlichen Kräften die Wirtschaft umbiegen und beeinflussen. Regelmäßige kurzfristige Aktionen sind nur Windmühlenkämpfe.
Aber keine Bange, die Dekadenz ist schneller als das Brot. Fünfspurige Autobahnen würden sie auch geschenkt nicht nehmen.
Trotzdem wird es langlangfristig eine Angleichung geben. So in 100 Jahren.Da müssen aber Großinvestoren aus dem Bereich Autobau, Maschinenbau, E-Technik, Chemie, Biotech usw. hin (Nordex, Daimler, BASF, Thyssen usw.) um dass langfristig was losgeht. Ohne die könnte man auch z.B. in Stuttgart, Wolfsburg, Ingolstadt das Licht ausmachen.
Das hängt aber an vielen Grundproblemen: Qualifikation der Einwohner, Infrastruktur, Transport+Logistik, Absatzmärkte, Zulieferer ...
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Die Leute sollen wegziehen, wenn sie arbeiten wollen. Das kann ihnen ja das Arbeitsamt finanzieren.
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Mr. N schrieb:
Die Leute sollen wegziehen, wenn sie arbeiten wollen. Das kann ihnen ja das Arbeitsamt finanzieren.
Theoretisch. - Praktisch zahlt das Arbeitsamt nicht viel um die Kosten zu decken.
Die verpulvern ihr Geld lieber durch sinnlose Weiterbildungsmaßnahmen, was auch an deren Persönlichkeit und Einstellung überhaupt nichts ändert.Das ist genau das Problem mit Harz IV. Schneidet den Leuten Arme und Beine ab und erwartet dann das Sie spurten. Wenn sie 2-3 Jahren ausgeblutet sind, können Sie nicht mehr regelmässig nach Süddeutschland fahren, um sich eine Stelle zu suchen. Mal abgesehen von der Attraktivität von Langzeitarbeitslosen.
Ich bin für die Einführung von ABFÖG - Arbeitsbeschaffungsförderungsgeld. Was dann wie BAFÖG als Kredit läuft und weit über Harz IV und den BAFA Leistungen hinausgeht um genau solche Kosten zu decken. Und genau wie bei einen Studiendarlehen wird die Kreditwürdigkeit der Kandidaten geprüft nach den Leistungen. Das kennen die Finnen sehr gut: "Ich brauche einen Führerschein um leichter Jobs zu bekommen. - Gut hier hast Du 3.000 €. Ist sonst noch was?"
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Eigentlich wollte ich ein Posting schreiben das sie dort eine Sonderwirtschaftszone einrichten sollten. Wenn sich dort Betriebe ansiedeln die gelernete Arbeitnehmer benötigen dann könnte man ~10 Jahre diverse Steuern streichen. (Callcenter fällt nicht darunter, da es nach Ende der Förderung wohl weiter ziehen wird.)
Aber es ist ja nicht die Stadt die 100.000 Einwohner hat sondern der Landkreis. Die Stadt hat nur 12.000 Einwohner. Da ist wohl wirklich nicht viel zu machen...
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@peterfarge: aber was passiert bei Sonderwirtschaftszonen? Es siedeln sich dort Firmen an, die ihre Produkte an anderen Orten nicht profitabel herstellen können. Und sie überleben nur wegen der Förderung. Schalte die Förderung ab, gehen sie kaputt. Dadurch wächst keine für sich überlebenstaugliche Industrie an.
Schau' Dir doch mal die Solarindustrie im Osten an - nur existent wegen des EEG. Kaum rüttelt man an der Geldzahlung heißt es, daß der Aufbau gefährdet wäre - weil sich die Firmen innerhalb des sicheren Geldrahmens eingerichtet haben.
Subventionen sind wie Drogen, man braucht immer mehr, weil die eigene Leistungsfähigkeit immer weiter gedämpft wird.
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Wäre es eine 100.000 Einwohner Stadt dann würde ich mich doch sehr davor hüten das alles den Bach runter gehen zu lassen. Infrastruktur (Bahn, Strasse, [Hoch]schulen, etc) wäre ja alles da. Und unter den 14.000 Arbeitslosen werden sich doch wohl 1000 brauchbare Leute für einen großen Industriebetrieb finden lassen. Wenn der Investor einen solchen Betrieb mit Facharbeitern (die man nicht so einfach austauschen kann) dort aufbauen möchte, dann würde ich ihn mit ~10 Jahren Gewerbesteuerverzicht oder anderen Dingen ködern. Bei diesen "Subventionen" sehe ich nur ein geringes Risiko das Produkte entwickelt werden die sonst nicht marktfähig wären. Mit den Solarsubventionen kenne ich mich nicht so aus. Ich vermute mal das es daran liegt das China als Billiganbieter auf dem Markt ist und die (ostdeutschen) Betriebe die Produktion nicht verlagert haben.
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Durch Subventionen nimmt man dann aber eher den anderen Regionen etwas weg oder schafft eine Wirtschaft, die eben nur von Subventionen leben kann.
Es gab ja mal einen Vorschlag bei solchen Städten den Leuten einfach die Häuser abzukaufen und dann alles zu renaturisieren. Das ist vermutlich die sinnvollste Lösung.
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peterfarge schrieb:
Wäre es eine 100.000 Einwohner Stadt dann würde ich mich doch sehr davor hüten das alles den Bach runter gehen zu lassen. Infrastruktur (Bahn, Strasse, [Hoch]schulen, etc) wäre ja alles da. Und unter den 14.000 Arbeitslosen werden sich doch wohl 1000 brauchbare Leute für einen großen Industriebetrieb finden lassen.
OK, wir stellen eine Autofabrik hin.
Zulieferer sind leider alle in der Gegend um Nürnberg. Die lange Anfahrt sind für uns Zusatzkosten, sowohl einfache Lastermiete, Treibstoff und Fahrerlohn, als auch weniger Flexibilität und längere Reaktionseiten, wenn mal ein Laster mit Türgriffen kaputtgeht und man schnell einen neuen braucht. Dann geht mal ein Schweißbot kaputt und die externen Botrepper und Botprogger wohnen irgendwo mitten im Westen. Ausfall dauert also wieder länger. Und das schleppt sich durch alle Bereiche. Nur die Arbeiterlöhne sind billiger. Aber nicht so wirklich, denn die Supermarktpreise sind ja angeglichen, die Mieten sind auch schon recht weit und die Löhne auch. Eine Autofabrik reicht nicht. Und wie kriegt man jetzt einen Botprogger rüber? Nicht mit nur einer Autofrabrik. Bauen wir also zehn davon. Ok, die Autos können wir gar nicht verkaufen. Egal, gleich wieder verschrotten, das Programm lautet eh "Mit gewaltig viel Geld die Kräften der Wirtschaft beugen.". Jetzt kommt zaghaft ein BOtprogger rüber. Und siehe da, er nimmt sogar mehr Geld als seine Westkollegen, weil er den "Ich bin schnell da"-Vorteil hat und sich den auch bezahlen läßt. Wir müssen noch eine Weile warten, bis genug Botprogger kommen und sich konkurrenz machen, daß deren Löhne wieder bezahlbar werden. 100 Autofabriken. Und so weiter...
Das muß als Gesamtpaket wachsen, während einer LAANGEN Zeit, und die ganze Zeit lang gilt "Schalte die Förderung ab, gehen sie kaputt.".
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Ich denke kein Unternehmen wird so knapp kalkulieren, das die Investition einer großen Summe sich so gerade bei Steuervergünstigungen lohnt, während bei Streichung der Begünstigung die Einstellungen der Aktivitäten droht. (Viel zu großes Riskio) Subventionen die erst einen Markt schaffen sind ein anderes Thema.
Ein Werk das in Demmin gebaut wird, wird nicht woanders gebaut. Die Regionen liegen im Konkurrenzkampf. Das hat jeder von uns gewußt. Die Demminer Arbeitnehmer würden vermutlich einen viel geringeren Lohn als in Ostdeutschland üblich akzeptieren, weil sonst absolut der Umzug droht. Und ich stelle jetzt mal die Vermutung auf das das Lohngefälle Ost/West in der Industrie noch größer ist, weil die annähernd gleich bezahlten staatlichen Arbeitnehmer die Statistik verfälschen. Ein Betrieb der viele Facharbeiter benötigt hätte hier einen echten Standortvorteil.
Den Ponyhof als Zielmarke für eine mittelgroße Stadt auszugeben ist schon ziemlich hart.Hannover und VW sind nur einen Katzensprung entfernt. Wäre Demmin eine 100.000 Einwohnerstadt könnte ich mir persönlich vorstellen dort zu arbeiten und den Roboter zu programmieren. Gäbe es eine InterRegio (oder wie die jetzt heißen) Verbindungen und würde ein Konzern von sich aus entscheiden das ein weiteres Autowerk nötig ist wäre es gar keine schlechte Idee dieses in Demmin zu bauen. Aber ob die Nachteile die Vorteile überwiegen würde immer noch das Unternehmen entscheiden.
Alternativ könnte ein großer Lebensmittelkonzern dort eine Schokoladenfabrik (oder ähnliches) hinsetzen, die Ressourcen dazu sind ja in der Region. Oder eine Art Schwarzwaldklinik als Seniorenresidenz mitten in die Seenplatte. Oder (Bio)Bier Brauerei mit Glasfabrik, oder ein Zulieferer der irrtümlicherweise nach Osteuropa ausgewandert ist könnte nach 10 Jahren sein neues Werk hier aufmachen und nicht in der Ursprungsstadt, was ja sonst ziemlich peinlich wäre. Es gibt viele mittlere Städte mit Industrien die es Deiner Meinung dort nicht geben könnte. Eine 100.000 Einwohnerstadt würde ich als Leuchtturm für die Region erhalten.Aber die ganze Diskussion ist nur hypothetisch, da Demmin nur 12.000 Einwohner hat.
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peterfarge schrieb:
Ich denke kein Unternehmen wird so knapp kalkulieren, das die Investition einer großen Summe sich so gerade bei Steuervergünstigungen lohnt, während bei Streichung der Begünstigung die Einstellungen der Aktivitäten droht.
Sorry, aber dafür gibt's nur eins: "*lol*".
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Marc++us schrieb:
peterfarge schrieb:
Ich denke kein Unternehmen wird so knapp kalkulieren, das die Investition einer großen Summe sich so gerade bei Steuervergünstigungen lohnt, während bei Streichung der Begünstigung die Einstellungen der Aktivitäten droht.
Sorry, aber dafür gibt's nur eins: "*lol*".
konkretes Gegenbeispiel für die These: Nokia Bochum
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volkard schrieb:
Klar gäbe es was. Wenn wir jahrzehntelang übertragen so viel Geld reinhauen würden wie damals in Bayern rein. Das war in den 60-er Jahren...
Hast du dazu eine Quelle?
Wirtschaftlich bewältigte Bayern nach 1945 den Strukturwandel von einer überwiegend landwirtschaftlich geprägten Region zu einem führenden Industrieland. Entscheidende Faktoren dafür waren die Verfügbarkeit von Arbeitskräften in Form der Vertriebenen. Als 1954/55 im Rest der Bundesrepublik Vollbeschäftigung erreicht war, siedelten sich viele Betriebe mit modernen Werken in Bayern an. Außerdem profitierte das Land davon, dass im Rahmen der Wiederbewaffnung viele Standorte der neu aufzubauenden Bundeswehr in die strukturschwachen Regionen Nord- und Ostbayerns gelegt wurden. Sie zogen oft Infrastrukturmaßnahmen in den bisher schlecht erschlossenen Gebieten nach. Auch die Rüstungsindustrie siedelte sich überproportional in Bayern an.
Von viel Geld reinhauen steht da nix.
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MrBurns schrieb:
volkard schrieb:
Klar gäbe es was. Wenn wir jahrzehntelang übertragen so viel Geld reinhauen würden wie damals in Bayern rein. Das war in den 60-er Jahren...
Hast du dazu eine Quelle?
Wirtschaftlich bewältigte Bayern nach 1945 den Strukturwandel von einer überwiegend landwirtschaftlich geprägten Region zu einem führenden Industrieland. Entscheidende Faktoren dafür waren die Verfügbarkeit von Arbeitskräften in Form der Vertriebenen. Als 1954/55 im Rest der Bundesrepublik Vollbeschäftigung erreicht war, siedelten sich viele Betriebe mit modernen Werken in Bayern an. Außerdem profitierte das Land davon, dass im Rahmen der Wiederbewaffnung viele Standorte der neu aufzubauenden Bundeswehr in die strukturschwachen Regionen Nord- und Ostbayerns gelegt wurden. Sie zogen oft Infrastrukturmaßnahmen in den bisher schlecht erschlossenen Gebieten nach. Auch die Rüstungsindustrie siedelte sich überproportional in Bayern an.
Von viel Geld reinhauen steht da nix.
Doch.
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Na, wenn du soviele Zahlen lieferst, dann behaupte ich mal, dass in den Aufbau Ost viel mehr Geld reingesteckt wurde. Der entscheidende Unterschied dürfte wohl sein, dass es damals für alle was zu tun gab und man Leute brauchte, im Gegensatz zu heute.