Ich muss mal was zum Eierskandal loswerden



  • Selbst der Artikel der deutschen Wikipedia lässt stark zu wünschen übrig.
    http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96kologische_Landwirtschaft

    Die Einleitung lautet: (Nummerierung von mir)

    1. Die Begriffe ökologische Landwirtschaft, biologische Landwirtschaft oder Ökolandbau bezeichnen die Herstellung von Nahrungsmitteln und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen, die auf der Grundlage möglichst naturschonender Produktionsmethoden unter Berücksichtigung von Erkenntnissen der Ökologie und des Umweltschutzes geschehen soll.
    2. Die ökologische Landwirtschaft verzichtet auf den Einsatz bestimmter Pflanzenschutzmittel, sowie auf Wachstumsförderer, Mineraldünger und Gentechnik, wie sie in der konventionellen Landwirtschaft zum Einsatz kommen.
    3. Den Erzeugnissen der ökologischen Landwirtschaft sollen vor dem Verkauf als Bio-Lebensmittel keine Geschmacksverstärker, künstliche Aromen oder Farb- und Konservierungsstoffe zugefügt werden.

    Das muss ein Bio-Fanboy geschrieben haben, der die Fakten nicht kennt oder ignoriert, denn der Rest des Artikels beschreibt eindrucksvoll, dass alle diese angeblichen Ziele nicht erreicht werden.

    zu 1.:
    Die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die der Artikel selbst zitiert, zeigen, dass ökologischer Landbau nicht als umweltschonend bezeichnet werden kann. Versauerung und Überdüngung sind in den meisten untersuchten Fällen schlimmer als bei der konventionellen:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Ökologische_Landwirtschaft#Umweltwirkungen

    zu 2.:
    Der Artikel selbst schreibt:

    Die ökologische Landwirtschaft setzt zur Bekämpfung insbesondere der Knollenfäule Kupfersulfat ein. Kupfer hat eine relativ hohe Ökotoxizität und hat bereits zu Leberschäden bei Arbeitern im Weinbau geführt. Obwohl die EU Kupfersulfat 2002 verbot, wird es aufgrund eines Mangels an Alternativen im ökologischen Landbau weiter verwendet.

    zu 3.:
    Der Artikel schreibt:

    Bei Bio-Produkten ist die Zugabe von künstlich hergestelltem Aroma zur Geschmacksverbesserung verboten.[89] Es dürfen natürliche Aromen verwendet werden. Die Verwendung weiterer Zusatz- und Hilfsstoffe ist stark durch die EG-Öko-Verordnung eingegrenzt.

    Was bedeutet "natürliches Aroma"? Natürliche Aromen werden durch genetische Modifikation von Bakterien und Pilzen erzeugt, siehe:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Natürliches_Aroma

    Wir können aus diesem Thread ja eine Sammlung machen, wer hat noch mehr Informationen?



  • earli schrieb:

    Da sieht man nämlich mal wieder, dass unsere Journalisten ihre Arbeit nicht machen.

    http://www.welt.de/print/die_welt/wirtschaft/article12041531/Bio-Eier-werden-zum-Verkaufsschlager.html

    Es kaufen jetzt immer mehr Leute Bio-Eier aufgrund des Dioxin-Skandals. Die Medien berichten das wieder, und haben schon vergessen, dass vor einem halben Jahr ausschließlich Bio-Eier mit Dioxin verseucht waren:

    http://www.taz.de/1/zukunft/umwelt/artikel/1/bio-eier-mit-dioxin-verseucht/

    Tjo, und auch damals war es Tierfutter:

    Grund für die Dioxinbelastung ist verseuchtes Ökofutter aus der Ukraine.

    Hat also eigentlich nichts mit Bio zu tun, sondern auch hier mit der Futtermittelherstellung, nur das es halt ein Biotierfutter war, daher waren konventionelle Eier nicht betroffen.



  • phlox81 schrieb:

    Hat also eigentlich nichts mit Bio zu tun, sondern auch hier mit der Futtermittelherstellung, nur das es halt ein Biotierfutter war, daher waren konventionelle Eier nicht betroffen.

    Genau. Den Bauern wurde einfach verseuchtes Futter geliefert. Das kann überall passieren. Egal ob Bio oder konventionell. Egal ob Unfall oder böse Absicht eines Händlers.



  • Zunächst muss man "mit Dioxin verseucht" transparent machen. Ich habe nirgends auch nur eine Zahl gesehen in den Medien.



  • Erhard Henkes schrieb:

    Zunächst muss man "mit Dioxin verseucht" transparent machen. Ich habe nirgends auch nur eine Zahl gesehen in den Medien.

    Neue Rückstellproben der Firma wiesen am Freitag eine Belastung auf, die um das 77-Fache über dem zulässigen Dioxin-Grenzwert lag. Die Werte von zehn weiteren Proben reichten von 0,66 bis 58,17 Nanogramm pro Kilogramm, wie das Ministerium mitteilte. Der zulässige Grenzwert von 0,75 Nanogramm wurde in weiteren neun Fällen überstiegen. Bisher hatte die höchste bekannte Belastung 13-fach über dem Grenzwert gelegen.

    Quelle: http://www.abendblatt.de/wirtschaft/article1751249/Grenzwert-im-Dioxin-Skandal-77-fach-ueberschritten.html

    Wohlgemerkt handelt es sich hierbei um das Fett und nicht um die Eier. Wie hoch bei denen die Dioxinbelastung ist, weiß ich nicht.



  • ..



  • Erhard Henkes schrieb:

    So etwas ist doch beispielsweise sinnlose Information:

    08. Januar 2011
    In deutschen Legehennen ist zu viel Dioxin gemessen worden. Drei Hühner hätten das 2,5-fache des erlaubten Gift- Grenzwerts aufgewiesen.

    http://www.faz.net/s/RubEC1ACFE1EE274C81BCD3621EF555C83C/DocEBEE461444F984654B200310DAC2FD2BDATplEcommonScontent.html

    Ich übersetze das mal in ein anderes Beispiel:
    08. Januar 2011
    In deutschen Programmierern ist zu viel Alkohol gemessen worden. Drei Programmierer hätten das 2,5-fache des erlaubten Grenzwerts aufgewiesen.

    Was du da zitierst, ist eine unwichtige Zahl, nämlich wie viel die Hennen im Fleisch haben. Wenn die ihr Leben lang sauberes Futter fressen und dann ein paar Wochen verschmutztes, dann passiert ja nicht viel.

    Der Skandal dreht sich um die Eier, da war der Grenzwert schon deutlich mehr überschritten.



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  • earli schrieb:

    Der Skandal dreht sich um die Eier, da war der Grenzwert schon deutlich mehr überschritten.

    Das sind doch eh alles Grenzwerte, die willkuerlich gesetzt worden sind.



  • "Willkürlich" ist wohl doch etwas übertrieben, auch wenn die Art der Festlegung eine Menge Verbesserungspotential bietet:
    http://www.foodwatch.de/kampagnen__themen/dioxine_und_pcb/grenzwerte/index_ger.html



  • Wo kommt das Dioxin eigentlich genau her?



  • Erhard Henkes schrieb:

    Wo kommt das Dioxin eigentlich genau her?

    Pflanzenschutzmittel, Dünger, etc, das eigentlich verboten ist, die Restbestände aber noch weg müssen



  • Beim aktuellen Fall soll es so gewesen sein, dass ein Futterhersteller Fette in das Futter gemischt hat, die eigentlich nicht für die Fütterung gedacht waren (sondern zum Beispiel zur Schmierung von Maschinen).



  • War da wirklich Dioxin enthalten in diesen Fettsäuren/Fetten?



  • Erhard Henkes schrieb:

    War da wirklich Dioxin enthalten in diesen Fettsäuren/Fetten?

    Es wird noch ermittelt, das ist aber die Vermutung, die mir bekannt ist.



  • Das Thema ist ziemlich komplex. "Dioxin" ist ein Sammelbegriff für 210 Isomere. Das gefundene Dioxin ist nicht vom Seveso-Typ (ca. 10 mal weniger toxisch). Die gefundene Isomerenzusammensetzung ist bisher nicht bekannt. Das Medien-Chaos ist also komplett.



  • Ich beschäftige mich zur Zeit intensiv mit der ökologischen Landwirtschaft und bin auf folgendes gestoßen, das sich jeder mal anschauen sollte:

    http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama_die_reporter/panorama338.html



  • ..



  • Erhard Henkes schrieb:

    Nun bekämpfen sich die Ministerien gegenseitig. Informationspanne wie üblich.

    http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama_die_reporter/panorama338.html

    Ich schaue mir doch keine halbe Stunde TV an. Du solltest schon das Wesentliche vorab auf den Punkt bringen!

    Zusammenfassung:

    1. Leute in einem Bioverkauf auf einem Bauernhof werden befragt, warum sie Bio kaufen. Haupt-Antwort: Weil es ungespritzt ist, gut für die Umwelt und Gesundheit.
    Danach Konferenz von einer europaweiten Bio-Studie, die angeblich gezeigt haben soll, dass Bio-Essen gesünder ist. Das trauen sich die Forscher dann aber nicht, wirklich auszusprechen. Sie sagen zwar immer "Bioprodukte haben eine hohe Qualität", sagen dann aber immer auch, dass normale Produkte auch eine hohe Qualität hätten.

    2. Bio-Apfelbauer gibt zu: Sie spritzen. Er zeigt außerdem wie ungespritzte Äpfel aussähen: ganz schrumpelig mit schwarzen Flecken. Alle sind sich einig: Das würde kein Mensch essen.

    3. Salatbauer der Bio- und normale Felder hat erklärt, dass das Biofeld leicht 100 % Ausfall durch den Mehltaupilz hat. Er sagt, dass das Bio-Feld mit Kupfer gespritzt wird. Außerdem sagt er, dass er seine anderen Felder nie mit Kupfer spritzen würde, weil das fast keine Wirkung hat aber extreme Umweltverschmutzung ist.

    4. Noch ein Bio-Apfelbauer zeigt seine Spritzmittelkammer. (Es wird dabei immer angedeutet, dass sie lange gesucht haben, um einen Bio-Bauern zu finden, der das zugibt. Der Salatbauer war in MeckPomm, für den Apfelbauern musste sie dann zum Bodensee fahren.

    5. Bioland-Chef ruft Journalistin an und sagt ihr, dass ihm das nicht Recht ist, dass sie recherchiert.

    6. Bio-Bauer zeigt seine Schweine. Vor der Kamera sagt er, dass es keine Probleme gäbe. Er gibt aber zu, dass er nur vor der Kamera so ist, weil er selbst vom Bioland-Chef angerufen wurde. Ohne Kamera gibt er zu, dass viele Ferkel sterben und Krankheiten ein schweres Problem sind.

    7. Hobby-Bauer zeigt seine Hühner. Er hat seinen Bio-Verband herausgeschmissen, weil er unzufrieden war. Er sagt, man dürfe nicht mehr als 500 Hühner auf einer Wiese haben, sonst ist es nicht artgerecht. Die meisten Bio-Bauern haben aber Tausende, und keine gut bepflanzten Wiesen, weshalb die Hühner sich nicht heraustrauen.

    8. Bio-Geflügelbauer wird besucht, er hat auch einen Verbands-Vertreter dabei. Er hat 3600 Hühner in einem Stall, die wirklich draußen nicht ganz glücklich zu sein scheinen. Außerdem hat er Puten, und zwar von einer Rasse, die so fett werden, dass sie sich nicht mehr bewegen können. Sie können sich auch nicht natürlich fortpflanzen, weil die Männchen die Weibchen erdrücken würden.

    9. Interview mit dem Chef von Bioland.



  • Danke für das Exzerpt. Das klingt wahrhaft interessant! 😉

    Ich denke, ohne intelligenten Eingriff können wir weltweit nicht soviele Menschen ernähren und gesund halten. "Bio" kann nämlich auch Krankheit, Hunger und früher Tod bedeuten, so wie es "früher" war. Wir sollten den Erfindern dankbar sein, dass sie der Menschheit wirklich geholfen haben und diese Leistung auch anerkennen. Es gibt natürlich immer Entgleisungen, wenn es um Geld geht, aber insgesamt können wir zufrieden sein.


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