Megatonnen-Explosionen in Kernreaktoren möglich?



  • Das sagt nicht nur Gorbatschow. Ein anderer Wissenschaftler in dem Video sagt das ja auch noch. Was sollten die Wissenschaftler mit einer solchen Lüge/Fehlinformation bezwecken?


  • Mod

    Deswegen versuche ja das zu verstehen.

    Mein angeborenes Mißtrauen, das darauf beruht, daß Softwareentwickler immer versuchen mich anzulügen, weil sie denken als Projektleiter wäre ich Betriebswirt. Wenn das also ein Wissenschaftler sagt, habe ich immer noch den Anspruch die Grundlagen zu verstehen. Aber ich akzeptiere das nicht nur basierend auf dem Titel. Selbst Doktorarbeiten sind schon abgeschrieben worden.



  • Ist denn hier kein Physiker unter uns, der sich mit sowas auskennen könnte?

    Marc++us schrieb:

    Selbst Doktorarbeiten sind schon abgeschrieben worden.

    Ja, sowas soll in der Tat schonmal vorkommen.



  • Soweit ich das verstanden habe, sind Nuklearexplosionen nur bei einem Plutoniumreaktor vom Typ „Schneller Brüter“ möglich.

    Ist denn hier kein Physiker unter uns, der sich mit sowas auskennen könnte?

    Kernphysik ist ein Spezialgebiet, damit kennen sich Wald-und-Wiesen-Physiker nicht aus.



  • Erhard Henkes schrieb:

    Soweit ich das verstanden habe, sind Nuklearexplosionen nur bei einem Plutoniumreaktor vom Typ „Schneller Brüter“ möglich.

    Ich konnte mir auch keine nukleare Explosion vorstellen, der Wissenschaftler in dem Video behauptet jedoch, dass eine solche stattfinden kann, wenn die Schmelzmasse mit Wasser in Berührung kommt.



  • Acht Kilogramm Plutonium reichen für den Bau einer Atombombe.



  • Erhard Henkes schrieb:

    Acht Kilogramm Plutonium reichen für den Bau einer Atombombe.

    In Tschernobyl war aber kein Plutonium vorhanden.


  • Mod

    Ja, aber nur wenn man diese kritische Masse auch wirklich "punktförmig" zusammenführen kann. Andernfalls entweichen die Teilchen aus dem Material und können keine Kettenreaktion ausführen.

    Dir sollte doch klar sein, daß die Angabe "8 Kilogramm reichen" völlig ohne Bedeutung ist, solange man keine Aussage über die Packungsdichte (d.h. Verteilung im Raum) macht. Wenn die freie Weglänge so hoch ist, daß die Zerfallsteilchen keine anderen Atome treffen, kannst Du 50 Kilogramm Plutonium haben und es explodiert nichts. Und das Material in einer Bombe ist sehr sauber, kein Dreck, Löschwasser und sonstiger Abfall dazwischen, anders als bei einem kaputten Reaktor.

    Ich meine, eine Atombombe explodiert im Lagerzustand ja auch nicht, oder? Und da hat man auch genug Plutonium oder Uran.

    Und das mit dem Wasser - eine Wasserstoffbombe benutzt Deuterium und Tritium. Da kommt man vom Wasser auch nicht so einfach hin, da müssen auch noch Neutronen den Wasserstoff im Wasser anreichern, etc.



  • Wasserstoffbombe ist eine Fusionsbombe.


  • Mod

    Ja, und ich habe einige Threads vorher kurz genau das geschrieben und auch das Wirkprinzip angerissen. Was soll mir also Dein Beitrag jetzt sagen?

    Wo bekommen wir jetzt das Deuterium und Tritium für die Fusion her?



  • Jochen S. schrieb:

    Was sollten die Wissenschaftler mit einer solchen Lüge/Fehlinformation bezwecken?

    Vielleicht, um mehr Mittel zu bekommen, die Anlage so gut es geht zu sichern... sonst hätte man wahrscheinlich gesagt, die Bioroboter haben ihre Aufgabe mit Bravur gemacht, mehr solle nicht gemacht werden o.ä. Danach noch ein Hipp Hipp Hurra, Hipp Hipp Hurra!




  • Mod

    Alter Schwede, da wird man ja wahnsinnig. Ich weiß wie das aussieht. Ich habe mich mit diesen Themen in den 80ern aus Interesse befasst und Tonnen an Büchern zum Waffenbau gelesen.

    Das Problem ist doch genau das: Deine Zeichnung sieht nicht entfernt aus wie der Reaktor von Tschernobyl, denn Du hast eine Zeichnung von einer Atombombe verlinkt. Also, wie bekommen wir jetzt in Tschernobyl die nukleare Explosion im Megatonnenbereich hin?


  • Mod

    Erhard Henkes schrieb:

    Acht Kilogramm Plutonium reichen für den Bau einer Atombombe.

    Wenn man alle Tricks aufwendet die man kennt um die Neutronenausbeute irgendwie zu erhöhen. Die Menge die nötig ist (selbst isotopenreines Pu239), um eine "zufällige" Explosion zu erzeugen, ist mindestens doppelt so groß.

    edit: Oh. Da lässt man sich ein bisschen Zeit mit einer Antwort und dann wird das Thema in der Zeit komplett durchdiskutiert. Marc++us hat recht: Die Angabe ist ziemlicher Quatsch. Es ist wirklich extrem viel Feinarbeit nötig, um mit 8kg Pu eine Explosion zu erzeugen.



  • wie bekommen wir jetzt in Tschernobyl die nukleare Explosion im Megatonnenbereich hin?

    Garnicht. 😉


  • Mod

    Der Meinung bin ich auch. Warum sagt Gorbatschow also was anderes?

    a) Gorbi lügt, es geht nicht

    b) Gorbi ist falsch informiert, es geht nicht
    b1) mit Absicht
    b2) nur schlechte Informationsweiterleitung/falsch verstanden

    c) ich liege falsch, es geht doch

    In unserer Reichweite liegt es immerhin zu falsifizieren, wie weit dies technisch möglich ist, so daß die Antwort auf a) bis c) immerhin näher rückt.



  • Es ist ja komplizierter, weil die Uranverbrennung ja gerade Plutonium erzeugt. Die ersten Reaktoren hatten ja nur diesen Zweck, AKWs kamen dann erst später.

    Und das erste AKW der Welt stand in England und war auch nur reine Show. Es hat tatsächlich mehr Strom gefressen als produziert, und war dazu da, Material für Bomben zu erzeugen.


  • Mod

    @earli: und der Zusammenhang mit Tschernobyl?



  • Marc++us schrieb:

    @earli: und der Zusammenhang mit Tschernobyl?

    Tschernobyl hat mit diesen Anlagen - zum Beispiel Windscale - gemein, dass es sich um Uran moderiert durch Graphit handelt.


  • Mod

    Das wird wohl (wie immer) so ein Fall sein, wo wissenschaftliche Ergebnisse übertrieben werden, weil Wissenschaftler ungern Dinge definitv ausschließen. Da wurde vermutlich eine Studie in Auftrag gegeben "Können unsere Kernreaktoren bei einer Kernschmelze explodieren?" und dann hat man das durchgerechnet. Und dabei kam heraus, dass es eigentlich nicht möglich ist. Und dann warf irgendjemand ein, dass wenn sich das Uran zufällig in seine Isotope trennt (Chance 1:Googol) und dann auch noch eine Kugelform bildet (Chance 1:10^1000) und auch noch genau die richtige Menge Wasser als Moderator beteiligt ist und dieses Wasser zufällig auch noch isotopenreines schweres Wasser ist (Chance 1:googolplex), dann kann eine Megatonnenexplosion stattfinden. Und dann haben sie in der Studie geschrieben: Normalerweise nein, aber wir können es nicht ausschließen. Und der Rest ist dann Wissenschaftsjournalismus durch die Gorbatschovinformanten.


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