Dr.-Arbeit ohne Studium



  • Gregor schrieb:

    Prof84 schrieb:

    Viele bauen nur aufgrund dieses Titels auch sofort ein Abstandhalter auf. -"Solche soziale Kontakte pflegen wir nicht! Wir wollen unter unseres Gleichen bleiben." - Bringt u.a. während der Akqisition Probleme mit sich...

    Aus meiner Sicht ist das vor allem auch eine Frage bezüglich des Umgangs mit so einem Titel, wenn man denn einen hat. Das da ist zum Beispiel das Paradebeispiel für den falschen Umgang mit dem Titel. So einen Doktortitel sollte man nicht andauernd vor sich her tragen, damit er zwischen einem und seinen Mitmenschen steht. Wenn Situationen wie die in dem Youtubevideo entstehen, in denen man den Titel missbraucht, um Distanz zwischen sich und seinen Mitmenschen herzustellen, braucht man sich nicht wundern, wenn die anderen dann auch auf Abstand gehen.

    Ich kenne den Kontext nicht, aber so wie es rüberkommt, hat da ein Reporter dem Kohl ans Bein gepisst. Und der Kohl hat den Reporter schön zurück in die Schranken gewiesen. Soll er sich jetzt schämen einen Doktortitel zu haben? Bullshit.



  • Schneewittchen schrieb:

    Ich kenne den Kontext nicht, aber so wie es rüberkommt, hat da ein Reporter dem Kohl ans Bein gepisst.

    So wie es rüberkommt, hat der Reporter ihn ganz normal mit "Herr Kohl" angeredet, und dann macht der ein Faß auf und labert irgendwas von Intimitäten, die er nicht mit dem Reporter haben wolle.



  • Schneewittchen schrieb:

    Einer der einen Doktortitel hat IST was besseres. Er glaubt es nicht nur. Er IST besser.

    So arrogant wie du schreibst, bist du wohl selber grade aufm Weg zum Doktor?

    Klar ist nen Doktortitel ne Leistung, aber die große Ehrfurcht habe ich verloren, als ich gesehen habe wie Doktoranden teilweise arbeiten.

    Aber zu sagen Doktoranden sind was besseres/generell klüger is genauso Bullshit wie den Sinn des Titels generell anzuzweifeln.



  • this->that schrieb:

    So arrogant wie du schreibst, bist du wohl selber grade aufm Weg zum Doktor?

    Ich finde es nicht arrogant. Ich finde es angemessen.
    Und nein, Doktor werde ich wohl nicht machen, da es zu lange dauert und naja, wegen der finanziellen Sache. Aber ich habe Respekt vor Leuten die auf ehrliche Art und Weise einen Doktortitel erlangen.

    this->that schrieb:

    Klar ist nen Doktortitel ne Leistung, aber die große Ehrfurcht habe ich verloren, als ich gesehen habe wie Doktoranden teilweise arbeiten.

    Aber zu sagen Doktoranden sind was besseres/generell klüger is genauso Bullshit wie den Sinn des Titels generell anzuzweifeln.

    So wie du hier redest, beneidest du die Leute doch.

    Arroganz hin, Arroganz her. Das Problem sind nicht die Leute, die sich aufgrund des Doktortitels distanzieren. Das Problem sind eher die Leute, die sich auf die Stufe eines Doktors stellen wollen, weil sie einfach nur neidisch sind.



  • Aufgrund des Threadverlaufs kann ich nur schreiben:

    Q.E.D.
    (wieder so ein akademischer Schnöselscheiß 😃 )



  • Schneewittchen schrieb:

    Ich kenne den Kontext nicht, aber so wie es rüberkommt, hat da ein Reporter dem Kohl ans Bein gepisst. Und der Kohl hat den Reporter schön zurück in die Schranken gewiesen. Soll er sich jetzt schämen einen Doktortitel zu haben? Bullshit.

    Aus meiner Sicht ist ein Doktortitel ein Indikator dafür, dass eine Person zu bestimmten Leistungen fähig ist, eine gewisse Persönlichkeit und eine gewisse Bildung hat. Aus diesem Grund ist mit diesem Titel durchaus auch zu Recht eine ganze Menge Respekt verbunden. Wenn man so einen Titel hat, dann sollte man ihn IMHO als eine Pflicht ansehen, diesen Erwartungen auch gerecht zu werden. Ich sehe einen Doktortitel nicht als Diskriminante, um bessere Menschen von schlechteren Menschen zu trennen. Leute, die ihren Doktortitel so einsetzen, missbrauchen ihn meiner Meinung nach und zeigen praktisch explizit, dass einige der Assoziationen, die man mit diesem Titel hat, bei ihnen offensichtlich nicht zutreffen.

    Wenn ich sehe, dass Leute ihren Doktortitel praktisch als rhetorische Waffe einsetzen, dann denke ich mir immer, dass sich diese Leute den Titel vermutlich nicht wirklich verdient haben. Und meistens ist es dann so, dass wenn man sich das Thema der Arbeit ansieht, relativ schnell klar ist, dass dort nicht besonders viel wissenschaftliche Leistung drinstecken kann.

    Ich promoviere momentan in einer recht großen Arbeitsgruppe, in der auch viele Leute mit Doktortitel sind. Was meinst Du, wie häufig man dort offensiv damit konfrontiert wird, dass jemand ein Doktor ist? Kannst Du Dir wahrscheinlich denken: Nie! Das steht nicht mal an den Türschildern dran. Ich halte das für sehr gut, da die Betonung der Titel eine gewisse Distanz erzeugen würde, die für ein produktives Arbeiten in einer freundlichen Atmosphäre fatal wäre. Man hätte Hemmungen, mit "den Großen" zu reden.



  • Gregor schrieb:

    Ich promoviere momentan in einer recht großen Arbeitsgruppe, in der auch viele Leute mit Doktortitel sind. Was meinst Du, wie häufig man dort offensiv damit konfrontiert wird, dass jemand ein Doktor ist? Kannst Du Dir wahrscheinlich denken: Nie! Das steht nicht mal an den Türschildern dran. Ich halte das für sehr gut, da die Betonung der Titel eine gewisse Distanz erzeugen würde, die für ein produktives Arbeiten in einer freundlichen Atmosphäre fatal wäre. Man hätte Hemmungen, mit "den Großen" zu reden.

    Naja, aber ihr wißt doch wahrscheinlich eh alle, wer Doktor ist und wer nicht, woher soll da eine Hemmung kommen? Naja, angenommen, man ist da wirklich neu und kennt keinen, dann gerät man entweder an einen Doktor der Güteklasse Helmut Kohl oder halt nicht. Letzterenfalls bekommt man das dann halt irgendwann später mit. Aber woher kommen Hemmungen? Und wieso würde Distanz das produktive Arbeiten behindern?



  • scrub schrieb:

    Naja, aber ihr wißt doch wahrscheinlich eh alle, wer Doktor ist und wer nicht, woher soll da eine Hemmung kommen? Naja, angenommen, man ist da wirklich neu und kennt keinen, dann gerät man entweder an einen Doktor der Güteklasse Helmut Kohl oder halt nicht. Letzterenfalls bekommt man das dann halt irgendwann später mit. Aber woher kommen Hemmungen?

    Jeder ist mal neu in einer Umgebung. Da sind die Hemmungen dann erstmal grundsätzlich da. Die Frage ist, ob und wie schnell die abgebaut werden.



  • Gregor schrieb:

    Ich promoviere momentan in einer recht großen Arbeitsgruppe, in der auch viele Leute mit Doktortitel sind. Was meinst Du, wie häufig man dort offensiv damit konfrontiert wird, dass jemand ein Doktor ist? Kannst Du Dir wahrscheinlich denken: Nie! Das steht nicht mal an den Türschildern dran. Ich halte das für sehr gut, da die Betonung der Titel eine gewisse Distanz erzeugen würde, die für ein produktives Arbeiten in einer freundlichen Atmosphäre fatal wäre. Man hätte Hemmungen, mit "den Großen" zu reden.

    Imho wird das nicht-nennen des Doktortitels mitunter auch etwas übertrieben. Insbesondere von idealistischen Jungwissenschaftlern wie Dir ;). Ein kürzlich fertig gewordener Doktorand aus unserer Arbeitsgruppe sah sich sogar dazu genötigt, sich für das Eintragen des Doktortitels in den Personalausweis zu rechtfertigen..

    Imho ist der Doktortitel (typischerweise) etwas, das man sich hart erarbeitet hat und auf das man mit Recht Stolz sein kann. Entsprechend sehe ich auch keinen Anlass dafür, krampfhaft zu versuchen, den Titel zu verstecken.



  • Schneewittchen schrieb:

    So wie du hier redest, beneidest du die Leute doch.

    Du schwingst gern die Neid-Keule, gell? 🤡

    Wüsste nicht, wofür ich sie beneiden sollte. Für mich war meine Entscheidung goldrichtig, gleich nachm Studium anfangen zu arbeiten. Ich verdien lieber gutes Geld, als 3-4 weitere Jahre über öden Büchern zu hängen und ein Dokument anzufertigen, das im Grunde niemanden auf der Welt interessiert.

    life schrieb:

    Imho ist der Doktortitel (typischerweise) etwas, das man sich hart erarbeitet hat und auf das man mit Recht Stolz sein kann. Entsprechend sehe ich auch keinen Anlass dafür, krampfhaft zu versuchen, den Titel zu verstecken.

    Absolut. Allerdings is es genauso lächerlich, wenn Leute auf ihren Dr. Titel bestehen. Mich hat in ner Mail mal einer angeschnauzt, was mir einfällt seinen Dr. Titel nicht in der Anrede zu verwenden. lol, wasn Wutz. Da könnte der 4 Dr. Titel haben, wer sowas macht ist einfach ein unreifer Idiot 😃



  • @Gregor:
    Du vergisst immer wieder in welchen Umfeld Du arbeitest. Ein paar Jahre als "fish out off the water" und Du denkst auch anders.

    Wenn ich einen Titel brauche, um Respekt zu bekommen, mache ich was falsch.
    Ich habe ja noch nicht mal Respekt vor meiner eigenen wissenschaftlichen Leistung, wie kann ich dann erwarten, das Andere meinen Titel oder ich deren preise. Für mich war das nur Dienst nach Vorschrift, über ein Thema dem ich sowieso wenig Leidenschaft entgegen brachte, in den Analen der Grundlagenforschung verschwand und sich heute keine Sau mehr für interessiert - einfach nur der Promotion wegen. Aber spätere, wesentlich bedeutenene Arbeiten und Leistungen, werfen keine akademische Honorationen ab, weil sie nicht im Framework stattfanden.

    Ich glaube seit über 20 Jahre nicht mehr an Scheine und Titel!



  • Gregor schrieb:

    Das steht nicht mal an den Türschildern dran. Ich halte das für sehr gut, da die Betonung der Titel eine gewisse Distanz erzeugen würde, die für ein produktives Arbeiten in einer freundlichen Atmosphäre fatal wäre. Man hätte Hemmungen, mit "den Großen" zu reden.

    ich glaube nicht, dass das eine frage dessen ist obs an den türschildern steht oder nicht. außerdem herrscht in solchen arbeitsgruppen die spezielle situation, dass es leute gibt, die schon promoviert haben, und solche, die noch dabei sind. das ist doch was ganz anderes als wenn leute dabei sind, die nicht promoviert haben und das auch nicht tun werden. das beschränkt sich in den meisten arbeitsgruppen dochnauf die sekrtärin und den admin.



  • Wenn ich einen Titel brauche, um Respekt zu bekommen, mache ich was falsch.
    Ich habe ja noch nicht mal Respekt vor meiner eigenen wissenschaftlichen Leistung, wie kann ich dann erwarten, das Andere meinen Titel oder ich deren preise. Für mich war das nur Dienst nach Vorschrift, über ein Thema dem ich sowieso wenig Leidenschaft entgegen brachte, in den Analen der Grundlagenforschung verschwand und sich heute keine Sau mehr für interessiert - einfach nur der Promotion wegen. Aber spätere, wesentlich bedeutenene Arbeiten und Leistungen, werfen keine akademische Honorationen ab, weil sie nicht im Framework stattfanden. Ich glaube seit über 20 Jahre nicht mehr an Scheine und Titel!

    Genau so ist es, zumindest bei der Mehrheit, die der Forschung an den Hochschulen den Rücken kehrt und froh darüber ist. 🙂



  • this->that schrieb:

    Wüsste nicht, wofür ich sie beneiden sollte. Für mich war meine Entscheidung goldrichtig, gleich nachm Studium anfangen zu arbeiten. Ich verdien lieber gutes Geld, als 3-4 weitere Jahre über öden Büchern zu hängen und ein Dokument anzufertigen, das im Grunde niemanden auf der Welt interessiert.

    Mag ja sein, dass Du in einem forschungsmäßig so uninteressanten und schlecht finanzierten Bereich gelandet bist, aber so wie Du Dir das hier vorstellst ist die Promotion meiner Erfahrung nach nicht. Natürlich gibt es Leute, die auf einer halben Stelle hängen, das halbe Jahr mit der Lehre beschäftigt sind, und die restliche Zeit irgendwelche Darmerkrankungen bei Schabrackentapiren untersuchen. Da muss man sich dann ganz klar überlegen, ob man das ein paar Jahre lang machen will. Aber in einem für sich persönlich interessanten Forschungsbereich kann man mit einer halbwegs angemessenen Bezahlung auch sehr glücklich werden. Man verdient nicht ganz das, was man zum Einstieg in der Wirtschaft bekommen würde, aber man tauscht den Differenzbetrag gegen jede Menge Freiheit, man treibt sich ein wenig auf Konferenzen rum und baut sein Netzwerk aus. Der Titel an sich ist mir relativ egal, auch wenn ich ihn natürlich gerne irgendwann hätte, einfach nur um die Leistungen der letzten Jahre auf Papier zu haben. Und ich habe in meinem Bereich noch nie jemanden erlebt, bei dem es großartig anders ist, bzw. der es bloß wegen des Titels tut. Wer das will, der ist mit etwas belanglosem wie der Guttenbergschen Arbeit besser bedient.



  • Walli schrieb:

    Man verdient nicht ganz das, was man zum Einstieg in der Wirtschaft bekommen würde...

    "nicht ganz" ist aber sehr freundlich ausgedrueckt. 😉
    mag sich nach fachrichtung aber auch unterscheiden.



  • Ja sicher, kommt natürlich drauf an. Eine volle Stelle oder besser muss es dann schon sein. Wenn man es sehr gut trifft, dann hat man keine Lehrverpflichtung und irgendwas um die 20-24k/a netto raus. Das muss man in der Industrie mancherorts erstmal bekommen.



  • Zwischen 20 und 40k netto pro Jahr ist aber ein grosser Unterschied.
    Taschenrechner grad nicht parat, aber ich glaube das müsste fast das doppelte sein...



  • Ich war jetzt vom durchschnittlichen Einstiegsgehalt eines Ingenieurs ausgegangen. Das liegt laut VDI mit Uni-Abschluss irgendwo um die 40k brutto.

    http://www.ingenieurkarriere.de/bewerberservice/beratung/gehaltscheck/einstiegsgehalt.asp



  • Hierzulande bekommt man als wissenschaftlicher Mitarbeiter TVL 13 Stufe 1 als Einstiegsgehalt, also 38881,38€ Brutto im (ersten) Jahr (westliches Tarifgebiet). Da kann man eigentlich nicht meckern..


  • Mod

    life schrieb:

    Hierzulande bekommt man als wissenschaftlicher Mitarbeiter TVL 13 Stufe 1 als Einstiegsgehalt, also 38881,38€ Brutto im (ersten) Jahr (westliches Tarifgebiet). Da kann man eigentlich nicht meckern..

    Nur sind es oftmals 3/4 oder gar halbe Stellen.


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