Französisch Buchstabenverschwendung?



  • Sprachwandel ... die Aussprache ändert sich, die Rechtschreibung hinkt hinterher. Französisch wird m.W. seit dem Mittelalter unverändert geschrieben. Man könnte natürlich eine Rechtschreibreform machen, aber die Franzosen machen keine, weil es viele gleichlautende Worte gibt, die man dann auch schriftlich nicht mehr unterscheiden könnte.



  • Hast du mal umgangssprachlich mit jungen Franzosen geschrieben`? Glaub mir, du wirst die Buchstabenverschwendung vermissen. Man kann es praktisch nicht mehr lesen, wenn man alles so versucht zu schreiben, wie man spricht.

    Und eben: In Frankreich gibt es irgendeine Behörde, welche nichts anderes macht, als vorzuschreiben, wie die Sprache zu erhalten ist (wie man schreibt, welche Wörter als korrektes Französisch gelten). Darum heisst in Frankreich Ketchup anders und Dinge werden wie vor 200 Jahren geschrieben.



  • Ernsthaft, die größte Buchstabenverschwendung sind Artikel. Diese haben keinen semantischen Nutzen.

    Ob ich jetzt schreibe "Katze" oder "Die Katze" macht keinen Unterschied und letzteres bietet keinen informatiellen Mehrwert.

    "Der Nachbar war am Sonntag in der Kiche" lässt sich auch abkürzen zu "Nachbar war Sontag in Kirche" das die selbe Aussagekraft liefert.

    Vielleicht sollten wir uns die Chinesen angucken. Die haben schön viel Informationsgehalt pro Schriftzeichen.



  • Wenn du dir Latein anguckst, siehst du ganz schnell, dass nicht nur Artikel, sondern auch Personalpronomina nicht nötig sind.



  • Wenn man sich japanisch anschaut, merkt man schnell, dass Singular/Plural von Nomen und Konjugation von Verben nach der Person völlig überflüssig sind.


  • Mod

    Da ist japanisch aber kein so gutes Beispiel, da sie immer noch Endungen verwenden (immerhin haben sie dafür ja eine eigene Schrift).

    Chinesisch wäre ein besseres Beispiel dafür. Du wirst im Einsatz aber feststellen, daß der Sprache dafür eine gewisse Präzision fehlt, sie ist durch den Wegfall der Artikel, Konjugationen, etc, sehr kontextsensitiv. Eine Aussage wird ja relativ verkürzt, und die Empfänger der Nachricht verstehen die Eindeutigkeit nur, wenn sie den Kontext kennen. Oder man muß den Kontext explizit mittransportieren, wodurch das auf einmal viel mehr Text wird. Im Deutschen ist der Kontext durch die hohe grammatikalische Redundanz leichter erkennbar. Auch nimmt bei solchen Sprachen die Redundanz massiv ab, der Wegfall eines einzigen Wortes führt zu völlig anderen Aussagen.



  • Kann man alles verkürzen:
    --> George Orwell: 1984 --> schlecht = ungut, ...
    --> Ich morgen Geburtstag - du kommen bringen Sekt - backen Kuchen - wir lustig Abend! :p

    Ich lebe seit einiger Zeit in Ungarn. Dort gibt es eine alte Sprache, die sich nirgendwo einordnen lässt. Keine Artikel, keine Präpositionen (für, nach, an, auf, warum, wieso, warum). Französisch lernen ist gegen Ungarisch ein Klacks! 🕶



  • Marc++us schrieb:

    Da ist japanisch aber kein so gutes Beispiel, da sie immer noch Endungen verwenden (immerhin haben sie dafür ja eine eigene Schrift).

    Nomen haben keine Endung.

    Die Endung bei Adjektiven beschreibt im wesentlichen nur die Zeitform und ob das Adjektiv verneint ist.

    Die Endung bei Verben beschreibt auch nur die Zeitform, die Verneinung und noch etwas, wofür mir gerade der korrekte linguistische Ausdruck fehlt. Bei einem Verb "X machen" kann man mit der Endung unter anderem Bedingungen "wenn X passiert, dann" ausdrücken, oder einen Wunsch wie "ich möchte X machen", oder die Möglichkeit wie "ich kann X machen". Aber die Person wie "ich", "du", etc., und Singular/Plural steckt nicht in der Endung. Personalpronomen werden auch ganz oft weggelassen, d.h. die Person und Singular/Plural ergibt sich meistens nur aus dem Kontext.



  • Um so häufiger ein Wort in der angewendeten Sprache vorkommt, desto häufiger ist es unregelmäßig geschrieben.

    Worte tendieren allgemein dazu eine einfache schreibweise anzunehmen.
    Dies geht aber bei selten verwendeten Worten schneller, weil sich die Leute die Sonderformen nicht so gut merken können und es dann allgemeingültig wird diese Worte vereinfacht zu schreiben.

    Dieser Viorgang wird durch Kontakt zu anderen Sprachen noch verstärkt.
    Und genau dagegen lehnen sich die Frazosen auf.

    Es kommen also zwei Sachen zusammen:
    1. Die Abschottung gegenüber Worten anderer Sprachen.
    2. Ist die gesamte Sprache eher von außergewöhnlichen Schreibweisen durchsetzt,
    so dass es kaum einzelne Worte gibt, die durch eine außergewöhnliche Schreibweise auffallen. Also fehlt dieser "Schreibweisenbereinigungsdruck" gegen einzelne Worte.

    Wir mit unserem Denglisch tendieren deutlich stärker dazu vereinfachte Wortformen anzunehmen.



  • Schneewittchen schrieb:

    Ernsthaft, die größte Buchstabenverschwendung sind Artikel. Diese haben keinen semantischen Nutzen.

    Ob ich jetzt schreibe "Katze" oder "Die Katze" macht keinen Unterschied und letzteres bietet keinen informatiellen Mehrwert.

    "Der Nachbar war am Sonntag in der Kiche" lässt sich auch abkürzen zu "Nachbar war Sontag in Kirche" das die selbe Aussagekraft liefert.

    Kommst du aus Russland?



  • Christoph schrieb:

    Nomen haben keine Endung.

    😕 Dann muss ich wohl die Grammatik umlernen?
    Das Haus ist ein Nomen. Genitiv: des Hauses
    Peter ist auch ein Nomen. Peters Haus hat auch eine Endung, doch man könnte auch Peter sein Haus sagen.
    Lerne mal Ungarisch. Diese Sprache knallt nahezu alles in die Endungen und kommt so fast nur mit Verben und Nomen aus. Artikel, Pronomen, Präpositionen alles verzichtbar durch viele Endungen!



  • berniebutt schrieb:

    Christoph schrieb:

    Nomen haben keine Endung.

    😕 Dann muss ich wohl die Grammatik umlernen?

    Mein Posting war eine Antwort auf Marcus Beitrag und handelte von der japanischen Sprache.



  • berniebutt schrieb:

    Lerne mal Ungarisch.

    Würd ich ja gerne, aber seit sie Orbán gewählt haben, fehlt mir der Enthusiasmus.



  • Bashar: Volles Verständnis! 😉 Orbán und seine FIDESZ-Leute beunruhigen in der Tat, auch oder gerade die nicht-ungarische Bevölkerung im Land. Gehen wir eben woanders hin, wenn es zu arg wird. Für mich wäre wieder Spanien oder Paraguay ein mögliches Ziel, dort kommt man sprachlich viel besser zurecht. Auch ist man schnell in Serbien oder Kroatien. In deren Sprachen kenne ich bereits die Begrüssungen und einige Schimpfworte, was für jeden Anfang reicht.


Anmelden zum Antworten