Amazon als Sklavenhalter, Neonazis als "Security", oder nur Skandaljournalismus?


  • Mod

    @Marcus: Deswegen gibt es hier ja auch Mindeststandards und Kollektivveträge (weiß nicht wie diese Dinger in DE heißen). Da kannst du quasi blind unterschreiben und wenn es nicht passt trumpft das Gesetz trotzdem den Vertrag. Ähnlich dem Kundenschutz (AGBs quasi hinfällige Information, etc.). Ich sage ja nciht, dass so etwas unbedingt notwendig ist, aber wenn schon, dann bitte für alle Angestellten und nicht nur für den Deutschen(TM).

    MfG SideWinder



  • Marc++us schrieb:

    Ich bin ja bei Dir, dass die Sachen mit der Security-Firma sehr obskur sind - obwohl der grundsätzliche Auftritt einer Sec-Firma in diesem Zusammenhang absolut nachvollziehbar ist.

    Die Presseerklärung der Security klingt für mich hier aber sehr normal:
    http://www.hess-security.de/files/presseerklarung_15022013.pdf


  • Mod

    SideWinder schrieb:

    @Marcus: Deswegen gibt es hier ja auch Mindeststandards und Kollektivveträge (weiß nicht wie diese Dinger in DE heißen). Da kannst du quasi blind unterschreiben und wenn es nicht passt trumpft das Gesetz trotzdem den Vertrag. Ähnlich dem Kundenschutz (AGBs quasi hinfällige Information, etc.). Ich sage ja nciht, dass so etwas unbedingt notwendig ist, aber wenn schon, dann bitte für alle Angestellten und nicht nur für den Deutschen(TM).

    Hm, Mindeststandards bei Arbeitsverträgen gibt es so explizit nicht, natürlich je nach Tarifgruppe die Gehälter, Arbeitszeit, und gesetzliche Limits bzgl Urlaub, Kündigung, Arbeitszeit, die im Zweifel das überschreiben was im Vertrag steht, aber weder denke ich war das ein spezieller "spanischer Vertrag", noch war der vermutlich gesetzeswidrig, oder wurde das in der Doku gesagt? Bin mir dazu gerade nicht sicher. Aber Du kannst wegen unserer bescheuerten steuerlichen Regelungen natürlich in den Vertrag unglaublich viel reinbauen in Bezug auf Kostenersatz und -erstattungen, und deren Implikationen, was völlig legal ist und dem Steuerrecht entspricht, aber keine Sau versteht, ein Nicht-Muttersprachler schon gar nicht.

    Wenn ich das richtig sehe waren die doch unter 90 Tagen in DE, dann mussten die in DE nicht mal Sozialversicherungsbeiträge zahlen (gemäss EU-Entsenderichtlinie) je nach Beschäftigungsmodell, und nach DBA waren die Einkünfte in DE sogar steuerfrei und sind nur in Spanien zu versteuern. So schlecht war der Deal vermutlich nicht, und das wurde aber als Sozialversicherungsbetrug dargestellt.

    Dazu auch:

    http://kreisanzeiger-online.de/2013/02/19/218419/

    @Shade: der Text ja, das ist vernünftig, der Name ist aber schon etwas obskur... auch noch grosses Doppel-S am Ende... hm. Bisschen viel 88 auf einmal.



  • Marc++us schrieb:

    Und das mit dem Bus ist wohl ein Scherz, 45 Minuten Stehplatz na-und?

    Das ist ja auch nur ein Angebot, das die freiwillig annehmen. Alternativ waere eine Fahrgemeinschaft mitm Auto, das muesste fuer etwa 1/10 von deren Gehalt moeglich sein. So schlimm kann der nicht sein, wenn das keiner macht.



  • Erscheint mir hier alles eine teilweise unsinnige Diskussion um ein tatsächlich aktuell brisantes Thema zu sein.
    Arbeitsleistung zählt nicht oder muss einfach so billig wie möglich sein. Nur was haben da die Security-Leute ausserhalb der Firma zu suchen? 😕


  • Mod

    berniebutt schrieb:

    Arbeitsleistung zählt nicht oder muss einfach so billig wie möglich sein.

    Also auf die oft genannten 8,50 €/Stunde, noch dazu für eine völlig qualifikationsfreie Tätigkeit, vermutlich sogar ohne schweres Heben: Da dürften die meisten Leute ganz schön neidisch werden. Das Problem liegt nicht bei Amazon, sondern im Gegenteil bei vielen anderen Tätigkeiten.

    Nur was haben da die Security-Leute ausserhalb der Firma zu suchen? 😕

    Gestohlene Waren natürlich. Wenn man kurzfristig eingestellte Leute mit wertvollen Waren hantieren lässt, dann wäre ich auch besorgt, dass da etwas geklaut wird. Höchstwahrscheinlich auch zurecht. Die Frage ist also mit welchen Methoden man dies optimal verhindert, aber gleichzeitig ohne dass man dafür in der Öffentlichkeit runtergemacht wird. Hier liegt der eigentliche Fehler. Sie hätten wohl lieber ein paar Nacktscanner installieren sollen.



  • Marc++us schrieb:

    @Shade: der Text ja, das ist vernünftig, der Name ist aber schon etwas obskur... auch noch grosses Doppel-S am Ende... hm. Bisschen viel 88 auf einmal.

    Keine Frage, etwas dubios wirkt es schon.

    Aber die Indizien auf irgendeine Form von falsch verhaltens von Seiten der Security sind schon sehr sehr minimal. Dennoch hat die Security Firma den Job verloren und wird wohl nicht mehr für Amazon (direkt oder indirekt) arbeiten.

    Ich finde sowas halt hart - weil man wieder sieht wie mächtig es ist die öffentliche Meinung zu beeinflussen und gleichzeitig wie simpel es ist.

    In diesem Fall ist es mir herzlichst egal - aber das nächste mal ist es eben zB mein Arbeitgeber der einen Großkunden verliert, weil irgendwer gerne Lügen erzählt. Und das ist eine Tendenz die mir persönlich halt nicht gefällt. Da die Wahrheit in so einer Situation irrelevant ist - die Medienkeule erschlägt alles, es muss nur halbwegs OK insziniert sein.

    PS:
    Die Security Firma ist von der Zeitarbeitsfirma aus Versicherungsgründen engagiert worden. Soviele Leute unterzubringen ohne zu wissen wieviel konfliktpotential entsteht, ist riskant. Eine Security Firma hierfür zu holen ist vollkommen normal.



  • Shade Of Mine schrieb:

    Dennoch hat die Security Firma den Job verloren

    Das Hotel ja wohl auch.



  • TGGC schrieb:

    Shade Of Mine schrieb:

    Dennoch hat die Security Firma den Job verloren

    Das Hotel ja wohl auch.

    Dazu habe ich keine Infos.
    Aber ja - falls das der Fall sein sollte würde ich das ebenso bedenklich finden.

    Und Konsequenzen für die Reporter gibt es ja auch keine...


  • Mod

    Shade Of Mine schrieb:

    Und Konsequenzen für die Reporter gibt es ja auch keine...

    Na das fehlt unserer Pressefreiheit gerade noch *g*

    @Shade: Wenn du dir die Trenkwalder-Berichte in Österreich durchliest scheint da aber schon irgendwo Dreck am Stecken zu sein. Siehe bspw.: http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/1347066/AmazonAffaere_Sonderpruefung-belastet-Trenkwalder?_vl_backlink=/home/index.do

    So ein Lizenzentzug kommt nicht von den Medien.

    MfG SideWinder



  • SideWinder schrieb:

    @Shade: Wenn du dir die Trenkwalder-Berichte in Österreich durchliest scheint da aber schon irgendwo Dreck am Stecken zu sein. Siehe bspw.: http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/1347066/AmazonAffaere_Sonderpruefung-belastet-Trenkwalder?_vl_backlink=/home/index.do

    So ein Lizenzentzug kommt nicht von den Medien.

    Ich sehe da leider nichts konkretes.
    Aber dass Zeitarbeitsfirmen da nicht die besten Arbeitgeber sind ist bekannt. Das ist ein inheräntes Problem der Zeitarbeit. Da ein Arbeiter keinen wirklichen Wert besitzt - er hat ja kein Know How oder ähnliches dass schwer zu ersetzen ist.

    Es ist zB gängige Praxis dass Betriebsräte und Co unterbunden werden durch Versetzen der Arbeiter zu anderen Unternehmen.

    Aber warten wir ab was das Ergebnis ist. Aktuell steht dort ja nur, dass Beraten wird.

    PS:
    Wir sind von den Naziwachen die Sklaven in KZ-ähnlichen zuständen misshandelt haben, aber schon ein Eck weit weg, oder? 😉





  • Marc++us schrieb:

    Ich vermute, dass weniger als 50% der DEUTSCHEN nicht verstehen, was sie in ihrem Arbeitsvertrag in DEUTSCHLAND unterschrieben haben.

    Ich meinte damit auch die Sprache, in der der Arbeitsvertrag geschrieben ist. Nochmal die Goldmine: Ich habe _nichts_ schriftliches in der Tasche, setze mich so in den Flieger nach Brasilien, dort legt mir in meiner Präsidentensuite jemand ein mehrseitiges Werk in Portugiesischer Sprache vor und ich unterschreibe das?!?
    Du kannst es noch eine Nummer kleiner machen, es funktioniert vermutlich immer noch nicht: Würdest du durch halb Deutschland umziehen für eine neue Arbeitsstelle? Ohne alles fixiert zu haben? Korrigier meine Meinung dazu, wenn sie übertrieben ist, aber alles, was ich dazu jemals gehört habe, ist: Niemals die Stellung wechseln, wenn die neue Stellung nicht sicher ist.

    Marc++us schrieb:

    Ich bin ja bei Dir, dass die Sachen mit der Security-Firma sehr obskur sind - obwohl der grundsätzliche Auftritt einer Sec-Firma in diesem Zusammenhang absolut nachvollziehbar ist.

    Ich habe nicht damit gerechnet, daß so ein Sicherheitsdienst eingesetzt wird, aber ich habe Verständnis dafür, wenn es bereits schlechte Erfahrungen gegeben hat. Die andere Frage ist dann, wie die Leute denn eingesetzt werden. Und hier ging das einfach zu weit, finde ich.

    Marc++us schrieb:

    Und das mit dem Bus ist wohl ein Scherz, 45 Minuten Stehplatz na-und? BBei meinem letzten Projekt bin ich jeden Tag 35 Minuten in der knallvollen U-Bahn vom Office zum Hotel gefahren, jeden Tag zweimal wie die Sardine eingeklemmt in einer chinesischen U-Bahn. So what? [Vom Schulbus früher will ich gar nicht anfangen, das war fast 9 Jahre lang täglich Stehplatz.]

    Wenn mir jemand in SeppJ's Manier ein Angebot für den Arbeitsweg macht, gehe ich davon aus, daß ich einen Sitzplatz habe. Und zwar u.a. auch deswegen, weil es Schichtarbeit ist. Wo sind denn Zeiten und Personaleinsetz besser planbar? Außerdem haben wir noch nicht über die anderen "Kleinigkeiten" geredet, die an dem Punkt vorgefallen sind: Wenn Schichtarbeit überhaupt Vorteile hat, dann ist doch einer davon die berechenbare Arbeitszeit (zumindest habe ich das so empfunden). Und da werde ich eine Stunde früher rausgeschickt? Das sind alles so Sachen, die ich anders erwarte bei einem solchen Angebot. Allerdings sind das natürlich Details, die man vorher eigentlich nicht wissen kann, es sei denn, man hat genau da schonmal gearbeitet.

    Es mag nicht skandalös sein, aber bei dem Beispiel kommt wirklich eins zum andern.



  • scrub schrieb:

    Die andere Frage ist dann, wie die Leute denn eingesetzt werden. Und hier ging das einfach zu weit, finde ich.

    Und was genau ging zu weit?

    PS:
    Lies dir uU mal auch das hier durch: http://kreisanzeiger-online.de/2013/02/19/218419/

    Die Security sei allerdings tatsächlich von vielen als problematisch angesehen worden, bestätigt Cerrada: „Das waren schon imposante Kerle, man fühlt sich da etwas eingeschüchtert.“ Sie selbst habe allerdings keine Probleme mit den Securities gehabt: „Ich war immer freundlich und zurückhaltend.“ Andere hätten sich aber durch das Auftreten der Security provoziert gefühlt und teilweise auch aggressiv auf deren Anweisungen reagiert – dann sei es zu Problemen gekommen, wie in dem Fernsehbericht gezeigt.


  • Mod

    SideWinder schrieb:

    So ein Lizenzentzug kommt nicht von den Medien.

    Side... bitte... Fast jede Firma verstösst immer irgendwo gegen irgendwas, willst Du jemanden abschiessen, Sonderprüfung und fertig. Dazu kommt ja, daß bei rechtlich zweifelhaften Sachen das Amt immer erst mal die Sperre verhängen kann, bis der andere dagegen vorgeht. Und wenn die nun einen Weg gefunden haben, um Mitarbeiter ohne Sozialabgaben zu verleihen - was VÖLLIG LEGAL SEIN KANN, weil UNSERE REGIERUNGEN europaweit solche Staatsverträge auf EU-Ebene vereinbaren - stehen die erst mal auf der Abschußliste, weil man versucht das Verfahren zu stoppen. Richt doch danach, Dreiländerverfahren... spanische/polnische AN, österreichische Leiharbeitsfirma, deutscher Standort. Das ist mit Sicherheit auch eine hochgradige komplexe Konstruktion gewesen.

    Und der Grund für die Sonderprüfung war? Die Medien...


  • Mod

    Klar, aber diese "Otto-Normal-Verstöße" führen zu einem Bußgeld und die Sache ist gegessen. Wenn ihnen aber die Lizenz komplett entzogen wird (gut, gedroht wird erst einmal viel, aber falls es passiert..)? Oder glaubst du, die Regierung will quasi sich ins gute Licht rücken und einem renommierten Unternehmen wie Trenkwalder die Lizenz aus Wahlstimmenfang entziehen weil man ja den armen Arbeitern geholfen hat?

    MfG SideWinder


  • Mod

    Habe meinen Beitrag noch editiert, please read again.


  • Mod

    scrub schrieb:

    Korrigier meine Meinung dazu, wenn sie übertrieben ist, aber alles, was ich dazu jemals gehört habe, ist: Niemals die Stellung wechseln, wenn die neue Stellung nicht sicher ist.

    1. Das ist typisch deutsch. [Mache ich auch so, ja.] Würde man in Skandinavien oder den USA schon anders sehen. Für Spanien weiß ich es nicht.

    2. Wenn Du keine Stellung in Spanien hast, ist das Argument mit der Fallback-Linie halt nicht da.



  • Da ist ein ganz interessanter Beitrag zu dem Thema:

    http://www.focus.de/finanzen/news/arbeitsmarkt/tid-29634/leiharbeiter-skandal-beim-online-haendler-jetzt-spricht-das-opfer-was-die-ard-in-der-amazon-dokumentation-verschwieg_aid_923768.html

    Die Protagonistin der ARD-Reportage sagt also, dass die ARD da so einiges verzerrt dargestellt hat bzw. einen Eindruck vermittelt hat, der in weiten Teilen nicht der Realität entspricht.

    Ein Punkt, den die Protagonistin aber weiterhin bemängelt ist die Tatsache, dass man mit anderen Gehaktsversprechen geködert wurde als man tatsächlich gekriegt hat. Das sehe ich durchaus ein.



  • Marc++us schrieb:

    Und wenn die nun einen Weg gefunden haben, um Mitarbeiter ohne Sozialabgaben zu verleihen - was VÖLLIG LEGAL SEIN KANN, weil UNSERE REGIERUNGEN europaweit solche Staatsverträge auf EU-Ebene vereinbaren - stehen die erst mal auf der Abschußliste, we

    Das ist der Punkt. Ich verstehe die Aufregung nicht, Amazon hat nur ausgenutzt, wofür unsere Regierung bzw. die EU die politischen Rahmenbedingungen gesetzt hat. Es ist wirklich blanke Heuchelei, wenn auch nur ein an einer Regierung beteiligter Politiker seinen Schnabel dazu aufmacht. Ein Privatunternehmen will nunmal seinen Gewinn maximieren - wenn man das verhindern will, dann politisch!


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