Wie wurde damals mit Lochkarten programmiert?



  • Ich habe 1987 Abitur gemacht. In der Oberstufe hatte ich schon Informatik. Das war aber noch sehr trocken, da wir keine Rechner hatten. Zumindest in der 11. Klasse. Da wurden eben so wichtige Sachen gelehrt, wie den Aufbau einer Lochkarte. Wahrscheinlich (hoffentlich) war ich unter den letzten, die das noch lernen mussten. Auf der anderen Seite muss ich sagen, dass ich dennoch nie eine Lochkarte in Aktion gesehen habe. Die Schulen hinken in der Technik immer ein wenig hinterher. Aber das ist nicht den Schulen vorzuwerfen, sondern der Technik, die der Schule davon rennt.

    In der 12. und 13. Klasse durften wir an den Rechner. Das war eine Nixdorf-Anlage mit 8 Terminals. Damit haben wir (Business-)Basic gelernt. Pascal war dort auch verfügbar. Aber das war fast unbenutzbar. Alleine um mit dem Cursor im Editor die Mitte des Bildschirmes zu erreichen hat man mehrere Sekunden gebraucht. Wahrscheinlich war der Editor mit Basic programmiert, wie wohl die meisten Applikationen für Nixdorf.

    Mein Mathe-Lehrer war damals damit beschäftigt, neue Hardware für die Schule anzuschaffen. Das waren dann 286er. Ich habe nie gehört, dass eine Schule ein C64 oder ähnliches verwendet hätte.



  • Ach ja - und noch was: Wenn Du die Möglichkeit hast, gehe doch mal ins technische Museum in Berlin. Dort findest Du alte Rechner mit jeder Menge Informationen über die Geschichte. Ich war letztes Jahr dort und fand es hochinteressant. Dort stehen Großrechner mit der unglaublichen Rechenleistung von über 10 Additionen pro Sekunde. Da hält kein Kopfrechner mehr mit.



  • Ich werd mal meine Mutter fragen. Sie hat auf diese Art und Weise programmiert ( in der DDR ). Ich erinnere mich, dass sie immer einmal im Monat "Rechenzeit" beantragen musste, um die "Applikation" zu testen 😃



  • Geschichtsinteressierter schrieb:

    Aber nun würde mich auch mal interessieren, wie überhaupt programmiert wurde?
    Hat man den Fortran Programmcode erstmal in menschenlesbarer Form auf normales Papier mit z.B. dem Bleistift geschrieben (so wie man also heute in einer IDE programmieren würde) und erst danach, wenn das ganze Programm dann fertig war,
    die Lochkarten Zeilenweise erstellt oder wie muss man sich das vorstellen?

    ja so ähnlich ging das. dafür gab es auch spezielle Formulare. wenn man Grlück hatte, konnte man das selber an der Stanzmaschine eingeben. andernfalls ging es zur Abteilung Datenerfassung, und die freundliche Datenerfasserin hat das alles abgetippt. dadurch entstand natürlich eine zusätzliche Wartezeit und Fehlerquelle. das Programm lief dann in einem Job über Nacht, und wenn man besonderes Glück hatte, war kein Syntaxfehler im Quelltext. den Output gab es auf Endlospapier vom Paralleldrucker. ansonsten war dann am nächsten Morgen die nächste Runde

    bei PL/I Programmierern waren übrigens die "end;" Lochkarten beliebt. davon hatte man immer ein paar als Reserve in der Schublade

    für besonders Geschichtsinteressierte noch der Hinweis: die 80 Zeichen der Lochkarte wurden auf die ersten Großrechnerterminals übertragen. und auch heute noch haben alle Grafikkarten im BIOS Textmodus 80 Zeichen pro Zeile

    http://de.wikipedia.org/wiki/Textmodus



  • tntnet schrieb:

    Mein Mathe-Lehrer war damals damit beschäftigt, neue Hardware für die Schule anzuschaffen. Das waren dann 286er. Ich habe nie gehört, dass eine Schule ein C64 oder ähnliches verwendet hätte.

    Wir hatten 64-er. Damals war der Info-Unterricht auch noch gut, weil nur die Lehrer es machten, denen es besonderen Spaß machte.



  • Kann mit der Frage und den Antworten wenig anfangen.

    Lochkarten dienten lange Zeit zur Eingabe von Systemanforderungen, Sourcecode und Daten. Der Programmierer und der Anwender hatten keinen Monitor und keinen eigenen Speicher im Rechner und mussten eben Lochkarten als Stapelpaket zum Einlesen am Lochkartenleser abgeben. Die Ergebnisse wurden dann auf Papier ausgedruckt.

    Die Informationen auf den Lochkarten waren binär eingestanzt. Selten hat ein Lochkartenstanzer den Code auch im Klartext aufgedruckt. Gewöhnlich wurde nur gelocht. Wichtiger war aber die Reihenfolge des Lochkarten-Stapels. FORTRAN sah deshalb für den Sourcecode in den Spalten 73-80 eine Numierung vor. 1000 Lochkarten ohne Numerierung auf dem Weg zum Lochkartenleser fallengelassen konnten schon fatal gewesen sein.



  • tntnet schrieb:

    Ich habe 1987 Abitur gemacht. In der Oberstufe hatte ich schon Informatik. ...

    Vielen Dank für deine Antwort.
    Jetzt würde mich aber noch interessieren, wann bei euch Taschenrechner eingeführt wurden. Wir bekamen die AFAIK generell erst in der 7. Klasse in BW und da waren Taschenrechner schon der Normalfall.
    Wann die an den Gymnasien generell eingeführt wurden, weiß ich also nicht.

    PS: Das Bundesland wäre auch noch wichtig.



  • berniebutt schrieb:

    Kann mit der Frage und den Antworten wenig anfangen.

    Was ist das Problem bei den Fragen?

    Lochkarten dienten lange Zeit zur Eingabe von Systemanforderungen, Sourcecode und Daten. Der Programmierer und der Anwender hatten keinen Monitor und keinen eigenen Speicher im Rechner und mussten eben Lochkarten als Stapelpaket zum Einlesen am Lochkartenleser abgeben. Die Ergebnisse wurden dann auf Papier ausgedruckt.

    Richtig.

    Die Informationen auf den Lochkarten waren binär eingestanzt.

    Nein, waren sie überwiegend nicht. Lies mal den WP Artikel.

    Selten hat ein Lochkartenstanzer den Code auch im Klartext aufgedruckt.

    Das war die Regel.
    Diese Lochkarte mit dem Fortan Code ist NICHT binär, sondern dezimal leicht ablesbar.



  • Hi,

    das war damals noch das alte FORTRAN IV bzw FORTRAN 66

    in Spalte 1-5 kamen Nummern für Sprungziele, ggf in Spalte 1 ein C wenns ein Kommentar war,

    in Spalte 6 kam eine Nummer für Fortsetzungszeilen wenn nicht aller Quelltext einer Anweisung in eine Zeile passte

    Spalte 7 - 72 war der Raum für die eigentliche Quelltext, jeweils genau eine Anweisung, bzw. ein Teil davon wenns in den nächsten Zeilen weiter ging.

    Ab Spalte 73 bis Spalte 80 konnte dann numeriert werden.

    Das Sortieren mit den Sortiermaschinenen ging damals auch nicht so schnell.
    Da musste nach jeder Dezimalstelle getrent sortiert werden, also bei langen Programmen wo alle Stellen ausgenutzt wurden waren alleine zum Sortieren 8 durchläufe nötig.

    Wens genauer interessiert, auf
    ftp://ftp.nag.co.uk/sc22wg5/ARCHIVE/Fortran66.pdf
    kann man alles interessierende nachlesen.

    Gruß Mümmel
    (der seine ersten EDV-Schritte noch mit Fortran IV gemacht hat)



  • Geschichtsinteressierter schrieb:

    tntnet schrieb:

    Ich habe 1987 Abitur gemacht. In der Oberstufe hatte ich schon Informatik. ...

    Vielen Dank für deine Antwort.
    Jetzt würde mich aber noch interessieren, wann bei euch Taschenrechner eingeführt wurden. Wir bekamen die AFAIK generell erst in der 7. Klasse in BW und da waren Taschenrechner schon der Normalfall.
    Wann die an den Gymnasien generell eingeführt wurden, weiß ich also nicht.

    PS: Das Bundesland wäre auch noch wichtig.

    Du fragst Sachen. Bundesland weiß ich sofort: Hessen. Aber sein wann durften wir Taschenrechner verwenden? Soweit ich mich erinnern kann, durften wir ab der Oberstufe Taschenrechner verwenden. Aber keine programmierbaren.



  • tntnet schrieb:

    Geschichtsinteressierter schrieb:

    tntnet schrieb:

    Ich habe 1987 Abitur gemacht. In der Oberstufe hatte ich schon Informatik. ...

    Vielen Dank für deine Antwort.
    Jetzt würde mich aber noch interessieren, wann bei euch Taschenrechner eingeführt wurden. Wir bekamen die AFAIK generell erst in der 7. Klasse in BW und da waren Taschenrechner schon der Normalfall.
    Wann die an den Gymnasien generell eingeführt wurden, weiß ich also nicht.

    PS: Das Bundesland wäre auch noch wichtig.

    Du fragst Sachen. Bundesland weiß ich sofort: Hessen. Aber sein wann durften wir Taschenrechner verwenden? Soweit ich mich erinnern kann, durften wir ab der Oberstufe Taschenrechner verwenden. Aber keine programmierbaren.

    Das würde also bedeuten, ab 1985.
    Das mit der Oberstufe ist naheliegend, Taschenrechner waren damals ja nicht ganz billig.

    Nur, was habt ihr dann in der Mittelstufe verwendet?
    Hattet ihr für diese noch Rechenschieber?

    In der Mittelstufe gab's ja schließlich auch schon Logarithmen oder die Sinus Funktionen, im Kopf ist das sicherlich nicht einfach.



  • Geschichtsinteressierter schrieb:

    Das würde also bedeuten, ab 1985.
    Das mit der Oberstufe ist naheliegend, Taschenrechner waren damals ja nicht ganz billig.

    Nur, was habt ihr dann in der Mittelstufe verwendet?
    Hattet ihr für diese noch Rechenschieber?

    In der Mittelstufe gab's ja schließlich auch schon Logarithmen oder die Sinus Funktionen, im Kopf ist das sicherlich nicht einfach.

    Richtig. Es muss wohl schon in der Mittelstufe gewesen sein. Also Sinus habe ich immer mit dem Taschenrechner gerechnet. Und so teuer waren die Taschenrechner auch wieder nicht. Also Rechenschieber haben wir keine mehr verwendet. Ich habe damals einen HP-32E verwendet. Das war so ein RPN Taschenrechner mit LED-Anzeige. Und der einzige von HP, der nicht programmierbar war. Wie ich gerade nochmal recherchiert habe wurde der bis 1983 angeboten. 80$ soll er gekostet haben. Na ja - ich habe ihn gebraucht bekommen. Also nicht über E-Bay - damals gab es so ein neu modischen Kram wie Internet noch nicht 😉 .

    Später habe ich dann auch einen HP 41C gehabt. Den habe ich gebraucht von unserem Nachbarn gekauft und der war programmierbar. Ich weiß gar nicht mehr, ob ich den dann in der Oberstufe doch verwenden durfte.

    Meine Güte - ist das alles lang her. So alt bin ich doch gar nicht. Nur junge Leute hängen doch in irgendwelchen komischen Foren rum 🤡 .



  • Niedersachsen: Ich habe meinen Taschenrechner Ende 6. ,Anfang 7. bekommen.
    Ist allerdings von Schule zu Schule unterschiedlich, genau so wie z.B.
    Schulen verschiedene Modelle verwenden.
    Meinen (TI84+) kann man auch programmieren, gut für ein Arbeit 😉

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  • Und ich habe meinen Taschenrechner in der 7. Klasse (1982) bekommen und habe ihn immer noch (neben dem Computer liegen): Casio fx-82



  • Was lernt uns das alles? 😕
    - Lochkarten hatten Löcher, der 'Schweizer Käse' auch.
    - Taschenrechner hatten nie Lochkarten.
    - Keine Sau möchte noch Lochkarten zur Programmentwicklung und zum Programmeinsatz verwenden.
    - Als zu Olims Zeiten die Lochkarten ausgedient hatten, gab es beim Altpapierhändler einen guten Kilopreis dafür.



  • berniebutt schrieb:

    - Taschenrechner hatten nie Lochkarten.

    Aber Magnetkarten
    https://de.wikipedia.org/wiki/TI-59



  • Schaut lieber nach vorne anstelle zurück. Wir sind heute die Steinzeit von morgen. 😃


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